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Sächsische Volkszeitung : 30.10.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193410300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19341030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19341030
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-10
- Tag 1934-10-30
-
Monat
1934-10
-
Jahr
1934
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.10.1934
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41 r. 2k",2. Sächsische Volkszeitung Seite 6 Vatikan unii Kreml Mit dem Eintritt Sowjetrußlands in den Völker bund haben die Gerüchte über eine Entspannung im Ver hältnis Moskau—Vatikan neue Nahrung erhalten. Bis her hat sich allerdings stets herausgestellt, daß der Kreml gar nicht an eine Milderung des Gegensatzes denkt. Es bleibt also abzuwarten, ob jetzt eine Sinnesänderung bei den Moskauer Machthabern eingetreten ist. Ein An zeichen könnte darin erblickt werden, datz der Mos kauer katholische Bischof Neveau, der vom Va tikan zum apostolischen Administrator bestellt wurde, die Erlaubnis der Sowjetbehörden erhalten hat, nach Nom zu reisen. Es ist das erstemal, datz Moskau die Wieder aufnahme der Beziehungen zwischen der katholischen Kirche in Rutzland und Rom zulützt. Auch die Enthaf tung mehrerer Geistlicher könnte auf die Ab sicht Moskaus deuten, der katholischen Kirche in Sowjet- rutzland die Existenz wieder zu ermöglichen. Nach rö mischen Meldungen soll auch die italienische Regierung ersucht worden sein, in Moskau aus einen Modus vivendi mit dem Vatikan hinzuwirken. Kuktsn6 — fi»snkrelck Eine der bedeutendsten Wandlungen der jüngsten europäischen Politik liegt in der Entwicklung beschlos sen, die die russisch-französischen Beziehungen genommen haben. Dem diplomatischen Geschick Barthous war es gelungen, die sachlichen Beziehungen zwischen dem bür gerlichsten Staat Europas und seinem kommunistischen Gegenpol zu einer politischen Freundschaft umzugestal ten, der er durch die Einführung Nutzlands in den Völker bund sogar eine feierliche Sanktion zu geben verstand. Wenn zwei Machtstaaten von solch ausgeprägter Eigen art sich gegenseitig ihre Freundschaft beteuern, dann hat das erfahrungsgemäß sehr reale Hintergründe. Hieraus weist treffend die „Neue Zürcher-Zeitung" hin, indem sie feststem, datz die französische Politik sich nicht in einem Streben nach möglichst freundschaftlichen Beziehungen zu Nutzland erschöpfe, sondern an ihrem Ausbau in militä rischem Sinne arbeite. Ein besonderes äutzeres Zeichen dieser intensiven Bemühungen glaubt das Blatt in der auffälligen Haltung der französischen Presse erblicken zu können, die es mit folgenden Ausführungen kennzeichnet: „Diese Strömung verrät sich durch die traditionellen Be gleiterscheinungen, die bei einer Aktion zur Erzwingung einer bestimmten außenpolitischen Orientierung in Frankreich stets zu beobachten sind. Nicht nur gebärdet sich ei» Teil der Presse ausgesproä)en sowjetsreundiich, sondern es bemühen sich auch gewisse rechtsgerichtete Organe, die einer solchen Tendenz nicht verdächtig sind und selbst die Geschmacklosigkeit plötzlich aus brechender Begeisterung sür das bolschewistische Regime zu ver meiden wissen, eine für Rutzland als europäischen Machtsaktor günstige Stimmung zu verbreiten und dadurch die „russische Orientierung" der französischen Autzenpolitik beim eigenen Bolk zu popularisieren. Henri de Kerillis, der politische Leiter des „Echo de Paris", trat selbst eine Reise nach Sowietrutzland an und suchte ihrem deutlich erkennbarem autzenpolitischen Zweck durch eine umfangreiche Artikelserie zu dienen. Derartige jour nalistische Missionen sind in der Traditio» der französischen Diplomatie so sehr zum Clichv geworden, datz man ohne Mühe die hinter ihnen wirkende Strömung und fast mit Sicherheit de» Durchbruch der in der Ueberlieferung