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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.10.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19151014024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915101402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915101402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-10
- Tag 1915-10-14
-
Monat
1915-10
-
Jahr
1915
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teil innerpoiitischen Entscheidungen steht, berät doch die sozial politische Kammergruppe bereits über die Bereinigung der Kam mer und des Senats zu einer Nationalversammlung. Das be deutet. daß die grosten Worte Bivianis niemand über den Ernst Hinwegtauschen konnten, in der das französische Bolk sich be findet, und daß man gewillt ist, über die Poincarö und Biviani und die übrigen Urheber des Krieges im gegebenen Augenblick zur Tagesordnung überzugehen. Die Borgänge in der gestrigen Kammersitzung reden, wenn sie auch mit einem notgedrungenen Vertrauensvotum für Biviani endigte. eine nicht miß- zuverslehcndc Sprache. Aber auch in England ist man sich bewusst, daß cs nicht um einen Einzelnen, wie Sir Grey, geht, sondern daß das Land vor der schwersten Gefahr steht, die es in seiner Geschichte je zu bestehen gehabt hak. Der .Man chester Guardian , der sich zu Greys Verteidiger aufwirft, hat recht, wenn er sagt, hinter den Angriffen auf Grey und John Simon, den Leiter der Pressezensur, ständen größere Fragen: .Der diplomatische Zusammenbruch auf dem Balkan gab der Be wegung für die Wehrpflicht neue Stoßkraft. Menn wir ein großes Balkan-Abenteuer durchführen sollen, ist die Notwendig keit stärkster Nckruticrnng sicher dringend, aber die Grütze der neuen Forderungen scheint eine Stimmung gegen eine unbe schränkte Verpflichtung im Kriege hcrvorgcrufen zu haben. Wenn die Anhänger der Wehrpflicht eine Debatte herbeiführen, werden ihre Gegner die Anforderungen der englischen nationalen imperialistischen Interessen mit einer Offenheit darlegen, die nie zuvor gewagt worden ist." Zwei Sünder gehen, aber die Schuld bleibt, die sie ihren Ländern aufgcbürdet haben, und jeder Tag vcrgrötzcrt sic. Schon droht der .Daily Lhronicle": .Die Alliierten, deren Flotten das griechische Gebiet und seinen Handel in der hohlen Hand haben, werden sich zu überlegen haben, wie lange sie die griechische Neutralität dulden können. Sie mögen Zaimis eine Frist geben, aber keine unbegrenzte.' Mit dieser brutalen Drohung hofft man Griechenlands Widerstand gegen die Truppenlandun gen in Saloniki und seine Weigerung, die Bahnen des Landes für den Transport der gelandeten Divisionen nach Serbien zur Verfügung zu stellen, zu brechen, und Numänien wird wohl bald ähnliche Töne zu hören bekommen, wenn es den Nüssen den Durchmarsch durch sein Gebiet verweigert. Es ist gut, datz die deutschen Taten den Heuchlern die Maske immer weiter vom Gesichte reitzen, und mau darf erwarten, datz diese Brutalität und das herrische Auftreten der englischen Offiziere in Saloniki den letzten Bierverbandsfreunden in Athen und Bukarest gründlich die Augen öffnen werden, wohin ihre Länder an der Seite der Entente gerieten. Die hohle Hand, in der Kitchcncr den Krieg und Sieg zu halten sich brüstete, und die mau nun in Athen drohend zeigt, wird weder in Griechenland noch in Numänien Eindruck