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Sette 1L. Nr. 24. Morgen-Ausgabe Ein franzSfisches Tagebuch Bereits am 7. Dezember haben wir aus dem Tagebuch eines jungen, mehrfach dekorierten, für Frankreich wie für den Soldatenberuf begeisterten französischen Infanterie- Offiziers, der Mitte Oktober in der Champagne in deutsche Gefangenschaft geraten war, einen Auszug veröffentlicht. Wir entnehmen dem Buche, das stellenweise — offenbar aus Vorsicht gegenüber den französischen Kameraden — in englischer Sprache geschrieben ist, noch einige weitere Stellen. Ilm die in der fremden Presse aufgetauchten Zweifel an der Echtheit des Tagebuches zu beseitigen, sei bemerkt, daß sich daS Original in Berlin an amtlicher Stelle befindet. ES ist den Ver tretern der deutschen und der neutralen Presse gezeigt worden. Donnerstag, IS. Juni: Ich sehe nicht ein, warum die Vereinigten Staaten versuchen, sich mit unS einzulassen. Ich gehe sogar noch weiter und sage, tn ihrem eigenen Interesse wäre ein Bündnis mit Deutschland viel vorteilhafter. Sie könnten dann von dem unverteidigten Kanada Besch ergreifen und würden mit ihrer Flotte Herrscher dcS Atlantischen Ozeans werden. Sie wären ferner auch finanziell nach dem Kriege im Vorteil. Dieser Krieg wird unS eine gute Lehre geben, nämlich die, daß wir unS nicht mehr durch Fragen der Sentimentalität leiten lassen sollen. Es ist der Haß gegen Deutschland, der uns diesen Krieg als notwendig erscheinen lieh. Wenn wir einen t,<utsch-französlschen Ver trag unterzeichnet hätten, dann Kälten wir vielleicht Nutzen davon ge habt. Ich kann mich setzt über diesen Punkt nicht weiter verbreiten, aber ich will ihm später noch mehr auf den Grund gehen. Freitag, 16. Juni: Heute habe ich einen Bries aus Paris erhalten, der interessante Mitteilungen über die sozialistische Bewegung enthält, die in der Hauptstadt täglich anwächst. — Sogar die Radikalen und die So zialisten erheben ihre Stimme gegen den Krieg und verlangen um jeden Preis Frieden. Können wir jbnen ihren Wunsch erfüllen? . . . Man mutz offen sein gegen sich selbst. Wie sehr ich selbst diesen Krieg im allgemeinen beklage, und besonders einen Krieg, wie wir ihn seht führen, so sehe ich darin trotzdem nur die Vorbereitung zu mindestens drei anderen Kriegen. Der nächste wird ein amerikanisch-japanischer sein. Er wird aus Länüerstreitigkeiten ent springen und infolge der Festsetzung Japans in China entstehen. Der zweite wird nochmals ein europäischer Krieg sein, und es könnte ge schehen, datz er uns diesmal als Verbündete unseres heutigen Feindes fände gegen unseren heutigen Verbündeten jenseits des Kanals. Aber die Beziehungen zwischen den kriegführenden Ländern werden viel vom Endergebnis deS Krieges 1815 abhängen. — Der dritte Krieg, den man schon längst Voraussicht, wird ein Kampf zwischen dem alten Europa und den Slawen fein, die inzwischen erwacht sein werben. Gestärkt, .zivilisiert und militärisch organisiert, werden sie mit ihren Millionen Menschen und ihrem ungeheuren Reichtum versuchen, bei uns einzu fallen. Es wird an uns Söhnen des alten Europas sein, uns zu ver teidigen. Dieser Krieg wird furchtbar sein, viel schrecklicher als der jetzige, während der zweite nicht sehr heftig und nicht sehr lang sein wird . . . Diejenigen, die Mörder der Menschlichkeit' schreien, sind immer die Unterliegenden. Wenn sie die Ueberlcgenen wären, würden sie nichts sagen. Sonntag, 4. Iull: Ls herrscht vollständige Uneinigkeit zwischen unse ren