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110. ^tchrgcmg Dienstag, den 18. Juli Schrlftl«ltuag und Selchüsttstrll«: Zohannltgasie Nr. 8 Fernlprech-Anschlub Nr. 11692, 11693 und 11691 ISIS Der deutsche Heeresbericht Tas Wölfische Bureau meldet amtlich: Großes Hauptquartier, 18. Juli. Westlicher Kriegsschauplatz Auf dem nördlichen Teile der Front wurden an zahl reichen Stellen feindliche Patrouillen vor unseren Hindernissen abgewiesen. Eine unserer Patrouillen nahm im englischen Graben östlich Bermel! es einen Offizier, vier Unteroffiziere nnd elf Mann gefangen. Zu beiden Seiten der Somme benutzten unsere Gegner den Tag zur Feuervorbereitung. Starke Angriffe, die sich abends und nachts gegen Pozisres und die Stellung öst lich davon, gegen Biaches—Maisonnette—Barleux und gegen Soyecourt richteten, wurden überall unter großer Einbuße des Feindes zum Scheitern gebracht. Im Maas-Gebiet zeitweise lebhaftes Feuer und kleinere Handgranatenkämpfe. Oestlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg Die Auffen setzten südlich und südöstlich von Riga ihre starken Angriffe fort, die vor unseren Stellungen blutig zu- sammenbrecheu oder da, wo sie bis iu unsere Gräben ge langen, durch Gegenstöße zurückgeworfen werden. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold vonBayern Keine besonderen Ereignisse. Heeresgruppe des Generals von Linsingen Die Lage ist im allgemeinen unverändert. Russische Angriffe sind westlich und südwestlich von Luzk glatt ab gewiesen. Armee des Generals Grafen von Bolhmer Abgesehen von kleinen Borpostenkämpfen keine Ereignisse. Valkaukriegsschauplatz Nichts Neues. Oberste Heeresleitung. England sucht die Entscheidung (r.) Haag, 18. Juli. (Sonberberlcht unseres ck-Be- : i ch t e r st a tt e rs.) A»S London wird gemeldet: ..Daily Expreß" schreibt über die Offensiv«: Die deutsche Presse mag sich über den i.l-igctt Ton der amtlichen englischen Denchte und der englischen Presse- .rcliungen nicht täuschen. Wir sind entschlossen, mit dieser Offensive tatsächlich Ernst zu machen, um den Durchbruch um jeden Preis zu versuchen. Hinter unserem Angriffsheer, das zurzeit an der Erbreiterung oer Bresche arbeitet, stehl unser eigentliches DurchoruchSheer, dem die gefähr lich?, aber auch glorreiche Ausgabe bevorstehl, nach beiden Seiten Zlknkenkämpfe führend, Englands Schwert bis weil in Belgien herein- ,Miragen. -Die nächsten Tage werden Tage dramatischer Spannung werden, da in ihnen voraussichtlich der entscheidende Offenfiostoß unternommen werden wird. (r.) Rotterdam, 18. Juli. (Drahlbericht.) .Daily Ehroniele" meldet aus Paris folgende Einzelheiten über die Angriffe der Engländer am Freitag: Der englische linke Flügel begann den Bor marsch zwischen La Boiselle und Contalmaison um etwa drei Grabenlinien. Die Engländer stießen auf den erbitterten Widerstand zweier bayrischer Regimenter in Ovillers, während Vie nördlich von Eontaimaison kämpfenden Abteilungen die preußische Garde t egen sich hatten. Der Bormarsch des britischen Zentrums geschah auS > cr Gegend zwischen Mameh und Montauban, in der Richtung 3cr beiden Dörfer Bazentin-le-Grand und le-Petit. Zwei -^ulsche Gegenangriffe wurden ausgeführt. Eine Brigade leistete in ö azentin hartnäckigen Widerstand. Zweimal kamen die Briten aus dem Walde hervorgestürmt, drangen in das Dors ein und wurden cl^nsoost zurückgeworsen; erst der am Nachmittag ausgeführte 3. Angriff w?r erfolgreich. Die erste Arbeit der Engländer am rechten Flügel war die Säuberung des Tröneswaldes. Danach rückten sie 800 Meter in der Richtung von Longuöval vor. Die Preußen verteidigten den Ort. aber die britische Infanterie stürmte so ungestüm vorwärts, daß sie in einer Stunde den ganzen Ort oenommea Helte. („L.