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Beginn -es Gaar-Abstimmungskampses Erneuter Appell Pfarrer Wilhelms an dle Saarlalholiken Saarbrücken, 24. Sept. Der Abstimmungskampf im Saargebiet hat gestern begonnen. Aus allen Orten, ln denen Versammlungen stattsinden, laufen dle Nachrichten Uber Massenbesuch ein. So waren in Saarbrücken allein sechsSäledlcht besetzt, und zahllose Besucher mutzten wieder umkehren, da sie keine Plätze mehr finden konnten. In Saarlouis waren sämtliche Säle zum Brechen gefällt. Auch hier mutzten die Menschen vielfach wieder umkehren. Ver sammlungen fanden ferner statt in Völklingen, Sulzbach, Homburg, St. Ingbert, Blieskastel, St. Wendel, Merzig und in Neunkirchen, autzerdem in zahllosen kleinen Orten. In Saarbrücken fand die Hauptversammlung in der „Wartburg" statt. Sie war von etrva 4500 Personen be sucht. Der festlich geschmückte Saal gab den prächtigsten Rahmen ab für das frohbemegte Bild. Nach Vegrützungs- worten des Ortsgruppenleiters der Deutschen Front, Zen ner, bestieg Landesleiter Pirro die Tribüne. Seine Ausführungen waren häufig unterbrochen von tosendem Beifall der begeisterten Zuhörer. Pfarrer Wilhelm, führte in seiner von Begeisterung getragenen Rede aus: Der Kampf um die Saar wird heute, am 23. Sep tember, von der Deutschen Front auf der ganzen Linie er öffnet. Jetzt heben sich die Fronten scharf gegeneinander ab. Hie deutsche Front, hie französische Front, denn die Front des Status guo ist auch fronzö- fisch. Eine andere als diese beiden Fronten gibt es nicht. Es ist eine Volksabstimmung, und sie kann sich nur um zwei Dinge drehen: 1. um deutsche Kultur und 2. um französische Kultur. Ein drittes gibt es nicht. Die Pa role der Deutschen Front ist sclzlicht und einfach, jedes Kind kann sie begreifen und behalten, sie heitzt. Unser Deutschland. Diese Parole ist richtig, sie ist gut, und sie ist zug kräftig. Es war stets das Bestreben der französischen Re gierung und des Völkerbundes, die Saar zu entdeutschen, die Saar zu entnationalisieren mit Verboten, Abschnü rung, Abriegelung, Abwürgung. Die Deutsche Front hat allen diesen Manöver» ein Ende gemacht. Sie ist heute die Front der nationalen Konzentration, der Zusammen fassung aller deutschen Menschen, Vereinigungen, Ver bünden und Organisationen an der Saar und der Partei Die Deutsche Front ist das Instrument, mit dem wir die Saar zu Deutschland zurückführen. Wir kennen keine politischen Sonderziele, wir kennen nur ein Ziel, und die ses Ziel heitzt Deutschland. Wer hier im Saargebiet um diese Zeit eine andere Politik macht, sei es Gewerkschafts politik, Wirtschaftspolitik, Ständepolitik, oder sei es Kirchenpolitik, der schwächt die Deutsche Front und ge fährdet das Ziel. Der Kampf um die Saar mutz heraus gehoben werden aus allem Egoistischen auf die Höhe des Deutschtums. Wir müssen den Kampf um die Saar hinaufheben auf die Höhe der Volksgemeinschaft, auf die Ebene der deutschen Familicngemeinschaft, denn das deutsche Volk ist nicht mehr ein Nolk von Staatsbürgern, sondern ein Volk von Kameraden und Genossen. Der Kamps um die Saar mutz emporgehoben wer den auf die Höhe der Geschichte. Wir dürfen unsere Po litik nicht einstellen auf kurze Sicht. In diesem Kampfe geht uns die Jugend voran. Die Jugend fiebert im natio nalen Gedanken. Wenn wir Alte», am 13. Januar unsere Pflicht nicht täten, wenn wir ein frivoles Spiel trieben mit unserem Vaterlande, wenn wir Volk und Vaterland verrieten, um irgendwelcher Niitzlichkeitsgründe wegen, wenn wir am 13. Januar uns nicht vorbehaltlos und rückhaltlos einsetz ten für Volk und Vaterland, dann wlrd diese Jugend, die fetzt noch in die Volksschule geht, unsere Knochen im Grabe verfluchen. (Tosender, brausender Beifall, die Menge springt von den Stühlen.) Der Kamps um die Saar mutz emporgehoben wer den aus die Höhe des Rechtes, der Moral und des Gewissens, auf die Höhe der Ehre und der deut schen Haltung. Recht und Moral, Ehre