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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.02.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19160209011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916020901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916020901
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-02
- Tag 1916-02-09
-
Monat
1916-02
-
Jahr
1916
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Kriegserirnrerrm-s-Lafel 9 Fedmar 191» , , Vn ö<r o st»,,-bischen Sren^ «urbe« wieder einige kleiner« örtlich« Erfolge errungen. -es Settels VeleeS er ¬ ringen die Sesterreicher Erfolge. In der Bukowina wird Wara von den Oesterreichern beseht. Der Papst will für die Karwoche seinen Vorschlag auf B«. wtlligung einer dreitägigen Waffenr»h« wiederholen. Sette L. Nr. 7V. Morgen-Ausgabe — Die PeterSduraer .Börfenzeltung' hatte kürzlich, als die .Nord-. Allg. Zta.' SfasonowS Lügen zurtickwieS, daß Kaiser Wilhelm der Hemmschuh bei der liberalen Entwicklung in Rußland gewesen sei, aus diesen Darlegungen ein deutsches LledeSgirren um die russische Freundschaft herauslesen zu können geglaubt, lind die .Nowoje Wremja' bracht« noch vor -em Mlnisterwechses einen Artikel, der zwar di« Mitteilung neutraler Blätter bezweifelte, daß die deutsche Bevölkerung nahezu mit bewaffnetem Aufstand den schleunigen FkiedenSschlaß zu fordern beginne, der dann aber die bekannten Friedensgedanken der «Renen Zürcher Ztg." ernsthaft besprach und dieses zweideutige Züricher Blatt sogar zum Organ der deut sch«» Gesandtschaft in Bern stempelte. Die «Nowoje Wremja" meinte, daß die Tatsache aus deutsche Frlcdenssehnsuchl schließen laste, daß außer der «Neuen Zürcher Ztg.' auch die «Zürcher Post' den Gedanken ventilierte, Rußlands Forderung nach einem eis freien Hasen könne durch einen russischen Ausgang zum Persischen Golf erfüllt werden. Ein Gedanke, von dem das Petersburger Blatt schrieb, er verrate aus eine Werst hin die stumpfsinnig deutsche Kombination. Das Blakt sieht schließlich selbst ein, daß es zweifelhaft sei, ob diese Schweizer Zeitungen offizielle deutsche Stimmungen wiedergcbcn. Bei einem bißchen Ueberlcgung hätte eS ihm klar werden müssen, daß seine ganzen Kombinationen selbst aus ein so urteilsloses Publikum, wie das russische, keinen Eindruck zu machen imstande sind, daß aber denkende Köpfe vielleicht in einem späteren Stadium sich salzen könnten, wo für Nuhland auch von einem Ausgang zum Persischen Golf keine Acde mehr sein wird: es wäre besser gewesen zur rechten Zeit zu nehmen, was man bekommen konnte, statt sich aus Phrasen und Phantasten von deutscher Friedenssehnsucht zu verlassen. Steuerfrage und christliche Arbeiter vereine Die Westdeutsche Arbeitcrztg.', das Bcrbandsblatl der katho lischen Arbeiter- und Knappeuvereine Westdeutschlands, wendet sich, ohne die „Kölnische Volkzta." zu nennen, aus das ent schiedenste gegen die vom Kölner Zentrumsblatte vertretene Auf fassung, daß ml» der Einführung neuer Steuern bis zum Frieden gewartet werden könne. Das Berbandsblalt der katho lischen Arbeitervereine findet es «ganz unmöglich', die finanzielle Erledigung der regelmäßigen Etaatsgesckafle auf Anleihen zu nehmen: «Das wurde eine völlige Zerrüttung der Staatsfinanzen zur Folge haben, die Schuldenlast würde ins Unerträgliche wachsen, und über kurz oder lang wären die Leistungen, die vom Volke auf zubringen sind, um so größer." Danz ähnlich beurteilt die «West deutsche Arb.