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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.08.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150824023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915082402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915082402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-08
- Tag 1915-08-24
-
Monat
1915-08
-
Jahr
1915
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ir. ter üung Mbea---Wsgabe. 109. Jahrgang Nr. 429 1915 Vtrnsw», üen 2< Nuguv Vie vemschen sinü Sie Herren der Lage >erg. s«. ntritt. ^ies. von 6 m > ,H. v !re! !S. <1 Lr- uncl 6er >krei l>» tläek »I Ur, vlmo ülig, »>>» Lat- ttervpt- Lllcinbor- «vU««, llm»» V,". müde rt. - letten: 4. xlosvr »o. ! Der ,Ä«r- illUNg! enhain icke. ltch. tter« berc,. mann, mann, ola. ml. i>. »US rosa »7077 sn! ioman l:r). uvlr): vicke). »L0l7 ^olk). uvä A N SN. iS»««» he > - Uh, i»e. ller. ,n. «ann. er. !tng- /lrntsblockt desRccke» und despoUsrüuntes der Stadt Leipzia LedaNI.» «ad 0,f»iiN»N«i>«r )»ha««t»»aff« o Zer«fpr»ch-Nofchl«- ll«. I»»»», I«»«m>d 1«»»«. batte zum ersten Male in ihrer Geschichte reine Passagierliste drucken lassen; aus welchem Grunde, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Zranzöflfcher Generalftabsbericht vtk. Paris, 23. August. Im amtlichen Bericht von Montag nachmittag heißt es: In den Argonnen kurze Kämpfe mit Bomben und Petarden. In den Vogesen bemächtigten wir uns auf den Kämmen des Linge- und Barrenkopfes unter lebhaftem Kampf nach besonders wirksamer Vorbereitung einiger feindlicher Schützengräben. Am 22. August bombardierten unsere Flugzeuge die Bahnhöfe von Lens, Henin-Lietard, Loos und die Eisenbahnlinie Lille — Douai. mtd. Pari», 24. August. Amtlicher Bericht von Montag abend: Im Artois nördlich von Souchez und im Ab schnitt Neuville-Roclincourt andauernd scharfe Tätig keit der beiderseitigen Artillerie. Der Feind warf einige Granaten auf Arras, Mondi Vier und Reims. Wirksame Ergebnisse unseres Erwiderungs feuers gegen die feindlichen Schützengräben und Batterien wurden an mehreren Stellen beobachtet. In der Champagne auf der Front Perthes— Beausejour lebhafter Kampf mit Handgranaten und Bomben, vor Dille-sur-Tourbe wurde ein vorgeschobener feindlicher Schützengraben durch die Explosion einer unserer Minen vollkommen zerstört. Italienischer Generalftabsbericht «td. Rom, 23. August. Kriegsbericht Uhr abends: Im oberen Cordevole-Tal versuchte der Feind am Nachmittag des 21. August einen plötzlichen Einbruch in unsere Verteidigungslinie, der voll ständig abgeschlagen wurde. Die Einschließung des Platzes von Tolmein entwickelt sich in methodischer Weise. Auf dem Karst setzte eine überraschende Aktion uns in den Besitz einiger feind licher stark ausgebauter Schützengräben, die das Vorrüaen unseres linken Flügels behindert hatten. Schwache Angriffe des Gegners gegenüber dem Monte der sei Busi wurden leicht zurück geschlagen. Mühseliger Rückzug -es russischen Heeres ft.) '»Sraoenhage, 24. August. (Eigene Drahtnachricht.) „Daily News" melden aus Peters burg, daß der Rückzug von Teilen des rus sischen Heeres über Brest-Litowsk vor sich gehe, das vorläufig starke Berteidigungstruppen behält. In östlicher Richtung bewege sich der Rückzug quer durch die Pripetmoräste mit unendlicher Mühsal. Zahlreiche Geschütze mußten un brauchbar gemacht und in Sümpfe gestürzt werden. Wie verlautet, erzählt man den Truppen, deren Gemütszustand einer