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Morgen-Ausgabe «n» w,»«»« ,»«im«l Ins -aut -«brach» monatlich M. ILS, »t«r<«NLHrl!ch M. S.7L: sür Abhol«» monatlich M. 1^-; barch onl«r« «otwLrtt-«» Filialen Int Haut -«brach» monatlich M. lLg vi«r»«l- tLhrlich M. LLÜ; durch dl« Poft inn«rhalb Druilchlandt monat- N» M. lLg »Itrt«ll«brllch M. tL0 <au«l»ll«blich Dostdrft«»,«!»). Schrlfiloltuna und <S«schSsltslell«! Nohannit-aff« Rr. S /Amtsblatt des Rates und des poUzeiarrrtes -er Stadt Leipzig 110. Jahrgang ÄNHklgttdvreis:«^«,0,,- ^um-.b.»,« «inl»au.D«nt t«"« 2S Dt„ «. «»«» SS Df.: Anj«l,«o »- B«h,rd«a I» «mtt^.U di.D,'»»,«»« «D^a-aut»^» V.r bl.in.Anj.i,«« dl« V«tl»j«lla A Pf^».rs Df.r Famili,aan,«i-«n rrDf.. ViichSlr«. anz«I,«n mtt Vla»,»rI»rif»«n im Dr.il« «khlhr FS, »r^L.lo,!, »v-,.A,f. «chla» B«Ua,«n: ««lamtaafl,,. M.7^- »««raul.nd,»tlchl.D»fta«dllhr. F«n,l»r«ch <r>nschlab Nr. »««»r. I««» ,«» <«»«« Donnerstag, den 17. Februar Rr. 85 1S1V Kitchener über die Kriegslage Der Ssterr.-ung. Tagesbericht ^tb. Wien, 16. Februar. Amtlich wird gemeldet: Russischer und Südöstlicher Kriegsschauplatz Die Lage ist unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz Die Artilleriekämpfe an der Küstenland ischen und dem anschließenden Teil der Kärntner Front dauern fort. 3m Abschnitt von Doberdo kam es auch zu Minen werfer- und Handgranakenkämpfen. Am 3avorcek wurde eine italienische Feldwache zum achten Male aufgehoben. Das Borfeld unserer neuen Stellung im Rombongebiet ist mit Feindesleichen bedeckt. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Hoefer, Feldmarschalleutnant. Amerika und die Bewaffnung von Handelsschiffen vtd. London, 16. Februar. Die .Morning Post' meldet aus Washington vom 13. Februar: Präsident Wilson ist heute zurückgekehrt. Es ist noch unbestimmt, welche Haltung Wilson zur neuen deutschen Ankündigung cinnimmt, alle bewaffneten Handelsschiffe ohne Warnung zu zerstören. Seine Um- gebung glaubt, daß seine Entscheidung für Deutschland günstig seinwtrd. Ein Mann in sehr hoher Stellung sagte dem Korrespon denten der .Morning Post', jede Regierung habe das natürliche Recht, zu bestimmen, unter welchen Bedingungen Schiffe die Häfen ihres Landes anlaufen dürften. Es sei absurd, es als einen unneukralen Akt hinzustellen, wenn die Regierung ihren bisherigen Standpunkt in dieser Frage ändere. Die älteste und einflußreichste Washingtoner Zeitung . Star' sagt, die neue deutsche Ankündigung lasse den Bereinigten Staaten nichts anderes übrig, als dieser Politik des See krieges beizulreken und alles zu tun, um die Amerikaner von der Benutzung bewaffneter Handelsschiffe abzuhalten. rvtb. London, 16. Februar. (Reuter.) Wie verlauket, werden die Vereinigten Slaalen in kurzem an Deutschland und Oester reich-Ungarn die Frage richten, wie sie festzuslellen beabsichtigen, ob ein Handelsschiff bewaffnet ist oder nicht, ehe sie es ohne Warnung versenken. Es wird gesagt, daß das amerikanische Memorandum an die Ententemächte wegen der Entwaffnung der Handelsschiffe einzig und allein im Interesse der Menschlichkeit gesandt wurde und keine Abänderung der geltenden Regeln beab sichtigt werde. „Daily Mail' erfährt aus Washington, die Regierung habe tatsächlich schon über die gegenüber der deutschen Ankündi gung einzuhaltende Politik entschieden. Man sei zu dem Schluffe gelangt, daß das bestehende Gesetz gelten müsse, bis die Krieg führenden Lansings Vorschläge, die Handelsschiffe zu entwaffnen, angenommen hätten. Die Vereinigten Staaten werden deshalb darauf bestehen, daß das Leben der Bürger, die auf unbewaffneten