machen, nachdem Mackensens Heere und des Zaren Ferdinand Truppen Serbiens Schicksal zu besiegeln im Begriffe sind und damit auch über das Schicksal Englands entscheiden. Das Meltcndrama hat tatsächlich seinen Höhepunkt erreicht, und der Biervcrband beginnt bcreiis eine klägliche Nolle darin zu spielen, so kläglich, datz selbst die Kleinen ihn mitzachlcn und seiner Drohungen spotten. Die aber das ganze Drama ange sponnen, drücken sich vor seinem Ende von der Bühne. Das Schicksal wird sie jedou, erreichen, wohin sie auch mit dem ge krönten Sünder aus Belgrad sich wenden mögen, der ihnen als willfähriges Werkzeug zur Entzündung des Meltdrandes diente. RrrUmrd und GMZien Die russische Dffemwe Drahtberlcht ">b. Paris, II. Oktober. Der Berichterstatter dcs .Journal" im russischen Haupt quartier drahtet von der veränderten Lage im Osten: Ans 140 Kilometer Front hätten die Nüssen die Offensive in größtem Matzstade wieder ausgenommen, gerade in dem Augen blick. in dem deutsche Kräfte nach allen Seiten sorlgeschafft wer den mutzten. Der russische Munitionsmangel sei vorbei, und die Reorganisation der Truppen mache sich bereits fühlbar. Scharfe Maßnahmen gegen die Duma-Propagrmda Eigener Drahtberichi (r.) Wien, 1k Oktober. Die „RcichSpest" berichtet über Stockholm aus Petersburg: Der Ministerpräsident erliest ein Nunöjchrciben an die Gouverneure, in denen die schärfste Unterdrückung aller Versammlungen, die Fahnenflucht Noman von Guibo Kreutzer 7 j iNaHdrur» verbolcn.) Der Oberleutnant drückte seine Zigarre im Aschbecher aus; er tat es sorgfältig und langsam, um nicht dem Blick des allen Herrn zu begegnen. Er vermochte sich selbst nicht zu sagen, weshalb er sich dem gegenüber so seltsam unsicher fühlte. Er hatte während der letzten Tage die ganze Sachlage doch so scharf und mühsam durchgedacht; halte sich in grotzen Zügen alles zurechtgelcgk; hakte vermeint, über jede Sentimentalität und jede zage Erinnerung endgültig fort zu sein. Und nun sah ihm im sinkenden Winterabend solch spillrigeü verhutzeltes Kerlchen gegenüber, dem der türkische Schlafrock um die dürftige Gestalt schlotterte; bot viel mehr, als man eigentlich sortierte; lachte hin und wieder seinen kurios wuchtigen Batz und bewies eigentlich bei aller vorsichtigen Reserve doch Klipp und klar und erbarmungslos nüchtern: .Jetzt, mein Sohn, wo du endgülüg deinen Weg gefunden zu hoben glaubst . .. jetzt läufst du erst wirklich ins Gelach rein!" Als Henning Brack soweit gekommen war, hatte er seine jähe verhetzte Sehnsucht: — .Hinaus aus dieser Billa, den nächsten Schnellzug genommen und zurück in die Garnison. 'Noch ist Zeit!" — Aber er dachte nicht daran, er zuckte nur vor sich selbst die Achseln und versetzte gelassen: .Ich danke dir für deinen guten Nat, Onkel; vielleicht wäre er zu erwägen. Nur wundere ich mich offen gesagt, datz gerade du ihn mir gibst. Ich nahm immer an — selbsterworbenes Ver mögen und jahrelanger Aufenthalt im Auslande machen demo kratisch.' .Vielleicht!" . . . bestätigte Just Warkcnrode süffisant . . . .Darin lmb ich an nur selbst Heine Erfahrungen gesammelt, weil ich den Prinzipien immer nur soweit recht gab, wie sie sich mit der allgemeinen Lcbenskluabeit deckten. Und damit hab ich eigentlich 'ne ganze Menge geschasst, ohne datz ich mir jetzt am Ende deS ganzen Zaubers den Vorwurf der Charakterlosigkeit zu