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Nummer 188. Sächsische Volkszeitung 18. August 18S4. Rundsunkansprache Im Volksabstimmung 8m Rundfunk hielt am Dienstagabend Reichestatthalt»» Martin Mutschmann folgende Ansprache: „Deutsch« Volksgenossen und Volksgenossinnent Der Kabinettsbeschluß, dem Führer und Kanzler di« Vollmachten des verstorbenen Reichspräsidenten zu über tragen, bürdet dem Führer die ganze Verantwortung auf. Wir glauben an die geschichtliche Mission unseres Führer und seine staatsmännischen Fähigkeiten, da» deutsche Volk seiner Sendung zuzuführen. Nicht Gewalt sondern di« Macht, die im Vertrauen de» gesamten Volte» verankert liegt, soll ihm die krast zu seinen Entscheidungen geben. Deshalb soll der Beschluß de» Kabinetts auf Wunsch de« Führers vom gesamten Volk bestätigt werden. Niemand hat wohl mehr Berechtigung, sich des Vertrauen» de» Voltes zu versichern, al» der Führer, der in der schwersten und bittersten Not nie den Glauben und da» Vertrauen zu ihm verloren hat. Nur in dem unerschütterlichen Glauben -U seinen Volksgenossen konnte der Führer seine Mission bis her erfüllen und Deutschland vor dem Untergang bewahren. Hätte jeder Deutsche dieselbe Treue bewiesen und sich d«n Glauben an Volk und Vaterland bewahrt, dann wären uns viele Opfer und Demütigungen erspart geblieben, und wir brauchten den bitteren Kelch nichtzu leeren. Vieles und Großes ist seit der Uebernahme der Staats führung durch den Führer bereits verwirklicht rvorden. Noch viel mehr und Größeres aber verlangt das Ziel des Natio nalsozialismus, die Idee unseres Führers. Das Erb« des marristisch-liberalistischen Zeitalters lastet schwer auf dem deutschen Volk. Li« Tributoerpflichtunaen, di« von de»r Tra- des Reichsstaichatters I gern des verflossenen Systems auf Grund der durch Juden erdachten Kriegsschuldlüge feig übernommen wurden, hem men di« schnelle Verwirklichung eines wahren volksbesahen- den Sozialismus. Der Welthändler verhindert die natür liche Verteilung der Weltgüter und damit die Völkerverstän digung, die zur Kultursörderung den Ausgleich zwischen Wachstum und Veredelung bedingt. Durch diese brutale Verhinderung der Rohstosfzufuhr sind heute noch mehr als zwei Millionen deutscher Volksgenossen von der werteschas- enden Erzeugung ausgeschlossen und müssen sich mit karg- ichen Almosen auf Kosten der übrigen Volksgenossen befri- sten. Nur durch den Einsatz aller kann das letzte Bollwerk üdisch-marxistischer Unvernunft beseitigt und die Befriedi gung aller Volksgenossen erreicht werden. Gegenseitige Achtung und Wertschätzung muh die Einseitigkeit de» Ein zelnen zur Vollkommenheit des Volksganzen gestalten und im Vertrauen zur Führung nicht dem Führer allein die Verant wortung überlassen, sondern sich selbst Verantwortung»- und pslichtbewuht in die Volksgemeinschaft eingliedern. Die Generation des Frontsoldatentums hat wohl die schicksalsschwerste und geschichtlich bedeutungsvollste Epoche unseres Volkes gemeistert. Wir haben das harte Schicksal getragen und dadurch die Sendung erkannt, die dem deutschen Volk vom Allmächtigen zugedacht ist. Unsere Verpflichtung erfüllen wir, wenn wir alle Volks- genossen den ehrlichen willen haben, das Veste zum Werk unsere» Führers belzutragen. Jeder muh sich wahrhaft volksverbunden fühlen. Dann wird auch alles Trennende in unserem Volk beseitigt werden. Die am 19. August durchzu führende Abstimmung darf deshalb nicht nur ein Vertrau ensakt sein, sondern muh eine Dankeskundgebung werden die der ganzen welk von d«r Einheit von Führer und Volk Kunde gibt. Rundsunkansprache des Papstes Rom, IS. August. Aus Anlaß des Marienfestes in Messina hielt der Papst von Castel Gandolso aus eine Rundsunkansprache, die nach Messina übertragen wurde. Sodann entzündete der Papst durch Kurzwellen das Licht im Leuchtturm von Messina und eine In schrift, die lautete: „Vos st ipsam civltatvin bonoclicimuo". Papst Pius XI. hat als Nachfolger des vor einigen Wochen verstorbenen Pater» lSiamsranceschi zum Direktor deo vatika- «ischen Senders den Iesuitrnpater Philipp Soccorst ernannt. Filme zu produzieren und sie lausen zu lassen, gleichzeitig