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Morgen-Ausgabe. S-zugspr-I,«: w»notU» l.iS M., »i«rt«lISHrI>ch 3.7» M. 0«» »er »eschSftosteUe, »as«n» Zttial«» und Nu»gab«Ii»ll«n abgckolt: monatlich lM.,»>rrt«ljahrUchZM. Durch unser» au»wärti««n Malen >u» hau» gebracht: monatlich ,.»» M.. oterteljährlich 4.S« M. vurch »le Post: lnnerhald deutsch- lanü» unü -er üeutschrn ltolonien monatlich 1^0 M., »lerteljührltch 4.L4 m., au«schll»ftlich pogbestellaelü. Perl» »er «inzelnummer ,0 Pf. In Leipzig, den Nachbarorten unö Sen Drten mit eigenen Ztlialen wir- Sie sidrnSauogade noch am sibenS Se» Erscheinen» in» hau» geliefert. ArndsbloLt des Rates und des poliseuuntes der Stadt Leipzig Neüaktion und Seschastsgell«! lohaantrgaff« Nr. L. * Zrrnsprech-slnschluy Nr. 14»»2, 14643 unS 14644. 104. Jahrgang Nazeigeaprelse: von au»wart» 34 Pf., Neklamen 1.4» m., Klein« fl«,eigen Siepetitzelle a« LS pf.,b.wi«S«rh»l.Nab.,f>nzeigen oonVebSrüen im amtitchenLeil-lepetit- z«ll« t»pf. cheschilstsanzeigen mit Planvorschrift im Preis« erhöht. Nadatt na» Karls. Seilagen: « rsomtaufI.7M.üa»TausenS ausschi.postgedühr. flnzeigea.flnnahmr: ?ohannisgafseS, bei sämtli»en filiolen S»,Leipzig«« Kaceblott«» unS allen ftnuonren-rxpeSitionrn ü«» In- unS NuolanS««. da»L«tpzigrrKageblatt ers»etnt werktags Lmal,Sonn-u.Zet«rtag»>mol. vcrliner NeSaklion: In Sen Zelten 17, Zernsprech-sinschlug: Hansa Nr. 407. Nr. 430. Mittwoch» üen 25. Llugult. ISIS. lli tzilomeler vsr 8ie;l Liismk i^We! besem Der Lebensmittelwucher un feine Sekämpfung Von Dr. I. Zastrow, Professor an der Universität Berlin. Die Klagen über die Teuerung sind all gemein, und der Gedanke, daß die schwierige Lage, in der sich ein ganzes Volk in Kriegs zeiten befindet, von einzelnen ausgebeutet wird, wird in seiner ganzen Widerwärtigkeit auf das tiefste empfunden. UeberdenLebensmittel- Wucher in dieser Beziehung noch ein Wort zu sagen, ist unnötig. Sehr nötig aber wird es nachgerade, zu betonen, daß auch dieser Gegen stand, wie jedes Ding in der Welt, seine zwei Seiten hat. Wer die Geschichte der Kriege unter wirt schaftlichem Gesichtspunkt verfolgt hat, der weist, dast in Lieser Beziehung der Krieg zwei Neben erscheinungen zeitigt: Steigende Preise und steigende Verkennung ihrer Ursachen. Wenn wirklich die Preissteigerung in diesem Kriege größer ist, als in früheren (worüber übrigens bis jetzt noch keinerlei Feststellungen vorliegen), so haben auch eine Anzahl beson derer Ursachen mitgewirkt. Nicht nur die ungeheure, früheren Geschlechtern unbekannte Ausdehnung des Weltkrieges und die fürchter liche Verschärfung, die England durch seinen, auch gegen die Neutralen betriebenen Handels krieg in die Kriegführung neu hineingebracht hat. Es wirken auch manche Gründe der inneren Volkswirtschaft mit, an die man in Kriegszeiten mit Recht kein Nachdenken verschwendet, weil ihre Beseitigung doch erst in Friedenszeiten möglich sein wird. Ja, es wir ken, so befremdlich es auf den ersten Blick er scheinen mag, unter den preissteigernden Gründen auch Ursachen mit, die an sich durch aus erfreulicher Art sind. Wenn früher infolge Abschneidung der Zu fuhr, des erhöhten Armeebedarfs und der Ver wüstungen in den Kriegsgebieten die Preise in die Höhe gingen, so haben stets die armen Leute es als ihr gegebenes Schicksal betrachtet, zu hungern. Wenn man jeden als verhungert bezeichnen darf, der infolge mangelhafter Er nährung stirbt, so sind in den Kriegen früherer Zeiten massenhaft Leute verhungert. Sehr häufig übrigens hat in der armen Bevölkerung auch buchstäblich der Hungertod aufgeräumt. Die sogenannte Hungersnot war in den weit aus meisten Fällen nichts als eine Teuerung, die es den Armen unmöglich machte, die Lebensmittel einzukaufen. Die