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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.08.1914
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140811026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914081102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914081102
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-11
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
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Vene 2. Nr. 405. Svenü.Llusgatrr. Pab'ologuc alle französischen Zeitungsbsrichtersiatter in Petersburg um sich, erklärte ihnen, die Lage sei sehr ernst, da er bestimmte Nachrichten habe, datz Deutschland die diplomatischen Verhandlungen nur noch MM Scheine führe (!), in Wirklichkeit aber den Krieg wolle. Damit nicht genug, bat er seine Herren, diese Mitteilung den russischen Zeitungen rveiterzugeben. Sie fand sich am nächsten Morgen, als man schon keine Depeschen mehr an deutsche Zei tungen schicke» konnte, in allen Zeitungen Peters» burgs. Ein tragischer Zufall wollte es, dah man am selben Tage den letzten Kämpen der historischen deutsch russischen Freundschaft, den Fürsten Me sch t s ch e r s k i, zu Grabe trug, der in seinem „Grasch- danin" manche Lanze gegen das militärische Va- sallcnbündnis mit Frankreich gebrochen hat. Es war das Grabgeleite dieser überlebten Freundschaft selbst. Um oas Alexander Newski Kloster, wo er ruht, brüllte eine wüste Menge: „Nieder mit Deutsch land! An den nächsten Galgen mit allen Deutschen!" Und als ich meiner Frau leise ein Wort in deutscher Sprache sagte^ wurde ich von einem Studenten, der in seiner Ekstase einem orien talischen Derwisch glich, gestellt. Im Nu waren etwa Menschen nm uns und brüllten: „In die Newa mit -en N j e m z y !" Ein befreun deter höherer Beamter des Landwirtschaftsministc- riums befreite uns von dem Gesindel. Gesindel kann man tatsächlich nur die Leute nennen, die die Kundgebungen, auf die sich die russische Negierung in einer ihrer zahllosen sich jagende» Mitteilungen stützte. veranstalten. Ich habe fast gar keine erwachsenen, denkenden Männer darunter gesehen. Zusammengesetzt waren die Züge vor allem aus Stndente n u n d G y m- nasrasten, die der Verband der wahr haft russischen Leute zusammengetrommclt hatte. Betrunkene Weiber und Dirnen in groszer Zahl bildeten sicher die Hälfte. Vielleicht sind jetzt, wo die Wahrheit der Vorgeschichte des Krieges wegen ihrer Unverantwortlichteit gar nicht gesagt werden kann, durch amtliche Fälschung auch andere Leute wärmer geworden. Doch das wird vorübergehen, so l*ald man in diesen Kreisen die Wahrheit kennt. Man wird a» der deutschen Darstellung nicht einen Augen blick zweifeln, denn das Renommee des Kriegs Ministers ist das, dass er der skrupelloseste Mensch ganz Russlands ist. Es machte auch leinen sehr impo santen Eindruck, als ich einen aktiven General in einem Auto im Tempo des langsamen Schrittes den Newsli heruntersahren sah, in seinem Sitz wie ein umgctipptcr Mehlsack liegend, die Hände zum Waagen herausgcstreckt, von der geschilderten Menge mit Küssen bedeckt Arbeiter, die meine Sachen packen halsen, Angestellte großer Betriebe und alle die, die man abseits der Orgien traf, erklärten zu Hunderten: „Wir wollen nicht in den Krie g!" Die Bauern schaft aber gibt den Ausschlag. Die Popenschast ist von den selbständig handelnden Elementen gereinigt, die Mehrzahl der Geistlichen sind blinde Werkzeuge. Sie werden alles aufbieten, den