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Nummer 83. Sächsische Volkszeitung » Kokkoliscks kunclscliou Ein neues Konkordat mit Portugal. Lissabon, 10. April. A mtli ch wird initgeteilt, das; der Nbschluß eines Konkordats zwischen dein Vatikan und Portugal unmittelbar vor dem Abschluß steht. Es sieht vor, das; Portugal künftig zwei Kardinale (von insgesamt 72) im Kardinalskollegium erhält lind die Vertretung des Landes beim Apostolisclzen Stuhle zu einer Gesandtsclzaft erhöht wird. Die katholische „Zen trumspartei" des Landes soll aufgelöst und in eine Or ganisation mit sozialem Charakter verwandelt werden. Der nächste Lordmaqor von London Katholik. London, 10. April. Zum nächsten Lordmayor (Ober bürgermeister) von London ist Sir Stephen Killik, ein Katholik, ausersehen, der in den letzten Jahren schon eine Reihe führender Stellungen in der City bekleidete. Killik gehört zum Freundeskreis des erst kürzlich ver storbenen Sir John Knill, der im Jahre 1909 Lordmayor von London war und sich in seinen letzten Lebensjahren als Präsident des St. Vinzenzius-Vereins große Ver dienste um die Besserung der Lage der Arbeitslosen er warb. Lloyd George und die katholischen NgrarpoMiker. Leicester, 10. April. Die katholische Landgesellscl>aft der Diözese Nottingham, die am 14. April eine Neuster, farm zu Wragby, Lincolnshire, eröffnet, um die Rück- siedlung der Industriearbeiterschaft aus den Großstädten und Industriegebieten auf das flache Land zu fördern, erhielt überraschenderweise von Lloyd George drei Gui neen sdrci Pfund und drei Schilling) überwiesen. Lloyd George, der seit Jahren innerhalb und außerhalb des Parlaments sich energisch für die Nücksiedlung der Ar beiterschaft einsetzt, fügte seiner Geldüberweisung ein Begleitschreiben bei, in dem zu lesen ist: „Ich bin der Auffassung, daß das Werk, das Sie zu unternehmen im Begriffe sind, ein wirklicher Beitrag zur Lösung der chronischen Erwerbslosensrage bildet, und vertraue dar aus. daß der Erfolg Ihres Versuchs die Negierung an spornen wird, Ihrem Beispiel zu folgen." Ein Ozeandampfer zur Pilgerfahrt. Dublin, 10. April. Die Mitglieder des dritten Or dens des hl. Franz von Assisi, die am 20. September d. I. eine Pilgerfahrt nach Lourdes beabsichtigen, haben den Ozeandampfer „Laurentic" von der White Star- Gesellschast. ein Schiff mit 18 000 Tonnen, gemietet. Es kann bequem 1250 Pilger bergen. Der niedrigste Fahr preis beträgt 12 Pfund und 10 Schilling. Stammeshäuptling Sabiko will getauft werden. Daressalam, 10. April. Vor einigen Tagen starb nach kurzer Krankheit der letzte Sohn des Häuptlings Sabi ko. der in Ujiji die Schule der weißen Väter besuchte. Als der Vater diese Trauernachricht erhalten hatte, schrieb cc Bischof Birraux, dem apostolischen Vikar von Tan- ganyika, unserer früheren Kolonie Deutsch Ostafrika, folgenden Brief: „Lieber Vater meines Herzens! Heute schreibe ich Ihnen über den Tod meines Sohnes. Als ich d.cse Nachricht empfing, litt ich viele Schmerzen, aber sie waren um das Leben meines Kindes. Für seine Seele freue ich mich, denn ich weiß, daß er getauft war. Unser wahres Vaterland ist nicht hier unten. Es ist im Himmel. Vater taufe mich auch, damit an meinem To destage der liebe Gott mich auch zu sich ausnimmt. Mein Vater und meine Mutter und alle meine Kinder sind jetzt tot. Ich wünsche in Ihren Händen zu sterben und von Ihnen begraben zu werden, wie Sie auch mein Kind begraben haben. Ihr Sohn, Häuptling Sabiko." 2» der Relckzohauptstadt wurde der Grundstein zu einer neuen katholischen Kirche gelegt. Tie Feier in Anwesenheit des Bischofs Dr. Bares sMitte). 