Volltext Seite (XML)
Nr. 524 Donnerstag, den 14. Oktober Schrlslleilung und VeschSsltstell«: Zohanalsgaff« Rr. S Fernlprech-Anlchluh Rr. I4VS2, 14VSZ und I46S4 ISIS Eim «enMc WOe DM zeMett Der deutsche Tagesbericht Das Wölfische Bureau meldet amtlich: Gröhes Hauptquartier, 14.Oktober. Westlicher Kriegsschauplatz Während feindliche Monitors dis Küste bei West- ende und die feindliche Artillerie unsere Stellungen nördlich von Bpern ohne Erfolg beschossen, setzten die Engländer fast aus der ganzen Front zwischen Ppern und Loos hinter Rauch- und Gaswolken zum Angriff an, der gänzlich scheiterte. An mehreren Stellen schlug die Rauchwolke in die feindlichen Gräben zurück. Nur nordöstlich und östlich von Bermelles konnten die Engländer in unseren vordersten Gräben an kleinen Stellen Fuß fassen, aus denen sie größtenteils mit Hand granaten schon wieder vertrieben sind. Fünf Angriffe ohne Benutzung von Rauchwolken, aber mit starken Kräften gegen die Stellungen westlich von Hulluch sind unter schweren Verlusten für den Feind abgeschlagen. Südlich von Ang res wurden dem Feinde im Gegen angriff zwei Maschinengewehre abgenommen. Bei der Säuberung der kleinen Nester, die die Franzosen aus der Höhe östlich von Souchez noch besetzt hielten, blieben 400 Mann als Gefangene in unseren Händen. In der Champagne setzten die Franzosen ihre Angriffe beide'seits von Tahure mit äußerster Erbitterung fort. Fünf Angriffe südlich, zwei nördlich der Straße Tahure— Souain brachen unter schweren Verlusten für die Angreifer zusammen. Nächtliche Angriffsversuche erstickte unser Artilterieseuer im Keime. Auf der Lom b res-Höhe wurde ein feindlicher Graben von 120 Meter Länge gesprengt. In den Vogesen versuchten die Franzosen, dir ihnen am 12. Oktober am Schrahmännte abcenominene Stellung zurückzunehmen; on unserem Hindernis Ärsch ihr Angriff nieder. Oestlrcher Kriegsschauplatz Heeresgruppe des G e n e r a i f e l d m a r s ch a l l s vonHindenburg. Westlich und südwestlich Illuxt warfen wir den Gegner aus einer weiteren Steilung, machten 650 Gefangene und er beuteten 3 Maschinengewehre. Russische Angriffe westlich und südwestlich Dünaburg wurden aogewiesen. Heeresgruppen des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern und Heeresgruppe des Generals von Linsingen. Nichts Neues. Deutsche Truppen der Armee des Generals Grafen ^othmer nahmen Ha^wor^nua (südlich Burkanow) und ?.rfen die Russen über die Srrypa zurück. Valkankriegsschauplatz Südlich von Belgrad sind unsere Truppen im weiteren Vorgehen. Die Werke der West-, Nord-, Ost- und Süd ostfront des festungsartig ausgebaulen Ortes Pozarevac sind genommen. Die „Agence Havas", das amtliche Nachrichtenorgan der französischen Regierung, wagt zu behaupten, der im deutschen Tagesbericht vom3.Oktober veröffentlichte Besehl de> Generalissimus Ioffre sei deutscherseits erfunden. Demgegenüber wird festgestellt, daß mehrere Urabzüge des Befehls in deutschen Händen sind und daß eine große Anzahl gefangener Offiziere wie Mannschaften ihre Kennt nis des Befehls, den sie übrigens verschiedentlich in Ab schrift auch bei sich führten, unumwunden auch zugegeben haben. Kampf um Dünaburg auf dem Höhepunkt Eigene Drahkberichte (r.) Basel, 14. Oktober. Die „Basler Nachrichten" melden aus Mailand: Der Peters burger Berichterstatter des „Corricre della