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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.02.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19160217018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916021701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916021701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-02
- Tag 1916-02-17
-
Monat
1916-02
-
Jahr
1916
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Kriegserinnerungs-Lafel 17. F«ör»ar ISIS In den Argvnnon eroberten die Deutschen Wetter« Teil« der feindlichen Hauptstestang. Ostpreußen tst vom Feinde frei. Die von Lomza nach Kölns oorgeyend« russische Kolonne ist geschlagen worden. Dl« Lu st schlff« ,1. 8- und »l- 4- sind im Sturm an der dänischen Küste gestrandet. Weisung durch di« Reichsleitung hat hier eine starke Stellungnahme ausgclöst gegen alle diese Treibereien, mögen sie kommen, woher sie wollen, mögen persönliche, ehrgeizig- eifersüchtige Motive, mag der Geist der sogenannten .Dreiklassen- sronde' vermischt mit abgeskempelt .patriotischer" Politik der Biertisch faust und lünderverschluckenden KrieaSzielphantasten dazu zusammen helfen. Kurz, wie gesagt, olle diese unersrenlichen Erscheinungen, die bei weiterer Ausbreitung das Bild der Geschlossenheit trüben könnten, hat man angesichts der größeren Ausgaben, angesichts des blutigen Ernstes im Kampfe um die Existenz nicht einer Partei, sondern eines großen Volkes bei uns gründlich sott. Mir machen uns mit Neckt über französische Zustände lustig, über Herrn Llcmenceau, über die monarchistischen Diktakuranwandlungcn des .Figaro" usw. Mögen uns die Herren, angefangen von Herrn v. Hevdebrand. dem ein geschworenen Wahlreformgegner, und Herrn v. Zedlitz, dem Mann der starken Faust, bis zum ErobcrungSpkantasten Fuhrmann, also Hs zum rechten Flügel der Nationalliberalen, mögen sie uns ein «ihn- lichcs Schauspiel hinter den männerbewehrten Fronten ersparen!" Wir haben dem nichts hinzuzufügcn, da es sich mit dem deckt, was wir selber zur Sacke zu sagen hakten. Es war ein Reinfall für die um Heydebrand, Zedlitz und Fuhrmann, und darum wallen wir nun auch in christlicher Nächstenliebe den Narbung vor der Komödie zuziehen. Feindliches Intereft. an Deutschlands Kolonien .1» letzter Zeit ist eine Reihe vom englischen und französischen Büche.!', erschienen, die bestimmt sind, in Frankrelcy und Eng land das Interesse an Deutschlands Kolonien zu wecken. Don diesen Büchern verdienen eine besondere Aufmerksamkeit «La Provokation Allemande ciux Colonies' von Pierre-Alype mit einem Dorwort des französischen UnterrlchtsministerS, ehe maligen Gouverneurs von Indockina Albert Sarraut und «South- Westafrica" von Albert F. C o l v e r t, einem bisher nur auf australischem Gebiet tätigen englischen Forscher, der gleichzeitig weitere Werke über Dculsch-Ostafrika, Kamerun und Togo sowie die deutsch-afrikanischen Kolonien im allgemeinen ankündigt. Alle diese Bücher, mögen sie ihre Aufgaben auch von den verschiedensten Gesichtspunkten, militärischen, politischen und wirtschaftlichen, aus anfasscn. stimmen darin überein, daß sie die Kolonisationsmethoden des eigenen Landes in den Himmel heben und jede deutsche Kultur arbeit in Afrika verneinen. Wo sic nicht umyinkönnen, geleistete Arbeiten zu erwähnen, schieben sie ihnen militaristische Beweg gründe unter. Dieser angebliche deutsche Militarismus und die angebliche teutonische Eroberungswut müssen dann auch herhalken, um das in dem Dorgehen von England und Frankreich in Afrika liegende, nickt zu entschuldigende Verbrechen an der weiften Raste zu verteidigen. Man greift dabei zu allen nur denkbaren Ent