Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 04.12.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193412042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19341204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19341204
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-12
- Tag 1934-12-04
-
Monat
1934-12
-
Jahr
1934
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.12.1934
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Religion und Weltanschauung Gin Vortrag von Dompropfi Professor Dr. Simon vor der Vereinigung lath. Akademiker in Paderborn Ein Dementi -er,/Baseler Nachrichten" Die ..Baseler Nachrichten" hatten In dem Artikel „D l e Kris« in der katholischen Kirche in Deutsch- land" (Str. 307), dessen zum Teil besremdlich« Angaben auch von uns zurechtgertickt wurden, auch die Mitteilung von „seelischen Depressionen" gemacht, an denen angel», lich Se. Eminenz Kardinal Faulhaber leide. Nunmehr «eilt das genannte Blatt mit. daß in seiner Nummer 327 nach Angabe der zuständigen katholischen Stellen diese Mitteilung nicht aus Wahrheit beruh«. Vertrauter Stalins ernwrdet Moskau, 3. Dez. Der Sekretär der Leningrader Parteiorganisation. Ki- r o w, wurde ermordet. Kirow war Mitglied des Politischen Bilros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei und Mitglied des Vollzugsausschusses der Sowjetunion. Der Mär- der wurde von der OGPU. sestgenommen. Kirow war schon vor dem Kriege Mitglied der Kommu nistischen Partei. Er gehörte zu den Vertrauten Stalins. Nachdem Sinowjew-Apseibauin ivegen seiner oppositionellen Haltung von dem Posten als Sekretär der Parteiorganisation in Leningrad entfernt worden ivar, wurde Kirow zu setirem Nachfolger ernannt. Auf dem letzten Kongretz der Partei wurde Kirow zum dritten Gehilfen Stalins als Parteisekretär gewählt. Kiroiv galt als einer der treuesten Anhänger Stalins. Der Mörder ist «in ehemaliger Angestellter der Lenin grader Filiale der Arbeiter- und Bauerninspektion, der im Jahre 1804 geborene Wassiljewitsch Nikolajew. Nikolajeiv hat gestanden, Kiroiv getötet zu haben. Er habe diesen Plan schon seit mehreren Woä>en vorbereitet. Die Gründe zu seiner Tat will er jedoch nicht angeben Er er klärte nur, datz er nach seiner Entlassung aus dein sowjet russischen Staatsdienst ungerecht behandelt worden sei. In Zusammenhang mit der Ermordung Kirows verlautet, datz der Ches der GPU. in Leningrad seines Postens enthoben werden wllrde, da er keine genügenden Sicher- heitsmatznahmen getrossen hab«. Aufbahrung Kirows in Leningrad Am Montag früh wurde die Lcnci-e Kirows im ehe maligen Taurischen Palast (wo früher die Reichsduma tagte) aufgebahrt. Die Ehrenwache stellen Vertreter der Armee und Marine sowie hohe Beamte der Sowjetregierung. Aus Veran lassung der Behörden wird das Palais Tag und Nacht offen gehalten. Am Freitagabend wird die Leiche nach Moskau über geführt. Die Beamten des Bundeskommissariates des Innern (frühere OGPU.) stellen die Ehrenwache vor dem Palais. Nie Galapagos-Tragödie geklärt Berlin, 3. Dez. Der Berliner Arzt Dr. Ritter, der bekanntlich seit einigen Jahren aus den Galapagos-Inseln leb«, hat in einem Brief an einen Bekannten in Deutschland jetzt das Geheimnis um die Tragödie von Galapagos geklärt. Wie aus dein Vries hervorgeht, trifft die Annahme zu, wonach es sich bei den toten Weihen um den azis Dresden stammenden Deutschen Lo renz und den Norweger Nuggerud handeln mutz. Die Baronin Wagner-Bousyuet hatte vor ihrer Abreise nach dem Pazifik in Paris den Entschluß gefotzt, auf Galapa gos für die amerikanischen Ausflügler ein Hotel zu errichten, mutzte aber bald diesen Plan ausgeben. Nach manchem hefti gen Streit verließen die Frau und der Berliner Philippson auf einer amerikanischen Jacht die Insel, um zu einem ande ren Eiland in der Südsee zu fahren. Lorenz blieb zurück, um sobald wie möglich nach Deutschland zurückzukehren. Am 11. Juni starteten Lorenz und Nuggerud von Floreana mit dem Ziel San Cristobal. Sie