wohlhabende Bevölkerung aber, von diesen Konkurrenten befreit, konnte bei verminderter Bevölkerung ein allmähliches Herabgehen der Preise desto besser geniesten. Wenn wir in diesem Kriege zum ersten Male ein Unterstützungswesen eingeführt haben, das die ärmere Bevölkerung kaufkräftiger als früher macht — und auch wer dieses Unterstützungswesen immer noch ver besserungsbedürftig findet, wird diese Leistung anerkennen—,dann mutz man sich darüber klar sein, Latz hiermit die Preissteigerung auch einen ungleich festeren Charakter annimmt. Ein Unwille über teure Preise richtet sich zunächst gegen den, der den Preis fordert, also gegen den Händler. Ein verfeinertes wirtschaft liches Nachdenken führt in unserer Zeit zu der Erwägung, dah ja auch vom Händler Preise gefordert werden, und so richtet sich der Unwille gegen die landwirtschaftlichen Pro duzenten. Diese wiederum machen geltend, datz sie höhere Preise fordern müs en, weil sie an die Arbeiter höhere Arbeitslöhne zahlen müssen. Wenn dieser dreifache Unwille sich auswächst, so könnten wir es sehr bald erleben, datz man mitten im poli- tischen Burgfrieden wirtschaftlich losschlägt, dort auf die handeltreibende städtische Bevölke rung, hier auf die Agrarier und endlich auch auf die Arbeiter und ihre Organisationen. Wenn man das nicht will, so mutz man zunächst die Unvermeidlichkeit bedeutender Preissteige rungen anerkennen und sich mit solchen Mitteln begnügen, die es verhindern, datz unter dem Vorwande der Notwendigkeit die Preissteige rungen tatsächlich über dieses Matz hinaus getrieben werden. Ich kann weder in behördlichen Höchst, preisen, noch in der Einführung der Preis tafeln. die der Gewerbetreibende selbst ausfüllt, das geeignete Mittel erblicken. Denn eine Be hörde kann vielleicht einem plötzlichen Anprall für den Augenblick einen wirksamen Riegel ymmeichlscher Lagebericht zvtb. Wien, 2t. August. Amtlich wird mitge, teilt: 2t. August 1915. Russischer Kriegsschauplatz. Der nordwestlich Brest-Litowsk Widerstand leistende Feind wurde gestern in der Gegend von Wierchowice und Riasno neuerlich gewor» fen und zum Weichen gezwungen. Die Zahl der von der Armee Les Erzherzogs Joseph Ferdi nand in den letzten Kämpfen eingebrachten Ge fangenen beläuft sich auf vier Offiziere und 1399 M ann. Nordöstlich Wlodawa haben unsere Verbündeten den Gegner abermals zurückgedrängt und Raum gewonnen. Oesterreichische, unga rische und deutsche Reiterei der Armee des Feldzeug meisters Puhallo zog in Bersolgung des Feindes in Kowel ein und rückt weiter nordwärts vor. Zn Ostgalizien herrscht Ruhe. Italienischer Kriegsschauplatz. Am Südflügel der küstenländischen Front kämpfte gestern unsere schwere Artillerie feindliche Geschütze an der S d o b b a - Mündung nieder; weiter wurde eine italienische Strandbatterie bei Eoloinetto in einen Trümmerhaufen verwandelt. Gegnerische In fanterie, die sich gegenüber unserer Stellung auf der Höhe östlich L'ioniatcouc festgesetzt hatte, räumte ihre Gräben fluchtartig vor unserem Ecschützfeuer. Oestlich Palazzo wiesen unstre Truppen zwei schwächere Vorstöste, bei San Martino drei bis an unsere Kampffront Hera »getragene Angriffe blutig ab. Ebenso scheiterte abends ein Vorstost stärkerer feindlicher Kräfte gegen den Tol meiner Brücken kopf. Zm befestigten Raume von Flitsch und Raibl schiebt sich nun die gegnerische Infanterie stellenweise näher an unsere Linien heran. Unsere Werke auf der Hochfläche von Lavarone und Folgaria standen gestern wieder unter lebhaftem Gcschützseuer. Auch auf unsere Stellungen am Stilsser Zoch begann die feindliche Artillerie zu schiehen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes, von Hoefcr, Felümarschalleutnant. vorschieben, aber bei länger dauerndem Kriege