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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.01.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191601307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19160130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19160130
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-01
- Tag 1916-01-30
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Monat
1916-01
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Jahr
1916
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Seite Sonntags-Ausgabe !LaqeuLal» Sonntag, ^»umar 1916 Kunst - Wissenschaft - Leben Genoveva n. Alt Beranfiattung det Schillerveretut l» Allen Thealer am 26. Januar ISIS Der gestrigen Aufführung von HebbelS Charaktertragödie, ovn der wir bereits im gestrigen Morgcnblatt eine Analyse gaben, war die Bühnenbearbcitung von Dr. Karl Zeih zugrunde ge legt. Die Bearbeitung wollte naturgemäß vor allem zusammen- tassen, und zwar die Fülle des Stückes an sich wie insbesondere die Mannlgsalllgkcik der Szenen. Da gab es zwei Möglich keiten: Entweder vom Gesichtspunkt der wirklich dramatischen Handlung, also der Entwicklung Golos aus, das Stück zu be schneiden. Dann wäre ohne Rücksicht auf den Iirdividualwert einzelner Szenen das Ganze zusammcngcschlossen und verdichtet worden; und alles wäre darauf ausgegangen, aus dieser Mischung von Lharaklcrlragödie (Golos und dramatisiertem Epos (Geno veva-Siegfried) das eine Drama: Goto, herauszuschälen, ein Verfahren, bei dem man nut dem Vorwurf der Pietätlosigkeit vielleicht ein annähernd bühnenmätzigeä Theaterstück erkauft hätte, freilich eine gefährliche Operation, von der man nicht wissen könnte, wie Hebbel sic beurteilt hätte. Der andere Wcg aber war der: möglichst den ganzen Reich tum Hebbelschcr Szenen zu übernehmen, die dramatisch - epische Zweiheit beizubehalten und nur innerhalb der Einzeiszcnen die Ranken zu beseitigen. Im übrigen war dann vor allem auf eine Einschränkung der Verwandlungen zu achten. Im ersten Zolle würde mehr dem Drama oder dein Theater, im zweiten mehr dem Dichter Genüge getan sein. Karl Zeitz beschritt im ganzen den zweiten Weg. Er suchte die Mannigfaltigkeit der Szenen zusammenzufossen, kürzte das Ganze fast nm ein Drittel, tilgte überflüssiges Bciscitesprechen und suchte vor allein auch die Monologe elnzuschränkcn, die hier, wo olles auf die Erläuterung seelischer Entwicklungen in einem einzelnen angelegt ist, fast naturgemäß ebenso wuchern wie etwa im Hamlet. Der romantische Hcxcnspuk, die Brutalität der Juden szene, der Austritt :n der Gelindcslube, die Gestalt des tollen Klaus, dies und mehr wurde teils wegen seiner Bedeutung für das Zeit kolorit, teils als Spiegelung psychologischer Vorgänge herüber genommen. Es war nur folgerichtig, datz Zeitz dann auch das erst 1851, also ein Dezennium später entstandene Nachspiel gleichfalls hinzuzog. So wurde zwar nicht ein reines Drama erreicht, wohl aber dieTheatermögllchkeik erleichtert. DieForm dcsHcbbclschenMurseS wurde nicht verändert, wohl aber der gegebene Kolotz in seiner Gliederung übersichtlicher. Immerhin wäre vielleicht durch weitere Einschnitte in die Margarelhaszenen, deren dramatische Bedeu tung doch nur sekundär ist, noch manches zu gewinnen. Wie über haupt einzelne Ncbenszcncn noch stärkere