hatten noch einen Indianer an Bord. Das Boot muß zwischen den beiden Inseln in eine Strömung geraten sein und ist schließlich an der Küste von Marchena an Land geworfen worden. Ungewiß ist das Schicksal des In dianers, den man nicht bei den beiden anderen Leichen fand. Dr. Ritter schreibt in seinem Brief zum Schluß zu den Ereignissen auf der einstmals so friedlichen Insel Floreana, datz mit der Baronin und ihren überspannten Hotclplänen Un friede eingezogen war. Nun ist es aber wieder einsam auf Flo reana geworden, und außer Dr. Ritter und seiner Begleiterin leben dort nur noch der Kölner Wittmer mit seiner Frau und seinen beiden Kindern. Ein Kirchendieb gefaßt Berlin, 3. Dez. Durch die Aufmerksamkeit eines Polizeibcamten des 258. Reviers konnte in diesen Togen ein langgesuchtcr Kirchendieb in Mahlsdors bet Berlin sestgenommen werden. Der Beamte erkannte vor einigen Tagen in einem Passanten den 31jährigen, 13mal vorbestraften Rolf Ressel. Der Verbrecher flüchtete in eine Laubenkolonie, die dann tagelang beobachtet »vurde, bis inan herausfand, daß der gesuchte Verbrecher in der Laube seiner Geliebten und treuen Helferin, der 32jährigcn Grete Gneist, Unterschlupf gefunden hatte. Die Kriminalpolizei griff überraschend zu und nahm soivohl den Verbrecher ivie auch seine Geliebte, die ihn bei den Raubzügen unterstützte, fest. Ressel gestand, daß er seit März, nach Verbüßung einer vierjährigen Gefängnisstrafe, seinen Lebensunterhalt mit Ta schendiebstählen in mehreren katholischen Kirchen bestritten hatte. Während der Andachten begab er sich in die Gotteshäuser, um dort Frauen ihre Geldbörse aus den Hand taschen zu entwenden. Er ist weiter geständig, zwei goldene Kelche aus der Herz-Iesu-Kirche in der Ricmeisterstratze in Zehlendorf gestohleii zu haben. Einige Ueberrestc dieser Kelche konnten sichergcstellt werden, einen Teil von ihnen hatte er schon als Schmelzgold verkauft. Er hat rpelter in einem Mahls- dorfer ZIgarrengeschäst gute Beute genracht. Man sand in der Laube umfangreiches DIcbeswerkzeug. Vriglite Selm legt Verufung ein Wie verlautet, hat Brigitte Helm jetzt gegen das am 2g. November gefällte Urteil der 5. Großen Strafkammer des Landgerichts Berlin Revision beim Reichsgericht eingelegt. Sie war bekanntlich wegen eines Unfalls, der sich in der Nacht zum 27. August am Knie in Charlottenburg zugetragen hatte, wegen fahrlässiger Körperverletzung zu zwei Monaten Gefängnis und den Kosten des Verfahrens verurteilt worden. „Klrchenschweiler Martha" Seit einigen Wochen treibt in Berlin und in den Vor orten eine gemeingefährliche Schwindlerin ihr Unwesen, die sich ihre Opfer unter den Aermften der Armsn sucht und bedürf tigen Rentnerinnen und greisen Wohlfahrtsempfängerinnen ihre letzten Broschen abgaunert. Die Diebin, die bei ihren Beute zügen mal al» „Kirchenschwester Martha", dann wieder al» Dompropst Professor Dr. Simon ist sicher der berufen sten einer, um über das heute so viel besprochene und so wenig erfaßte Thema: „Religion und Weltanschauung" zu sprechen. Sein Vortrag in der Akadcmikervereinigung von Paderborn am Mittwoch, den 28. November, bietet daher des Interesses mehr als genug, so daß seine Hauptgedanken auch über den Kreis seiner ersten zahlreich erschienenen Hörer hinaus Beach tung finden werden. Professor Simon gab im ersten Teil seines Vortrages eine „Wesensschau" des Begrisses „Weltanschauung". Jeder Mensch hat irgend eine Anschauung von dem, was ihm als „Welt" cntgegentritt und nimmt, wenn auch zunächst noch unbewußt, dazu Stellung. Er hat eine gewachsene Weltanschauung, die ihm bei fortschreitender Fähigkeit zur Selbstanschauung, zur Reflexion, auch bewußt wird. Neben den Dingen der Erfahrung sind Gegenstand solcher Reslexion auch die Dinge in der Erfahrung entrückter Welt und ihr Zusammenhang, gerade jene vor allem, die schlechthin unerfahrbar sind. So beim physikalischen Weltbild Raum und Zeit und ihre physikalischen Gesetze. Irgendwie geht das Be streben, ein Weltbild zu