stellungen, Fälschungen und Verdrehungen der Geschichte, stempelt Aötlfterungen einzelner Privaileute'Zmd einzelner Zeitftittztn Auslassungen der deutschen Regierung, kurz man veracht,eh Din sein Ziel zu erreichen, aus jedes Lhrlichkeits- und Anstandsgefühl, s ivic wir das auf gegnerischer Seite während dieses Krieges ja so gewohnt sind. Nebenbei versucht man natürlich auch noch, die Neutralen graulich zu machen, indem man Deutschland Absichten auf niederländische, spanische und dänische Kolonien andtchtet. Mit edler Dreistigkeit gibt man zu, daft man selbst seit dem Jahre 1870 ein Vielfaches dessen, was Deutschland an Kolonien aut friedlichem Wege erworben Hal, durch Feldzüge — die «in Heldengedicht für sich bilden, sagt der Franzose — und dtploma- ti'che Künste an sich gebracht hat, trotz kleinerer Bevölkerung und geringeren Ausdehnungsbedürsnisscs. Der Engländer Calvert, der wahrscheinlich, um auf Neutrale größeren Eindruck zu machen, leine spanischen Ordensauszeichnungen unter seinen Namen seht, meint, es wäre Zeit, jetzt die Geschichte des deutschen Kolonial besitzes zu schreiben, denn sie sei eine abgeschlossene Periode. 3n der Vorrede zu seinem Buch „Südwestafrika", das Botha als dem .Vollender englischen Ehrgeizes eines allbritischen Südafrika-' gewidmet ist, wärmt er wieder die Mär von der deutschen Er oberungsabsicht auf Südafrika auf in einer Weise, die uns eigent lich nur stolz machen könnte, wenn die Mär wahr wäre, denn er traut angeblich den paar tausend deutschen Männern in Südwest- asrlka zu, daft sie stark genug gewesen wären, ganz Südafrika der I deutschen Herrschaft zu unterwerfen, während England Hundert tausende aufbieken muhte, um nur einen Teil, die Burenrepubliken, unter den Union Zack zu zwingen. Diese Tatsache führt Calvert vorsichtigerweise allerdings nicht an, denn damit würde er ja feine Phrasen von vornherein der Lächerlichkeit preisgegeben haben. Er hofft wohl, daft seine Leser ihm den Gefallen tun, sich nicht mehr an diesen erst 1H Jahrzehnt zurückliegenden Abschnitt süd afrikanischer Geschichte zu erinnern. Wollte man alle die Ungereimtheiten, Lügen und Entstellungen, die die englischen und französischen Schriftsteller in ihren Werken über unsere Kolonien sich leisten, Punkt für Punkt richtigstellen, so könnte man einen dicken Band damit füllen. Sie sind uns aber einmal diese Arbeit nicht wert. Was der unbefangenen Welt gegenüber nötig war zu sagen, ist außerdem von amtlicher deutscher Stelle bereits gesagt. Franzosen und Engländer bekehren zu wollen, wäre in diesen! Zeitpunkt zudem nur ein hoffnungsloser Versuch am untauglichen Objekt. Im übrigen rechtfertigt die blühende Entwicklung unserer Schutzgebiete selbst die deutsche Kolonialpolitik am besten. Einen Erfolg aber erzielten Eng länder und Franzosen durch ihre eifrige Beschäftigung mit unserem Kolonialbesitz, den sie sicherlich nickt erwarteten, nämlich daft sie jedem Deutschen die Wichtigkeit und Bedeutung eines solchen Kolonialbesitzes noch einmal nachdrücklich vor Augen rücken. Das Material, das sic über den Wert und die Bedeutung von Kolonien so emsig Zusammentragen, und das, wie sie glauben, nur ihnen nützen soll, wird uns beim Frledensschluh gute Dienste leisten. Zum Untergang der „Arethusa" la. Rotterdam, 16. Februar. (Drahkbericht.) Der Unter gang des englischen Kreuzers «Arethusa" wird in der eng lischen Presse allgemein bcdauert. Die «Times" sagen in einem Leitartikel, daß sein Unlergang vermutlich größeres Leid wesen erregen würde, als der Verlust eines Linien schiffes. Die «Arethusa" habe sich an jenem Seegefecht in der Nordsee beteiligt und verkörperte für das englische Volk