allen Umständen Rechnung zu tragen, die nach Ort und Zeit die Preisbildung beeinflussen und beeinflussen müssen, dem ist eine Behörde nicht gewachsen. Die Erfahrung lehrt, datz Höchstpreise, die sachwidrig festge setzt sind, im tatsächlichen Verkehr doch überschritten, und datz dann dem Ge setzesverletzer für die Gefahr der Entdeckung und Bestrafung sogar noch ein weiterer Zuschlag gezahlt wird- Die Höchstpreise müssen auf diese Art dahin wirken, datz das Geschäft immer mehr in die Hände unsolider Leute kommt, die sich vor Gesetzesverletzungen nicht scheuen. Das andere Mittel, die Anschlagstafeln, auf denen I der Gewerbetreibende seine Preise selbst benennt, 1 ist zwar an sich ein gutes Mittel, um die Neellität zu fördern, aber sie setzen grotze Zeiträume voraus, in denen die richtige Handhabung sich erst ausbilden mutz. Meine persönliche Ansicht geht dahin, datz die Wehrlosigkeit des Konsumenten gegenüber den Preissteigerungen der Kriegszert nichts anderes ist, als die Wehrlosigkeit des Kon- sumenten überhaupt. Auch in Friedens zeiten können wir es beobachten, datz über Preissteigerungen heftig geklagt wird, ohne datz etwas Ernsthaftes dagegen geschähe. Wenn es wahr ist, datz Preissteigerungen auf Preisver abredungen, auf Ringe, Kartelle usw. zurückgehen, so ist das einzig wirksame Mittel: der Organi sation die Organisation entgegenzusetzen. So lange wir nicht K on sume nt enorga nisa- tionen, insbesondere Hausfrauenvrganisationen mit der erforderlichen Tüchtigkeit besitzen, wird jeder derartige Kampf vergebens sein. Anfänge solcher Organisationen sind vorhanden. Sie zu stärken und aktionsfähig zu machen, wäre im Augenblick wichtiger als gesetzgeberische Matz regeln. Da Staat und Gemeinde selbst Kon sumenten in grotzem Umfange sind, so könnten sie in dieser ihrer Eigenschaft hieran mitwirken. Schon in Friedenszeiten las man, datz in diesem oder jenem Orte eine „Käuferliga" oder ein ähnlicher Verein schwarze Listen von Ver käufern veröffentlichte, die sich ursprünglich nur auf Geschäfte mit schlechter Behandlung von Arbeitern oder Angestellten bezogen, sich aber ganz gut aus Firmen mit unreeller Preis steigerung erstrecken Netzen. Noch wichtiger wären „weitze Listen" zur Bekanntgabe der Geschäfte, die sich auch in dieser schweren Zeit reell gehalten haben. Statt nach polizei licher Hilfe zu rufen, sollten die Konsumenten den Spruch beherzigen, der wahrhaftig in Kriegszeiten angemessen ist: „Was bringt zu Ehren? Sich wehren!" Russischer Generalsiabsbericht cvtb. Petersburg, 2-1. August. Generalsiabsbericht vom 23. August. Zn Gegend von Riga. Jacob st adt und von Dünaburg nach Westen hin ist die Lage unver ändert. An der Swenta und ebenso zwischen der Wilija und dem Rseinen hielten unsere Trup pen am 2l. und 22. August das feindliche Vorgehen auf der Front Kowarsk —Wilkomier — Kochedary —Drujkenski auf. Weiter süd lich gingen am mittlc'en Njemen einige unserer Trnppeneinheiten vom linken auf das rechte Ufer hinüber. Auf der Front zwischen Bobr und der Gegend Brcst-Litowsk fahren wir fort, unsere Stellungen Schritt für Schritt zu verteidigen. Am 21. und 22. August richtete der Feind seine hef tigsten Angriffe gegen unsere Stellungen am unteren Bobr, in der Gegend von Schafranka, aus der Gegend von Bjeljk her in Richtung nach Osten und auf der Front Kleszczelc-Wysoko-Li- t o w s k. Auf dem rechten Bug-Ufer, östlich von Wlodawa, griff der Feind hauptsächlich in der Seengegend bei Piazcza an. Am 22. August abends versuchte der Feind, in Richtung aus Kowel zum Angriff überzugehen. In Gali zien leine Veränderung. ffeinöliche Zalschmelüungen über üas Seegefecht im Riga» jNen Meerbusen ivtb. Berlin, 24. August. Aus zuverlässiger Quelle erfahren wir: In den