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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.06.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150619021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915061902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915061902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-06
- Tag 1915-06-19
-
Monat
1915-06
-
Jahr
1915
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Veilagen: >0»samtaufl.7 M.»a«Eausen» au«s»l.postgebuhr. flnzeigrn-stnnakme: ^ohanntogastes, bei lamlli»en siliaien»,» Leipziger llageblatte» un» allrn Annoncen Expeditionen »es Sn» un- stuslan»«». VasLeipziger Sageblati criMeint ireiklags Linal, Sonn- u. Zeiertagstmal. vcrlincr lir»otlion: Sn Scn^cilrn >7, scr>>>prech»»Znichlub- Hansa Nr. ^07. Nr. 307. Sonnsben», »en IS. 3uni. 19 lS. vmano von üen Zerben rur Uebergabe ausgekorüerl kritische kinteriisl I Es dürfte tvohl manchem ausgefallen sein, daß in den letzten Wochen sich die Meldungen 1 von torpedierten englischen Fisch damp- sern häuften, nach einer Zusammenstellung der „Rh. W. Ztg." fielen in der ersten Hälfte des Juni nicht weniger als lö solcher Dampfer den Torpedos unserer U-Boote zum Opfer. Was soll der Kampf gegen armselige Fischdampier, warnip verschwenden unsere blauen Hungens ihre Munition und Zeit an eine so tleine Ausgabe? Das tvaren Fragen, die vielen aus den Lippen lagen, die nicht gerade zu den berühmten Zioil- strategen gehören, die klüger sind als General stab und Admiralität zusammen. Bon diesem Geheimnis hat der Untergang des „U 14" den Schleier gezogen und zugleich der Welt ge zeigt, mit welchen Mitteln England, bas sich trotz allem noch als .Beschützer dcx, Völkerrechts aufzuspielen wagt, den Krieg gegen uns führt. Wir sind lveit davon entfernt, uns aus diesem Anlas» etwa in sentimentalen Betrachtungen zu ergehen, wozu wir ebenjoweing einen Anlaß gegeben sehen, wie durch die feindlichen Flieger- angriffe auf deutsche Städte, wir wollen nur kurz die Tatsachen feststellen, die sich bisher ergeben haben, und daraus die Folgerungen ziehen, die für uns und die anderen in Frage tommen. Krieg ist Krieg — und für Sentimen talitäten und große moralische Erörterungen bleibt jetzt keine Zeit. Seit Großadmiral von Tirpitz seiner An kündigung vom 4. Februar die Tat folgen liest, und seit unsere U-Boote um Großbritanniens Küsten kreuzen, ist die englische Kriegsflotte von der Nordsee verschwunden, und kein Mensch, außer den britischen Berantwortlichen, weist, wo sie ihr Dasein fristet. England kämpft seit Mo naten gegen das Deutsche Reich nicht mehr mit seiner Kriegsflotte, dafür hat es seine Handels schiffe mobil gemacht und seine Fifchdampfcr fin den Kampf gegen die deutschen U-Boote aus gerüstet. Friedlich und harmlos fahren diese kleinen Dampfer, mitunter auch unter falscher neutraler Flagge, hinaus ins offene Meer und geben sich den Anschein, als ob sie tatsächlich dem Fischfang oblagen. Naht dann ein deutsches U-Boot, so lassen sie sich ruhig anrufen, wäh rend aber die Mannschaft sich anscheinend an schickt, dem Befehl des deutschen Kommandanten nachzutvmmen und das Schiff zu verlassen, stehen geübte Matrosen an der versteckten Kanone und senden dem U-Boot ihren eisernen Hagel zu. Wenn es not tut, ruft wohl auch ein schriller Pfiff der Dampfpfeife andere, in der Nähe treuzcnde bewaffnete Fischdampfer herber, um in gemeinsamem Angriff das feindliche U-Boot zu rammen. So fiel „U 14" britischer Feigheit und Hinterlist zum Opfer, und auf ähntrche Weise fand Held Weddigen mit den Braven des „U 29" den Tod. Um Feigheit und Hinterlist handelt cs sich bei dieser Art Kriegführung und unr die Ver» tetzung des letzten Restes von Völkerrecht, den England bisher noch übrig ließ. Man versteht nun aber den Eifer unserer U-Boote, mit dem sie gerade