und Ge wissen, das sind die Kräfte unseres Kampfes um die Saar, und diese Kräfte geben den Ausschlag. Mögen viele Dinge ln diesen Kampf hineingezogen worden sein, letzten Endes ist es ein Kampf der Ideale, und im Ent- scheidungskamps werden diese Ideale den Entscheid her- beisühren. Wer die stärksten Ideale hat, der wlrd am 13. Januar siegen. Im Weltkriege wurde unser Deutsches Reich in einer Materialschlncht erstickt. Im Kampfe um die Saar wird nicht geschossen. Es ist nicht ein Kampf der Gra naten, Haubitzen und Maschinengeivehre, hier wird ge kämpft mit den Waffen des Rechts, und wir bleiben alle stehen. Der Führer rind Reichskanzler hat es uns bestä tigt, und wir alten Saarkämpfer haben uns herzlich dar- über gefreut, als er sagte, datz hier im Saargebiet durch alle Jahre hindurch alle Parteien sich einig gewesen seien in ihrem Bekenntnis zum deutschen Vaterland. Diese einmütige Zusammenarbeit ist nun vollendet. Sie wird gekrönt durch die Deutsche Front. Wer da glaubt, am 13. Januar zu einer Abstimmung zu gehen, der sieht die Sacl)e schief. Wir sind heule schon entschieden, müssen aber trotzdem Kämpfen, denn unserer Gegner sind viele. Es sind mächtige Gegner. Das ganze Ausland steht gegen uns, wenigstens die ausländische Presse, soweit sie vom Völkerbund und von Frankreich beherrscht wird. Sie alle stehen auf dem Status guo, und mir haben nichts als unser einfaches deutsches Recht. 800 000 Deutsä-e an der Saar rufen: Hier ist Deutschland? Dieses Rial geben die ideellen Kräfte den Ausschlag. Wir lassen uns nicht ins Boxhorn jagen, wir kapitulieren nicht. Psarrer Wilhelm schlotz: Schon im Mai 1922, als ich zum ersten Male das Rednerpult bestieg, habe ich gesagt: Eher werden München und Leipzig französisch, als datz Saarbrücken für Frankreich stimmt, und diesen Worten habe ich auch heute nichts hinzuzusetzen. Nach den Ausführungen Psarrer Wilhelms geriet der Saal in Freudentaumel, und der endlose Jubel, die immer wieder anschwellende Begeisterung klang aus im Saarlied. An- den ersetzt werden. richters, datz dieses Vergehen in Tateinheit mit Vergehen gegen die 88 129a und 130 Abs. 2 des StGB, erfolgt sei, für nicht ausreichend begründet. Es hob daher das Ur teil in dieser Hinsicht auf. Der Vorderrichter hatte angenommen, datz die An geklagten durch das Tragen der Uniform auch bewirken wollten, datz der Erfolg einer behördlichen Anordnung zunichte gemacht würde, und dieses auch in der Absicht getan, Interessen des Staates zu schädigen. Das Ober gericht sah diese Annahme als nicht genügend begründet an; es wird also noch einmal gegen die drei Angeklagten verhandelt werden. Aufhebung eines Urteils gegen Angehörige der EhrWSjugend Di« „Danziger Landeszeitung" (Nr. 219 v. 21. Sep tember) berichtet: „Wegen Vergehens gegen die Rechtsverordnung über das Tragen einheitlicher Sonderkleidung in Tatein heit mit Vergehen gegen 8 129a und 130 Absatz 2 des StGB, in der neuen Fassung wurden vor einigen Mona ten mehrere Mitglieder der katholischen Lhristusjugend zu Gefängnis- und Geldstrafen verurteilt. Der Kontorist Hligo F. hat nach der Auffassung des Gerichtshofes seine Kameraden veranlatzt, in den verbotenen Grünhemden zum Lager der Christusjugend nach Marschau zu gehen. Während F. für dieses Verl-alten drei Monate Gefängnis erhielt, erkannte das Gericht gegen die drei übrigen geklagten auf Geldstrafen von 30 und 50 Gulden. Während sich F. mit dein Urteil zufrieden gab, leg ten die übrigen Angeklagten Revision ein, die jetzt ren o«e übrigen Angeklagten Revision em, die jetzt vor dem Strafsenat des Obergerichts verhandelt wurde. Von den Vertretern der Angeklagten wurden eine Reihe von Rügen materieller und formaler Natur vorgebracht. Das Obergericht hielt zivar eine Verurteilung der Angeklag ten wegen Vergehens gegen die Rechtsverordnung betr. . ... , „ . - . -. , do«, k, I „ I zu sorgen. Die Albernheiten könnten durch wirklich gute einer einheitlichen Soi^ierkleidung für