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Nr. 155 Sächsisck)e Volkszeitung Seite 10 HlO / Line Kpi8oäe sus 6er mexikanischen Lkristenverkolgung Zu einem tleinen, entlegenen Gebirgsdors in Mexiro i wurde eines Tages ein Offizier mit einer Eskorte entsandt, um die Kirche zu schliessen, die kirchlichen Güter zu beschlag nahmen und den einzigen Priester der Ortschaft gefangen zunehmen. Als die Truppe jedoch in der Morgendämmerung ins Dorf rückte, hatte der Priester auf schnell ersolgte Warnung hin seine Wohnung verlassen und sich in die Berge begeben, wozu er sich nach vielen dringenden Bitten der Gläubigen bereitgefunden hatte. Von allen Dorfbewohnern wußte aber außer einem jungen Manne keiner, wo sich der Eeelen- hirte aufhiclt. Dieser junge Mann hieß Jose Rondell und war der Schafhirt der Gemeinde. Er hatte den Priester als einziger in die Berge hinaufgeleitet. Durch einen schnöden Verrat erfuhr der entsandte Offizier von dem Geheimnis, das Jose Rondell hütete. Er ließ ihn am folgenden Morgen verhaften und vorführen. „Ich habe erfahren, daß du rveißt, wo sich euer Priester verborgen hält, Jose Rondell", sagte der Offizier und blickte den Jüngling durchdringend an. „Bevor du mir Antwort gibst, habe ich dir folgendes zu sagen: Draußen stehen meine Soldaten mit guten Zuchtruten und warten darauf, dich in Empfang zu nehmen. Dann befindet sich gleich nebenan eine hübsche, vergitterte Zelle, in der du dich nachher von der Durchpeitschung erholen kannst. Dies erwartet dich, wenn du verstockt bist und den Aufenthalt eures Priesters nicht bekanntgibst. Im andern Falle werde ich dich, unbestraft laufen laßen, obwohl du nach dem Gesetz bereits einer Strafe verfallen bist. Willst du gestehen?" „Nein!" erwiderte Jose und blickte den Offizier ruhig an. „Du bist ein törichter Junge, Jose", redete dieser weiter, ohne Unruhe oder Zorn zu äußern. „Ich schätze, du hast keine Ahnung, was es heißt, fünfzig Rutenhiebe zu erhalten und in einer öden Zelle hungrig und mit qualvollen Schmerzen zu hocken. Du bist noch jung und unerfahren, Jose Randell, deshalb will ich Geduld mit dir haben und dich nicht sofort halbtot schlagen lassen... Aber willst du mir nicht lieber sagen, wo das Versteck eures Priesters ist?" „'Rein, darauf werden Sie vergebens warten", antwortete der junge Hirte und lächelte eigen. „Führt ihn auf den Hof und verabfolgt ihm zunächst ein Dutzend Rutenhiebe!" besaht der Offizier den beiden an wesenden Soldaten. Und er sah vom Fenster gelassen zu, wie der Jüngling halb entkleidet wurde und wortlos unter den Schlägen taumelte. Fünf Minuten später stand Jose wieder vor seinem Pei niger. Er war blutüberströmt und todbleich. „Gestehe!" sagte der Offizier und kaute finster an seinem stachligen, schwarzen Schnurrbart. „Nein!" erwiderte der Hirte und richtete sich stöhnend auf. „Nochmal ein Dutzend!" befahl der Ossizier, und das gräßliche Schauspiel wiederholte sich aus dem Hofe. Viermal führte man den jungen Hirten hinaus, ohne ein Geständnis von ihm zu erpressen. Beim vierten Male sank Jose lautlos in den glühenden Sand. Man schleppte ihn in die erwähnte Zelle und ließ ihn dort -18 Stunden ohne Nahrung und Wasser liegen. Daraus wurde er dem Ossizier vorgesührt, der ihn mit scheinheilig bedauernder Miene musterte. „Du tust mir leid", sagte er zu dem verunstaltete» und vor Oual gekrümmten Jüngling. „Ich erfülle eine Pflicht, Jose Randell. Wenn du dieser meiner Pflicht