Kürzungen vertrügen. Hätte -er Bearbeiter den ersten, zweifellos gewagteren Weg eingeschlagcn, so hätten sich von vornherein rücksichtslosere Ein griffe in den Körper des Dramas ergeben, weil dann alles darauf äbgezielt hätte, den Nerv des eigentlichen Golodramas aufzudeckcn. Die Ausführung, von Adolf Winds sorgsam vorbereitet, wurde dem Werke durchaus gerecht, ja mehr als das, sie glich—vor allem dank der Darstellung Lot har Koerners — einzelne Mängel aus. Lothar Koerners Eigenart kommt dem Golo ent gegen. Er hak die innere treibende Glut, und alles, waS er dar stellt, wächst ihm von innen aus. Der Golo Hebbels aber krankt daran, datz der Dichter die Leidenschaft seines Helden immer wieder in Reflexionen umsetzt, und zwar nicht immer nur in solche, -le der seelischen Substanz immanent sind. Golo ist bei Hebbel nicht nur Gestalt und innere Flamme, sondern zugleich auch psycho logisch-intellektuelles Problem. Koerners ursprüngliche drama tische Kraft trug aber eben darüber hinweg. Er schuf alles Gedank liche zur Natur um, weil er selbst ganz Natur ist. So wurde denn gerade das Wesentlichste erreicht: Koerners Goto war nicht an fangs gut, dann ein Schurke, sondern er war Leidenschaft, und diese Grenzer Roman von Wilhelm Poeck äk, «.'lach'.!.. Auf dem Zollhof in Zloczewice traf er Lucie. Sie sah ver weint aus. ..Fräulein Lucie, was ist Ihnen?' ^Mama ist krank. Sie sorgt sich um Gret. Sie bildet sich :in, sie ist, nun wie drüclü man es aus, unter die Seelenverkäufer gefallen oder wobl gar schon tot.' .Darüber kann ich Sie beruhigen,' sagte Nordmann. .Ja, es hätte ihr gestern abend so gehen können, wenn sic nicht ein so firmes Mädel wäre, und wenn ich ihr nicht bcigcstanden hätte." «Also Sie sind ihr Vertrauter?' sagte Lucie bitter. «Nun ich wuht' es jo. Dann Lars ich's natürlich nicht wagen, von Ihnen herauszulocken, wo sie ist." .Sprechen Sie nicht in diesem Ton mit mir. Fräulein Lucie', erwiderte Nordmann, „und auch nicht von ihr. Ihr Vertrauter bin ich, das beißt. ich bin s gewesen, aber weiter nichts, lind wo sie ist? Auf ihrem Wege. Ich habe ihr, wenn man es so nehmen will, ein bitzchen geholfen, sich non gewissen polnischen Beziehungen endgültig loszi'machen. Ich wollte sie zu Ihnen zurückbringen. Aber sie wollte es nicht, lind nach dem, was ich gestern von ihrem Charakter kennen gelernt habe, — nun, billigen kann ich's zwar nicht. Aber ich Kann s verstehen. Sie ist mit elnemmal aus ihrem Familienkreise ins Leben yincingewachsen, oder gesprungen, wenn Sie wollen. Die kommt alleine durch, verlosten Sie sich darauf." Nun gab er Lucie einen kurzen Bericht von dem, was geschehen war, und Lucie ging mit halber Beruhigung wegen Gret nach oben. Aber in ihrem Herzen sang es leise. Denn Nordmann hatte sic mit denselben Augen angesehen wie damals, als er sich nach der Entschleierung ihres Selbst von ihr getrennt hakte. Nordmann gab seinen Joachim ab. erledigte dann in seinem Bureau die elngelaufenen Socken und schlief bis Mittag wie ein Stein. Dann ging er zu Schott auf s Bureau, und nachdem er Herrn Laurig, den er nicht leiden konnte, hinauskomplimentierk hatte, berichtete er ihm die Ereignisse der Nacht, soweit sie die lustigen Herrschaften von Markus Schellack und den Grenzauf seher Brodosch betrafen, und sagt«: §S ist sicher, datz hier etwas nicht mit rechten Dingen