oder abwechselnd mit ganz freien Filmen. Es ist unbedingt notwendig, daß der ganze Film moralisch oder moralisierend und erzieherisch wirke. Der Heilige Vater frage sich ost und wolle diese Frage allen vorlegen, ob wohl auch alle der schweren Verantwortung sich bewußt seien, die wie ein schweres Gewicht auf jenen laste, welche die Förderer und Verbreiter des unmoralischen Kinos sind. Es kommen eben nicht immer die Worte des Herrn zum Bewußtsein, als er im Evangelium spricht: „O Mammon der Un gerechtigkeit!" Wie gar häufig führt das Ver langen nach ungerechten: Gewinn zur Demo ralisierung, zum moralischen Tod ganzer Generationen. Es ist schrecklich daran nur zu denken, nicht bloß vom rein religiösen Gesichtspunkte aus, sondern auch vom rein menschlichen S1 andpunkte aus. Oer Papst gegen -en schlechten Film Empfang der Filmpreffe in Lastet Gandolso — Ser Heilige Vater gegen die unmoralischen Filme Ueber den Empfang der Filmpresse in Ca stel Gandolso haben wir bereits kurz berichtet. Der „Osseroatore Romano" berichtet jetzt Ein zelheiten der programmatischen Ausführungen des Heiligen Vaters. Wir entnehmen ihm fol gendes: Der Heilige Vater hat eine Vertretung des Komi tees der Internationalen Filmpresse empfangen. Tief gerührt von der Huldigung des Verbandes hat er an die Vertreter desselben einige Worte von höchster Bedeutung über eine Thema von größter Aktualität gerichtet, worin er alle seine väterlichen Besorgnisse um das Heil un zähliger Seelen offenbarte. Der Heilige Vater wollte zunächst feine ganze Dankbarkeit ausdriicken für den so liebenswürdigen Ge danken seitens jener Herren, den alten Priester, den al ten Vater besuchen zu wollen. Aber nach Ausdruck dieser Dankbarkeit wollte er auch seine schwersten Bedenken offenbaren, welche der Film ihm gebe, besonders seit einiger Zeit. Ohne das alles wiederholen zu wollen, was am Kinematograph Gutes sein kann, und all das Gute, das er schaffen kann, und auch wirklich schafft, wenn er der Verbreitung und Popularisierung der Wahrheit und der Tugend dient, ist es doch allen be kannt, wie leider der Film hauptsächlich eine Quelle und vorzüglich ein Wegbereiter fast immer eines enormen Uebels sei. Der Heilige Vater empfängt seit einiger Zeit in dieser Hinsicht von Missionären, von Bischöfen und Erzbischöfen und von Ka r d i n ä l e n, die über die ganze Welt zerstreut sind, eingehende Berichte, und alle Nachrichten und Informationen beklagen einstimmig in der beängstigsten und schmerzlichsten Weise die trau rigen Folgen des Films. Und so müsse er jetzt in ganz besonderer Weise diese kundgeben und seinen Zu hörern vor Augen führen, damit auch sie ihrerseits es allen anderen wiederholen könnten. Seine Heiligkeit hatte bisher noch nichts gehört von der Existenz einer solchen Vereinigung der Cinema-Presse. Jetzt, da er sich einmal ihren Vertretern gegenüberbefinde, liege ihm am Herzen, an sie die Frage zu richten: Wäre der Kinematograph das, was er ist, und wollen, um seine Frage an alle zu stellen und jene schmerzliche und bange Frage überall hin zu verbreiten. Die Sprache gewisser Statistiken ist nieder schmetternd. Eine hat ausgerechnet, daß während eines einzigen Monats, es war der vergangene November, die Kinemn- tographen der ganzen Welt von beiläufig 78 Mil lionen Ni en sch en besucht worden seien. Wie groß wird nun bei dieser imponierenden Anzahl von Filmen der Prozentsatz eines moralisch erzieherischen Films gewesen sein. Sicher ganz klein und bescheiden. Außer diesem so schwerem Probleme bezüglich der Mission der Filmprcsse halte der Heilige Vater sehr darauf, noch einen andern Punkt klarzustellen. Er hat schon oft gehört, daß man den Klagen über den unmora lischen Film immer mit der Antwort begegnet, man gebe uns nur Material für religiöse Filme, für moralische Stücke und wir wollen gerne solche machen. Es handelt sich nicht darum, religiöse Das mysteriöse Telefongespräch aus Italien Wien, 15. August. Wie die „Wiener Zeit u n g " meldet, wird gegen den ehemaligen Gesandten Dr. R i n- telen in dessen Befinden in der letzten Zeit eine Bes serung eingetreten ist, zweifellos die Anklage vor