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Ausgabe S undv M. r,7o M. 1,70 Nummer 295 — 35. Jahrgang Lrlchrkrt > «al «SchrnIUch mit v«r tllustrtrrt«, DioU» b«U-,« „D«r Frurir«»«,' u»r mehrer«, r«rtbellag„ M»-aNlch« B«i»z»i>re>I«: »„I. v mit St. «ennoblatt und geuerrelte« «usg. «. ohne S». Vennoblal« » mit geuerreltee M. 2,ro ' »usg L ohne St. Bennoblatt u. ohne Feuerreiter Sinjelnummer ti> Plg., Sonnabend- ». Sonniag-Nr. to Pig. Freitag, den r>.Dezember »g-4 WWW WUMWUW W A «„.igeuueetle- die drei,. Je«. ° V« W W W W> Wz A - jur Familienanzcigen Ll-Ueng-,u<h« - PI,. -« W W W^D8 Fiir Platzoorlchitlte» t-nne» ->t, kein« EewLhr teiste» ttolksseiluna Rrdatttmir Dreeden-L., Polterst«. U, gern«. N711 ». »101» »«Icheiltestell«, Druck uu» v««ti«: Sermaui, Buchdrucker«» u. B«rla, Ich. u. ». Wink«». P°lt«iftr. 17, Feurr. 7101», Postlchrck: Rr. IVS, Baut: Ltadtbaul Dr«,d«u Sir. »47,7 Unsdksngigv 1^sgvsL«i1ung vki'üsKISvkv u. KuttT«* Am Fall« »», höh-r«, Tewalt. Birbot, «tutrrtMM Belrieboftörungtir hat o«r Bezieher ober Lnierenl teil, Anlprüch«, lall, di« Zeitun, m beichränkl-m Umi-n,«, verlpätet oder nicht erlcheint. — crijüllungsorl Dreod«, Wieder Verhandimgen Madrid-Rom Oie Aussichten sür das spanische Konkordat Rom 20. Dezbr. Dieser Tage ist der ausserordentliche fpa- nische Botschafter beim Vatikan, Pita N o in e r o, wieder in Nom eingetrofsen. Damit dürsten die im Spät sommer abgebrochenen Verhandlungen über ein Konkor- dat mit Spanien wieder in Fluss kommen. Die Aus sichten für einen glücklichen Abschluß werden jetzt günstiger beurteilt als im Sommer. Pita No- mero ist zwar nicht mehr Aussenminister, aber er vertritt jetzt eine spanische Negierung, die sich durch die Einbezie hung der Katholischen Volksaktion nicht nur im Gegensatz zu der vorhergehenden liberalen Minderheitsregierung ans eine sichere parlamentarische Mehrheit stützen kann, sondern auch eher die Gewähr eine geradlinigen und be ständigen Kurses bieten kann. Die im Sommer in Nom begonnenen Konkordats, Verhandlungen sind äusserlich an gewissen formalen Schwie rigkeiten der spanischen Verfassung gescheitert. Der tiefere Grund aber lag wohl darin, das; die damalige Regierung in Madrid nicht den Mut aufbrachte, eine wirklich grog zügige Neugestaltung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat ins Auge zu fassen. Inzwischen dürfte die schwere innenpolitische Erschütterung, die Spanien in den Tagen des blutigen Ausstandes in Asturien durchgemacht hat, auch in kirchcnfremdcn Kreisen des Landes das Verständ nis sür die moralische Ordnungsmacht der Kirche verstärkt haben. Die unter der Führung von GilNobles in der katholischen Volksaklion zusammengcsasjten Kräfte haben darüber hinaus von Anfang an erkannt, das; Spanien nur dann endgültig den Weg zur Ordnung und Beruhigung des öffentlichen Lebens finden lann, wenn es auch auf der neuen staatsrechtlichen Grundlage, die vom Vatikan aner kannt wird, den Anschlus; an die katholischen Traditionen des Volkes wiederherstellt. Wenn die spanische Regierung diesen neuen und alten Erfahrungen Rechnung trägt, ver- spricht die zweite Phase der Konkordatsverhandlungen fruchtbarere Ergebnisse als die erste. Brauchtum an Weihnachten Zn Notre-Dame in Paris werden am ersten