letzten Tagen werden von russischer und englischer Seite über die Vorgänge im Rigaischen Meerbusen vom 10. dis 21. August, die mit der Vertreibung der russischen Streitkräfte ihren Abschluss fanden, wahrheitswidrige Nachrichten ver öffentlicht. Es ist von einer großen Schlacht die Rede. Es wird behauptet, die Russen hätten einen großen glänzenden Seesieg erfochrcn und die Deut schen vertrieben, nachdem sie ihnen grotze Verluste beigebracht hätten. Ohne auf alle Einzelheiten der russischen Lügen einzugehen, sei folgendes ausdrück lich fcstgcstellt: 1. Die in den Rigaischen Meerbusen vorgedrungenen deutschen Seestreit- kräfts haben dort nur leichte russische Kräfte vorgefunLen, die teils vernichtet, teils vertrieben wurden. Von einer großen See schlacht kann somit gar keine Rede sein. 2. Deutsche Verlu st e sind außer den in dem amtlichen Bericht veröffentlichten nicht ein getreten. Kein gröberes Schiff, kein Kreuzer ist ge sunken oder ernsthaft beschädigt. Alle russischen Meldungen, die anderes berichten, sind erfunden. 3. Bom Abschlagen eines Landungsoer suche s bei Pernau kann nicht die Rede jein. Ein solcher ist weder begonnen worden, noch war er beabsichtigt.. Die Torpedo bootsflottille, die hier erschien, hatte den Zweck, die Sperrung des Hafens zu decken. Hierbei hat sich ein Geschützkampf mit Hasen- und Feldbatterien entwickelt, bei dem die Hafenbatterie zum Schweigen gebracht und die Feldbatterie mit gutem Erfolg beschossen wurde. Ein russischer Damp fer und sechs russisch« Segelschiffe wur den außerdem aufgebracht und versenkt. 4. Die von den Russen angeblich erbeuteten Schiffe sind die von uns zur Sperrung von Fahr straßen versenkten. pariser Veklemmungen (r. > Eens, 24. August. (E i g. D r a h t b e r ich t.) Der Pariser „Rappel" sagt heute, daß Rußland die schwerste Katastrophe seit dem Bestehen de« Hause« Romanow drohe. Fall» der Groß fürst Nikolaus in der Mausefalle, die ihm Hindenburg so geschickt aufgestellt habe, nicht seine ganze Kopf haut lasse, könne er tatsächlich vom Glücke sagen. Auch Her»« fürchtet in der „Euerer sociale" die völ lige Abschneidung der Russenheere. Nach der Besetzung ver Bahnlinie Wilna—Peters- bürg blieben den Russen nur noch zwei ander« Straßen zur Zurückschaffunq ihrer Heere, jo daß die Herzensangst Frankreich« begreiflich er- scheine. flus belgischen Archiven Die ,,Norddeutsche Allgemeine Zeitung" beendigt die Artikelreihe über die in belgischen Archiven ge fundenen Schriftstücke belgischer Gesandter. Die am Dienstag veröffentlichten Schriftstücke um fassen die Zeit vom 7. November 1913 b i s 2. Juli 1914 und beginnen mit einer Charakteristik der Politik Greys und schließen mit der Erwartung, datz Rußland tzch nicht auf die Seite der Königs mörder non Lerasewo stellen werde. Alle zwischen beiden Daten liegenden Ereignisse, die Bemühungen der Ententemächte, die Einkreiiung Deutschlands und seines österr-nchisch-ungarijchen Verbündeten zum Ab- Ichlutz zu bringen, die Tripelentente durch Heran ziehung der Mächte zweiten Ranges zu erweitern und sich militärisch zu Wasser und zu Lande in über mächtiger Stellung den beiden eingeklammerten Zentratmächten entgegenzuwerjen, ist von den bel gischen Gesandten mit Besorgnis verfolgt worden. Graf Lalaing läßt keinen Zweifel darüber, daß er in dem politischen Programm Greys eine Gefahr für die kleinen Staaten sieht. Aus Anlaß der für Einführung der dreijährigen Dienstzeit agitierenden Gruppe Ribot schreibt Baron Guillaume am 16. Januar 1914: „Es scheint mir sicher, daß wir mehr Interesse daran Hütten, die Politik der Radikalen und Radilalsozialisten erfolgreich zu sehen. Poincars, Delcasj 6, Millerand und ihre Freunde waren es, die die nationalistische, militaristische und