machen brauchte. .Außerdem — das mit dem .demokratischen Empfinden' ist auch klotz relativ zu verstehen. Denn was ich so von Uebersee kenn« , , , Indien und Brasilien und das englische Kolonial- für eine Wtederetnbcrukung der Duma Propaganda machen, gefordert wird. Dem Seniorcnkonvenl wurde das Betreten des Duma- gcbäudes abermals verboten. ntb. Petersburg, 13. Oktober. Auf eine Aeusterung eines reaktio nären Blattes, wonach die Negierung nicht daran denke, die von dem liberalen Block vorgeschlagenen Neuerungen durchzu führen, schreibt .Rjetsch", die Regierung sei für die Bevölkerung da. Wenn dort die Gefahr der Gleichgültigkeit drohe, sei Rußlands Sache für alle Fälle verloren. Frankreich und England Zum Rücktritt Deleaff«« Telegraphische Berichte tu. Paris, 14. Oktober. Der Rücktritt Delcassös wird im Parlament und in der ge samten Oeffenllichkcit einen ernsten Eindruck machen, und nach der trotz der strengen Zensur während der letzten Tage selbst in der Presse hervorgetretenen Unzufriedenheit ist es nicht gerade wahrscheinlich, dast die Aufopferung DelcassöS genügen wird, das erschütterte Vertrauen in die in erster Linie von Präsident Poincare und Briand ausgeübte Regierung wiederherzustellen. tn. London, 14. Oktober. Reuters Spezialdiensl berichtet: Der .Daily Lhronicle" meldet auS Paris, datz noch weitere Aenderungen im Kabinett erwartet werden. Man sagt, datz der Landwirtschafks- und Itntcrrichlsminister ihre Entlassung angeboten haben, der jedoch nicht zugcbilligt wurde. Hericonos, der als Vermittler zwischen Kabinett und Parlament auftrat, wird, wie cs hcitzt, auf seine Entlassung drängen und seinen Gesundheitszustand als dringenden Grund anführen. In anderen Regierungsämtern werden gUickfnlls Aenderungen stattfinden. Begegnung Poinearäs mit dem König von England Eigener Drahtbericht fr ) Genf, 14. Oktober. Laut dem Pariser .Matin" trifft Poincarä in der ersten No- vcmberwoche mit dem König vonEngland zu einer politischen Besprechung in Calais zusammen. Die Beschwerden der Pariser Presse Drahtberichi ^tb. Paris, 13. Oktober. Nach dem „TempS" erklärt der Protest dcs Syndikats der Pariser Presse gegen die Beschlagnahm: verschiedener Zeitungen, die Presse sei nicht länger gewillt, sich eine willkürliche Behand lung durch die Zensur gefallen zu lassen. Die Nachrichten und Doku mente, deren Veröffentlichung zu den Verboten Anlatz gebe, seien gleichzeitig in ausländischen Zeitungen in Paris verbreitet worden, so datz ein Ausnahmeregime zugunsten dieser Presse bestehe. Angriffe gegen die Politik Greys wtd Manchester, 14. Oktober. Der Londoner Korrespondent des .Manchester Guardian' schreibt: Das Balkanunglück schuf seltsame Genossen. Das Foreign Office wird von zwei Seiten angegriffen. Der Angriff kam von den Liberalen, die seit über fünf Jahren Greyä Politik kriti sieren, und von seinen Freunden, die die GleichgcwichlSpolitik unter stützten. Ls ist crstiunlich, datz die .Morning Post" Grey in Ausdrücken angreisl, die der Verein für demokratische Kontrolle billigen könnte. Grey steht vor einem großen Kampf. Wenn er über den Balkan spricht, wird cS Gelegenheit zu einer grotzen Rede von ernster internationaler Bedeutung geben. Ebenso wird Sir John Simon wegen der Pressc- zrnsur aus beiden Lagern angegriffen. Hinter diesen aktuellen Fragen stehen größere Dinge. Der diplo matische