ge- I Trachtenbilder und Bilder au» der ehrlichen Arbeit de» Schwa ¬ rechtfertigt, erachtete jedoch die Feststellung des Vorder- 1 bei, ersetzt werden. Berlin, 24. September. Am gestrigen Sonntag sand die Einsllhrung des evangelischen Reichsbijchoss Müller in sein Amt statt. An dein Einweisungsgottcsdienst nahmen u. a. teil: Neiclzs- innenminister Dr. Frick, Staatssekretär Dr. Meitz- ner, der stellvertretende Gauleiter Görlitzer, Oberst v. Keiser vom Berliner Wachregiment und der Komman dant der Berliner Schutzpolizei, Oberst Dillenburger. Der Vikar der Deutschen Evangelischen Kirche, D. E n g e l k e, verkündete den Eingangsspruch und kielt die Schriftlesung aus Johannes 17. Dem Gemeindegesang „O heiliger Geist, kehr bei uns ein" folgten das Glaubensbe kenntnis, das der Reichsbischof sprach und jein Gelübde: „Ich gelobe in Gegenwart des Allmächtigen, im Namen des Herrn Jesus Christus, im Angesicht dieser Gemeinde: Ich bin willens, das Amt eines lutherischen Reichsbischoss der Deutschen Evangelischen Kirche, dem heiligen Evange- lium gemäss, zu führen, wie Marlin Luther es uns gedeutet Kat, zur Ehre Gotte», zum heil seiner Kirche, zum Wohl des Volkes. Gott Helse mir." Darauf knieten der Reichsbischof, der Vikar und der älteste der Deutschen Evangelischen Bischöfe, Kühlewein- Baden, vor dem Altar nieder und Vikar Engelke brachte die Fürbitte der Gemeinde in einem Gebet zum Ausdruck. Darauf begrüßten sämtliche Landesbischöse den Reichs bischof durch Bibelworte und aelobten ibm treue Gefolg schaft. Nun klang der achtstimmige a-capella-Chor „Fürchte dich nicht" auf. Ein Gemeindegesang „Sollt ich meinem Gott nicht singen" leitete über zu einer Ansprache des R e i ch s b i s ch o f s, in der er u. a. aussührte: Latzt mich in dieser für unsere Deutsche Evangelische Kirche und für mich selbst so bedeutungsvollen Stunde ein kurzes Wort sagen von unserer Kirche, von unserm Amt, von der Gemeinde. Die Kirche ist geworden durch den Ein bruch Gottes in diese Welt, als er sich offenbarte in Christus, unserem Heiland. Die irdische Welt ist immer wieder ge bannt von den Mächten der Finsternis, von Not und Tod. Christus kam; er hat diese Mächte der Finsternis besiegt und überwunden. Es soll uns niemand vorreden, datz es keine Schuld > gibt. Gerade die deutsche Seele ist empfänglich für das Be wußtsein der Schuld, nicht nur Menschen gegenüber sondern ganz besonders vor Gott. Es sind die wertvollsten Menschen, die immer wieder empfinden, wie viel sie Gott schuldig bleiben. In allen Kirchen stehl im Mittelpunkt das kreuz. Es ist und bleibt das sieghaste Zeichen der Kirche Christi. Die Kirche aber lebt nicht nur vom Karfreitag sondern erst recht Schlechte Witze Die Gaupropagandaleitung der NSDAP. Stuttgart führt in einer Bekanntmachung u. a. aus, es gebe Leute, die den Schwaben nicht ernst nähmen und glaubten. Ihn mit nachsichtigem Wohlwollen belächeln zu dürfen. An dieser Tatsache feien dle Schwaben selbst schuld. In vielen Län dern würden Abertausende von Postkarten fetlgeboten, auf de nen der Schwabe, insbesondere der Bauer, mit albernen Witzen abgebildet werde. Es sei tief beschämend, datz es noch Menschen gäbe, die daran ihre Freude hätten und dle besonders stolz feien, wenn sie den Schwaben so „in die Welt hinausschicken" könnten. Diese beschämenden Karten mützten umgehend aus allen Schaufenstern und Läden verschwinden. Die Geschäfts inhaber würden ersucht, für die Ausführung dieser Anweisung Amtseinweisung des ev. Reichsbischoss , vom vltermorgen. Dle Kirche Kat so viel Leben, als Christus i in ihr lebendig ist. Das aber ist unsere frohe Hoffnung und i unsere feste Zuversicht: Das Feld mutz Cr behallent Daraus ergibt sich, liebe Amlsbrüder, unser Akt! Wir haben nur ein Amt, das ist die Verkündigung des Wor- ° I tes Gotte», de» Evangeliums von Christus und von seiner t Gewalt im Himmel und aus LrdenI - Laßt mich ein Wort sagen vom Amt des Bischofs, auch von meinem Amt: Ein