gewissen Ermutigung bedarf, von einer großen Landungsaktion der englische n Flott« an der belgischen Küste. Das Ziel des Rückzuges ist weiterhin in Dunkel ge hüllt. vielfach wird geglaubt, daß an der Bere sina neue Stellungen eingenommen werden sollen. voraussichtliche Räumung von Petersburg «td. London, 24. August. Der Vertreter des „Daily Chronicle" meldet aus Petersburg: Die Möglichkeit einer Räumung von Petersburg wird offen erörtet. Die Frage, was man mit den Flüchtlingen an fangen solle, hat einen beunruhigenden Umfang angenommen. Der stets anwachsende Strom der aus den westlichen Provinzen fliehenden Bevölkerung hat die Hilfsquellen der Unterstützungsausschüsse erschöpft. Man sucht, die Flüchtlinge über das ganze Land zu verteilen. vtb. London, 24. August. Die „Times" melden aus Petersburg: Die Gerüchte von einer Räumung Petersburgs, die von den Panikmachern verbreitet werden, sind insofern unbegründet, als sie in Ver bindung mit den jüngsten Ereignissen erwähnt wor den sind. Angesichts der Möglichkeit von An griffen auf dem Luftwege ist es allerdings möglich und sogar ratsam, daß der Hof und die Regierung sich anderswohin begeben. (Also doch eine Bestätigung der Nachricht. Die Schriftleitung.) Verhaftung von finnischen Lan-tagsabgeorüneten Hixw. Stockholm, 24. August. (Eigene Draht nachricht.) Die Verhaftungen politisch führender Persönlichkeiten in Finn land werden in großem Umfange fortgesetzt. Eine Reihe sozialistischer Abgeordneter des finnischen L-nd- tags ist in Helsingfors ins Gefängnis gebracht wor den. Zahlreiche andere Abgeordnete aller Parteien find auf schwedischem Gebiet eingetroffen, um einer Verhaftung durch di« russischen Militärbehörden zu entgehen. * * * Vie wafienla-ung -er ,-lrabic* Die Deutsch-Amerikanische Handels kammer in New Pork macht in ihrem letzten (vom 1. August datierten) Bericht einige Angaben über die Ladung der „Arabi c", die im Hinblick auf den inzwischen erfolgten Untergang des Schiffes und die „Aufregung" darüber in Amerika besonderes In teresse haben dürften. Es heißt in dem Bericht: In dem Manifest des am 29. Juli aus den neu tralen Vereinigten Staaten nach Liverpool abgefah renen White-Star-Dampfers „Arabic" sind die folgenden Konterbandeartikel angeführt: 2272 ungeladene Geschosse, 2173 Kisten mit un geladenen Geschossen, 497 Kisten Zünder, 4009 Kisten Patronen, 106 Automobile, 59 Aero plane und Teile von solchen, 318 Canvas-Zelte, 3877 Kupfer st angen, 1564 Kupferkathoden, 185 Ballen Baumwolle, 1083 Eummiradreifen, 337 Fässer Schmieröl, 60 Fässer Wachs, 914 Blöcke Guajak- Holz, 69 Blöcke Zedernholz, 1514 Säcke Mehl, 9769 Stahl st angen, 8477 Pakete Stahl, 15 815 Plat- ten Lötzinn, 6301 Mulden Blei, 2710 Nickelstäb«, 80 Fässer Nickelplanken, 141 Kisten Messingplanken, 699 Messingstäbe, 204 Rollen Drahtseile und 7955 verschiedene Artikel. Die „Arabic", die wie ein Kriegsschiff angestrichen war, hatte zwölf amerikanische Schutz, en^el an Bord, die gleichmäßig auf Kajüte und Zwischendeck verteilt waren. Außerdem war das Heck des Schiffes mit Sandsäcken von oben bis unten verbarrikadiert, um gegen TorpH>oangriffe geschützt zu sein. Nicht allein waren alle Ladungsräume voll- gepfropft, sondern Aeroplane und Lastauto» waren hoch aufgetürmt und festgelascht auf allen Decks, da» Promenadendeck nicht ausgenommen. Zehn Auto» mußten zurückbleiben, da absolut kein Platz Mehr für st« auf der „Arabic" vorhanden war. Di« Linie »— . für Mnzeiaea «a» »ripHia an» Um««»««» M« /tNAergeNfirelfe» Ispaltigepetttzetlerzps..!!