den alten abenteuerlichen Geist der britischen Marine. Das Blatt sagt, daß England nickt so viele leichte Kreuzer mit einer Ge schwindigkeit von 30 Knolen besitze, daß es den Verlust der . Arethusa" auf die leichte Schulter nehmen könne. rvtb. London, 16. Februar. (Amtlich.) Bei dem Unfall der ,<Are- k hu s a" werden zrvölfMannvermißt. Acht Mann wurden ver wundet. Ensittfche „Siegeszuversicht" vvtd. London, 16. Februar. Das «Reutersche Bureau" verbreitet einen Leitartikel des «Daily Telegraph" über die Wiedereröffnung des Parlaments, in dem eS heißt: Die Parlamentssession eines kritischen Jahres und «ineS großen Krieges Ist eröffnet worden. Großbritannien und seine Verbündeten beginnen ein neueä Kapitel des Konfliktes. Nie waren sie so fest vom Siege überzeugt wie heute. Die noch immer wachsenden Kosten des Krieges und der schwere Druck, den der Krieg den nationalen Hilfsquellen auferlegt, beunruhigen die Phantasie. Wie soll das weilergehen? Das Blatt schließt, es müsse irgendwie weiter gehen, bis zu einem siegreichen Ausgang«. Die Einberufung der Ledigen tu. Mailand, 16. Februar. (Drahkbericht.) Der «C'orriere della Sera" meldet aus London, daft die sofortige Ein berufung sämtlicher Unverheirateten vom 31. bis 40. Lebensjahr zum 18. März in ganz England das größte Er staunen hcrvorrief, in vielen Kreisen sogar Bestürzung ver- MV erwartet hatte, daß ^nächst nur ein gennaer Teil der unverheirateten einberufen werdest wllrod, nächbem osir Unverheirateten im Alter von 10 bis 30 Jahren sich bereits im I Januar stellen mußten. Man legt auch Verwahrung dagegen ein, da die Gerichtshöfe zur Prüfung von Unabkvmmlichkeitsanträgen nicht mehr ihre Pflicht erfüllen könnten. Durch die sofortige Ein- berufunader Unverheirateten werden mit einer Warnungsfrist von einem Monat auch alle Verheirateten von IS bis 40 Jahren elnzlehungtfällig. Poststockungen zwischen Schweden «nd England «Ob. Kopenhagen, 16. Februar. (Drahtbericht.) «Berlingske Tidende" meldet aus Stockholm: In den letzten Tagen ist von Göteborg k eine englische Paketpost mehr angekom men. Dort liegen nunmehr 58 000 für England bestimmte Paketsendungen aufgestapelt. — Die schwedische Re gierung verlangt in einem gestern elngebrachten Gesetzentwurf, zur Wahrung der Neutralität 25 Millionen Kronen aufwenden zu dürfen. — Auf Grund deS niedrigen Kurses deS dänischen Papier gelde- gegenüber dem schwedischen sind Schwierigkeiten bei der Abrechnung zwischen der schwedischen und der dänischen Staatsbahn entstanden. Schwedlscherseits verlangt man Bezah lung in Gold. Dänemark macht geltend, daß solches in dem Ab- rechnungSoerhältnis zwischen Schweden und Deutschland nicht I verlangt würde. Halgs Bericht über de« deutschen Erfolg bei Uperrr vvtb. London, 16. Febrnar. (Vrahtbericht.) Britischer Haupt quartterBerlchtr Rach heftiger Beschießung der ganzen Front von D»ern und de« Vorsprungs südlich von H»»g« «achte der Feind mehrere Infanterieangriff«. Zwischen de« Kanal and Bpern nach Lamines und der Eisenbahn brach der Feind in un seren vordersten Gräben ans einer Front von ungefähr 600 Hards ein. Alle anderen Angriffe mißlangen. Das heftige Bombardement »ns beiden Seiten dauert an. Türkischer Tagesbericht ,vU> Konstantinopel, 16. Februar. (Drahtberlcht.) Amt licher Kriegsbericht: An ber3rakfronl überflog eines unserer Flugzeug« dl« feindliche Artilleriestellung bei Kut el Amnra und warf dorl mit Erfolg z w ö l f B o m b e n ab, die sehr groß« Wirkung hatlen. Nach der Niederlage in der Schlacht bei Batiha, westlich Korna, lieh der Feind auf den Rückzngsstrahen «ine große Zahl uon Toten. Die Verluste, die der Feind in der genannten Schlacht