Frankreichs ties ein gewurzelten Idee des militärischen Bündnisses mit Rutzland wahrnehmen kann." Sehr richtig ist die weitere Feststellung des Schwei zer Blattes, datz die russische Orientierung der französi schen Autzenpolitik für ganz Europa sehr viel Beun ruhigendes in sich trage und sogar im Widerspruch stehe zu allen europäischen Interessen. Niemand, der sich die heutige sehr komplizierte Lage Europas und die vom rus sischen Kommunismus ausgehenden Gefahren vergegen wärtigt, wird dies bestreiten können. Es ist jedenfalls eine folgenschwere Tatsache, datz Frankreich in einer Welt, die wahrhaftig andere Lösungen verlangt, unter Verzicht auf jede schöpferische Neugestaltung nur darauf ausgeht, die unheilvolle Tradition seiner Vorkriegs- Bündnispolitik erneut zu beleben. Datz der europäische Wert dieser Politik nach der inzwischen erfolgten Bol- schewisierung Rußlands noch schärfer zu bestreiten ist als früher, bedarf keiner besonderen Betonung. Gibt es katholische Freiübungen? In Münster sagte am vorletzten Sonntag auf einem Tres sen der Hitlerjugend Reichsjugendführer Baldur v. Schi rach u. a. folgendes: „Wir marschierten weiter und marschierten hinein in dieses Jahr 1934. Uno am Eingang dieses Jahres gliederten wir einen Teil der Jugend, die »och abseits stand, ein in unsere Front. Durch ein Abkommen mit der Führung der evangelischen Kirche wurde zu Beginn des Jahres 1934 die evangelische Ju gend mit allen ihren Organisationen in die Hitlerpigend ein gefügt. (Stürmischer Beifall.) Und dann kam zu uns, was sonst noch abseits stand, und in den letzten Wochen erst ist auch die Turner- und Sportjugend in unsere Hitlerjugend cingemün- det. Nun steht noch eine kleine Gruppe abseits die Grupve der katholischen konfessionellen Jugend. Ich frage mich nun: Soll die HI. nun plötzlich auf ihrem Weg zur deutschen Einigkeit Halt machen oder soll sie nicht, wie ich es Euch befohlen habe, weiter marschieren über allen kon fessionellen Eigendünkel hinweg? (Stürmischer Beifall.) Ich denke, wir sind doch nun in Deutschland sechs Millionen, und unter ihnen nicht die schlechtesten Katholiken und nicht die schlechtesten Protestanten. Und sie dienen auch in dieser Hitler jugend treu und gläubig ihrer religiösen lieber« zeugung. Wenn das möglich ist, was brauchen wir dann noch katho lische Sportvereine und katholische Iugcndbiinde? Gibt cs denn eigentlich katholische Freiübungen? (Stürmischer Bei fall.) Wenn die anderen Katholiken in Deutschland sich zu Adolf Hitler stellen, warum tun cs diese nicht? Sie sagen, ich sei ein Heide, ein Ketzer, ein Mensch, der gar keine Bindung zum Göttlichen und Ewigen habe, sie sagen weiter, datz ich er schossen und in Wirklichkeit gar nicht mehr da sei, sie nennen mich einen Verführer der Jugend, einen schlechten und gottlosen Menschen und für diese Dinge möchte ich Euch eine Erklärung geben. Gewiß, ich bin weniger in die Kirche gegangen in den letzten Oer Tag -es Deutschen Handwerks Ansprachen von Vr. Schach«, Är. Ley, ReichShandwerlSmelsler Schmidt Sine Vetschaff Hitlers an das Sandwett Braunschweig, 29. Okt. Am gestrigen Sonntag leiteten bereits um 7 Uhr Böller schüsse und das Wecken der PO.-Kapelle den TagdesDeut- jchen Handwerks ein. Das Hauptinteresse richtete sich zu nächst aus das Rathaus, wo im Festsaal die grotze B e - grühung stattfand. Weihevolle Still« lag Uber der Festver sammlung, ais punkt 19.20 Uhr die Ehrengäste, an ihrer Spitze Dr. Ley, Dr. Schacht und Reichshandwerksmrister Dr. Schmidt sowie die Mitglieder der braunschweigisci)cn Staatsregierung den prächtig ausgeschmückten Festsaal betraten. Oberbürgermeister Dr. Hesse begrüßte in einer längeren Ansprache die Anwesenden namens der Stadt Braunschweig. Sodann betrat Reichshandwerksmeister Schmidt, ange tan mit der Goldenen Kette des Handiverks, das Rednerpodium. Er würdigte die Verdienste des Führers um