Weih nachtstage ebenso von jedem Priester drei heilige Mesfen zelebriert wie in St. Hedwig in Berlin. Das ist die welt weite und weltumspannende Kirche, deren Liturgie überall dieselbe ist, unter der Sonne Zentralafrikas wie in den Eiswiisten Alaskas. Aber — auf den Boulevards der Seinestadt wird am Weihnachtsabend ein buntes und lau tes Treiben anheben, während in jeder deutschen Stadt mit dem nur mühseligen Licht des Vorwcihnachtstages auch das öffentliche Leben erstirbt. Der Deutsche zieht sich an diesen Tagen in sich selbst zurück. Das ist Ausflug des Volkstums, des Brauchtums. Ob auch zwei Voller durch die gleiche Religion verbunden sind, in ihrem Brauchtum sind ge verschieden. Es gibt kein zweites Fest, in dem sich das deutsche Gemüt jo offenbart, so greifbar wird wie im Christfest. Und mag auch Herr Ludeudorff noch so oft das Gegenteil behaupten, so bleibt doch wahr: Die christliche deutsche Weihnacht ist das Deutscheste, was es überhaupt gibt. Kein Wunder also, das; sich namentlich in Gegenden, wo die Menschen noch naturverbundener leben als in den Städten, ein Kranz von uralten Volksbräuchen um dieses lieblichste der Hochfeste des Kirchenjahres rankt. Zn den Alpentälern ziehen die Menschen am Heiligen Abend, wie Hanns Koren in seinem jüngst erschienenen neuen Buch „Bolksbrauch im Kirchenjahr" erzählt, noch Mensch und Natur, die Tiere im Stall und sogar die Toten des Hau ses in die grosse Gemeinschaft der Erwartung ein. „Die Leute legen sich auf Stroh auf dem Boden zur Ruhe", um die Betten den Armen Seelen zu überlassen. Die gleiche Ahnung eines mystischen Einsjeins aller Kreatur in der Christnacht wird in dem Glauben sichtbar, dass es den Tieren vergönnt ist, in dieser Nacht mit menschlichen Zun gen zu sprechen. Ist auch solches gleicherweise wunderliche und poetische Brauchtum nur noch in verschneiten, von der Welt abgeschiedenen Winkeln unseres Vaterlandes in der ursprünglichen Kraft lebendig, so gibt es andererseits Bräuche, die Gemeingut des Volkes wurde» Die Krippe fehlt fast in keiner christlichen Familie, der Tauuenbaum, der bis ins 1ä. Jahrhundert nachweisbar ist. und neuer dings auch der aus protestantischem Brauchtum stam mende Adventskranz haben sogar bei Menschen Eingang gesunden, die zum Mnsterium der Weiheua.ht kaum mehr als eine äusserliche Beziehung haben. Die letzten Wurzeln des Brauchtums liegen — es wurde schon anoedentct — im Heimat gebauten. Brauch tum ist wesentlich mit der Bindung des Menschen an die Natur verknüpft. Deshalb ist cs auch nur folgerichtig, das; mit der Rückbesinnung auf Natur und- Heimat, die, hauptsächlich von der Jugendbewegung getragen, nach den Schreckensjahren des Weltkrieges und den Wirren der In flationszeit mit Macht cinse-zte, auch eine Wiederbelebung des Brauchtums Hand in Hand ging. Ebenso ist es nicht von ungefähr, dos; kurz nach dem Kriege Timmermans „Jesuskind in Flandern" in Deutschland ein grosser Buch erfolg wurde. Zn dieser Erzählung, die mit eben'oviel Kühnheit wie Naivität das Geheimnis der Heiligen Nacht mitten in den flämischen Winter und in die flämische Ge genwart stellt, ist aui anderer Ebene die innige Verbin dung von Kirche und Volkstum lebendig geworden, die auch das Verhältnis von Kirchs und völkischem