Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.01.1916
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19160119027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916011902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916011902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-01
- Tag 1916-01-19
-
Monat
1916-01
-
Jahr
1916
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mittwoch, 1v. Januar ISIS 8 ^eivzts-er Lageo»au greis und jetzt den Wahlkreis Lennep-Nemscheid-(Sk.)-Solingen (St. und L.). » Paal Br«Uhavpt lieber bl« Beisetzung des dahin- gigangenen Generalsekretärs Breit Haupt auf dem Aauptfttedhof« zu Braunschweig berichtet die .Braunschweigisch, LandeSzeltung": Den carg schmückten Kranzspenden, die u. a. der Zentralvorstand und die Aeicdsgeschäftsstelle der nationallibrralen Partei ihrem verewigten (Sencralsekretür gewidmet hatten. Auch die nattonalliberale Fraktion lcs Reichstages, die nattonalliberale Partei in Hannover und der §ationalliberale Verein Braunschweig halten Kränz« niederlegen lassen. Neben den nächsten Angehörigen waren auch Vertreter ver schiedener nalionalliberaler Vereinlgunaen im Andachtsraum« der ffriedhofskapelle erschienen. Die Trauerfeier hielt Pastor Schulz«, nach der die Beisetzung in der Familiengruft erfolgte. * Ein Warnungserlaß des GeneralaouvernevrS von Belgien. Der Generalgouverneur von Belgien hat folgende Verordnung erlassen: Mer im Gebiete des Generalgouverne ments der vorsätzlichen Brandstiftung, der vorsätzlichen Verursachung einer Ueberschwcmmung oder eines Angriffes oder Widerstandes gegen die bewaffnete Mcht oder Abgeordnete der deutschen Zivil- oder Mili tärbehörde in offener Gewalt und mit Waffen oder gefähr lichen Werkzeugen versehen, sich schuldig macht, wird mit dem Tode bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, kann stakt der Todesstrafe auf eine zehn- bis zwanzigjährige Zucht'-ans- strafe erkannt werden. Wer im Gebiete des Generalgouverne ments in Beziehung auf die Zahl, die Marschrichtung oder angeb liche Siege der Feinde wissentlich falsche Gerüchte auS- streut oder verbreitet, dle geeignet sind, Zivil- oder Miiilür- tchörden hinsichtlich ihrer Massregeln irreznftihren, oder zu B e r- ercchen des Aufruhrs, zur tätlichen Widersetzlichkeit, zur Befreiung eines Gefangenen oder zu anderen Verbrechen, wenn auch ohne Erfolg, auffordert oder anreizt, oder Per- ncn des Soldatenstandcs zu Verbrechen gegen die Subordination ader Vergehen gegen die militärische Zucht und Ordnung zu ver leiten sucht, soll, wenn die bestehenden Gesetze und Verordnungen eine höhere Freiheitsstrafe bestimmen, mit G e f ä n g n i s bis zu ans Jahren bestraft werden. Sächsischer Landtag Erste Kammer 7. öffentliche Sitzung. Sitzungsbericht Von unserer Dresdner Schriftleitung Dresden, 19. Januar. Präsident Oberstmarschall Graf Vitzthum von Eckstädt eröffnet die Sitzung kurz nach 12 Uhr. Am Regierungstische sind sämtliche Minister und zahlreiche Kommissare anwesend. Nach Vortrag der Registrande teilt der Präsident mit, daß die §rnahrungsfrage nicht bei der heutigen Etatsdebatte behandelt werden soll. Hierauf wird in die Beratung eingetreten. Oberbürgermeister Dr. Dehne-Plauen erstattet zunächst Bericht über den Antrag der zweiten Deputation zu Kapitel 88, 89 und 90 des ordentlichen