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Nr. 192. Sächfisck)« Volkszeitung Seite 7 ^08 KOK KÜI.NI80NLN 8-^0 Lk v von varlo zv. Fortsetzung. Jörgs Hand bebte, leise erwiderte er: „Ihr kennet mich nicht und habet mich nie gesehen, auch Euch sah ich nun zum ersten Male: aber — ich kenne Euch! Habet Erbarmen und fraget nicht weiter!" „Es wird mir schwer, ich mühte dir indessen weniger Dank zollen, wenn ich deinem Begehren nicht entsprechen wollte. Tritt näher, mein Freund, löse mir vom Halse die silberne Kette und nimm das Medaillon, das daran hängt, an dich." Jörg tat mit zitternder Hand, wie ihm geheißen. „Dieses Schmuckstück", begann der Graf wieder, „nimm in deinen Besitz. Erliege ich meiner Verwundung nicht und kehre gerettet zu den Meinen heim, so behalte es, du be sitzest damit ein Vermögen. Falls ich aber sterbe, mache dich mit dem Kleinod auf gen Attendorn zur Waldenburg und übergebe es mit einem Scheidegrutz denen, die sich nm mich sorgen." Er hielt inne. Jörgs Herz klopfte wild „Sterben, Graf Sayn?" rief er aus, „nein! Ihr kehret als Held und Sieger zu den Eueren zurück!" „In diesem Falle ist das Schmuckstück dein!" „Lohn für Euere Rettung nehme ich nicht. Ich tat's, weil — ich nicht anders konnte; nicht um Gold. Doch nun mutz ich hinaus, Graf." „So wird dieses teuere Kleinod von räuberischer Hand entehrt werden, und du, der es zu hindern vermöchte, willst es nicht. Wie kannst du so grausam sein?" Da beugte sich Jörg über den verwundeten Grafen, und sein Atem ging schneller. „Wohlan, Graf, es sei! Ich nehme dies Kleinod von Euerer Hand; es soll mein Talisman sein." Mit krampfhaftem Drucke umfaßte er des Grafen Hand, dann stürmte er hinaus. In gleichem Augenblick trat der Feldscheer über die Schwelle der Hütte. Als Jörg hinausgetreten war, drang ihm vom Schlachtfeld« her verworrener Lärm entgegen. Scharen stürmten in wilder Flucht heran, alles und jeden mit sich fortreibend. Jörg stellte sich ihnen tollkühn entgegen. „Zurück!" rief er. „Wenn ihr flüchten wollt — der Weg führt nur über meine Leiche!" Aber wie eine gewaltige Woge brausten die flüchtigen Scharen daher, es waren die Eeldener und die Mannen des Grafen von Virneburg. Dio Kölner, Freusburger und Waldenburger standen noch allein im Kampsgetöse. „Kurfürst Siegfried ist gefangen!" tönte es im wirren Geschrei, „rette sich, wer kann!" Zornig rief Jörg einen Flüchtling zurück. „Halt, Jago! Unter Kurfürst Siegsrieds Fahne dien- kein Feigling, dort ist dein Platz! Auf! Folget mir! Heil, Kurfürst Siegfried! Mir nach!" Es waren des ^Saldenburger Worte, die er begeistert rief, und die Flüchtlinge wandten sich, ihm wieder in die Schlacht zu folgen. Da sprengte vom Schlachtfelds her der Graf von Verlobung. „Hierher, Jörg Hernschcit!" rief er. „Nimm mein Pferd und jage gen Köln. Bringe die Frauen zum Prior des Augustinerklosters bei Attendorn. Wer weiß, welches das Schicksal des Landes ist." Er schwang sich vom Ros; herab und führte an Jörgs Stelle die Scharen zum Kampfe. Jörg aber sprengte davon. Der Abend brach schon herein, als er Sinnersdorf erreichte. Da bemerkte er in der Ferne eine Neiterschar, die gen Worringen zusprengte. Er fragte einen Landmann, wer diese seien, und erhielt zur Antwort: „Das müssen wohl die Bergischen sein, die unserem Fürsten zu Hilfe eilen. Kriegsknechte flohen durch unser Dorf und sagten, das; man die Bergischen erwarte. Seht Ihr s, dort sammeln sich neue Scharen und stürmen den Bergischen zu. Das können nur die Siegener und Nassauer sein, die . . . Gott wolle es, das; ihre Kräfte ausreichen, unser», bedrängten Kurfürsten Hilfe zu bringen." Jörg brachte unentschlossen sein Pferd zum Stehen. Die augenblickliche Gefahr war beseitigt. Mit größter Ent sagung hatte er die Schlacht