Bischof ist so weit wirklich Bischof, als er Berkünder des Wortes Gottes ist, so weit, als er auch das persönliche Leben aus dieses Wort Gottes gründet. Mein letztes und wärmstes Wort gilt Dir, der Ge meinde. Du bist nicht für uns Geistliche da sondern wir sind für Dich dal Wir können die Kirche nicht bauen, wenn I Ihr nicht mitbaut. Aus der Ewigkeit lebt die Kirche, Ihr in dieser Zeit. Für ihr inneres Leben gilt allein Gotte» Wort! Wir möchten diesem Staat und diesem Volk von Herzen gern dienen und mit unseren besten Kräften und mit unserer ganzen heihen Liebe. Deutsche evangelische Christen! Euer erster Reichsbischos bittet Euch: „Schließt die Reihen! Steht I fest Zusammen! Werdet nicht müde, Gott zu bitten, daß Er j durch seinen heiligen Geist unter uns wirke. Eine Deutsche Evangelische Kirche! Der gemeinsame Gesang des Lutherliedes „Eine feste Burg ist unser Gott", das Vaterunser und der Segen sowie ein Orgelnachspiel bildeten den Abschluss der feierlichen Handlung- Unter dem Geläut der Domglocken verließ dar aus der Reichsbischos mit den Bischöfen und Geistlichen das Gotteshaus. Aut der Freitreppe führte der Reichsleiter der Deut schen Christen, Dr. Kinder, u. a. aus: Herr Reichsbischojl In dieser seierlichen Stunde haben Sie uin Gottes Segen für Ihr hohes Amt gebeten. Die I Bischöfe der deutschen Landeskirchen haben fürbittend sich mit einem Wort aus der Heiligen Schrift um Sie gestellt. Die Deutsche Evangelische Christenheit erlebt an diesem Tag Ihrer Einführung die Einheit ihrer Kirche. Als der I verantwortliche Leiter der Deutschen Christen spreche ich zu I Ihnen in dieser Stunde. Darin sehen wir die Segenshand Gottes über dieser Feier, daß es Ihrem Wirken und unse rem Einsatz nach der unendlichen Güte des Ewigen geschenkt I sein möge, daß Volk und Kirche im neuen Deutschland sich I zusammenfinden. Reichsbischos Müller antwortete hierauf u. a.: „In tiefer innerer Bewegung komme ich aus dem Gotteshaus, wo ich vor dem Angesicht des höchsten Bekennt nis und Gelübde getan habe, das Amt des Reichsbischofs der I Deutschen Evangelischen Kirche getreu dem Evangelium zu führen. Ich bitte Euch alle, evangelische Christen, ob Ihr In einem Amt der Kirche fleht, oder ob Ihr Glieder der Evan gelischen Kirche seid, schart Luch mil mir zusammen zu einer bleibenden innigen Gemeinschaft, damit wir die großen Auf gaben, die die Deutsche Evangelische Kirche in unserem Volk zu lösen berufen ist, mit gemeinsamen Kräften anpackcn. Wir sind im Innersten davon überzeugt, in einer gro ßen Zeit unseres Volkes zu leben. Große Zeiten In der Volksgeschichte sind immer Zeiten des Glaubens gewesen. Darum eben ergeht an uns alle der Ruf, starken männlichen, frohen und sieghaften Glauben zu beweisen und die Quelle der ewigen Kräfte für unser evangelisches Volk zu erschlie ßen. Es geht In der Tat am heutigen Tag um eine geschicht liche Stunde der Deutschen Evangelischen Kirche. Durch meine Einführung als Reichsbischos ist äußer- lich sichtbar in dle Erscheinung getreten, daß wir in Deutsch- land eine einige Evangelische Kirche haben. Nach langen Jahrhunderten der Zersplitterung «nd der Auflösung in einzelne Landeskirchen ist jetzt die Einheit aller einzelnen kirchengcbiele zu der einen Deutschen Lvan- glijchen Kirche errungen worden. Im einigen deutschen Volk haben wir für alle evangelischen Volksgenossen eine einige Evangelische Kirche. In dieser Linkest verbindet un» nicht nur unser Volks tum, nicht nur unsere Sorache, es verbindet un» al» Glie- der der Evangelischen Kirche die Gemeinschaft de« evange lischen Glauben». Da» wird eine echte Deutsche Evangelische Kirche sein, wenn wir untereinander verbunden sind nach dem Worte und Vorbild und ln dem Geist unsere» Herrn und Meister«: „habt Liebe untereinander!" Mit dieser herzlichen Ritte geleite ich Luch ln Eure Häuser und in Lure Heimat und füge noch da» andere hinzu: „wir alle sind etuavder verbuodea »ach dem Grundsatz de» Dienste»."