entgegengekommen wärst, hättest du dir alles ersparen können. Nun tu den Mund auf und bekenne, wo der Priester ist." Jose richtete sich mit der letzten Kraft seiner Glieder ans und erwiderte: „Ich erfülle gleichfalls eine Pflicht, derentwillen Sie mich quälen. Diese meine Pflicht ist größer als Ihre. Sie werden von mir kein Geständnis erhalten." Der Offizier sprang wütend aus und lief fluchend durchs Zimmer. „An die Wand!" schrie er. Die Soldaten führten den verstummten Jüngling auf den Hof und banden ihn an der Mauer fest, weil er beständig vor Schwäche vornübcrsank. Dann traten sie zurück und richteten die Gewehre auf den Jüngltng, der mit verjagen der Stimme Gebetsworte murmelte. „Gestehe!" brüllte der Offizier über den Hof. Jose Rondell blickte nicht einmal auf. „Halt! Nicht schießen!" schrie der Offizier, dem ein Einfall gekommen war. Er befahl, den Jüngling loszubinden und ließ ihn in ein sauberes Zimmer führen, wo er ihn eine Woche lang pflegen ließ, bis er sich vollständig erholt hatte. Es war spät an einem Sonntagnachmittag: da richtete der Offizier ein Mahl für vier Personen und ließ Jose Randell dazu erscheinen, der sich maßlos verwunderte. Als er das Zimmer betrat, schrak er zurück und stand eine Weile wie gelähmt: Außer dem Offizier, der ihn mit gröhlender Stimme willkommen hieß, saßen zwei schamlos gekleidete Dirnen am Tisch und luden ihn mit aufreizenden Gebärden ein. Der Jüngling eilte, als er sich von seiner Bestürzung erholt hatte, zur Tür, fand sie aber verschlossen. „Nun sei nicht schüchtern, Jose", sagte der Offizier und führte den sich heftig Sträubenden gewaltsam zur Tafel, wo die Mädchen ihn mit roten, lächelnden Lippen und erprobten Blicken erwarteten. „Iß und trink, mein Junge", sagte der Ossizier und füllte den Becher des Jungen mit schwerem Wein. Aber Jose führte weder von den Speisen zum Munde, noch rührte er den Wein an. Er blickte vor sich hin und ließ das Geschwätz der Dirnen ruhig über sich ergeben. Nn In6i3ner8tsmm löst clss 8ckwie^ermutterproblem Während sich die Ehemänner in zivilisierten Ländern seit undenklichen Zeiten mit ihren Schwiegermüttern abplagen, ohne daß selbst die höchste Kultur diesen ewigen Krieg zu beendigen vermöchte, hat ein wilder, bisher unentdeckter Indianerstamm den ganzen Echwiegcrmuttcrkomplex längst auf die einfachste Weise beseitigt. Wie Professor Petrullo vom Museum der Universität Penn sylvania ankiindigt, hat er auf seiner eben vollendeten For schungsreise durch Venezuela den so gut wie unbekannten Indianerstamm der Paruros besucht und dort feststellen könne», daß zwischen Schwiegermütter» und Schwiegersöhnen das denk bar beste Verhältnis herrschte. Es war diesen beiden Ver- wandtcnkategorien auf das strengste verboten, auch nur ein Wort miteinander zu sprechen,- ja, sie dürfen sich nicht einmal nnschen und müssen am Lagerfeuer einander den Rücken kehren. Ist eine Besprechung zwischen Schwiegermutter und Schwieger sohn unvermeidlich, so darf sie nur aus dem Wege über eine dritte Person erfolgen. Für Schwiegerväter und -töchter be stehen dieselben Vorschriften; trotzdem sind aber die in solchem verwandtschaftlichen Verhältnis stehenden Personen strikt ver pflichtet, füreinander aufs beste zu sorgen. So haben die Paruromänner Frieden im Hause und kommen mit Schwieger müttern glänzend aus. Orvüe untereinanäer Als Nijinsky, de: berühmteste aller russischen Valletlänzer, mit Gabriele d'Annnnzio bekannt gemacht wurde, sagte