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MIM Well Mil dem Ml Moskauer Protestnote an die finnische Regierung Helsi« gsors, 16. Mai. Der Botschafter der Sowjetunion Finnland, Genosse Majfkij, Überreichte dem finnischen jenminister einen energischen Protest im Zusammenhang der am 12. Mai vor dem Botschaftsgebäude stattgefundenen ronstration faschistischer Studenten. l Außerdem protestierte Genosse Majskij gegen die in den ien Wochen betriebene hemmungslose Antisowjet» v> v a g n e in der Ingermanlandsrage und belastete die fische Negierung mit der Verantwortung für diese Kampagne, i Genosse Majskij betont die skandalöse Haltung der Polizei frend der faschistischen sowjetfeindlichen Demonstrationen am iMai. Obwohl in der Nähe des Botschaftsgebäudes ungefähr Polizisten konzentriert waren, taten sie nichts zur Verhinderung Demonstration. sZum Schlich behielt sich Genosse Majskij fiir die Sowjet» icrung das Recht vor, aus diese Frage zurülkzukommen. (Die „P r a m d a" stellt die unerhört freche sowjetfeind- beKampagne in Finnland und die zunehmenden Rüstungen sZusammcnhang und schreibt: „Gewisse Kreise in Finnland ie teir den Uebersa11 auf die Sowjetunion in fieber» iiem Tempo vor. Sie vergessen jedoch gewisse Lehren, die wir einer unserer Grenzen erteilten. Diese Vorbereitung wird uns, wir trotz allen Bestrebens, den friedlichen Aufbau fortzusilhren, ft überrumpeln können. In erster Linie sind es jene Kreise Inlands, die die Verantwortung für das Spiel mit dem fer tragen." Nr erste MW.UM in Gen? Das spanische Dors im Aufruhr kirchensiurm In den Dörfern — blutige Kämpfe — Guerillakrieg ln Andalusien Madrid, 16. Mai. (Eig. Bericht). Die revolutionäre Massenbewegung in Spanien, die mit dem Kloster» und Kirchen» sturm in eine neue Phase getreten ist, greift mit elementarer Wucht aus das Dorf über. Die ganze Provinz Andalusien, da» flache Land um Alicante und Grana da steht in Flammen. Bewaffnete Bauernmassen stürmen Klöster und Kirchen. Tausende von Dorfgeistlicheu und Klosteriusassen flüchten in die Städte. In den letzten Tagen kam e» bereits, vor allem in der Gegend von Alicante, zu blutigen Kämpfen mit Polizeitruppen, die mit Ma schinengewehren und Gasgranaten gegen die aufständischen Massen vor gingen. Im Dors Santa Fe bei Granada wurde in der letzten Nacht ein von Nonnen bewohntes Iesuiten-Kloster in Brand gesteckt. Die Einwohner aller umliegenden Dörfer hatten sich mit Heugabeln und Dreschflegeln bewaffnet und lieferten den nach mehreren stunden eingetroffenen Polizeitruppen einen erbitterten Widerstand. In mehreren Bezirken der Provinz Andalusien ist seit mehreren Tagen ein regelrechter Guerillakrieg zwischen Bauernmassen vnd Polizei im Gange. Auch auf Spanisch-Marokko hat sich der Klostersturm ausgedehnt. In Ceuta gelang es dem aufgebotenen Militär erst nach stundenlangen erbitterten Straßenkämpfen, die Massen abzudränaen und die Inbrandsetzung der Klöster und Kirchen zu verhindern. Es hat eine Massenflucht des Klerus nach Tanger eingesetzt. In den agrarischen Provinzen werden Massenverhaf tungen vorgenommen. Die Regierung, die im ersten Augenblick unter dem Eindruck der spontanen Volkserhebung einige Scheinmaßnahmen gegen die Monarchisten getroffen hatte, hat gestern bis auf wenige Aus nahmen alle verhafteten Monarchisten wieder freigelasscn. Neue KiWe in Sunna TU. London, 16. Mai. Einer „Exchange"-Meldung aus Rangoon zufolge, griffen indische Truppen, unterstützt von britischer Militärpolizei ein Lager der Aufständischen bei Taunzu (- rma) an. Dreißig Aufständische wurden getötet und eine große Anzahl Waffen und Munition erbeutet. ^Icbls Tamara, cker Klinisterprz.'Uckent ävr spsniroben kvpubltlc KemMeil - Sie MM M re« Mitemir Verschärfung der Slreiklage in Schweden — Prolestslurm im ganzen Lande — Neue Kämpfe Zottunionsdebaite im Europakomitee I Genf, l6. Mai. Heute begann die Tagung des