Zusammenbruch auf dem Ba ! kan gab der Be wegung für die Wehrpflicht neue Stoßkraft. Wenn wir ein großes Balkanabenteuer durchführen sollen, ist die Notwendigkeit stärkster Rekrutierung sicher dringend, aber die Größe der neuen Forderungen scheint eine Stimmung gegen eine unbeschränkte Verpflichtung im Kriege hervorgerufen zu haben. Der Korrespondent meint, wenn die Anhänger der Wehrpflicht eine Debatte herbcisührten, würden ihre Gegner die Anforderungen der englischen nationalen imperialistischen Interessen mit einer Offenheit darlegcn, die nie zuvor gewagt worden sei. Drohender Generalstreik der englischen Textilarbeiter Eigener Drahkbericht <r.) Rotterdam, 14. Oktober. Infolge AblehnungdergcsordertenlSProzentLohn- erhöhung durch die englischen Textilfabriken berief der englische Textilarbeiterverband eine allgemeine Vcrlrcterversammlung für den 30. Oktober nach Manchester ein behufs Beschlußfassung über den Gcneralstreik. Kritik an der amerikanischen Anleihe im Anterhause Drahtberichi utb. London, 13. Oktober. Bei der Vorlegung der A n l c i h e b i l l im Unterhause rühmte McKenna die Arbeit der Kommission und bezeichnete die Anleihe als ein gutes Geschäft. England und Frankccich erhielten je 250 Millionen Dollar. Banbury erklärte, die Aufgabe der Kommission sei so schlecht wie nur möglich erfüllt, denn die sechsprozeniige Anleihe schädige den englischen Kredit. Bei der nächsten Anleihe würde das Publikum einen noch höheren Zinsfuß fordern. Verschiedene Redner kritisierten gleichfalls die Bedingungen d.-r Anleihe. McKenna gab zu, daß 0 Prozent verblüffend viel seien, aber man wäre zur Annahme der amerikanischen Bedingungen gezwungen gewesen. Den Gedanken an eine englische Kriegsanleihe in Amerika habe man anfgcben müssen, da man zu wenig erhalten hätte. Taylor sliberal) kritisierte die .Dumm- heit" der Regierung, die die unnötige Einfuhr amerikanischer Güter nich. verhindert habe. Politische Nachrichten Der Ruf nach Reickshilfe. Während Las Münchener Generalkommando Len Ver kehr mit Milch, Bultcr und Käse durch Festsetzung von Erzeuger-, Groß handels- und Ladenpreisen, durch Einrichtung einer VerteilungSstclle mit Enteignungsbesugniisen uiw. in einer Weise geregelt hat, die den Be dürfnissen der Verbraucher entspricht, steigen sonst die Preise für Milch, Butler und Käse immer höher, ohne daß die Regierungen mit praktischen Maßnahmen eingrifscn. Unter solchen Umständen ertönt der Ruf nach Ncichshilfe desto lauter, als die Münchener Regelung die Kehrseite hat, durch Erschwerung der Ausfuhr von Milch und Milchcrzcugnisien einen starken Markkausfall hcrbeigeführt zu haben. Mit Recht weist die .Soziale Praxis" auf den Nachteil hin, der mit allen, nur einem Teil gebiet geltenden Maßnahmen verbunden ist, und verlangt ein organisches Vorgehen für das getarnte ReichSwirtschaftägebiel: . Das Reich muh mit starker Hand zugreifcn; es mutz der Gedanke der ZwanaSgemeinschaft in der Milchproduktion und -Verteilung inner- halb gewisser Minüestgrcnzen hineingetragcn werden. Denn die Milch versorgung gehört zur Menschcnerhaltung, und ist also ein un erläßlicher Bestandteil unserer wirtschastlichen und sozialen Kriegsrüstung. Wie man jeden Fabrikanten und Arbeiter zur Kriegslcistuv.g und Vrr- sorgungsarbcit nach einem festen System yeranzicht, so muß Aehnliches auch bezüglich der