Sera telegraphiert: Die Aufmerksamkeit der Deutschen ist neuerdings auf Düna burg gerichtet, wo sich die erbittertsten Angriffe wiederholen und ein wütendes Artilleriefeucr schweren Kalibers eingesetzt hat. Die Kämpfe scheinen sich ihrem Höhepunkte zu nähern. Die Deutschen machen verzweifelte Anstrengungen, sich der Stadt von der Nordwestseite her um jeden Preis zu bemächtigen. Englands Aussichten Telegraphischer Bericht ivtb. London, 14. Oktober. Der Schriftsteller S:ton Watson sagte in einem Bortrage, wenn Serbien untergeyt, wäre die Türkei gerettet und die Dardanellen wären für uns verloren. Die Nachricht würde wie ein Blitzlicht den ganzen Orient durchfliegen. Unfei Ansehen in Aegypten wäre zu Ende, unsere Stellung in Mesopotamien bedroht, jeder Basar Indiens würde von dieser Nachricht widcrhallen und Persien in Waffen stehen. London mit Bomben belegt Amtliche Meldung ivtb. Berlin, 14. Oktober. Unsere Marineluftschiffe haben in der Nacht vom 13. zum 14. Oktober die Stadt London und wichtige Anlagen ihrer Umgebung, sowie die Batterien von Ipswich ange griffen. Im einzelnen wurden die City von London in meh reren Angriffen, die London Docks, das Wasserwerk Hamp- ton bei London und Woolwich ausgiebig mit Brand- und Sprengbomben belegt. An allen Stellen wurden starke Sprengwirkungen und große Brände beobachtet. Trotz heftiger Gegenwirkung, die zum Teil schon an der Küste einsetzke, sind alle Luftschiffe unbeschädigt zurückgekehrk. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Oesterreichisch-urrgarische Offensive gegen Montenegro? Eigener Drahtbericht (r.) Basel, 14. Oktober. Die Basler National-Zeitung" meldet aus Petersburg: Der monte negrinische Gesandte teilte dem Syndikat der Presse mit, Oester reich-Ungarn habe 90 000 Mann an der Grenze Monte negros zusammengezogen, die mit beträchtlicher Artillerie ausgerüstet seien und eine neue Offensive vorbereiteten. tu. Sofia, 14. Oktober. Aus Cetinje wird gemeldet, daß italie nische Truppen zur Unterstützung nach Montenegro ab- gegangen sind. tu. Paris, 14. Oktober. Der .Tempä" veröffentlicht einen montenegrinischen Kriegsbericht vom 4. Oktober aus Cetinje, der besagt: Die österreichisch-unga- rischen Truppen ergriffen gestern die Offensive auf der ganzen montenegrinischen Front. Sie bemühten sich, die Drina gleichzeitig an drei Stellen zu überschreiten und griffen die in Bosnien operierenden montenegrinischen Truppen an. Gleichzeitig griffen die Ocsterreicher Grahovo an; aber sie wurden nach leb haftem Kampf mit schweren Verlusten zurückgeschlagen. Keine griechische Hilfe für Serbien Nicht amtlich br. Amsterdam, 14. Oktob.,. Der „Tclegraaf" meldet aus Athen, daß die griechische Re gierung auf das Ersuchen Serbiens um Hilfe und zum Zu sammenarbeiten gemäß dem Vertrage von 1913 ablehnend geant wortet habe. Serbischer Generalstabsbericht vom 12.Oktober wtb. Nisch, 14. Oktober. Amtlicher Kriegsbericht vom 12. Oktober: An der Donaufront ist die Lage unverändert. Nördlich Pozarawac versuchte der Feind vergeblich, sich unserer Stellungen zu bemächtigen. Er erlitt schwere Verluste. Der Feind hakte sich nachts des Dorfes Lipc be mächtigt; wir zwangen ihn, sich zurückzuziehen, indem wir ihm große Ver luste beibrachten. Dem Feinde mißlangen gleichfalls seine Angriffe gegen Festung und Stadl Semendria. Er erlitt große