der Dichter in seiner souveränen Art: „Soso, Sie sind der Nijinsky? Na, dann tanzen Cie mir mal was vor!" — Nijinsky musterte ihn erstaunt, dann erwiderte er: „Soso, Sie sind der d'Annun- zio? Na, dann dichten Sie mir mal was vor! . . " Der f'euerwelirmann Der russische Kaiser Nikolaus war, als er ein Palais Unter den Linden erworben hatte, damit Berliner Bürger geworden. Er geriet nicht wenig in Erstaunen, als er eines Tages eine im strengen Amtstone verfaßte Aufforderung erhielt, sich zum Dienst bei der Feuerwehr da und da zu einer bestimmten Stunde ein- zufindcn. Der Kronprinz, der spätere König Friedrich Wilhelm IV., hatte sich diesen Scherz erlaubt und freute sich, als der ganze Hof, mitfamt dem russischen Kaiser, in schallende Heiterkeit ausbrach, als sich die Sache ausklärte. Hochausspritze.id hcreinbrechen? Wundervolle Stunden im Gebirge, wenn auf einem Gipfel uns ein ganz klarer Blick geschenkt wird herunter auf das sonnenüberslutcte Land — wenn aus der anderen Seite Bergkette uni Berg kette einporsteigt und ganz fern das ewige Eis der Glet- sck-cr schimmert. Aber ein ebenso gewaltiges Erlebnis, wenn Sturm und Unwetter den Wanderer auf einem sol chen Berggang überfällt, wenn er seine Kraft zusammen rassen muß und im Ringen mit den Elementen sich wieder -er ganzen Lust, der ganzen Schönheit und Einknaligkcit dieses Daseins bewußt wird? Am glücklichsten sind in diesen Ferientagen die Kinder. Ihnen erschließt sich mit jedem neuen Ort, mit jedem Schritt in eine neue Landscl-ast eine ganz neue Welt. Was ist Christoph Kolumbus, der die unbekannte Wasserstraße nach Westen ins Grenzenlose fuhr, um in Indien Gold zu finden, gegen diese Kleinen, für die über all hin Straßen ins Unbekannte führen, und die auf allen diesen Straßen das Geivaltigstc finden, was es zu entdecken gibt: das Leben... G Für uns in Dresden hat es einen runden und safti gen Vorgeschmack der großen Ferien gegeben: die Vogel wiese. Das ist seit altersher das große Volksfest der säch sischen Landeshauptstadt, wo arm und reich sich in glei- ckzcr Fröhlichkeit tummeln und die Alten wieder jung rverdcn. Eine Großmutter in weißen Haaren, die Ach terlei)» fährt, ist für mich ein geradezu erhabener Anblick: Es ist das so etivas wie die Ueberwindung von Raum und Zeit. Wie wichtig für Dresden die Vogelwiese ist, hat diesmal auch der Dresdner Oberbürgermeister aner kannt, der persönlich zu ihrer Eröffnung erschienen ist. Und wer nicht bei der Eröffnung dabei gewesen ist, der sollte mindestens am heutigen Sonntag nicht versäumen, beim Abschluß der Vogelwiese dabei zu sein... Leipzig natürlich k-at der Ruhm der Vogelwiese nicht schlafen lassen. Und da Leipzig alles selbstverständ lich viel größer und besser machen muß als die miese Pro vinzstadt Dresden, haben die Leipziger sich für den näch sten Sonntag, just zum Beginn der großen Ferien das 20. Deutsche Bzindesschicßen gesichert. Das wird e-nmal eine große Sache werden, da wird die Dresdner Vogel wiese sich dagegen verstecken müssen! Seit Wochen ist an den Vorbereitungen gearbeitet worden. Seit Freitag abend ist die Festwiese in Betrieb, die an Glanz und Fülle der Attraktionen, Sehenswürdigkeiten und Belustigun gen der Dresdner Vorgängerin in keiner Weise nachsteht. Im Gegenteil: in Leipzig ist das Riesenrad viel größer, die Achterbahn viel länger und die Liliputaner viel klei ner. Und ein Festzug wird zu dem Bundesschießen statt finden — so etwas hat Sachsen