zu geht. In diese Sache mutz Klarheit hinein.' wurde Schuld. Das Bewusste, ja Ausgeklügelte von GoloS Frevel straft ja an sich die von Hebbel gewollte schuldvolle Schuld losigkeit aus Naturleidenschaft Lügen. Hier setzte Koerners Per sönlichkeit ein und überwand die Hemmungen der Rolle. Alles hatte tragische Wucht. Dabei fiel auf, über welche dra- malische Plastik Koerner in Haltung und Bewegung verfügt. Wenn einige stimmliche Ueberstcigerungen, die aus der grotzen Szene mit Genoveva heraustönen, fortfallen, wird diese Leistung vollkommen. Marta Arens, deren Art eine so rein auf Er leiden gestimmte Partie wie Genoveva an sich fernliegk, hatte sich erstaunlich cingesühlt und erreichte mit einem durch und durch seelenhaften Tone feine Wirkungen. Sie sprach den Hcbbelschen Vers mit erfreulicher, von jeder Deklamation gelöster Natürlich keit. Emil Mamelok suchte sich niit der wenig dankbaren Episode Siegfried abzuiinden. Man hätte die Gestalt sich anfangs recken hafter, Heller und frischer gewünscht. CarlAukhs Jude wirkte in seiner Szene zu wenig hart, zu schleppend gefühlvoll, wie über haupt der ganze Auftritt mehr non Wut und Hatz gepeitscht, von stärkerem dramatischen Akzent hätte sein müssen. Margarethe S ch w a r z c r - P a s ch k e führte trotz einer Indisposition die schwierige Rolle der Margaretha nach Möglichkeit durch. Die Musik von I. Achk 6 lik fügte sich in die Sphäre der Handlung ein. Besonders zu loben ist die Szene und die Kostümierung. Ilm ihre Ausgestaltung hakte sich der Maler Willy Münch-Khe Verdienste erworben. Die Szene atmete die Stimmung der Legende: So vor allem die Fensterböqen mit der Hügellandschaft Im Hintergründe: so das Tor mit dem warmen, milden Licht, durch daS Genoveva tritt. Auch Gemach und Wald waren wohl- abgcstimmt. Die Kostüme batten entsprechende Farbenwirkung: und als besonders geglückt erschien daS Flimmernde, ein wenig !ln- rubige an Golos Gewand. Jedenfalls mar es überaus interessant, das seltsame Drama einmal in einer starken Aufführung zu er leben: und dem Vorstand des Sckill-r-Vereins gebührt für der artige Anregungen unser besonderer Dank. Dr. Drleäriek Ledreckt. Colleae Crampton im Schauspielhause Das Redaktionsvisilenbuch erinnerte uns in letzter Minute, einer Anftandsschuld nachzukommen, lind so statteten wir denn dem Kollegen von der anderen Fakultät einen Besuch ab, bei dem kein anderer als Gerhart Hauptmann die Honneurs machte. Professor Crampton war noch immer der alte; Phantast, Schöa- heitSsucher und mit sich zerfallener Schwächling. In der Liebe zu seiner tapferen Tochter finden wir uns mit ihm zusammen, aber mehr als wahrscheinlich dünkt es uns, datz er stets aufs neue in seine alten Fehler .zurückfalle. Sympathisch ist das Brüderpaar Strähler: der we.che und idealistisch veranlagte Max und der nur mit der einfachen Mögiichkcit rechnende Adolf, sympathisch auch der treugesinnte Löffler, dessen biederes Dienstmannsherz durch nnHts irrcgcführt werden kann. Ihm ähnelt die Kellnerin Selma, die über alles gern den verlumpten Akademiker aus der Spelunke heraus haben möchte. Der Dichter nannte sein Werk eine Komödie und gab sie als ein Stück Lebens mit allen Licht- und Schattenseiten. Auf musikalisch Empfindende wirkt es gleich einen, Brahmsschcn Scherzo, darin der Meister Johannes (wie z. B. in jenem des