Europa- Dmitees mit der allgemeinen Aussprache über Krise und Irtschastspalitik. Obwohl das Problem der Zollunion zunächst IVölkerbundsrat behandelt werden soll, gab bereits die heutige Dung des Europakomitees Anlaß zu einer scharfen Auseinander, Dung, die charakteristisch ist jür die Zuspitzung der tmpcrlalisti- Dn Gegensätze. «Der deutsche Reichsaußenminister Curtius eröffnete du- tzssprache. Er zog aus seiner allgemeinen Betrachtung der Krise ld ihrer angeblichen Ursachen den Schluß, daß regionale Ab- mmen in Form von Zollunionen eine Abschwächung der riscniniswirkungen ermöglichen könnten und wandte sich in esem Zusammenhang — obne bezeichnenderweise das Wiener o l l u n i o n s a b k o m m e n auch nur zu erwähnen — an Diand mit dem offenen Angebot einer deutsch- sranzösi- len Zollunion. (!) I Briand, der mit diesem Schachzug nicht gerechnet hatte, »wartete mit einer scharfen Erklärung gegen die deutsch. Grreichische Zollunion. U Der Italiener Grandi griff in die Debatte ein. indem er W einer deutlicben Wendung gegen Frankreich den Plan einer litsck-österrcichisch-italienischen Zollunion Dwickelte. 8 Die Debatte drohte sich zu einem ernsten Konflikt zu entfalten Ue wurde daher nach einer „richtigstellenden" Bemerkung Curtius R n Briand vertagt. SiegreiAl Streik in MW ! Schanghai, 16. Mai. Der Streik non 1 5 6 6 0 A r b e i t« r n s Betrieben der Seidenindustrie von Anjdung endete mit kn Sieg der Streikenden. Die Unternehmer wurden genötigt, imzugeben und sämtliche Forderungen der Streikenden zu er- «len. Der Erfolg des Streiks ist der Geschlossenheit aller Streiken- n und der revolutionären Solidarität der Arbeiter der Seiden- drstrie der Stadt Chaitschon (an der Südmandschurischen K nbahn) zu verdanken. OP. Stockholm, 16. Mai. Die Lage im Ttreikgcbiet von Nordschweden, wo es zu schweren Kämpfen kam, hat sich weiter verschärft. Die Negierung hat „zur Aufrecht- crhaltung der Ordnung" einen Kreuzer entsandt. In Stockholm haben gestern Massenprote st Ver sammlungen gegen die Regierung stattgesunden, wobei es zu blutigen Zusammenstößen kam. Militär wurde zur „Wiederher stellung der Ruhe" anfgeboten. Die Lage in Stockholm, wo rund 36 VW Arbeiter wegen Lohn disserenzen streiken, wird als ernst betrachtet. Die Zahl der Strei kenden in dem nordschwedischen Sägewerksgebiet wird mit 20 066 beziffert. Gestern abend wurde der General st reik proklamiert. Auf eine Interpellation der Kommunisten im Reichstag, in der die Demission der Regierung gefordert wird, versprach der Ministerpräsident eine „strenge und unparteiische Untersuchung". In der Zweiten Kammer verlies die Debatte so stürmisch, daß mehrere kommunistische Abgeordnete van der Sitzung ausgeschlossen wurden. Dis Sitzung wurde schließlich vertagt. Ns erste Vermerk m WgnitWlsk in Vekriev Moskau, 16 Mai. Gestern wurde da» erste Bergwerk des Magnetbergs im Ural in Betrieb genommen, da» die Roh stoffbasis der im Bau befindlichen Hüttenwcrksgiganten Magni - tostroj und Kusnezkstroj darstellt. Die Haldenausfuhr des Erzes hat begonnen. Der Leiter des Bergwerkbetriebes teilte Pressevertretern mit, daß das Bergwerk zu dem non der Partei und von der Regierung bestimmten Termin in Betrieb genommen wurde. Seit 180 Jahren sind die Erzvorkommen dieses Berges bekannt. Aber das kapita listische System erwies sich außerstande, den ungeheuren Reichtum an Erz zu erschließen. Die Verwandlung des Magnetbergcs zu einer mächtigen Basis der Hüttenindustrie konnte nur die Kraft des proletarischen Staates bewältigen. Heute haben wir bereits 25 Grubenanlagen. Auf Grund alle: Angaben enthält der Berg weit über 300 Millionen Tonnen hoch wertigen Erzes. Das Erz enthält durchschnittlich über 60^ Eisen, häufig auch 70D->. Die Hochöfen von Magnitogorsk und Kusnezk sind gesichert, genügend Erz zu erhalten. Vie Volk Armee Mas mWGar Nankings Geständnisse Schang.hai, 16. Mai. Der