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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.09.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19160920010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916092001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916092001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-09
- Tag 1916-09-20
-
Monat
1916-09
-
Jahr
1916
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wenn lm Königreich Sachsen dar aesehltch« Gehalt ttir Lehrer und Lehrerinnen, das Endgehalt auraenommen, gleich hoch IN, wenn in Baden beide dir zum Gehaltssatz von 2400 Mar», in den Reichs land en in den AnsanoB- und Grundgehältern gleichstehen. Und Bayern erschwert die Eheschließung der Lehrer tn einer Weile, -le man in einer Zelt der Bevölkerungs- Politik für ganz unmöglich halten sollte. Nicht nur mutz -ort s«ar Lehrer ausnahmslos die dienstlich« BerehelichungSbewiNiguna ein- holen, sondern er mutz auch Aufnahmegebühren (rund 80 Mark) und Jahresbeiträge in steigender Höhe, sowie Verehelichungs gebühren von 30—SO Mark tn die Kreispensions- und Relikten kasse zahlen. Ehe man in Preußen und im Reiche an ein« grundsttlrZMda Reform der Beamten- und Lehrerbesoloung geht, an eine Neu ordnung, bei der der Familienstand die ausschlaggebend« Rolle spielt, möge man zuerst einmal alle unsozialen Momente tn den gegenwärtigen Besolbungsordnunaen beseitigen. Außer der ein gangs geforderten Abstufung des Wohnungsgeldes kann man für kinderreiche Beamten- und Lehrerfamilien in größerem Umfange .Dienstwohnungen bauen, sie in Städte mit höheren Schulen ver setzen, ihnen durch Schulgelderlaß entgegenkommen. Auch müßte man dazu übergehen, die dreijährigen RückungSfristen in allen Ge haltsordnungen in zweijährige umzuwandeln, wie sie schon in der Beamten- und Lehrerbesoldung Badens und Oldenburgs und in der Besoldung der städtischen Beamten in zahlreichen Groß städten bestehen. Die Form der dreijährigen Zulagen hät sich auS den Zeiten erhalten, in denen die Preise längere Jahr« fest stehen blieben, heute erhöhen sie sich sprungweise und plötzlich, und Zu lagen nach der langen Spanne von drei Jahren vermögen auch die bescheidensten Bedürfnisse einer Familie nicht mehr zu befriedigen. Würde man sie in zweijährige verwandeln, so wäre dadurch auch ejn anderer Uebelstand beseitigt, die späte Erreichung des End gehaltes. Es setzt heute erst dann ein. wenn die größten Schwierigkeiten in der Kindererziehung beseitigt sind. Schon zur Durchführung dieser bescheidenen Reformen ge hören große Mittel und viel Umsicht und Sorgfalt. Und in dieser Familiensürsorge möge sich der Staat nicht nur aus die Beamten und Lehrer beschränken. Er hat ein Interesse daran, daß alle Volkskreise eine größere Kinderzahl hervorbringen, und demzufolge die Pflicht, alle kinderreichen Familien besonders zu unterstützen, ein Gedanke, der ja schon im Kinderprivileg unserer Steuergesetzgebung schüchtern zum Ausdruck kommt. Will aber der Staat, neben dem eben geforderten sozialen Ausbau der Be soldungen, besondere Kinderzulagen geben, so dürfen sie nicht als ein Teil der staatlichen Besoldung»-, sondern müssen als eine Maß nahme der Bevölkernngspolitlk bewertet werden. Dann wird ein großer Teil der Gefahren für die wirtschaftliche Gesamtlage der