Etat-, betreffend Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts, evangelisch-lutherisches LandeSkonsistortum und katholisch geistlich« Behörden. Er beantragt die Annahme sämtlicher Kapitel nach der Vorlage. Als erster Redner ergreift Oberhofprediger Dr. Dlbelius das Wort. Sr spricht über die Arbeiten der Kirche während des Krieges. Das Volk hat über stark« religiöse Reserven verfügt. Das zeigte sich sogleich bei Beginn des Krieges. Um so freudiger trat die Kirche in ihren Dienst während des Krieges ein. Mit dem Gefühl der Dankbarkeit verbindet sie die Verantwortung für die Förderung der Volkskirche, damit das religiöse Leben nach dem Kriege nicht abebbe, wie nach 1870. Unser deutsches Volk legt im Krieg eine grohe Probe ethischer und moralischer Kraft ab und wird in seinem Innetn geläutert und mit verdichteter Frömmigkeit aus dem Kriege hervorgehen. Vom Standpunkt der Landeskirche sind Bedenken gegen , den Kriegsdienst der Geistlichen nicht geltend zu machen. Dewitz sind auch praktische Rücksichten zu nehmen. Der Bedarf an Seelsorgern in der Heimat ist viel größer geworden. Es dienen 98 Geistlich« mit den Waffen, zwei von ihnen sind beretts den Helden tod gestorben. Ferner sind 81 Kandidaten und 248 Theologie-Stu dierende in den Kriegsdienst getreten. Das evangelische Pfarrhaus hak einen großen Patriotismus gezeigt. Nicht weniger als 126 Pfarrers- ISHn, sind gefallen. Dem Mangel an Feldgeistlichen ist längst abaeholfen. Für die Treu«, mit der sie ihres schweren Berufes gewartet Haven, verdienen sie unseren Dank und unsere Anerkennung. Auch Sven Hebln hat sich sehr lobend über die Feldgeistlichen ausgesprochen. Ferner erscheint besonders beachtenswert: evangelische und kathoiische Geistliche arbeiten brüderlich miteinander. Möchte doch auch etwas von diesem wohltuenden Frieden nach dem Kriege zu merken sein. (Bravo!) Das andere, was noch hervorzuheben wäre, besteht darin, daß auch Nickttheologen vielfach im Feld« Andachten veranstaltet Haven, wofür auch ihnen Dank gebührt. Die Elnzelseelsorge in der Heimat bat sich während deS Krieges verzehnfacht. In vielen kleinen Orlen ist sie so gestellt, daß die Kirchenaemetnde mit den aus ihr hervoraegangenen Heeresangehöriaen in regelmäßigem Briefwechsel steht. In großen Gemeinden sind ähnlicheMaß- mymen getroffen. Für den Geistlichen ist diese Fürsorge nicht rin schwerer, sondern ein schöner Dienst. Wunderbar ist die Mobili sierung der Frau in der kirchlichen LiebcStätigkeit. Daß unser Volk Das große Rad der Wett wird umgehängt, Vielleicht gar ausgetauscht, und keiner weiß, Was kommen soll. Hebbel. Aus Haeselers Kriegsjahren Zum 80. Geburtstag desFeldmarschallS. Unter den aktiven Offizieren des deutschen Heeres ist Feld- narschall GrafHaeseler wohl der einzige, der noch in höherer Stellung alle drei Feldzüge von 1864, 1866 und 1870/71 mitgemacht imt. Graf Haeseler ist als Siebzehnjähriger im Jahre 1853 Leut nant bei den Ziethen-Husaren geworden. ES gebt über seinen Ein- ug in Rathenow, der geschichtlichen Garnison dieses Regimentes, -ine hübsche Geschichte. An einem schönen Sonntaasmorgen deS mhres 1853 sah der Oberst v. Griesheim, ein Frühaufsteher, behag- !ich zum Fenster heraus, als er zu seiner Ueberrafchung einen ihm gänzlich unbekannten Offizier in der Uniform seines Regimentes, wn einem Burschen