Miichliefcrung ins Auge gefaßt werden. Das Reich mag mit Geld- und Futtermiltclzuschüssen aus öffentlichen Mitteln die Durchführung dieser Forderung unterstützen. Der Verbrauch ist ent sprechend durch gestaffelte Milchbezugskarten zu regeln, die die Milch wenigstens den wirlttick Bedürftigen rn einem gewissen Mindestmaße sichern, auch wenn man bei der Milch nicht wie beim Getreide mit festen Vorräten rechnen Kanu." — Fleischpreise. Man schreibt uns: Infolge der erheblichen Preis steigerungen für Fieisch Haden eine Anzahl städtischer Verwaltungen für städtische Rechnung Vieh angekaust und zum Verkauf geschlachtet. Die Probcschlachtungcn haben zu günstigen Ergebnissen geführt und ein' wesentliche Herabsetzung der Flcischpreisc ermöglicht. Es wurde dabei festgcstellt, daß auf dem Wege vom Statt des Viehzüchters bis zum Fleischverbraucher eine erhebliche Preissteigerung eintritt, der durch S e l b st s ch l a ch t u n g wirksam begegnet werden kann. Diese Fest stellungen stimmen auch überein mit den Wahrnehmungen derjenigen, die für ihren häuslichen Bedarf Vieh züchten und schlachten. Die neuen Bundesralsvcrordnungen geben nunmehr die Handhaben, der Preisbil dung in allen Stadien auf dem Wege vom Erzeuger zum Verbraucher uachiugchen und die Höhe und Ursachen der Preissteigerungen genaue: zu ermitteln, so daß mit entsprechenden behördlichen Maßnahmen vor gegangen werden kann. Die seinerzeit vorgenommcnen Rtassenschlach- tungen an Schweinen erfordern zur Ergänzung naturgemäß längere Zeit, dennoch ist die Schweinehaltung u. a. auch bei den auf dem Lande vder in kleineren Orlen seßhaften kleinen Beamten und Arbeitern jetzt in der Zunahme begriffen. lledepsll Lu hsben.vo kekl.sm Krister in ötln.v. 15 pfg.sri, niemals lose. feldver-pöckui-iL a.-a'is reich . . . ich finde, der imperialistische Gedanke sitzt doch überall lausig tief! ..Aber um von der Theorie endlich zur Praxis überzuschwenken — sag mal, Henning . . . reiten kannste doch?' And als der Jüngere ihn nur wortlos verblüfft musterte, er gänzte er eifrig: .Ich meine natürlich nicht die allgemeine Kochäppelei vor der Front, sondern so die höhere Stufe." .Schulreilen?" „Nee — Nennreitcn!" Der Kürassier Halle plötzlich einen harten Zug um die Lippen. .Natürlich! ' . . . sagte er zwischen den Zähnen. .Selbstver ständlich, Onkel. Ich hab ja auf ostdeutschen Rennplätzen so manche Konkurrenz bestritten und auch verschiedene Preise cingeheimst. Fähigkeit besitze ich schon, nur könnt' ich sic leider nie so recht ausnützen, weil unser Kommandeur die Numjuchserei auf dem Turf nicht liebte. Da hielt's immer verdammt schwer, für solche Zwecke Urlaub rauszuschinden." .Hm, aber jetzt brauchst du doch niemanden mehr zu bitten?' .Natürlich nicht, wennschon dieser Vorteil auch nur recht — problematisch ist." „Sag das nicht, mein Sohn!' . . . darin lag ein so verhaltener Unterton, datz der Oberleutnant aushorchtc . . . .Wie du nämlich hier so vor mir sitzt und doch notorisch nicht weißt, was jetzt an sangen . . . also deinen Antezcdenzien nach wäre es doch eigentlich die gegebene Konsequenz, du übernimmst die Leitung eines Nenn- stalleS und steigst selbst hin und wieder in den Sattel.' .Glänzende Idee, Onkel; hätt lch nicht das geringste gegen einzuwenden. Bleibt nur noch die rein rhetorische Frage: — wo ist der Aennstall? wo sind die Pferde?'' .Bei