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Ausgabe K-Sunr>v Nummer 22S — 33. Jahrgang Erlch-In» S mal wSchentttch ml» der »llustrleite« Tiall»- bellage „Der 8-uerr«tt«r' und mehreren Teltbettas«» Monatlich« »usg. A mit Et. Bennoblatt und Feuerrelter M. 2.70 «usg. V. ohne St. «ennoblatt u. mit tzeuerrelter M. 2^0 Kluzelnumme, ly Psg-, Sonnabend« u. Sonntag-Ne. 20 Ps,. dl« lipaMge 22 S Psg, — gamlll-nanz-lgen Sl-N-ngetzich« s Psg. — gili Plahvois-hrille» »>r lelne Uolfssettung Redakttou: Dresden-«.. Pollerste. », 8«rnr. 20711 u. 21V12 »elchästsftea». Deuck uu» «erlag! Germania Buchdruck«»» ». «erlag Th. u. G. Winkel, Pollerstr. 17, 8«rnr. Ll0t2, Postscheck: Sir. 1V2S, Bank: Ctadtbank Dresden Sir. V17S7 Unskksngig« HgvSLvilung FÜI> vki»,sAivk« k'oliAlL »I. KlZIlT»* 2» Fall« »4N höherer Gewalt, Verbot, Streik ad« Betrlebsstörungen hat der Bezieher »der 2»!"«<N i^itg Ansprache, salls die Zeitung in beschränktem Umsang«, verspätet oder nicht erscheint. — Erjüttungoort Dreiden Sie Suche nach der EmigiWssonnel Genf und die oesterreichische Krage Genf, 27. Sept. Bis spät in die Nacht hinein wurde am Mittwoch iiber die Einigungs forme! in der österreichi schen Frage zwischen den beteiligten Mächten ver handelt. Boreilig war schon das Gerücht verbreitet, datz die Formel gesunden und datz mit ihrer Veröffentlichung noch im Lause der Nacht zu rechnen sei. Tatsächlich aber war es noch nicht gelungen, die Gegensätze wirklich zu überbrückten, und zu den alten haben sich sogar noch neue Schwierigkeiten gesellt. Die Kleine Entente war nicht beschlutzfähig, da der südslavische Autzenminister abwesend war und eine Antwort von ihm nicht recht zeitig eintraf. Es bestätigt sich, datz England eine ein fache Wiederholung der Erklärung der drei Grotzmächte vom 17. Februar nicht nur für zwecklos, sondern auch für schädlich ansieht und datz es an einer Erklärung nur ein Interesse hat, wenn diese irgendwie im Rahmen des 'Völkerbundes stattsindet und sich auch andere Staaten daran beteiligen. Italien hat aber auch gestern abend die Einschaltung des Bölkerbundcs abgelehnt. Eine Erweiterung der Garantie-Erklärung vom Februar durch Beteiligung der Kleinen Entente setzt aber das Einverständnis der Kleinen Entente mit dem gan zen Vorgehen und auch eine Einigung zwischen Süd- slavien und der Tschechoslowakei voraus. Man ist in den Kreisen der Kleinen Entente besonders argwöhnisch, datz eine Erklärung, die autzerhalb des Völkerbundes abgegeben wird, irgendwie als ein Sonderauftrag oder eine Sondervollmacht für Italien ausge legt werden könnte. Auf jeden Fall sieht man sich in die peinliche Lage versetzt, datz auch jetzt, wo die Völkerbundstagung schnell ihrem Ende zugeht, noch nicht einmal eine Eini gung über die grundsätzliche Erklärung hergestellt wer den konnte, was an sich schon ein Scheitern der viel weiter gesteckten Pläne bedeuten würde. Hoher italienischer Orden für Schuschnigg Wien, 27. Sept. Der italienische Gesandte in Wien, Preziosi, überreichte am Mittwoch dem Bundeskanzler Schuschnigg die Insignien des Grotzkreuzes des Mauritius- und Lazarus-Ordens und über mittelte ihm die Glückwünsche Mussolinis. Der sowjetrussische Vorstoß Großes Aussehen in Gens Die Absicht Litwinows, den Völkerbundsrat mit der Frage der Abrüstung zu befassen und da mit eine internationale Aufgabe über das Schicksal der Abrüstungskonferenz zu entfesseln, hat in Gens grotzes Aufsehen erregt. (Vergl. auch die aus Seite 5 wiederge gebene Meldung.) Man hört aber heute, datz alles ver sucht werden wird, um diesen sowjetrussischen Vorstotz im Sande verlausen zu lassen. Es wird geltend gemacht, datz die Abrüstungskonferenz aus eigenem Recht bestehe und datz an ihr auch Staaten wie Japan und die Vereinigten Staaten