Klavierquartctts) zu scherzen vorgibt, aber doch grund ernste Töne anschlägk. Für das Ganze zeichnete Fritz Viehweg persönlich, und als treue Mitarbeiter am wohl vollbrachten Werk seien u. a. H. Sturm, K. Ketzler, M. Laurence, B. Wildenhain sowie die Damen E. Förster und E. Mintcrberg mit Dank genannt. D.ueeu Seemtr. Konzert im Königlichen Konservatorium Zu keiner Zeit stand die Kunst so oft im Dienste werktätiger Liebe, wie in unseren Tagen. So auch in dem vom Konservatorium veran stalteten Konzerte, dessen Ertrag zum Besten des Vereins der Musik- lchrer und Musiklehrerinnen zu Leipzig bestimmt war. DaS mit aus erlesenem Geschmack zusammengestellte Programm verzeichnet« die Namen Handel, Haydn, Mozart und Schubert. Einleitend fplette Pro fessor Karl Straube Händels D-Moll-Konzert für Orgel in Max Seis- fe tS Bearbeitung technisch vollendet und in musikalisch geradezu vorbild licher Weise. Gleich ihm ward auch Professor Julius Klengel der herz liche Dank aller Zuhörer für die Wiedergabe von Haydns D-Dur Violoncell-Konzert zuteil. Die schnellen Sätze, inSdesonder« der« so schwierige Kadenzen, gaben ihm reiche Gelegenheit, seine ganz hervor ragend technischen Fertigkeiten aufs glänzendste zu bewähren. Die dritte instrumentale Gabe spendeten die Professoren Fritz von Bos« und Josef Pembaur, denen für die so lebensvolle und auSdruckSreiche Darstellung des Mozartschen CS-Dur-Konzertes für zwei Klaviere vollste Anerkennung gebührt. Siner suchte den andern im Spiel an Klarheit und Tiefe des Ausdrucks gleichsam zu übertreffen. Wesentlichen Anteil an de» Er folg hatte Professor Hans Sitt, unter dessen umsichtiger, feinfühliger Leitung das Konservatoriumsorchester die Begleitungen ^u den drei ge nannten Werken mit bestem Gelingen auSftthrte. Mit einer vor allem nach feiten des Vortrages ausgezeichneten Leistung erfreute Kammer sängerin Senius-Srler, die drei Lieder von Mozart und Schubert sang, von denen .Veilchen' und die Zugabe .Sehnsucht nach dem Frühlinge' ganz besonders glückten. Die Fähigkeit, den musikalischen Gehalt der Gesänge zu erfassen und mit Hilfe seiner klangvollen Stimm« wieder zugeben, verriet die Art und Weise, mit der Kammersänger Hjalmar Arlberg die zwei Gesänge von Händel vortrug. Durch Herrn August ^»reftS Deklamationen ward eine willkommene Abwechslung in die ziem lich reichhaltige Vortragsfolge hineingckragcn. Seine feine Vortrags und CharakteriflerungSkunst brachte mehrere Gedichte Goethes zu tief greifender, eindringlicher Wirkung. Ourt ttermauo. G Universitätsnachrlchken Wie verlautet, hat der Geh. Regierungsrat Dr. MaxVer warn, ordentlicher Professor der Physiologie cm der Universität Bonn, einen Ruf nach Leipzig an Stelle des vom Lehrstuhl zurücktretenden Professors Dr. Ewald Hering erhalten. Verwarn ist 1863 in Berlin geboren, studierte 1884—89 in Berlin und Jena Medizin und Naturwissenschaften: im folgenden Jahre führten ihn Studienreisen nach dem Miktelmeer und dem Roten Meer. 1891 habilitierte er sich für Physiologie in Jena. 1901 wurde er nach Göttingen und 1910 nach Bonn als Nachfolger v. Pflügers berufen. Sein wissenschaftlicher Auf gründet sich auf zahlreiche bedeutsame Fachschriften. Wir greifen heraus: Allgemeine Physiologie (1895), Die Erforschung des Lebens (1907), Mechanik des Geisteslebens, Psychologie der primitiven Konst, Die