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Nr. 6« Schristlrilung und <S«schästtst«llr ^ohannilgass« Nr. 8 Dienstag, den 8. Februar F«r»lnr«ch-N»Ichlab Nr. I4SS2. 1468! und 14694 ISIS LllstMM ms PmerinO Md IWidei Der deutsche Tagesbericht Das Wolffsche Büro meldet amtlich: Gröhes Hauptquartier, 8. Februar. Westlicher Kriegsschauplatz Südlich der Somme herrschte lebhafte Kampstätigkeit. In der Nacht vom 6. zum 7. Februar war ein kleines Grabenstück unserer neuen Stellung verloren gegangen. Gestern mittag durch starkes Feuer vorbereiteter franzö sischer Angriff wurde abgewiesen; am Abend brachte uns ein Gegenangriff wieder in den vollen Besitz unserer Stellung. Seitlicher Kriegsschauplatz Ein deutsches Flugzeuggeschwader griff die Bahnanlagen von Poperinghe und englische Truppenlager zwischen Poperinghe und Dixmude an. Es kehrte nach mehrfachen Kämpfen mit dem zur Abwehr aufgestiegenen Gegner ohne Verluste zurück. Oestlicher und Balkankriegsschauplatz Keine Ereignisse von Bedeutung. Oberste Heeresleitung. Dor dem Angriff auf Saloniki Eigener Drahkdcricht (r.) Köln, 8. Februar. Don der Westgrenze meldet die „Köln. VolkS-Ztg.': Die .Times" erfahren aus Bukarest: General Mackensen bleibt in Ntsch, «m den Angriff auf Saloniki zu organisieren. In Monaflir ist ein deutsches Depot errichtet worden, von wo sehr viele deutsche und öslereichische Kanonen nach Risch gebracht werden. Die .Times" erfahren ferner aus Saloniki: Am Sonntag hat zum ersten Mole, seitdem die verbündeten Truppen die griechische Grenze überschritten haben, ein Gefecht zwischen französischen Dor posten und denen des Feindes stattgefunden, und zwar bei der Linie südlich des Doiran - Sees. Die Franzosen waren in der Minder heit und zogen sich mit zwei Derwundeten zurück. Aufgabe Durazzos — Verteidigung Dalonas Eigener Drahtbericht (r.) Lugano, 8. Februar. Aus Durazzo kommt die Meldung über einen Zusammen stoß österreichischer Dorposten mit einer serbischen Kundschafterabteilung, bei dem sich die Serben zurückziehen mußten. Die italienische Presse hält den Vorfall für belanglos, da er durchaus nicht in den Bereich eines bevorstehenden Angriffs auf die albanische Hauptstadt hinzielt. Gestern fand in Rom ein Mi nister rat statt, an dem auch Cadorna teilnahm und in dem wichtige Beschlüsse über Albanien getroffen wurden. Man einigte sich auf Preisgabe Durazzos, während Dalona von zwei Armeekorps verteidigt werden soll. El-Basan von den Bulgaren besetzt Eigener Drahkbericht (-.) Lugano, 8. Februar. Nach einer Meldung aus Athen haben die Bulgaren El-Basan beseht. Italiener und Serben ziehen sich nach Firem zurück. (r.) Bukarest, 8. Februar. Nach hierher gelangten Kon st antinopcler Meldungen berichten die türkischen Blätter, daß die Italiener ihre Truppen aus allen Teilen Albaniens zurück ziehen und die italienischen Truppen in Balona konzentriert werden. Das deutsche Kaperschiff Telegraphischer Bericyt cvib. Berlin, 8. Februar. Nach dem „Bert. Tgbl." gibt .Daily Telegraph" aus Grund von Berichten der .Appam'-Passagiere eine ausführliche Schilderung der Erlebnisse des deutschen Kaperschiffes ES handle sich um einen d e u t s ch e n H i l f s k r e u z er, der am Neujahrstage Kiel verlieh und um die Nordspihe Schottlands in den Atlantischen Ozean gelangte. Der Hilfskreuzer hatte 3000 Tonnen Wasserverdrang, war mit zehn Kanonen armiert und hatte eine Besatzung von 350 Mann. Unterwegs begegnete er vielen englischen Kreuzern. Der Priscnkommandant der .Appom", Leutnant Berg, der mit ,c'nen Zwanzig Mann die