gewinnen, immer aus eine „Ganzheit". Zwar liegt das Weltganze außerhalb der Aorstellungsmöglich- keit, aber wir können die Welt, das ganze Leben und seine Geschichte unter gewissen Gesichtspunkten anschauen, die über allerletzte Fragen Auskunft geben. Wir fragen nach dem Ziel des Ganzen, nach dem Woher und Warum: »vir fragen danach nicht nur um des Wissens, sondern vor allem um der Wer tung willen. So wird jede Bildung einer Weltanschauung auch zur Stellungnahme, ja letztlich zur persönlichen Entschei dung. Damit aber sind wir in dem Gebiete des Sittlichen und Religiösen: denn allerletzte Entscheidungen fließen aus dem Verhältnis des Menschen zum religiösen Wert. Allerdings ist die Weltanschauung sekundär gegenüber dem Glauben an Gott und eine göttliche Macht und dein sich daraus ergebenden persönlichen Verhältnis des Menschen zu Gott, »nag dieses positiv oder negativ bestimmt sein. Aber in Wirklichkeit ist cs doch so, datz die Weltanschauung dort, wo der Glaube geschwunden ist. die Funktionen des religiösen Glaubens übernimmt: man versucht, alle lebenswichtigen Entscheidungen aus ihr abzuleiten. Die Weltanschauung bezieht sich dann auf In einer Fcstnuinmer des letzten Freitag gibt das Lon doner Blatt „T i in e s" kurze Randbemerkungen zu dem großen Ereignis, das jetzt die Spalten der Weltpresse stillt. Da heißt cs, „datz diese Hochzeit mit allem möglichen Pomp im Beisein des Elternpaares der Braut und Bräutigam von königlichen Besuchern aus allen Ländern und von Repräsentanten des groß britischen Imperiums mit gefeiert worden sei. Der Erzbischof von Canterbury und Uork hat mit drei anderen Prälaten der Kirche Englands und der Kirche der Orthodoxen, die mit der Kirche Englands in Verbindung steht, das Brautpaar eingeseg net zum Zeichen dafür, datz die Braut nicht bloß eine orthodoxe Christin ist, sondern auch zukünftig ihrem orthodoxen Glauben treu bleiben wird. Alles, ivas die Kunst für Auge und Ohr nur bieten konnte, wurde in den Dienst dieser kirchlichen Zeremonie gestellt, um ihm Würde und Schönheit im höchsten Matze zu verleihen. In der Abtei und auf dem Wege, der vom Königspalast dahinsührt, leuchte ten die Abzeichen und Symbole der Vergangenheit, die Gröhe, der Reichtum und die Macht des Königlichen Hauses von Eng land, das über das gewaltige Reich herrscht, und die Unterta nen des Königs waren an diesem Tage so mit der königlichen Familie verbunden und eins, als ob es sich um eine eigene Familienfeier gehandelt hätte. Der Bräutigam ist ein Prinz aus königlichem Blute und darum nehmen sie schon aus diesem Grunde an ihm ein lebhaftes und wohlwollendes Interesse. Die Braut ist ebenfalls aus königlichem Geschlechte. Sie kommt von weither, aber sie ist verwandt mit dem englischen Königshause, in das sie nun hincinheiratet. Die wahre Bedeu tung der königlichen Hochzeit wird die sein, datz die bisherigen Hochzeiten fast immer still gefeiert wurden. Seit Menschengedenken hat die Bevölkerung den Eindruck gehabt, zwischen dem Königshause und den gewöhnlichen bür gerlichen Häusern bestehe kein Unterschied in bezug auf die Heirat. König Eduard und Königin Mary selbst wurden ge traut in der schlichten St. Georgs-Kapelle in Windsor und nicht in der Westminsterabtei. Aber die Hochzeit des Herzogs von Kent und der Prinzessin Marina von Griechenland geschah mit großer öffentlicher Ankündigung der Verlobung mit dem Zu- sammentreten des geheimen Familienrates, der in der „Times" als „kaiserliches Jamilicnkonzkl" bezeichnet wurde. So hat auch der Erzbischof von Canterbury es In seiner Hochzeitsansprache betont, die ganze Nation, ja das ganze Reich sind die Hochzeitsgästc, ja mehr als Gäste, sic sind Glieder einer Familie. Die Trauung in Westminster selbst nach anglikanischem Ritus, der noch ein Ueberbleibsel des alten katholischen Ritus Englands bis auf den heutigen Tag geblieben ist, gipfelte natürlich in der Frage des Erzbischofs an die beiden Brautleute nach der Einwilligung in die Ehe oder nach dem