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SstM mH HmsttdlWs Ummmen Der deutsche Tagesbericht Dar Wolffsche Bureau meldet amtlich: Großer Hauptquartier, 22. September. Westlicher Kriegsschauplatz ' Zwischen Souchez und Neuville sowie östlich von Äocllncourk griffen die Franzosen gestern abend an. Die Angriffe brachen im Feuer vor unseren Hindernissen zu- , summen. Zn der Champagne wurden nordwestlich des Gehöftes Beausejour neue französische Schanzarbeiten durch kon zentrischer Feuer zerstört. Stärkere Patrouillen, die teilweise bis zur dritten feindlichen Linie durchstießen, vervollständigten die Zerstörung unter erheblichen Verlusten für die Franzosen, machten eine Anzahl Gefangene und kehrten befehlsgemäß in unsere Stellung zurück. Ein englisches Flugzeug wurde bei Willerval (östlich von Neuville) von einem deutschen Kampfflieger ab- zesch offen; der Führer ist tot, der Beobachter wurde verwundet gefangengenommen. Oestlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg Südwestlich von Len new ad en (an der Düna, nord westlich von Friedrichstadt) machten die Rusten einen Vor stoß, es wird dort noch gekämpft. Oestllch von Smelina (südwestlich von Dünaburg) brachen unsere Truppen in die feindliche Stellung in einer Breite von 3 Kilometer ein, machten 9 Offiziere, 2000 Mann zu Gefangenen und erbeuteten 8 Maschinen gewehre. Nordwestlich und südwestlich von Oschmjana ist unser Angriff im weiteren günstigen Fortschreiten. Der Gawia- Abschnitt ist beiderseits Subotniki überschritten. Der rechte Flügel ist bis in die Gegend nördlich von Nowogrodek vorgekommen. Heeresaruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopoldvon Bayern Der Molezadz-Abschnikt ist auch südöstlich des gleich namigen Ortes überschritten. Russische Stellungen auf dem westlichen Myschanka-Ufer, beiderseits der Bahn Brest- Litowsk—Minsk wurden erstürmt und dabei tausend Gefangene gemacht, fünf Maschinengewehre erbeutet. Weiter südlich wurde Ostrow nach Häuserkampf ge nommen. lieber den Oginski-Kanal bei Teleschany vorgegangene Abteilungen warfen die Rusten in Richtung Dobroslawka zurück. Heeresgruppe des GeneralfeldmarfchallS von Mackensen Oestllch von Logisch in fanden kleinere Kämpfe statt. Südöstlicher Kriegsschauplatz Nichts Neues. Rach der Mobilmachung in Bulgarien Telegraphischer Bericht --- Berlin, 22. September. Das .Berl. Tagebl." läßt sich von seinem Privalkorrespondeften aus Sofia vom 20. September berichten: Heute wie niemals zuvor in den letzten, durch diplomatische Schritte oftmals mit Unruhe erfüllten Monaten ist die allgemeine Meinung die, daß Bulgarien dicht vor der Entscheidung stehe. Seit zwei Tagen laufen in der Haupt stadt ernste Gerüchte um, die bisher offiziell nicht dementiert wurden. Nur die .Balkanska Poschla" bringt heute folgende Erklärungen eines Ministers: .Der Ministerrat hat bisher noch keine Entscheidung gefällt, die einer eventuellen Aktion Bulgariens vorangehen müßte. Die bisher getroffenen Maßnahmen haben den Zweck, für jeden Fall eine außer ordentlich rafche Abwicklung der Ereignisse zu sichern.' In den hiesigen Ententekreisen herrscht große Besorgnis, da dieAnkwort Bulgariens, die voraussichtlich in dieser Woche überreicht werden wird, zweifellos mit Hinsicht auf den Passus, der von der Okkupierung Mazedoniens nach dem Kriege spricht, ablehnend lauten wird. Unter den hiesigen politischen Gruppen ist eine große Bewegung bemerkbar. Nach der Audienz der Oppositionellen beim König fanden allgemein Sitzungen der Oppositionsparteien statt. Bekannt wird seht eine Aeußerung des Königs gegenüber den Opposi