« m.» »»« a«»»»«» 2» Pf., Nekiame» l.rsm., tlei«, Nnzeiqea »»«Petit,«u« n«r e»pf.,d.wi«-«d»l.Nad.,Naz«i»«»»o«0»i>»eSea »m amtlich,«Eeiltztepetit- Geschaft.oazei,«« mit Platzvorschrift im Verls, erhitzt. Nadatt «ach «ans. Seila,,«: »esamtaufl.7 M.»a«ra«/en» aueschl. Postgebühr. Na,,i,,a-N«aahm«: Zokana>»gass«», bet sämtlich,« Zllialen»,, Leipzig« kaaediatte» u«» alle« Naa»»<»a-Exp«»ition«n »,» Sa» un» flusta«»«». Da« Leipzig« rageblatt «scheint Werktag» »mal, Sonn-n. Zetertag» »mal. 0eeli««N»»artt»a:0n »««zetten 17, Zernsprech-^nschlu-: Sans« Nr. «7. Um Me „Urabie" Man darf ohne weiteres annehmen, daß Italiens Eingreifen auf dem türkischen Kriegsschauplatz, sei es auf Gallipoli oder an irgendeiner Stelle Kleinasiens, zu oem es von England gezwungen wird, feinen Hauptzweck, Eindruck auf die Balkanstaaten zu machen, von vornherein nicht erreicht hat und auch nicht mehr erreichen wird. Seit das italienische Ml- lionenheer am Jfonzo und in den Tiroler Alpen so kläglich versagte, sehen selbst die Kleinen am Balkan der großen Geste gelassen zu, mit der die neuesten Söldlinge Englands ihren Krieg gegen die wohlgerüstete Türkei begleiten. Butga- rien hat zur selben Stunde, als Viktor Ema nuel trotz des Sträubens (eines Generalstabs chefs sich zu dem neuen Abenteuer entschließen mußte, seine Verhandlungen mit der Türkei ab geschlossen, die der Lage am Balkan ein ganz neues Gesicht verleihen. Griechenland steht dem verhaßten Mitbewerber an der Adrialüste und in Kleinasien schon seit Monaten mißtrauisch gegenüber und wird durch dessen neuestes Auf treten erst recht in seinem Mißtrauen bestärkt, so daß oem Ministerpräsidenten Venizelos das Ein lenken in die Bahnen der Politik seines Königs außerordentlich erleichtert wird. Ja. selbst cm so unsicherer Kantonist wie Rumänien wird sich durch Italiens neue Dummheit nicht ver leiten lassen, in seine Fußstapfen zu treten und für den sinkenden Stern Rußlands auch nur das Blut eines einzigen rumänischen Soldaten zu verspritzen. Daß aber Viktor Emanuels Scha ren gegen die tapferen Türken irgend etwas aus zurichten oder gar die Niederwerfung der Türkei und die Eroberung Konstantinopels zu erzwin gen vermöchten, daran glaubt wohl in Italien selbst kaum jemand außer den bezahlten Stim- mungsmachern. Ein Umschwung auf dem Balkan zugunsten des Vierverbandes wird demnach auch in absehbarer Zukunft nicht zu erwarten sein, ganz abgesehen davon, daß eine neue kräf tige Offensive der Zentralmächte gegen Serbien das Bild über Nacht vollends von Grund auf verändern kann. Doch die geschäftige Londoner und Pariser Presse läßt sich durch nichts entmutigen. Hilft der Balkan nicht, so ist vielleicht von Amerika noch etwas zu erwarten, wenn man die dortige öffentliche Meinung richtig bearbeitet. So denken Havas und Reuter und stürzen sich auf den neuen „Arabic"-Fall wie die Geier aus das Aas. Und wo es Radau zu machen gilt, darf der „rauhe Reiter" Roosevelt mit seinem großen Mund nicht fehlen, der mit einer unerhörten Hetze gegen Deutschland sich den Weg zum Weißen Hause in Washington noch einmal bah nen zu können glaubt. Noch steht nicht fest, daß der Dampfer „Arabic" von einem deutschen Unterseeboot versenkt wurde, er kann ebensogut einer treibenden englischen Mine zum Opfer gefallen sein. Es ist aber auch möglich, daß der Kapitän des Schiffes versucht hat, ein von ihm gesichtetes Unterseeboot zu rammen — die Bereithaltung