erlitten hat, belaufen sich, soweit sie bisher festgestellt sind, ans 200V Mann »nd 300 Tiere. An der Kaukajusfronl verlor der Feind bei den heftigen StellungSkämpfcn, die trotz des kalten Wetters und des Schnees in den letzten drei Tagen stattsanden, 5000 Tote und 60 Mann an Gefangenen. An der Dardan allen front feuerten am 1Z. Februar «in Kreuzer, ein Monitor und ein Torpedoboot des Feindes 29 Granaten erfolglos gegen Tekke Burun. Zufolge des Gcqenscners unserer Küstenbakterien wurden sie gezwungen, sich zu entfernen. Bet Aden, in den Wäldern zwischen Scheik Osman und Elu-Aile, wurde eine Aufklärungsabteilung des Feindes in einen Hinterhalt gelockt und fast vollständig aufgerieben. Die Ueberbleibenden flüchteten nch in der Richtung aus Scheik Osman unter Zurücklassung ihrer gesamten Bagage. Unterredung zwischen Nadoslarvow und Bratinnu? (r.) Wien, 16. Februar. (Eigener Drahtbericht.) Das «Neue Wiener Journal" meidet aus Bukarest: Die „Rowoje Wrcmja" berichtet aus diplomatischer Ouelle, daß Ministerpräsi dent Brat! anu und Ministerpräsident Radosiawow vor kurzer Zeit auf rumänischem Boden aktuelle Fragen be sprochen haben. Die Besprechung der beiden Ministerpräsi denten hatte der Bukarester Gesandte Radow vorbereitet, um die schwebenden aktuellen Fragen der beiden Nachbarstaaten durch persönliche Berührung der Landcsverankwortlicdcn der befriedigen den Erledigung nahezurücken. Braklanu und Radoslawow haben sich auch tatsächlich über mehrere, faktisch hochbedeutsame politische Fragen geeinigt. (An der Meldung ist auffallend, daß sie nicht von Sofia aus verbreitet worden ist. Der Umweg über die «Nowoje Wremja" macht sie nicht glaubwürdiger. D. S.) Ein neuer deutscher Gesandter in Sofia ntb. Berlin, 16. Februar. (Drahtbericht.) Die «Nordd. Allg. Zkg.' meldet: Der kaiserliche Gesandte Wirklicher Geheimer Rat Dr. Michahelles hat fick nach arbeitsreichen und be wegten Jahren in Sofia, denen eine lange Dienstzeit in den Tropen vorausging, genötigt gesehen, einen Erholungsurlaub nachzusuchen. Der Gesandte hat sich nach kurzem Aufent halt in Berlin zunächst zur Kur nach Kisfingen begeben. Da der Gesandtenposten in Sofia im gegenwärtigen Augenblick nicht längere Zeit verwaist bleiben kann, ist, wie wir hören, der bis herige Gesandte in Christiania, Graf Oberndorfs, aus- "Erfshen Herrn Michahelles in der bulgarischen Hauptstadt zu er setzen. Exzellenz Michahelles, der in Anerkennung seiner Ver- dienste"'auf dem bisherigen Posten durch Verleihung des Roten Adler-Ordens 1. Klasse mit Eichenlaub ausgezeichnet wurde, wird nach Wiederherstellung seiner Gesundheit einen anderen Ge- fandtenposten erhalten. Erfolgreiches Auftreten Sunaris' gegen den Terror der Entente (r.) Wien, 16. Februar. (Eigener Drahtbericht.) Der «Abend meldet aus Athen: Die Vierverbandsmächteforderten, daß di« griechisch« Negierung der Landung von 5000 serbischen Sot- baten in PatraS ihre Zustimmung gebe. Durch daS Auftreten des Ministerpräsidenten Gunaris wurde dieser Plan vereitelt. tu. Lugano, 16. Februar. (Drahtbericht.) DaS Pariser Journal er hält aus Saloniki folgenden Eon-erber icht: Ventzelos wird, wie schon gemeldet, sich um den in Mykilene freigewordenen Kammersih be werben und voraussichtlich gewählt werden. Immerhin wird seine Stellung sehr schwierig sein, da in der neuen Kammer nicht ein einziger seiner Freunde sitzt. Trotz der strengen Neutralitäts erklärung, die der Ministerpräsident Skuiudis abgab, versicherte der Minister deS Innern, Gunarts, der der Herr der Lage ist, Griechen land rüste nicht ab, wett es nicht daraus verzichte, sich seines Heeres zu bedienen. INL7N Deutsche und Franzosen Bon einem