2» Berlin wurde jetzt in einem Arbeiterviertel der Grundstein Kir eine neue katholische Kirche gelegt, deren Einweihung der Berliner Bischof Dr. Bares vornahm. Ein deutscher Pionier der Technik Zum Tode Oskar von Millers Geheimer vaural Dr. Oskar von Miller, der Schöpfer tsts Deutschen Museums, der in der letzten Zeit leidend war, Ist am Montagnachmillag überraschend schnell in München gestorben. Geheimer Baurat Dr. Oskar von Miller hatte im Mat vorigen Jahres aus Gesundheitsrücksichten seinen Rücktritt von oer Leitung seiner Schöpfung, des Deutschen Museums, erklärt und wurde zu dellen Ehrenvorstand ernannt. Mit Oskar von Mlller tst eine Persönlichkeit von inter nationalem Weltruf aus dem Leben geschieden. Bor etwa dreißig Jahren hatte Miller feinen Plan der Errichtung eines Museums von Meisterwerken der Naturwissenschaften und Technik einem Kreis von Vertretern der Reichs- und Staatsbehörden, der Stadt München, hervorragenden Män nern der Wissenschaft und Technik dargelegt. Die Gründung wurde dann auf einem Kongreß des Vereins deutscher Inge nieure In München, dessen Vorsitzender Miller war, beschlos sen. In unerhörter Tatkraft gelang Miller die Schaffung des in der ganzen Welt einzig dastehenden Deutschen Mu seums, dessen Bau und Ausgestaltung er den größten Schwie rigkeiten zum Trotz durchführte. Namentlich die Kriegs- und Inflationszeit waren schwere Zeiten für das große Werk dieses Mannes. Er verstand es jedoch, mächtige Gönner für seine Lebensaufgabe zu gewinnen, und so wurde dann das Mnsenm und anschließend der Bibliotheksbau vollendet. Der erste Bauabschnitt wurde 1009 begonnen und 1911 vollen det: dann trat infolge des Krieges eine Unterbrechung ein, Miller arbeitete unentwegt weiter, und am 7. Mat 1925, Millers 70. Geburtstag, sonnte das fertige Museum feier lich eröffnet werden. Fünf Jahre später, am 75. Geburtstag des Meisters, war auch der Bibliatheksbau erstanden. von Miller war auch als Elektroingenieur ein bahnbre chender Techniker; er baute bedeutende Kraftwerke, die vor bildlich in der ganzen Welt wurden. Er ist auch der Schöpfer des Walchensee-Kraftwerkes. 1933 wurde er zum Präsiden ten der Weltkrastkonferenz in Kopenhagen berufen. Oskar van Miller war ein Mann von internationaler Bedeutung, der durch Reisen nach Rußland, Spanien und Amerika den Sieg der deutschen Technik vorwärtstrug; er stand mit allen bedeutenden Männern der Wissenschaft und Technik in per sönlicher Beziehung, von Miller war 79 Jahre alt geworden. Oie Abstimmung im Saargebiet Angaben des Verner „Vund" über die Beschlüsse des Juristischen Saarausschusses Genf, 0. April. Der Berner „Bund" veröffentlicht in seiner Montag-Aus gabe Einzelheiten über den bisher gehciingehaltcneu Inhalt der Beschlüsse des Juristischen Unterausschusses, der bekanntlich vor etwa 1t Tagen hier zur Klärung bestimmter, mit der Saar abstimmung zusammenhängenden Fragen verhandelt hat. Der Artikel ist „aus Grund besonderer Informationen" versaht und mit Eens, den 7. April, datiert- Die Frage der A b st l m m u n g s b e r e ch t i g u n g ist — wie in dem Artikel ausgesührt wird — vom Juristischen Ausschuß dahin geklärt worden, das, jeder, der am 28. Juni 1919 an der Saar gewohnt hat, das Stimmrecht besitze, und zwar ohne Unterschied der Nationalität. Der Wohnsitzbcgriff sei nach einer Entscheidung des Ständigen Internationalen Gerichtshofes im Haag definiert worden, d. h. als „ständige ernsthafte Nieder lassung mit der Absicht, dort zu bleiben". Acnderungen des Wohnsitzes oder auch der Nationalität, die nach dem 28. Juni 1919 eingetreten seien, hätten daher keinen Einslutz aus die Abstimmungsbcrechtigung. Der Unterausschuß habe sich gegen die Auffassung gewandt, daß auch die sogenannten Saar gänger abstimmungsberechtigt seien. Ferner