der Rettungsboote und anderes lassen fast darauf schließen —, daß aber das U-Boot ihm zuvorkam und dem Dampfer den ' wohlverdienten Untergang bereitete. Wenn bei einem solch frevlen Spiel mit dem Leben der Passagiere auch einige Amerikaner den Tod in den Wellen fanden, so bedauern wir das, die Schuld trifft aber nicht uns, sondern den Ka pitän und die britische Admiralität, die für das Rammen eines deutschen U-Bootes durch englische Handelsschiffe hohe Preise ausgesetzt hat. Herr Wilson und sein Staatssekretär haben zu dem „Arabic"-Fall bisher offiziell noch nicht Stellung genommen, sie wollen vernünftiger weise abwarten, bis alle Vorgänge, die zur Ver nichtung des Dampfers führten, geklart sind, und die „Agence Havas" sieht sich sogar zu der Meldung veranlaßt, die amtlichen Kreise wünschten keinen Bruch mit Deutschland, wenn er unter Wahrung der Ehre vermieden werden kann. Diese friedfertige Stimmung dürfte nicht zum wenigsten ihren Grund in der Tatsache haben, daß die von den feindlichen Telegraphenagenturcff» aus einer gewissen Presse der amerikanischen Oststaaten verbreiteten Hetz artikel gegen Deutschland alles andere als die wirkliche Gesinnung des amerikanischen Volkes wiederspiegeln. So versucht ein Anglo-Ameri kaner im „Labour Leader", einem soziali stischen Londoner Blatt, den Engländern die Tatsache zu erklären, daß sie sich von den ameri kanischen Verhältnissen ein vollkommen falsche- Bild machen, weil man in Eng land nur New Aorker und Washingtoner Presse stimmen und Meinungen kenne. In Chicago und im ganzen Osten Amerikas denke man aber ganz ander- als in den östlichen Metro polen. Dort sei man besonders mit der Haltung de- ExstaatSsekretärS Bryan sehr zufrieden. Bryan habe der Stimmunä der echten, wirklich cunrxiklmisch empfindenden Amerikaner sehr tref- e-z-gsp«I,«: «!»«att»»,.rs m., »lerteilützrlich 3.7S m. o«> »er Eescha-t.steu,. ««fee, r»Ua»«« «a» N«»,ad«a,Uea «»»«holt: monatlich 1 m., »ierteiiLtzrllch , m. durch unser« aa»wSrti»»a Ztttal«« »«» hau» ordracht: mooatllch NU, »lertellStzrttch «.-» M. durch »l« p»str l«n«tzald deutsch- ««» der »eutfchea »»»»al«, »»uatlich »»«««»jährlich M-, «»»schltetzUch PostbestrUael». preis »« Einzelnummer >s pf. eapzla, »en Nachtzarorten UN» »en Orten mit eigenen ZUtalen mir» »t« stde«»au»gatz« «och am Nd«n» »«» Erschein«»» in» Hau» geiirsert. I senden Ausdruck gegeben, denn sie wollen vor' allem Frieden und Neutralität. Der „Labour Leader" ist über diese Zuschrift aus amerikanischen Kreisen so verblüfft, daß ihm die l Bemerkung entschlüpft, diese Auslassungen zeig- s ten am deutlichsten, welche Unrichtigkeiten und Fälschungen Reuter über die Stimmung in Amerika verbreitete. Uns selbst wird heute der Brief eines her vorragenden Deutsch-Amerikaners aus San Francisco von einer Leipziger Metallwaren fabrik zur Verfügung gestellt, in dem es u. a. heißt: , „lleber die Stimmung hier im Lande habe ich Ihnen bereits früher geschrieben. Daß die Eng länder unsere Associated Preß (das Nachrichtenbüro) kontrollieren, und daß Kanadier und Engländer in der Mehrzahl unsere Zeitungsschreiber find, habe ich Ihnen schön früher mitgeteilt. Trotz der vielen und gehässigen Schreiberei, ganz besonders nach dem Sinken der .Lusitania", kann ich bestimmt be haupten, daß die Stimmung im hie sigen Volke durchaus nicht kriegslustig oder deutschfeindlicher geworden ist. Das letztere findet man sehr selten, tatsächlich fast nie. Die Amerikaner sind sehr