Kriegsminifter der Nanking, Negierung, Choing-Tsching, erklärte vor der „Nationalversamm lung" in einem Bericht über die Kampagn« gegen die roten Truppen, daß die Hauptursache, weshalb für die Nankinger Truppen der'Sieg über die Noten so schwierig ist, darin zu suchen sei, daß es an Zusammenarbeit zwischen Regierungvtruppen und Bevölkerung mangele. Choing-Tsching wies daraus hin, daß zahl reiche Nankinger Truppenteile desertiertem und sich den Kam» muniften anfchloffen. Trotzdem fetzt» Choing-Tsching prahlerisch einen neuen Termin i - den „Steg über die Noten in drei Monaten" fest. EP. Hongkong, 16. Mai. Die ausständischen Kanton truppen, die die regierungstreuen Truppen der Nankingregierung in Whampua bei Kanton angegriffen hatten, haben nach ein- tägigem Kampf ihre Gegner zur ilebergabe gezwungen. Den Aufständischen sollen große Munitionsvorräte in die Hände gefallen sein. Die Verluste auf beiden Seiten werden als beträchtlich bezeichnet. ksmksäen am weääing INer Kliman einer 8trave au» cleo kerllner 51altagen 1S2S Von klsusklsukranr Lvpr-'Ldl ll>l«ro»Uol>»I«, ärboUerverliz I Fortsetzung Die Geschichte wurde deshalb besonders merkwürdig, wenn »in die Gewohnheiten der Menschen aus der Gasse berücksichtigte, f - engen, schlechten Wohnungen sind am Tage, besonders für die »»gen Burschen, die ost nur eine Schlafstelle haben, kein an- r nchme.r Aufenthalt; zudem kosten Kohlen Geld, das man not wendiger zum Essen braucht. Es gab eine ganze Reihe kleiner »eschäste in der Gasse, in denen es einen Tisch und ein paar ftühlc am Ofen gab. In dem Zigarettenladen non Kriickenmax s- jo nannten sie ihn, weil er einen Stelzfuß hatte — saß immer lie Handvoll junger Arbeiter. Alan rauchte, erzählte sich was, k lutierte und hatte cs warm, besser als in der kalten, engen l'hnung. Und die vielen Kneipen in dieser kurzen Straße cr- t^.n die Wohnung, vielen die Familie. In einer Kneipe wurde < ranken — was denn sonst? Am Zahltag gab es in der Gasse ' manchmal Besoffene. Es war kein Zufall, daß die Betrunkenen d immer diejenigen waren, denen cs am elendesten ging... .'kur bei Petrowski — und das war doch merkwürdig — ! cken die neuen roten Stühle abends leer. Man mochte ihn nicht! r hatte einmal erzählt, daß er ungarischer Emigrant sei und nicht a hr :n seine Heimat zurück dürfe. Dabei ließ er durchblicken, es sich um irgendeine politische Angelegenheit gehandelt hätte, ver die er nicht näher sprechen könne. Nichtiges war aus ihm licht herauszubekommen. Der schwarze, pockennarbige Bursche war i< i Arbeitern aus irgendeinem Grunde unsympathisch,-ohne daß c iiand' häkle sagen können, warum. Seine überaus höfliche, ki!ssberei,tc Art paßte nicht in die Gasse And zu'ihren einfachen vkenschen. Ls hatte nichts damit zu hm, daß Petrowski Ausländer dar. Der polnische Arbeiter Mitja aus Nr. 1 war der Freund der tanzen Straße, trotzdem ei kaum ein Wort richtig deutsch sprechen »nnte. Da wpr eben -och ein Unterschied da. 's' '' Am Nachmittags etwa gegen 6 Uhr, stand Astnn mlt'ihrekn Düngen auf der Straße vor der Haustür. Ea war schrecklich, wie schmutzig die Gasse selbst am Sonntag wieder aussah. In den Nebenstraßen der Arbeiterviertel ließ der Berliner Magistrat nur alle paar Tage die Straßen säubern. Ausländer und Fremde kamen nicht hierher, da kam es nicht so genau darauf an. — Mit einem lumpengefüllten Lederball spielten Kinder auf dem schmutzigen Damm Fußball. Ein großer, gutgekleideter Herr kam die Straße herunter. Bei den Frauen, die vor der Haustür standen, wich er mit einem kleinen Bogen nach dem Damm zu aus und ging dahinter wieder dicht an das Haus heran, sah aufmerksam nach der Nummer neben dem Tor und verschwand, ohne sich weiter umzusehen, schnell in dem Eisgeschäft. Anna hatte den Mann flüchtig gesehen. Sie kannte ihn nicht, ir war nicht aus der Straße. Er mar ihn erst aufgefallen, als er nach der Hausnummer blickte und dann