Krieg als eine reli giöse Pflicht darzustellcn. Lange kann es aber den Bauern nicht verborgen bleiben, dah der Minister, der ihnen am nächsten steht, der Landwirt schaf t s m i n i st c r Kriwoschein, bis zum letzten Augenblick mit aller Energie gegen die verruchte Politik der Va st a n q u e s p i e l e r gekämpft hat. In der ent scheidenden Sitzung des Ministerrats am 25. Juli hat er mit überlegener Schärfe nachgewiesen, dah der Krieg das ganze begonnene Reformwerk der Agrar organ iiation vernichte, rettungslos ver nichte. und damit die Grundlagen des russischen Reiches untergrabe. Umsonst! Doch die jungen Bauerngüter werden dies ebenso fühlen wie ihr Be gründer und werden das nationale Unglück verwün schen. Immerhin, wir wollen uns durch diese Erwägungen nicht täuschen lassen' Einstweilen wird jenseits der Weichsel das Denken durch die Aufreizung der Instinkte abgelöst, und erst wenn die Tatsamen den Schleier der Wahn vorstellungen, die man jetzt den Massen ausredet, zer rissen haben, können wir mit Fug und Recht über die Kundgebcr die Achseln zucken." Mobilisierung in Griechenland! Bern, 11. August. (Eig. Drahtmeld.) Hier auf hältliche griechische Staatsangehörige erhielten, den Plättern zufolge, Cinberufungsorder. Auch in Zürich und Genf wurden an griechische Heeres- pslichtige Stellungsbefehle ausgegcben. Mailand, 11. August. sEig. Drahtmeld.) Die hier vorliegenden Athener Zeitungen enthalten, der Leipziger Tageblatt. Oieusisg, U. üugult lSK „Umone" Mjotge, wichtige Auslastungen zu der Hal tung Gri«chenland« tu dem «ropäischen Konflikt. „Gmbros" in Athen schreibt, dah «nechenlaud nicht untätiger Zuschauer kleide, könne, wenn Serbien zur Austeilung komme. „Astrapi" läßt sich dahin aus, das, ein starkesEerbienfür Griechenland gefähr licher geworden wär« alsdasstärkste Oester- re i ch ll n q a r n und dah die griechische Regierung rechtzeitig Ansprüche an Monastir erheben werde. Hs sei ausgeschlossen, dah Serbien sich in Mazedonien behaupten könne, wenn es überhaupt ein selbständiger Sraat bleibe. Ruhlands Macht auf dem Balkan bleibe immer eine vitale Gefahr für Groh- griechcnland. In gleichem Sinne äuhern sich die Athener Zeitungen „A st i" und ..A1 hina i" in ihren Ausgaben vom 2. und -1. August. Sofia, 11. August. tAgence Bulgare.) Die Re gierung hat die Mitteilung erhalten, dasz zahlreiche griechische Antartcn sich in Saloniki gesam melt haben, von wo aus sie unter dem Vorwand, so genannte bulgarische Komitatschis in Mazedonien zu verfolgen, einen Einfall in serbisches Gebiet vor bereiten. Die mazedonische Bevölkerung ist sehr erregt. Abreise der Königin von (Griechenland. Frankfurt a. M., 10. August. Die Königin von Griechenland reiste gestern mit ihren Kindern und etwa -10 Griechen, die hier und in Wiesbaden lebten, nach Athen zurück. Verwirrung an -er rutsch-türkischen Grenze Konstantinopel, 11. August. Die Zeitung „Zkda m" meldet authentisch, dasz die Russen seit einigen Tagen eiligst die Nachbargebiete an der russisch-türkischen Grenze räumen, wobei sie die Lebensmitteldepots ver brennen. Eine Division Kavallerie hat sich nach Kars zurückgezogen. Die Bevölkerung flüchtet nach der Türkei, ebenso viele russische Deserteure. In Baku find Unruhen ausgebrochen; Reservisten haben den Polizeidirektor getötet. Revolution im Kaukasus. Aus dem Kaukasus erfährt die „Deutsche Tageszeitung", dah dort die Revolution herrsch« und dah russische Truppen sowie dort ansässige russische Familien