Beamten- und Lehrerschaft hinfällig und die Lösung des ganzen Problems aus eine breitere und darum gerechtere und wirksamere Grundlage gestellt. Tirpitz gegen die Verdächtigungen («Z München, 19. September. (Eig. Draht bericht.) Die .Süddeutschen Monatshefte' in München ver öffentlichen in eigener Sache einen Briefwechsel zwischen -em Großadmiral von Tirpitz und dem Reichskanzler von Beth mann Hollweg. Die Briefe lauten: . An den Reichskanzler. St. Blasien, 8. August IS. Ew. Exzellenz beehre ich mich von folgender Angelegenheit in Kenntnis zu sehen: Rach einer mir zugegangenen Mitteilung des mir persönlich unbekannten Prof. Lohmann in München hat der Professor Beit Valentin aus Freiburg i. Br. am 21. Juli vormittags diesem gegenüber in Gegenwart eines anderen Herrn den Verdächtigun gen gegen mich in bezug aus angeblich fatsche Angshz.y zvkutrzeit in der U-Dootangelegenheft ausge sprochen. Hierbei hat er zu erkennen gegeben, daß er zurzeit im Auswärtigen Amt sei. Diese Unterredung ist protokollarisch ausgezeichnet worden. Professor Valentin hat diese Behauptung an demselben Tage abends auch in Gegen wart deS Prof. Erich MarckS wiederholt. Nach von mir ein gezogenen Erkundigungen bei der Universität Freiburg ist Professor Valentin seit längerer Zeit diätarisch und kommissarisch Im Aus wärtigen Amt angestellt. Aehnliche Verdächtigungen meiner Person, und zwar besonders in bezug auf die Angaben meines Vertreters im BundeSratsausschug bet der Beratung des Etats 1916 über die Zahl der verfügbaren Unter seeboote, sind mir von verschiedenen, darunter auch sehr hohen Stellen, zum Teil unter Berufung auf amtliche Informationen zu Ohren gekommen. In einer dieser Angelegenheiten habe ich mich bereits genötigt gesehen, mich unmittelbar an Seine Majestät zu wenden. Da ich in dieser ernsten Zeit keine anderen Mittel anwendrn möchte, mich derartiger infamer Verdächtigungen zu erwehren, beehre ich mich, Ew Exzellenz zu ersuchen, das Erforderliche gegen den Professor Veit Valentin bzw. gegen den sonstigen Schuldigen zu veranlassen. Mit ausgezeichneter Hochachtung Ew. Exzellenz ergebener von Tirpih, Großadmiral. Di« Antwort des Reichskanzlers lautet: Gr. Ha » plq « artler, N. August IS. E». Ezzellenz beehre ich mich auf das aefällige Schreiben vom S. August anbei Abschrift einer Aufzeichnung d«S Leiters der Zentral stelle für AuSlandSdienst«, Botschafters a. D. Freiherrn vonMumm, sooft« Aeutzerunßen deS Prof. Valentin über di« von Lw. Exzellenz gegen ihn erhobene Beschwerde za übersenden. Prof. Valentin bat bet dieser Gelegenheit gegenüber dem Botschafter Freiherrn von Mmm betont, daß seine vor seinemDienstantrttt am 21. Juli d. 3. in München getanen Aeußerungen in einer privaten ver traulichen Unterhaltung gefallen seien und mit seiner Lätigkeit bei der Zentralstelle in keiner Weis« in Zusammenhang ständen. Aus ber Aufzeichnung d«S Frelherrn von Mumm wollen Lw. Exzellenz entnehmen, daß mir übrigens über den Prof. Valentin auch hinsichtlich dieser seiner Tätigkeit keine disziplinären Befug nisse zustehen, und ich Professor Valentin Mitteilen laste, daß seine Aeußerungen, bi« Angaben des Staatssekretärs von Lapelle über di« Zahl der verfügvaren U-Boote feien wesentlich von denen Euerer Exzellenz adgewichen, den Tatsachen nicht entsprechen, daß viel mehr