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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.08.1916
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19160803029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916080302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916080302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-08
- Tag 1916-08-03
-
Monat
1916-08
-
Jahr
1916
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Sette 2. Str. LSI. ULend-Ausgabe Leipziger Tageblatt Dormerstas, S. August ISIS doch noch für möglich hakten werden. Ader das eine wird dann aach für die grollten Fanatiker unter ihnen klar fein müssen, daß z« einer loschen Nleöerkämpsung der Mittelmächte auch im günstigsten Falle noch 3ahre nötig sein würden, die unerhörte Blut- opster erfordern müßten. Die aber kann Frankreich einfach nicht mehr dringen, ohne die ganze Zukunft seiner Rasse aufs Spiel zu setzen. Die große Sommeschlacht in der Picardie war, wenn wir über die in den Kammern zutage getretene Stimmung recht unterrichtet sind, der letzte Versuch zur Erzwingung des Sieges, den die Volksvertretung der Regierung zugeslanden hat. Wenn auch dieser mißlingt, dürfen wir hoffen, daß trotz des heldenhaften Opfermutes, mit dem daS französische Volk die Schwere dieses Krieges trägt, Frankreich endlich die einzig mögliche Schlußfolgerung aus seiner Lage zieht. DaS kann vielleicht sehr bald geschehen. Aber dazu ist es unbedingt nötig, vorher den militärischen Hochmut der Franzosen zu brechen, die sich seit den Tagen an der Marne, an der Vser und an der Maas als unbestrittene Sieger über die Deutschen betrachten. Und das kann unserer Meinung nach nur durch eine große Niederlage Frankreichs ge schehen, die in ihren Folgen für das ganze Land sichtbar wird. Deshalb haben wir mit besonderer Freude die Meldung unseres gestrigen Heeresberichts begrüßt, die uns daS weitere glückliche Fortschreiten unseres Angriffs auf Verdun verkündete. Der Adler fliegt allein, der Rade scharenweise: Gesellschaft braucht der Tor, und Einsamkeit der Weise. Rückert. Der Strohhalm ES bedarf wirklich nicht mehr vieler Worte, um zu beweisen, wie sehr alle Hoffnungen unserer Feinde auf unsere baldige Er schöpfung und unseren unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch in ein Nichts zerslaltcrt sind. Allerdings gelernt haben sie aus diesen Enttäuschungen nichts. Rach zwei Jahren stehen sie in dieser Beziehung noch immer auf demselben Standpunkt wie bei Kriegsausbruch, nur daß die äußeren Gründe für ihre Hoffnungen immer nichtiger werden. Sie greifen nachgerade zu jedem Stroh halm, der diese ihre Hoffnungen noch retten könnte, sind werden bei der Beurteilung der Zustände in Deutschland nicht müde, sich Kartenhäuser zu errichten, die jeder nur etwas frische Wahrheits wind zusammenreiht. Die Pariser .Bataille" bietet Schul beispiele dafür, wie solche Hoffnungen Frankreichs entstehen. Sie wirft die Frage auf, ob die Stunde für Deutschlands Zusammen bruch geschlagen habe, und beantwortet die Frage selbstverständlich mit einem kecken ,3a". Den Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptung sucht sie wie folgt zu erbringen: Deutschland sei eingekrcist und auf allen Seiten von weit über legenen Armeen angegriffen, die eine ebenbürtige, bald sogar stärkere Artillerie besäßen. Die Soldaten des BerbandeS seien von unbedingter Siegesaewißyeit erfüllt, während die Deutschen dieses Vertrauen, das die halbe Kraft des Kriegers auSmacht, nicht mehr hätten. Aber wenn man selbst diesen moralischen Faktor ausschcide