gegen diese Fischdampfer losgehen, die ihre schlimmsten Feinde sind. Berschiedene Anzeichen deuten darauf hin, das; die ganze englische F i s ch d a m p s e r f l o t t e im Dienste der Admiralität steht, ja man macht bereits Versuche, im Auslande kleine Schüfe auf- zukaufen, die den Fischdampfcrn ähnlich sehen. Daraus darf man wohl schließen, dast die uner müdliche Tätigkeit unserer U-Boote stark unter den neuen englischen „U-Bvotszerstörern" auf geräumt hat. Es unterliegt keinem Zweifel, dast diese Art der Kriegführung das Schlimmste ist, was England sich bisher geleistet hat, aber da mit rechtlichen und sittlichen Erwägungen sich weder Ehurchill noch sein Nachfolger Balfour lange aushalten, gilt es für unsere braven blauen Hungens, auch mit dieser neuen britischen Hinter list fertig zu werden und um so rücksichtsloser gegen alles, was die englische Flagge führt, vor zugehen, als dieses Vorgehen allein den Briten zu imponieren und sie womöglich zur Vernunft zu bringen vermag. Und nun noch ein Wort zum Tode Otto Weddigens. Der sonnige Siegfried fiel dem finsteren Hagen zum Opfer, so hat mit Recht des Helden Vetter in seinem Nachruf gesagt. Feiger Mord war's, den England beging, als es ein Handelsschiff unter falscher Flagge unser „U 29" rammen liest. Schon als im März die britische Admiralität verlauten liest, „sie habe Grund zu der Annahme, dust „U 29" in diesen Tagen versenkt worden ist", da wußte man, daß eine neue Schandtat den britischen Schild befleckt hatte, und je weiter die Zeit fortschritt, ohne daß man Näheres user Wcd- digens Tod erfuhr, desto mehr befestigte sich die Ueberzeugung, daß England Grund habe, sich dieser neuen Tat zu schämen. Nun iß auch von ihr der Schleier gelüftet, und die Welt sieht schaudernd, daß die englischen Machthaber vor nichts zurückschrccken, um gefährliche Gegner los zu werden. Durch die Feigheit und Hinterlist, mit der cs einen der besten Söhne des deutschen Volkes und einen der ritterlichsten Feinde, die England je gehabt — das hat mehr als ein Dutzend englischer Kapitäne freiwillig und freu dig bestätigt — in den Tod gesandt, hat das see beherrschende Albion sich um den letzten Rest von Achtung gebracht, den es vielleicht in der Welt noch genoß, hat es sich selbst gerichtet. Denn die britische Admiralität gab den Kapitänen ihrer Handelsschiffe den Befehl, fremde, falsche Flaggen zu benutzen, und sie trägt damit die volle Verantwortung für alles, was unter Befolgung dieses Befehls geschieht. Wer versteht angesichts dieser Tatsachen, dast England uns den Vorwurf barbarischer Krreg- fi'chrung und des Bruchs des Völkerrechts macht? Englische Heuchelei allein erklärt das Nicht mehr. Wäre Otto Weddigcn nicht der vornehme Mann gewesen, der alle Bedingungen des Seekriegs rechts einem heimtückischen Feind gegenüber er füllte, so kreuzte er heute noch zum Schrecken der Ehurchil' n' ' Balfour an Englands Küsten, seine ritterliche Gesinnung brachte ihm früh zeitigen Tod. Die Welt der Neutralen be greift aber nun endlich, dast cs keine Akte der Willkür und Barbarei sind, wenn gelegentlich deutsche Torpedos auch neutrale Schiffe treffen. Die Führer unserer U-Boote können cs nicht verantworten, jedes Schiff unter neutraler Flagge zu behandeln, wie Weddigcn seinen Tod bringer behandelt hat, weil britische Hinterlist ibnen das verbietet. Und wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, daß Wilsons Forderung, unsere U-Boote müßten fremde Schiffe erst anhalten und durchsuchen, ehe sie ihnen ein Torpedo zusenden, unberechtigt ist, so haben ihn die jetzt enthüllten Vorgänge beim Untergang des „U 29" erbracht. Wir können auf die Untersecbootwaffc gegen einen Feind wie England nicht verzichten — und einen solchen Verzicht bedeutet die Erfüllung der amerikani schen Forderung — wir müssen sie vielmehr noch energischer