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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.01.1916
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19160119027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916011902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916011902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-01
- Tag 1916-01-19
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Monat
1916-01
-
Jahr
1916
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Seine mUttärtsch« Ohnmacht und Unterlegenheit ist dadurch deut lich zutage getreten. Al- Niederlage de- Vterverban- de - »erden diese Ereignisse auch im ganzen Auslands aufgefaßt werben, und die- wird sich namentlich auch auf dem Balkan selbst bemerkbar machen. Zu den vielen politischen und militärischen Mißerfolgen, die unsere Gegner schon im Laufe der Zetten er litten haben, tritt dieses neue Ereignt- hinzu. Das Galltpolt- unternehmen klüglich gescheitert, die englische Expedition gegen Bagdad unter schweren Verlusten zurückgeschlagen, «in bedeuten der Teil de- englischen Heeres in flut el Amara etngeschlossen, Aegypten bedroht, die Offensive von Saloniki aus gescheitert, Serbien vernichtet — wohin man steht, nichts als Niederlagen de- Bterverbandes, nirgends ein Erfolg. Und zu alledem kommt nun auch noch die montenegrinische Waffenstreckung hinzu. Daß der König Nikita sich nicht, wie der Serbenkönig, auf da- Gebiet der Bundesgenossen flüchtete, um dort die weitere Entwicklung -er Dinge abzuwarten, sondern daß er sich endgültig dem Sieger auf Gnade und Ungnade ergab, ist ein deutliches Zeichen, daß der König den Sieg dex Mittelmächte als einen endgültigen betrachtet, der für alle Zelten gesichert ist. Ein Umschwung der Lage erscheint ihm unmöglich, und deshalb zieht er cs vor, recht zeitig mit dem endgültigen Sieger Frieden zu schließen. Und daß dies gerade von dem klugen, in allen Ränken der Politik erfah renen Fürsten der Schwarzen Berge geschah, der über gute poli tische Beziehungen an den verschiedenen Höfen verfügt und der gewohnt ist, hinter die Kulissen zu schauen, verleiht dem ganzen Borgange eine erhöhte Bedeutung. Der nächste rein militärische Erfolg der monte negrinischen Maffenstrcckung besteht in dem Freiwerden der Ar mee Köveh, denn die Besetzung des Landes, die Durchführung der Waffenstreckung kann nunmehr auch von Truppen zweiter Linie auSgeführt werden. In der wieder opcrationsbereiten Armee Köveh erhalten die Mittelmächte aber einen bedeutenden Kräfte zuwachs. Es ist dies eine starke Armee kricgsgewohnter Truppen, deren innerer Mert durch den glücklich durchgcführtcn Feldzug eine bedeutende Zunahme erfahren hat. Wo sie eingesetzt werden wird läßt sich noch nicht übersehen, wo dies aber auch geschehen mag, ihr Einsatz wird stets von entscheidender Bedeutung sein. Es erscheint dies gerade in dem jetzigen Augenblicke besonders wichtig, wo sich die Ereignisse in Griechenland und an der südmazcdonischen Grenze besonders zugespiht haben, so daß eine Entscheidung der Lage in Kürze zu erwarten steht. Durch die letzte Note der Entente an Griechenland ist dieses Land nunmehr gezwungen, eine Entscheidung zu treffen; es wird schwerlich in der Lage sein, seine Neutralität noch länger aufrcchtzuerhalten. Man kann auch verfolgen, wie die Westmächte in ganz systema tischer