und annehme, daß die Deutschen den VerbandStruppen gleichwertig seien, so hänge die Ent scheidung ausschließlich von der Zahl ab. Die Zahl aber sei für den Verband. Schon die Masscnaushebungen Rußlands ließen die Wage zugunsten der Verbandsmächte sinken, die vier Millionen Engländer haben daS Stärkeverhältnis entschieden. Deutschland versuchte seine Gegner, besonders aber seine eigene Bevölkerung durch die Behaup tung zu täuschen, eS besitze in irgendeinem Versteck gewaltige Reserven, aber 800 000 Mann lassen sich unmöglich verheimlichen. Rach allen Nachrichten der VerbandSmächte verfüge Deutschland über keine wesent lichen Reserven mehr, und für die Abgänge an der Front fehle der Ersah. DaS deutsche Volk könne seinem Heere keinen materiellen noch moralischen Rückhalt mehr bieten. Der Mangel herrsche zu Hause, was allerdings, solange der Mangel nicht zur Hungersnot werde, bei einem zum Aeußersten entschlossenen Volk nicht viel bedeute, aber der Mangel habe auch die schlimmste Krankheit erzeugt, die Uneinigkeit. Die Landbewohner würfen den Städtern ihren Müßiggang vor, die Städter dagegen den Bauern ihren Geiz mit Lebensmitteln. Aber nicht nur Klasse gegen Klasse erhebe sich, sondern auch Land gegen Land und Staat gegen Staat, der Süden gegen den Norden. Bayern schimpfe auf di« Gefräßigkeit Preußens, Preußen auf den Egoismus Bayerns. Zahlenmäßige Schwächung und Entmutigung seien die charakteristischen Züge von Deutschlands militärischer Läge, Unzufriedenheit und Spal tung die der inneren. Wer im Glashause sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Wir glauben kaum, daß in Deutschland so viele Zeichen von Unzu- ttiedenheit erkennbar sind, wie in Frankreich, dessen Kammer in ihrer letzten Tagung erst wieder ein wahres Kreuzfeuer von Vor würfen auf die Regierung losgelassen hat. Was aber die .zahlen mäßige Schwächung und Entmutigung" als die charakteristischsten Züge von Deutschlands militärischer Lage anbctrifft, so muß es einen wundern, daß ein Blatt, das ernsthaft genommen sein will, nach zwei 3ahren, in denen das Gegenteil solcher Behauptungen glatt erwiesen wurde, sich noch zu ihnen versteigt. Uns scheint, als habe die «Bataille' in ihrem Bande vom August 1914 nach geblättert und dort sich an jenen Artikeln berauscht, in denen das Rückwärtssiegen des englisch-französischen Heeres In 3ubeltönen gepriesen und das Zusammenbrechen Deutschlands in den grellsten Farben geschildert wurde. Damals bat das ganze französische Volk ebenfalls nach solchen Strohhalmen seiner Hoffnungen gegriffen, wäre allerdings auch beinahe ertrunken. Hat Frankreich wirklich Rund um den Fichtelberg Bon Ernst Riemann. (Nachdruck verboten.) DaS liegt so tn einem drin, der einer deutschen Wiege entsprungen ist: Mit jedem Frühlingsschwellen und Lerchensingen treibt's und gärt'S im Blute. Die alte Wanderburschenlust wird wieder wach, die Sehnsucht nach der Frische des Landes und der Freiheit des Waldes. Wenn mich diese Unruhe überfällt und ich überlege: wohin die Fahrt in diesem Jahre?, so dringt von fernher ein Singen und Klingen an mein Ohr, die ganz« Froheit und Buntheit des erzgcbirgischcn Volkslebens ersteht vor dem erinnernden Sinn, und eine uralte Klövpelflau am Fenster nickt wie «inst ihren freundnachbarlichen Morgengruß. Hinter all dieser Lebendig keit aber steht in klarem, ruhigem Linienmaß blauduftig der Fichtelberg und lockt . . . und lockt . . . Und ick wandere im dämmrigen Dickicht seiner Baumriesenwelt, wo braune Fichlcnwurzeln über die Wege laufen und klingende Wässer glasgrün ins Tal springen, während