tionsführern. Der König sagte: .Eine Politik, w'c Sie sie empfehlen, ist sehr, sehr fraglich, meine Politik ist klar und gut überlegt.' Das Kabinett Radoslawow bleibt für alle Fälle am Ruder. Der Ministerpräsident erklärte in dieser Be ziehung: .Eine Zeitlang war ich entschlossen, mich von der Regierung zurückzuzlehen. Die Entwicklung der Ereignisse sedoch zeigt, daß mein Rücktritt von schwerwiegender Bedeutung wäre und meinen politischen Gegnern Grund zu der Meinung geben würde, daß ich vor der Verant wortung fliehe, wie es Geschow 1913 im entscheidenden Augenblick tat. . Andererseits wüßte ich nicht, in welche Hände Bulgarien dann siele. Wer weiß, ob die Regierung nicht wieder von unvernünftigen Politikern geführt werden und ob Bulgarien nicht in eine Aktion getrieben würde, welche eine neue Katastrophe, eine gefahrvollere als die erste, zur Folge hätte. Ein Rücktritt in diesen Zeiten würde die größte Verantwortung vor der Nation auf meine Schultern legen. Deshalb muß ich trotz meiner Ermüdung auf meinem Posten verharren, um Bulgariens Interessen zu wahren und der bulgarischen Nation eine glückliche Zukunft zu sichern." (r.) Kopenhagen, 22. September. .Ratlonaltidende" melde! aus Sofia die Einführung der militärischen Preßzensur in Bulgarien. Die bulgarischen Schiffe wurden aus russischen Häfen zurückberufea. Begeisterung der Bulgaren in Berlin Telegraphischer Bericht br. Berlin, 22. September. In den Kreisen der hiesigen bulgarischen Gesandtschaft nimmt man an, daß sich im Deutschen Reiche etwa 1000 Bulgaren auf halten, und zwar zumeist studienhalber in den Universitätsstädten. Auf der Berliner bulgarischen Gesandtschaft am Kurfürsten damm herrschte heule vormittag bereits ein starker Andrang. Etwa hundert Personen meldeten sich zur Einzeichnung in die Mobilisierungs liste. Unter den Einberufenen herrschte starke Begeisterung und frohe Zuversicht. Zusammenkunft des Kaisers und de» König» von Bayern Amtliche Meldung "tb. Nürnberg, 22. September. Der König von Bayern ist mit Gefolge heute mittag 11 Uhr 30 Minuten mit Sonderzug in Nürnberg eingetroffen. Pünktlich um 12 Uhr fuhr der Hofzug desDeutschenKaisers in den Bahnhof ein. Die Begrüßung der Monarchen war eine äußerst herzliche. Nach Vorstellung des beiderseitigen Gefolges fuhren die Fürstlichkeiten in bereitgestellten Kraftwagen zur Burg. Der Jubel der Bevölkerung war außerordentlich groß. Alle Glocken läuteten. Die Stadt war trotz der überraschenden Ankunft der Fürstlichkeiten im Festgewande. Es herrschte herr lichster Sonnenschein. Nach der Ankunft auf der Burg fand dieUeberreichung deS bayrischen Feldmarschallstabes durch den König an den Kaiser statt. Nach dem festlichen Akte war Frühstückstafel auf der Burg, daran anschließend Cercle. Sodann verweilten der Kaiser und der König eine Zeit lang im gemein samen Gespräch in ihren Gemächern. Nach dreistündigem Zusammensein verliehen die Fürstlichkeiten Nürnberg, auf dem Wege zum Bahnhof mit der gleichen Begeisterung von der Be völkerung begrüßt wie bei der Ankunft. Um 3 Uhr rollte der Hof- ug deS Kaisers auS dem Bahnhof. Eine Viertelstunde später *iste der König mit Gefolge im Sonderzuge ab. Die Lehre von 1V18 Telegraphischer Bericht tu. Sofia, 22. September. Das halbamtliche .Echo de Bulgari«' veröffentlicht einen äußerst scharfen Artikel gegen die Regierungen von Serbien und Griechenland, denen es die Verantwortung für alle kommenden Ereignisse znschiedt. Unter anderem erklärt das Blatt: Während,man einerseits uns einreden will, daß Serbien die Note des Vierverbandes annimmt und somit die bulgarische Forderung erfüllt, betont