Handelsschiffen, die keinen Widerstand leisten, reisen, sicher gestellt sein müsse. Die Aufgabe, fest zu st eilen, ob ein Handelsschiff bewaffnet ist oder nicht, falle den Kommandanten der U-Boote zu. Die Vereinigten Staaken ständen auf dem Standpunkte, daß die Regierungen dieser Kommandanten für alle ihre Mißgriffe verantwortlich seien. „Daily Telegraph" meldet ausNewTork, die Telegramme aus Washington lauteten alle dahin, daß die Regierung Deutschlands neuer Drohung wegen der bewaffneten Handels schiffe keinen Widerstand leisten werde. Man vermute, daß bas Kabinett durch Marinesachverständige beeinflußt werde, die glauben, daß Amerika mit seiner sehr entwickelten Küstenlinie in Zukunft sich viel auf die Unterseeboote werde verlassen müssen. Wenn dem so sei, märe jede Politik, die darauf ausgehe, die Leistungsfähigkeit der U-Boote zu neutralisieren, gegen das Inter esse und die Sicherheit der Nation. Was der Vierverband von Vriands Romreise erhofft "tb. Paris, 16. Februar. (Drahtbericht.) «Petit Paristen' erklärt über die wirkliche Tragweite der Romreise Briands, niemand vermöchte heute daran zu zweifeln, daß der Vierverband am Vorabend einer neuen Entwicklung stände. Zwei Konferenzen würden in Paris stattfinden, die eine militärischer und die andere politischer Art. Die erstere würde aus den Oberfeldherren der Alliierten bestehen, die die verfügbare Truppenstärke und die des Kriegsmaterials fest stellt. Was besonders das Kriegsmaterial betreffe, so seien die Arbeiten dank dem Besuche Albert Thomas' in Rom beinahe beendet, sowohl hinsichtlich des Austausches von Rohstoffen und Arbeitskräften wie hinsichtlich der Erzeugung. Die Arbeiten werden entsprechend den besonderen Hilfsquellen jedes Volkes verteilt werden. Dies seien die Grundlagen des Uebereinkommens zwischen General ball' Oliv und Albert Thomas. Mas die ver- fiigoaren Mannschaften betreffe, müsse die militärische Konferenz in Paris abgewartet werden. Sobald die Kon ferenz beendet sei, würden die zur Konferenz geladenen Vertreter des Vierverbandes genau die Kräfte erkennen, auf die sie zählen könnten, um über dies oder jenes Unternehmen zu entscheiden. Sobald für die Sicherheit auf allen Fronten gesorgt sei, werde die Konferenz einheitliche Pläne aufstellen, die den Austausch von Truppen ^nd Kriegsmaterial so viel wie möglich erleichtern, ins besondere durch zollpolitische und steuerliche Abmachungen. Sie werde den Grundsatz verwirklichen, daß ebenso wie der Krieg einen einzigen Feldzug darstelle, auch eine einzige Front, eine einzige Armee und ein einziger Bestand an Waffen undMunition bestehen müsse. 3n R o m habe man gukgesät, und in Paris werde man glücklich ernten Der Tag sei nicht sern, an dem sich Italien an Oesterreich-Ungarn und dadurch auch an Deutschland rächen werde. Kitchener über die Kriegslage London, 16. Februar. (Drahtbericht.) Kitchener gab im Oberhause eine Uebcrsichl über die Kriegsereignisse. Er teilte mit, daß während der Wintermonate acht neue Divisio nen nach der Westfront geschickt wurden, und dem Feinde dort keine Ruhe gelassen wurde. Er sprach mit warmer Anerkennung von der italienischen Armee und erklärte, überzeugt zu sein, daß sie ihre Bewegung nach vorwärts sicher zu gutem Ende bringen würde. Trotz der heftigen Schlachten und der dadurch erlittenen schweren Ver luste sei das russische Heer gründlich organisiert und neu aus gerüstet. Der Geist, von dein die Truppen bewegt seien, sei noch ebensogut, wie zu Anfang des Krieges, lieber die Zurückziehung der Truppen von Gallipoli sagte Kitchener: Obwohl ich, als ich an Ort und Stelle war, zu