Generalen. De Ville weigert sich, uns nach Bagatelle wieder hinausstelg'n zu lassen. Er betrachtet uns als verbraucht, und wir sind cs auch. Duchcsne vom A. K. nennt uns Simulanten und will, datz wir wieder hinaufsteigcn. In Floren« fanden sehr heftige Kundgebungen gegen Duchcsne statt, wo die Truppen sich geweigert h den, zu mar schieren, oder schwören, ihn bei einem Angriff an die Spitze zu sehen. De Ville hat gedroht, eher seine Generalsterne zurückzuqeve.i, als uns zu dieser Schlächterei zu führen Unsere Verluste betrugen s e i t M a i 12 500 M a n n. In zwei Tagen (dem i. und 2. Juli) haben wir mehr als 4000 Mann verloren. Das Regiment allein hat 2500 Mann In 10 Tagen eingebützt p. 8. Man erfährt, datz in mehreren Städten Nordsrankreichs grotze Unruhen zwischen Militärbehörden und dem Zivil ansgebrochen sind, so z. Ä. in Ehoisy le Roi und gestern tn Tarent. Was voraus zusehen ist, das ist, datz das Volk mit der Truppe gegen die Republik vorgehen wird. Es ist eine revolutionäre Bewegung im A n z u g e. Freitag, 13. August: Wir sind nicht imstande, einen Wintcrfeldzug zu führen, und zwar aus vielen Gründen, die ich später beschreiben werde. Wir werden jedenfalls gegen den 15. September die Offensive er greifen. Eine starke und mächtige, verzweifelte Offensive. Die letzte! Unsere Lebensmittel tn Paris, das Fletsch sind autzer jed-m Preis. Holzkohlen kosten 1,40 Frank das Paket. Das Brot Ist uner schwinglich! Man teilt uns mit, datz es kein gefrorenes Fleisch mehr gibt Man spricht davon, die Kartoffeln mit Beschlag zu belegen! Und dabei machen wir uns über die Bcches lustig! Sonnabend, 21. Angnst: Wir sind blind! Stets ohne Voraussicht und blind! In der Kammer regt sich der Sozialismus. Man verlangt von Millerand Er- Klärungen über die genaue Lage der Armee und über unsere Aussichten. Er wird vcrsuchen, sich ans der Klemme zu zicken, 'n Wirklichkeit sicht dl>- Geschichte schlecht aus. Das Volk Ist wach, man hat genug. Wir sind stets blind, wir Franzosen! Wie wäre es doch viel bester gewesen, unsere äußere Politik zu ändern und ihr eine anoere Richtung zu geben als die auf das englisch russische Bündnis. Montag, 30. August: Man spricht von den Deutschen wie von Verbrechern, von Wesen ohne Sittlichkeit, die die Verträge ungestraft vergewaltigen Wir sind ihnen ganz gleich, und wenn es in unserem Interesse gewesen wäre, den Frieden zu brechen, so hätten wir es ohne Skrupel getan, und zwar mit schönen Entschuldigungen nnd einleuchtenden Gründen. . Oh! lind dann ist man müde, in großen Buchstaben immer wieder diese «sicheren Zeichen', .sicheren Vorläufer' eines deutschen Nieder brechens oder eines grotzcn Sieges der Verbündeten oder deS Friedens zu lesen. Schon seit 11 Mcnaten liest man daS; alle Tage ein neues Anzeichen, und nichts trifft ein. Sprechen wir lieber weniger und handeln wir dafür mehr. Machen wir nicht so viel Schwätzer eien von Bundestreuc, von Liebe und Nächstenliebe. Beschäftigen wir uns lieber zuerst mit dem Wohle Frankreichs. Sehen wir lieber in über- legier und praktischer Weise mehr in die Zukunft. Wie Deuutschland unS doch so gut in der Kriegführung unterrichtet. Werden wir daraus Lehren ziehen? Haben wir bereits auS den 10 Monaten erzwungener Lehrzeit Nutzen gezogen? Ader da ist nichts zuu machen, das liegt im französischen Charakter. Wir werden uns nie ändern.' Ehrentafel fr.) Der Gegner war aus seinen Stellungen geworfen. Es galt festzustclien, wo sich der Feind von neuem zur Wehr sehen