das kaukasische Gebiet ver lassen. Unbedingte Neutralität Sulgariens. Sofia, 11. August. l„Agence Bulgare.") Minister präsident Radoslawow erklärte in der Sobrarrj«: Bulgarien ist entschlossen, die Neutralität bis zum Ende zu beobachten. Angesichts der inter nationalen Lage verlangt jedoch di« Regierung die Erklärung des Belagerungszustandes im ganzen Lande. Wenn ungeachtet der erklärten Neutralität die Grenzen des Königsreichs verletzt wür den, ist di« Regierung bereit, jederEventuali- tät dreSpitze zu bieten. fin -ie nationale Ehre! Die „Deutsche Tageszeitung" veröffentlicht fol gende Zuschrift, die als Mahnung wohl berechtigt ist. „Wir haben Gefangenentransporte zu erwarten. Die Vorgänge von 1870, daß die Ge fangenen Liebesgaben empfangen, von unseren Frauen und Töchtern verhätschelt wer den, während die deutschen Begleitmannschaften un beachtet beiseite stehen mutzten, müssen unter allen Umständen vermieden werden. Die Bahnhofskommandos usw. mützten höheren Ortes an, gewiesen werden, weibliche Wesen nicht an die Züge mit Gefangenen hcranzulasscn. Nur Männer dürfen den Begleitmannschaften Liebes gaben überreichen. Als Beispiel, wie deutsche Ge fangene seitens der Franzosen behandelt sind, diene folgendes, wofür mein Gewährsmann, der jetzige Pastor ein Sachs, Lharlottenberrg, Eofauder- stratze 16, ist. Dieser trat 1870 al« Jenenser Germane freiwillig in den Kriegsdienst. Ein Bundesbruder von ihm, wenn ich nicht irre, der spätere Gymnasial direktor Höpfcrt wird gefangen. Mit anderen Ge fangenen nach Südfrankrcich geschickt, hat man den Gefangenen das Essen in Schweinetröge, die hinter einem Gitter standen, geschüttet, ins Esten gespukt und sich unter wüsten Schimpfworten darüber gefreut, wie die von Hunger gepeinigten Deutschen sich das Essen mit der Hand aus den Schweinetrögen geschöpft haben, so datz den Gefangenen Selbstmordgedanken gekommen sind. Wir wollen zivilisierter sein, die Ge fangenen nicht kränken, aber auch nun und nimmer verhätscheln. Dies sind wir unserer nationalen Ehre schuldig." Vie alte Warnung. Berlin, 11. August. sW. T. B.) Trotz der von der obersten Heeresverwaltung seit mehreren Tagen dringend ausgesprochenen Forderung, dem Auto mobilverkehr kein« Schwierigkeiten in den Weg zu legen, wiederholen sich immer noch derartige Mißgriffe, die die schwersten Folgen nach sich ziehen. Jeder, der den Automobilvcrkehr hindert, versündigt sich am Heere. Vettere Meldungen. * Der preußische Iustizminister hat bis zum 0. August insgesamt 1070 Gesuche um Straf unterbrechung und Strafaufschub an läßlich des Krieges.stattgeben lassen. Nahezu drei Viertel der also Begnadigten haben sich für eine militärische Verwendung gemeldet. * * Sämtlichen Generalkonsuln, Konsuln und Han delsvertretungen von England, Belgien und Serbien ist durch Verfügung des Reiches vom 7. August das Exequatur entzogen morden. * Aus Essen wird gemeldet: Die Sonntags ausgabe der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" wurde behördlich beschlagnahmt wegen eines darin enthaltenen Artikels mit verbo tener Angabe über Truppenbewegungen. Vie „Ehrenschuld" Englands. Wir alle kennen Englands Politik, die mit rücksichtslosem Egoismus ihre Interessen durch setzt und da zugreift, wo was zu kriegen ist. Jin höchsten Grade komisch wirkt es aber, wenn John Bull idealistisch wird und sich als den Hort und Hüter der „europäischen Moral" aufwirst. Wie die „Times" vom 1. August nämlich feststcllen, will England