verlaßen Sollte er zurück kehren? Indessen blieb der Verlauf der Schlacht immer noch zweifelhaft, die Gefahr ivar, rvenn auch im Augen blick nichts zu fürchten, so doch noch inmer nicht vorüber. ZLr spornte sein Pferd von neuem an. Jedenfalls hatte »» eine große Dankesschuld an den Grafen abzutragen, und er wollte die Seinen schützen. — lieber dem Kurfürstlichen Palais zu Köln stand der Mond mit Hellem Schein, als ein schneller Reiter die ingstlichen Bewohner aufjcheuchte und sie vor die Türen ihrer Häuser trieb. „Er pocht an das Schloßtor. Was mag er wollen?" In dem matterleuchteten Fraucngemach saß die Her zogin mit ihrer Nichte. Da hörten sie die Zugbrücke rasseln, Hufschläge dröhnten über den Hof. Sie sprangen empor. Schnelle Schritte nahten sich der Tür, der Vorhang ward gehoben und Jörg stand auf der Schwelle. Die Herzogin tat einen Schrei und sank auf den Diwan zurück. Marietta aber flog, in der Verwirrung des Augenblicks und sich ihres Handelns unbewußt, dem Ankommenden entgegen und er griff bebend seine Hände. „Jörg, Ihr bringt Schlimmes?!" Er faßte ihre Arme und drängte sie von sich zurück. Er mochte daran denken, das; er in ihren Augen immer noch der Räuber war. „Der Gras", begann er schnell, „ist wohlauf und unver letzt. Die ungünstige Nachricht, die ich bringe, ist, daß Kurfürst Siegfried gefangen. Doch rücken die Bergischen schon zu seinem Beistand heran. Mich aber sendet der Gros, Euch tief in die Lande, gen Attendorn zu, in das Kloster der Augustiner zu geleiten und in Sicherheit zu bringe» denn die Gesahr ist zu nahe, um sie zu übersehen." In wenigen Minuten war der Reisewagen in Bereit schäft gesetzt und zwei Diener angeworben. Jörg half der Herzogin beim Hineinsteigen, und umbülltc ihr in sanftei Fürsorge die Füße. Vor Marietta aber trat er fremd und kalt zurück. Da fühlte er seine Hand ergrissen und mit warmem Drucke gepreßt. „Verzeihung!" schlug es wie ein Hauch an sein Ohr Er blickte sie an, in ihren Augen standen Tränen. Die Nacht war kühl und grabesstill. Die wohltuendc Ruhe nach dem lauten Kriegslärm des Tages wirkt so be ruhigend, säst träumerisch aus Jörg ein, das; er selbstver gessen sein Pferd an der Seite des Wagens dahertraben ließ. Plötzlich fuhr er jäh erschreckend empor, griff sein Schwert fester und sandte seinen Blick scharf nach einer Rich tung. Gleichzeitig ertönte ein schriller Pfiff unmittelbar vor ihm, und aus dem Gehölz trat haltgebietend eine ver mummte Gestalt. Die Herzogin, die im Halbschlummer ge legen, suhr empor. „Barmherziger Himmel, Marietta, was gibt's?" lFortletzung tolgl.s k^lsrlczvürrliglceiten Bier Millionen am .Halskettchen Die amerikanische Millionärin E. L. W. Mac Lean trägt tatsächlich seit sechs Jahren ständig an einer Halskette den berühmten Hope-Diamanten im Werte von rund vier Millionen Mark. Zum Ueberslus; schmückt sie sich auch noch mit Diaman ten und Juwelen, die einen Wert von sechs Millionen Mark haben. Naturgemäs; steht ständig hinter ihr, wie „News Chro- nlele" berichtet, ein langer junger Mann, dessen einzige Be schäftigung es seit Jahren ist, auf die Brillanten seiner Brot geberin aufzupasscn. Die amerikanische Millionärin ist aller dings die Erbin eines Vermögens von rund 2Ü0 Millionen Mark, und sie empfing den Hope-Diamanten als Geschenk ihres Gat ten im Jahre 1009. Der 41,5 Karat große Stein hat, wie alle hervorragen den Diamanten, eine entsprechende Geschichte. Im 17. Jahrhun dert brachte man ihn aus Asien nach Frankreich, wo ihn zu erst Ludwig XIII. besaß und später die unglückliche 'Marie Antoinette. Wie sich das so gehört, müssen alle seine Besitzer vom Unglück verfolgt werden. Marie Antoinette mußte auss Schafott, Sultan Abdul Hamid vom Thron, Mrs. Mac Lean bezahlte den Besitz mit dem Tode ihres zehnjährigen Jungen, der bei einem Autounsall ums Leben kam. Ihr Gatte selbst vergiftete sich. 