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».Nummer 267. Sächsische Volkszeitung 17. November 1934. Exkönig Alfons xm. beim Heiligen Vater In dieser Woche «mpsing der Papst den Exkönig Al» so ns XIII, und dessen Sohn Don Jaime sowie seine beiden Töchter Christine und Beatrice. In der Begleitung des Königs besand sich nur ein kleines Gefolge. An den Stufen der Treppe zu den päpstlick)en Gemächern empsing den König und sein« Kinder der Sekretär der hl. Kongregation der Zeremonien und zwei Kammerherren. Im Klementinischen Saal wurde König Alfons XIIl. von dem Kammerherrn Sr. Heiligkeit Eaccia Do» minioni, umgeben von einigen Herren der Antikamera, empfan» gen und zum Papst geleitet. Nach der Papstaudienz empsing Kardinalstaatssekretär Paeellt deu Exkönig und seine Fa milie. Kardinal'Shrle'Zeier der Stuttgarter Katholiken Stuttgart, 16. Nov. Zum ehrenden Gedenken des im vergangenen Frühjahr verstorbenen Kardinals Ehrle sand dieser Tage im Sladtgar- tensaal eine würdige Feier statt. Die Bühne des Saales war mit dem Bild des Verstorbenen, mit Zeichen seiner Würde und mit Symbolen der christlichen Trauer sinnvoll geschmückt. Um die Anteilnahme der Diözese und ihrer Leitung zu be kunden, war der hochwürdigste Bischof Dr. Johannes Bap tista Sproll in Begleitung von Domkapitular Msgr. Stäuber erschienen. Die katholisch-theologische Fakultät der Landesuni versität, deren Ehrendoktor Ehrle war, war durch ihren Dekan, Professor Stolz, sowie die Professoren Adam und Bihlmeyer vertreten. Aus Stuttgart selbst und dem ganzen Lande waren die 'Verwandten des Dahingeschiedencn gekommen. Haydns „Sieben Worte Jesu", von einem Doppelquartett unter Leitung von Joseph Halder weihevoll gespielt, leitete den Abend ein. Hierauf sprach Kaplan Breucha ergreifende Worte des Toten gedächtnisses im Geiste der Kirche. Das Bild des Lebens und Schassens Ehrles zeichnete umfassend und klar charakterisierend Geheimrat Professor Dr. Finke aus Freiburg. Er fügte Be kanntes und Unbekanntes aus eigenem Wissen und Erleben zu sammen, um so vor dem Hörer die große Gestalt des Kardinals erstehen zu lassen. Das Schlußwort sprach der hochwürdigste Bischof, der die Beziehungen Ehrles zur Diözese des Schwa- bcnlandcs und ihren Bischöfen schilderte. Das Lento aus Opus 50/56 von Haydn, vom Doppelquartett prächtig gespielt, been dete die erlebnisreiche Feier. Lateinisches und orientalisches Recht In einer großangelegten Rede, die Kardinal Sincero, der Sekretär der Kongregation für die orientalische Kirche, auf dem Kongreß der Rechtsgelehrten zu Nom hielt, sprach er über das aktuelle Thema der Schaffung des Rechtes für die orientalischen Kirchen und kam dabei aus die Beziehungen des Rechtes beider Kirchen zu sprechen. Aus der Synode von Konstantinopel (870/80) in der Hagia Sophia hat der Vater des Schismas (Polykarp Pho- tius) erklärt: „Jede Kirche habe ihre eigenen Gewohnheitsrechte und darüber solle nicht hin und her gestritten werden, die rö mische Kirche beobachte ihre Gewohnheiten, und sie habe recht; auch die Kirche von Byzanz und die übrigen orientalischen Kir chen hätten ihre Gewohnheiten, die sie von jeher besessen hät ten." An dieser Erklärung des Photius, die wohl nicht ganz ehr lich gemeint war, hätten auch die kölnischen Päpste niemals etwa-:, auszusetzen gehabt, und die großen Päpste, wie Benedikt XN. und Leo XI II. hätten ganz eindeutige Erklärungen ge- qeben, um das Mißtrauen der Orientalen zu überwinden. Aber mich Pius XI. habe noch weit mehr getan. Er habe sich an alle orientalischen Bischöfe, Metropoliten und Patriarchen ge wandt, um sie zu bitten, sich ihm gegenüber frei auszusprechen, was sie von der Kodifizierung des orientalischen Rechtes, bzw. von der Materie und der Methode hielten. Dann hat er unter Beobachtung aller Gewohnheitsrechte. Ueberlieferungen, Privi legien und der eigenen Sprache die Kodifizierung angcordnet. damit diese eine Quelle des Segens für Klerus und Volk werde. Dann verbreitete sich der Redner über die alten Pechtsinstitutio- aen der