-Ztg." die Sachlage betreffs der Verzinsung der Kriegsanleihen: «Würde man auch die Verzinsungs summe aus weiteren Anleihen decken wollen, so würde aus den Zinsen eine weitere dauernde Last; sie müßten ja zum Schuld kapital geschlagen werden; damit würden die im nächsten Jahr auf zubringenden Zinsen nur um so größer; wir könnten uns bei Kriegsausgana in einer heillosen Finanzwlrrnis befinden." Obgleich schon in dieser Stellungnahme der schärfste Wider spruch gegen den Standpunkt der «Kölnischen VolkSztg." enthalten ist, bekämpft die «Westd. Arb.-Ztg." die Absicht, alles aus die Zu-- Kunst zu schieben, noch ausdrücklich mit folgenden Ausführungen: «Ais wenn dann die Sache leichter und nicht viel mehr verwickelter würde. Sonderbar genug nimmt sich dabei die mit aller Lungenkraft ge geben« Beteuerung aus, daß Deutschland an sich die notwendige Be lastung auch durch Steuern mit Leichtigkeit, ja sozusagen spielend auf bringen könm. Nun, dann wird es aber im In- und Ausland kein Mensch verstehen, warum man fick derart gegen die wirkliche Auf bringung weigert. Mit einem Widerspruch gegen die Auffassung, daß Besitz und Vermögen scnon durch die Steuererhebungen in den Bundesstaaten hinlänglich belastet seien, und daß ein Zugriff auch roch des Aeickes die linternehmiingskrafl von Gewerbe, Handel und Landwirtschaft untergrabe, verbindet das christliche Verbands- blatt die nachstehende Auslastung' Das Reich ist dekalier Uckenvcif« jedesmal geMUngeii, so oft er botst« Ans«,oben nolrvendia werden, neue Steuern zu finden. Es rächt Le^ziqer Tazzevlatl sich bitter, daß man dem Reich keine Steuerquellen geben wollte, die elastisch und in sich selbst ausbau fähig s t n d, so daß sie sich steigendem Bedarf« anpassen. Darin beruht seit langen Jahrzehnten dos Elend und die Schwierigkeiten de« Reich«- flnanzwesens." Bet den engen Beziehung«« -es Zentrums zum katholischen Arbeiter- und Knappenvereinen wird man an diesen Auslastungen -er «West-. Arbeiter-Zkg.' nicht achtlos vorübergehen «osten. Die sich glättenden „Lufitania"-Wogen Telegr-p-tschee Bericht vtd London, 8. Februar. Die «LtmeS' melden avt Rew Porb, man könne noch nickt sagen, ob der Optimismus der amerikanischen Presse über die bevorstehende Lösung der «Lusitanin'-Frege berechtigt sei. Selbst der Präsident habe noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Man könne aber dgraus rechnen, daß, selbst wenn Wilson sich außer stande sehen sollte, die deutschen Zugeständnisse anzunehmen, seine Weigerung in solcher Form geschehen wilrde, daß ein« Mög lichkeit für weiter« Verhandlungen offen bleibe. Der Eindruck der Reden Wilsons in Amerika und England Lele graphischer Bericht n-tb. London, 8. Februar. Die «Times' melden aus Washington vom 6. Februar: Wil sons Reden haben ein« beispiellose Sensation hervor- gerufen. Man fragt sich, ob sie ihm genützt haben. Die Republikaner finden diese als des Staatsoberhauptes unwürd-g. Die Demokraten geben zu, daß der Präsident mehr gesagt habe, als die Tatsachen recht- fertigen, aber sie meinen, daß er kein anderes Mittel hatte, um die Provinzen von der Notwendigkeit der Rüstungen zu überzeugen. Der Korrespondent der „Times" sagt weiter: Glücklicherweise wer den Wilsons deprimierende Aeußerungen über die englisch-ameri kanischen Beziehungen wenigstens im Osten nur in england feindlichen Kreisen ernst genommen. Die angelsächsische Presse des Ostens verurteilt seine Aeußerungen In St. Louis, daß Amerika eine stärkere Flotte haben müsse als England. — «Journal of Commerce' schreibt: Die erregte Sprache Wilsons über die englische Blockade sei bet dem Präsidenten ganz unangebracht. Der Korrespondent der „Times" urteilt, daß Wilson sich durch seine Reden nicht geschadet