Franzosen des besetzten Gebietes Die «Gazette des Ardennes' hak von einem fran zösischen Mitarbeiter eine Zuschrift erhalten, die aus vielen Gründen interessant ist, zumal da sie mit vielen gehässigen Lügen der französischen Presse gründlich aufräumt. Der Artikel lautet in deutscher Ilebersehung: ,Eü gab eine Zeit, da man am Ouai d'Orsay leise davon sprach, daß eine Annäherung an Deulsckland vielleicht dock nicht so unzweck mäßig wär«, wie die extremen Parteien behaupteten. Das war zu der Zcil. alsJuleSFerrn, der schon damals viel Geschmähte, sich ernstlich damit abgab, diese Annäherung herbeizuftthren und sie nicht nur dem Parlament, sondern auch der großen Moste plausibel zu machen. Unser Botschafter, Her von Courcel, wußte genau, was er politisch wollte; er stellte sich entschlossen auf die Seite dersenigen, die, wenn auch nicht gerade ein deutsch-französisches Bündnis, so doch wenigstens ein« ver nünftige Verständigung zwischen den beiden rivalisierenden Völkern er strebten. Obwohl diese Ansichten bekannt wurden, war der Botschafter bet Hof und bei der Bevölkerung gern gesehen. . . . Man weiß, daß die Auffassung FerroS und de Lourcels nur eine Kurze Spanne Zeit anhiell. Deutsch-französische Annäherung?... Niemals! So rufen gewiß jene vatentieiien Patrioten mit Emphase und mit zvrngeröteten Wangen auS, diese Patrioten, die zu drei Vierteln niemals Soldaten waren — wie übrigens auch ihre Söhne. Und so werden auch all« die rufen, di« nicht verstehen lernen, diese Hammel im Sinn« Panurgt, di« immer un immer wieder die gleiche Litanei blöken. Ander« wieder möchten am liebsten die Deutschen fressen, ähnlich vie die, die aus Gewohnheit oder ouS Ueberzeugung Juden- oder Pfaffen- frester sind. Viele von diesen Unentwegten haben ihre Ansicht geändert, und zar mancher sagt — schüchtern, aber er sagt eS doch: «Schließlich sind es doch auch Menschen, Menschen n ie wir." Und wenn jemand den Mut Kat ihnen zu sagen: «Auf jeden Fall sivo ' mehr wert nlS die Engländer", und wenn man ihnen das durch Beweise, durch Vergleiche Klannacht, dann geben st« es zu und sagen gjatch dreimal ja, ja, ja! Wenn jemand ein guter Geschichtskenner ist, dann soll er diesen Leuten nur in guter Form zusammensastend beweisen, waS die Engländer schon immer für Leute waren und waS sie noch heute stnd, dann werden sie überhaupt englandfeindlich. «Ja, das wußte ich ia alles nicht", sagen sie dann naiv! Wiste», das tst eben die Hauptsache! In den besetzten Gebieten findet man jetzt viel Franzosen, die ihre Ansichten über die .Boches", die «töte» carröes". die «Sauer- krautcsser" gründlich geändert haben, sie nennen die .Boches" jetzt ganz höflich «Deutsche". . . . Sie find mistend geworden! Die Franzosen und Französinnen der besetzten Gebiete wissen auS Erfahrung, daß die Deutschen sich weder als Nauhbeine, noch als Bar baren und rohe Kerls benrhmen, ja daß sie sich nicht einmal als Sieger aufspielen, laut schreien oder sporen- und säbelklirrend über daS Pflaster stampfen. Sie find den Männern gegenüber niemals gewalttätig, sie respektieren die Frauen und Haden die Kinder sehr gern; es macht ihnen nichts aus, alten Leuten, die mit ihren Töpfen am Eingang der Kaserne sichen, ein Stück Brot oder Fleisch, etwas Suppe oder Gemüse zu geben. Den Einwohnern gegenüber stnd sie freundlich und gefällig, im Laden korrekt und höflich. Natürlich gibt es auch hler ad und zu Ausnahmen. Ueble Burschen gibt es bei ihnen wie bei unS; die gibt's in allen fünf Erdteilen, nnd ich glaub« nickt, daß Deutschland etwa Anspruch darauf erhebt, keine zu haben. Wenn die Deutschen vom Kriege sprechen, dann geschieht es immer, um zu versichern, daß