Weise ihre Bedrückung gegen Griechenland immer mehr gesteigert und sich immer mehr über die Neutralität und Souveränität dieses Landes hinwcggeseht haben, ganz offenbar mit der Absicht, das Land zum Kriege zu drängen. Mag sich nun Griechenland nach der einen oder der anderen Seite entscheiden, es werden jedenfalls dlc kriegerischen Ereignisse in Südmazedonien dadurch wieder in Fluß kommen. Wir können der weiteren Entwicklung mit voller Nutze und Sicherheit entgegensetzen, da unsere vorsichtige und weit voraus schauende Heeresleitung auf alle Fälle rechtzeitig die notwendigen Gegenmahregeln getroffen haben wird. Wie sich die Ereignisse aber noch abspielen werden, das Ausscheiden Montenegros aus der Reihe unserer Gegner und das Freiwerden der Armee Kövcß wird immer einen entscheidenden Faktor bei der Fortführung der Operationen bilden. Italienische Blätter haben auch ausdrücklich daraus hingewicsen, daß schon die Anwesenheit der österreichisch ungarischen Truppen an der Nordgrenze von Albanien, wo ihnen jetzt alle Bormarschwcgc in südlicher Richtung zur Verfügung stehen, einen bestimmenden Einfluß auf die Entschlüsse der ita lienischen Heeresleitung auSüben müsse, und daß dadurch die Aus führung einer italienischen Expedition von der albanischen Küste nach dem Innern des Landes noch mehr erschwert wird, als dies früher bereits der Fall war. Auch aus dieser Betrachtung der auswärtigen Presse geht die große Bedeutung hervor, die die Niederwerfung Montenegros für die Fortführung des Welt krieges haben wird. Kleine Kriegsnachrichten Ein dänisches Schiff aufgebracht. Aus Kopenhagen wird gemeldet: Drei Fischer, die an der Nordküste von Fünen fischten, sahen heute mittag einen deutschen Torpedojäger, der mit westlichem Kurs das Kopenhagener Schiff .K i e w' mitftihrte. Ein holländifcher Passagierdampfer beschädigt. Reuter meldet: Der Passagtcrdampfer «Rijndan' der Holland- Amerika-Linie befindet sich mit beschädigtem Bug auf dem Wege nach Gravesend. Schleppdampfer stehen ihm bei. Alle Passagiere sind in Sicherheit, drei Heizer tot, vier verwundet. lEs wird in der Depesche nicht gesagt, ob der Dampfer auf eine Mine stieß oder auf andere Weise Havarie erlitt. D. S.) * Der deutsch-französische Austausch von Geiseln. Zehn zum Au-tausch bestimmte deutsche Geiseln, die in Frank ¬ reich interniert waren, sind gestern mittag in Genf angekommen. Darunter befinden sich der frühere deutsche Konsul in Tunis Barry und Gemahlin, Professor Kaufmann, Dr. Kaiser und andere Persönlichkeiten. Sie erklären, daß sie sich über die Behandlung in Frankreich nicht zu beklagen hatten. * Eine amerikanische Beschwerde in Wien. «Daily Chro- nicle" erfährt aus New Hork, die amerikanische Regie rung bereite eine Note an Oe st erreich-Ungarn vor, worin für die Beschlagnahme eines TankdampfcrS und von Pe- trolcumoorrälcn durch ein U-Boot Entschuldigung und Schaden ersatz verlangt wird. * Römisch-russische Kriegskonferenzen. «Corriere della Sera" meldet aus Rom: Sonnino empfing gestern den rus sischen Botschafter und später den Kriegsminister Zu fi st eilt, der alsdann mit Salandra konferierte. Staatssekretär Dr. Delbrück Zu seinem 60. Geburtstage Als der Weltkrieg im August 1914 begann, befand sich der Staatssekretär des Innern Staatsminister Dr. Delbrück auf einem viermonatigen Erholungsurlaub. Die Stürme des Krieges