Ehekonsens, woraus der Erzbischof im Namen Gesundbeterin oder hilfsbedürftige Erwerbslose auftritt, konnte trotz aller Maßnahmen der Kriminalpolizei leider noch nicht unschädlich gemacht werden. Vor der gewissenlosen Verbreche rin wird darum dringend gewarnt. Dr. Goebbels zur Kirchensrage Dieser Tage hielt Reichsminister Dr. Goebbels In den Messehallen der Stadt Settin vor 15 VON Menschen eine An sprache, in deren Verlauf er auch Stellung nahm zur evange lischen Kirchenfrage. Der Minister führte hierzu u. a. aus: Die Kirche glaube, datz wir uns als Reformatoren aufspie len wollten. Nichts, was uns ferner liegt. Wir sind keine Reformatoren. Wir sind politische Revolutionäre. Wenn die Kirche weiterhin das Bedürfnis habe, Ihre Streitigkeiten vor dem deutschen Volk zu erörtern, und auch nicht davor zu rückschreckt, im Angesichte der Oesfentlichkeit ihre schmutzige Wäsche zu waschen, dann nur unter zwei Bedingungen: erstens, datz darunter der Staat keinen Schaden erleidet und zweitens, dann nicht in unseren Versammlungssälen, sondern in ihren Kirchen, im Angesicht ihres Gottes, wenn sie den Mut dazu haben. Wir haben nicht den Ehrgeiz, auf ihre Kanzeln zu stei gen. Aber wir dulden auch nicht, datz sie auf unsere Redner tribünen kommen. Denn da haben sie nichts verloren. Ein 86- Milltonenvolk kann nicht 28 Landeskirchen haben. Es ist an etwas, das man „Welt" nennt, mit dem man aber in Wirk lichkeit Gott meint. Sie wird „verkappte Religion". Tas ge schieht immer dann, wenn ein inneriveitlicher Wert ins Absolute übersteigert wird, wenn einem „Höchstwert" grenzenlose Ehr furcht, alles Schassen und Arbeiten und Lieben geopfert und hingegeben wird. Da nun kein Mensch tatsächlich ohne einen absoluten Wert auskommt, sind bei jedem Menschen die letzten weltan schaulichen Entscheidungen religiös bestimmt. Das Wesen der Religion wird zwar sehr verschieden erklärt, neuestens wie derum als „Ehrfurcht vor dem Wellgrund". Aber so verschie den auch die Ausdruckssorm sein mag, das Ziel ist immer: Der Mensch will zu Gott in Beziehung treten, aus dessen Hand er hervorging. Für uns Christen und Abendländer macht die Beziehung zum persönlichen Gott das Wesen der Religion aus: wir haben kein Recht und keine Möglichkeit mehr, nachdem einmal die Osfen- barungsreligion mit ihrem Absolutheitsanspruch in unsere Welt trat, aus primitiven religiösen Erscheinungen das Wesen der Religion abzulesen: alles entscheidet sich tatsächlich an der christlichen Gottesidce, für oder gegen den persönlichen Gott als höchsten absoluten Wert. Er ist der letzte Wertmatzstab für alle Menschen. Gibt es diesen absoluten Wert, dann hat alles in der Welt Sinn, es gibt eine Hierarchie der Werte für alle ir dischen Dinge, in deren Skala ihr wahrer Wert auffindbar ist, auch der des Menschen. Des Menschen wahrer Wert ist eben nur gelegen in der freiwilligen Anerkennung und Unterordnung unter den höchsten Wert, den persönlichen Gott. Mit dem Glauben an Gott ist also die Weltanschauung ohne weiteres gegeben. Der Glaube an Gott gibt das rechte Bild der Welt, von Woher und Wohin und von ihrer Ordnung. Letzter Grund aller Krise der Neuzeit ist der Zwiespalt zwischen Glauben und Weltanschauung dort, wo die Harmonie zwischen dem neuzeitlichen Weltbild und der religiösen Erlebniswelt der Gläubigen nicht mehr gefunden wird. Sehr deutlich zeigt gerade das Schicksal Nietzsches, datz die Weltanschauung eines Menschen und Volkes mir dann ge stalten und ausbauen kann, wenn sie gel'oien wird von dein Glauben an einen wirklichen persönlichen Gott. der heiligen Dreifaltigkeit die Ehe segnete und weihte und mit dem Worte der Schrift sich an die Versammlung richtete: „Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen." Der einfache schlichte Akt wurde von Millionen von Zu schauern und geistlichen Teilnehmern des britischen Reiches be gleitet. Der Erzbischof gab noch einige Ausführungen über die Heiligkeit der Lebensgemeinschaft und er innerte daran, wie das wahre Glück