habe. Wenn er den Westen für die Sache der nationalen Verteidigung auf gerüttelt habe, so habe der Zweck die Mittel gerechtfertigt. fr.) Christian««, 8. Februar. Morgenblad" meldet aus Rew Pork: 44 demokratische Wahlvereine der Vereinigten Staaken haben sich gegen Wilsons Wiederno miniernng als Präsidentschafts kandidat erklärt. Ausbau des Wilfonschen Flottrnprogramms Reutermeldung rvtb. Washington, 8. Februar. Auf Antrag des Staatssekretärs für die Marine hat das Repräsentantenhaus 500 000 Dollar bewilligt, um die Neparaturwqrst der Kriegsmarine am Mare Island bei San Francisco für den Bau von Schlachtschiffen einzurichten und die New Torker Werst so auszubauen, daß ihr Produktions vermögen verdoppelt wird. Es liegt in der Absicht der Negierung, fünf Werst« st für den Bau von Schsgchtschisfen verfügbar zn haben. Ein bedauerlicher Irrtum im UnterfeeLriege Telegraphischer Bericht rvib. Berlin, 8. Februar. .Zu der Nacht zum L. Februar wurde das Motorschiff «Artemis" der Niederländisch -.Zndischen Tankdampfergesell- schäft von einem deutschen Torpedoboot angegriffen und durch einen Torpedoschuß beschädigt. Dem Schiff war es mög- lich, im havarierten Zustand« den Hafen zu errreichen. Nach den bisher über den Fall vorliegenden Nachrichten glaubte der Kommandant des deutschen Torpedobootes, daß die «Artemis", als er ihr befahl, ihm zur Untersuchung zu folgen. Widerstand entgegensetzte. Um diesen zu brechen, griff er die .ArtrmiS" an. Die Untersuchung über diesen Fall, in dem bedauerlicherweise ein neulrateS Schiss durch den Krieg zu Schaben kam, ist noch nicht abgeschlossen. Mit dem Balkanzug nach Konstantinopel Von unserem n a ck Konstantinopel entsandten N e d a k l I o n s m t t g l i e - e Vli. In ianggestrcckicm Rechteck zieht sich Kvnfbanttnopei über Hügel und Ta!. Viermal wird es nack Sitten und Gebräuchen in deutlich erkennbare Abschnitte geteilt. Pera, der Europäerstadt, einem langweiligen Viertel, das abendländische Arl mit ost großer Willkür den bodenständigen Anforderungen des Orients anpahl, gliedert sichGalata, die Hafenstadt, vor, nach internationaler Gepflogenheit schmutzige, »nae Straßen und Winkel, In denen zu FrtcdcnSzctten neben dem Leichtsinn das Laster wohnt. Jenseits der BosporuSdrücken ivckk Stambut, die vieltausendfach präch tige Märchen- und Wundcrweik orientalischen Ledens, die ihre Er gänzung ini astatischen Stadtteil Skutari findet. Hier drängt sich wie zu einer großen Anvfteliung vereinigt aus einem Block, der lick vom Goldenen Horn zur äußersten Serail-Spitze an den leicht ge schweiften Bogen des Hafens aniehnk. alles zusammen, was noch kein Kompromiß mit der neuen Zeil geschlossen Kai. Neben den Basaren liegen die Läden der türkischen Handwerker und Kauf leute, Moschee reiht sich an Moschee, enge Holzgitter vor den Fenstern alter baufälliger Häuser erzählen von dem abgeschlossenen Leben der Haremsdcwobnerinnen, in sorgsam behütetem Schlaf schlummert klar die ttederlleferung vieler Jahrhunderte. Droben dann, wo die vier schlanken Minaretts der Hagia Sophia die heiligste Liebe des Mohammedaner» umsäumen, weitet sich da große Nund. auf dem die Fäden der m t l j k ä r i s ch e n T ür k «i zusammenlaufcn Hinter einem prächtigen maurischen Tor erhebt sich der einstöckige Bau des Seraskieratr. der Sitz des Kriegsmini steriums, der deutschen Militärmission und all der vielen mili tärischen Kommando-, die zum Hauptquartier eines krlcpsührendcn Staates gehören. Hier scharen sich um Enver-Pascha -ie Wächter, die -er Stadt zu ihren Füßen die Sicherheit, die Ihrem Vakerlandc die Selbständigkeit verbürgen. Er