Orientalen, das Archidiakonat, das Presbyterium und die Stauropegien, und weist ihre Analogien im Abendland nach. Aus der ganzen Riesenarbeit der Kodifizierung des orientali schen Rechtes aber erhoffe der Hl. Vater die Erfüllung seiner Sehnsucht, die er im apostolischen Schreiben Reversurus nieder gelegt habe, und die Annäherung an das Herz des gemeinsamen Vaters. Gin bedeutsamer Antrag der kath. Volksaltion Madrid, 16. Nov. In später Abendstunde des Donnerstag schritt das spani sche Parlament zur Abstimmung über einen Antrag der katho lischen Volksaktion, in dem gefordert wird, daß diejenigen Ber- bände und Organisationen als außerhalb des Gesetzes stehend zu betrachten seien, die nachgewiesenermaßen am Ausstand mitge- wirkl haben. Das Vermögen dieser Bereinigungen sei zu be schlagnahmen. Der Landtag stimmte mit 161 gegen 13 Stimmen für diesen Vorschlag. Der Stimmabgabe enthielten sich die Basken sowie die katalanische Liga. Kameradfchastshaus - LehrererzLehung Relchsmlntster Rust über dle Grundlagen nationalsozialistischer Erziehung Berlin, 16. Nov. Der Ehef des Außenpolitischen Amtes der NSDAP., Reichsleiter Alfred Rosenberg, hatte am Donnerstagabend die diplomatischen Vertreter, führende Persönlichkeiten der Partei und des Staates und die in- und ausländische Presse zu einem Vortragsabend geladen, in dessen Mittelpunkt eine Ansprache des Reichsministers für Erziehung, Wissenschaft und Volksbildung stand. Nach einer Begrüßungsansprache von Alfred Rosenberg ergriff Rcichsminister Dr. Rust das Wort zu seinem Vortrag über „Die Grundlagen der nationalsozialistischen Erziehung". Minister Rust ging im Verlaus seiner Rede auf die Frage des K a m e ra d s ch a f t s h a u s e s ein, wobei er unter star ker Hervorhebung der Notwendigkeit einer echten Gemein schaftserziehung für eine neue politische Führerschicht die Frage streifte, ob für das studentische Kaineradschaftshaus unter den heutigen Umständen die geeigneten Leiter ausreichend vorhan den seien und ob nicht auch die Gefahr bestände, daß das Ka- meradschastshaus zu einer Abkapselung der Sludentenschast ge genüber anderen Volksschichten sichren könnte. Grundsätzlich sei es ihm immer bewußt gewesen, daß sofort nach der Macht ergreifung die Umstellung dergesamten Erziehung aus den G e m e i n s ch a s t sg e d a n k e n erfolgen mußte. In der Geineinschaft mutzte durch körperlichen Einsatz bis zum äußersten der neue Vollmensch gebildet werden und das gelte besonders, wenn man eine Führerschicht schassen «volle, sonst be käme man eine Intelligenz, die dann sortliefe wie 1018, wenn die größten Aufgaben zu leisten seien. Im weiteren Verlauf seiner Rede ging Minister Rust dann u. a. auf die L e h r e r e r z i e h u n g ein. Früher sei der in der Großstadt erzogene Lehrer aufs Land gegangen und habe dort die Sehnsucht nach der Großstadt geweckt. Er wolle aber ganz bewußt den umgekehrten Weg gehen, daß der Lehrer das Leben dort kennen lerne, ivo es sich noch unversehrt biete: aus dein Lande. In diesem Zusammenhänge sprach der Minister über das Landjahr, dessen Idee von ihm stamme. 22 000 Kin der aus den Großstädten, die keinen jugendlichen Frohsinn kannten, von denen viele nie eine Kuh gesehen hatten, arme verwahrloste Geschöpfe, habe man aus das Land gebracht. Wenn er heute die Landjahrkinder einmal besuche, so kämen ihm glückliche Menschen entgegen, die nicht mehr in die Stadt zu rück wollten. Hier lernten sie die Grundlagen jeder mensch lichen Ordnung kennen. Es sei auch unmöglich gewesen, die Landsahrkinder nach Konfessionen getrennt unterzubringen, denn es gelte endlich einmal, die Er ziehung zum Bewußtsein als Deutschen allem voranzustellen. Wir wollen Protestanten und Katholiken nicht mehr als Sub stantiv haben, sondern nur katholische und protestantische „Deutsche". Grundgedanke der Erziehung müsse sein, daß di« wirkliche Einheit des Volkes gewonnen werde. Zum Schluß seiner Ausführungen wandte sich der Mini ster gegen solche Ausdeutungen seiner Schulpolitik, nach de nen die humanistische