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AusgabeUS undv Süchflsche volkssettung Mittwoch» den 27. Juni 1934 veela«»»»« Pr««»e» Unzeigenpreize: die ypaiilge H mm breit« gell« I Pf,. — für FamNienanzeigen und Etellenge,uch« 5 Pf,. — Kür Platzvoychlipe» l»«ne» wir t«i»« Gewühl leiste» Nummer 145 — 33. Jahrgang Erschein« l> mal wSchenillch mit der illustrierte» «rati»- bella,« „Der Feuerleiter" r_ D" und mehrere» lertbeilage« Manatttch« vezugepr«!!«! «us«. « mit 8«. Bennabiatt und Feuerleiter M. 1,7» «uc^. B. ohne Et. B-nnobkatt «. mit Feuerrelt«, M. 1,1» «usg. T ohne S». «ennoblatt u. ohne Feuerreiter M. 1,7» Einzelnummer 10 Psg., Sonnabend» ». Sonntag-Ilr. Ift Ps». Uedaltion; Dresden-^., Polierstr. 17, Fernr. 107U rr. 1101» EeschSstillell«, De»lt «»» Berla,! Germania Buchdrucker«! ». Berla, Th. ». D. Winkel, Pollerstr. 17, Fernr. 11011, Postscheck: Nr. 102», Bank: Sladtbant Dresden Nr. 917S7 Gün u, Kullun Im Falle oon höherer ibewall, Berbol, Streit oder Betriebsstörungen Hal der Bezieher oder 3nse»ent tein« Ansprüche, sall» die Zeitung in beichränlt-m Umtange, verspätet oder nicht erscheint - Etiüllungsort Di<- >e» Ser Mrder pieraW Memmmen Ein Student -er Ehemie Eugen Skyba Festnahme durch deutsche Kriminalbeamte beim Grenziibertritt in Swinemiinde Berlin, 2«. Juni. Unifangreiche Fahndungsmas;nahmen der deut schen G r e n z b e h ö r d c n führten am 2». Juni 1931 früh gegen 6 Uhr zur Festnahme des polnischen Staats angehörigen Eugen Skyba, Student der Chemie, ge boren am II. Mai 1908 in Lemberg, aus den die von den polnischen Behörden gegebene Personalbeschreibung des flüchtigen Mörders des polnischen Innenministers genau zutras. Skyba l,am am genannten Tag mit einem Damp fer aus Zoppot nach Swinemiinde, wo er von Beamten der Geheimen Staatspolizei unter den etwa 600 Auo- flüglern ermittelt und festgenommen werden bannte. Skyba bestreitet zwar, der gesuchte Attentäter zu sein; nach der Sachlage kann er aber als überführt ange sehen werden. Der Fcstgenommene wurde noch am gleichen Tage mittels eines polnischen Sonderflugzeugs nach Warschau transportiert. Italienischer Floitenbesuch in Durazzo Tirana, den 26. Juni. Das erste Geschwader der italienischen Adciaslutte, bestehend' aus 20 Einheiten, ist im Hasen von Durazzo vor Anlrer gegangen. Nach der Ankunft begab sich der Vertreter des Ge- schwaderkoininandanten sofort an Land und stattete den albanischen Behörden einen offiziellen Besuch ab. Göring spricht vor -er Hamburger NSDAP Vie Frage der Monarchie - Zur Lage in der evangelischen Kirche —Kath. Kirche und das Zugendproblem Hamburg, R. Juni. In seiner Ne-e, die er am Mvulaaabend auf einer vom Gau Hamburg der 'NSDAP. veranstalteten M'rsammlnng hielt, legte Ministerpräsident Göring die La-.ze des deutschen Balkes in Rückschau und Ausblick dar. Zunächst rechnete Göring mit dem ülx'rwundenen parla- mentarisclzen System ab. Der Ministerpräsident ging dann aus die van bestimmten Kreisen wieder ausgeivarsene Frage der Wiederherstel lung der Monarchie ein. Er sagte: In einem Augen blick, ma das deutsch Volk gusammengeschweihl ist zur Einheit, muh diese Frage stumm sein, darf sie nicht als Sanüerinleresse irgendwa varangeslellt werden. Das Interesse eines Hauses und einer Familie darf nicht über den Interessen der Ration stehen. Wir wollen es unseren Kindern oder unseren Enkeln iilx'rlassen, sich einstmals die Slaalssorm zu wählen, die sie für richtig hallen. Wir Lebenden, wir hat>en Adolf Hiller! Der Ministerpräsident ging dann mit einer anderen Art von Feinden des den Ischen Volkes ins (Bericht, mit denjenigen, die da glauben, durch Schaffung van Inleressenkliingeln n Farm van Lesezirkeln die Einheit des deutsä-en Volkes sabolie- ren zu können Der eine strebt für den Artreiter — angeblich, der andere für den Hausbesitzer — angeblich, der eine für eine Konfession oder für sonst ivas. Wir wollen die Zeiten der Parteien nicht wieder haben! Es glaube da keiner, dah er einem Kreis van Vollisgenassen eine l»esandere Richtung geben Könige. Es gibt nur einen Kampasz, und den richtet Adolf Hiller. Der Mini» sterpräsident