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Morgen-Ausgabe Rr. 7« L«Ip,i, und «Vor-kl* ,««Imal «»glich O o " d H,»« gebrach« monalllch M. «LS, «tarlellädrllch Ll. S.7S; für Adbalar »»natllch M. l.—; durch anler« «»«arilgen Siltal«» In« San« ,«brach« monatlich M. «LV. vi«r1«l- >Ldrllch M. «Lü; bnrch bl» Post innerbald Deutlchland« monat- «ch M. vierielllldrli» M. «LV «aallchllebllch Postdestellgeld). Schrifil.i«»»« »nd v^chLfl«st,Ie: Zohaanilgast« Rr.I /trntsblatt des Rates und des poUzetamles der Stadt Leipzig 110. Jahrgang An,«rgenpr.is:»7-^'7:.7.''^7'^^ Veddr»« im-mtl^.ll di«Pe„«,eII, «u Pf. ». ->««.7» V».: di«»« <»««««» di, Peiikzeil, « Pf. an«,. N Pf.: Kamllleaanjelg», » V».. »«ichlNI- anjeigea mllPlatzoorlchrlfren Im Prell, «rdidi FI' Vr^L*I»i«« lv^dnf. schlag. Beilagen: Telamiaaflag« Rl.7/— da«1aoi«nd aa«ichl.P»fte«Vlbr. Fernlprech-stalchioh Ne. ««IIL «41» an» I4IS4 Montag, de» 14. Februar 1V16 Ciegreiche MO an der MMN Der deutsche Tagesbericht Das Molffsche Bureau meldet amtlich: Großes Hauptquartier, 13. Februar. Westlicher Kriegsschauplatz In Flandern drangen nach lebhaftem Artilleriekampfe Patrouillen und stärkere Erkundungsabteilungen in die feind lichen Stellungen ein. Sie nahmen einige wirkungsvolle Sprengungen vor und machten südöstlich von Boesinghe über 40 Engländer zu Gefangenen. Englische Artillerie beschoß gestern und vorgestern die Stadt Lille mit gutem sachlichen Ergebnis: Verluste oder mili tärischer Schaden wurden uns dadurch nicht verursacht. Auf unserer Front zwischen dem Kanal von La Bafsee und Arras, sowie auch südlich der Somme litt die Gefechts tätigkeit unter dem unsichtigen Wetter. In den Kämpfen in der Gegend nordwestlich und westlich von Bimy bis zum 9. Februar sind im ganzen neun Offiziere, 682 Mann ge fangen genommen worden. Die Gesamtbeute beträgt 35 Ma schinengewehre, zwei Minenwerfer und anderes Gerät. Unsere Artillerie nahm die feindlichen Stellungen zwischen der Oise und Reims unter kräftiges Feuer; Patrouillen stellten gute Wirkung in den Gräben des Gegners fest. In der Champagne stürmten wir südlich von Ste. Marie-L-Py die französischen Stellungen in einer Aus dehnung von etwa 700 m und nahmen vier Offiziere, 202 Mann gefangen. Nordwestwestlich von Massiges scheiterte« zwei heftige feindliche Angriffe. An dem von -en Franzose« vorgestern befehlen Teil unseres Grabens östlich von Malson de Champagne dauern Handgranatenkämpfe ohne Unter brechung fort. Zwischen Maas und Mosel zerstörten wir durch fünf große Sprengungen die vorderen feindlichen Gräben völlig in je 30 bis 40 Meter Breite. Lebhafte Artilleriekämpfe in Lothringen und in den Vogesen. Südlich von Luffe (östlich von St. Di«) drang eine deutsche Abteilung in einen vorgeschobenen Teil der franzö sischen Stellung ein und nahm über 30 Jäger gefangen. Unsere Flugzeuggeschwader belegten die feindlichen Etappen- und Bahnanlagen von La Panne und Poperinghe ausgiebig mit Bomben. Ein Angriff der feindlichen Flieger auf Ghistelles (südlich van Ostende) hak keinen Schaden anaerichtek. Oestlicher Kriegsschauplatz Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Oestlich von Baranowitschi wurden zwei von den Russen noch auf dem westlichen Schara - Ufer gehaltene Vorwerke gestürmt. Balkan-Kriegsschauplatz Nichts Neues. Die Besprechungen in Rom ivtd. Rom, 12. Februar. (Drahkber.) Die Agenzia Ste phani meldet: Heute vormittag fand auf der Consulta eine Besprechung statt, an der Briand, Bourgeois, Varrdre, Salandra und Sonnino teilnohmen. Man einigte sich auf die Notwendigkeit, eine engere Zusammen arbeit der Bemühungen der Alliierten herbeizuführen, um die vollkommene Einheitlichkeit der Aktion besser zu sichern, deren Notwendigkeit schon von den anderen Regierungen der Al liierten anerkannt worden sei. Man beschloß zu diesem Zweck in allernächster Zeit in Paris eine Konferenz von politischen und militärischen Delegierten der alliierten Staaten einzuberufen. Die Arbeiten dieser Konferenz werden vorbereitet werden durch eine vorherige Zusammenkunft der General st äbe. 