auf feiten der „europäischen Moral" kämpfen, die durch Oesterreich-Ungarn so schmäh lich verletzt sei. England, oas den Opiumkrieg führte und tue friedlichen Buren einfach überfiel, weil ihm ihre Goldgruben in die Augen stachen, ist plötzlich so feinfühlig geworden und entsetzt sich über Oesterreicl)-Ungarns „immoral solion", die darin besteht, dasz das schwer beleidigte Oester reich den Bombemverferstaat Serbien seine Macht zeigte, anstatt an Europa zu appellieren. Die „Times" fahren dann fort: „Groß britannien l)at keinen Stroit mit Oesterreich-Ungarn, ausgenommen, das; die österreichisch-ungarische Aktion wie ¬ der, wie schon vorher, den ganzen Kodex und das ganze System oer internationalen Ver ständigung, für oas sich England einsetzt, be- I droht. Es hat keinen Streit mit Deutschland, mit dem es jetzt freundlichere Beziehungen hat, wie lange vorher, mit der Ausnahnre, insofern Deutschland den Machtmistbrauch seines Bundes genossen billigt und unterstützt. Es hat keine besondere Sympathie für die slawischen Völker, mit der Ausnahme, daß Rußland zu seiner eigenen Gruppe im europäischen Gleichgewicht gehört. ES hat keine Verpflichtungen gegen Frankreich, mit Ausnahme der Verpflichtungen der ehrlichen Freundschaft und des vitalen Inter esses, darauf zu sehen, daß Frankreich nicht durch Deutschland vernichtet wird." „Die Stellungnahme des Reiches unter die sen Voraussetzungen ist klar. Wenn Frankreich und Rußland « einen Krieg verwickelt werden, muß das Reich tb« Swpirs — sie mit aller Gewalt und ohne Verzug unterstützen. Wir tvünschen keinen Krieg, wir haben uns bemüht, ihn abzuwenden; »venn er unvermeidlich ist, wer den »vir ihn aufuehmcn mit gutem Gewissen und ihn zur Entscheidung drängen durch jedes ge eignete Mittel, das in unserer Macht ist." „Drei Gründe zum Eingreifen" zählen die „Times" auf. „Zunächst müssen wir unseren Freunden bei stehen. Das Reich hat keinen schriftlichen oder mündlichen Vertrag, der uns zur Intervention zwingt; aber es hat eine Ehrenschuld, die es voll einlöjen will. Der Charakter der Nationen wird in der Welt beurteilt in Augenblicken, wie diesen. Wir würden beurteilt werden, und mit Recht be urteilt werden als der Freundschaft einer Kultur macht unwürdig, wenn wir die Absicht hätten, die Ansprüche Frankreichs und Rntzlands auf unsere Hilfe zurückweisen, die sie nötig haben, gegen ihren wie gegen unseren Willen." (!) „Zweitens haben wir ein vitales Interest« darauf zu sehen, das; Frankreich nicht durch Deutsch land überwältigt wird, wie freundschaftlich wir auch immer für das deutsche Volk fühlen mögen. Die Macht, die Frankreich beherrscht, wrrdV elgien und die Niederlande beherrschen, und, wie es Ludwig XIV. und Napoleon tat, sogar die Grund lage der Existenz unseres Reiches — die britische Seemacht bedrohen. Die Meere, die uns trennen, sind der volle Beweis für unsere vollkom mene Abhängigkeit von unserem Uebergewicht zur See. Wir sind durch Seelinien miteinander ver bunden, und der britische Handel, das Lebensblut unseres Volkes, beherrscht die Meere des Erdballes mit einer Schiffahrt, die von der einer anderen Macht auch nicht im entferntesten erreicht wird. Das Mutterland sieht ängstlicher auf die See als die jungen Staaten, seit sie den grotzcn Teil seiner Nahrung und der Rohmaterialien für seine Indu strie trägt. Das britische Uebergewicht ist das Axiom der englischen Politik gewesen, seitdem die britische Entwicklung durch andere seefahrende Mächte