und rücksichtsloser benutzen, unr britischer Heimtücke und Hinterlist ein Paroli zu bieten. Für die Neutralen aber ergibt sich die einfache Lehre, daß sie das Gebiet meiden, in dem ihnen von deutschen U-Booten Gefahr droht. Greueltaten in Moskau Der Angehörige eines neutralen Staates, der die Greueltaten der letzten Tage in Moskau miterleben mußte, gibt der „Morgenpost" über den blutigen Aufruhr gegen die Aus länder mit meist deutschklingenden Namen eine eingehende Schilderung. Auf dem Hofe der Fabrik von Zindel und Hübner sammelten sich einige tausend Arbeiter, stellten verschiedene Anforderungen an den Direktor bei Zindel und begannen, als diese nicht sofort bewiyigt werden konnten, das Zer- störungswerk. Der Direktor flüchtete und stürzte sich vor den Verfolgern in den Moskwa-Kanal, um an das andere Ufer zu schwimmen. Kaum war er aber am jenseitigen User emporgeklettert, als er von der Menge ergriffen rind erschlagen wurde. Drei Frauen von Fabrikdirektoren wurden in den Kanal geworfen und als sie nicht ertranken, m i t Steinwllrfen getötet. Von der Polizei war nichts zu sehen. (2.) Wien, 19. Juni. (Eigene Drahtmel dung.) Das „Volksblatt'i meldet aus Bukarest: Nach hier vorliegenden Nachrichten wurde im An schluß an die letzten Unruhen in Moskau über den Bezirk Moskau der Belagerungs- zustand verhängt. In Moska u streiken 13 000, rn Petersburg 16000 und in Odessa über 14 000 Arbeiter. Gegen russische Umtriebe in Sofia tu. Sofia, 19. Juni. Die offiziöse „Narodna Grava" veröffentlicht an der Spitze des Blattes nachstehendes geharnichtes Dementi gegen Vie russo- phrlen Umtriebe in der bulgarischen Hauptstadt: Alle Mitteilungen, die das Blatt „Utro" über einen Balkanbund, Unterhandlungen, unterzeichnete Uebcreinkommen und dergleichen mehr enthält, seien frei erfunden. Den Lesern des „Utro" wird empfohlen, den erfundenen Mitteilungen dieses Blattes mit dem größten Mißtrauen zu begegn nen, weil es sich zur Ausgabe gemacht habe, Sen sationen zu verbreiten, was ernsthaften Leuten, denen die Ruhe im Lande in diesen Zeiten nahestehe, gewiß keine Ehre mache.' Vierverban- ua- Salkaastaaten tu. verli», 19. Zuni. Zuverlässigen Bchaup. tungen oder Andeutungen amtlicher französischer Blätter über ein angebliche» EingreifenRu- mänicns an der Seite des VierVerban des entsprechen nach allen vorliegenden Nach richten nicht dem gegenwärtigen Stand der Ver handlungen, die von mehreren Seiten mit Ru mänien und anderen Ballanstaaten geführt wer den. Diese Ausstreuungen sind als unbegrün det zu bezeichnen, da eine Entscheidung Rumä niens überhaupt noch nicht gefallen rst. Die Enttäuschung und der Unmut darüber, daß R u- mänien ab wartet und ruhige Ueb er lege nh eit zeigt, geht auch aus den An griffen der italienischen Blätter zur Genüge hervor. Der Zank um /Ubanien (2.) Gens, IS. Juni. (Eigene Draht nachricht.) Die „Tribuna" berichtet aus Anti- vari: „Der Vormarsch der serbischen Truppen in Albani en bewegt sich auf allen Linien. Zn Elbasjan ist die serbische Zivil verwaltung eingerichtet, ebenso in Tirana. Die Serben benutzen den Moment, in dem Essad Pascha gegen die Rebellen kämpft, um sich auch gegen diese zu wenden. Die Montenegriner sind in Skutari und die Griechen in P e r a eingcrückt. Es sind wichtige Ereignisse auf dem ganzen Balkan zu erwarten." Montenegro im Kriegszustand mit /libanien fr.) Wien, IS. Zuni. fEigcne Drahtmel- dun g.) Nach einer Vlätternachricht über Genf be richten die dortigen Zeitungen aus Cettinje.daß sich Montenegro im Kriegszustand mit Albanien betrachtet. Durazzo zur Uebergabe aufgesorüert fr.) Genf, IS. Zuni. (Eigener Draht bericht.) Das „Zournal" meldet aus Saloniki: Serbische Parlamentäre sind vor Du razzo eingetroffen und fordern die Uebergabe der Stadt. Hombenwürje gegen -as griechische Gefanütschastsgebäuüe in Vurazzo