'Mrs. Mac Lean trägt diesen Diamanten immer offen am Hals samt ihren anderen Juwelen. Sie trug sogar, eifrig bewacht von ihren eigenen und fremden Detektiven, in den Straßen von Moskau ihre Juwelen zur Schau. Niemand wird sic um dieses „Vergnügen" beneiden. Das Loch-Retz-Ungeheuer Es lebt — es ist keine schottische Erfindung oder die Aus geburt eines überhitzten Großstadtgehirns. Hatten schon im letzten Herbst die Mönche eines nm Loch Ncß gelegenen Bencdik- tinerklosters dei Gelegenheit, das sagenhafte Lebewesen öfters zu beobachten, war es im letzten Herbst schon einmal gelungen, auf einem kurzen Filmstreifen ein sich sehr rasch bewegendes Scetier zu bringen, so wurde durch die letzten systematischen Beobachtungen die Frage insofern restlos geklärt, als man nun von der Tatsache, daß ein Seetier vorhanden ist, überzeugt wurde. Ein reicher Londoner, Sir Edward Mountain, hatte mit größeren Geldmitteln und unter Einsatz der neuesten pho tographischen Technik einen vierwöchigen Wachldicnst am Loch Neß organisiert, mit dem Ergebnis, daß in diesen vier Wochen das Seetier einundzwanzigmal gesehen wurde von den ausge stellten Wachen. Es gelang, mehrere Ausnahme aus weitere Entfernungen zu machen. Vor wenigen Tagen wurden sie in der Presse veröffentlicht. Aus einer sicht man z. B. ein schwarzes Etwas aus der Oberfläche dahinfahren, aus einer anderen wurde die starke Bewegung des Wassers, der Wellenschlag des unter der Oberfläche mit großer Geschwindigkeit dahinsahrcnden Tieres festgenagelt. Da sich in den letzten Tagen das Wetter sehr besserte, hat Sir Edward Mountain beschlossen, noch weitere acht Tage seine zwanzig Beobachtungsposten auszustellen; die Kodak Company stellte ihre besten Apparate und Instrumente zur Verfügung. Vielleicht kann also in der nächsten Zeit das Rätsel vom Loch Ncß noch etwas weiter gelüftet werden. Uebrigens haben in der letzten Zeit mehrmals Seeoffi ziere und Kapitäne berichtet, im Atlantik einige ihnen unbe kannt« Secticre angetroffen zu haben. So berichtete erst vor wenigen Tagen ein Kapitän, daß mehrere seiner Leute bei den Azoren ein Tier von etwa 25 Meter Länge gesehen hätten, des sen auffallendstes Merkmal der schmale, aus einem langen Halse sitzende Kopf war; mit großer Geschwindigkeit hab« es sich in der Nähe des Schisses auf und ab tauchend getummelt. Im Zeitalter des Photo- und des Filmapparates ist das Seemanns garn ost zu dünn gesponnen; es mutz durch die Ausnahme er härtet werden, oder es reitzt nach einiger Zeit. So kann man auch allen Seeleuten, die aus der hohen See Ungeheuer, bislang unbekannt, sehen, die Beiveislast zuschicben. Platin auf den Zähnen... Morgenstun- l>at Gal- im Mund... Das ist ein frommer Kin-erglaubc. — Ein« Sängerin lmbe Gold in der Kehle — sozusagen. Das mag zmveilen wirklich Vorkommen. Daß aber «in Bankier ein Platingebitz lm Mund« trägt, das ein ganzes vennögen -arstellt, — das ist bestimmt noch niemals -age- ivesen. Ein Bankmann aus Rumänien kxtt das Kunststück fertig gebracht. Er ließ sich von einem angeselxncn Zahnarzt eine Reil>e von Platinzähnen für 60 000 Lire anfertigen und ver sprach die Summe in Raten von 3000 Lire abzuzahlen. Aber el>e die dritte Rate entrichtet war. beging der Mann plötzlich Selbstmord. Das kostbare ('lebiß hätte er wohl gerne mit hinüber genommen. Aber die Schulden blieben da. So wand'e sich der Zahnarzt an die Polizei, man solle dem Toten von Amts ivegen das Vermögen aus dem Munde nehmen. Ein schwieriger Rechtssall. Nach längeren! II ober legen hat man dahin entschieden, das Gebiß wohl zurückzubebalten. es dem Zahnarzt aber nicht auszuhän-igcn, sondern als Perlassensckmsss- objekt zu