in den Lichtungen, wo rötlich schillerndes Waldgras leise um vermodernde Wurzelstöcke wogt, Hochwild zur Aesung geht. Stehe auf der Kuppe det Bergrtesen und lausche dem ewigen Choral des Waldes. Wie eine Zyklopenmauer, ausgerichtet zu einem natürlichen Grenzwall zwischen zwel Reichen, steigt der Gebirgskamm aus dem böhmischen Ticflande c uf. So plötzlich sinkt der Boden vor den Füßen, daß ich mich wie durch Fausts Zaubermantel 900 Meter binabgesührt wähne von dem still dahin träumenden Hochland in daS hohe Leben des alten Völkermagneien Karlsbad. Und nun: am schattigen Waldrandc ist irgendwo eine Bank. Auf der Bank sitzt ein Glücklicher, und der Glückliche bin ich. Denn sie sind alle weit vom Schuß, die mich ärgern könnten. RichlS ringsum als Sonne, Schönheit, Natur. Vor mir, wie ein blinkender OrdcnSstern an die Brust dcS Pöhl- berg« geheftek, liegt die alte Bergstadt Annaberg. In dichten Masten drängen sich die Häuser um di: ehrwürdige St. Annenkirche, an deren grauen Steinquadern di: Ranken der Erinnerung kleben, die «lne vier- l>underlsährige Geschichte dort zurückgelassen hat. In der Blütezeit d«S Bergbaues, da der Stlbersegen so reichlich floß, daß die Münzen die Aus beute nicht mehr verarbeiten konnten, war der Reichtum der Annaberger sprichwörtlich. Als dann dir Eilberqurllen versagten und das Volk aus ihnen nichts mehr holen konnte als seine Märchen und Sagen, übernahm Annaberg di« Führung aus den Nöten der Zett. Nicht umsonst war Adam Riese Börger und' Rechenmeister der Stadt gewesen, und das Der SelSndegewinu bei Verdun und an der Somme Die französisch« MtUtärkritiker haben nach -en ersten Laven der englisch-französischen Offensive bereits und nachdem di« ersten Kilometer von den Truppen FrenchS und Hatgs erobert waren, die Operationen bei Verdun und an der Somme ebenso in Vergleich zueinander gestellt, wie di« auf beiden Kampfräumen erzielten Ergebnisse. Die beisteben-« Kart« läßt di« Unrichtigkeit dieses Vergleichs erkennen. Der Feind hat an der Somme in vier Wochen rund 100 Quadratkilometer gewonnen: wir hatten bet Verdun in den ersten 14 Tagen schon 200 Quadratkilo meter erobert, nach einem Monat 325. Von einem Ab schluß der Kampfhandlungen ist an beiden Kampfplätzen ja keine Rede, immerhin ist der Vergleich wohl ange bracht. Unser Gewinn an Frontbreite ist 50 Kilometer lang und wir wirken durch konzentrischen Angriff auf den im Halbkreis umschlossenen Gegner. Der Gewinn des Feindes an der Somme zeigt die Form eines Keiles, dellen Grundlinie knapp 20 Kilometer breit ist und gegen dessen Seiten wir unserseits unsere Gegenwirkungen zusammen fasten. Die günstigere Lage ist sowohl bei Verdun als auch an der Somme in unserem Besitz. Auch sonst muß ein Vergleich der Kämpfe bei Verdun und an der Soznme zu unseren Gunsten abschnelden. Engländer und Franzosen rühmen sich ihrer großen Zahl an Gefange nen und ihrer gewaltigen Beute. Demgegenüber sei be merkt, daß wir in den 4 Wochen des ersten Angriffs auf Verdun 320 Ofsfizicre und 30 400 Mann gefangen und 189 Geschütze und 332 Maschinengewehre erbeutet haben. So kam eS, daß nach vier Wochen der Kämpfe vor Verdun neutrale Kritiker nicht darüber Betrachtungen anstcllten, daß unser Vorgehen gescheitert sei, sondern nur die eine Frage erörterten, wie lange Frankreich einem solchen An griff noch werde Widerstand leisten können. Demgegen über sind die neutralen Urteile über die Schlacht an der Somme wesentlich anders geformt. So schreibt z. B. Haupt mann C. M. im .St. Galier Tagblatt' folgendes: «Trotz des gewaltigen Sturmes hat sich