herausgefordert wurde. Es ist so lebens notwendig für uns heute, wie es immer gewesen ist." „ Drittens steht das Reich für zivilisierte Beziehungen und die äußerste Rücksicht auf den Sinn der internationalen Gesetzgebung ein. Es steht also für den Frieden ein, und es mutz auf alle Fälle sich dem Aufleben der Lehre widersetzen, datz der Krieg blotz ein Mittel der Politik sei und nicht die letzte Instanz, wenn die Politik scheitert. Die Bürger des Reiches, die nur den Frieden wünschen, müssen bisweilen die Sach« der höheren Zivilisation durch die Waffengewalt zum Ziele führen, oder dec höhere Wille mutz immer dem niederen auf die Kriegsdrohung hin nachgeben. Es genügt nicht, die Zivilisation auf unsere Fahne zu schreiben ( Eng land, das das Seebeuterecht im Kriege nicht auf geben wollte und noch nicht aufgegeben hat!), wir müssen dafür kämpfen oder unsere Fahne und damit unsere Zivilisation wird endgültig ver schwinden. Der Weltfriede hat keinen größeren Feind als die Doktrin, auf der die österreichisch ungarische Aktion und ihre deutsche Hilfe beruht. Wenn England seine Macht für bessere Beziehungen zwischen den Völkern und für die Aufrechterhaltung des Friedens einlegt, mutz es einig auf dem Stand punkt stehen, dem Kriege die Entscheidung zu geben." Den Kern dieser dreifachen Rechtfertigung hat man natürlich allein in dem zweiten Grund zu sehen. Die politische Erwägung, die England zum Kriege veranlaßte, nämlich die ein fache Angst, daß wir zu mächtig wer den könnten, haben die „Times" hier mit lieblichen Floskeln umrankt, wie es die Eng länder immer geliebt haben, sich als die alleinigen Hüter der menschlichen Gesittung aufzuspiclen — wenn sie dabei ihr Geschäft zu machen hofften oder wenn es für sie politisch vorteilhaft oder notwendig war. Unerwähnt lassen die „Times" ihr Gelüst auf die mühelose Eroberung der deut schen Kolonien. Mit Togo haben sie ja bereits einen ruhmreichen Anfang gemacht. Svdrsidmnsvblnov ' I'arbdüvcker u. Xoblepuplere, Vrlwmuli-cke Str. 24. Vas stMr Leuchten. 2sil Roman von Paul Grabein. taopxriiNu lix OrvlUIeii, L c'o. w. I. U., j.vstrix.) Verdroß Hollen schon die platte oder grobe Art ihrer Witze, so regte sich daneben auch der Unmut, daß man sich hier billig auf Kosten eines Abivesenden unterhielt, der sich nicht ver teidigen konnte. Es steckte in seiner Art ein ritterlicher Zug, einen Wehrlosen oder den ein zelnen gegen die Uebcrzahl stets in Schutz zu nehmen, und ebenso eine starke Oppositionslust, die sich stets regte, wenn er hörte, daß alle dasselbe zum Ueberdrnß wiederholten. Jetzt hatte nun auch noch der junge Maler geglaubt, seinen Stein mit den anderen werfen zn wollen. Da siel ihm Holten ins Wort: „Verzeihung, Herr Rudorfs, aber ich glaube, der Professor verdient doch schließlich mehr Mit leid als Spott." „Was? Dies verrückte, alte Huhn?" lacbte ihm der junge Mensch ins Gesicht. „Gewiß!" Holten erhob absichtlich seine Stimme. Man sollte ihn auch da oben verstehen, wo die Hauptspötter saßen. „Daß er alt ist, ist ja wohl nicht gerade ein Grund zum Spott — es steht überdies uns allen bevor —, was Sie aber seine Verrücktl-cil neunen, seine Reiz barkeit und Srhrullenlwftigteit, das ist die Folge eines Leidens. Selbstverständlich entschuldigt das seinen Mangel an Selbstbeherrschung ja nicht; aber es mildert doch seine Schuld wohl wesent lich." Der junge Maler schwieg etwas verlegen über diese Abfertigung. Er hätte wohl gern eine burschikose Erwiderung gemacht, denn