zu dem Petrowski in den Laden ging. Wie ein Steuerbeamter hatte er ausgesehen, dachte sie. Während sich Anna weiter mit den Frauen unterhielt, fiel ihr auf einmal ein, daß es doch kein Steuerbsamter gewesen sein konnte. Heute war doch Sonntag . . .! Langsam wurde ihr Interesse wach. Irgend etwas schien ihr da nicht in Ordnung. Der Mann war nicht von hier, was wollte er tn dem Laden, in dem kaum Leute, die hier wohnten, hineingingen ?j Vielleicht hätte sie den Mann überhaupt nicht weiter beachtet, wenn er nicht gerade zu Petrowski gegangen wäre, zu diesem schwarzen Kerl, den Anna auch nicht leiden konnte. Sie sah unentschlossen nach dem Eisladen hinüber. Ach was —, das ist die Sache wert! „Komm Junge, kriegst eine Eiswaffel, weil heute Sonntag is." Begeistert marschierte der kleine Kerl sofort auf den Laden los und zog die Mutter hinter sich her. Das erste, was Anna in dem Laden feststellte, war die Tat jache, daß der Mann von vorhin nicht zu seyen war. Ls war also kein Kunde, sondern er mußte mit dem EiShändler hinter der Holzwand sitzen. Anscheinend batten sie sofort ausgehört -u sprechen, es war nichts mehr zu yören. Petrowski kam mit seiner weißen, nicht Mehr ganz sauberen Jacke durch den Vorhang her- aus Als er Anna sah, verzog sich sein packennarhiges Gesicht zu -rin^m freundlichen Grinsen: » ' « ' „Guten Tag, Frau Zimmermann . kommen Sie mir auch 'mal was abkausen,. . . elende Zeiten, was!" Er beugte sich über den Ladentisch zu dem Jungen runter. ,M, kleiner. Mann . „ was willst du denn haben?" Petrowski sprach ein tadelloscs Deutsch, nur an dem harten Gaumenlaut merkte man, daß er ein Ausländer war. „Eine Eiswaffel für 10 Pfennig", sagte Anna kurz, ohne aus seine unangenehme Freundlichkeit einzugehen. Sie ärgerte sich, daß sie hier hereingegangen war. Was kannte sie schon fest stellen? Der Mann war vielleicht ein Verwandter des Eis händlers, der am Sonntagnachmittag zu Besuch kam. Schade um das Geld. Schließlich würde sich der Junge bei dem feuchten Wetter noch den Magen an der Eiswaffel erkälten. Mit einer übertrieben liebenswürdigen Bewegung reichte Petrowski die fertige Eiswaffel dem Jungen hin. Anna zahlte rasch und ging mit Fritz, der. selig über das unerwa-tete Geschenk, an der Wassel leckte, wieder aus die Straße. Als sie sich noch einmal nach dem Laden umdrchte, sah sie, daß der Eishändler hinter der Tiirgardine stand und sie beobachtete. „Blödsinnige Geschichte", murmelte Anna, „Hols der Teufel — bei dem Burschen war was nicht in Ordnung!" Aber was? Der sah ihr nicht nur nach, weil sic eine hübsche Frau war. Er wollte nur sehen, wo sie hinging. Warum hatte sich der Mann hinter der Wand überhaupt nicht gerührt, als sie im Laden war, warum hatten sie sofort ausgehört zu sprechen . . . ? Sie wußte wirklich nicht, was sie daraus machen sollte; wenn Kurt wenigstens dagemesen märe. Auf der anderen Seite des Dammes sah sie Paul Werner kommen, der auch zur Straßenzelle gehörte. „Paul, wart' mal einen Augenblick", rief sie ihm zu und ging herüber. Paul wohnte in dem Haus des Eissritzen und konnte vielleicht eher etwas damit ansangen. „Tach — Anna, is Kurt schon zurück?", fragte er und gab ihr freundschaftlich die Hand. Er mochte die junge, saubere Frau gern. „Nee, Paul . . . aber ich will dir mal wa» sage» - * Erft als sie merkte, daß Paul bei ihrer Erzählung jotorr ernst »urix und ausmerksam zuhörte, wurde sie wieder etwa» lieb-re, - Nack- dem sie fertig war, sah er sic einen Momeni «n>chd,ntlicd an „Du, Anna, det is bestimmt een Rulle! D»n Perron^k» bat^. wir schon lange tm Verdacht, daß er nicku so «ultsMo d'»- Gasse, gezogen 'ist." Er überlegte einen M.'M,nr ,„Paß yral auf, Anna, du gehst hi^r vnhiy nist -m, Weil weiter spazieret' mit dem Jungen, fall» oick> »«cb ncck> beobachtet. Nachher kommst du. damit ,r dich »'cku '<>nn der anderen Seite rüber in den Hausflur/ ' (Fortsetzung i-lgt.)