Schule verschwinden solle. Er sei selbst Altphilologe und wolle das Gymnasium in echtem griechischen Sinne, in dem auch auf die körperliche Erziehung der allergrößte Wert gelegt werde wiederherstellen. Der blasse nnl philologischen Kenntnissen überlastete Schü- lertyp solle verschwinden, um einem vollwertigen Menschen Platz zu machen. Abschließend wendet sich der Minister gegen die im Auslande manchmal vorkommende Umdeutung der neuen Erziehung als einer Erziehung zum Kriege. Die Jugend hänge am Wort des Führers, und der Führer wolle nichts anderes als den Frieden in Ehren, — aber nicht den Krieg. „Luftbrücke über den Stillen Ozean" London, 15. November. Berichten aus den Vereinigten Staaten zufolge wird Ende dieses Monats ein Geschwader amerikanischer Amphibien- Flugzeugc einen Masscnslug Uber den Stillen Ozean nach den Philippinen unternehmen. Von St. Franzisko soll die Reise nach Hawai gehen (3200 Kilometer), von Hawai nach Guam (der größten der amerikanischen Marianneninseln, südlich von Japan, 1800 Kilometer) und von Gnam nach Manila (1600 Kilometer). Der ganze Flug wird in Formationen unternommen. Nach englischer Darstellung wird in Amerika ganz ossen erklärt, daß dieser Flug den Teil eines Planes bildet, eine „Luftbrücke Uber den Stillen Ozean" zu bauen. Man nimmt an, daß im Falle des Fehlschlags der Flottenkonscrenz bescstigte Stutzpunkte und Flughäscn aus Guam, der Make-Insel und der Midwaq-Znsel geschaffen wer den sollen. Hierin wird eine Antwort aus den gemeldeten Bau von Flughäfen aus den japanischen Mandatsinseln der Mariannengruppe erblickt, von denen der eine aus Saipan nur eine Flugstunde von Guam entkernt ist. In enalischen Sacki- verstänbigcnkreisen glaubt man, daß die Bereinigten Staaten, saNv sie die in Aussicht genommenen Flugstützpunkte ausbauen, in verhältnismäßig kurzer Zeit 1000 Bomben- und Torpedo- slugzenge in Reichweite der japanischen Inseln zusammen ziehen können. Auftrag des Führers an die VAI. Mit großer Tatkraft nimmt die nationalsozialistische Regierung den gewaltigen Plan des Baues der Reicks autobahnen in Angrisj, ' Dle gewaltige Arbeitsleistung, die an der Reichsauto bahn bereits vollbracht wurde, ist nur möglich gewesen durch den Opfermut vieler tausend deutscher Ar- bet t e r , die sich beim geringen Lohn mit ganzer Kraft für das Werk einsetzen. Da die Reichsautobahnen vielfach auf lange Strecken durch schwachbesiedelte Gebiete führen, sind die Baustellen ost sehr weit von der nächsten Ortschaft entfernt; es ist daher unvermeidlich, daß ein Teil der Belegschaften in Lager unter gebracht werden muß. Von den beim Bau der Neichsauto- bahnen beschäftigten rund 70000 Arbeitern wohnen annähernd 10 000 in Lagern. Da diese Barackenlager infolge des raschen Fortschreitens des Baues der Neichsautobahnen oft in sehr kurzer Zeit aufgestellt werden mutzten, so ergaben sich in einigen Fällen Mängel, die besonders nach Eintreten der schlechten und kalten Witterung die Arbeitsfreude der Retchsautobahnarbeiter beeinträchtigen mutzten. Der Führer, dem das Wohlergehen aller am Werk der Reichsaulobahnen tätigen Arbeiter besonders am Herzen liegt, hat nun dle Deutsche Arbeitsfront veranlaß», dafür Sorge zu tragen, daß die bestehenden Lager, soweit sie nicht tu jeder Hinsicht den Ansprüchen genügen, ausgebaut wer den. Lerner sollen neue Laaer errichtet werden, die als Mnfterlager für alle in Zukunft noch zu errichtende Lager gellen sollen. Bewährte Arbeitsdienstführer mit längerer Lagererfah rung sollen die Leitung der Neichsautobahnlager überneh men. Das Amt für „Schönheit der Arbeit" der Deutschen Arbeitsfront hat im Einvernehmen mit dem Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda und dem General inspektor für das deutsche Stratzenwejen bereits die Arbeiten zur Durchführung des Auftrages des Führers ausgenommen. Die Baustellen, an denen neue Arbeitslager errichtet wer den sollen, sind in diesen Tagen von Beauftragten der Arbeitsfront, des Generalinspektors und der Gesetlfchaft Reicksautobabnen sestgestellt