-A.") Die Taktik General Haigs (r.) Rotterdam, 18. Juli. (Drohtbericht.) Der .Manchester Guardian" meldet, daß die englischen Erfolge am Freitag ebenso gut der englischen Takttk wie der Stärke des Angrif s zu zuschreiben feien. .Englischerseits habe man höchst ge chickt manövriert. So war die Eroberung Contalmai ons einer Uebcrraschung zu verdanken. Der Feind meinte nämlich, daß wir vom Süden her angreisen würden, während wir tatsächlich vom Nordwcslen ins Dors drangen.' Ebenso meinte der Feind am Freitag, daß wir in Richtung PozldreS vorgehen würden, unser Hanptangriff war ober gegen das entgegengesetzte Ende der Linie gerichtet. Selbst der verlustlose Rückzug der Engländer aus dem Fourreauxwald stützte die Annahme, daß die Eng länder ihre eigenen Pläne auch wirklich durchführen und sich nicht länger durch die Wechselfälle der Schlacht oder durch die Taktik des Feindes ihre Wege vorschreiben lasten. Zweifelsohne zogen wir uns darum aus dem Fourreauxwald zurück, weil alle Anzeichen vorlagen, daß vom Feinde Truppen gegen unsere dortigen Stellung zusammcngezogen würden. („B. T.") A-Voot-Angriff auf die englifche Ostküste wtb. Berlin, 18. Juli. (Amtliche Meldung.) Am 11. Juli hat eins unserer A-Boote die Eisenwerke von Seaham an der englischen Oslküste beschossen. In der Zeit vom 10. bis 14. Juli sind an der englischen Oftküste durch unsere U-Boote sieben englische Fischdampfer und zwei Fischerfahrzeuge vernichtet worden. Regere U-Boot-Tätigkeit in der Nordsee (r^ Amsterdam, 18. Juli. (Drahtbericht.) Die Londoner Blätter sprechen von dem merkbaren Wiederaufleben der deutschen Tauchboottätigkeit in der Nordsee und stellen einen Verlust von 18 englischen Dampfern in der vergangenen Woche in der Nordsee fest. Unter den gemeldeten Opfern vom Sonn abend hat die „Ecclesia" aus Manchester 3740 Tonnen, die „Alton" 3536 Tonnen. Beide Dampfer liefen im Auftrage -er englischen Admi ralität. („B.T.") xvtb. Dragör, 17. Juli. (Drahtbericht.) Die Deutschen brachten heute nachmittag südlich Dragör drei schwedische Dampfer mit Papiermasse und einen amerikanischen Vier- mastschoncr vermutlich mit Petroleum auf. Die Schiffe wurden nach Swinemünde geführt. Jur Aufrollung der Trage des U-Boot-Krieges -D Berlin, 18. Juli. (Drahtbericht unserer Ber liner Schriftleitung.) In verschiedenen Blättern wird lebhaft ein Aufsatz kommentiert, der Montag früh im .Lokal- Anzeiger" stand. Dort war von einem Herrn, der früher sich gegen den u-Boot-Krieg ausgesprochen hatte, der U-Boot-Krieg wieder gefordert worden, mit der Begründung, daß die Zahl unserer U-Boote sich inzwischen vermehrt hätte. Hier und da wird der Artikel auf hohe Regierungsstellen zurückgeführt. Da tut man doch gewiß diesen Regierungsstellen Unrecht. Wie man denn überhaupt den „Lokal-Anzeiger" nicht ohne weiteres als offiziös ansehen kann. In dem Blatte kommen auch andere Einflüsse zum Ausdruck. Eine Note Deutschlands an Amerika? (r.) Kopenhagen, 18. Juli. (Eig. Drahtde richt.) Die Entscheidung des amerikanischen Staatsdepartements, die die „Deuts ch- land" als Handelsschiff anerkennt, wird „Politiken" zufolge von der französischen Presse eingehend erörtert. Die Blätter stellen Betrachtungen an über die Rückwirkung dieser Ent scheidung auf-ie Blockade und sprechen die Befürchtung auS, daß Deutschland den U-Bootkrieg wieder in früherem Umfang aufnehmen könne, lieber die Stellungnahme der Ber einigten Staaten zu den neuen Problemen sei man vorläufig im un klaren, um so mehr, als das amerikanische Bolk durch den Blockadebruch einen günstigen Eindruck von der deutschen Leistungsfähigkeit erhalten habe. Die Presse ist der Ansicht, daß Deutschland bezüglich der Blockadesrage eine Note an die Bundesregierung in Washington richten und den Nachweis erbringen werbe, daß die neutralen Staaten ihre Stellungnahme der Blockadeerklä rung gegenüber ändern müßten, weil die Absperrung nicht mehr effektiv