werde. Die 12. Kompanie des sächsischen Insanterie-Aegimenks Nr. 107 ging in Schützenlinie oor. Plötzlich überraschte sie leb- Haftes Insanterieseucr. Vom Gegner war nichts zu sehen. Er muhte sich da drüben irgendwo in dem langgestreckten Busch ein genistet haben. Unteroffizier Gries er, gebürtig aus Posen, ein unerschrockener Patrouillenqänger, erhielt den Auftrag, die feindliche Stellung zu erkunden. Mit fünf Handgranaten aus gerüstet ging er vor. Mit großer Geschicklichkeit arbeitete er sich, jede Deckung ausnutzend, zeitweise kriechend, den Körper dicht an den Boden gepreßt, an den Busch heran. Zeigte sich der Körper einen Augenblick, pstssen die Geschoße. Lange hatten die be obachtenden Kameraden Grieser nicht gesehen. Plötzlich krachten Handgranaten am Buschrand. Das gegnerische Feuer schwieg. Diesen Augenblick benutzte Grieser, einen Sprung rückwärts hinter eine Bodenwelle zu macken, von wo aus er, von wütendem Infanterieseuer verfolgt, zurück zur Kompanie ging. Die Mel dung, die er brockte, gab genauen Aufschluß über Lage und Aus dehnung des feindlichen Grabens. Die Stellung wurde an gegriffen und genommen. Grieser wurde wegen seiner vortreff lichen Erkundung und zur Belohnung für sein schneidiges Vor gehen mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. * * * 1 Unsere Zperisl - Planke „7ea" ettvsz besoncienL feine; 10 5tck. 50^ Leipziger Tagevratt Tonnadend, iv. Januar 1916 Sem linke Vizefeldw OderltntS. Fl«t" Ltnt. d. s dem Ober WitschaS Lahod«, 2 Regt. 18? Havptleut R. 179), l fI.-R. 104 (I.-R. 104 Iaffä tl Regt. 18, he« «al 1«. >f.-4 ». Brand« man» Kdi o. d. Fo< Od«rttnt. R. ri), r Reg«. 104 Ltnt. d. Major z. dem Ltnt dem Obe, Schmidt, Ouentin < R. 138), t Müller-Li IIhlmai R. 68) in dem Feld scldw. d. Rutsch, d offizieren Müller, t dem Gefr dem Vize Äebler Opell, den Scrg offizieren Kuntß, mann» Antcrosfis Heilmc d. L. Sl lKrlegsfrr dem Gev daS dem Ger daS dem Gei Belgien; l dem Obe Oberst z. die Kron dem Sto im Felde dos dem Rill d. R. Kä Feldart.- hanneS), Hauptm. Mlchauä sInf.-R. d. R. D Dr. Lieb« Mäder d. L. N e Jakobs Res. G e Regt. lOi scldw. —- Stellv. — Winkt. Zschoch Eckard mann, llhlla, Winkl den Gefr Heinze den Gesi Püchne dem Sold im Inf.-? Inf.-Rcgt den Ilnte Heim, der im Inf.-? seldw. sO Nehring, ofsiz. d. ' Ers.-Res. Haugk, Zeh. dem Stellv.): Pahl, M Zeinert, Ers.-Res. wachtm. Seume Res. D r. Fcstner, dem Kan wochtm. t dem Gefi Vizewack Stellv. S werf.-Zm das K dem Gen z. D. v. da dem Ma bürg. Du des Inf.-' da« dem Ltnt Römstedt Kunstkalender Theater Städtisch« Theater. Heut« Sonnadend: Neue« Theater: .vt» Kävtat» Sah«' Alte« Theater: Nachmittag« Z Uhr za Halden Preisen: .Da« bis« Pktniehcha,". Adaad« d Uhr: .Dl« selige «Lzzellenz". Operetlen-Theater: .Auf Befehl d«r Kalserta-. Schauipielhau«. Heut«: ikrstausführuna »»» Strlndderg« Kam»»« .Kameradaa". Aach, mittag« 34» Uhr: .Schneewittchen- skleln, Pretfe). Batteadera Theater. Nachmittag« 3's» Uhr: .Klein- Däumling, dar tapfer« Stan feldat"; adendt 81« Uhr: .Gestern nach aas stolzen Aasten". Konzert« Der Medetoeret» la »er Thamatktrch«. Heut« adend 1,8 Uhr findet i» dar khaarat- Kirch« da« zweit« Adonnementt-Konzerl de« Atedelveretn« statt. Vorverkauf von «al«b- karten del L. A. Klemm, Veumarkt, und adend« von 8 Uhr ad In der »»fieret de« 'Pfarr amt«, Thamatkirchhot 18. Vordestellangen durch Fernsprecher daselbft stad nicht angängig sondern nur del L. A. Klemm. In den frühen Morgenstunden eines Iunitages war bereis »tn