noch nicht gesehen. Kurzum — auch beim Vogelschießen hat Leipzig in jeder Hinsicht den Vogel aligeschossen. Es soll freilich auch solche Leute geben, die auch in den großen Ferien nicht fortfahren und sich keinerlei äußere Genüsse leisten können. Die hübsch zu Hause blei- lwn, auch wenn sie Ferien lzabcn. Der Grund dafür ist ja gewöhnlich die bekaunte unbeliebte „Schwäcize auf der Brust". Aber ich frage mich doch manchmal, ob cs diese Leute nicht eigentlich am besten haben. Sie kommen wenigstens einmal, ivenn sie eine nette Wohnung haben — und auch eine sehr lvscheidene Wohnung kann sehr nett sein— zum Bewußtsein, daß diese Wohnung nett ist und daß sie von dieser Nettigkeit auch einmal etwas haben. Und vor allein kommen sie zwangsläufig dazu, die ver borgenen Schönheiten ihrer engeren Heimat zu entven- Ken. Daß Sachsen auch zu den schönen Landschaften Deutscl)- lands gehört, haben die Sachsen ja früher selber nicht ge wußt. Deshalb sind sie zu einem besseren Nomadenvolk geworden, dessen Vertreter überall im Reiche und sogar in Hinterindien und Grönland anzutreffen ivaren. Alwr jetzt heißt es auch für uns Sachsen: „Vleibe im Lande und nähre dich redlich!" und denrzufolge auch: „Verbringe deinen Urlaub in der Heimat und entdecke ihre Schönheit!" Und schließlich bleiben denen, die sich die Ferien Jndefsen erniunrerie ver Ossizier die beiden zum gehöri gen Essen und ergab sich selber dem Genuß der Speisen und Getränke. Einige Stunden gingen so hin. Der Abend nahte. Der Offizier wurde immer ausgelassener, und die Mädchen Über boten ihn an schamloser Lustigkeit. Als es fast dunkel war, stand der Ossizier auf, verneigte sich spaßhaft vor Jose, der sich kaum gerührt hatte, bot „gute Nacht" und ging schwankend hinaus. Die Nacht ging vorüber... Als Der Ossizier am folgenden Morgen kn bester Laune die verschlossene Tür zum Gastmahlszimmer öffnete, bot sich ihm ein seltsamer Anblick: Ter mit Speisen und Flaschen überladene Tisch stand so, wie er ihn am Abend verlasse» hatte. In einem Winkel hockten schlafend die beiden Mädchen. Vor dem Fenster aber kniete Jose Randell im liefen Gebet: sein braunes Antlitz war wie verklärt dein goldenen Lichtstrom der ausstcigenden Sonne zugewandt. „Verdammt!" schrie der Offizier, der seinen Zweck ver eitelt sah. Er trieb die Mädchen aus dem Gemach und ries nach seinen Soldaten, die den lüftenden Jüngling aus seiner Versunkenheit rissen und ihn ohne Umschweife an die nächste Hauswand stellten. „Es lebe Christus!" rief Jose laut und fröhlich und brach gleich darauf unter der Salve seiner Mörder tot zusammen. „I'ele^rapkieren i8t Ukei-kIÜ88lg" Wie große Erfindungen zunächst verkannt worden sind. Es sind jetzt genau 100 Jahre her, da lies, der Engländer Ronalds seine Erfindung eines Telegraphen in London paten tieren. Als Erfinder war Ronalds von der Bedeutung und Wichtigkeit des Apparates, den er gebaut hatte, natürlich ganz überzeugt, aber er bemühte sich, wie die Erfahrung lehren sollte, vergeblich, auch die englische Regierung aus die Vorteile und auf die Nützlichkeit dieser Erfindung hinzuwcisen. Er hat es mit Dutzenden von Eingaben versucht. Aber entweder erhielt er gar keinen Bescheid, oder immer eine ablehnende Antwort, jeden falls klingt aus feinem letzten Schreiben große Verbitterung. Es heiß) darin, die Regierung in London könne sich doch wohl wenigstens dieser kleinen Mühe unterziehen, fein Patent einmal prüfen zu lasten. Der Bescheid, den