Entwicklung des menschlichen Geistes. Professor Dr. med. Oskar Römer, Direktor der Poliklinik für Zahnkrankheiken an der Universität Straßburg i. Els., hat einen Nus an die Universität Leipzig als Professor der Zahnheilkundc und Direktor des Zahnärztlichen Instituts erhalten und angenommen. Prof. Römer wird hier Nachfolger des im Kriege gefallenen Prof. Dr. Dependorf. Er ist am 12. Januar 1868 geboren und seit 1H98 außer- ordentlicher Professor an der Universität Straßburg. * * Schauspielhaus. DaS Schauspielhaus hat abermals den Heldentod eine^ Mitgliedes, des jungen Schauspielers Henry Gr öschner, zu beklagen. Gröschner, ein geborener Leipziger, war in kleineren Nollen als ungewöhnlich talentvoll aufgefallen und sollte in das ständige Per sonal des Schauspielhauses eintreten, als er einberufen wurde. Er ist im September im Westen gefallen. Bisher galt er als ermißt. Kleine Mitteilungen In dem Svenska-Theater zu Stockholm gelangt am Sonnabend, den 29. Januar, EchönheirS ,W e i b S t e u s « l' zur Srstauflührung in Schweden. DaS Stück ist von Gunnar Klintberg, der schon früher durch Ucbersehungen der Dramen .Glaube und Heimat' und .Erde' sich be kannt machte, überseht worden. Auf Vorschlag der Professoren Fader, Gram und Rosenthal von der Universität zu Kopenhagen ist dort eine dänische Gesellschaft für innere Medizin gegründet worden. Die Bestrebungen sollen der Förderung der medizinischen Wissenschaft dienen und zu einem gröberen Zusammenwirken der Wissenschaftler beitragen. «Da haben Cie recht, Kollege,' sagte Schott, «det ls anscheinend 'ne jrotze Sache. Det wird 'ne jrotze Operation. Aber vorher mutz es en jrotzes Kolloquium jeden, und zwar zwischen unS beiden und Kleinschmidt, «re« iacruut evUetzium. Jagen Se man Hildebrandt jlcich nach Dzialowo, damit er Kleinschmidten nach Bernau bestellt, sagen wir zu fünf Uhr, nach dem .Deutschen Kaiser', dem Schau platz unserer Schandtaten, und wenn er zurückkommt, kann Joseph die Adele mit Joachim vorspannen, dann fahren wir auch hin, aber diesmal wird s eine Sache ohne Damen.' Herr Pappschnelder, der von der Manie besetzen war datz es mit allen amtlichen Dingen drunter, und drüber ginge, wenn er nicht von allem Wichtigen und Unwichtigem aufs genaueste orien tiert war, wollte Schott, als der für den Nachmittag um Dispens bat, nicht ziehen lassen, sondern verlangte den Grund zu wissen. Aber Schölt wußte mit Vorgesetzten von Herrn Pappschneiders Kaliber ausgezeichnet fertig zu werden. Er sagte: «Herr Öberzollinspektor, dies ist 'ne Sache, die in det Ressort vom Oberjrenzkontrollcur fällt. Dies ist 'ne Sache, die Nordmann und ich eingesädelt haben, und wenn die Naht fertig ist, so wollen wir Ihnen die Jacke zeigen, wenn's eene wird. Aber det Muster schneiden wir uns selber zu, und wenn Sie uns durchaus dabei helfen wollen, so lassen wir lieber unsere Finger janz davon. Dann sage ich Ihnen aber vorher: dann wird's nischt, und wenn dann der Ehef kommt und fragt, warum keine Prozesse mehr gemacht werden, werd ich ihm schon sagen, warum.' Vor ollen Menschen von Ueberlegcnheit, ob cs nun Chefs, Schotts oder sonstige Leute waren, hatte Pappschnelder im Grunde seiner Seele einen unheimlichen Respekt: er brummte also seine Genehmigung und der Schottsche Wagen ging nach Bernau ab, allerdings nicht ohne gewisse Ermahnungen