die Einigung im deutschen Handwerk, sür die ihm der Dank des gesamten schas senden Volkes gewiß sei. Dann ehrte der Neichsl-andwcrks- meister den kommissarischen Reichswirtschastsminister Dr. Sä)acht durch Ueberreichung des Goldenen Handiverksabzei- ä)ens. Dr. Schacht nahm die Ehrung mit den Worten „Zur gemeinsamen Arbeit sür Handiverk und deutsches Volk" an. Nachdem dann noch Dr. Ley die aus dem Reiche erschienenen Abordnungen des Handiverks einzeln begrüßt hatte, begaben sich die Ehrengäste vorüber an der in tiesen Gliederungen stehenden Menschenmenge in die Burg. Den Höl-epunkt der Tagung des Deutsä)en Hckndwerks brachte di« Feierstunde im Saale der Burg Dankwarderode. Das Vorspiel zu den Meistersingern leitete die Feier ein. Dann trat Aetchshandwerksmeister Schmidt vor das Mikrophon zur Eröffnung--- und Begrüßungsanspraä)e, die mit der Totenehrung schloß. Diesem feierlichen Akt folgte als Höhepunkt der gesamten Tagung die Verkündung der Botscl)ast des Führers und Reichskanzlers und in seierliä)«r Weise legten hier die Landeshnndwerksmeister, 720 Kreishandwerksmeister, 14 035 Obermeister und 67 818 Innungswarte das seierliä-e Gelöbnis ab, an den vom Reichshandwerksmeister Schmidt verkündeten Ausgaben und Pflichten des deutschen Handiverks mitzuarbeiten. Die Botsä)aft des Reichskanzlers hat folgenden Wortlaut: „Dem Deutschen Handwerk spreche ich zum heutigen Tage meine herzlichsten Grütze und meine besten Wünsche aus. Der alljährliche „Tag des Handwerks" soll das deutsche Volk an die Bedeutung und Aufgabe des Hand werks erinnern und dieses selbst mit Meister, Gesellen und Lehrlingen zur höchsten Pflichterfüllung für Volk und Vaterland mahnen. Der Schutz und die Förderung des Reiches werden hierbei dem Deutschen Handwerk nicht fehlen." Dann fuhr der Neichshandwerksführer fort. Wir danken unserem geliebten Führer für diese seine Botschaft, die das deutsche Handwerk allzeit zur Richtlinie seines Handelns machen wird. Neue Kraft und neuen Glauben an die Zukunft des deutschen Handiverks hat sie uns gegeben, aber uns auch die großen Aufgaben erkennen lassen, die uns im Rah men des Ganzen gestellt werden und die wir nur lösen können durch unermüdliche Arbeit und treueste Pflicht erfüllung. Sie, meine Kreishandwcrksineister, Obermeister und Innungswarte, sind in diesem Saale angetreten, auf daß ich Sie in dieser feierlichen Stunde gemeinsam mit Ihren Kameraden im Reich aus Ihr Amt verpslichte. Und so nehme ich Sie alle hier und im Reich namens des deutschen Handwerks in Gegenwart des Neichswirt- schaflsministdrs und des Herrn Stabsleiters der PO. in treuer Hingebung zum Dienst am Handwerk in Pflicht: Sind Sie gewillt, als deutscl)er Handwerker Ihre ganze Kraft in den,Dienst des Führers und des deutschen Vaterlandes zu stellen, so antworten Sie mir mit den Worten: Ja, ich gelobe es! Antwort: „Ja, ich gelobe es!" Jahren als manche frühere Vertreter der Zentrumspartei. Sie haben in der Kirche ein Lippenbekenntnis zu Gott ab gelegt und dann im Deutschen Reichstag in 1 de» Sozialde mokraten ihr Volk verraten. In der Zeit stand die alte Garde des Nationalsozialismus in den Maschinensälen und rauchigen Fabriken und hat dort eine verhetzte rote Meute gelehrt, wieder an Gott zu glauben. (Stür mischer Beifall.)... Wir meinen, wenn die Kirche sich auf das Gebiet der reli giös-sittlichen Jugenderziehung beschränkt, dann gibt es gar keinen Gegenstand, über den ivir uns nicht einigen können. (Stürmischer Beifall.) Wir werden im Rahme» der Hitlerjugend und unserer Jugendarbeit dafür sorgen, daß die ganze Jugend zunächst lernt, gemeinschaftlich zu denken, daß sie lernt, was Nationalsozialismus ist, und es steht dann der Kirche vollständig frei, in besonderen Organisationen, die wir ihr gern einräumen wolle», ihre religiös-sittliche Jugenderziehung zu betreiben. Es Ist ein starker Borwurf, wenn erklärt wird, wir