der Ansicht gelangte, daß die Zurückziehung mit geringeren Verlusten geschehen könne, als anfänglich angenommen wurde, hat die Art, wie der Rückzug durchgeführt wurde, meine hochgespannten Er wartungen übertroffen. Der Minister sagte weiter, daß der Ober befehl in Saloniki in die Hand SarrailS gelegt worden sei, um dem Grundsatz der Einheitlichkeit bei den Verbündeten kräftigen Aus druck zu geben. Kitchener schloß mit der Erklärung, daß man einem siegreichen AuSgang deS Krieges mit Verlrauen entgegensehen könne. Ein neuer deutscher II-Boots-Typ? 1». Haag, 16. Februar. (Drahtbericht.) Der Marinemikarbetter des «Daily Telegraph' betont, daß die angekündigle deutsche Tauch- bootkampagne gegen Handelsschiffe viele neue lleberraschungen auf weisen werde, da Deutschland, wie Neutrale auS der Ostsee mel deten, einen neuen Typ des Unterseebootes besitze, der am besten als Tauchmonilor zu bezeichnen wäre. Die englischen Sach verständigen bezeichnen daS Boot als zigarrenförmig, mit einem starken wafferdicht schließenden Panzerturm, in dessen Mitte sich die Kommando brücke befinde. DaS Boot könne ganz untertauchen, halb unter Wasser oder wie ein gewöhnliches Schiff fahren und könne von bewaff neten Handelsschiffen überhaupt nicht, von Kriegs schiffen nur schwer beschädigt werden. In der Panzerung befänden sich Kanonen von unbekannter Zahl vnd unbekanntem Kaliber. ES stehe jedoch fest, daß daS Kaliber viel größer sei, als die Deutschen bi< jetzt halten. Unsere Feinde als Förderer der deutschen Industrie Von unserer Berliner Schrlftleikung T Berlin, 16. Februar. Wieder muß von der Aushungerungsrechnung unserer Feinde ein Posten abgeschrieben werden. 3m Sommer 1915 haben Eng länder und Franzosen theoretisch einwaüdfrei bewiesen, daß be- reiks im Herbst 1915 die deutsche Stahlproduktion und damit die Herstellung von Granaten zunächst in der Güte, dann aber auch in der Menge schnell bergab gehen müsse, weil die M a n g a n v o r r ä k e nicht mehr ausreichen würden und die Zufuhr ausländischer Manganerze unterbunden sei. Daß die Granaten nicht schlechter geworden sind und unsere Truppen sowie die unserer Verbündeten daran keinen Mangel haben, konnten unsere Feinde inzwischen an allen Fronten selbst fest stellen. 3mmerhin wird bei ihnen die Hoffnung geblieben sein, der kritische Augenblick sei nur verschoben, nicht aufgehoben. Dieser kritische Augenblick liegt noch in unabsehbarer Ferne. Auf lange Zeit ist Deutschland auch heute noch mit Manganerzen versorgt, ohne die Mangane, die deut sche Bergwerke fördern, und die zunächst allein ausreichen, um genügend Munitionsmengen anzufertigen. Der Krieg hak aher darüber hinaus deutsche Wirtschaft und Technik veranlaßt, sich mit dem Ersah des Ferromangans für Stahlerzeugung zu beschäftigen. Die Erfahfrage ist gelöst. Das Material wird uns dauernd von der Zufuhr aus dem Aus- landeunabhänglgmachen. Es bedeutet gleichzeitig einen Fortschritt und ist wirtschaftlicher als das bisherige Verfahren. Wie auf so manchen anderen Gebieten, wird auch hier durch die Politik der Absperrung das Gegenteil erreicht werden von dem, was ihre Urheber beabsichtigen. Kampf -wischen indischen und australischen Truppen in Aegypten (r.) Köln, IS. Februar. (Eig. Drahkber.) Dl« „Köln. Ztg.' meldet von zuverlässiger Seit« auS Kairo: Englisch-australische Offiziere schießen rücksichtslos ihre indischen Untergebenen, besonders die mohammedanischen Inder, nieder. Bei einem solchen Vorfall erhob sich das ganz« indisch« Regiment. Rur durch schleunigste Flacht tonnte sich der größte Teil der Offizier« retten, wäh rend 12 