chauvini stische Politik erfunden und befolgt haben. Sie bil det eine Gefahr sür Europa und tür Bel gien. Darin erblicke ich die größte Gefahr, die jetzt den Frieden Europas bedroht. Nicht als ob ich zu der Annahme berechtigt wäre, daß die französische Regierung vorsätzlich den Frieden stören will — ich glaube eher das Gegenteil —, sondern weil die Hal tung des Kabinetts Barthou meiner Ansicht nach ein Anjchwellen der militärischen Neigungen in Deutschland hervorgerufen hat." — Nach dem Sturz Darthous schreibt Guillaume am 10. März 1914: „Der Umstand, daß Poincarü sich gezwungen sah, die Macht Eaillaux zu übertragen, indem er sie nominell Doumergue anvertraute, hat ihn stark ver stimmt. Er sah darin einen Mißerfolg der milita ristischen und nationalistischen Politik, die er syste matisch schon seit dem Tage verfolgt, an dem er als Ministerpräsident an die Spitze der Regierung gestellt worden war. Zusammen mit Delcass«?, Millerand und einigen anderen predigte er unablässig die Politik der militärischen Wiederausrichtung Frankreichs im Verein mit der Schaffung enger Beziehungen zu Ruß land. Cr ging als Ministerpräsident nach St. Peters burg. In einem Monat wird er als Präsident der Republik dorthin zurückkehren. Er schickte kürzlich Delcassö dorthin, den er mit der Mission beauf tragt hatte, mit allen Mitteln die Wohltaten der französisch-russischen Allianz zu unterstreichen und das große Kaiserreich zu einer Vergrößerung seiner militärischen Vorbereitun gen zu veranlassen." Anläßlich des Besuches des englischen Königs paares in Paris schreibt Baron Beqens in einer Depesche vom 24. April aus Berlin, daß der Einfluß Iswolskis auf die französische Politik sogar Herrn Cambon lästig geworden sei. Er spricht die Hoff nung aus, daß der intrigante Diplomat den Zaren bald in London vertreten wird. Von größtem Interesse ist aber eine Bemerkung in dem Bericht, ob im Falle eines deutsch-fran- zöjischen Krieges England an die Seite Frankreichs treten werde. Baron Beyens schreibt: Wir hatten einen Beweis dafür, daß die Mit, Wirkung der englischen Armee und die Entsendung eines Expeditionskorps aus den Kontinent von den Militärbehörden beider Länder ins Auge gefaßt worden war. Würde es jetzt noch ebenso sein, und müßten wir mehr noch fürchten, daß englische Soldaten in Belgien einmarschieren, um uns in der Verteidigung unserer Neutralität dadurch beizustehen, dag sie sie von vornherein kompromittieren? Deutlicher könnte gar nicht ausgesprochen werden, daß sich di« belgische Regierung besten be wußt war, daß zur eine vom englischen Generalstabe im Einvernehmen mit der französischen Heeresleitung geplante Landung in Belgien der Schutz der belgischen Neutralität nur drn Vorwand bildete. Daß dieses Eingeständnis gerade aus dem Munde des Barons Beyens kommt, entbehrt nicht eines komischen Bei geschmacks, weil der jetzige belgische Minister des Aeußern kürzlich in der „Revue des deux Mondes" in einem von gehässigen Angriffen und Verdächtigungen strotzenden Artikel über dre oel- gijchc Neutralität die Schuldlosigkeit der belgischen Regierung nach'uweisen versucht hat. Interegant ist auch der Bericht Baron Guillaumes vom 8. Mai. Er schildert sehr zu- treffend die Stimmung, aus der drei Monate später der Krieg erwächst. Er schreibt: Unstreitig ist di« französische Nation in diesen letzten Monaten chauvinistische-, und selbstbewußter ge worden. Dieselben berufenen und sachverständigen Persönlichkeiten, die vor zwei Jahren sehr lebhafte Befürchtungen bei der bloßen Erwähnung von möglichen Schwierigkeiten zwischen Deutschland und Frankreich äußerten, stimmten jetzt einen anderen Ton an. Sie begännen, siegesgewiß zu sein, machten viel Aufhebens von den übrigen« tatsächlich wirklich