Hunderte von Passaqiei«'. deausjichtigen mußte, die auf der „Appam" zusammengebracht waren, sei außerordentlich höflich und korrekt gewesen, habe aber auch bekanntgegeben, daß im Maschinen raum und unter der Kommandobrücke für den Fall von Unruhen Bomben gelegt seien. Handschreiben des Königs von Rumänien an Kaiser Wilhelm Eigener Drahtberichk av. Sofia, 8. Februar. Die «Balkanska Poschta" meldet aus Bukarest, daß der rumä- niche Iustizminister gegenwärtig in besonders wichtiger Mission in Berlin weile. Er habe den Auftrag, die deutsche Regierung von der Loyalität der rumänischen Politik gegenüber den Zentralmächlen zu überzeugen. Dem Vernehmen nach habe König Ferdinand ein eigenhändiges Handschreiben an Kaiser Wilhelm abgesandt. Englands Sorgen vor deutschen Schisfsbrummern Eigener Drahtbericht bk. Rotterdam, 8. Februar. ' In der .Nation" regt sich Wayfarer wiederum über die neuen langkaltbrigen Geschütze von 42 Zentimetern auf, mit denen, wie Lord Northcliff vor einigen Tagen in einer Rede geäußert hat, der neue deutsche Panzerkreuzer .Hindenburg" versehen sein soll. Wayfarer ist keineswegs der Ueberzeugung, dah die englische Admiralität über den Bau deutscher Krigsschiffe genügend in formiert ist, und daß sie die auf deutscher Seite eingeführten neuen Waffen mit besseren übertrumpft. Er meint, daß bei der ganzen eng lischen Flotte etwas nicht in Ordnung ist, und weist in diesem Zusam menhang auf die Aufbringung der .Appam" hin. Telegraphischer Bericht tu. Rotterdam, 8. Februar. Die Meldung, daß durch die jüngsten Mitteilungen des Grafen Bernstorfs an Staatssekretär Lansing die deutsch amerikanischen Verhandlungen über die «Lusttania" sich nicht zur Krisis zugespiht haben, wird von mehreren Seiten be stätigt. Die .Morning Post" erfährt aus Washington nom Sonntag: Anläßlich der einzelnen Nachrichten über die Krise, die angeblich die Einleitung zum Abbruch der diplomatischen Be- Ziehungen mit Deutschland bringen soll, darf ich erklären, daß die Lage augenblicklich nicht weniger ernst aber auch nicht ernster ist, als wie jeden beliebigen Augenblick seit der Torpedierung der .Lusttania" und seit der Zeit, da der Präsident die Nethen seiner Noten angefanaen hat. Im gleichen Sinne berichtet der Washingtoner .Times'-Korrespondent. Pessimismus, so tele graphiert er. ist nicht am Platze. (r.) Amsterdam, 8. Februar. .Allgemeen Handelsblad' schreibt u. a.: Bei den Berichten über die Haltung der Vereinigten Staaten gegen über Deutschland ist Vorsicht geboten, einerseits deshalb, weil wir bei allen Berichten, die aus Amerika hierher gelangen, auf die Meldungen der englischen Zeitungen angewiesen sind. Die eng lischen Blätter urteilen selbstverständlich einseitig und für die Entente günstig. Anderseits muß man bei den Aeußerungen des Präsidenten Wilson und anderer Staatsmänner Amerikas auch berücksichtigen, daß der Faktor der inneren Politik eine große Rolle spielt. Diese Auslastungen der amerikanischen leitenden Persönlichkeiten stehen schon heute unter dem Einfluß der in die sem Jahre stattfindenden Präsidentenwahl. Wir sind je doch nicht so schlecht unterrichtet, um nicht zu wissen, daß sehr ernste Schwierigkeiten hinsichtlich der Aufrechterhaltung der Be ziehungen zwischen Deutschland und Amerika bestehen. Wie die .Assoziated Preß" bereits bekannt machte, sind jetzt die Aussichten auf eine Verständigung zwischen Deutschland und Amerika gün - stiger. Man darf erwarten, daß Graf Bernstorff keinen Ver such unterlassen wird, einen Bruch zwischen der deutschen und der Unionregierung