dlevonEuererSxzellenzgenannteZahlderfront- bereiten Unterseeboote die gleich« g «wes en sei, wie die vom Herrn Staatssekretär des Retchsmarineamts an gegeben«. Eine wettergehende Aufklärung herbeizu- führen, bin ich nach Lage der Sache außerstande. gez. von Beihmann Hollweg. Dl« Darstellung des Professors Valentin ist tn folgendem Brief enthalten: Berlin, 11-August ISIS. Zu der Beschwerde Seiner Exzellenz des Herrn Großadmirals von Tirpitz habe ich zu bemerken: Ich befand mich am 22. Juni d. 3. in Manchen auf einer Reise nach Berlin, um meinen Universitätslehrer Professor Erich MarckS zu besuchen. Auch ging ich zu Professor Loh mann, einem alten Bekannten von mir. Professor Lohmann empfing mich in Gegenwart eines anderen Herrn im Redakkionszimmer der «Süddeutschen Monatshefte'. Ich erzählte ihm, daß ich im Winter einen Auftrag vom Auswärtigen Amt erholten hätte und jetzt wieder nach Berlin ging«. Darauf begann er: «Wir in München haben, nach- dem wir von der gegenwärtigen RetchSleitung «fort gesetzt angelogen worden sind', da« Vertrauen zu ihrer Politik verloren. Wir vermögen nur, in dem neuen System, dei dem alleln der Name Tirpitz bedeutet, die Mög lichkeit einer Rettung Deutschlands zu erblicken.' Ich erwiderte Lohmann, daß ich diese AusfassungSweiie voll ablehnen müsse und daß ich ihn für vollständig falsch informiert halte. Ich erzählte unter anterm (was mir im Winker aus zuverlässigen parlamentarischen Kreisen bekannt geworden war), daß die Angaben des Staats sekretärs von Lapelle über die Zahl der verfügbaren U-Boote von denen seine» AmtSvorgängers wesentlich abg e wich en waren. , gez. Prof. Valentin, s, a. o. Professor an der Universität BrelSgau l. B. ' In dem Schreiben deS Botschafters Freiherrn vonMumm, deS Leiters der Zentralstelle für Auslandsdienste, wird nach gewiesen, daß Professor Valentin seit dem 24. Juni bei der Zentralstelle für Auslandsdienste tätig sei, daß dem Botschafter Frelherrn von Mumm aber keine Disziplinargewalt über Professor Valentin zustehe, da der Leiter nur durch einen Privatvertrag mit dem Auswärtigen Amt verbunden ist. Abreise des Grafen Lzernin und von Exzellenz Nadew aus Bukarest avtd. Stockholm, 10. September. (Drahtberichk.) Der öster reichisch-ungarische und der bulgarische Gesandte in Bukarest sind infolge deutscher Vermittlung von russischer Seite nun ebenfalls zur Abreife ermächtigt worden und mit dem Personal der beiden Gesandtschaften und der beiderseitigen Konsulate Ur Rumänien in Schweden eingetrosfen. Die Kämpfe in Ostafrika vtd. London, 10. September. (Drahtbericht.) In einer amt lichen telegraphischen Meldung vom 16. September über den Schluß der Operationen, durch die der Feind aus den 11 luguru - Hügeln vertrieben wurde, berichtete General Smuts: Am IS. September bewerkstelligten unsere Streitkräfte, die seit dem 28. August durch dat zentral« Berggebiet, sowie östlich und westlich davon kämpfend vordrangen, nahe bei Kissakt am Südrande der Hügel ihre Vereinigung. Von den Resten der feindlichen Truppen, die sich nacht» nach dem Südosten zurückzogen, waren 65 Deutsche und Europäer zurückgeblieben, von denen 34 krank lagen tn einem Lazarett, das mit dem gesamten Personal und mehreren Buren, die als politische Ge fangene festgehalien waren, zurückgelassen wurde. Die Bewegungen unserer Abteilungen