indifferent. Alle gegenteiligen Behauptungen in den Zeitungen sind eitle Schwätzerei. Ich babe in den lHtrn Mo naten ein sehr großes Feld bereist und mit fast allen Kreisen der Bevölkerung gesprochen und immer hörte ich dasselbe: „Nur keinen Krieg! Und ganz besonders nicht mit Deutschland!" Der alberne Notenaustausch von feiten unserer Regierung ist nichts als dummer „Bluff", würdig der Demagogen, die an der Spitze unserer Regierung stehen. Ich hoffe und wünsche nur, daß die deutsche Rogierungabsolut nicht nachgibt. Ueber das Versenden von Muni tion an die Feinde Deutschlands herrscht in vielen Kreisen Unwille. Jedoch darf man nicht an nehmen, daß die Leute hier sentimental find, denn das ist dem Amerikaner nicht eigen, man beginnt aber einzusehen, daß mit dem Versenden von Roh stoffen, wie Weizen, Baumwolle usw. mehr Geld ins Land gebracht wird, als mit Munition." Nimmt man zu diesen Ausführungen, die ohne Frage die Stimmung in weiten Kreisen des amerikanischen Volkes, namentlich im Westen des Landes, richtig schildern, hinzu, daß der Deutsch-amerikanische Verband des Staates New Jork, wie jetzt bekannt wird, am 25. Juli auf seinem Kongreß in Utica eine scharfe Entschließung gegen die Politik Wilsons und die Waffenlieferungen an Deutschlands Feinde angenommen hat, so begreift man, daß Wilson in dem neuen „Arabic"-Fall nichts über eilen will. In der Entschließung von Utica nnro nämlich das eigenmächtige Vorgehen des Prä sidenten ohne vorherige Zustimmung des ameri kanischen Kongresses als eine gefährliche Macht usurpation und eine Gefahr für den Frieden ganz besonders verdammt und festgestellt, daß, abgesehen von einem absichtlichen Angriff oder Einfall in die Bereinigten Staaten, das ameri kanische Volk entschlossen ist, sich in keinen Krieg mit irgendeiner Nation verwickeln zu lassen. Das alles hat wohl Herrn Wilson bewogen, in Zu kunft vorsichtiger und weniger voreilig zu sein, als er es bei dem Untergang der „Lufitania" war, und darum dürfen wir, trotz aller Alarm nachrichten der Londoner und Pariser Presse, die Entwicklung des „Arabic"-Falles ruhig ab- warren. Vlviani plaudert aus -er Schule Wie uns unser Genfer Mitarbeiter schreibt, macht der Inhalt eines Gespräches, das Vi viani mit dem Vertreter eines großen ameri kanischen Blattes gehabt hat, unliebsames Aufsehen. Der amerikanische Journalist hat zwar den Inhalt dieses Gespräches nicht veröffentlicht, aber dafür Sorge getragen, daß es nicht geheim blieb. Gegen stand dieser Unterhaltung waren die Vor würfe, mit denen einzelne russische Blätter Eng land und Frankreich überhäufen. Viviani sagte: Die Vorwürfe, daß wir unfern Bundes genossen im Stiche lassen, erreichen uns nicht. Frankreich hat Millionen Menschen geopfert, um deutsche Kräfte zu binden. Wrr haben der russischen Regierung mehrere Male Vorschläge zwecks Erzielung einer gewissen Einheitlichkeit in den Unter nehmungen der verbündeten Heere gemacht, mit denen wir General Pau nach Rußland geschickt haben. Der russische Eeneralstab, der damals den Karpathenfeld, zug forcierte, lehnte aber unsere Vorschläge unter der Begründung ab, daß die strategischen Bedingungen sich von den unfern sehr unterschieden. Wir warnten damals die russische Regierung vor einem Gewalt sturm in den Karpathen; wir bekamen aber die Ant wort, daß Rußland aus politischen Gründen seine strategischen Pläne nicht ändern könne. Wir ver- richteten darauf, Rußland weitere Ratschläge zu er teilen, und begnügten uns