vtb. (Agence d' Athenes.) Aus Korf u wird gemeldet: Albanische A u f st ä n d l s ch e warfen drei Bomben, von denen eine das Dach der griechischen Gesandtschaft in Durazzo traf. Bombensplitter drangen in das Schlafzimmer des Geschäftsträgers ein und zerstörten ein Bett. Eine andere Bombe onrch- schlug das Dach dec griechischen Kathe drale. Aum Fliegerangriff auf Karlsruhe vtb. Paris, 19. Juni. Der Fliegerangriff auf Karlsruhe wird von der französischen Presse als glanzvolle Tat betrachtet. Der An griff sei eine längst erwartete, wohlberechtigte Ver- geltungsmaßregel für die barbarische deutsche Krieg führung. Die Presse erklärt, Karlsruhe sei keine offene Stadt, da -dort W a f f e n s a b r i k e n und chemische Fabriken seien und Karlsruhe außer dem ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt sei. Der „Temps" erklärt sogar wörtlich: „Karls ruhe ist keine offene Stadt, denn es besitzt eine Gar nison von 4000 Mann." Am schärfsten von allen Zeitungen, die alle einen sehr scharfen Ton anschla gen, äußert sich „Libre Parole", die schreibt: Wenn wir einige Zivilpersonen in Karlsruhe um gebracht haben, so haben wir uns dadurch von Leuten befreit, die auf wirtschaftlichen Eebie- ten einen unehrlichen Krieg gegen uns führ ten. Die „Libre Parole" fordert sodann auf, Pforzheim, das industrielle Zentrum Badens, zu bombardieren, um den französischen Handel zu rächen. Jeder Pforzheimer, der in die andere Welt befördert werde, bedeute einen rührigen, gehässigen Feind Frankreichs weniger. Wir haben uns über feindliche Fliegerangriffe auf deutsche Städte und die damit verbundenen, un vermeidlichen Schäden nie sonderlich aufgeregt, weil eben nun einmal Krieg geführt wird. Gegen den Ausbruch rohester Schadenfreude der „ersten Kultur träger der Welt", wie er sich in den oben mitgeteil ten Preßstimmen widerspiegelt, wenden wir uns aber mit aller Entschiedenheit. Einer solchen Schamlosig keit hätten wir die Franzosen denn doch nicht für fähig gehalten. O-Sootsbeute II. Bon Otto von Gottberg. Als des nächsten Tages Sonne aufging, war „U..." wieder draußen und bei ocr Arbeit, obwohl das Wehen oes Windes weniger Gutes versprach. Bei stürmischem Wetter und schwerer -ee wollte der gegen Mittag gesichtete cuglstche Dampfer „Vosges" ent fliehen. Eingeholt, veriuchte de: Bctte das Boot zu rammen. Sicher genug durfte er stch fühlen, denn der tleine Graue stampfte und rollte dec der Verfol gung so arg, daß ein Schienen mit der Aussicht zu treffen unmöglich schien. Angemuioen, wie immer bet jo schlechtem Wetter, standen die Leute am Geschütz und die beiden Seeoffiziere mit dem Rudergänger auf der Brücte. Aber die Stricte müssen lang und lose sein, wenn die Arme die Kanonen bedienen und die Hände sich rühren sollen. Die Briten sahen, wie hohe Wellen gar oft unsere Leute von Bord fpülten. Die Hans des Kameraden, eigene Muskelkraft und Ge- fchictlichkeit mussten sie wieder an Bord pullen. So will es der grimmige U-Bootslrieg, der nicht selten unseren Tapferen Lalzwasjer zu schlucken gibt. Für drei Stunden jagte der Riefe un Versuch, den rollen den und schlingernden kleinen Grauen zu rammen, um das von den Wogen überspülte E-Boor im Kreise herum. Dann traf den Gegner ein Granatjchuß, der ihm den Rest gab. Hinkend uns sinkend hielt er auf einen anderen Dampfer zu. Englische Zeitungen be richteten von Verwundung der Besatzung durch unser Feuer uns erzählten, die Pa, sa giere der „Vosges" hchteu wahrend der Flucht beim Heizen geholfen^ Danach handelten sie als unsere Feinde, und auch das Leben der Fahrgäste auf cnglifchen schiffen darf keine Rücksicht mehr heischen. Gegen Abens tauschte „17..." Grüße mit einem Schwefterichijschen aus. Durch Flaggensignale erzähl ten die Kommandanten einander von ihren Erleb nissen und Beobachtungen auf See. Das schlechte Wetter hielt acht