man andererseits die unerschütterliche Treue Griechenlands zu Serbien und die Notwendigkeit für die beiden Länder, eine gemeinsame Grenze auch in Zukunft zu behalten. Unter diesen Umständen lernt man, sich nach dem zukünftigen Wege Bulgariens fragen. Er liegtoffen voran s. Die Lehre von 1St3 ist hart für uns gewesen, da sie uns von jeder politischen Sentimentalität für immer geheilt hat. Die Betonung des Bestehens eines griechisch-serbischen Bündnisses in einem Augenblick wo es sich darum handelt, end gültig die Balkanfragen zu regcln, ist ein bezeichnender Hinweis auf die geifiige Verfassung, in der sich Griechenland und Serbien befinden. Fried« und Sicherheit kann auf dem Balkan erst dann herrschen, wenn di« Erinnerung an 1913 vollkommen aasgelöscht ist. Serbien und Griechenland wollen aber diese Wahrheit nicht verstehen Man darf sich also über die Spannung, die auf dem Balkan herscht, nicht weiter verwuadern. Griechenland und Bulgarien Wie dem .Lok.-Anz.' gemeldet wird, führte die Unterredung Benizelos' mit dem Könige zu dem Ergebnis, daß Griechen, land ein etwaiges bewaffnetes Vorgehen Bulgariens nicht als Grund einzugreifen betrachten würde. Die Offensive gegen Serbien Von Major a. D. von Schreibershofen. Das wichtigste Ereignis, das in den letzten Tagen im Welt kriege stattgefunden hat, ist der Beginn einer neuen Offen sive gegen Serbien. Deutsche und österreichisch-ungarische Batterien haben das Feuer gegen die serbischen Stellungen am Südufer der Donau eröffnet, haben Semendria und Belgrad be schossen, und gleichzeitig haben sich auch Infanteriekämpfe ent wickelt. Faßt man diese Nachrichten zusammen, so ergibt sich das Bild eines allgemeinen Kampfes, der sich von Semendria bis zur Einmündung der Drina erstreckt, also beinahe die gesamte Nord grenze Serbiens umfaßt. Die Gründe, die zu dieser neuen Unter nehmung geführt haben, liegen hauptsächlich in der Einwirkung, die der serbische Kriegsschauplatz auf die Verhältnisse in derTürkei ausübk. Es ist bekannt, daß die Türken, die durch die Beherrschung des Mittelmeeres durch die englisch-französische Flotte von dem Verkehr mit dem Auslande so gut wie ganz abgeschnitten sind, Be darf an Kriegsmaterial haben. Namentlich fehlt den Türken Munition und schwere Artillerie, da ihre Eigenen Werke noch nicht entwickelt genug sind, um alles selbst herzustellen. Auch der Land weg ist bisher verschlossen gewesen, weil Rumänien die Durchfuhr von Waffen, Munition und Kriegsaerät unter Berufung auf seine Neutralität ablehnke, und weil Bulgarien, das nach dem Abschluß des Vertrages mit der Türkei den Transport zugeben würde, an keiner Stelle unmittelbar an Oesterreich-Ungarn angrenzt. Zwischen der ungarischen und bulgarischen Grenze zieht sich der nordöstliche Teil von Serbien hin. Wollte man sich hier daher einen unmittelbaren Transportweg über Bul garien nach der Türkei öffnen, so war es notwendig, das trennende serbische Gebietstück zu erobern und damit gleichzeitig die dort befindlichen Bahnen zu besehen, von denen namentlich die Linie Belgrad—Nisch—Pierot und die kürzere Strecke Semen dria—Nisch in Betracht kommen. Auch von dem unmittelbar an der Donau gelegenen Orte Negotin führt eine brauchbare Linie nach Nisch. Mit der Besitznahme des erwähnten serbischen Ge bietes wird auch zugleich die Donaustraße geöffnet, und es wird möglich sein, auf diesem Wege Schifftransporte bis an das bulgarische Ufer zu bringen. Je mehr die Kämpfe auf der Halb insel Gallipoli an Heftigkeit zunahmen, und je mehr die Weskmächte ihre Anstrengungen erhöhten, um sich in den Besitz der türkischen Befestigungen