ging dann auf die „Sorgen gewissc-r kirch licher Kreise" ein und sagte: Wenn man dort glaulv, nach länger das deulscl-e Volk mit konfessionellen Streitigkeiten langweilen zu können, dann mühte vielleicht eines Tages dem .Kirchenregiment gesagt iverden, dasz doch einmal der Staat ein ¬ greifen müsse, wenn man selbst nicht imstande sei, Ruhe und Ordnung zu halten. Der Ministerpräsident verwies in diesem Zusammenhang einüriniglich auf die Tatsache, dasz der Natio nalsozialismus in Deutschland alle Kirchen gleich schütze, so bald sie auf dem Vaden des positiven Ehrislentuines stünden. Niemand iverdc ein« Konsession mehr schützen als der national sozialistische Staat Das Volk würde es den Kir Iren zu dan ken wissen, wenn sie sich auf dieser Linie hielten. Auch in bezug auf die katholische Kirclze sei es deai Staat nicht eingefallen, irgendein Dogma anzugrei fen, aber da. wo das Volk selre. dasz die Kirche in seine poli tische Gedankenwelt eingreise, da werde es sagen: Vis hierher und nicht weiter. Die Zeit, wo kirchliche Kreise durch das Zentrum Deutschland zu regieren versuchten, sei endgültig vor bei. lind unsere Jugend, fuhr der Ministerpräsident dann fort, ist unser kostbarstes Gut: es ist Gott und uns allein an- »erlranl und wir lassen es uns nicht aus den Händen nehmen. Weshalb wollen jene sie haben? Weil sie die Jugend gegen uns stellen möchten. .» Der Minister wandte sich dann mit aller Schärfe gegen di« unfruchtbaren Kritiker. Er ge:feite in diesem Zusammenhang« auch di« V« r i ch t« r sta l l u ng g«wisser Auslands journalisten in Deutschland, di« unverantwortliclie Vrunnenvergistung darstelle. Im übrigen aber dürfe man den ewigen Nörglern nicht allzu giasze Bedeutung Rimessen. Der Ministerpräsident warnte al>er die böswilligen Kritiker mit den Worten: ..Sollt« eines Tages das Masz übervoll sein, dann schlage ich zu!" Es sei notwendig, so fuhr Göring fort, bei der negativen Einstellung der Kritiker immer wieder di« gewaltigen Leistungen zu betrachten, die Adolf Hitler in den anderthalb Jahren seiner Regierung bereits vollbracht habe. „Ich glaube, wir können vor der Geschichte und, was wichtiger ist. vor der Zukunft unseres Volkes bestehen". Die Zusammenkunft Mssollnl-Dottfuß Ende Juli ln Melone Wien, 2« Juni. Das halbamtliche Organ der österreichischen Regierung, die christlich-soziale „Reichspost", teilt jetzt mit, dasz Mussolini Dr. Dollfuss eingeladen habe, ihn Ende Juli ln seiner Villa in Rlecione mit seiner Familie zu besucizen. Dollsusz habe diese Einladung angenommen. In Wiener diplvmatiscl»«» Kreisen war die Einladung Mussolinis an Dollsusz seit einiger Zeit bekannt. Rian bringt hier diese Einladung mit der Zusammenkunft in 'Venedig in Zusammenhang und erwartet, dah jetzt in der bevorstekmden Unterredung zwischen Mussolini und Dollsusz von italienisäzer Seste das deutsch-österreichisclze Problem zur Spract-e gebracht werden wird. Die Reichs post schreibt zu der Einladung, die klare Auffassung über den notwendigen wirlschaflliciiett Nenausban des Donauraumes habe in 'Mussolini ihren vornehmsten Ver treter gefunden. In Wien habe man dieses einsichtsvolle Ver ständnis immer mit Genugtuung begrüszt. Dasz diese bedeu tungsvolle wirtsclzastliche Arbeit auch durch die persönlichen Be ziehungen des österreichischen und des italienischen Minister präsidenten eine besondere Förderung erfahren habe, sei selbst ¬ verständlich. Der lievorslehende Besuch des Bundeskanzlers in Riccione sei ein deutliches Zeugnis für die besonderen Be ziehungen zwisäzen Italien und Oesterreich. Ser AWburaer Sonmediaer ln Saft Berlin, 21. Juni. Wie eine Berliner Zeitung aus Augsburg meldet, wurde auf Anweisung des Polizeib.'