gefolgt, in die Stadt einretten sah. Nach iner halben Stunde ritt derselbe O fizier, diesmal jedoch ohne Diener, wieder zur Stadt hinaus, anscheinend eine Landkarte in der Hand. Einige Stunden später erkannte der Oberst den on- ekannken Reiter in dem Leutnant Grafen Haeseler, der sich zur Parolezeit meldete. .Ich sah Sie heute früh schon an meiner Wohnung vorüber reiten", sagte der Oberst. .Jawohl, Herr Oberst", lautete HaeselerS Antwort, .ich dir in der Nacht von Berlin abgerilten, um mich heute hier zu melden? .Sie ritten dann noch ein zweite- Mal vorbei? .Jawohl, Herr Oberst, ick habe die Zett bis zur Meldung be nutzt, um mich über die Umgebung von Rathenow zu orientieren? So war der siebzehnjährige Haeseler — so ist der Mann leit seines Lebens gewesen und geblieben. Er hatte da- große Glück, die Aufmerksamkeit des Prinzen Friedrich Karl auf sich zu ziehen, in dessen Stabe er 10 Jahre lang arbeiten durfte. Als erst vierundzwaniigjähriger Premierl-ntnant wurde er als Adjutant zum Generalkommando deS Hl. Armeekorps berufen, «md der .rote Prinz', dessen »«verrückt feßtgehaltene» Ziel tn der Frieden-- wieder Opfer brinaen oe!ernt Kak, ist eine Ker mähten Bürgschaften ür dl« Zukunft. Von S ch a t t t n s»l l« n und Uebelstänben, bi« ich während des Krieges berautgesteUt Haden, will ich schweigen, aber ie nicht verhehlen. Di« Landesjynode hat «inen Warnunasrus er- aehen lassen. Aber in vollem Vertrauen zu Gott heg« ich di« Zuver- sicht, daß di« Arbeit der Kirch« während des Krieges mit dazu dienen wird, zu offenbaren: Ehristentum ist nicht nur Lehr, sondern Leden, und unser Ehristentum ist eine Religion der Kraft. Superintendent O. Torbes -Leipzig geht aus die künftig« Arbeit der Kirche im Frieden ein Hoffen wir, daß baS religiöse Leden der Gegenwart alles Trennende durchsetze. Cs darf aber von der Kirche nichts Unmögliches verlangt werden. Unmöglich ist dir DreiSgad« der konfessionellen Unter schiebe zugunsten eines allgemeinen .deutschen Glau bens", ebensowenig wie man die Verschiedenheit der deutschen Volksstämme verwischen kann. In gegenseitiger Duldung uni- Achtung möge man miteinander wetteifern. Wir an unserem Teile bieten freudig die Hand dazu. Da« gilt nicht nur sür den Verkehr zwischen der katholischen und evangelischen Kirche, sondern auch für die verschiedenen Richtungen in der evangelischen Kirche. Eine Dogmenkirche ist ebenso sinnvoll wie eine programmlose Partei. In echter Vaterlandsliebe und Gotlverlrauen wollen wir Weiterarbeiten. Die Ctatskapitel werden hierauf genehmigt. CS folgt nun die allgemeine EtatSdedatte. Das Wort ergreift als erster Redner Oberbürgermeister Dr. Ditlricb - L e i v z i g : Der Etat ist mit großer Vorsicht ausgestellt. Wir verstehen haupten, daß der Etat mit großer Vorsicht ausgestellt ist. Wir verstehen es, daß der Finanzministcr wünscht, die sicheren Grundlagen unseres Finanzwesens weiter auszudehnen, und daß er infolgedessen auf den Steuer zuschlag zugekommsn ist. Aber die Lasten, die den G e - mein den jetzt auserlcgl werden, sind derart, daß alles getan werden muß, um dle Ouellen, auü denen die Gemeinden schöpssn können, völlig unberührt zu erhalten. Die direkten Stenern sind geradezu di« Lebensbeding ungen sür Staat und Gemeinden. Seitens des Reiches muß die Frage der Erstattung der Mindestsätze der