dem Militärgericht erhoben werden. Ueber die Rolle Dr. Rintelcns am 25. Juli verlautet jetzt folgende bisher unbekannte Einzelheit: Dr. Dollfuß sollte ursprünglich am 25. Juli in Ric- cione sein; er änderte aber den Tag seiner Abreise, weil er durch ein bisher noch nicht aufgeklärtes mysteriöses Telephon gespräch aus Italien ersucht wurde, die Reise nach Riccione um zwei Tage hinauszu schieben, da es auch Mussolini unmöglich geworden sei, früher nach Riccione zu kommen. Das Täuschungsmanöver war so geschickt gemacht, daß man Zum Schlüsse wollte der Papst noch etwas Beson deres ihnen empfehlen und mitteilen. Es ist bekannt, wie in allen Ländern Europas, und er betonte es mit besonderer väterlicher Befriedigung, durch das Zutun tap ferer Katholiken und auch Andersgläubiger und auch solcher Personen, die nur handeln aus einem rein mensch lichen Moralempfinden heraus zum Segen der öffentlichen Moralität Kreuzzüge — für die Filmmoral eingeleitet worden sind. Auch die Negierungen hier und dort beschäftigen sich damit, in Italien wie auch anders wo. Sie haben gearbeitet, wenn auch nicht mit dem Er gebnis, das sie sich versprochen hatten, weil es immer leichter ist, Gesetze zu erlassen, als anzuweuden. Die mit solch väterlicher Liebe hervorgebrachten Worte des Heiligen Vaters wurden von den Besuchern in der Audienz mit größter Dankbarkeit hingenommen. Im eigenen und in des ganzen Verbandes Namen woll ten die Herren Clemens Wildiers und Maurice Widy die Delegierten des leitenden Komitees wiederholt den Heiligen Vater versichern, daß ihr ganzer Verband nach besten Kräften und mit bestem Einsatz nicht bloß seine heilsamen Sorgen teilte, sondern auch seine Tätigkeit dahin entfalte, um gesegnete Reformen zu schassen, die so sehnlichst gewünscht werden von dem erhabenen Haupte der Christenheit. in Wien die Uebcrzeugung gewinne,, mußte, daß die Nachricht von den: ö st e r r c i ch i s ch e n Gesand ten Dr. Rintelen beim Quirinal in Nom ausgche. Ob die Nachricht von Dr. N. tatsächlich ausging, weiß man natürlich noch nicht, aber offensichtlich wurde sein 'Nams benützt, um das Manöver zu decken. Daraus geht klar hervor, daß sich dis Putschisten unbedingt der Person des Bundeskanzlers versichern wollten. Oberst v. Hindenburg dankt Vislbok Dr. Vares Oberst von Hindenburg hat dem Berliner Bischof Dr. Vares aus sein Beileidstelegramm anläßlich des Ablebens des Reichspräsidenten, folgendes Antlvortjchreiben zukommen lassen: „Für die freundlichen Worte der Teilnahme, die Euere Bi schöfliche Gnaden zugleich im Namen Ihrer Diözesanen meiner Familie ausgesprochen haben, spreche ich meinen tiefempfundenen Dank aus. Oberst von Hindenburg." Auch Rintelen kommt vors Militärgericht richtete er soviel Schlimmes an, wie er es tatsäch lich anrichtet, wenn die Presse ihn nicht unterstütze und wenn sie sich gegen so viele Jnmoralität ent schlossen zur Wehr setze? Mit anderen Worten: Ist der Kinematograph zum großen Teil nicht das, was die Presse aus ihm macht? Die Frage ist ganz ernst. Es handelt sich nicht allein um ein rein re ligiöses Interesse, es handelt sich auch um be ständige Attentate auf die christliche und auch einfachhin auf die natürliche menschliche Moral. Man muß auf den Kinematograph die Begriffe an wenden, die die Kunst beherrschen und regulieren muß. Nun aber hat die Kunst als ihre natürliche Aufgabe und als ihren Daseinsgrund jenen: das moralische We- s e n, das der Mensch ist, vervollkommnen zu Helsen, und darum muß sie selber moralisch sein. Im umgekehrten Falle hätte man das schädlichste Absurdum. Darum wie derholte der Heilige Vater: „Wäre das Kino so schlimm und so moralisch verkommen, wenn die Presse energisch Front machen wollte gegen die unmoralischen Filme? Diese Frage stelle der Heilige Vater voll Bangen und voll Furcht und müsse sie an alle Interessierten richten, und er bitte die Erschienenen, sein Mikrophon sein zu Popens Abreise nach Wien. Der früher« Vizekanzler von Pape», der zum Gesandten in Wien ernannt wurde, mit sei- ner Familie vor dem Flug zeuge, mit dem er am 14. August die Reichshauptstadt verließ, um seinen neuen Po sten zu übernehmen.