Offizier«, darunier der Regimentskommandeur, unter den Streichen der Meuterer fielen. Sofort wurden mehrere indisch« Ab teilungen gegen dl« Aufrührer vorgeschlckt, von denen sich jedoch «in Teil weigerte, während der ander« Teil zu den Aafrührern überging. Run eilten australisch« Regimenter herbei. Es entwickelt« sich ein zweistündiges scharfes Gefecht, in dessen Verlauf es einem Teil der Meuterer gelang die Flacht in di« Wüste zu ergreifen. Von den australischen Truppen waren acht Offizier« und 275 Mann tot oder verwunde». Den flüchtenden Meuterern kamen Araber zu Hilf«. Infolgedessen hat sich General Maxwell entschloffen, die indischen Truppen mohammedanischen Glaubens vom Sueztanal wegzuziehen und auf einen andere» Kriegsschauplatz zu verbringen, wo sie gegen Richtmohammedaner zu Kämpfen haben. Eine Nachlese * Als in der gestrigen ersten Mittagsstunde im preußischen Abgeordnetenhause der Handel zwischen dem Reichskanzler und dem Haushaltsausschuß schiedlich - friedlich beigelegt ward, mag den Herren um Heydcbrand, Zedlitz und Fuhrmann ein schwerer Stein vom Herzen gefallen sein. Denn jeder weitere Tag, der der konservativen Presse gegeben worden wäre, die anqefangenen Fäden weilerzuspinnen, hätte sie noch heilloser bloßaestellt. .Die „Deutsche Tagesztg." war bei ihren Versuchen, den Vorstoß ihres Herrn und Meisters gegen Herrn von Bethmann Hollweg zu ver teidigen, sogar schon bei der Behauptung angelangt, das ganze deutsche Volk habe allen Anlaß, in die Knie zu sinken und Herrn von Heydebrand ein inbrünstiges Danklied zu singen dafür, daß er das Vaterland wieder einmal vor einer großen Gefahr behütet habe. Die „Kreuzztg." aber verhedderte sich von Ausgabe zu Aus gabe so sehr, daß sie am Abend nicht mehr wußte, was sie am Morgen geschrieben hatte. Auf die Abfertigung der „Nordd. Allg. Ztg." hatte sie geantwortet: «Richtig ist, daß die Leitung der auswärtigen Politik ausschließlich verfassungsmäßiges Recht des Kaisers ist. Diese Tatsache entbindet aber den Kanzler, der den Kaiser zu beraten hat, nicht im geringsten von seiner verfassungsmäßigen Verantwortlichkeit." Daraus nagelte sie der nationalliberale «Deutsche Kurier" also fest: „Auf diesem Standpunkt Habei» wir immer gestanden, wir stellen darum mit Genugtuung diese Aeußerung der „Kreuz-Zeitung" fest, wollen aber hoffen, daß diese verfassungsrechtliche Auffassung der „Kreuz- Zeitung' auch dann noch anhält, wenn etwa wieder einmal der Reichs- t a g seine Meinung zu derartigen Fragen äußert. Denn der Reichstag ist es wohl in erster Linie, dem gegenüber der Reichskanzler die in der Retchsverfassung leider nicht genauer festgclegte Verantwortlichkeit zu übernehmen hat. Wir waren immer der Meinung, daß eS sür ein ge sundes politisches Leben tu hohem Maße wünschenswert und daß es verfassungsgemäß berechtigt ist, wenn auch der Reichstag in Angelegen leiten, deren Entscheidung verfassungsgemäß dem Kaiser zusteht, «ine Meinung äußert, wenn also der Kaiser nicht lediglich die Stimme einer unmittelbaren Berater hört. Von den der „Kreuz-Zeitung" nahe- tehenden Kreisen wurde aber leider wiederholt unter Bezugnahme auf >ie .Kommandogewalt' und auf die «verfassungsmäßi gen Prärogative' des Kaisers die Berechtigung zu einer Mei nungsäußerung des Reichstags bestritten. Das wird wohl in Zukunsl nun nicht mehr möglich sein!" Auf diese Festnagelung stammelte gestern die «Kreuzztg." einige Ungereimtheiten zusammen, um der Schlinge zu entschlüpfen, ln der sie sich selbst gefangen hak. Noch ergötzlicher aber ist eine andere Leistung, zu der der seltsame Gemütszustand dieser Tage sie verleitete. 