Tage an, aber jeder davon be scherte unserem Voor einen Dampfer als Beute, bis es währens seiner Reise Schiffe im Gesamtgewicht von 4öW0 Tonnen aufgebracht oder zu den Fischen geschickt hatte. Nachdem fünf nach Liverpool be stimmte Dampfer als Opfer von „41..." gesunken waren, meinte trocken der Rudergänger auf der Brücke: „Ehrenbürger von Liverpool scheint unser Kommandant nicht werden zu wollen!" Also geht es trotz strengster Mannszucht auf unseren Tauch booten auch fröhlich uns gemütlich zu. In engem Zu sammenleben und gemeinsamer Gefahr lernen Führer und Mannschaft sich in Kameradschaft schätzen. Die Leute wissen bald, weich' Lied ihr Kommandant am liebsten hört, und kein anderes spielt dann gleich häufig das Grammophon, das den Besatzungen unserer kleinen Grauen als ständiger Reisegefährte auf wie unter dem Wasser gute Laune und Unterhaltung bringt. Das Wünschen, Streben und Erleben aller an Bord ist das gleich. Doch verschiedene Würdi gung scheint die Mittagskost zu finden. Tie Ge fickter der Offiziere „klaren auf', wenn der auf die Brücke gereichte, bald von Seewasser gewürzte Teller ein zufammengekochtcs Gericht, etwa Hammelkohl, trägt. Der Mann dagegen blickt heiterer und läßt die Zunge nm die Lippen lecken, wenn der Koch er zählt, daß es „Kartoffeln, Sauce und Braten" (die Reihenfolge verrät den Grad der Wertschätzung der Speiwn). also getrennt Gekochtes zu essen gibt. So kam der denkwürdige Tag, an dem Franzosen eine Belohnung für die Vernichtung von „17. . ." ernteten. Acht Fischdampfer — vielleicht Vor postenboote — schaukelten aus der Seinemün dung. Unser Kapitänleutnant glaubte sie dort ent behrlich und feuerte einige Warnungsschüsse aus seinem Geschütz. Die Franzosen waren armiert und nahmen ein Gefecht an. Doch dauerte es nicht lange, bis sie fliehend wieder in der Seine verschwanden und Kunde von einer gewonnenen Seeschlacht nach Calais schickten. Unserem Boot lief ein Brite mit großer Last von Fahrgästen — darunter 40 Chinesen — und einer Hasersracht für die französische Armee vor den Bug. Wieder wollte der Engländer das Flaggen signal zum Stoppen nicht sehen und versuchte zu flüch ten. Verfolgt und mit der Kanone angehaltcn, wurde er vom Kommandanten belehrt: „Nur aus Rücksicht auf ihre Passagiere habe ich Sic nicht früher tor pediert." Der Skipper gestand aufatmend, daß ihm das Leben schöner als der Tod dünke, und erbot sich, als Gegenleistung für die ihm bekundete Nachsicht an- zugcben, an welcher Stelle seines Schiffes eine Sprengpatrone am schnellsten und sichersten wirken würde. Er hielt Wort und half beim Versenken. Leider widerfuhr „H . . ." weit draußen vor Calais ein Mißgeschick. Der Kompaß ginA in die Brüche. Ohne das Instrument sind Seefahrer oft verloren, doch dem kaltblütigen und erfin derischen Kommandanten kam ein guter Gedanke. Durch Funkspruch nach Belgien bat er — cs klingt wieder sehr einfuch — um einen Flieger. Nach Stun den gespannten Wartens sah er den großen Vogel unter den Wolken und ließ sich von ihm in einen deutschen Hafen an der belgischen Küste lootsen. An Land war die Freude über das Gelingen des Wage stückchens groß. Ans „II. . ." aber löste größere Freude drei Hurras aus. Die Besatzung hörte die Kunde vom Ausrollen der russischen Karpathenfront und siegreichem Vordringen gegen Poern. Der Kom mandant hatte noch nicht genug erlebt. Unter Granat feuer feierte er im Schützengraben am Pserkanal mit seinem Bruder ein Wiedersehen. Es war ein frohes, doch auch ein ernstes, weil einen dritten tapferen Bruder seit einem heißen Kampftag fremde Erde deckt. Und wieder einmal dürfen wir mit froher Zu versicht und stolzer Genugtuung sagen, daß jede» noch so kühn, Unternehmen unserer Offiziere bald eine Parallel« findet. Seit di, beiden Prtfen von „v..."
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