ist vielleicht die inlcreksanteste Persönlichkeit der zu neuem Leben erwachten und einer neuen Zukunft entgegengehenden Türkei, der sünfunddrelßlgsährige Krlegsminlstcr und Vtzegenera- stssimuS, mit Talaal Bel, -cm einsichtigen und weitschaucnden Kammerpräsidenten, sicherlich der klügste Kops, der für seinen Staat denkt. Er erkannte zuerst mit klarem Blick die Weae, die -aS Schicksal wies. Line neutrale Türket oder gar ein türkischer Bundesgenosse de« BterverbandS wäre, wie auch immer der Aus hang d«S Kriege« fei» mochte, n»r ein Kompensottontobsekk für WWSWWWWWWMWWVWMKSSWWSSWM^WMVWS neutrale oder verbündete Balkanstaaten gewesen, hätte keinen Einspruch mehr erheben dürfen, wenn Nußland sich den Ausgang vom Schwarzen Meere zur Aegäis gesichert hätte. Die Losung war: Anschluß an Berlin und Wien, und später: Verständigung mit Sofia und Athen. Nicht ganz leicht war cs, der politischen Minierarbeit der Entente gegenüber, die durch die Tätigkeit deS Agenten und Dolmetschers Fitzmaurice gekennzeichnet ist, diese politisch-militärische Notwendigkeit In einer allgemein verständ lichen Form zu präzisieren. Um so schwerer, als das Land soeben erst zwei erbitterte Kriege ausgefochten hatte, di« Lösung der Munitionsfrage sich zu einer ungeheuren Schwierigkeit auswachsen konnte und die ahnenden Gegner das unselbständige Denkvermögen der unteren Volksschichten durch die Versprechung des Himmels aus Erden nachdrücklich beeinflußten. Die Entscheidung fiel, als .Goedcn" und .Breslau' nach ihrem Durchstoß durch die feindliche Postenkette in daS Mlttelineer vor den Dardanellen erschienen und Einlaß begehrten. Otto von Gotkberg Hal uns erzählt, wie un geklärt damals auch für mistende deutsche Kreise die Lage war, so daß selbst der Kommandant der deutschen Schiffe sich auf die Frage nach der Aufnahme im Kriegshasen von Konstantinopel keine Ant wort geben konnte. Enver-Pascha öffnete den Deutschen die Dar danellen und entschied damit die Haltung der Türkei. Der Erfolg bat ihm recht gegeben, und was seit der Abreise der diplomatischen Enkcnteverkreter von arglistigen Plänen und Anschlägen bekannt wurde, hat überdies auch den letzten, der noch in anderen Ge danken sich verfangen hatte, auf seine Sette geführt. Man weiß heute, daß dieser Krieg auch über Sein oder Nichtsein der Türkei entscheidet, und man weiß zugleich, daß die Erkenntnis dieses Problems den deutschen Bundesgenossen, dem an einer starken, selbständigen Türkei gelegen ist, aus den Plan rief. So ist Enver- Pascha, der einst bei Adrianopcl sich jungen Nuhm erwarb, heute zum Nationalhclden der Türket geworden, besten lorocer- geschmücktes Bild das Zimmer des Hohen und des Niedrigen zierl Und neben Ihm gilt lauter Dank und stürmische Ehre den deutschen Beratern und deutschen Soldaten, die mit Liman- Sanders-Pascha und von der Goltz-Pascha seit horten Monaten an der Seite ihrer türkischen Freunde die treue Wacht im Osten hatten. Von der gewinnenden Art de» Marschalls konnte ick mich selbst überzeugen. Der Oberbefehlshaber der siegreichen 3. Armee war nach Konstantinopel gekommen und hatte dem Sultan Bericht erstattet über das Ende der Gallipoli-Erpedition. Noch altem Brauch fand sich Limin-Eandcrs dann beim Selamlik ein, um seinem kaiserlichen Herrn seine Aufwartung zu machen. Selamlik bezeichnet ursprünglich in, Gegensatz zum Haremllk die Empfangs räume deS Herrn im türkischen Haus«, in Konstantins»«! ist «S Zv- gleich -I« Benennung d»S offiziell« SedsteS, da» -er Sultan «utzer Mittwoch, V. Februar 1S16 Ein „Baralong--Mann im Priesterrock Telegraphischer Bericht vtk. Amster-a», S. Februar. Der englisch« Priester Verna- Duughan hielt lm Mansium Hous« in London eine Nede, deren Refrain war: .Fahrt sort, Deutsche zu töten.' 