'vib. Bern, 13. Februar. (Drahtber.) Nach einer Meldung des «Secolo" erklärte der französische Unterstaatssekretär Tho mas, die Grundlagen feiner Abmachungen mit dem Kriegs minister Zupelli seien Austausch von Rohstosfen und Munition, sowie Arbeitsteilung nach dem besonderen Wunsche jedes einzelnen Landes. Entweder ein Sest oder ein Leichenbegängnis (r.) Zürich, 13. Februar. (Eigener Drahtbericht.) lieber das Er- gebnis der Reise Briands wird von der italienischen Grenze gemeldet: /lach Briands eigener Aussage gegenüber einem Redakteur des .Gior- nale d'Ikalia' werden keine Truppen anderer Nationalität als fran zösische und englische am S a l o n i k i - Unternehmen teilnchmen. Die Italiener würden nur in Balona, die Serben anderswo mit helfen, den Feind schwächen. Es sei unmöglich, so bekennt ein Parla mentarier. daß im Bierverband solche Einheit herrsche wie im geg nerischen Lager. Dadurch gestalte sich das Programm, das die ver bündeten Regierungen zu lösen sich Vornahmen, zweifellos schwieriger. Aus Paris drahtet Lampolonqhi dem .Secolo' zum Besuch der französischen Minister folgende bezeichnende Sähe: Welch traurig« 3r»nl« wäre es, wenn man diesen Trägern einer ehrlichen Hoffnung eines ganzen Volkes den Weg mit Blumen bestreut hätte, um sie als dann mit einem freundlichen Versprechen oder gar einer traurigen Weigerung nach Hause zurückzuschicken. In Rom tötet man oder rettet man die Entente. Die Feierlichkeiten dieser Tage können entweder ein Fest oder ein Leichenbegängnis sein. Jeppelinalarm in Rouen und Le Havre "tb. Paris, 13. Februar. (Drahlbericht.) Die «Agence Aavas" meldet: In Noue n wurde gestern um 8 Uhr 50 Min. abends auf Anordnung der militärischen Behörden Alarm ge schlagen, weil einZeppelin gemeldet worden war. Der Alarm war um 10 Uhr 40 Minuten beendet. In Le Havre wurde aus demselben Anlasse alarmiert. Man glaubt, daß der Zeppelin un- verrichlcterweise wieder umgekehrt ist. Das Bombardement von Belfort (r.) Basel, 13. Februar. (Eigener Drahkberichl.) Wie die Zeitung „Pans" meldet, sind bei dem letzten Bombardement von Belfort durch die Deutschen innerhalb der Stadt Belfort mehrere Granaten geplatzt, die verschiedene Häuser beschädigten und mehrere Einwohner töteten und verwundeten. In Pfetter hausen haben die Deutschen ebenfalls mehrere Häuser in Brand geschossen. Auch in R«chesy und Sept sah man Feuers brünste. Die Franzosen haben bekanntlich diese Orte nach Mel dungen von Baseler Blättern schon geräumt. Wie die „Basler Nachrichten" melden, haben in den letzten Tagen die von den Fran zosen besetzten Dörfer Koernach und Koestlach, die schon seit längerer Zeit von der Zivilbevölkerung geräumt sind, unter dem Feuer der deutschen Kanonen gestanden. Sie sollen dis auf wenige Gehöfte zusammengeschossen sein. (r.) Zürich, 13. Februar (Eigener Drahlbericht.) Wie die «Neue Zürcher Zeitung" meldet, sind in den beiden letzten Tagen mehrere Verwundeten zöge von der Vogesenfronk im Aisne-Departemenl angekommen. (r.) Basel, 13. Februar. (Eigener Drahlbericht.) Laut „Basler Nachrichten" haben in den letzten acht Tagen die eng lischen Truppen abermals einen Teil der französischen Truppen im Abschnitte Compidgne abqelöst. Kum Kale von den Engländern besetzt m. Mailand, 13. Februar. (Drahlbericht.) Der «Lorriere della Sera" meldet, daß die Festung Kum Kale gegenüber von Karaburun im Golf von Saloniki von den Engländern befehl worden ist. wld. London, 13. Februar. (Drahtbericht.) Das Reutersche Bureau meldet aus Saloniki, Benidze und Verria seien nicht besetzt worden. Es handle sich nur um Kavallerie aufklärungen. Rumäniens Getreideverkänfe (r.) Bukarest, 