teilnehmen, die im Völkerbund nicht anwesend schd; auch sei es, so fügt man hinzu, nicht angängig, ein fach über den Kopf des Präsidiums der Ab rüstungskonferenz hinweg durch den Völker- bundsrat Beschlüsse zu fassen. Aus diesen» Grunde wird erwartet, datz der Präsident der Versammlung — für den Fall, datz Litwinow seine Anregung aufrecht er hält — vorschlagen wird, auf eine Aussprache in der Versammlung zu verzichten und datz Litwinow sich mit dieser Erledigung absinden wird. Wie das „Journal des Nations", das neuerdings mit den Sowjctrussen gute Verbindung hält, erfahren hat, will aber Litwinow seinen Plan im November oder Januar dünn tttuckttelbar vor den Rat bringen. Afghanistan in den Völkerbund ausgenommen Kurz nach 1v Uhr trat die Vollversammlung des Völkerbundes wieder zusammen. A fghanista „ wurde mit 47 Stimmen, d. h. e i n st i m mig, in den Völker bund aufgeno m m e n. Als zweiter Punkt der Ta gesordnung ist der Brief Litwinows an den Präsidenten der Vollversammlung ange führt. der sich mit dem Stand der Abrüstungssrago befasst. Daran anschlietzcnd soll über Ausschutzberichte abgesiimmt werden. Litwinows Vorschlag einfach zur Kenntnis genommen Nachdem die Ausnahnre Afghanistans in den Völker bund durch die Vollversammlung vollzogen war, ging der Präsident zur Behandlung des sowjetrussischen Antrages in der Abrüstungsfrage über. Er teilte der Versammlung den Inhalt des Brieses Litwinows mit und schlug vor, ihn einfach zur Kenntnis zu nehmen. Litwinow begründete dann seinen Vorschlag. — Präsident Sandler dankte Litwinow. Der sowjetrus sische Vorschlag wurde dann einfach zur Kenntnis ge nommen. Bitte und Dank fürs tägliche Brot Gedanken zum Erntedankfest. Es »vor einige Zeit — wie lange scheint sie uns jetzt znriickzuliegen, und doch sind es kaum ein paar Jahrzehnte — da schiel» unser Volk es verlernt zu haken, ums täg liche Brot zu kitten. Kam doch alles ivie von selber, das tägliche Brot mit mehr oder minder reichlicher Zukost, die Wirtschaft „blühte" in langer Frieüenszcit, die Tech nik schasste Arbeit und Geld. Was brauchte inan da noch zu beten ums tägliche Brot, das wie von selber kam, was krauchte man auch zu ü a n k e n für das, was selbst verständlich schielt und nicht wie ein ersehnter Segen! So kam es, datz inan vielerorts auch des Erntedankes und der Erntesrcude vergatz, in den Städten, und selbst auf dem Lande.... Jetzt hat unser Volk wieder gelernt, datz Brot und Korn, datz Frucht und Wein Legen ist, der ersieht und gedankt werden mutz. Die bittere Enlbehrungszeit des Krieges, die nicht abreitzenden 'Notjahre mit der Arbeits losigkeit und dem Hunger der vielen haken uns gelehrt, datz cs doch nicht so selbstverständlich ist, datz der Acker seine Frucht bringt und der Weinstock seine Trauben, hat uns auch den Blick wieder geschärft dajür, datz und wie ein Grossteil unseres Volkes sich müht aus Acker und Feld, um für uns alle das Brot zu kauen dessen wir be dürfen. lind so haben wir auch wieder gelernt, Ernte dank zu feiern, wie es unfern frommen Vätern selbst verständlich war, ein Dankfest vor dem allgüiigen Gott, der Segen und Gedeihen geben mutz üoer Volk und-Land, über Wiese und Acker, über Garten und Weinberg. Vir haben auch wieder gelernt, des Bauern dankbar zu ge denken, der in schwerer Arbeit für uns alle werkt, uns unser täglich Brot zu schaffen, und uns alle in echter Ge meinschaft mit ihm dcs Segcns zu freuen, der in seine Scheuern strömt. So soll »ms denn der Tag des Ernte dankfestes ein Tag freudiger V e s i u n u n g jein, ein Tag jubelnden Dankgebetes vor Gott, dessen Altäre wir mit den Aehren des Feldes schmücken, aber auch ein Tag-der Bitte, datz sein Segen uns und unserem Volke gedeihe. Und ein Tag des Gelöbnisses vor Gott vor all-m