zu vermeiden, da es ihm bekannt sein wird, daß es auch in den Vereinigten Staaten eine große Partei gibt, die über die sogenannte Blockademaßregel entrüstet ist. Verschiedene englische Korrespondenten, beispielsweise der Be richterstatter des „Times", haben schon wiederholt darauf hingewie sen, daß jetzt bereits Pläne für die Aufhebung der Munitions ausfuhr bestehen. <u. Frankfurt a. M., 8. Februar. Der Korrespondent der Franks. Zkg." hört aus guter Washingtoner Ouellc, daß der .L u s i t a n i a" - S l r e i t f a l l so gut wie beigelegt betrachtet werden kann. tu. Lugano, 8. Februar. Der „Lorriere della Sera' vertritt auf Grund von Londoner Meldungen die Ansicht, daß ein Bruch Amerikas mit Deutschland trotz der New Pork- Berliner Alarmdcpeschen ausgeschlossen erscheint. NNpeserrs Reife nach Rußland Telegraphischer Bericht tu. Bukarest, 8. Februar. Der eigentliche Zweck der Reise Filipescu s soll ursprüng lich gewesen sein, festzustellen, ob die russische Armee über- hauvt auch noch zu einer Offensive fähig ist. . Der .Isniversul" meldet indessen: Filipescu wird nach dem Badeort Ialt a.auf der Krim abreijen, um dort zehn Tage lang auszuruh ..Ävie.^s scheint, wünscht die russische Heeresleitung doch nicht, die Arckee und ihre Ofsensivfähigkeit der Kontrolle Filipescus preiszugeben. Montenegro in Erwartung des Frieden» Don unserem Kriegsberichterstatter bei den k. u. k. Truppen Heinrich Wodnik Cettinje, Ende Januar 1916. Frieden ist in Montenegro eingezogen, und auch die kriegerischen Bilder, die sich auf den Straßen von Cettinje noch darbieten, tragen allenthalben sein Gepräge. Die österreichisch ungarischen Truppen, in deren geschäftigem Treiben noch die krie gerische Anspannung wahrzunchmen ist, lassen es sich, wo Rast und Lager es gestatten, recht wohlgehen, was freilich mehr im mora lischen als im physischen Sinne zu verstehen ist. Leibliche Genüsse bietet ihnen daS kahle und nun völlig ausgepreßte Land durchaus nicht, aber immerhin doch das Behagen eines, wenn auch leider noch kurzen Feierabends. Sie haben sich mit den Montenegrinern schon angefreundet, und die Montenegriner dagegen haben rasch heimgefunden zu ihren alten freundnachbarlichen Beziehungen. Ein gewisses Heimweh danach, insbesondere nach dem verschlos senen Paradiese der Bocche di Lattaro, scheint ja auch während des Krieges bestanden zu haben, und manche Montenegriner moch ten angesichts der Tatsache, daß man in Dalmatien ihre Sprache spricht, ihre Sitten und Gebräuche pflegt, diesen schlimmen Kampf als einen peinlichen Bruderzwist empfinden. In den ersten Wochen des Feldzuges kam es sogar vor, daß montenegrinische Patrouillen, die in die Bocche niederstiegen, dort mit dalmatinischen Land sturmmännern, die auf Vorposten standen, Worfc wechselten. Später mußten sie sich allerdings entschließen, den Krieg ernster zu nehmen, aber daß Oesterreich einmal so böse Ernst machen werde, ihnen gleich den Lovcen wegzunehmrn, hätten sie sich doch nicht träumen lassen. Nun aber denken sic: „Schwamm drüber", wie mir ein in Wien .g'studierter' Montenegriner auf gut Wiene risch sagte. Mitten unter den österreichischen Truppen lustwandeln nun auf den verschneiten und eisüberkrusteten, aber von Heller, wärmestrahlender Sonne beschienenen Straßen von Cettinje die hochgewachsenen „Iunaken" mit ihren feldgrauen, vielfach zer lumpten Uniformen, oder in erborgten Flittern französischer oder italienischer Herkunft, unter denen doch immer noch etwas Buntes und Goldgewirktes von der alten, herzegowinisch-montenegrini- fchen