ln und an den Bergen gingen unter sehr schwieri gen Verhältnissen, wie dem Ueberbrücken zahlreicher Ströme und der Sprengung von Fahrwegen tn den Tälern, vor sich. Alles dies wurde unternommen, während unsere Hauptmacht von der sehr langen Der- bindungS- und Verpflegungslinie, die nach der Ulambara-Eisenbahn und Tanga zurückführte. abhängig war. Westlich der Illuguru-tzüqel näherten sich die Abteilungen deS Generals von Deventer dem großen Ruaha- Fluß auf dem Wege nach Men Mahengo und trieben starke feindliche Abteilungen nach Süden vor sich her. Lindi und Miklndani, die letzten Häfen wurden von Seestreitkrästen und afrikanischen Truppen besetzt. Die unbedeutenden deutschen Streitkräfte zogen sich ins Inland zurück. wtb. London, 19. September. (Drabiberlcht.) Reuters Sonder berichterstatter in Mrogoro (Deutsch-Ostafrika) telegraphiert unter dem 16. September: Nach einem Marsch von vielen Tagen zur Verfolaung d«S Feindes über unglaublich mühsam« Bergweg«, durch Knüppelholz längs des FlusseS, auf Slefantenpfaden ohne Transportmittel, Gecken und Mäntel, auf dem die Truppen von halben Rationen lebten, vereinigte sich die Infanterie unter dem General BeviS bei dem Mgata-Fluß mit der berittenen Brigade unter Generalmajor BrtlS. Die vereinigte Streitmacht überfiel unter Führung deS Generals BrltS den Feind tn leinen Stellungen. Dl« Informationen, die der General Über die Stärke der feindlichen Truppen erhalten hatte, waren nicht verläßlich, so daß er beschloß, mit seiner ganzen Macht ein Erkundung-Manöver auSzu- führen. Die Infanterie bahnt« sich längs des rechten Ufer» deS Flusse- einen Weg, während die Kavallerie um den linken Flügel des Feinde- zog. Der Infanterie gelang e», den Feind auS feinen vorberetleten Stellungen zu vertreiben und das linke Ufer des Flusses zu besetzen, wo sie sich während der Nacht etngrub. Die berittenen Truppen fingen die volle Wucht des Gegenangriffs auf, und die Infanterie war dann einem heftigen Nachtangriff ausgesetzt, den sie aber abschlug. Am nächsten Morgen griff Oberst Massey den Feind aus Osten an und vereitelte dessen Versuch, ihn von unseren Truppen abzuschneiden. Der Feind erlitt schwere Verluste. Die Deutschen schickten in liebenswürdigster Weise einige Verwundete in Begleitung eines ArzteS und warnten unS vor den Gefahren, die den Verwundeten von Löwen drohten. Dret Löwen zeigten sich vor der Feuerltnie deS Obersten Malley. Ein riesiger Python drängln da- Lager deS Generals BeviS am Flusse ein und konnte nur mit Mühe getötet werden. Di« Kolonnen wurden auch von Bienen überfallen, die di« mit Munition beladenen Maulesel in dl« Flucht trieben, wodurch der Vormarsch der Infanterie vorüber gehend unmöglich wurde. Die Kämpfe spielten sich tn der dichtesten Wildnis ab. Politische Nachrichten Anweisungen für den Ankauf von Aepfeln und Zwetschen DieKrlegsgesellschaft für Obst, Konserven und Marmelade G. m. b. H., Kochstrahe 6, Berlin 68, Telegrammadresse «Kriegsobst', gibt bekannt, daß Obstgroß- händler gegen Vorzeigung einer HandelSkonzession und son stiger Empfehlungen Ausweiskarten des Kriegsernährungs amts für den Ankauf von Aepfeln und Zwetschen für die Kriegs gesellschaft in den Geschäftsräumen der Kriegsgesellschaft für sich und ihre Aufkäufer sofort in Empfang nehmen können. Bei schriftlichen Anträgen