sie u n S gar nicht böse sind, da sie ja wissen, dah England uns in den Krieg getrieben hat, daft der Krieg «ln groftes Unglück ist. . . . Und fast immer fügen st« hinzu: «Franzosen , , . Gut« Soldaten!' Sie hoben keinen Hatz gegen uns! Die Offiziere machen, und das spricht zu ihren Gunsten, kein Hehl aus Ihrer Bewunderung für die Tapferkeit nnd den Mut der Unsrigen. In den Dörfern, wo es keine Aerzte mehr gibt, versehen di« deutschen Stabsärzte den öffentlichen Gesundheitsdienst sie behandeln die Kranken, die Frauen und Kinder derer, die Im Felde sind. Kürzlich sagte mir «in« Mutter: .Der deutsche Arzt bat mein Kind, das die Bräune hatte, vom Tode gereitet." .Hat er eS gut gepflegt?' „So gut eS überhaupt ging.' .Wieviel hat er dafür verlangt?" Nichts." Dos sind alle, Dinge, von denen die Franzosen nichts wissen, alles Talen und edelmütige Handlungen, von denen st« keine Ahnung haben. Doch klebt man noch immer an der alten Ansicht über die Deutschen: Es sind Barbaren! Das wird den Franzosen immer wieder gesagt, die Zeitungen schreiben eS immer und immer wieder, und alle Redner prokla mieren eS bis zur Bewußtlosigkeit. Unsere Landsleute werden nach wie vor ln derselben Art «aufgeklärt', wie wir vor dem Kriege, als man uns Wunderdinge über England und die russische Dampfwalze erzählte. Heule aber wissen wir «Okkupierten' Bescheid, wir kennen die Deutschen seit 18 Monaten, wir leben zusammen mit ihnen, kurz, wir wissen, woran wir sind. Mir haben gelernt, sie zu achten. Und das würden alle Franzosen tun, wenn sie die Deutschen kennten wie wir. «Deutsch-französische Annäherung .. Sie wird schon kommen, und wenn noch so viele Leute aus Interesse oder aus Partetrücksichten oder Vorurteilen sich dagegen sträuben. Sie wird kommen, wenn die Franzosen und Deutschen sich bester kennen, wenn sie wissend werden. Wissend fein, darauf kommt es an. * * » Diese Aeutzerungen, die das Gepräge reinster Ehrlichkeit tragen, stnd vereinzelt, und man soll sie nicht überschätzen. Sie sind interessant, da sie zeigen, daß das Auftreten unserer Feldgrau«» ln Feindesland lhaen Freunde gewonnen hat, daß dort die blöden, von der Hehpreste ge nährten Vorurteile keinen Boden mehr haben. Von irgendeiner .An näherung' kann man im übrigen wohl kaum mehr reden. Die Presse des unbesetzten Frankreichs hat seht einen Ton angenommen, besten Gemeinheit überhaupt nicht mehr zu überbieten ist. Die Züchtung des Hasses wird mit allen Mitteln betrieben, man steht Bilder, deren Scham losigkeit ekelerregend ist — hat doch ein «angesehenes' Pariser Blatt einen ehrlosen Halunken wie Herrn RaemoekerS eigens engagiert, damit er feine verleumderischen «Zeichnungen' dort unterbringt. Aber gerade wett dies widerlich« Treiben ein «Pfui' des Ekels auslöst, deShald freut man sich, auch einmal die ehrliche Stimme eines anständigen Franzosen zu hören. Freilich wird man drüben sagen, der Artikel sei von den .Boches" selbst fabriziert (eine Methode, die sa in Frank- reich s«hr bekannt tst), man wird den Verfasser als Renegaten. Landesverräter ebkun oder gar behaupten, der Unglückliche sei mit der Peitsche und dem Revolver ln der Hand gezwungen worden, gegen seine Ueberzeugung zu schreiben usw. Dan kann uns aber ganz gleich sein. Das wütende Gekläff dieser tollen Prestemente kann nicht an uns heran. Mitleidiges Achselzucken über diese Geisteskrankheit genügt. Dem Artikel der .Gazette" aber wünschen wir die wetteste Verbreitung in Frankreich «nd allen neutralen Staaten, -le von Realer und Hava« .aufgeklärt' werden. Vielleicht gibt «r doch einig«» irr «geführten Lenten zu denken!
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