rissen ihn wie viele andere aus der Ruhe dcS Urlaubes, und seit anderthalb Jahren versieht jetzt der Stellvertreter des Reichskanz lers ununterbrochen sein verantwortungsvolles Amt. Die Aus gaben, die an den Leiter des Reichsamts des Innern in Friedens zeiten herankreken, sind schon so groß und mannigfach, daß sie nur ein Mann von unbeugsamer Tat- und Willenskraft zu erfüllen vermag. Der Krieg hat den Kreis seiner Aufgaben um ein Viel faches vergrößert und es erscheint, darin hat die «Voss. Zig." recht, fast unmöglich, daß ein Mann sie hente noch restlos zu erfüllen ver mag. Wenn gleichwohl Staatssekretär Dr. Delbrück die Maß nahmen, die das Wohl des Vaterlandes auf wirtschaftlichem Gebiet erforderte, zu einem großen Teil zur rechten Zeit getrof fen hat, so ist das seiner Fähigkeit, die Bedeutung wichtiger Fragen rasch zu erfassen, und seiner strengen Sachlichkeit bei der Bearbei tung seiner Geschäfte zu danken. Hinzukommt das große Geschick, das Delbrück bei dem Ausgleich sowohl fachlicher al- auch persön licher Differenzen besitzt. Wenn ihm auch nicht völlig die Lösung alter Fragen geglückt ist, die an ihn herantraten, so kann doch nicht verkannt werden, daß der Stellvertreter des Reichskanzlers zur Milderung der Schwierigkeiten, die Deutschlands Feinde dem Deutschen Reiche bereiten wollten, sehr erheblich beigetragen hat. Der Zukunft muß das letzte Urteil über das Wirken Delbrücks in der schweren Zeit des deutschen Weltkrieges überlassen bleiben. Die Mitwelt wird ihm ihren Dank für die tatkräftige und unermüd liche Mitarbeit an der Erfüllung der großen nationalen Aufgaben dieser Zeit nicht vorenkhalken. Staoissckretär Clemens Delbrück ist am 19. Januar 1956 in Halle an der Saale als Sohn des Geh. Sanitätsrats Dr. Ernst Delbrück ge boren. Aach dem Besuch der Universitäten Halle, Heidelberg, Greifs wald und Berlin wurde er 1677 zum Referendar im Bezirk des Appel-, lallonsgerichts Naumburg ernannt. Er war als solcher In Halle be schäftigt. Zwei Jahre darauf trat er zur allgemeinen Staatsverwaltung über und sand zunächst bei der Negierung in Stettin Verwendung. 1882 wurde er zum Negierungsassessor ernannt und war bis 1885 an der Re gierung in Marienwerder tätig. Vom August 1885 bis Ende 1891 way er Landrak des KreiseS Tuchei und wurde dann Regierungsrat beim Obcrplüsidium in Danzig. Hier bearbeitete er neben den die Landwirt- schäft und Eisenbahn betreffenden Angelegenheiten in der Hauptsache die zur sozialpolitischen Gesetzgebung gehörigen Gegenstände. 3m Mai 1896 wurde er zum Ersten Bürgermeister von Danzig ge wählt. lieber sechs Jahre hindurch hat er auf diesem Posten gestanden Grenzer Roman von Wilhelm Poeck zgj »ikd»t»n.) «Von diesem knickerigen Fiskus,' sagte Frau Schott, die übrigen Damen stimmten bei, aber Frau Westhusen sagte: «Nicht bloß davon. Die Gehälter sind ja allerdings schrecklich knapp und wenn man sich's nach dem heutigen Anlagekapital aus rechnet: wer möchte seine Söhne noch Beamte werden lassen. Jurist oder Offizier geht ja noch, die heiraten heutzutage ver mögende Frauen, aber ein mittlerer oder gar Unterbea.nter! Wenn ich dagegen daran denke, wie wir, mein Mann und ich, unsere Kinder groß gemacht haben, und sie haben etwas lernen lassen, ohne Schulden zu machen. Mein Monn war damals, vor fünfundzwanzig Jahren, Revisionsausseher in Bremen und halte zweihundertachtzig