ist an Stelle der Aandelskonzession eine be hördliche Bescheinigung einzusenden, daß der Antragsteller im Besitze einer Handelskonzession ist. Die Karten werden auf den Namen der Großhändler sowie der Aufkäufer ausge stellt, zu welchem Zweck genaue Angabe von Namen und Adresse erforderlich ist. Höchstpreise für Kaffeemischungen Der Kriegsausschuß für Kaffee, Tee und deren Ersatzmittel, G. m. b. H., in Berlin, macht zufolge Ver fügung des Kriegsernährungsamtes bekannt, daß gemahlene Mischungen gerösteten Kaffees mit Kaffee-Ersatzmitteln nur in drei Sorten an die Verbraucher abgegeben werden dürfen, und zwar mitSOProzent Kaffee zu einem Preis von höchstens 2,20 Mark für das Pfund, mit 28 Prozent zu einem Preis von höchstens 1,40 Mark für das Pfund und mit 10 Prozent zu einem Preis von höchstens 0,02 Mark für das Pfund. Andere Mischungsverhältnisse für gemahlene Mischungen von Kaffee und Ersatzmitteln sind unzulässig, soweit sie erst nach dem 2 5. September in den Handel gebracht werden. Wer Mischungen von Kaffee mit Kaffee-Ersatzmitteln verkauft, ist ver pflichtet, auf der Umhüllung (Verpackung) anzugeben, wie viel Prozent reiner Bohnenkaffee in der Mischung enthaften ist. Ferner wird darauf aufmerksam gemacht, daß sämtlichen Fabrikanten, denen Rohstoffe zur Herstellung von Kaffee-Ersatzmitteln freigegeben oder geliefert werden, die ver tragliche Verpflichtung auferlegt ist, Kaffee-Ersahmittel-Misckun- gen ohne Kaffee nicht über 60 Pfennig pro Pfund für die Verbraucher in den Handel zu bringen. Ausgenommen sind nur Feigenkaffee und Kaffeessenz (Zucker- präparal), deren Preiskontrolle den Preisprüfungs stellen unterliegt. rsknBeiM., sinvelülitt in ür? öünttüiisn Lnms. !n silen kinrciilU le- ZLkLllen rn Iirden. 0. SvlirMner. kerlin - krirriensu. Die NomadenvSlker Rußlands Von Professor Dr. R. Stübe. II. (Nachdruck verboten.) Weit stärker mongolischen Charakters und in ihrer Lebens form nomadisch sind die Baschkiren, östlich von der Wolga; Acker bau meiden sie, ihr Viehbcsitz geht stark zurück. Sie weichen vor der russischen Besiedelung und schienen dem Verfall preisgegeben zu sein. Noch stärker prägt sich das mongolische Nomadentum bei den Kir gisen aus, die vom Uralfluß wett ostwärls nach Ästen hinein Hausen. Da ihre Weiden immer stärker beschränkt werden, so verringert sich ihr Viehbesih stündig — auch durch Seuchen — und ebenso ist ihre ali« Hausindustrie im Verfall. Endlich sind hier noch die No« al-Ta tar en In der Manytsch-Ebene zu nennen, von denen aber der größte Teil nach dem Krlmkriege ln di« Türkei übergestedelt ist. Bei keinem Volk aber Mit der mongolische Charakter so stark hervor wie bei den Kalmücken, zwischen Wolga und Manytsch. Sie reden auch keine türkische, sondern eine mongolische Sprache. Erst im 17. Jahrhundert sind sie in Europa eingewandert. Anfang- waren sie Bundesgenossen der Rusten In den Kämpfen gegen die Tataren. Als Rußland auch sie zu unterwerfen suchte, wanberie der größte Teil nach Asten zurück. Von allen diesen Völkern finden sich in unseren Gefangenlagern zahl reiche Vertreter, die nun als Forsckungsobsekte dienen. Auch ber äußerste Norden Rußlands, der polaren Klimacharakker hak, ist von Völkern nomadischer Lebensform besiedelt. Fälschlich werden die Lappen oft zu den Finnen gerechnet, weil sie eine