behandeln. Seltsame Heimkehr. Auf eigenartige Weise hat ein junger Japaner es fertig ge bracht, ohne einen Pfennig Geld über den Großen Ozean in die ferne Heimat zurückzukehren Als Jüngling hatte er vor drei zehn Jahren dem Reich der ausgehenden Sonne, hochfliegender Pläne voll, den Rücken gekehrt. Rosa Hirata gedachte auf seiner Weltreise ein großer Dichter zu iveoden, der in schwungvollen Versen für die verkannte, ja gehaßte und verachtete Heimat warb. Alxr dem jungen Poelen erging es wie dem Jüngling, der mit tausend Masten auf den Ozean des Lebens hinausschsssi. Er hatte nieder Glück noch Stern. Es ging ihm hundsmiseralvl. Schließlich rmckte ihn mit unlx'zwinglicher Gervalt die Sehn sucht nach dem Vaterland«. AI>er wie sollte er dorthin gelan gen? Er hatte keinen Pfennig in der Tasche. Da kam ihm ein guter Gedanke. Rosa ließ in eine japanisckre Zeitung von Los Angeles, ivo er sich czerade aushielt, eine Anzenze setzen, ivas die mitfühlenden Vvlkszzenossen kostenlos für ihn taten. Darin hieß es: „Junger Japaner bringt die Urnen von Landsleuten in die Heimat. Kosten WO Mark". Nun suchte jeder nattona!I»e>vußle Japaner, der in der Fremde lebt, im Vaterland« sein« letzte Ruhestatt« zu finden, und er bittet sein« Angehörigen, ihm nach seinem Tode den letzten Lie!>esdienlt zu erweisen, nämlich die Urne mit seiner Asche in die Heimat zu befördern. Kein Wunder also, daß sich aus die Anzeige des hennwehkrankcn Roso Hirata drei Landsleute meldeten, die 'hm di« sterblickien Ueber- reste ihrer Lieben anvertrauten Nun wir es ihm möglich, die ersehnt« Rückkehr anzutreten. Die Toten hatten ihrem lebenden Volksgenossen zzeholscn. Eine tragische Groteske In einein Prager Filmatelier kam cs dieser Tage zn einem seltenen klnglückssall. Es wurde eine Grot.skszene gedreht, wo eine Dampfwalze die Wandliistmen eines Gasthauses durchzu stoßen und die dort sitzenden Gäste in Panik zu versetzen hatte. Die Szene wurde mehrmals geprobt. Bei der endgültigen Aus nahme, als das Kulissenwerk unter dem Druck der Dampfwalze zusammenkrachte, ertönte plötzlich ein gellender Sck»ei. Der Chausseur hielt die Walze an. doch war es bereits zu spät. Unter der Walze sand man den zur Hälfte zeroue tickt en Körper eines Statisten, eines früheren Thealerdirektors der. durch verschieden« Schicksalsschlägc verarmt, nun im Atelier ans Taglohn kotierte. Er war ans der Stelle tot. Der Verein der Strohwitwer In Jugoslawien gab es auch bisher schon die allerliaen- tümlichsten Arten von Vereinen. Es blüht lner ein Verein der „Fetten", in den nur Leute, die über hundert Kilo wiegen, aas genommen werden. Seit langem besieh! der V rein der Pomos- selhclden und neuerdings gibt cs sogar einen Verein der Zwil linge. Alles aber übertrifft an Vereinsgcist der eben gegründete Verein der Strohwitwer. Das Besonder« an diesem Verein ist, daß dessen Mitglieder sich bemühen, ihren zur Sommerfrische reisenden Frauen Begünstigungen aller An aus Eisenbahnen, Hotels usw. zu verschaffen. Jedes Mitglied verpflichtet sich, feine Frau im Jahre auf mindestens 20 Tage in die Ferien zu schicken. Außerdem verspricht jedes Mitglied feiner Ehehälfte während dieser-Zeit absolut Treue zu hallen. Warum opfertdsrvatikan mchtseiuOermögekn Zu dieser ost gestellten Frage äußert sich die Zeitschrift „Der Fels" folgendermaßen: „Die wirtschaftliche Lag« der kirchlichen Zcntralregierung ist nichts weniger als glänzend. Wohl besitzt der Vatikan in seinen Galerien und Museen die wertvollsten Kunstschätze der Welt. Aber das ist ein finanziell totes Kapital, dessen Erhal tung Geld kostet. Kein vernünftiger Mensch wird verlangen, daß diese Werte versilbert werden. Würde es geschehen, dann kämen andere in ihren Besitz, von denen mit demselben Recht verlangt werden