er schämte sich vor Frau Juttas spöttischen Augen, aber in der Art Hottens lag so etwas Ernstes, Ueberlegenes, und außerdem, der Mann sah so aus, als ob er nicht mit sich spaßen ließ. Auch oben hatte man Hottens Worte ge hört. Frau Jutta sah neugierig mit ihrem ge wohnten leis ironischen Zug um den sein ge schnittenen Mund, die Lorgnette ungeniert vor die Augen führend, z« dem Neuling W» Lisch, der da eben quasi öffentlich das Wort ergriffen halte. Der Leutnant neben ihr hatte das Mon okel eingeklemmt nnd fixierte Holten l-och- nrütig kalt. „Taxiere Sckmlmcester?" tvandte er sich flüsternd an Frau Jutta, als Holten geendet hatte, und ließ das Augenglas niederfallen. „Uebrigens einfach unversckstnnt! Wie kommt der Kerl dazu, uns hier 'ne Vorlesung zu halten?" Holten hatte die Worte zwar nicht verstehen können, aber die geringschätzige Mene des jun gen Elegants liest ihn ihren Sinn erraten. Schon das Anstarren mit dem Augenglas war eine Dreistigkeit gewesen — eine Ungezogenheit, deren sich übrigens die schöne Frau da obeu immer noch schuldig machte. Eine leise Röte stieg in Holteus Gesicht. Mil scharf verweisen dem Blick musterte er seinerseits Frau Jutta — einige Sekunden bot ihr Auge ihm Wider part —, dann ließ sie plötzlich die Lorgnette sinken und wandle sich Dr. Lldlon zu, aber nicht ohne ein leises, hochmütiges Zucken der Schulter. Holten verstand die Geste, und der Hochmut, die Külte begannen ihn zu reizen. Wie kam sie dazu, ihn so mit Geringschätzung zu behandeln? Ein plötzliches Verlangen packte Holten, die ser Frau zu zeigen, wer er war, ihren Hochmut niedcrzuzwingcn. Einen Augenblick dachte er daran, einfach ihre Bekanntschaft zu forcieren, den jungen Maler nachher zu bitten, ihn ihr vorzustellen; aber dann verwarf er den Ge danken wieder. Nein! Sie sollte sich nicht ein bilden, daß auch er ihr nachlicfc wie die Schar der anderen hier. Er wollte cs auf den Zufall aukommen lassen, der sie doch einmal in diesem cujzen Kreise zusammcuführen mußte. So hielt sich denn auch Holten abseits, als nach Tisch der grüßte Teil der Herrschaften mit Frau Jutta sich hinauf in den Salon begab. Wie eine Köuigin mit ihrem Gefolge zog sic ab. Ja, sonderbarerweise schienen selbst die Damen des Kreises — abgesehen von den Fräulein von Lychtritz —, mehrere junge Frauen, von dieser Schwärmerei angestcckt zu sein. Holten, an dem man vorüber mufstc, sah, wie sic sich förmlich darum drängten, Arm in Arm mit ihr die l Treppe hinaufzusteigen. Mit einem leisen skep tischen Lächeln kritisierte er das absonderliche Treiben. Frau Jutta aber tat im Dorübergchen, als bemerke sie nichts davon. Hochaufgerichtet schritt sic an ihm vorüber, kalt über ihn hin- wegsehend. Er mußte ihr unwillkürlich nachscl>auen, bis sie aus dem Saal verschwunden war. Das Weib war — bei Gott! — schön wie die Sünde. >kein Wunder, daß sie allen den Kopf verdrehte! Aber er sah die schillernde Schlange lauernd über ihre wchulter blicken. 