wollten die katholischen Iugendvcrbände selbst dann nicht mehr anerkenne», wenn sie nur religiös-sittliche Zwecke haben und als seelsor gerische Gemeinschaften wirken. Wir haben ja zu Anfang des Jahres durch das Abkommen mit der evangelischen Kirche evangelische seelsorgerische Erziehungsgemeinschasten ausdrück lich gestattet, und wir denken gar nicht daran, mit zweierlei Matz zu messen. (Stürmischer Beifall.) Zwischen der kleinen Gruppe der katholischen Iugcndver- bände, die gerne zu uns wollen, und uns steht eine kleine Schicht von Vereinsvorsitzenden und Präsiden, die fürchten, datz ihnen ihr Amt verloren geht. Es sind nicht so sehr die Geistlichen, die in diesem Kampf sich hier und da gegen uns erkiärten. Ich bin der llcberzeu- gung, daß wir mit der katholischen Kirche selbst zu einer rest losen Verständigung gelangen können. Es ist eben ein kleiner Klüngel katholischer Iugendfiihrer, der sein Amt sür wichtiger hält als das große Deutschland. Sie müssen sich eben mit der Tatsache abfinden, datz unser Totalitätsanspruch unverletzlich ist und datz wir die Generation in Deutschland sind, die vor keinem Sonderbund und Eonderinteresse Halt macht. Sind Sie gewillt, in und durch Ihr Amt für die Verwirklichung des hohen Ziels der Gemeinschaft zwischen Betriebssichrer und Vetriebsgefolgschaft zu wirken, wie es dem Sinn des alten Dreiklangs im Handwerk „Mei ster, Geselle und Lehrling" entspricht, und darüber hinaus die Volksgemeinschaft zu jeder Stunde zu fördern, dann antworten Sie mit den Worten: Ja, ich gelobe es!" Antwort: „Ja, ich gelobe es!" Sind Sie gewillt, allen Berussangehörigen — ob Lehrling, Geselle oder Meister — ein wahrer Arbeits kamerad und treuer Heiser in allen Lebenslagen zu sein, so antworten Sie mir mit den Worten: Ja, ich gelobe es! Antwort: „Ja, ich gelobe es!" Sind Sie gewillt, das Ihnen anvertraute Amt in Gerechtigkeit und Selbstlosigkeit zu verwalten, dem Hand werk ehrlichen Herzens zu dienen und den Anordnungen der Ihnen Vorgesetzten getreulich nachzukommen, dann antworten Sie mit den Worten: Ja, ich gelobe es! Antwort: „Ja, ich gelobe es!" Nach altem Brauch sind Sie in Pflicht genommen. Tragen Sie die Worte unseres Führers im Herzen, seien Sie stets Ihres Gelöbnisses eingedenk, und nun gehen Sie „ans Werk!" Ich melde: 720 Kreishandwerksmeister, 14 63ö Ober meister, 67 818 Innungswarte sind verpflichtet. Nach dem Vortrag „Ansprache des Hans Sachs" aus den Meistersingern sprach RetchSbanlpräsldent Dr. Schacht als stellvertretender Reichswirtschastsminister zum deutschen Handwerk, dessen Ausführungen mit großem Beifall ausgenom men wurden. Der Minister führte u. a. aus- Der Nationalsozialismus hat den selbständig schassenden verantwortungsbewußten Menschen wieder in den Mittelpunkt der Wirtschaft gestellt. Auf keinem Gebiet des gewerblichen Lebens aber ist die Zahl selbständig schassender und darum vor Verantwortung gestellter Menschen so groß wie im Handwerk. Aus Grund des Gesetzes über den vorläufigen Aufbau des deutschen Handwerks hat deshalb der Reichswirtschastsminister zunächst eine vorläufige Regelung für den Ausbau des deutschen Handwerks auf der Grundlage allgemeiner Psiichtinnungen und des Fiihrergrundsatzes getroffen. Das in Verbänden mannig- sacher Art zergliederte Handwerk konnte aus diese Weise ein heitlich zusammengesatzt und unter eine einheitliche Führung gestellt werden. Die Durchführung einer allgemeinen Pflicht innung des Handiverks im einzelnen bedingt eine umsangreiche und sorgfältige Arbeit, damit aus der Ordnung keine Unord nung erwächst. Es mutzte deshalb schrittweise vorgegangen werden, und so wurde mit der Neuordnung der untersten aber auch wichtigsten Stufe des handwerklichen Orgamsalionswesens, der Innungen, begonnen. Die Innung bildet die Grundlage für den ganzen künftigen Aufbau des Handiverks. Des weite ren wurde die Errichtung