die strategische Lage für die Deutschen nicht verschlechtert. Wenn auch nicht an zunehmen ist. daß die zu Ende der Woche begonnene Ge- fechtSpause bereits das Ende der großen englisch-französi schen Offensive bedeutet, so haben sich doch die Aussichten auf ein Gelingen der Durchbruchsabsichten ganzbeträchtlich verschlechtert, da der Haupt teil der hierfür nöligen Kräfte inzwischen nutzlos zer- schellt ist." Lust, das Beispiel von 1914 zu wiederholen, uns soll cs recht sein. Wenn cs sich weiterhin so an Unrichtigkeiten und Falschmeldungen klammert wie die «Bataille", ist es aus dem besten Wege. Die Würdelosen Der Polizeipräsident der Millionär st ad t Lharlottenburg ist durchaus ein duldsamer Herr, der bis- her noch nicht die Vorliebe seines früheren Berliner Kollegen, Herrn v. 3agow gezeigt hat, durch Verfügungen kurzerhand ein großes Reinemachen zu veranstalten. Es müssen aisv schon triftige Gründe vorgelegen haben, wenn der Polizeipräsident an alle 3 n - Haber öffentlicher Lokale seines Bereiches eine War nung erlassen hat, in der er ausführt, es könne nicht geduldet werden, daß sich immer mehr ein Treiben brktt macht, da6 Mil stem Ernst der gegenwärtigen Zeit «licht im Einklänge steht und bei den Familien der vor dem Feinde kämpfenden Truppen und allen patriotisch Gesinnten nur Empörung Hervorrufen muß. Die In haber der öffentlichen Lokale werden deshalb von nun an dafür verantwortlich gemacht, daß daS Publikum ein Benehmen zur Schau trage, das der ernsten und schweren Zeit würdig ist. Wie in der polizeilichen Warnung weiter hinzugefügt wird, soll eine behördliche Kontrolle Platz greifen, ob :n öffentlichen Lokalen Verstöße gegen Sitte und Anstand vor kommen, die ein Einschreiten erforderlich machen, nötigenfalls werde mit allen Mitteln dagegen vorgegangen werden. Nicht nur müsse allen zweifelhaften weiblichen Personen, ob mit oder ohne Herrenbegleitung, der Eintritt verwehrt werden, auch alle jene Leute, die durch lautes und unangenehmes Gebaren gegen den guten Ton verstoßen, müssen aus dem Lokal entfernt werden. Es muß lebhaftes Befremden Hervorrufen, daß eine solche polizeiliche Warnung überhaupt erst erlassen werden mußte, und daß sich nicht jedermann durch sein persönliches Taktgefühl inner halb der richtigen Schranken halten läßt. Es ist durchaus richtig, wenn der Polizeipräsident von Lharlottenburg erklärt, daß alle Angehörigen von Kriegsteilnehmern durch überlaute Lustigkeit und lärmendes Gebaren geradezu vor den Kopf gestoßen werden müssen, Menschen, die Tag und Nacht — und dies 3abre hin- N-W-M-WSSWMMlSWWWWMMWSWM—— Barbara-Uttmann-Denkmal auf dem weiten Marktplatze erzäblt uns, wie die Annaberger entschlossen die Berghacke hinwarfen und sich der Spitzenklvppelci zuwandten. Heute ist die Stadt ein Weltplaq des Posamentengewerbes und die Nährmutter aller der volkreichen Dörfer, die sich wie ein blühender Kranz um den Fichtelberg legen. Volkreiche Dörfer? Wenn du, lieber Fremdling, das erzgcbirgische Hochgediel betrittst, wähnst du dich in einem unbewohnten Lande. Du siehst Hügclwelle neben Hügelwelle sich emporwölben und tafelförmige Basaltkuppen wuchtig aus ihren Tiefen steigen. Aber größere Siedlungen erblickst du nicht: nur hier und da gucken ein paar Häuser aus den überall verstreuten Waldstücken wir Vogelnester aus dem Busch. And doch hat dieses Land eine BevölkerungSdichtigkeit aufzuweisen, die im Verhältnis zur Höhenlage einzig auf dem Erdball dasteht. Schaue nur hinein in die tiefen Talfurchen, die die aus dem unerschöpflichen Wasierbrunnen des FtchlelbergeS entspringenden