worden. Der Vorstand des pleßschen Knappschafts vereins ausaeiöst Kattowitz, 16. Nvv. Das Ministerium für Arbeit und so ziale Fürsorge hat den Vorstand des Pleßschen Knappschafts vereins, eine öffentlich-rechtliche Verivallnngskörperschasl, mit Verfügung vom 6. November 1031 aufgelöst. Die Auflösung, die rein formaler Art ist, ist darauf zurückzusühren. daß der Vorstand die satzungsgemäß vorgesehene Generalversaminlung nicht rechtzeitig einberufen hat. Au Stelle des Vorstandes wurde ein Bevollmächtigter des Ministeriums eingesetzt. Bei Einrichtung der oberschlesischen Knappschaft in der Milte des vorigen Jahrhunderts gründete der Fürst von Pleß für seine Bergbauunternehmungen einen besonderen Knapp- schastsvercin, der die Alters- und Krankenversicherung der Ar beiter und Angestellten seiner Betriebe übernahm, und zwar in gleicher Weise ivie die oberschlesische Knappschaft. Tie Ver waltung des Knappschaftsvereins ist unabhängig von der Ver waltung der Pleßschen Grubenbetriebe. Ihr Vorstand bestehl aus Vertretern der Arbeiterschaft und der Grubenverwaltung. Reueinteilung des öftere. Vundesheeres Wien, 16. Nov. lieber die Neneintestung des Bundeshec- res werden nunmehr weitere Einzelheiten bekannt. Die histo rische Vierteilung in der allen österreichischen Armee wurde ausgehoben In Zukunft wird das Regiment aus drei Ba taillonen, das Bataillon aus drei Kompagnien, die Kompagnie aus drei Zügen bestehen. Der Zug selbst wurde nochmals un tergeteilt und wird sich in drei Grnppen zu je zehn Mann glie dern. Jedes Bataillon erhält außerdem noch eine selbständige Maschinengewehrkompagnie. Das Regiment wird einen- Stand von 1000 'Mann haben, wozu noch der Stand der drei Ma schinengewehrkompagnien kommt. Aus der Vatikanstadt Empfang des Komitees der Presse-Weltausstellung 1036 Der Papst empsing dieser Tage das ordentliche Komitee für die Vorbereitung der W e l l a u s st e l l u n g der katho lischen Presse im Jahre 1036 Der deutsche Botschafter tn Warschau beim poln. Staatspräsident Deutschlands diplomatischer Vertreter in Warschau, Herr von Mollke (2), der anläßlich der Erhebung der deutschen Gesandtschaft in den Rang einer Botschaft zum Botschaf ter ernannt wurde, ist jetzt von dem Staatspräsidenten Moseicki (1) zur Ueber- reichung seines Beglanbi- gmrgsschreibcno empfangen worden. Dem Empfang wohnte eine Reihe von Ver tretern der polnischen Regie rung und Diplomatie bei, darunter auch der Außen» Minister Oberst Beck (3). Der Heilige Vater sprach seine Genuglnung darüber aus, welchen großen Widerhall in allen Ländern die Initiative süc die geplante Weltausstellung gefunden Hal und besonders über das Interesse der Apostolats- und Missionspresse. Er erklärte sein Einverständnis damit, daß diese Ausstellung anstatt in den Räumen des Päpstlichen Sommersitzes Eastel Gandoiso in der Vatikanstadt staltfindet, weil hier besser OZelegenheit und An regung zu besonderen Studien, Znsaminenkünslen und Kon gressen gegeben sei. welche ohnedies schon jür diese Zeit vorbe reitet sind und welel-e in Rom staltfinden müssen, einschließlich des Internationalen katholischen Iournalistenkongresses im näch sten Jahre aus Anlaß des 75jährigen Bestehens des „Osser- vatore Romano". Das Komitee ist schon in die ersten Vorarbeiten für di« Ausste IIung ei nge t re ten. Der Heilige Vater ernannte Kardinal Pacelli zum Protektor des P ä p st l i ch e n Werkes der Hl. Kindheit. Llrlauvsreise Roosevelts Politisch« Besprechungen mit Hüll Washington, 16. Nov. Präsident Roosevelt reiste gestern zu einem etwa dreiwöchigen Kurausenthall nach Warmsprings (Georgia) ab. Er wird unterwegs die von der Bundesregierung geplanten Krastwerke in Tennessee besichtigen. Staatssekretär Hüll wird ihn zwei Tage lang begleiten, um während der Fahrt die schvebenden Fragen zu erörtern. Hierzu gehören, wie ver lautet, das Londoner Flottenproblem, das Oelmonopol Man- dschukuos und einige Deutschland betrcssende Angelegenheiten, insbesondere die Frage des 'E.renauslausä-ea und die Zahlung der Daiveszinsen.