für die Folge damit, mit unsern englischen Freunden den russischen Geld, bedarf zu decken. Man hat verbreitet, daß Rußlands Mu nitionsmangel seinen Grund in dem Fehlen der erforderlichen Barmittel habe, die zum Bezahlen der amerikanischen Lieferungen unbedingt notwendig wären. Auch das trifft nicht zu. Die Wahrheit ist, daß die amerikanischen Munitions fabriken nicht in der Lage sind, den ungeheuren Bedarf des russischen Heeres an Munition zu decken, und daß die russische Industrie nur imstande ist. etwa den zwanzigsten Teil des Bedarfs herzustellen. Rußland hatte ver- säumt, seine allerdings recht schwach entwickelte Industrie rechtzeitig für den Kriegsbedarf einzu richten. Die heutige Lage Rußlands ist allerdings schwer, aber, wie die russische Regie rung ja selbst sagt, nicht hoffnungslos. Wir wollen hoffen, daß es der russischen Armee gelingen wird, an geeigneter Stelle die Offensive wieder auf- zunrhmen. Wir verhehlen uns nicht, daß das noch recht lange dauern kann und daß eine Zeit kommen wird, wo wir ganz allein auf uns angewiesen sein werden. Wenn russische Zeitungen in Zukunft wieder davon schreiben werden, daß wir Rußland im Stiche gelassen haben, dann werden wir es an einer geeigneten Feststellung allerdings nicht fehlen lassen. Unsere Presse hat es mit Rücksicht auf die enge Waffenfreundschaft, die uns mit Rußland verbindet, vermieden, den russischen Eeneralstab zum Gegenstand polemischer Erörterungen zu machen, sie wäre dazu auch infolge der strengen Kriegsvorschriften gar nicht in der Lage ge wesen. Es wäre, wenn sich auch die französische und engliiche Regierung Rußland gegenüber von jedem Vorwurfe frei fühlen, wünschenswerter, wenn die Zensur Artikel verhindere, die geeignet sind, Miß stimmung zu säen und von den großen Unterstützungen, die Rußland von seinen Bundesgenossen bekommt, ein völlig falsches Bild machen. ,Vie deutschen sin- Herren -er Lage* vtb. London, 24. August. Der militärische Mit arbeiter der „Morning Post" schreibt: Durch die Ein nahme von Nowo-Georgiewsk haben die Deutschen die Eroberung der Weichsellinie vollendet. Die Einschließung von Ossowiec wird sie bald zu Herren der Narew- und Bobrlinie machen. Es wäre nutzlos, zu leugnen, daß die Deutschen Herren der Lage sind. Es ist notwendig, der Tatsache ins Auge zu sehen, daß der Verlauf der Ereignisse für geraume Zeit von ihrer Initiative abhängen wird, solange die Alliierten unfähig sind, frische Streit-' kräfte zu mobilisieren, die Verluste an Gewehren und anderem Kriegsmaterial zu ersetzen und ihre Ar tillerie und die Munition auf den gleichen Stand wie der Gegner zu bringen. Diese Tatsachen sind jetzt allgemein anerkannt. Die Deutschen sind der Unüberwindlich! eit ihrer We st front sicher. Der militärische Mitarbeiter erklärt es für bedauerlich, daß in Rußland der Eindruck zu bestehen scheint, daß die Alliierten im Westen nicht den ge nügenden Anteil an der Last der Kriegführung auf sich nehmen und zählt auf, was die Alliierten im Westen und an der italienischen Grenze geleistet haben. Enttäuschung in Englan- Usm. London, 24. August. (Eig. Drahtnachricht.) Die Meldung, daß das Abkommen zwischen Bulgarien und der Türkei unterzeichnet sei, hat hier große Enttäuschung hervorgerufen. Man verhehlt sich nicht, daß ein Abschluß des türkisch bulgarischen Einvernehmens auch auf die Hollun der übrigen Balkan st aaten von ent scheidender Bedeutung werde« könne,
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