Taler Gehalt, damit war bei den Kindern natürlich nicht auszukommen, und Zuschuß von zu Hause halten wir nicht, und keine Schulden in machen, galt als Ehrensache. Da galt eS, stch einzuschränken. Vergnügungen gab es überhaupt nicht. Mein Mann machte des Sonntags und nachts Grenz begleitungen, und ich habe des Nachts für ein Geschäft genäht, nur um ein vor Groschen zu verdienen.' Nelly und Grek sahen ihre Mutter mißbilligend, und Frau Mekuweit blickte sie mit dem Ausdruck einer gewißen Gering schätzung an, als wollte sie sagen: Gott sei Dank, das haben mein Monn und ich nicht nölig gehabt, Frau Schott und Frau Klein schmidt sahen auch ein bißchen sonderbar drein, aber Lucie sagte: «Siehst du, Mama, darum ist auch au- euch und aus uns was geworden. Genau wie bei den Amerikanern, die scheuen sich auch vor nichts,' und Frau Wcsthusen wollte weiter erzählen, wurde aber von Frau Pappschneider unterbrochen: «Sie haben recht, liebe Frau Rendant, unS ist eS ähnlich so gegangen. Wie haben wir sparen müßen. Die jungen Herren schelten ja auf meinen Mann, weil er olles im Dienst so surchtbar genau nimmt, aber wenn einer eS hat lernen müßen, im eigenen Haushalt zu sparen, damit die Sache gehen soll, dann tut er'S auch ganz von selbst für den Staat. Denn dem dicnen unsere Männer doch — und sollte unsere Treue nicht im kleinen groß sein?' schloß sie etwas pastoral. i,G«oib,' sagte Lucie, .das tun nicht mal die Künstler,' setzte Pe nut ainem Vettenhtetz auf Gr et hinzu, «»enn ich selbst auch keine Kunst machen kann, so hab ich doch viel über solche Leute, die das können, gelesen und überall gefunden: die allerbedeutend- stcn haben es sehr genau genommen im kleinen. Otto schimpft immer so als Frontosfizier auf seine Rekruten, und Max über seine Bagatellsachen. Ich begreife so was nicht. Gerade die kleinen Sachen würde ich ernst nehmen.' «Korallentierchen,' spottete Grek. «Ja, Korailentierchen. Strickmaschen. Die Frau Schwan ist doch ganz froh, daß ich ihr geholfen habe, um etwas anzufangen. Kann man denn Überhaupt mehr tun in der Welt, als einander helfen?' «Sle haben recht, Fräulein Lucie,' sagte Frau Pappschneider mit einem warmen Blick, «wer nicht zu den großen Geistern be rufen ist, muß sich wohl beim Dienen genügen lassen.' «Es kommt wenigstens was dabet heraus,' ergänzte Frau Weflhusen, ihre drei Töchter mit einem lächelnden Blick ansehend, und Gret fügte halblaut hinzu: «Wenn eS auch nicht allemal eine Germania ist.' «Germania?' fragte Frau Kleinschmidt. Und nun kam die Geschichte von GrctL Kunstwerk auf die Kaffeetafel, und was Herr Nordmann darüber geurteilt habe — jetzt kam Gret in Fahrt — waS er über Schiffahrt und Schnellsegler gesagt habe, und was er über den heiligen BureaukratiSmuS mit seinen Kaffeekränzchen und sonstigen Schwänzchen geurteilt habe, und Gret wurde so üppig und zuletzt so revolutionär, daß sogar Frau Schott an ihre Kaffeetasse klingelte und sie mit einem warnenden Blick ansah: denn man war doch auf einem wirklich offiziellen Kaffee! «Herr Nordmann ist leider immer mit dem Mund vorneweg,' bemerkte Frau Mekuweit, «wir Damen vom Hauptamt sind doch in unseren Anschauungen sehr liberal, und die Frau von dem Grenzaufseher Abromeit sagte neulich zu mir —' «Wißt Ihr, was ich jetzt möchte, sagte Gret. die zu viel Kaffee getrunken hatte, zu ihrer Umgebung: .Auf dem