3n einigen Kreisb>ätkern war ein Artikel erschienen, der im Anschluß an die Kundgebung der «Nordd. Allg. Ztg." den konservativen Heißspornen in ähnlichem Sinne hcimleuchkete, wie der „Deutsche Kurier" es getan hatte. Darob schnaubte sic die .Kreuzztg." folgendermaßen an: «Wir lesen mit Erstaunen und Entrüstung in einer Anzahl von KretSblättern und ähnlichen Organen Angriffe und Unter stellungen gegen diejenigen Personen, die den bekannten Beschluß der Abgeordnetenhauskommission über die O-Bootfrage gefaßt haben. Die erwähnten Artikel gehen so weit, dem Abgeordnetenhause den Vorwurf des Eingreifens in die Rechte der Krone, die Kriegführung und die Befugnisse des Reichskanzlers und des Reichstags zu machen. Es be darf noch der Feststellung, ob und inwieweit Organen der preu ßischen Staats- oder der Retchsverwaltung eine Schuld an jenen Veröffentlichungen zufällt. Sollte das der Fall sein, so müßten unseres Erachtens die Parteien, die jenen Beschluß gefaßt haben, er- warten, daß von maßgebender Stelle eine Richtigstellung oder Zurück nahme jener Beschuldigungen erfolgt, wenn nicht ernste Mißstimmungen »m Volke selbstverständliche und in gegenwärtiger Zeit nicht zu recht fertigende Folgen solchen Ungeschickes sein sollen." Man traut seinen Augen nicht, wenn man das ausgerechnet in der „Kreuzztg." liest. War sie es nicht, die vor einigen Wochen mit den Gebärden eines Drachentöters sich vor den preußischen Minister des Innern stellte, um ihn gegen die bösen Liberascn zu verteidigen, weil sie in seiner Gründung einer amtlichen Platten korrespondenz eine unberechtigte Beeinflussung der öffentlichen Meinung erblickten? Wie wußte sie zu schelten und wie mühte sie sich um den Nachweis, daß der Regierung das unbedingte Recht zustehen müsse, auch ihrerseits durch die von ihr abhängige Presse ihre Meinung zur Geltung zu bringen! Und nun schäumt dieselbe „Kreuzztg." über von Entrüstung und fällt von einem Erstaunen in das andere, daß dieselbe Regierung es gewagt Hai, die ihr zugäng liche öffentliche Meinung über den Vorstoß der Konservativen gegen den ersten Beamten des Reiches so auszuklären, wie alle Welt außer jenen Heißspornen ihn aufgefaßt hat. Menn die Sache nicht zu ernst wäre und nicht wieder einmal die Moral mit doppeltem Boden, die in der .Kreuzztg." nicht zum ersten Male sich kundgibt, so recht eklatant in die Erscheinung träte, könnte man über den blamablen Reinfall lochen und dann darüber zur Tages ordnung übergehen. Da es sich aber um die Tatsache handelt, daß die .Kreuzztg.' der Regierung freie Bahn gelassen, wenn sic auf die öffentliche Meinung einen Druck im Sinne der konservativen Politik ausübk, sie aber entrüstet zur Rechenschaft zieht, wenn sie gegen die Konservativen vorzvgehen gezwungen ist, so darf man denen um Heydebrand für ihren Vorstoß dankbar sein, der die sonderbare Moral der «Kreuzztg.' wieder einmal grell be leuchtet Hot. 3m übrigen mag den Akteuren der Komödie der letzten Tage eine Stimme aus Süddeutschland dartun, wie man dort ihr Tun aufgefaßt hat. Das nationalliberale .Neue Tagblakt" in Stuttgart schreibt ihnen folgendes ins Stammburch: .Alle die Wühlereien gegen den Reichskanzler, die nun schon einige Zeit unermüdlich fortgesetzt werden, Hal man in den süd deutschen unterrichteten Kreisen, die Gelegenheit hatten, die Entwicklung zu verfolgen, gründlich satt. Die breite Oefscnt- lichkeit ist ja hierzulande verhältnismäßig wenig darüber unterrichtet, aber die Eröffnung der Erörterung durch die unverantwortliche Kund gebung des preußischen Abgeordnetenhauses, die korrekte Zurück-