Familienunterstützung noch während des Krieges geregelt werden. Dadurch würde den Licferungsvei bänden eine große Sorge abgenommen. Redner begrüßt die Einstellung von Mitteln in den außerordentlichen Etat sür W o h N u n g s b a u t e n. Den Ge meinden sollte die Aufstellung von Bebauungsplänen erleichtert werden. Mit der Frage der Beschaffung von Kleinwohnungen werden wir unS noch sehr eingehend beschäftigen muffen. Soweit die Gemeinden zum Bau nicht imstande sind, müssen Staatsmittel dazu zur Verfügung gestellt werden. Auch für die Erwerbung von Kohlenfeldern müssen weitere Mittel bereit gehalten werden. Auf die Frage der Elektrizitätsver sorgung des Landes gehe ich jetzt nicht ein, da di« Vorlage hierüber noch fehlt. Freudig zu begrüßen ist, daß für die Staatsei sen- bahncn im Etat wieder gut gesorgt ist. Redner richtet die Frage an die Regierung, ob nicht mehr als bisher arbeitslose Frauen in Staatsbetrieben beschäftigt werden können. Die Einstellung der lctzlen Rate für den Leipziger Hauptbahnhof gibt mir Ge legenheit, der Vollendung des Werkes zu gedenken und allen am Bau beschäftigten Personen auf das wärmste für ihre Arbeit zu danken. Unser Güterwagenpark bedarf wesentlich der Vermeh rung Die Leistungen unserer Eisenbahnen während des Krieges sind allgemein bewundert worden. Nächst dem Heere danken wir es den Eisenbahnen, daß wir im Kriege solche Erfolge errungen haben. An der Förderung des Eisenbahnwesens hat die Industrie be sonderes Interesse. Die Opferwilligkeit und der Wagemut unserer Industrie bei Ucberwindung der durch den Krieg entstandenen Schwierig keiten dürfen uns mit Stolz erfüllen. Es bedarf größter Anstrengung und stärkster Förderung der Industrie weil sich unser Wirt schaftsleben grundlegend geändert hat. Die Neubelebung der Aus landsbeziehungen der Industrie muß auch eine stete Sorge der Regierung sein. Klagen über mangelndes Entgegenkommen bei den Zentralstellen sind, das darf nicht verschwiegen werden, aus den Kreisen der Industrie laut geworden. Die Regierung wird hoffentlich für Abstellung der Anlässe zu diesen Klagen sorgen. Auch die Land wirlschafi hat sich glänzend bewährt. Wenn auch Mißstände un Geschehnisse unerfreulicher Art festzustellen sind, so wird sich dr hoffentlich sür die Zukunft das Verhältnis gegenseitige' Vertrauens zu Landwirtschaft und Industrie wlederherskeilen. In sehr schwieriger Lage befindet sich der HauS - besitz. Durch Gründung von Pfandbriefanstalten oder Aenderung der Hypothekengesetzgebung sollte dem Hausbesiherstand geholfen werden. Die Sparkassen müßten sich bei der Kündigung der Hypotheken größter Zurückhaltung befleißigen. Eine der wesentlichsten Fragen ist auch die Unterstützung unseres Mittelstandes. Bet Gewährung von Darlehen an Ge werbetreibende ist möglichstes Entgegenkommen zu zeigen. Hoch- erfreulich ist es, daß die Regierung Maßnahmen treffen will, den aus dem Felde zurückkehrenden Gewerbetreibenden die Wiederaufnahme ihrer FrtedenStStigkelt zu erleichtern. SS wäre sehr erwünscht, wenn wir in Sachsen, ähnlich wie tn Preußen, Organisationen hätten, mit denen man geschäftliche Abschlüsse machen könnte. Dadurch wird auch eine nicht zu unterschätzende Verbindung zwischen Stadt und Land her- gestellt. Redner wendet sich dann zum Etat deS Kultusministeriums. Auf dem Gebiete der Jugenderziehung