Brauchtum be stimmt. Unschwer ist daran zu erkennen, wie sehr religiöses Fühlen und Glauben mit den letzten Tiefen unseres völ kischen Wesens verbunden sind. Demgegenüber wirkt es fast mitlciderregend. wenn General Lndendorff nachzu weisen versucht („Weihnacht im Lichte der Nasseerkennt- nis"), das; das christliche Weihnachtsfest ein frommer Be trug sei und mit deutscher Art nichts zu schassen habe. Leider ist uns die fortschreitende Technisierung und Mechanisierung des Lebens nicht blos; zum Segen ausge schlagen. Mechanisierung ist fast immer mit Entseelung verschwistert. Während man auf der einen Seite eine erfreuliche Vertiefung des Brauchtums bemerken kann, wird auf der anderen Seite eine fortschreitende Ver* flachung und Entseelung sichtbar. Zst es beispiels weise etwas anderes als völliger seelischer Leerlauf, wenn man den Adventskranz, der ein Symbol des Harrens der Menschheit auf die Ankunft des Erlösers ist, in zweifelhaften Lokalen begegnet? Obschon hier nur Gedankenlosigkeit vorliegen dürfte, mus; dem Christen dieses entseelte Brauchtum, das nicht mehr aus dem Glau ben, sondern aus einer glatten Gewohnheit oder äffischen Nachahmung stammt, als Spott, sicherlich aber als Miss brauch erscheinen. Das gleiche empfindet man, wenn aus dem rheinischen Brauchtum um die Gestalt des heiligen Bischofs Nikolaus ein Mummenschanz gemacht wird..- vireng genommen our;ie man bei einer Charakterisir- rung entseelten Brauchtums beim „Weihnachtsrummel" nicht stehen bleiben. Strcna aeuoinmen müsste inan daraus Neurath über Saarlösung und „Ostpakt" Interview im Mffaqgero - Antwort auf Lavals außenpolitische Erklärungen Rom, 20. Dezember. Zn dem Interview, das der Neichsaussenminister von Neurath dem Vertreter des „Mcssaggcro",Senatrogegeben hat, antwortete er auf die Frage, ob das durch den Ver- suiller Vertrag vorgefehcne Abstimmungssystem irgend welche unangenehmen Ueberraschungen für Deutschland bringen könne: Das sei nicht wahrscheinlich. Höchstens wäre es möglich, dass die eine oder andere Gemeinde sür den Status guo optieren würde. Man stünde dann einer ebenso lächerlichen wie gefährlichen Tatsache gegenüber, eben einem Staat von ein paar tausend Einwohnern Mit der Anerkennung eines solchen Staates würde der Völker bund als dessen direkter Souverän keine gute Figur machen. Man müsste ihn finanzieren, also eine Art von Pensionat aus ihm machen; denn lebensfähig wäre er nicht. Zugleich würde dieser Liliputstaat sehr gefährlich sein, weil er die Zufluchtsstätte des ganzen Emigrantentums nicht nur aus Deutschland sein würde. So würde sich unter der Souveränität des Völkerbundes eine wahre Zentrale der Wichtig sür SaarabflimmungOercchtigte Berlin, 20. Dez. Bei der Ausstellung der Listen der Saarabstimmungsberechtigten für die Eisenbahnfahrharten hat sich ergeben, dass Briessendungen wegen nicht mehr zutressender Anschrift als unbestellbar zuriickgekommen sind. Die Saarab- stiminungaberechtlgten, welche in letzter Zelt ihren Wohnsitz ver ändert und ihre neue Anschrift noch nicht gemeldet haben, wer den deshalb hiermit ebenso höflich wie dringend gebeten, Ihre »«rändert« Anschrift Ihren Ortsgruppen und ihren Saarobleuten umgehend mitzuteilen, damit die Eisenbahnsahrkarteu ihnen rechtzeitig