Verluste. Wir be haupteten unsere Stellungen an der E a v e front trotz des Feuers der feindlichen schweren Geschütze. Von der übrigen Front ist nichts zu melden. Der serbische Operationsplan Telegraphischer Bericht ks. Lhrisiiania, 14. Oktober. .Astenposten' meldet aus Paris: Die Kämpfe bei Semendrto sind ungewöhnlich blutig gewesen Große ser bische Truppenmasten marschieren gegen den Punkt, wo die scrbisch- rnmänisch-dulgarischen Grenzen Zusammenstößen, um zu verhindern, daß die Bulgaren das Timoktal besetzen und sich da mit den Deutschen vereinigen. Hierdurch soll die Gefahr einer Umzingelung der serbischen Streitkräfte verhindert werden. (r.) Frankfurt a. M.. 14. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Die .Franks. Ztg." meldet aus Lugano: Nach einer .Sccolo'-Mcldung aus Bukarest würden bei dem bulgarischen Angriffe gegen Nobinitza ein serbischer MunilionSzug und der Bahnhof von Tabano- vitz zerstört. — General a m t l to n ist in N i s ch eingelroffen. Zwölf englische Schlachtschiffe vor Saloniki Telegraphischer Bericht br. Lugano, 14. Oktober. Athener Meldungen der italienischen Blätter berichten von einer auffallend starken Ansammlung englischer Schlachtschifse in der Bucht von Saloniki. Ihre Gesamtzahl dürfte sich auf 10 bis 12 belaufen br. Paris, 14. Oktober Dem .Motin' wird aus Athen gemeldet; daß in Saloniki daS KriegSrecht verkündet worden sei. Zwei Sünder Kaum hatte der französische Ministerpräsident Viviani der Kammer und der Welt verkündet, daß niemals die Einig keit im Vierverband größer gewesen sei denn jetzt, als Theophils Delcasse seinen Rücktritt erbat und seinen Meister Lügen strafte. Und kaum hatte derselbe Viviani, der nun auch noch die Last der Verantwortung für einen der Haupturheber des Krieges auf seine Schultern nehmen muh, der Hoffnung Aus druck geliehen, daß der Vierverband sich wenigstens noch auf Rumänien verlassen könne, das wisse, daß nur der Sieg der Entente seine nationalen Wünsche befriedigen könne, als der rumänische Ministerpräsident Bratianu in Paris und London die amtliche Erklärung abgeben ließ, daß Rumänien in dem nun entflammten neuen Balkankrieg neutral bleiben werde. Das find harte Schläge für den verantwortlichen Leiter der französischen Politik. Mas wird nun aus dem stolzen „morgen" werden, von dem er sprach? „Jetzt haben sich Frankreich und England in Ilebereinstimmung mit ihren Verbündeten völlig verständigt, um Serbien Hilfe zu bringen, und Rußland schließt sich den Bundesgenossen an, morgen werden seine Truppen an unserer Seite Kämpfen." Niemand glaubt an dieses Morgen, nachdem Rumänien von neuem ausdrücklich seine Neutralität erklärt hat. Denn wo will Rußland, selbst wenn es noch Truppen zur Ver fügung hätte, an die Seite feiner Verbündeten treten? Der Weg durch Rumänien ist ihm versperrt, und die Landung in Varna oder Burgas würden ihm bulgarische Truppen und deutsche U-Boore so gründlich verleiden, daß cs daran wohl überhaupt nicht denkt. Man kann die Rede Vivianis anfassen wo man will, sie bleibt der Bluff eines Verzweifelnden, der mit großen Worten den völligen Zusammenbruch verdecken will, vor dem der Vierverband steht. Theophile Dclcassö hat der Tapferkeit besseren Teil er wählt und rechtzeitig den Kopf aus der Schlinge gezogen, die denen droht, die das französische Volk in diesen Krieg