Ronalds auf diese letzte Eingabe bekam, mutet uns moderne Menschen auf alle Fälle recht merkwürdig an, steht doch in dem Brief des englischen Ministers an den Er finder wörtlich folgendes zu lesen: „Telegraphieren irgend welcher Art ist völlig überflüssig, und die englische Negierung hat auch nicht die Absicht, diese Erfindung jemals einzusühren." Diese Voraussage ist allerdings etwas leichtfertig gewesen, denn gerade England gehörte später zu den Ländern, die den Ausbau eines Telegraphennctzes sehr gefördert haben. Oer Orttn6er Minister von Hardenberg erhielt im Jahre 1810 folgenden Vries: „Hoch edel gcbohren An Miuiister von Harttenberg, ich bitte nicht übel zu nähmen das ich meine Wissenschaft melde ich habe Maschinen Erfunden die hauen und stechen und schießen mit Kanonen und Klcingewär und wenn die Maschinen so regiert werden, wie es gehn kan, so kau unser gnädigster König die ganze Welt die spitze bitcn (ich wünschte mich selbst zu sprächen). Berlin, den 18. September 1810. Vicrschenler Johann Casper, wohnhaft in der Wallstraße in Nr. 4 an spitlal Margt." Vielsagend. Der Ncres erscheint mit seinem Arbeitgeber, dem Herrn Müller, vor dem Eewerbegericht. Der Herr Müller erklärt: „Ich habe den Neres nicht ent lasten, sondern er ist einfach sortgcbliebcn!" Woraus der Neres hitzig meint: „Dat stcmmp nit! Hä höt mer gekiindig! Denn hä hat gesaht, ich soll zum Deuvel gönn, — und do bin ich nom Gcwcrbcgcricht gegange!" reise sparen müssen, auch die Hetze und die Aufregungen einer solclzcn Reise erftmrt. Sie l)aben keinen Zug zu versäumen, sie brauck>en sich über keinen Hotelportier zu ärgern, sie geraten in keine verwanzte Unterkunft. Ver nicht im offenen Auto reisen mutz, braucht viel weniger Staub zu schlucken. Gottes Sonne scheint überall, wenn es nicht gerade regnet — und wenn es regnet, dann hört es auch einmal wieder auf. Wenn man jemanden trifft, der besonders braun gebrannt und gut erholt aussieht, dann braucht man gar nicht erst zu fragen: Der war be stimmt nicht verreist sondern daheim im Lustbad. . Und für die langen Commerabende gibt es l)errliche Bücher. Bücher, zu deren Lektüre man ja sonst das ganze Jahr nicht kommt. Etwa die „Maria Ward" von Ida Friederike Coudenhove oder „Das Schwcißtuch der Vero nika" von Gertrud le Fort. Wer den kristallklaren Auf bau wissenscl>astlicher Gebäude liebt, mag zu den Werken großer Gedankcnbaumcister greifen; Max Webers .Grund riß der Sozialökonomik" oder des eben 70 Jahre alt ge wordenen Heinrich Wölsflin „Kunsthistorisck)e Grundoe- griffe" werden ihm unvergeßliche Stunden verscl)assen. Nur politische Bücl-er soll man in den Ferien nicht lesen, so reizvoll cs gerade heute sein mag, von Politik zu zpre. chen. Politik und Fcrienerholung sind zwei schlechter dings unvereinbare Tiegrifse. Auch Ihnen wünsche ich, daß Sic sich zu der hohen Kunst durchringen, einmal von Herzen faul sein zu kön nen. Es ist das gar nicht so leicht —wer gewohnt ist, zu arbeiten, dem kostet cs viel Arbeit, einmal wirklich nicht zu arbeiten. Aber lernen Sie von der ältesten mcnsch- liclzen Kunst, von der Landwirtsci)aft: Jeder Acker muß einmal brachliegen, wenn er künftig wieder fruchtbar sein soll. So wünsche ich Ihnen für die große geistige Brachtet- zeit der Ferien die rechte Erholung, damit Sie an Ihren Arbeitsplatz zurückkehrcn mit neuen Kräften und Fähig- keiten zu wirken für sich und die anderen! In diesem Sin« frohe Feriengrüße von Ihrem alten M