könnte, daß sie dieselben Gegenstände wieder um versilbern, um den Erlös wiederum an Notleidende in ir gendeinem Lande zu geben. Wenn so die Versilberung von Be sitz zu Besitz fortgesetzt würde zugunsten der Armen, dann aller dings würde der Not einigermaßen abgcholfen. Aber das ist eine Kette von Utopien. Der erste Berkaus würde, selbst wenn sich trotz der Ucbcrsüllung der Kunstmärkle annehmbare Preise er gäben swas eine wirtschaftliche Unmöglichkeit ist!), vielleicht soviel bringen, daß mit dem Erlös der Not in Berlin und Köln für kurze Zeit abgcholfen wäre. Dann würde die Not von neuem beginnen. Die hohen Kunstgegcnstände aber, die die Kirche im Lause der Jahrhunderte sammelte, wären in alle Winde verstreut und der Ocsfentlichkeit nicht mehr zngängig. Für die Kultur waren sie so gut wie verloren. Die allerwert- vollsten Kunstschätze des Vatikans, die Fresken Rafaels und Michelangelos, können überhaupt nicht wcgtransportiert. also auch nicht verkauft werden, weil sie aus die Wände des Vatikans gemalt sind. Es kämen nur die auf Leinwand gemalten Bilder und sonstigen beweglichen Kunstgcgenstände in Betracht. Es wäre grotesk, diese zu versilbern! Das flüssige Vermögen des Vatikans besteht aus dem Petcrspsennig und sonstigen Zuwen dungen, sowie aus den Zinsen, die er seit dem italienischen Konkordat bezieht. Diese Gelder genügen kaum zur Deckung der lausenden Ausgaben für die Verwaltung der Weltkirche, für die Missionen, die Unterhaltung der päpstlichen Institute usw. Trotzdem haben die Päpste aus diesen ihnen zur Verfü gung stehenden geringen Mitteln den hungernden und sricren- dcn Menschen verhältnismäßig viel gespendet, besonders im Kriege und nach dem Kriege. Sie hatxni mehr getan, als die vom Kriege verschont gebliebenen Länder, mehr sogar als die Vereinigten Staaten von Nordamerika, die Nutznießer des Weltkrieges." Auch zn der Frage, warum nicht die kirckIi ch e n G e - röte zur Linderung der Volksnot verkauft würden, äußert sich die gleiche Zeitschrift: „Die Wertgegenstände der Kirche sind bei weitem nickst so groß, wie man es sich gewöhnlich vorstcllt. Die Kelche, 'Mon stranzen, Ciborien sind, abgesehen von verhältnismäßig weni gen Exemplaren, nicht ans massivem Gold, sondern aus vergol detem minderen Metall. Ein Teil davon könnte als Kunstgegen- ständc seilgeboten werden Aber wer würde sie Kausen? Der Markt wär« sofort überfüllt, und die Preise würden lächerlich gering. Es wäre ein Verbrechen, antike Kunstgeg«'stände an Schieber. Spekulanten und reichgewordene kulturlose Parvenüs zu verschleudern. Die nicht verkauften Kunstgegenslände und die andern Gold- und Silbergeräle müßten eingeschmolzen wer den. Aus dem so gewonnenen Edelmetall und aus den verkauf ten Kunstwerken wären schätzungsweise einige Millionen — vielleicht 3 bis -1 Millionen — zu erzielen. Was wäre damit er- reicht? Der Not in Berlin könnte aus kurze Zeit abgeholien werden. Ein Schlag ins Wasser! Dabei wären aber Kultur werte, an denen Jahrhunderte arbeiteten, für immer verloren! Die Kirche in Deutschland hat für das deutsche Volk auch in materieller Hinsicht sehr viel getan aus dem. was die Säkularisation ihr gelassen hat. Die Ordinariate haben wäh rend des Krieges tausende sehr wertvolle Glocken zur Ver fügung gestellt, sogar die Kaiserglocke vom Kölner Dom. Sie haben säst ihr ganzes Vermögen in Kriegsanleihe angelegt, dl» dahin sind. Die katholischen Pfarrämter, die Geistlichen, dl« Klöster, die kirchlichen Institute spenden alljährlich 'Million«» ckn Almosen. Noch mehr spenden die kirchlich organisierte Ea- ritas, die Vinzenzvereinc, die Elisabethvercine usw. Das allein ist eine stille, aber sehr wirksame Hilsc gegen die Volksnot Von ihr spricht man nicht, wohl von den ,Lk«ichtümern d« Kirche".