Pöhla, Mittweida. Zschopau, Schma und Pöhlbach in den Boden gerissen haben. Dort wohnen die Menschen zu Tausenden nebeneinander, sind in thrrn Gott vergnügt und reiben sich froh die Hände, daß der Wind, der über die Höhen streicht, sie nicht packen kann. Dorf reiht sich an Dorf, wie auf eine Schnur gezogen. Flüsse rauschen durch sie hin, und wie schwarze Raupen kriechen mit ewigem Geläut die Eisenbahnzüge zwischen den Häusern. Gegen den grünen Manlelsaum des FichlclbcrgeS hin weiten sich die Täler zu grünen Wiesenauen, abwärts aber rücken die Hänge oft so eng zusammen, daß ein Riese, der unbekümmert darüber Hinwegschritte, wohl über die Kirch- türme stolpern könnte, ohne di« in den Gründen liegenden Häuser zu bemerken. (Schluß folgt.) rtunft UN- wittenfchaft Mit Allerhöchster Genehmigung hat da-Kgl. sächs. Ministerium des Kultus und öfsentlichen Unterrichts di« Privatdozenten Dr. phil. Bernhard Schmeidler und Dr. phil. Edgar Lilienfeld zu auheretatmäßigcn außerordentlichen Professoren in der philosophischen Fakultät ernannt. Dr. m«d. Max Goldschmidt ans Straßburg wurde am 28. Juli die venia lexenäi für Augenheilkunde in der medizinischen Fakultät erteilt. Der bekannt« Luthersorscher Superintendent Dr. thedl. el phik. Georg Buchwald, früher in Leipzig, fand auf der Schloß bibliothek zu Schleinitz in Sachsen ein Blatt von der Hand Martin Luthers. Büchwald stellt« fest, daß das wertvolle Blatt ein Stück Druck handschrift der Schrift .Die Epistel des Propheten Jesaja" aus dem Jahre 1526 ist, das in der Weimarer Lutherausgabe, Band 1V, ent- halten ist. Die Ortsgruppe Dresden der Deutschen Gesellschaft zur Be kämpfung der Geschlechtskrankheiten richtete aus Anlaß des plötzlichen Todes Reißers eine in warmen Worten gehaltene Beileidskundgebung an die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. durch — in Angst und Bangen, in Sorgen und Pein, in Hoffnung und in Harren leben, müssen es geradezu als Beleidigung empfinden, wenn andere sich benehmen, als ob es keine glücklichere und sorglosere Zeit geben könnte. Und gegen solche Beleidigungen ist man wehrlos! 3eder Lebesüngling, dem es gelungen ist, seine «Unabkömmlichkeit" darzutun, und der den Schützengraben nur vom Hörensagen kennt, fühlt sich nun bemüßigt, daheim den großen Herrn zu spielen, und denkt nicht daran, daß Millionen von Menschen draußen die ungeheuerlichsten Mühen und Gefahren auf sich nehmen, damit er in seinem warmen Bette wohlgeborgen ruhen kann. Es wird vielleicht nicht an Stimmen fehlen, die die Warnung des Charlottenburger Polizeipräsidenten als einen rückschrittlichen Willkürakt hinzustellrn versuchen werden, und die erklären zu müssen glauben, die «Freiheit des Privatlebens" stehe obenan, diese müsse vor allen polizeilichen Eingriffen geschützt werden. Solche Anschauungen, die mit dem Liberalismus liebäugeln und eine überaus wohlfeile Freiheitlichkeit predigen, sind ober hier durchaus nicht am Platze. Wenn erwachsene Menschen eben nicht selbst soviel Erziehung und Reife besitzen, wie ihren 3ahren zukäme, dann muß die Gesellschaft, denen sie ein Aergernis bildet, vor ihnen irgendwie bewahrt werden, wenn es nicht anders geht, dann eben, in Gottes Namen, durch die Behörde. Man ist sehr vorschnell mit dem Geschrei, Deutschland wäre ein Polizeistaat, dieses Geschrei ist ja auch daran schuld, daß im gegenwärtigen Kriege alle diesbezüg lichen Verleumdungen unserer Gegner ihre Wurzeln in deutschen Angaben selbst suchen und finden konnten. Man bedenke aber, daß tn England, dem vielgepriesenen Lande der Freiheit, in vielen