von Kreishaudwerkerschnften angs- ordnet und die handwerkliche Ehrengerichtsbarkeit geschaffen, die die bedeutsame Aufgabe hat, den Handwerkerstand von un zuverlässigen und unredlichen Elementen zu säubern und die moralische Grundlage des Handiverks zu erhallen und zu fe stigen. Pflege des Gemeinschaftsgeistes, Wahrung der Standes- chre, zu der in erster Linie die gute und preiswerte Bedienung des Kunden gehört, sowie die Fürsorge für einen gut ausge bildeten Nachwuchs sind die Hauptausgaben, die den Innungen gestellt sind. Aber auhcr dieser organisatorischen Neugliederung, die nur die Grundlinien aufzeigt, ihren geistigen Inhalt aber vom Handwerk selbst erwarten muß, hat die Regierung eine Reihe sehr wichtiger Matznahmcn getroffen, die dem Handiverk zugute gekommen sind. Es ge hört hierher insbesondere das Verbot zur Errichtung neuer Ein zelhandelsgeschäfte, was für das Handiverk deswegen bedeutsam ist, weil ein großer Teil aller handwerklichen Betriebe natür licherweise im Nebenbetriebe auch Ladengeschäste führt: weiter auch die Matznahmcn zur Bekämpfung der Schwarzarbeit, die unter dem Druck der wirtschaftlichen Not einen für das Hand werk Besorgnis erregenden Umfang angenommen Halle. Fer ner ist die Expansionswirtschast von Warenhäusern und Filial betrieben unterbunden worden. Zu den wichtigsten handwerk fördernden Maßnahmen aber muß die unmittelbare und mittel bare Auswirkung des Arbcitsbcschasfungspro- gramms gezählt werden. Im Rahmen des Arbeitsbeschaf- sungsprogramms der Reichsregierung sind außerordentlich große Summen für die Instandsetzung von Häusern und Wohnungen, für den Bau von Eigenheimen und für die vorstädtische Klein siedlung in der Form von Barzuschüsscn, Darlehen oder Zins zuschüssen bewilligt worden Diese Arbeiten sind zum Teil immer noch im Gang und nehmen einen gewissen handwerk lichen Arbcitsvorrat noch in den bevorstehenden Winter mit hinein. Auch auf dem Gebiete der Steuergesetzgebung sind die Interessen des Handwerks stark gefördert worden. Ein so starker Einsatz von Staatsgeldcrn, wie ihn das Ar- beitsbeschasfungsprogramm gebracht hat, kann selbstverständlich nicht alljährlich wiederholt werden. Aber das wird auch nicht nötig sein, denn die Entwicklung, in der sich unser industrieller und landwirtschaftlicher Binnenmarkt befindet, kann nicht ohne belebende Rückwirkung aus das Handwerk bleiben. Auch die geldliche Wirkung, die von dieser Belebung aus geht, wird sich dem Handwerk wohltuend mitteilen. Die Neu bildung von Sparkapilal, die durch diese wirtschaftliche Bele bung eingesetzt hat, mnß auch von der Seite des Handwerks her gefördert werden. Nur aus ihr heraus kann eine Verbilli gung des langfristigen Kredits komme». Der Umstand, daß das Sparkassen- und Genossenschaftswesen so eng mit dem Hand werk verbunden ist, wird die Aufmerksamkeit gerade bei Ih nen, meine Herren, darauf hinlcnken, daß Sparen und Zins untrennbare Dinge sind, und datz willkürliche und ungerechte Eingriffe in den Sparzins das Sparen selbst unterbinden müs sen. Zwangsmaßnahmen auf dem Gebiete des Zinses können zwar eine Acndcrung bestehender SchnidverhäUnisse hcrbcifüh- ren, unterbinden aber ein Ncuangcbot von Sparkapital, und gerade das letztere ist auch für das Handwerk von großer Be deutung, denn nur durch beständige Neninvestition ans allen Ge bieten des Bauens und sonstigen Wirtschaftens kann das Hand werk diejenigen Aufträge finden, die ihm eine gesicherte Zu kunft gewährleisten. Schacht schloß mit folgenden Worten.- Wir müssen uns alle daran gewöhnen, datz die »ngeheuren Verluste des Krieges und der Nachkriegszeit nicht in wenigen Jahren wieder ringe« holt werden können: nur ein Volk, das einen dauernden zähen Arbeitswillen bekundet, wird die Stellung wieder erringen, die ihm Krieg und Kriegsverluste genommen haben. Dazu be-
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