- nustrnglen für die Provinz Schwaben-Neuburg in der Nacht zum 2-1. Juni der Augsburger Dom Prediger D r. Adam Birner vernommen und sofort in das Augsburger Gefängnis e i n g c l i e s e r t. In einer Unterredung mit dem Augsburger Hitlerjugend sichrer, der sich wegen Nichtbesuches des Schulgottesdien stes entschuldigt hatte, warf Birner diesem vor, dasz er sich überaus fanatisch im nationalsozialistischen Meist be tätigte Der Hitlerjugendfichrer setzte auf Anraten 'eines Vaters die Kauleitung von dieser Unterredung in Kennt nis. Der verhaftete Geistliche bestritt zunächst diese Acu- szerungen, gab jedoch, wie in der Meldung gesagt wird, am Morgen im Gefängnis alles zu. Wer ist Weygand? Ein politisches Porträt anlässlich seines Besuches in London. General Weygand hat seinen stürzen, inoffiziel len Besuch in London beendet und ist wieder nach Pa ris zurüclrgestehrt. An diesen Aufenthalt haben sich eine Neihe von (Ge rüchten gestnüpft. Während zum Beispiel die eine Seite behauptet, das; sein Besuch ausschliesziich private Bedeu tung habe, wird von anderer Seite behauptet, Weyzand wollte mit seinen englischen Kollegen über ein Gen.-rai- stabcal stommen verhandeln, das. ähnlich wie rar dem Kriege, Frankreich die britische Wassenhilfe im Falle ei» nes deutschen Angrisss garantiere. Es läszt sich nur schwer kontrollieren, was wahr und was falsch an diesen Gerüchten ist. Das; Weygand ein Freund und Befürworter der englisch-fran- z ö s i s ch e n B ü n d n i s p o l i t i st ist, dürfte jedoch übe* jeden Zweifel erhaben sein. Ein paar Daten aus seinem Leben verdeutlichen diese Linie anschaulich. Weygand gehört seiner Herkunft und seiner Men talität nach zu jener Genccaiion. die ihre innere Fir mung durch den deutsch-französischen Krieg 1870 71 ei nerseits und durch deu Weltkrieg andererseits erhalten haben. Ihr Denken kreist im Grunde um nichts anderes, als um den deutsch-französischen Gegensatz. Deutschland ist für ihre Vorstellungen die ewige Lebensgefahr Frank reichs, und ein Zustand des Friedens bedeutet für sie nichts mehr als ein Waffenstillstand, den man benutzen mus;, um die Waffen neu zu schärfen und die gelockerten Bündnisse neu zu schlichen. Weygands Stern stieg mit demjenigen Fachs. Ge boren 1867 in Brüssel, wurde er zu Beginn des Weltkrie ges, als Fach Korpskommandeur wurde, zum Stabschef ernannt. Dann, im April des Jahres 1018, als Fach zum Generalissimus der vereinten Eulentearmecn avancierte, wurde Weygand Chef seines Generalslabcs und führte mit ihm den Krieg zu Ende. Nach dem Waffenstillstand trat Wengand dann zum ersten Mal aus dem Schatten Fachs heraus. Zunächst wurde er in Palen eingesetzt und kämpfte dort im Ver ein mit polnischen Streitkräften gegen die Nate Armee, die mit ihrer Reiterei Warschau bereits unmittelbar be drohte. Ein paar Jahre später ging er für kurze Zeit als Oberkommissar und als Kommandeur der französischen Levante-Armee nach Syrien, um dann wieder nach Pa ris zurückzukehren und dort die Leitung des militäri schen Bilduugswesens zu übernehmen. Im Jahre 1020 endlich erreicht seine Karriere ihren Höhepunkt. Er wird einerseits Nachfolger des verstarb.'- uen Fach und Vizepräsident im Obersten Kriegsrat, und andererseits — als 'Nachfolger Debenens — Ebes des Generalstabes. Als Marschall Petain endlich, ein- einviertcl Jahr später, ebensalls zurücklral. wurde er auch noch Ge n eralissi m u s der französischen Armee. Scho» diese wenigen biographischen Notizen os- fenbaren, das; man Weygands Tätigkeit nicht mit Durch- schnittsmaszen messen darf, und das; es ihm schlecht an stehen würde, wenn sein Besuch in London ausschliehlich „privaten" Zwecken gewidmet wäre. Er mag vielleicht mehr inoffiziell ^ils offiziell gewesen sein, aber Las; er mit Kreisen des britischen Generalstabes verhandelt hat, um dort erneut für den Traum eines französisch englisch>n Militärbündnisses zu werben, dürste mehr als wahr scheinlich sein. Ob Weygand freilich mit seinem Werben Erfolg haben wird, steht auf einem anderen Blatt. Es ist gewis; bekannt, das; das englische Kriegsministerium ebenso wie das Foreign Office nach wie vor stark allianz freundlich eingestellt sind, aber es ist ebenso bekannt, das; die öffentliche Meinung Groschritanniens in dieser Rich tung kaum mehr Sympathien hegt, weil ihr die Sorgen um die Erhaltung des bröckelnden Empires mehr am Herzen liegen, als der ewige Streit auf dem kontinenta len Europa Es darf darum mindestens als fraglich be zeichnet werden, ob Weygand mit einem Erfolg nach Pa ris zuriickgekehrt ist.