13. Februar. (Eigener Drahlbericht.) Dem «Adeverul" zufolge hat die landwirtschaftliche Ver einigung beschlossen, für die englischen Käufer kein Getreide zu liefern. „Ilniversul" wird von amtlicher Seite ermächtigt, die Nach richt, daß Rumänien in England eine Anleihe von 9 Millionen Pfund ausgenommen habe, zu dementieren. Diese Nachricht bedürfte um so mehr einer Widerlegung, als mit ihr auch die Mitteilung verbunden werde, daß als Pfand für diese Anleihe rumänisches Getreide gegeben worden sei. Wie „La Politique" erfährt, sind die wesentlichen Punkte des mit den Mittelmächten über den Verkauf von weiteren 100 000 Waggons Getreide abgeschlossenen Vertrages bereits stipuliert worden. Gleichwohl kann der Vertrag nicht als endgültig ratifiziert betrachtet werden, da die rumänische Negierung Klauseln politischen Charakters fordert. Diese Klauseln überschreiten die Machtbefugnisse der mit dem Ab schlüsse des Vertrages betrauten .Handelsdelegierten. Der öfterr.-ung. Tagesbericht Wien, 13. Februar. Amtlich wird verlautbart: Russischer und Südöstlicher Kriegsschauplatz Nichts besonderes vorgefallen. Italienischer Kriegsschauplatz Ein nächtlicher italienischer Angriff auf die von uns genommene Stellung im Rombongeblet wurde abgewlesen. Stellenweise fand lebhaftere Artilleriekätigkeit statt. Auch Görz erhielt, wie fast alltäglich, einige Granaten. Ereignisse zur See Am 12. d. M. nachmittags Hal ein Seestugzeuggeschwader in Ravenna zwei Bahnhofsmagazine zerstört, Bahnhofs gebäude, Schwefel- und Zuckerfabrik schwer beschädigt; einige Brände erzeugt. Die Flugzeuge wurden von einer Abwehrbatterie im Hafen von Corfini heftig beschossen. Ein zweites Geschwader erzielte in den Pumpwerken von Codigoro und Cavanello mit schweren Bomben mehrere Volltreffer. Alle Flugzeuge find unversehrt zurück gekehrt. , Flottenkonrmondo. Ritterlichkeit Achtzigste Kriegswoche * Ein eifriger Leser unseres Blattes, der die Pflicht in sich fühlt, nach Möglichkeit für das Gute und Rechte cinzutreten. sprach uns dieser Tage seine Bedenken darüber aus, daß in der scharfen Verurteilung des „Baraloug'-Falles die deutsche Presse über das Ziel hinausschießc und dadurch die an sich schon vor handene Erbitterung zwischen uns und England zur Gluthitze steigere. Er meint, daß doch auch von unserer Seite gelegentlich die Parole befolgt worden sei: Pardon wird nickt gegeben, ver gißt aber, daß eS sich dann immer um einen ehrlichen Männerkamps Auge in Auge gehandelt hat — vorausgesetzt, daß überhaupt jemals von deutscher Seite eine solche Parole galt — und nicht um eine aus Roheit und Feigheit zugleich gepaarte Handlungsweise, wie sie sich die Besatzung des «Baraioug' und neuerdings die des «King Stephen" zuschulden kommen ließ. Wir vermögen deshalb auch mit unserem freundlichen Mahner, so hoch wir sonst sein Urteil schätzen, aus den Worten des Bischofs von England als aus einer Unlerstimme, die trotz aller wachsenden Erregung und Erbitterung auch in England nicht fehlten, nicht zugleich eine Verurteilung der «King-Stephen"-Mannschaft herauszulesen, wenn dieser hohe Geistliche uns den Vorwurf macht, wir hätten die Rit! erli ch - keit in diesem Kriege vernichtet. Im Gegenteil: der Londoner Bischof hat ausdrücklich die Feigheit und Roheit der britischen Seeleute entschuldigt, da cs lächerlich gewesen wäre, wenn sic den Beteuerungen der ertrinkenden deutschen Luftschiffcr Gebar ge schenkt hätten. Es habe sich um eine Finte gehandelt, und ganz Deutschland hätte darüber gejubelt, wenn die Geretteten ihre Retter bezwungen hätten. Diese Beleidigung ruhig cinzusicckcn, haben wir nicht die geringste Veranlassung, zumal da der britische hohe Geistliche die Handlungsweise seiner Landsleute ganz all gemein mit der Behauptung begründet, die Deutschen hätten die Ritterlichkeit in diesem Kriege vernichtet, und da er außerdem