soivohl jur den Niedrig gestellten als auch den innerhalb der Gesellschaft Emporgeho benen allein ans dem innersten Herzensgründe hervorsprietzt. Aber ivir alle können uns das Glück nur wünschen, können aber nicht es uns geben. Es kann nicht von nutzen herein kommen, nur von dem Geiste allein, der in uns ist. Man kann nicht sich selber ein Schicksal wählen, aber man kann den Geist bestimmen, mit dem wir allen Fügungen des Schicksals begeg nen können. Das innere Glück, das keine Vergnügungen der Welt gewähren könne und das auch kein Leid von uns nehmen kann, möge im häuslichen Leben des Brautpaares weilen und möge ihr Familienleben ein Vorbild sein für alle andern. Bisher war euer Leben getrennt verlausen. Je der von euch hatte seine eigenen Erinnerungen, Hokfnuugen, Versuchungen und Kämpfe. Jetzt verläuft es gemeinsam in einein neuen Leben, in dem jeder für den andern einstchcn müsse. Das Band dieses gemeinsamen Lebens aber finde sich in dem inneren Reiche der Seele, ivo das Gewissen und die wahren Ideale zu Hause seien. In diesem Bande des gemein schaftlichen Lebens kommen wir näher an Gott heran und Gott näher zu uns. Wenn ihr aber, um noch ein Wort zum Schlüsse zu sagen, denkt an dle vielen guten Wünsche, die das Volk, die Nation, ja das ganze Reich heute darbringt, so werdet auch ihr sicher heute entschlossen sein, ihnen allen auf jede mögliche Weise zu helfen und zu dienen, so gut ihr nur könnt. Das war der Inhalt der Rede des Erzbischoss von Can terbury. Aber auch die im königlichen Palaste noch abgehal tene orthodoxe Einsegnung dieser Ehe, die der Erzbischof Ger manos vornahm, der von 2 Diakonen und P.iestern assistiert war, schloß mit den in der orthodoxen Kirche stereotypen Worten: Der Diener Gottes, Georg, Ist heute gekrönt worden (mit der Hochzeitskrone) für die Dienerin Gottes, Marina, bei wel chen Worten er die goldenen Kronen der orthodoxen Kirche über die Häupter der Brautleute hielt. Tann folgte die Zere monie der Darreichung des Kelches mit Wein, aus dem Braut und Bräutigam dreimal tranken. Tann wurde der Hochzeits tisch von den Priestern der orthodoxen Kirche eingesegnct, wo rauf der Erzbischok noch einmal, und zwar diesmal in cngliscker Sprache, den Segen dem Brautpaar spendete, wäbrend alle übrigen Gebete und Zeremonien in griechischer Sprache vorgctragen worden sind. der Zelt, diese 28 Landeskirchen zu einer großen Rcichskirche zu vereinigen. Wir haben geglaubt, datz das reibungslos vor sich ginge. Denn es war nur zum Guten und Nutzen der Kirche erdacht gewesen. Es ging uns um große christliche Ausgaben. Wir haben gehofft, datz sic uns einen Teil der Arbeit und Sorge abnchmen würde. Sie hat es nicht getan, sondern ist sich in dogmatischen Haarspaltereien ergangen. Ich frage euch: Wäre es nicht besser von der Kirche gewesen, wenn sie in dieser Zeit größter Umwälzuno statt dogmatischer Haarspaltereien innere Belebung der seelischen Kräfte gegeben hätte? Wenn man heute durch Deutschland fährt, hört man das Hämmern der Maschinen und das Singen der Sirenen, sieht man wieder die Frachtdamp fer auf den großen Flüssen majestätisch dahingleitcn und sieht man wieder die vollbcladenen Transportzüge und sieht man, wie die Landstraßen verbreitert und neue Autobahnen angelegt werden, wie die Jugend marschiert, ungebunden und stolz, mit hohem Haupt, keine Miesmacher und keine Drückeberger. Das ist eine große Zeit, die wir geschaffen haben, in der cs sich lohnt, zu arbeiten, in der cs wieder Aufgaben gibt, in der der Mensch sich ganz seinen Aufgaben hingeben kann. Niemand bezweifelt die Krise und sucht die Anstrengungen zu verkleinern, die Deutschland machen mutz, um der Not und Krise Herr zu werden. Aber das glauben wir sagen zu können: Deutschland wird nie untergehen, wenn es den Mut hat, stärker zu sein als die Not, die uns zu Boden geworfen hat. Von der königlichen Hochzeit in London Dle Ansprache an Vraut und Vrauklgam ln der Klrche
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)