und richtig zugestellt werde» können. SchlffWsammensloß an der Küste Portugals Paris, 20. Dez. Wie aus Lissabon gemeldet wird, ist der aus Südamerika kommende holländisch« Prrsonendampser „Orania" aus der Reede von Leixoes bei Porto von dem portugiesischen Per- sanenPampfer „Loadan" während der Ausschissung der Reisen den gerammt worden. Der Bug der „Orania" wurde vollkom men eingedrückt, so dass sich riesig« Wassermassen in das Schisfsinnere ergossen. Das Schiss begann schnell zu sinken. Dl« aus 156 Mann bestehende Besatzung und di« 122 Reisenden wurden vom Schrecken ergrissen. Aus dem Hasen Leixoes waren sofort viel« Boot« an der Unfallstelle, die sich an der Bergungsarbeit bet«iligt«n. Soweit bisher bekannt ist, ist Unzufriedenheit entwickeln, ein ewiger Anlass zu Reibun gen zwischen zwei benachbarten grossen Ländern, und daher eine Bedrohung sür den europäischen Frieden. Ucbcr den O st p a k t befragt, sagte Freiherr von Neurath, cs handele sich hier um einen Brei, der im gro ssen Kessel der Vermutungen koche, ohne dass bisher die be scheidenste Torte dabei herausgekommen sei. In seiner weitesten Form wäre der Pakt mit seinen mittelbaren und unmittelbaren Verpflichtungen eine rätselhafte und unend lich komplizierte Angelegenheit. Eines allein sei sicher: Wenn man unter dem Ostpakt die Verpflichtung für Dentschland verstehen wolle, im Falle des Konfliktes zwi schen zwei oder mehreren Ländern der zahlreichen voraus sichtlichen Paktteilnehmcrn bewaffnet cinzugrciscn und den gesamten tcrritorialpolitischen Zustand Osteuropas fiir die Ewigkeit zu garantieren, dann würde Deutschland niemals mitmachen können. Er glaube, dass man fiir den europäi schen Frieden Besseres und Konkreteres tun könne. «In Berlust an Menschenleben nl 6) t zu beklagen. Jedoch wurden verschiedene Reisende und Mitglieder der Be satzung verletzt. Ein Reisender, der über Bord gesprungen mar, wurde mit einem schweren Schädelbruch ins Krankenhaus von Porto eingeliesert. Ausserdem sind neun Personen, nämlich vier Besntzungsmitglieder, eine Krankenwarterin und vier Reisende, leichter verletzt worden. 82 Kommunisten wegen Hochverrat verurteilt Dortmund, 26. Dez. Die I u st i zp re s sc ste l le teilt mit: Der Biertc Straf senat des Oberlandesgerichtes Hamm verhandelte in der Zeit vom 26. 11. bis 7. 12. im Zcntralgefängnis Werl gegen zahl reiche Dortmunder Kommunisten, denen Vorbereitung zum Hochverrat, Beteiligung an dem Roten Frontkämpfer!'an de sowie verbotener Waffen- und Spreng st offbesitz zur Last gelegt war. Die Verhandlung hat ergeben, dass der Note Frontkämpferbund trotz Verbotes seit Sommer 1632 in Dortmund, insbesondere in dem Stadt teil Eving, wieder errichtet morden ivar. Ter grösste Teil der Angeklagten hat dieser verbotenen Organisation angehört, die militärisch organisiert und auf Anweisung der kommunistischen Zentrale mi? zahlreichen Militärwasfen und Munition sowie mit Sprengstoffen ausgerüstet war. Noch Ende 1632 wurden In der Umgebung von Dortmund Sprcngstossversuchc mit selbst gefertigten Handgranatek angestcllt. Der Strafsenat verur teilte 21 Angeklagte zu Zuchthausstrafen von 1 Fahr drei Mo naten bis 6 Jahren und 61 Angeklagte zu Gcsängnisstraseu von 1 Fahr bi» zu 2 Jahren sechs Monate».