12. „Nein, Herr Rudorfs, Sie sollten wirklich die Parrie nicht mitmachen." Mit Nachdruck empfahl es Fräulein Hedwig G'baur dem jun gen Maler. Man saß abends, wie gewohnt, um den runden Stammtisch im holzgetäfelten Hcr- rcnstübchen des „Hirschen", wo sich einzelne Gäste mit der Familie G'baur und den Honoratioren des Ortes gemütlich zu vereinen pflegten. „Herr Gott, warum in aller Welt denn bloß nicht?" rief Rudorfs. „Ihr tut ja wirklich alle, als ob ich schon aus dem letzten Loch pfeife!" Und ärgerlich stürzte er das Glas mit dem rubinroten Terlaner hinunter. „Fräulein Hedwig hat schon recht," bestätigte gutmütig der Uhrmacher und Allerweltskünst'ler von Längefeld, .Herr Berthold, und blickte den jungen Maler treuherzig aus seinen ehrlichen Blau-Augen in dem schnauzbärtigen Gesicht cm. „Der Aufstieg zur Magdalencnwand ist scho' a bissel gar sehr steil." „Na, wenn eine Dame ihn fertig bringt, dann wird er mir wohl auch nicht schaden." „Jo freili," sagte der blonde Ruse mit den Kindcraugcn und stopfte mit der mächtigen Hand die Pfeife nach. „Aber die Frau Fchlhaber'n is scho' a rechtschaffnes Krauellzimmer. Die nimmt's beim Steig'n mit a'm Mo auf/' „Und Sic sollten doch immer ein bissel an Hhre Gesundheit denken, Herr Rudorfs," bat Fräulein .Hedwig. „Ihre Fran Mutter hat mir'ü doch so aufs Herz gebunden —" „Bitte, mm aber Schluß!" Sim jähe Röte schoß dem jungen Menschen ins Gesicht, und seine Pupillen erweiterten sich auffällig, fast ganz schwarzblau geworden. „Ich bin kein Kind am Gängelband mehr. Ich weiß allein, was ich zu tun und zu lassen habe." Wild sprang er auf, riß seinen Hnt vom Nagel und stürmte aus dem Zimmer hinaus. Gnen Augenblick herrschte Schweigen am Tisch; nur Herr Berthold kratzte sich bedenklich am Kopf, vielsagend den Peter G'baur anschend. Dann taten beide einen stillen Schluck. „So is's g'fehlt," meinte dann der Uhr macher zum Fräulein Hedwig. „Es müßt' sich scho' wer hinter die Frau Fchlhaber'n stecken." Holten, der in den drei Tagen seines Hier seins bereits in diesem kleinen Kreise einfacher, aber prächtiger Menschen ganz heimisch geworden war, nickte zu dem Sprecher hiu. Er selbst hatte das gerade eben gedacht. „Herr Berthold hat ganz recht," bestätigte er. „Aber, wer soll's der Dame bcibringcn, und wird es was nützen — das ist die noch größere Frage!" „Wann der Herr Doktor etwa einmal ihr was sagen möchten," meinte der Uhrmacher zum Ortsarzt gewandt. „Aber lassen's mi aus mit der Fchlhaber'n!" wehrte der entsetzt ab. „Lieber tu i schon allein! an Beiu amputicr'n, als mi mit dera Dam' no amol einlass'n." Der gute Doktor hatte allerdings gleich im Anfang mit Frau Jutta keine angenehmen Er fahrungen gemacht. „Nu, und du, Hedwig," wandte sich der Peter G'banr an seine Schwester, „wann du vielleicht —" „I, Gott bewahr' mich!" Fräulein Hedwig streckte beide Hände mit gespreizten Fingern ab wehrend von sich. „Wir steh'n uns so schon nnc Hund und Katze. Wenn ich ihr was sage, tut sie sicher schnurstracks das Gegenteil!" „Jo, do —" Und der Peter steckte achsel zuckend sein braunes, schwarzbärtiges Gesicht ins Weinglas. (Fortsetzung m der Morgenausgabe.) vle» aus In machung« deuffchc 72 Stmü Hausen, j Fahrt, d einen Hal wierig u deutete si wohl kei fielen all sellschaftl erlegen, j alle als Volkes, d kämpfen ' Bereii abteilen einsteigen Plätze a Menschen wo könnt ein Kind Abteil S vier Her fallen koi Keiner fi gesteckt w vornehme Klasse. So fu so langsa konnte, war, hieß regelmäst Mit welck Station l vorbrikan und begr land. D« kräftig e Fahnen u noch lang war soga Zug mit worauf t wurde. 1 Ruhe; ich strecke, di lang nich Von ! Bahnhöfe hat, eiNl Rote K Regiment frischen. Wasser ai konnte, ss Tafeln w und jung, Kriegern, bissen. 3 aus gros Morgen zeit, wer Reisenden oder frist zehrung r jeder Sol wurden Z aber woh nahegeleg stiftet wr Delikatess faltig in Zeiten au Kriegern Lieben in war wirk zu beobc Tassen ur anderen ! 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