sei. Große rusfische Verluste am Stochod (r.) Amsterdam, 17. Juli. (Drahtbericht.) Der Amerikaner Mashburn berichtet den „Times" aus General Brussilows Hauptquartier: Die Verluste bei den Kämpfen am Stochod seien grauenhaft. Er schildert die Anstrengungen der Ruffen, zwischen Nobel und der Bahnlinie Sary —Kowel über den Stochod zu kommen, wo sie in das Feuer von acht schweren deut schen Batterien gerieten und wieder zurück mußten. Die russische Linie lehuc sich nur an einigen Punkten au den Fluß an und verlaufe oft sehr ungerade. Mashburn klagt über fürchterliche Hitze, die das Blutbad «och grauenhafter «ach«. Di« Truppen seien völlig erschöpft. .(B. T.') D Wien, 18. Juli. (Drahtbericht.) Das in Krakau erscheinende Blatt „Ezas" meldet über die heftigen Kämpfe bei Buczacz: Von der Stadt 2 assowiec, die einst so groß wie Lemberg war, ist keine Spur mehr übrig geblieben. Die historischen Ruinen des Schlaffes, die altertümliche Kirche, das Schloß des Prinzen Poniatowski, sowie viele andere wertvolle Baudenkmäler sind nach der Besetzung durch die Ruffen vollkommen zerstört worden. (,B. Z. a. M.') Nrrffisches Mißtrauen gegen Spanien (r.) Stockholm, 18. Juli. (Drahtberichk.) Die .Nowose Wremja" be schäftigt sich anläßlich der Unterredung des Königs von Spanien mit einem ungarischen Journalisten mit der Stimmung in Spanten und kommt zu dem Schluß, daß König Alfons wenig geeignet sei, bei FrtedenSverhandlungen die Rolle eines Ver mittlers zu spielen. Das Blatt stellt fest, daß ein großer Teil der spanischen Bevölkerung den Mittelmächten freundlich gesinnt sei. Die Konservativen und Klerikalen, die im Land tonangebend sind, hätten eine Abneigung gegen das .atheistische Frankreich". WieLsraufrichturrg des Internationale« Preffeverbands? (r.) Luzern, 18. Juli. (Drahtbericht.) Das Zentralkomitee des Vereins der Schweizer Presse beschloß die nachdrück lichste Zurückweisung der in der französischen Kammer von einem Sozia listen ausgestellten Behauplüügtzn'von der angeblichen Bestechlichkeit der schweizerischen Blätter. Ferner wurde beschlossen, den Versuch zur Wiederaufrichtung des Internationalen Presse- verbondes zu machen. Die Spaltung in der ungarischen Unabhängigkeitspariei Bon Emil Neugeboren-Budapest, Mitglied des ungarischen Abgeordnetenhauses (Nachdruck verboten.) Die durch den Austritt des bisherigen Parteipräsidenten, Grafen Michael Karolyi, herbeigeführte Spaltung in der ungarischen Unabhängigkeitspartei hat ge wiß auch im Deutschen Reiche einiges Aussehen erregt, um so mehr, als man ja gegenwärtig auch parlamentarische Ereignisse durch das Vergrößerungsglas der außerordentlich gespannten europäischen Lage zu sehen pflegt. Allzuviel Bedeutung kommt jedoch der Angelegenheit nicht zu, wenngleich mögiicherweise ihre bald in die Erscheinung tretende Folge ein peinlicher Zwischenfall im ungarischen Abgeordnetenhause sein könnte. Der Schritt des Grafen Karolyi, dem bisher nicht viel mehr als ein Dutzend seiner Parteigenossen gefolgt sind, hat in der Hauptsache nur für die innere Politik Ungarns eine gewisse, jedoch auch nicht zu über schätzende Wichtigkeit. Die Unadhängigkeitspartei ist bekanntlich die Partei des ungarischen Parlamentes, die ihr Ideal vor dem Jahre 1867, dem Jahre des Ausgleichs zwischen der ungarischen Nation und ihrem Herrscher, sowie Oesterreich, im Jahre 1848 sucht, d. h. die an Stelle der gegenwärtigen dualistischen, die Gemeinsamkeit der bei den Länder der österreichisch-ungarischen Monarchie in bezug auf die Vertretung nach außen, das Heer und die Wirtschaftsgemein schaft in sich schließenden staatsrechtlichen Grundlage Oesterreich- Ungarns ein nur auf Personal-Union beruhendes Verhältnis der beiden Staaten mit selbständiger diplomatischer Vertretung und selbständiger Armee anstrebt. Wenn dieser erstrebte Zustand als „Unabhängigkeit" bezeichnet wird, so liegt dem die Vorstellung zugrunde, daß Ungarn wie in früheren IahrhunderteK auch jetzt in einer die selbständige Staatlichkeit einschränkenden Abhängig keit von Oesterreich lebe. Es muß bemerkt werden, oaß dieser Begriff der Unadhängigkeitspartei in der Praxis seinen Inhalt so ziemlich verloren hat, seitdem die Partei nach dem Worte eines früheren Führers, des vor einigen Jahren verstorbenen Franz Kossuth, eine 48er Ziele auf 67er Grundlage erstrebende „Real politik" zu treiben begonnen hat. Echte „Achtundvierziger" gibt es in Ungarn kaum noch, und wenn ja, so haben sie kein politisches Gewicht. Einigermaßen kann man vielleicht auch den Grafen Karo- l y i dazu rechnen, der sich in den wenigen Jahren, seitdem er eine Rolle spielt, immer tiefer in den Radikalismus jeder Art hinein geritten hat. Zwischen chm und einem anderen Führer der Par tei, dem ihn an geistiger Bedeutung turmhoch überragenden Grafen Albers Apponyi, bestehen schon seit langem sowohl mit Bezug aus die innere als auch auf die äußere Politik ziemlich schroffe Gegensätze. Graf Karolyi ist, so merkwürdig dies bei einem Latifundienbesitzer auch klingen mag, Demokrat. Er hat sich weit gehenden Forderungen hinsichtlich der Wahlreform verschrieben. Graf Apponyi, der im übrigen auf dem Wege mannigfacher poli tischer Wandlungen aus dem 67er Lager herkommt, ist in poli tischer wie in konfessioneller Hinsicht konservativ; er geht, was die Wahlreform anbelangt, nur gerade bis zu dem offiziellen Wahl rechtsprogramm der Unadhängigkeitspartei, das ein Kompromiß darstellt, bei dem Apponyi Zugeständnisse nach der demokratischen Richtung hin machen mußte. Ein anderer Gegensatz, der auch für das deutsche Publikum von einigem Interesse sein kann, bewegt sich auf dem Gebiet der äußeren Politik. Graf Karolyi hat mit dem ganzen Un gestüm seines leidenschaftlichen Temperamentes einen politischen Ungedanken aufgegriffen, der seit einem Menschenalter in ver borgenen Winkeln der Unadhängigkeitspartei seine Zuflucht ge funden hat: die Abneigung gegen das Bündnis mit Deutschland. Apponyi dagegen gehört neben dem Grafen Julius Andrassy zu den zuverlässigsten Stützen des Bündnisses, abgesehen von den Regierungskreisen. Graf Karolyi hat in den letzten Jahren vor dem Kriege seinen Standpunkt in den Dele gationen vertreten, allerdings mit Bezug auf das Bündnis mit Deutschland ln milder Form. Dabei aber hat er doch Versuche gemacht, Annäherung an Rußland und Frankreich zu suchen. Diese politischen Seitensprünge ergaben sich ihm aus der Vor stellung, daß an der Spannung, die in Europa vor dem Kriege herrschte, auch Deutschland Schuld trage, und daß es Ungarns Aufgabe bilde, indem es sich einerseits von einer zu weitgehenden Gefolgschaft für Deutschland loSlöle, auch bei der Entente auf eine Milderung der Gegensätze hinzuarbeiten. Es fehlte ihm eben die Einsicht, daß sowohl bei Frankreich als auch in noch viel höherem Maße bei England und am allermeisten bei Rußland ge wisse politische und psychologische Notwendigkeiten vorlagen, die unbedingt zum Kriege trieben, es sei denn, das Deutsche Reich und die österreichisch-ungarische Monarchie hätten sich mit gebun denen Händen der Gnade der Entente preisgegeben. War dies vor dem Kriege schon ein Beweis oberslächlicher Auffassung, so ist es ein Zeichen unheilbarer Verbohrtheit, auch nach Ausbruch des Krieges, der doch die Beweggründe unserer Feinde bis in die letzten Tiefen enthüllt hat, noch an einer derartigen politischen Anschauung festzuhalten. Aus dem Abschiedsbrief Karolyls an - seine Partei geht hervor, daß dies bei ihm tatsächlich der Fall ist. Graf Apponyi dagegen hat während des ganzen Krieges ein« überaus ersprießliche Arbeit aeleistet, indem er mit der ganzen Schärte seiner Logik in zahlreichen Aufsätzen neutraler Blätter