3n einem Interview tm «Dallv Graphtc* bekennt er sich offen zu -lefer Beuherung. .Sie sagen, ich vertrete «ine schreckliche, grausige Lehre. Ich tue dies in der Tat, und wünschte, eS könnte ändert sein. Als einfacher, aufrichtiger Christ 0) muß ich wiederholen: Fahrt nur sort, die Deutschen zu töten, bevor ste uns alle getötet haben.' Nikolajewitsch» Ahmmg Eigener Drahkbericht fr.) Bafel, 8. Februar. Wie die „Basler Nachrichten' melden, hat zwischen -em Zaren und dem Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch ein Telegrammwechsel statkgefunden, der sich auf dl« Erfolge imKaukasns bezieht, und worin der Großfürst darauf oufmcrk- som machk, daß das Schwerste noch bevor st ehe. England «nd die Verpflegung Polen» Telegraphischer Bericht vtb. London, S. Februar. ' Die englische Regierung erwiderte auf die Vorstellungen ter Vertreter der vier Millionen Polnisch sprechender amerikanischer Bürger ü'-er die Unter st ühung der Notleidenden Polen-, daß ernstliche Beratungen darüber mit Frankreich stattsanden. Die All.irrten sehen sich der Tatsache gegenüber, daß die Notlage eine Folge der systematischen Konfiskationen und der Aus- fuhr der vorhandenen Lebensmittel durch die okkupierenden Armeen ist und daß dieser Ausraubungspcozcß trotz der beklagenswerten Lage des Landes fortgesetzt wird. Das erste, was im Interesse Polens ge- schehen müsse, wäre die Errichtung einer Organisation und Kon- krolle über alle vorhandenen Vorräte. Ferner müßte man von der deulschen und österreichisch-ungarischen Regierung die Garantie klangen, daß der Bevölkerung die täglichen Rationen ausgehändtgt würden, die der Menge der beschlagnahmten Vorräte entsprechen. Man habe in Belgien erlebt, daß die Deutschen alles versucht hätten, alle Hilfsmittel des Landes wegzubringen, die nicht durch bestimmte Garantie gesichert waren. Es sei sicher, daß jede Einfuhrerlaubnis von Uebersee ohne solche Garantien nur die Requisitionen de- Feinde- be- fördern würde. Grey sagte in einem Schreiben anKoever, den Vor sitzenden des belgischen Unterstützung-Komitees, man könne sich an keinem Untersttihungsplane beteiligen, ehe die Aus fuhr oller Lebensmittel aus dem okkupierten Polen durch Deutschland und Oesterreich verboten sei, ehe man Garantien habe, daß die vor handenen Lebensmittel nicht für den Unterhalt der okkupierenden Armeen benutzt würden. Diese Garantien mühten gegeben werden» bevor eine Erörterung darüber erfolgen könne. Da entsprechende Maß regeln nicht schon ganz unabhängig von der Ausfuhrfrage getroffen wären, sei klar, daß die deutsche und die österreichische Regierung sich niemals an irgendeiner Tätigkeit im Interesse der polnischen Bevölke rung beteiligen wollen. Die Antwort der englischen Neglerung an den amerikanischen Hilfsausschuh für Polen reiht sich den amtlichen englischen Kund gebungen im Fall des «Baralong' und der «Golconda" würdig an. Sie ist ein neues Dokument jenes unversöhnlichen Hasses, mit dem Englang gegen Deutschland kämpft, jener Herzensroheit, die die Nach« kühl genießen will und unbekümmert Millionen unschuldiger Wesen opfert, um diesem Aachegefühl Befriedigung zu schaffen. i Wie gewöhnlich, overiert England, um seine Haltung zu reckt- fertigen, mit handgreiflichen Lügen, indem es behauptetToie Not lage Polens sei auf die deutschen Getreiderequisitionen zurück- zusühren. Diese Behauptung hat die «Nordd. Allg. Ztg." bereits auf Grund statistischen Materials widerlegt. Leider ist mit