Tisch tanzen!' Draußen klingelte eS. Frau Pappschneider wurde etwas unruhig, und Gret lief hinaus, obgleich da- nickt zu ihren Obliegenheiten gehörte. Auf dem Korridor stand Frau Laurig, hinter ihr in einer gewissermaßen verzweifelten Haltung das Pappschneidersche Dienstmädchen, eine Visitenkarte tn der Hand. «Melden Sie mir bei der gnädigen Frau Oberzollinspektor,' sagte Frau Laurig, «ich bin Frau Laurig, ich werde zum Kaffee erwartet.' und ein« für baß Aufblühen Danzig- tn hohem Matze segen-reich« Tätigkeit entwickelt. 1-02 ernannte ihn dcr Kaiser, der das Wirken Delbrück- bet seinen wiederholten Besuchen in Danzig persönlich zu beobachten Gelegenheit gehabt hatte, zum Oberpräsibenten -er Provinz Westpreutzen. Nur drei Jahr« hindurch blted «r in dieser Stellung, bann wurde er al- Nachfolger de- Staatsmlnlster- von Möller Minister für Handel und Gewerbe. Am 14. Juli 1900 wurde er, als Herr von Bethmann Hoüweg zum Reichskanzler ernannt »urde, für ihn auf den Posten als Staatssekretär beS Innern berufen Politische Nachrichten Nach den Zensurerörterungen im Reichstage Wie wir vor einiger Zeit schon mitteilen konnten, hatte der Reich-Kanzler keinen Zweifel gelaßen, daß er sich um die Be ratung der Zensurslellen durch sachverständige Per sonen bemühen werde. Zu dem Zwecke finden Verhandlungen mit dem Verein deutscher Zeikungsvcrleger statt, die wohl zu dem erwünschten Ziele führen können. Der Ministerialdirektor Dr. Lewald vom Reichsamt de- Innern meinte allerdings gestern im Reichslage, daß die meisten Generalkommandos sich bereits mit sachverständigen Beiräten aus der Preße versehen hätten; aber wenn dies wirklich der Fall wäre, würden gewiß manche Mißgriffe der Zensur vermieden worden sein. Jedenfalls hat der Reichstag es für zweckmäßig gehalten, auch diese Forde rung seines HauptauSschusses einstimmig zu genehmigen und da mit nochmals zu unterstreichen. Auch ein zweiter Wunsch des Reichstags geht seiner baldigen Erfüllung entgegen: dem Reichstage wird Im März eine Vorlage des BundeSräks zugehen, wonach die Gewerkschaften und anderen Berufsvereinigungen als nichtpolitische Vereine erklärt werden sollen. Dementsprechend wird das Verelnsgeseh geändert werden. Die Gewerkschaften erhalten dann eine größere Bewegungsfreiheit auch schon während des Bclagerungs- zustandes. Die Ankündigung dieser Vorlage im Reichstage wurde mit lautem Beifall begrüßt. Ans der gestrigen RcichslagSsttzung verdient auch die amtliche Mitteilung hervorgehoben zu werden, daß der preußische Minister des Innern v. Loebell, dessen Preßerlasse allgemein beanstandet worden sind, sich mit dcr Resolution des Reichstags einverstanden erklärt hat, «daß unter dem Einfluß der jetzt geltenden Ausnahmebestimmungen keine Einrichtungen geschaffen werden, die geeignet sind, auch in Frie- denszeiken die Preßfreiheit und die Freiheit dcr össcntlichcn Meinung zu beschränken.' Zweifellos wird auch doS Verlangen des Reichstags, wonach sedem Zeikungsverbok zunächst eine mit Begründung versehene Warnung vorausgehen muß, erfüllt werden, es sei denn, daß Gefahr in Verzug wäre, wenn es sich um wichtige militärische Dinge handelt. Wegen anderer Forderungen muß sich der Reichstag bis zum nächsten Tagungsabschnitt weiter gedulden. Das gilt von dem Verlangen, daß zu einem ZeitungSverbot die Zustimmung des Reichskanzlers erforderlich sein