gehetzt haben. Darüber wird sich heute wohl auch Viviani kaum mehr täuschen, daß in Frankreich sich die Dinge bedenklich zuspihen. Als der Zusammenbruch auf dem Balkan erfolgt war, eilte er mit Delcasss und dem Marineminister Augagneur nach London, um zu retten, was zu retten war. Frankreich hat kein Interesse daran, auf dem Balkan Englands Weltherrschaft mit dem Blute seiner Söhne zu stützen und zu verteidigen, und außerdem die Griechen und Rumänen durch eine Gewaltpolitik in das Lager der Zentralmächte zu treiben. Deshalb war Delcassä ein Gegner der Landung französischer Truppen in Saloniki und hat in London anscheinend vergebens vor dem neuen Balkan abenteuer gewarnt. Doch England weiß, daß es dort um den Bestand seiner Weltstellung kämpft, daß Aegypten und der Suezkanal ihm aus den Händen gleiten, und daß in Indien die Flammen der Empörung auflodern, wenn seine Heere von den Dardanellen vertrieben werden und der Ruf des Sultans von neuem auf Grund glänzender Erfolge der türkischen Waffen an die Moslems ergeht. Deshalb muß sich Frankreich, ob es will oder nicht, dem britischen Willen fügen und ohne Rücksicht auf seine eigenen wichtigsten Lebensintcressen auch an dem neuen Balkan unternehmen beteiligen, das von vornherein zur Aussichtslosigkeit verurteil ist. Man muß Theophile Delcassä lassen, daß er ein äußerst gerissener Schauspieler ist, der sich den günstigsten Zeitpunkt für sein Abtreten von der Weltenbühne wählte. Doch das entbindet ihn weder bei seinen Landsleuten noch in den Augen der Welt von der Blutschuld, die er als Helfershelfer Eduards VII. und Sir GreyS und als einer der Haupturheber des Krieges auf sich geladen hat. Man versteht aber auch die Nervosität, die nun Herrn Viviani ergriffen hat, der in der gestrigen Kammer sitzung einem Kreuzverhör der Vorsitzenden der drei Ausschüsse für das Heer, für auswärtige Angelegenheiten und für die Flotte unterzogen wurde und dabei wesentlich kleinlauter sich gebärdete als am Tage zuvor. Zwar erteilte die Kammer schließ lich dem Ministerium nach wüsten Szenen ein Vertrauensvotum, denn wer will heute den Viviani und Delcasse die Verant wortung abnehmen? Aber cs klingt ein gefährlicher Unterton aus dem französischen Parlament, der auf Ereignisse vorbereitet, die überraschend eintretcn können. Sang- und klanglos ver schwand der größte Kriegshetzer, und die Stimmung ist alles andere als siegesbewußt, wie sie früher in der französischen Kam mer stürmisch zum Ausdruck kam. Das sind Zeichen, die zu denken geben. In England tobt der Kampf um Sir Edward Grey weiter, dessen Rücktritt nach einer Wiener Meldung ebenfalls unmittel bar beoorstehen soll. Ursprünglich sollte er mit Viviani am glei chen Tage dem englischen Parlamente Erklärungen abgeben über den schmählichen Mißerfolg seiner Balkanpolitik, er hat es aber vorgezogcn, seinen Pariser Kollegen zuerst reden zu lasten, wohl um die Wirkung seiner Erklärungen in Frankreich berücksichtigen zu können, wenn er heule nun, wie der .Manchester Guardian* sagt, seine große Rede von ernster internationaler Bedeutung hal ten wird. Umgekehrt wartet man in Paris darauf, was Sir Grey zu sagen haben wird, um dann mit Herrn Viviani noch schärfer ins Gericht zu gehen, als es gestern bereits geschah. Man ist sich in England wohl darüber klar, daß Frankreich vor schwerwiegen-