seitens der Frau Schott wegen deS alten Oberungars. — Joseph kutschierte übrigens heute, aus Schotts Anordnung, zu seinem Leidwesen nicht in dem blauen Rock mit den blanken Knöpfen, sondern ln einem ziemlich schäbigen Räuberzivil. Kleinschmidt war schon da. Die Sitzung dauerte lange, und als die Herren schlietzltch mit heißen Gesichtern nach mehreren Stunden von ihrer Beratung aufstanden, kam daS nicht nur von Rustcr-Auslese. .Kinder,' sagte Schott, .jetzt Krieg ich eenen mächtigen Hunger, wie der Iebrauch von Gehirnschmalz -och am Magen zehrt. Et iS ntch zu slooben. lind wat man hier im Interesse dieses knickerigen FiskuS verißt und vertrinkt, dat kann man nich mal liquidieren. Et iS en jammervoller Zustand, und ick werde doch noch Weinreisender. Nun fehlt man bloß noch een Glied in unserer magischen Schlußkekke, und ick hab so'n Iesühl, det findet sick heute oocy noch an. Und wenn dat richtig ist, werd ich für eenen Tag wieder jesund und nehme an eurem Feldzug teil, jewissermatzen als Ieneralskabschef. Fritz, en Beefsteak mit Brat kartoffeln, aber nicht von der jeschmuggelten Sorte.' Man war im besten Essen, da kam Joseph herein, und stellte sich mit einem so dumm-psisfig lächelnden Gesicht am Türpfosten auf, indem er Nordmann und Schott zubllnkte, daß Schott zu schmunzeln begann. «Joseph, jeh in die Kantine und laß dir en Ilas Bier jeden, aber man eens, denn du machst ja een Iesicht wie ein glücklicher Bräutigam, und so will ich's dir von vornherein sagen, leg dir nicht auf daS viele Saufen, dat jibt 'ne unjlückliche Ehe.' Joseph trat ab, und Schott fuhr zu seinen Kollegen gewandt fort: «Wenn ick nun recht jehabt habe, und unsere Kampagne ver läuft wie se soll, so laß ick mir doch pensionieren und werde statt Wetnreisender Telepathlst oder Hellseher oder wie das Zeug sonst heißt, so 'ne Art männliche Lenormand, meen ick, damit kann man viel Ield verdienen, aber nicht vom heiligen Fiskus.' Als abgegetzen war, mutzte Joseph hereinkommen und seinen Bericht abstatten. Die drei Grenzer machten erstaunte und ver gnügte Gesichter, und Schott sagte: «Wenn dat wahr ist, und die Rosalka uns wegen der Ex pedition unserer Geschäftsfreunde nichts vorgeschwindelt hat, denn kann se mit dir m nen affirmativen Brautstand rinklettern, Joseph, dafür will ick sorjen.' .Is wahr,' versetzte Joseph, indem er beteuernd die Han^n^ die Brust legte, .is gewitz wahr. Rosalka lügt nicht, und Joseph lügt auch nicht, hat alles gehört mit eigne Ohren.' .Wenn's aber doch nicht wahr ist, werden sie ihr abge schnitten,' sagte Schott, .und dir auch, Joseph, verstanden? — Abgetreten!* — Und zu Nordmann gewandt: «Also Dienstag nacht zwischen zwölf und drei ist 5« frei?' Nordmann deutete auf den vor ihm liegenden Dienstplan. .Iut,' sagte Schott, .denn handelt es sich nur noch um 'ne richtige Strategie. Die wird hier jleich an Ort und Stelle fertig jemacht, aber mit Oberunqar. Wenn der diesmal nickt auf unfern Lorbeern stehen kann, will ick in meinem janzen Leben keenen Trappen Alkohol mehr jenletzen' «WaS allerdings Ihnen und manchen anderen von unseren Leuten sehr zu wünschen wäre,' bemerkte Kleinschmidt, und die Beratung wegen der «Strategie' begann. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) vom z/. ,2. Zmüoo-m. ... -s.
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