Dingen ein viel stärkerer Zwang herrscht, und man versuche bei spielsweise einmal die englische Sonntagsruhe mit der deutschen zu vergleichen. Oder Amerika? Gibt es nicht amerikanische Städte, in denen Rauchen und Trinken untersagt ist, oder wo man überraschend schnell den Weg zum Gefängnis wandert, wenn man sich erkühnt, etwa eine Stroßenbekannlschafl anknüpfen zu wollen. Dort hat die öffentliche Sittlichkeit einen argen Puritanismus ge zeitigt und die Moral ist in ein Muckertum umgeschlagen. Davon sind wir Gott sei Dank weit genug entfernt. Auf persönliche Frei heit nach allen Richtungen darf nur der Anspruch erheben, der sie richtig zu gebrauchen versteht, und der mit ihr nicht einen Mß- brauck treibt und sich ikrer unwürdig erweist. Persönliche Freiheit aber heißt nicht schrankenlose Flegelei und gewissenlose Frivolität. Die zweite Spielzeit des Deutschen Theaters in Lille beginnt am 5. August. Entgegen den Gepflogenheiten der Bühnen in der Hrimat, die zumeist eine neue .Saison" mit einem klassischen Werke eröffnen, bringt das Liller Theater zunächst drei Operetten, und zwar den .Zigeunerbaron' von Joy. Strauß, .Die lustige Witwe" von Lehär und Walter Kollos Familienspicl «Der s e l i a e B a l d u i n". «Die Scheidungs-Falle" ist ein neuer Schwank von Arthur Hofsmann, dem Mitverfasser von .So 'n Windhund!" betitelt, der am Sonntag mit starkem Erfolg im Kurtheater Bad Kreuznach seine Ur aufführung erlebte. Zum Rektor der Universität Breslau für die Amtsperiode 1SI6/17 wurde der ordentliche Professor der Zoologie Geheimer Rcgierungsrat Dr. Willy Kakenthal gewählt. Für das Fach der Psychiatrie und Neurologie habilitierte sich in Königsberg i. P r. der Nervenarzt Dr. med. Arthur Pelz mit einer Antrittsvorlesung über «Persönlichkeit und Neurose". Professor Dr. Eduard Hermann in Frankfurt a. M. hat die Berufung auf den Lehrstuhl der indogermanischen Sprachwissenschaften in Göttingen als Nachfolger Wackernagels zum 1. April 1917 an genommen. Professor Dr. med. Friedrich Karl Walter, Privatdozenk für Psychiatrie an derRostocker Universität, Ist zum Oberarzt an der psychiatrischen Klinik daselbst (Irrenanstalt Gehlshelm) ernannt worden. Dem Geologen bei der geognostischen Landesuntersuchung des Könlgl. Bayr. Oberbergamles inMünchen Dr. phil. Werner Koehne ist die erbetene Entlassung aus dem bayrischen Staatsdienste erteilt worden. Der bekannte Münchener Literarhistoriker Geh. Hofrak Uni- versitätSprofesior Dr. Hermann Paul begeht am 7. August seinen 70. Geburtstag. Der Gelehrte ist Mitglied der bayrischen Akademie der Wissenschaften. Im Studienjahre 1909/10 bekleidete er das Rekkorsamt der Münchener Hochschule. Als Privatdozent habilitierte sich in der Tübinger naturwissen schaftlichen Fakultät der Geologe Dr. W. Soergel mit einer Probe vorlesung über .Das Problem der Permanenz der Kontinent« und Ozeane'. Dem Privatdozenten für neuer« Geschichte Dr. Veit Valentin in Freiburg t. Br. ist der Titel außerordentlicher Professor ver liehen worden. Hauptmann a. D. Georg Kollm, der langjährig« Generalsekretär dn Berliner Gesellschaft für Erdkunde, vollendet heute das 70. Lebens sohr. Viele Jahre hindurch besorgte er auch -le Herausgabe der «Zeit schrift der Gesellschaft für Erdkunde", einer der angesehensten ihrer Arl, und seit mehr als einem Viertelsahrhundert leitet er aß« Geschäftsführer die Organisation der Deutschen Gesgraphenkage. Im Kampfe für da« Vaterland fiel der Assistent der Chemie an d:r Technischen Hochschule in Danzig Dr. Rudolf Lauk.
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