finnisch« Sprache angenommen haben. Nach Raste und Kultur sind sie von ihnen völlig verschieden. Aus der Halbinsel Kola Hausen etwa 1800 Lappen, während die größere Maste diese- Volkes tn Schweden (670V) und in Norwegen (17 MO) fitzt. In Norwegen heißen sie Finnen oder Ouänen. Sie sind die eigentlichen Polarnomaden, mit ihren Renntiercn wandern sie siidwäilS bi- zum 62. Grad n. Br.: nur im Winter erscheinen sie in den Ebenen, sonst Hausen sie im Gebirge. Körperlich gehören sie einem TvpuS an, der den Nordrand Sibiriens innehat und der wobl als eigene Raste aufznsasten ist. Das Volk zeigt große Lebenskraft; Krankheiten sind (außer einer Augenenizündung) sehr selten, und dir Familien sind äußerst kinderreich; 15 bi- 24 Kinder eines H«us«S sind nicht srllen beobachtet worben. Sie sind ein sehr friedliche-, gut mütige- Volk, da- keine anderen Waffen als die der Jagd und de« Fischfangs kennt. Merkwürdig ist der starke Einfluß, den die Lappen in Kultur und Religion einst auf die Nordgermanen geübt haben. I". den Abern manches altnordischen KöntgSg-schlechtS floß lappische» Blut. Als zauberkundig gelten die Lappen noch heute; ihre Volksreligion ist ein mit Zaubcrrften verbundener Dümonenglaube. Im russischen Heere sind uns meines Wissens noch keine Lappen begegnet. Da» merkwürdigste Nomadenvolk der Polarzone sind die Samo jeden, von denen etwa 160 000 in der Tundra und im nördlichen Waldgcbiete Rußlands Hausen, während eln großer Teil in Asien sitzt. Sie gehören für die Forschung zu den interessantesten Völkern des Nordens, da sie vor mehreren Jahrhunderten eine gewisse Kultur ge wonnen haben. Ihrem körperlichen Typus nach stehen sie den Mon golen nahe; sie sind klein, dunkelhaarig, kurzköpfig und dunkeläugig. Ihre Sprache nimmt in dem großen ural-altaischen Spcachstamm eine Stellung für sich ein, ist aber wohl vom Finnischen beeinflußt worden. Anthropologen wie Virchow und Middendorf halten sie für ein finnisch mongolisches Mischvolk. Im Jahre 1897 wurde ihre Anzahl auf 15 800 angegeben; es scheint, daß sie an Zahl abnehmen, seit sie den schädigenden Einflüssen Europas ausgesetzt sind, besonders dem Alkohol. Auffallend ist für ein Polarvolk die frühe Reife; schon mit N—12 Jahren heiraten die Mädchen und haben in diesem Alter Kinder. Sie sind aber mit 30 Jahren «uck jchon völlig gecilert. Sehr merkwürdig ist die bei Frauen der Samojeden und Lappen beobachtete nervöse Reizbarkeit. Ein Schreck aus qerinasügiqcm Anlaß, durch unerwartete Berührung oder ein Geräusch, z. B. Pfeifen, genügt, um sie In Raserei oder in Ohnmacht fallen zu lasten. Ilcbrigens bilden die Samojeden ein aus zahlreichen Stämmen, die sich in drei Gruppen zusammenfassen lassen, bestehende- Volk. Ihr Name wird meist aus dem Russischen als «Roh- ester' erklärt. Wahrscheinlich ist der Name aber finnischen Ursprungs und ist mit dem alten Namen Lapplands Sameandra zu verbinden. Die bei Archangelsk wohnenden Samojeden heißen heute noch Samod. Vielleicht bedeutet ter Name «Sumpsbewohncr'. Sie selbst nennen sich, wie so viele Völker Chasovo (d. h. Menschen) oder Ninch (d. h. Männer). DaS Russische Reich hat aber unter seinen asiatischen Untertanen noch zahlreiche Namadenvölker, die teilweise sehr interessant sind, wie die Ofljakcn, die Jakuten, die Tur.gusen und die Tschuklscken. Dazu kommen