hat das Kultusministerium erfreuliche Bestimmungen getroffen, die geeignet sind, einen tüchtigen Nachwuchs voll VaterlandSlleoe und VerantwortltchkeitSgefühl zu schaffen. Besonders begrüßt worden ist di« Verordnung über di« KrtegSprimaner, durch die manche Sorg« zerstreut worden ist. Auch die neue Verordnung über den G «schichtSunterr lcht ist zu billigen. Hier und da ist leider eine gewisse Verwilderung der auSbilbung seines Korps die Erziehung der Truppe zum Kriege war, erkannte scharfblickend, baß er in dem Premierleuknant von Haeseler den rechten Schüler und Mitarbeiter gefunden hatte. Wirklich hat sich auch Graf Haeseler zeit selneS Lebens dankbar als Schüler deS Prinzen Friedrich Karl bekannt. Mit ihm durfte er nun 1864 zum ersten Male ins Feld ziehen und fand lo Ge legenheit, den wirklichen Krieg und dessen große Gesichtspunkte kennen zu lernen. Er fand aber auch Gelegenheit, sich persönlich hervorzukun. Der Anteil des Grafen Haeseler an den drei großen Feldzügen 1864 bis 1870 besteht vornehmlich in einer Reihe von ErkundungS- ritten, dle kriegsaeschichllich geradezu klastisch geworden sind. Sie eröffnete er durch seine Ritt« bei Eckernförde und bet Mtstunde. Spüler nahm er am Uebergange nach Alfen teil, bei dem er ver wundet wurde. Es folgte der Feldzug von 1866, den er wieder im Stabe des Prinzen Friedrich Karl mitmachen durfte. Wiederum leistete er durch feine weiten und kühnen Ritte Dienste von grober Bedeutung zur Erkundung und zur Verbindung mit den andern Armeen. General von Lltzmann hat darauf hlngewiesen, daß das siegreiche Schlußgefecht von Blumenau überhaupt nur durch einen solchen, mit höchster Energie durchgeführten Ritt zustande ge kommen ist. Als er dann, zum dritten Male im Stabe seines Prinzen, gegen Frankreich lm Felde stand, da gelang eS chm, am Mittag deS 17. August, noch der Schlacht von Vionville - MarS-la- Tour durch kühnen Ritt zu erkennen, daß der Gegner sich nicht zum Gefechte vorbereitete, sondern friedlich abkochte. So war ihm die Feststellung zu verdankten, daß man die Franzosen nicht auf dem Wege nach ChälonS, sondern in der Stellung bei Gravelotte zu suchen hatte: eln Umstand, der für die deutsche Kriegführung damals bekanntlich von entscheidender Bedeutung geworden ist. Und als dann der schwere Winterfeldzug an der Loire begann, da war eS wiederum Haeseler, der die Mäste der feindlichen Heer an der Straße Orleans—EtampeS auffand. Mehrfach war er bei diesem ErkundungSrlkte durch die feindlichen Postenltnlen hin- durchgerltken. Kühnheit und Ausdauer, Kaltblütigkeit und klare Zweck- erkenntniS waren die Eigenschaften, die damals den jungen Offi zier zu feinen glänzenden Leistungen befähigten. Schon zu jener Zeit war er den jüngeren Offizieren des Staves ein Vorbild, aber zugleich auch ein Rätsel. Wir besitzen über die Persönlichkeit und Wirksamkeit deS Grafen Haeseler im Kriege 1870/71 «ine fesselnde «nd «rtvoll« SchllderW», fMnsS jün,«r«n -M fetzi-Mr Ar. »2. Abend-Ausqabe. Sette S Jugend festzustrllen. Der Besuch der KinoS hat schon viel« Be denken erregt. SS muff eine feste Schulzucht gehalten werden. Wir dürfen hassen, daß wir aus dem Volke heraus hierbei verständnisvolle Unterstützung finden. Die Hilfsbereitschaft der Lehrer und Di- rektor»nd«i der Kriegsfürsorge verdient vollste Anerkennung. Auch unsere