jener, die da reicher gesegnet sind mit den guten Gaben des Erntetaqes. offene Hand zu üben gegen jene, die da trotz ihres guten Willens zur schaffend"« Ar beit weniger gesegnet sind mit der Gottesgabe, vielleicht sogar bitter» Mangel leiden müssen. Rechter Erntedank kommt aus dem Geiste christ licher Lieke und Gemeinschaft. Nister Erntedankfest soll widcrhallen vom freudigen Ruf „Te Dcum lnudamus — Grotzcr Gott, dich koken wir", dich, den die ganze Schöp fung preist, und ausklingen mit vertrauensvollem Be kenntnis unseres Volkes: „Auf dich, o Herr, hoffe ich: ich werde nicht zuschanden werden in Ewigkeit." Güterzug rammt Autobus Neun Tote Bergamo (Oberitalien), 27. Sept. Ein Gllterzug stketz an einem ungesicherten Bahnübergang mit einem Autobus zusammen. Der Kraftwagen wurde völlig zer trümmert. Sechs Insassen des Wagens wurden auf der Stelle getötet; drei starben im Krankenhaus. Zehn Per sonen erlitten schwere Verletzungen. Der Fall Dusrennes Netter Enthllttungsseidzug der „Action Francais«" Paris, 27. Sept. Paris hat wieder eine Sensation, und zwar in Gestalt de» Mord fa lies Dusrcnnes, der zur Zeit untersucht wird und mit dem zwar noch nicht erledigten, aber etwas abge- dlassten Fall Prince in Weltt>e>verk zu treten verspricht. Wie im Fall« Prince beginnt auch hier das Bestreben sich geltend zu machen, eine Kriminalangelegenheit in den Bereich der inner politischen Kämpfe einzubeziehen. Dusrennes, der Pariser Stadtverordneter "und Direktor eines grotzen Varietes war, wurde vor Jahresfrist in seiner Wohnung ermordet aufgesun den. In grotzer Ausmachung beschuldigt heule nun die „Action Francaise" den Sohn des Abgeordneten Maivy des Mordes an Dusrennes. Der Abgeordnete Malvy ist als Vorsitzender des Finanzausschusses der Kammer hervorgetreten. Sein Sohn soll, ivie das Blatt behauptet, ebenso wie Dusrcnnes besonders ver anlagt gewesen sein. Bei einem Streit zwischen den beiden sei Malvy von Dusrennes schwer verletzt worden und habe daraufhin den Stadtverordneten gewissermaßen in Notwehr ge tötet. Malvy junior selbst sei dann in eine Pariser Privat- Klinik gebracht worden. Das Schweigen des behandelnden Arztes habe man mit 4V0 0V0 Francs erkauft. Heute befinde sich der Sohn Malvys in einem kleinen Ort in der Nähe von Paris, wo er seiner endgültigen Genesung entgegensetze. Die „Action Francaise" ist das.einzige Blatt, das diese Behauptung bringt. Es führt autzerdem noch eine Reihe von Aussagen aus der Untersuchung des Falles an, die nach An sicht des Blattes beweisen sotten, datz gewisse Polizcibeamte gekauft worden seien, um zu verhindern, datz das Geheimnis um den Tod von Dusrennes gelüstet werde. Zahlungsabkommen mit Italien Am Mittwoch ist im Auswärtigen Amt vom italienischen Botschafter Cerruti und dem Direktor im italienischen Kor porationsministerium Anzilotti einerseits und dem stell vertretenden Staatssekretär des Auswärtigen Amts Köpke und dem Abteilungsleiter im Reichswirlfchastsministerium Hagemann andererseits ein Abkommen über die Regelung dcs Zahlungsverkehrs zwischen Deutschland und Italien unter zeichnet worden. Durch dieses Abkommen, das am 1. Oktober 1b3t In Kraft treten wird, werden alle im Warenverkehr zwischen Dcutfchland und Italien zu leistenden Zahlungen einem Ver- rechnungsvcrsahren unterworfen, an das die Einsiihrer und Aussiihrer in den beiden vcrtragschlichendcn Ländern ge bunden sind. Die beiden Regierungen hoffen, das, durch den Ab- fchluh dieses Abkommens die aus den Devifcnschwirrigkriten sich ergebenden Hemmnisse sUr den beiderseitigen Warenverkehr nach Möglichkeit eingeschränkt werden. Gleichzeitig mit dem Vcrrechnungsabkommcn ist eine Ver einbarung Uber die Erleichterung des Reise verkehrs zwischen den beiden Ländern getrosten worden.