Tracht hervorlugt. Man begrüßt sich gegenseitig freundlich, plaudert, auf gut serbo-kroakisch, während die Frauen sich zu Hun derten vor den militärischen Fassungsstellen drängen, um zur Brot verteilung zu gelangen. In den Kaffeehäusern aber wird schon wieder politisiert, um so eifriger, als es weder Kaffee noch irgend ein alkoholisches Getränk gibt, das die Aufmerksamkeit von der großen Weltpolitik, in der ein richtiger Sohn der Schwarzen Berge von Kindesbeinen ebenso bewandert ist, wie im Waffen handwerk, irgendwie ablenken könnte. So friedlich ist es in Cettinje in den ersten Stunden nach der Katastrophe allerdings nicht zugcgangen. Wohl war es das vorherrschende Gefühl, nun erlöst zu sein von vierjährigem Kriegs ungemach, aber zugleich entlud sich heftiger Volkszorn gegen die obrigkeitlichen Gewalten. Es scheint, daß sogar der Thron wankte. Jedenfalls gab es Plünderungen von Magazinen, die „königliche Garde", die aus den erprobtesten Kriegern aller Batail lone besteht, mußte einschreiten, und fast wäre der Bürgerkrieg entbrannt. Noch schlimmer ging es inPodgoriha zu, wo die Soldaten sofort nach der Waffenstreckung die Magazine und Kasernen stürmten, während manche sogar in die Privathäuser plündernd eindrangen. Das Gebäude der Tabakregie mußte in aller Eile verteidigungsfähig gemacht werden, Handgranaten wur den auf die Fensterbrüstungen gelegt, Maschinengewehre wurden im Hofe bereitgestellt. Auch im Hofe eines Kleiderdepots waren Maschinengewehre gegen die Plünderer gerichtet und gingen sogar los, da aber die Gendarmen, die sie bedienten, in die Luft schossen, ließen sich die Plünderer in ihrem Werke nicht behindern. Auch sonst knallte und krachte es in der Stadt vielfach, Bomben explo dierten. zwischen Hausbewohnern und solchen, die plündernd ein dringen wollten, entstanden wütende Gefechte. Schließlich gelang es aber doch den besonnenen Elementen, der wilden Bewegung Herr zu werden, ohne daß viel Blut vergossen wurde. Fast alle führenden politischen Persönlichkeiten des Landes sind hier versammelt. Sie scharen sich um die beiden montenegri nischen Delegierten Matanovic und Ianko Popovic, sowie um die anwesenden Generale Martinovic, Bectr und Pefanovic. Aber auch einige Albanierführer sind plötzlich wie aus der Versenkung auftauchend in Cettinje erschienen, so der viel genannte Miriditenfürst Prenk Bibdoda, der auf das entschie denste versichert, ein überzeugter Anhänger Oesterreich-Ungarns zu sein, der Minister des Innern der Wiedschen Regierung, Akif Pascha, und schließlich Said Pascha, der unglückliche türkische Feldherr, der den Serben bei Kumanowo unterlag. Sie alle waren- von den Montenegrinern, als diese Skutari besetzten, in Podgo- riha interniert worden und freuen sich nun zunächst der wieder gewonnenen Freiheit. Allenthalben hört man hier ganz gotteslästerlich aus die Entente schimpfen: das ist aber durchaus keine neue Er scheinung. Die Montenegriner haben ihren Bundesgenoffen nie über den Weg getraut und insbesondere den Italienern, obgleich die Regierung gerade diese gegen alle Kritik zu beschützen suchte, viel Uebles nachgesagt. lieber ihre Kriegführung lachte man bit ter' und über Cadornas poetische, blumige Wetterberichte machte nkäN genau dieselben Witze, wie bei uns. Auch die Franzosen gingen, obgleich die persönliche Liebenswürdigkeit der in Cettinje anwesenden Soldaten und Offiziere des ehemaligen französischen Skutaridetachements die Sympathien hob, bei der Kritik nicht leer aus. Besonders Übel wurde es den Franzosen genommen, daß sie.