Beamten in Stadt und Gemeinde haben ihre Pflicht in anerkennenswertester Weise erfüllt. Was hätte alles genützt, wenn nicht draußen unser Heer und unsere Marine auf dem Posten ge standen hätten. Ihnen von Herzen zu danken, ist uns baS größte Be dürfnis. Unsere innigsten Segenswünsche werden immer bet denen draußen sein, die ihr Leden für unS einsetzen. Auch der Verbün deten d«S Deutschen Reiches gedenken wir mit Hochachtung. Wir tm Inland« dürfen nicht schwachmütig Klagen, wenn wlr einige Ent- bchrungen auf uns nehmen müssen. Wir müssen die« ertragen in der Hoffnung, dadurch den Steg mtterrinqen zu helfen. (Bravo!) Die Sitzung dauert fori. Bereisung der Kriegsgefangenenlager im französischen Nordafrika Auf Anregung der deutschen Heeresverwaltung wurde in den letzten Dezembcrtagen eine Kommission von sechs Schwei zer Delegierten, darunter drei Acrzte, zur Besichti gung der Gefangenlager im französischen Nordafrika entsandt. Sie hat Liebesgaben, Medikamente und eine größere Geldsumme zur Verkeilung in den Lagern mitgenommen. Jede der drei Besitzungen, Algier, Tunis und Marokko, wird von einem Delegierten und einem Arzt sehr eingehend bereist werden. Di« Mitglieder der Kommission haben ausgedehnte Voll machten. Sie können unter anderem die Lager und Arbeitsstellen jederzeit ohne vorherige Anmeldung besuchen, ohne Ohrenzeugen init den Gefangenen sprechen und ihre Wünsche und Klagen cntgegennehmeu. So ist zu hoffen, daß die Tätigkeit der Kommission wesentlich zur weiteren Besserung der Verhältnisse in den nordafrikanischen Lagern beitragen wird. Lkjjtk MkMWW Die reisende Entscheidung in Griechenland Von unserer Berliner Schristleitung T Berlin, 10. Januar. lieber Griechenland sind in den letzten Tagen verschie dene einander widersprechende Meldungen hlcrhergckommen. Nach einer Version hieß es, die Entente hätte Griechenland ein Ultimatum gestellt, nach elner anderen hieß es, dieses Ulti matum wäre von dem gequälten Griechenland selber gestellt wor den. Eine offizielle Bestätigung ist weder für die eine noch sür die andere Meldung bisher eingetroffen. Immerhin ist es nicht ganz unwahrscheinlich, daß die Dinge in Griechenland in aller nächster Zeit zu einer Entscheidung treiben. Im übri gen ist die Lage dieselbe, wie wir sie hier schon wiederholt ge schildert haben. Cs wäre zu wünschen, bah Griechenland seine Neutralität auch in Zukunft zu bewahren vermöchte. Essad-Pascha von seinen Anhängern verlassen Telegraphischer Bericht tu. Wien, 19. Ignuüt. Aus Sofia wild dem „N. Wiener Taoblatt' berichtet: Es ver-, lautet an gut unterrichteter Stelle, daß Essad-Pascha, der sich tn Durazzo befinde», von seinen Anhängern vollständig verlassen wurde. Seine Truppen und das Gefolge sind auf wenig Leute zusammengeschmolzen. Die Nvrdalkanler warten nur auf den Einmarsch bulgarischer und österreichischer Truppen, um sich ihnen anzuschließen. Strafvollzug an einem Kindermörder Telegraphischer Bericht vvtb. Bielefeld, l9. Januar. Der 24 Jahre alte David Lucht, der vom Schwurgericht Biele- selb im Juli wegen Ermordung seiner beiden drei Jahre bzw. neun Monate alten Kinder zweimal zum Tode verurteilt worden war, ist heute durch den Scharfrichter Röpler aus Magdeburg hingerichtet worden. Kirchliche Nachrichten BiihUtz-Ghrenberg. Heute Mittwoch abend 8 Uhr Kriegsbelstundc. Di« vorliegende