soll. Hoffentlich ist die Aufrechterhaltung dieser Forderung dann nicht mehr nötig, indem Zeitungsverbote überhaupt unterbleiben, wie man sie auch bisher ohne irgendwelchen Schaden für unsere militärischen Inter essen in den meisten Fällen hätte unterlassen können. Es ist auch nicht ausgeschloßen, daß auf anderen Gebieten eine gewisse Sicherheit gegen Eingriffe der Milltärgewalt in das bürgerliche Leben gegeben werden wird (im Sinne dcS Antrags Baßermann-Ablah, der gestern zurückgrstellt worden ist), wenn auch eine allgemeine gesetzliche Regelung während der Kriegszeit nicht zu erwarten ist. * — Der Führer der NakionaMberalen lm preußischen Ab geordnetenhaus-, Abg. Geh. Regierungsrat Dr. Friedber g. wird in diesem Jahre dem preußischen Landtage 30 Jahre an gehören. Er vertrat früher den Wahlkreis Stadt Halle-Sm.lc- — Vsrsusksn Lis Kitts: — krÜFSroI'kstsrrköondonL mit snlisspttsck wiv- cZsrntt Lis ciis dscisutsncis Vsttrstseremcz in soglsicik seLst kssistsUsn. Lists nur in SsutÄn ru 15,25 u 35 PH üdsrsU Hort wo ksklsms i. Zensier. x wismsls Lose! Anna stand und drehte die Karte in der Hand. Frau Laurig war aber eine resolute Dame, sie nahm kurzentschlossen die Visiten karte dem dienstbaren Geist aus den Fingern und überreichte sie Grek, indem sie sagte: «Bitte, Fräulein, Sle gehören wohl auch zum Kaffee, ich bin Frau Laurig, ick werde erwartet, die Frau Oberzollinspektor hat mich selbst cinaeladen, würden Sle vielleicht das Vergnügen haben, ihr meine Visitenkarte zu überbringen.' «Mit Vergnügen,' sagte Gret, «kommen Sie nur gleich mit." «Da is aber noch eine,' sagte Anna, «sitzt in Küche, wollte gern Ihr Fräulein Schwester sprechen. Kann die nicht auch mit rein?' «Ach nein,' sagte Frau Schwan, und kam aus der Küche berausgelaufcn, «ich möchte Fräulein Wcsthusen doch lieber hier draußen sprechen.' «Unsinn,' rief Grek. «Hier werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, man immer rein in den deutschen Bund, wir sind gerade bei der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die Damen werden sich sehr freuen,' und schob Frau Laurig und Frau Schwan, Frau Laurig voran — «die höhere Charge hat immer den Vortritt —in den Salon der Frau Pappschneider. Frau Laurig machte einen Knir, wie sie ihn einmal von der Verlobten eine- Avantageurs abgelauscht hatte, der bei ihrem Hauotmann Visite gemacht hatte, und sagte über den Kaffeetisch hinüber mit Sprechrichtung auf Frau Pappschneider: «Frau Oberzollinspekkor, ich gestalte mir, die Ebre zu er widern' — während Lucie die purpurrote Frau Schwan, die wieder zur Tür hinaus wollte, aber Greks und Annas halber nickt konnte, zu sich heranzog, sie auf einen Stuhl nötigte und sagte: «Das ist aber nett, Frau Schwan. Gewiß haben Sie mir etwas Besonderes zu erzählen. Wie geht es Ihren Kindern?' Auf der Pelemeleseite hatte sich Gret der Situation be- mächtiat: «Darf ich die Herrschaften bekanntmachen: meine Mama — Frau Schwan — Frau Hauptzollamtskontrolleur Mekuweit — Frau Nebenzollomtsasststcnt Laurig. — Frau Obergrenzkontrol- teur Schott, Frau Obergrenzkontrolleur Kleinschmidt, Frau Restaurationsbesiher Silberspiegcl nebst Fräulein Tochter Sally, die Damen kennen sich allerdings wohl schon, Fräulein Lucie und Nelly Mefihusen, ich bln ich, Frau Laurig!' (Fortsetzung MorüenauSgabe.s> >
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