der Tat der «King Stephen' -Leutc seinen Segen oibt und sie sogar als ein gutes Beispiel seiner Gemeinde binstclll. Kein Wort ist scharf genug, um dieses Gebaren als jeder Gerechtigkeit und vor allem als dem ersten Lhristcngcbok der Nächstenliebe inü Gesicht schlagend zu brandmarken. Nach der Ansicht des Bischofs von London haben die Deut schen in diesem Kriege die Ritterlichkeit vernichtet. Ein Prediger des Christentums hat in erster Linie die Gesetze der Gerechtigkeit zu beachten. Weiß der Londoner Bischof nicht, daß Deutschlands Feinde die Ritterlichkeit schon verletzt hatten, ehe der Krieg über haupt begann? Daß russische Minister und der Zar selbst ihr Ehrenwort brachen, um den Deutschen Kaiser zu täuschen? Ist ihm unbekannt, welch tiefes Herzeleid alle seine Verwandten, die auf den feindlichen Thronen sitzen, Wilhelm ll. zugefügt haben, indem sie ihn belogen und betrogen, um zur gegebenen Zeit über den Ahnungslosen herfallcn zu können? Und wenn man gar die Ereignisse dcS Krieges im Fluge an sich vorübcrziehen läßt, dann muß man sagen, daß der Bischof von London sonderbare Begriffe über Ritterlichkeit hat. Ist es ritterlich, wie die englische Presse und Regierung cs seit 18 Monaten tun, die ganze Welt mit Mär chen über deutsche Greueltaten zu erfüllen. Unerhörtes zu ersinnen und zu erdichten, um die Neutralen in einem Meer von Lüge und Verleumdung zu ersticken? Waren die Plünderungen und der Raub an deutschem Eigentum in London und in vielen ande ren englischen Städten ritterlich, war ritterlich die Mißhandlung harmloser Deutscher, die beinahe schon Engländer waren und nie daran dachten, dem Volk der Briten, dessen Gäste sie waren, etwas zuleide zu tun? War es ritterlich, einen Gegner aushungern zu wollen, seine Frauen, Greise und Kinder dem Hungertode preis zugeben, weil man ihn im ehrlichen Kampf auf dem Schlachtfelde nicht zu bezwingen vermochte? War cs ritterlich, die im Meere schwimmende Besatzung cin» deutschen U-BooteS hinzumorden und diese Schandtat, wie Sir Edward Grey es tat, noch Zynisch zu verteidigen? Ist es ritterlich, unter falscher Flagge und mit bewaffneten Handelsschiffen gegen unsere Unterseeboote den heim tückischen Krieg zu führen und das Piratentum längst vergangener Zeiten wieder auflcden zu lassen? Wir könnten die Fragen über die Betätigung der britischen Ritterlichkeit ins Unendliche fortsehen. Hat England in diesem Kriege nicht Gift und Dolch, nicht die schmählichste Bestechung in seinen Dienst gestellt? Hat es sich gescheut, Dokumente stehlen zu lassen, wie in Washington und Athen, um der deutschen Politik entgcgenarbciten zu können? Und in welches Licht rückte erst das leichtfertige Wort des Bischofs von London, wenn wir die Ritterlichkeit der Russen, Englands Verbündeter, in diesem Kriege schildern wollen! Dem stelle man nun gegenüber das Verhalten des Kapitäns Müller, dcS Kommandanten der «Emden", der keinen Menschen tötete und dennoch der Schrecken des Meeres war, das England angeblich beherrscht. Und wenn uns an den neuen Heldentaten der «Möve" und des «Appam" etwas mit Stolz erfüllt, so sind es die Erzählungen der Gefangenen, wie aut sie von den deutschen Seeleuten behandelt worden sind, mit welcher Freundlichkeit und Bereitwilligkeit ikr hartes Los ihnen gemildert ward. Wahrlich, wenn in diesem Kriege um die Ritterlichkeit gekämpft wird, dann wird Deutschland auch in diesem Kampfe glänzend siegen. Wenn trotz allem der Viscount Bryce noch den Mut findet zu der Behauptung, England vertrete im Kriege Recht, Gerechtig- keit und Menschlichkeit gegenüber Deutschlands unmenschlichen Methoden, und das habe dem edlen Albion mehr Sympathien eingebracht als irgend etwas anderes, und wenn gar die Peters burger «Börsenzeituna" der «schamlosen deutschen Lüge die ruhlge und klare russische Wahrheit" gegenüberzustellen sich erdreistet,