habe er sich gegen eine A b st i m m u n g s b e r e ch t i g u n g der da maligen französischen Besatz ungstruppeu aus gesprochen. Die Frage der gemeinde- oder bezirksweisen Abstimmung habe im Ausschuß zu eingehenden Diskussionen Anlaß gegeben. Frankreich habe der gemeindcweiscn Abstimmung den Vorzug gegeben: der Ausschuß habe aber in seinem Bericht die gemeinde weise Abstimmung verworfen, und zwar aus politischen Er wägungen. Es könne nicht Ausgabe des Völkerbuudratcs sein, zur Zersplitterung des Saargcbietes und zur Vertiefung des deutsch-französischen Gegensatzes bcizutragen. Deshalb spreche sich der Juristenausschuß für die bezirksweise Abstim mung aus, wobei aber nicht das Gesamtergebnis sämtlicher Bezirke nach der bestehenden vcrwaltungsrcchtlichen Einteilung des Saargcbietes ausschlaggebend sein solle, sondern das Resul tat der einzelnen Bezirke als solches. Damit glaube der Aus schuß, Frankreich und Deutschland Genüge geleistet zu haben. Bestimmte Anzeichen deuten, wie der Bericht hinznsügt, darauf hin, daß Frankreich den Vorschlag der Juristen auf bezirksweise Abstimmung nicht aunehmcn werde. Die Juristen vertraten ferner die Auffassung, daß die Souveränität über das Saargcbiet bei Deutschlaird verblieben fei, und daß daher der Völkerbund einem souveränen Staat wie Deutschland für die llebcrgangspcriodc keinerlei wie immer ge artete Forderungen oder Anweisungen erteile» könne, anderer seits stelle sich der Ausschuß auf den Standpunkt, daß das Gebiet nicht eher an den abstinimungsgcmäß bestimmten Staat äuge« gkiedcrt werden könne, lcks alle dicsbczüglill)en Verpflichtungen erfüllt seien. Praktisch aber, so lautet die persönliche Meinung des Verfassers, könne Deutschland sich weigern, den Fehlbetrag für ein Ibiühriges Völkerbundsrcgime in der nahen Zukunst zu übernehmen. Der Artikel besaßt sich u. a. auch mit den Kosten der Saarabstinimung. Die Saarregierung stelle sich die für die Abstimmung erforder» liche Organisation folgendermaßen vor: Die Abstim mung s k o in m i s s i o n, die im Mai zweifellos vom Völker bundsrat beschlossen werde, solle aus einem Präsidenten und drei Mitgliedern bestehen, Ihr stehe zur Verfügung ein Gene ralsekretär, der von vier Hilfskräften unterstützt werde. Al« zweite Einrichtung sei ei» Wa h l l i st e n a u s s ch u ß geplant. Er soll von einem Präsidenten geleitet werden, einem Beamten im Range eines Ministerialrates, und aus 23 weiteren Beamten, 9 Sekretären und 21 anderweitigen Hilfskräften be stehen. Diese hohe Zahl sei durch die 'Wahlbezirke bedingt. Ferner sei eine Schlichterstelle erster Instanz für Streitigkeiten hinsichtlich der Abstimmungsberechtigung vorgesehen. Als letzte und obere Instanz sei das Abstimmungsgericht in Aussicht ge nommen. Die Kosten für Gehälter mit Ausnahme der Auslagen würden monatlich auf 509 099 französische Franken veranschlagt. Dazu kämen noch Kosten für Reisen, für den Wahlakt selbst usw. im Betrage von 114 Millionen. In dem Artikel wird weiter gesagt, die Rcgierungskommission des Saargcbietes habe sich als Kollcktivpersönlichkcit dahin ausgesprochen, daß ein militärischer Schutz für da, Saargebirt, wie ihn der Präsident Knox persönlich verlangt habe, nicht notwen dig sei. Dis benötigte Polizei- und Gendarmerielorps wird auf 2305 Mannschaften und Unteroffiziere sowie 25 Offizier« geschätzt, was monatliche Auslagen 'wn 3 Millionen, sowie ein« einmalige Auslage von l> Millionen für Ausrüstung erfordere. Die Negierungslommijsion schlage eine Teilung der Koke» zwischen Deutschland und Frankreich vor. Natürlich muß dein Verfasser und der Zeitung die Verant wortung für die Richtigkeit ihrer Angaben überlassen bleiben. Man hat den Eindruck, daß cs