zu setzen, desto mehr wuchs die Notwendigkeit, dem heldenmütig kämpfenden Osmanenreiche das notwendige Kriegs material züzuführen. Die Notwendigkeit einer Offensive gegen Serbien, die als beschränktes Operationsziel zunächst nur die Be sitznahme der Eisenbahnen im Auge hatte, war zwar schon längst vorhanden. Sie war aber erst möglich, als die Lage auf dem russi schen Kriegsschauplatz und in Galizien sich so günstig entwickelt hatte, daß Kräfte entbehrlich geworden waren. Zwar hatte der Reichskanzler bei der Eröffnungsrede im Reichstage schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen, daß wir infolge unserer Siege und der russischen Niederlagen Armeen zu neuen starken Schlägen bereit hätten. Es mußte aber erst die weitere Entwicklung der Operationen abaewartet werden, ehe tatsächlich so starke deutsche und österreichisch-ungarische Kräfte an der serbischen Grenze ver einigt werden konnten, daß mit ihnen die Offensive erfolgreich ein geleitet werden konnte. Dies ist nunmehr der Fall, und so haben die Kämpfe an der Donau ihren Anfang genommen. Es darf nicht übersehen werden, daß die neue Offensive große Anforderung an die Führung und an die Leistungsfähigkeit der Truppen stellen wird. Das serbische Heer hat volle neun Monate Zeit gehabt, sich von den früheren Kämpfen zu erholen, die erlittenen Verluste wieder auszugleichen und das verloren gegangene Material zu ersetzen. Hierbei sind ihm seine auslän dischen Freunde, namentlich Frankreich und Rußland, hilfreich zur Hand gegangen. Wiederholt wurde im Winter und Sommer von umfangreichen Transporten berichtet, die teils von Rußland auf der Donau, teils von Frankreich über Saloniki herangeschafft wur den. Man muß deshalb annehmen, daß das serbische Heer, besten Kopfstärke einschließlich aller freiwilligen und Milizformakionen auf etwa 300 000 Köpfe anzunehmen ist, wieder seine volle Kriegs stärke erreicht hat und auch mit sämtlichem Kriegsmaterial genü gend ausgerüstet ist, so daß es einen ernsthaften beachtenswerten Machtfaktor darstellt. Eine Offensive, die es auf einen entschei denden Kampf mit diesem Gegner ankommen lassen will und muß, kann daher nur mit sehr starken Kräften unternommen werden, durch die von Anfang an die numerische Ueberlegen- heit gesichert ist. Cs kommt ferner dabei in Betracht, daß der serbische Soldat tapfer und widerstandsfähig ist, und sich auch in den früheren Kämpfen außerordentlich brav und tüchtig geschlagen hat. Die Kriegführung wird ferner durch das schwierigeGe- lände erschwert. Bis auf kleine, an den Flüssen gelegenen Ge bietsteile stellt Serbien ein Gcbirgsland dar, mit sehr schroffen Formen und geringer Wegsamkeit. Die Bewegungen größerer Heeresverbände sind deshalb an die wenig vorhandenen Straßen gebunden, und sowohl der Aufklärung wie der Gefechtstätigkeit entstehen zahlreiche Schwierigkeiten. Es ist ein Hochgebirgskrieg, den die Verbündeten führen müssen. Besonders schwierig wird sich unter diesen Verhältnissen das gesamte Nachschubwesen gestalten. An Stelle der Kolonnen werden vielfach Tragetiere treten müssen, und die Heeresleitung wird besondere Vorkehrun gen getroffen haben, um die regelmäßige Zufuhr unter allen Um ständen sicherzustellen. Bei der großen Energie und Umsicht, die die Heeresleitung der Verbündeten aber von jeher bewiesen hak, kann man mit Sicherheit darauf rechnen, daß die notwendigen Gegenmaßregeln zur Ueberwältigung dieser Schwierigkeiten recht zeitig und in genügendem Umfange getroffen sind. Die erste Aufgabe, die den Verbündeten zufällt, besteht in der Ueberschreitung der Donau. Die Ueberwindung einer