dieser Festnagelung der britischen Ilnwahrhaftigkeit den Polen nicht ge holfen, da die englische Erklärung es als ausgeschlossen erscheinen läßt, daß Großbritannien den Wünschen der amerikanischen Polen jemals Rechnung tragen wird. Was von selten Deutschlands und Oesterreich-Ungarns geschehen konnte, um das Los der Polen erträglicher zu gestalten, ist nicht versäumt worden. Das haben die polnischen Vereinigungen Amerikas in ihrem Schreiben an Asquith selbst anerkannt. Die Haltung, die England ihrer Bitte gegenüber eingenommen hat, wird in Amerika hoffentlich ein Licht darüber aufstecken, wer in diesem Krieg die wirklichen Bar baren sind. am Mevludfest an jedem Freitag mittag um 12 Uhr in der Moschee verrichtet. Sonst verläßt Mahmud Ncschad kaum die Abgeschiedenheit des weißleuchtenden Dolmabagtsche, des herr lichen, im türkischen Renaissancestil errichteten Palastes am Ufer des Bosporus. Nur am fünfzehnten Tage des Namasan, des tür kischen Fastenmonats durchführt er im offenen Wagen einmal die Stadt, um in der Schatzkammer des alten Serail den Mantel des Propheten zu küssen. Am Frcitaa mittag aber Hai sich jeder Sultan seinem Volke zu zeigen. Die Geschichte erzählt von tod kranken Herrschern, denen nur wenige Stunden noch zu leben beschicken waren, und die trotzdem, geführt vom Arzt und vom Diener, sich zum Selamlik begaben. Der Ort der Zeremonie wechselt unter mehreren Moscheen. Ihre Zahl vermehrt sich mit dem Ableben eines Sultans, da jeder türkische Kaiser sich voc seinem Tode außer dem Mausoleum auch die Kirche errichtet, die seinem Andenken geweiht ist. Ich selbst wohnte dem Selamlik in der Ha Midi eh bei die aus einem Hochplateau sich vor dem Iildis-Kiosk erhebt. Iildis-Kiosk war die Residenz des ent- hronten Abdul-Hamid U., hier fand eine an Intrigen reiche Ge- chichke der modernen Türkei ihr Ende. Die Gebäude standen ange leer, durch die BesichtigungSgelder der Fremden fanden sic aber eine immerhin lohnende Verwertung. Zu Abdul-Hamids Zeiten war, woran in diesem Zusammenhang erinnert sein mag, der Selamlik in der Hamidieb für die Herren seiner Begleitung keine ganz angenehme Sache. Der jetzt Gefangene des Bosporus liebte es, im Selbstfahrer sich zu n Gebet zu begeben, und fuhr die steilen Serpentine des Hügels im scharfen Galopp herauf. Da die Beamten einen bestimmten Abstand vom Wagen einhalten mußten, waren sie gezwungen, ihrem Herrn und Gebieter im Geschwindlauf zu folgen, was in Anbetracht 'hrcs zumeist recht würdigen Alters und mit Rücksicht aus die nicht gerade geringe Wärme der mittäg lichen Sonne keine besondere Annehmlichkeit war. Jetzt vollzieht sich der Selamlik in würdigeren Formen. Mit Hellem Spiel rückt das Militär heran, sonnengcbräunte Araber mit einem schwarzen Offizier an der Spitze als Vertreter der In fanterie, Artillerie, Matrosen, und aus leichte», schnittigen Pferden, die ungeduldig iw Gebiß schäumen, Kavallerie, mit Lanze und goldverichnürtem Attila unser«» Husaren ähnlich. Die Truppen bilden läng- des Wegs, der vom Iildis-Kiosk zur Hamidieh führt, Spalier, so, daß die Infanterie neben der teppich belegten Treppe der Moschee Aufstellung erhält. Vor der Kirche gruppieren sich am Eisengitter entlang die europäischen Fremde» und die Vertreter deS diplomatischen KorpS. Polizisten in hell grauer Uniform und hoher Krimmermüße habe» ganz wie bei unS die schwierige Ausgabe, die unbedingt notwendige gerade Linie der Zuschauer herzustellen, denen stch an jenem Tag« auch fünfzig an der KaukosoSfront -efangene russisch« Mohammedaner detgefenten.
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