Ausgabe umfaßt 4 Seilen. Hauptschrtftleiter: HanS Schaack. Berantworllicher Tchklftleller: für Politik Dr. Arn» Günther, sür die Handeiszeitunp Walther Schindler, sür Leipziger und sächsisch« Angelegenheiten t. B. Ziiltud Heliand, sür Kunst und Wissenschaft Dr. Friedrich Erbrecht, für Musik Lugen Eegnl«, sür Gericht, Spart, -Kell», BLder und verkehr 2. Aaarfetd, für Vermischtes und den Schlubdienst Georg Müller. Sahn. — Für den Anzeigenteil Helnr. Balser. — Berliner Schrlstleltung Dr. Atchard Bahr, 2n den Helten 17, Feinsprech-Anschluh: Hansa Ar. s«7. Druck un» Verlag: Leipziger Tageblatt: Dr. Aetndold ck <k». Sümtlich in Leipzig. Feldmarschalls von der Goltz. Als der sich bet ihm meldete, sagte Haeseler ihm gleichmütig: .Jedenfalls werden Sle in Ihrer jetzigen Stellung lernen, was Mensch und Pferd vermögen, ohne daß eS ihnen etwas schadet? Erst später hat Goltz die Bedeutung dieser Worte erfaßt, hat er verstanden, daß die Leistung von Mensch und Pferd im Kriege wichtiger ist, als alle graue Theroic. Und wenn einer nach seinen eigenen Worten handelte, so war es Haeseler. Goltz gesteht, sich oft gekragt zu haben, wann Graf Haeseler denn eigent lich ruhe, esse üno trinke — von Zerstreuung und Vergnügung ganz zu schwelgen. .Wenn wir in Frankreich nach langem Marsche vom Pferde stiegen und mißmutig in schmutzigen Dorfstraßen nach einem Quartier Kerum« suchten, sah Haeseler schon vor der Generalstabskarte an der Arbeit, und wenn der Kanonendonner sich hören lieh, wenn man sich mit einem Seufzer sagte, daß man die eben ausgesuchte Ruhe wohl wieder unter brechen müsse, und nach den Pferden rtes, dann erfuhr man, daß Graf Haeseler längst fortgeritten war. Die Entfernungen auf der Kart« maß «r grundsätzlich tn geraden Linien; die Ecken und Winkel d«r Straßen sielen unter den Tlsch und bildeten nur «ine angenehme Zu gabe für den Reitenden. So entstand im Oberkommando der Begriff, daß Ritte bis zu 75 Kilometern iu den kurzen gerechnet wurden, und bah die längeren, del denen meist 20 Offiziere gemeinsam ritten, erst von diesem Mahr ab begannen. Di« stärksten Anforderungen aber stellt« Graf Haeseier stet- an sich selbst; so durfte sich denn auch niemand Über das beklagen, was er von ihnen verlangt«. Obwohl Haeseler damals dt« Tätigkeit mehitiei lrtstcte, von denen sich jeder einzelne aller Wahrscheinlichkeit nach für überlastet gehalten hätte, machte «r dennoch nie den Eindruck d«S Vielbeschäftigten, wirkte er immer gleich- mäßig und gleichmäßig gelassen." DaS lst bas Bild, das Graf Haeseler als junger Offizier wahrend seiner Kriegsjahre bot. Schon betätigte er dieselben Eigenschaften, dke ihn nachher in so hohem Maße befähiaten, während der FrledenSzett einer der großen Erzieher des deutschen Heere-, ein .militärischer Kant' zu werden. Auch in der Friedens ausbildung ksieb kein oberster Grundsatz, daß Mensch und Tier o»- endlich viel mehr zu leisten imstande seien, alt man annehme; unö der aegenwärklge Weltkrieg Kat seinen Grundsätzen in weitestem Ilmfange recht gegeben. Mit Stolz darf Graf Haeseler setzf Zeuge davon sein, daß dle Leistungsfähigkeit des deutschen Soldaten über alles hinausgeht, was man je für möglich gehalten hätte. Et lst Geist von feinem Geiste, der in diesem Kriege lebt und wirkt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)