sich im wesentlichen zwar um authentische Einzelheiten behandelt, das; aber auch dieser Bericht noch nicht alle Zusammenhänge entdeckt. allen V/elt Gerüchte über Verhaftungen von Offizieren in Rumänien. Wien, 10. April. Tie amtliche Nachr:ch:ens'.elle meldet pri vat aus Bukarest: .Heute sand in Rumänien eine Reche von Mrlmslungen aktirx'r Offiziere fta:l. die geeiine! find, nicht un- lielrächlliches Aufsehen zu erregen. E hande'l sich durchnag um Offiziere des aktiven Standes. In Bnka-eit wurden General- ftabsoG'rst Precup und der Major des Genieftaaes N emira ver haftet. Iu Klauseuburg und Bessarabien wurden angeblich eben falls einuze Offiziere verhaftet, deren Namen bisher noch ni cht sestgeslellt iverden konnten. Tie Berhgslunzen sollen angeblich . deswegen vorgenommen worden sein, weil die Offiziere einen Anschlag zur Entfernung einer Person aus der nächsten Um gebung des Königs vorbereitet hatten. Zu bemerken ist. daß die Mitteilungen ül»er dieses Begebnis ans privater Quelle stammen und keine amtliche Bestätigung bisher vorliegt. Aufdeckung einer internationalen Geldsälscherbande London, 10. April Eine große internationale Geldsälscherbande. die seit einem Jahr englische Banknoten, Slaalspapiere und Bersickzerungs- marken, sowie polnische Staatsanleihen im Betrag von über 1 Million P fuud gesät! ch t Hot, ist von der englischen Geheimpolizei Scotland ?)ard ausgedeckt worden. Nachdem Nachforschungen iu den meisten europäischen Haupislädlen — einschließlich Berlin — angeslelll wurden, entdeckte man. daß die Baude ihren Sitz iu Warschau hat. Ein Seolland Bord- Beckmter fuhr nach Warschau, wo die Werkstatt der Fälscher in einem dnnklen Borstadtvierlcl gesunden und sofort 18 Ber- hafluugen vorgcuommen wurden. Tie in Warschau gemachten Entdeckungen können von ganz sensationellem Ekarakler sein. Möglicherweise ist der Betrag der Fälschungen noch hedeutend höher als eine Million Pfund. Ta sich führende Mitglieder der Bande in England aushallen sollen, ober aus dem Wege nach Englcknd waren, hatte auch die Bank von England einen füh renden Anteil an den Nachkorsclmngen genommen. Am Sonn tagabend erließ die englische Polizei dringende Warnungen an sämtliche Häsen und Flugplätze, auf einreisende Mitglieder der Fälscherband>: auszupassen. Inwieweit die gefälschten Pa piere bereits in Umlauf gebracht worden sind, ist noch nicht bekannt. Die Presse rechnet mit der Möglichkeit, daß der Börsenhandel mit den von den Fälschungen betroffenen An leihen. unter denen sich die im Jahre 1927 von der englischen Bnnksirmck Lazard Brothers aufgelegte siekenprozentige pol- nisckze Anleihe non 2 Millionen Pfund befinden sollt, vorüber gehend eingestellt wird. Fememord an einem früheren Schutzbündler. Wien, 10. Aprll. In -er Wohnung des Kreissükrers des aufgelösten republikanisäien Schutzbundes. Körbl. erschienen 1 einmalige Schntzl'ündler und erklärte». GeGumpolizisten zu seiu, die den Auftrag hätten, Körbl zur Vernehmung sofort ins Po- lizeigelmude zu bringen. Sie fuhren mit Körbl in einem Krakt- wcuzen bis auszerhaib der Stadtgrenze. Tort begannen sie plötz lich mit Messern iilx'r Körbl lzerzufallen und brachten dem Schutzbündler tvdlick-e 'Verletzungen lwi. Körbl wurde ius Krrn- kenl-aus gebracht, wo er jedoch bald seiuen schiveren Verletzun gen erlag. Belm Hissen einer Hakenkreuzfahne tödlich abgestürzt. Wien, 10. April. Der Schuhmackzermeister Karl Wei- gerslvrfer ans Hinterstoder im Tolengebirge in Obervslerreich ist. wie amtlich gemeldel wird, Sonntag G'iin Hissen einer Ha- kenkreuzfahne von einer Felswand tödlich abgekürzt. Weigers- torser war 32 Jahre alt. verheiratet und Gute für ein« Frau sowie zivei kleine Kinder zu souzen.