mir!' . . . sagte Just Warkcnrode freundlich und langte dabei vorsichtshalber gleich nach vorn, um dem Neffen die Hand auf den Arm zu legen . . . .Bleib ruhig sitzen, mein Sohn, und starre mich nimt so entgeistert an. Wirst gleich sehen, woher ich mir auf einmal solche kavaliermässige Ambitionen zugelegt habe." „D u hast einen Nennstail?" Der alte Herr richtete sich wieder hoch und zog mit seiner gewohnheitsmäßigen ruckhaftcn Bewegung den Schlafrock fester um sich. „Nee, vorläufig hat ihn noch eine Beauty, eine sehr schöne junge Witwe; aber ich unterhandele schon feit langen Wochen mit ihr um Ueberlassung des gesamten Materials. Und gerade dieser Tage wollten wir abschließen, aber da kam 'n Todesfall Zwischen.' Der Gast schüttelte den Kopf. War das eine blödsinnige Ge schichte! ..Wer ist denn da gestorben? Der Mann?" .Weihte" ... der Alte hüstelte trocken auf . . . .eigentlich ist das so ne Art kleine Tragödie! Bor etwa Jahresfrist hat sic ihren Galten verloren; war ein groher Terrainspekuiant und gleich zeitig gewaltiger Nennjockel. Wie ja viele von den Brüdern. — Kaum aber, daß sich das arme Wurm 'n bißchen erholt hat und besinnt sich wieder auf sich selbst . . . wird ihr jetzt der Bruder aus der Jagd erschossen; von so 'nem gottverdammten Echlumpschützen Wirst ja die Sorte auch kennen — denen flattert die Knarre in der Hand wie'n Lämmerschwanz! Morgen ist Beerdigung, hier in Berlin, wohin sic die Leiche hat überführen lassen. Und natürlich stocken jetzt die ganzen Verhandlungen. Toll, was?' Henning Brack satz stumm und reglos. Er atmete ruckhafi; er fühlte den eisigen Strom, der ihm langsam — langsam — in der Brust aufstieg . . . dabei hinter der Stirn die wahnsinnigsten Gedanken, die wirr durcheinanderschossen. Und von drüben — wie aus weiter unendlicher Ferne — die monoton gemächliche Stimme Just Warkenrodes, dessen Gesicht im fahlen Halbdämmcr eine so mumienhaft gelbe Farbe hatte. „Jetzt äugst du mich natürlich an und staunst, woher in mich alten Knaster die Nennpassion gekommen ist. Ich geb zu — früher war mir der Kram verdammt gleichgültig. Aber ich hab doch jahrelang in England und Amerika gelebt, wo für die Menschen auher der Politik eigentlich nur noch ihr Sport existiert — Sport in jeder erdenklichen Fasson! Da ist mir das so allmählich ange flogen und das erste Interesse nach und nach zu 'ner regulären Passion geworden. Trotzdem brach das alles erst jetzt richtig durch, wo ich mich zur Ruhe gesetzt und sozusagen erst mal richtig auf mich selbst besonnen habe. Da sag' lch mir — warum soll ich mir schließlich auf meine alten Tage nicht auch mal 'n Luxus gönnen; um so mehr, wenn man noch obendrein was mit verdienen kann? .Und nämlich — der Mann, der Dyroff, war 'n höllisch viver Junge; Hörle 's Gras wachsen und die Flöhe husten. So manche elavai-s Transaktion habe ich mit ihm tresettlsä; daher kenn' lch doch natürlich auch die Frau. Und als er dann an einer Fischver giftung starb — das ging binnen vicrundzwanzig Stunden — und außer dem respektablen Vermögen noch 'n rundes Dutzend Voll blüter draußen in den Hoppegartcner Paddocks hinterließ . . . na, da hab' ich mich eben mit der Witwe ins Einvernehmen ge setzt: — .Gnädige Frau, wie wär's, wenn ich Ihnen das ganze Lot abkaufte?' (Fortsetzung >n der Morgen-Ausgabe.)
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