die Mongclen und die Turkvölker Zentralasiens. Wir Haden unS hier auf die im europäischen Rußland sitzenden Nomadenvölker beschränkt. Alles Theater. Gaston Demme, der an Stelle de- ein berufenen Kari Lkert del uns als willkommener Gast eingekehrt ist. war gestern der Nickeimann in der .Versunkenen Glocke'. Eln tausend jähriger alter Herr sprudelte mancherlei SinnierlichcS über die Welt, allerdings nicht ganz soviel träusenden Wassergeist wie Ckert in dieser Gestalt. Aber dafür entfaltet« er in dem natürlichsten Gequack geradezu eine musikalische Skala seelisch schattierter Urlaule; eine bewunderns- würdige Teich- und Tümpelpoetik. Maria Arens, erstmalig die Glockcngießersehesrau, trug eine lebhafte dramatische Bewegtheit in die Rolle, ohne indessen cs an den charakteristischen Umrissen fehlen zu lasten. Die Sorge um den Verunglückten sprach in stark gefornuen Einzclmomenlen. Die Ausführung litt an mancherlei Unebenheiten und war ziemlich ungleichmäßig. ?. ä. kirnst un- Wissenschaft Am 20. September vollendet ein ehemaliger Hauptschriftsteller des .Leipziger Tageblatts', Dr. Hermann Küchllng in Char lotte n b u r g, sein 75. Lebensjahr. 1841 als Sohn eines Beamten zu W eimar geboren, besuchte er die Schulen in Weimar und Eisenach und studierte in Jena zuerst Naturwissenschaften, dann Kultur- und Literaturgeschichte. Rach Weimar zurückgekehrt, wurde er Lehrer in diesen Fächern und dramaturgischer Beirat des Hoftheaters; 1874 trat er als Redakteur in die «Elberfelder Zeitung', 1876 in die Redaktion der «Osnabrücker Zeitung' ein, die er 12 Jahrs hindurch führte. Auf Empfehlung des verstorbenen Ministers Miquel Kani cr 1888 an das .Frankfurter Journal', 1890 an die «Münchener Allgemeine Zeitung", später an die .Geraer Zeitung' und an das .Leipziger Tageblatt', wo er ebenfalls 12 Jahre lang wirkte und mit der Verleihung des Ritterkreuzes 1. Klasse des Albrechts- ordenS ausgezeichnet würde. Sodann übernahm er die Leitung der .Ostmark' in Berlin, die er bis 1M7 innehalte. Seit 1906 wohnt er in Charlottenburg. Hier ist cr mit der Sammlung seiner novellistischen und dramatischen Arbeiten beschäftigt. Als erste Opernneuheit im Deutschen Nationaltheater tn Prag erschien am Sonntag Felix v. Weingartners neueste- Opernwerk „Kain undAbe l". Der Erfolg war groß und echt. Die Musik berückt oft die Zuhörer, die Tonmalerei herrscht vor. Wo die Lyrik hcrvor- irilt, zeigt sie sich von einer Süße, die die Zuhörer tn Bann schlägt, was namentlich bei den GescmgSstellen der Aba cintritk. Daß die Technik des Werke- auf höchster Höke steht, braucht wohl nicht bet Weingartner gesagt zu werden. Die Aufführung entsprach den weit gehendsten Ansprüchen. Wie wir hören. Ist die Ernennung des Professor- ber Geschichte an der Kgl. Akademie zu Posen Dr. Alfred Herrmann zum etat mäßigen Professor daselbst als Nachfolger deS verstorbenen Professor» G. Buchholz In Aussicht genommen. — Zinn Professor der Astronomie so wie zum Leiter der Universitäts-Sternwarte inBreslauist Dr. Alexan der Wilkens, Privatdozenl und erster Observator an der Stern warte inKiel, auSersehcn. — Der Vertreter der englischen Sprache und Literatur an der Königsberger Universität Prosessor Dr. Max Kaluza begeht am 22. September seinen 60. Geburtstag.
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