O^rlr-I- Annriss der Franzosen abgeschlagen worden. Die knttcn durck das Feuer der deutschen Infanterie, M-Wnc" a-wch-e >md S-I-IM- i«l> «unlieben. >bl- vr°b-n zurück flüchten müssen. « . , . . Aber die Antwort blieb nickt auS; durch em rasendes -flauer bereitete die französische Artillerie einen nockmch^en Ärlsf vor. Nur ein Geschütz der 4 Batterie feuerte , Gefreiten Ntage aus Sassendors als Nicht- kanoniÄ! Es dauerte nickt lange? da steht er als letzter an seinem Geschütz, alle feine Kameraden sind gefallen oder ve^undet. Aber mit der größten Unerschrockenheit bedient er sein Geschütz allem weiter; mehrmals muß er die Deckung verlassen, um neue Muni tion heran,zuschleppen. Befehle "reichen lhn nicht mehr, da die Leitung zum Batterieführer längst zerschoßen ist, aber seine Nutze bl-WI -rdS» nick. nur I-ueu Zielraum unter Feuer, sondern sorgt durch richtige Feuerver- tellung dafür, daß auch die Ziele der ausgefallenen Geschütze be- kämost werden Endlich gelingt es, einige Ersatzmannschasten ans Geschütz zu bringen, und mit vereinigten Kräften wird weiter ge- feuert, bis die Dunkelheit dem Kampfe ein Ende macht. Der unerschütterlichen Tapferkeit und dem selbständigen Handeln des Gefreiten Niaae ist es zu danken, daß die Batterie sich ununterbrochen am Kampfe beteiligen konnte. Er wurde mtt dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Vergnügungen Krifiall-Palaft-Iheater. Da« vorzüglich« Künstlrrperlonal Hai alladeadltch «Iven groben Erfolg zu verzeichnen. — Die Aulgabe her 3ahre«karlen bauert nvch fort unb find solch« zum Preis« von Mk. 30.—, sür Herrn unb Dame Mk. 3V.— an her Tagetkaste zu baden. — 3m Kristall-Palasl-Kaffeehaus finden lüglich 2 Konzert« dec Berliner Metropol. Kapelle statt. — 3n der Welnwlrtschast konzertiert leben Adevd von 1,9 Uhr ab «I» erst klasfiget Künstler-Quartett. — Fn der Bterwlrtfchaft behaglicher Aufenthalt del »orzüg licher Bewirtung. VartetS Batleaderg. Bernhard Mürdltz, der unübertreffliche, urwüchstg« Humorist, wirkt mit seiner Vortrag«weise so erschütternd, bah selbst der ärgste Hypochonder sich «in«, beifälligen Lachen« nicht enthalten kann. INOssf ^06^121 - /XOlLlIUHO liiüiiisiiiiiiiiiiiüiilliiiiiiiiiiiiiiiiiliiiiiiiiiiiistü 8t0ck 6- 10 Ziock r Kkte IVO 8l0ck 5.65 Klrte 100 8»0ck 6.5O 8»ück 7 § 10 8Mck 70- 8Mck 8 H 10 8«0ck 8O§ Kizle 50 8«0ck Z.7O Xirte 50 8»llck 4.6O 8Mck 1O§ 10 8lück 1.OO 8lück 11 z 10 8Mck 1.1O Xizte 50 8tück 5.25 Xkte 50 8tück 5 Xi5«e 50 8»0ck 6.75 50 Z 50 § 60' 8umotro-vecke grosr« volle fomi mitlello-Sstlg 60§ 60-' 70 , 70 ö unser« guzgerelrtmete 8periolmorke 8umotro-8oncjblot1 mit j-sovonno Antoinette" 8umotro-8oncll)Ioll jZovonno-kinloge ,I_ancie5- lisuptmann 8umolro mit jZovonlia- kinloge Zchiliep- Keule" 8umotro-l)eck« grosse form "ocho" ttsbsns-Qgsi'iilor" ssion tte Vner, klsbsns" 8,0ck12- 1O8,0ck1.2O „kl Dsctor" unsere besleingesüsirle „klfep" 8on6bloll-vecke millelki'Sstlg „Zslon" kpzle; ßollSnclkrtier fobvikot beronclepr «ule (^uolitül 8umolpo-vecke jZovonno-kinloge . w Zisch . 10 Ztüch 10 Ztürk . . . >0 dturk ZsbonoroL" "" w 5,0<k 10 5w<k 10 5tü«k fioi- cie von z^da, o«k. Nevada" Versus ^^(1^6561088 beronclerr prei5ivei*te in tzusIilSf kei^onnsgencle 8ttick15z 10 8«llck1.4O II,!I!IIIIIIIIIlII!!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlIIINIlII!!IIIIIIIIIII!III!IIII!IIIIIIIII!IIIII!!!»II!IIIIIIII!IIII!IIIIIIi!II!!iIIIII!IIII!IIIIII!IIII!IIII!!!IIIIlIIIIiIIIII!!!IIIIIIII!III!IIIIIIIiI!II!IIIIiIIIIIII!I!IIi>! Ligsnillo;