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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.08.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150823021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915082302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915082302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-08
- Tag 1915-08-23
-
Monat
1915-08
-
Jahr
1915
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die österreichischen Drohungen zu kümmern, wenn es nicht durchHerrn Hartwig, einen Diplo. malen aus der Schule Iswolskis, dazu ermu tigt worden wäre, Ssasonow sei auch zu schwach, um dem Einslusz der Hospartei und der Panslawisten zu widerstehen, und seine Politik daher voller Wider sprüche, was in Frankreich verstimme und sich namentlich in der montenegrinischen Frage in dem Streit um Skutari gezeigt habe: ,,Es unterliegt keinem Zweifel, dass man in Paris dieser Winkel züge müde ist, aber man erträgt eben — wenn auch unter Verwünschungen — die Folgen des Bund nisses und lagt sich auf eine Bahn drängen, die zu einem allgemeinen Kriege führen kann." Es folgten die Zwischenfälle in Nancy, das gefährlich Spiel mit der Ausführung chauvini stischer Stücke, so da» gron Guillaume, dessen Berichte immer mehr den Charakter erregter Beun ruhigung tragen, ausrust: „Zweifellos nvden diese Tatsachen beweisen — worüber ich schon uiehrsach die Ebre hatte, Ihnen zu berichten —, dass die öffentliche Meinung i n F r a n k r e i cd m e h r und m e .> r ch a u v i n i - stisch und unbesonnen wird. Man sollte Massregeln ergreifen, um diese Strömung cinzu dämmen, die die Negierung seit den Zwischenfällen von Agadir und der Bildung des Ministeriums Poincar.' Millerond Delcaii,'- wahrhaft ermutigt hat." Als in Paris die Beratung des Militärgesehes im Juni 1013 vom Ministerium Briand aus die Tagesordnung gesetzt wurde, schien Baron Guillaume seinen Bericht mit der folgenden Betrachtung, die seinem Scharsiinn wie seiner Geiinnung in gleicher Weise zur Ehre gereicht: „Es steht aNo nunmehr fest, dass in die französische Gesetzgebung Bestimmungen a".f'enommen werden sollens die das Land wohrtcheinlich nicht lange er tragen kann. Die L a st en des neuen G esetzes werden für die Bevölkerung so schwer, die Ausgaben, d«e es mit sich bringt, werden jo ungeheuer sein, dass das Land bald protestieren wird, und Frankreich wird sich dann vor die Frage gestellt sehen: entweder zu entsage-'., was es nicht wird ertragen tönncn, oder in k ü r z est e r Z e i t K r i e g z u führen. Für die, die das Volk in diese Lage gebracht haben, wird es eine schwere Verantwortung sein . . - . Die Propaganda zugunsten des Gesetzes über die drei jährige Dienstzeit, durch die ein Wiedererstehen des Chauvinismus herbeigcfiihrt werben soll, war aus gezeichnet vorbereitet und duräaeführt: sie sing da mit an, die Wahl des Herrn Boincnrt- zum Prä sidenten der Republik zu fördern: sie seht heute ihr Werk fort, ohne sich um die Cesohren zu kümmern, die sie hervorruft: das Unbehagen im Lande ist gross." Nußlanö vor -em Sankerott Aus Petersburg wird der ,Voss. Ztg." indirekt gemeldet: „Soeben wird mir das Stenogramm der jüngsten geheimen Sitzung der F i n a n z k o m m i j s i o n des russischen N e i ch s r a t e s zugcstellt, und was wir darin zu lesen bekommen, übersteigt bei weitem selbst die pejjimistiichslen Meldungen über die Lage der russischen Staatsfinanzen. Russland steht un mittelbar vor dem Staatsbankcrott, und das russische Herrenhaus gibt unumwunden zu, dass man bis jetzt keinen Ausweg gefunden habe. Graf Kokowzow hat in seiner Rede ein erschreckendes Bild über die Lage gegeben. Die letzte Milliardenanleihe habe nur knapp -kW Millionen ergeben, der Rest figuriere als Aktionm in der Bilanz der Staatsbank zum Kurse von b.'>. Das Staatsbudget für 1915 schliesse mit einem N i e > c n d e f i z i t von 580 M i l- tconen Rubel ab, und Finanzmtnister Bark habe sich darüber einfach hinwcggcsetzt, indem er knese Summe auf das Kriegsbudget übertrug. (Das riesige Amchwcllcn der Summe für kurzfristige Schatzschcine im russischen Bankausweis ist-dafür die Bestätigung. Noch im Mai betrug diese Summe 1,5 Milliarden; in der 5. Augusiwoche war sie aus 2,3 Milliarden gestiegen. D. Schriitltg.j Auf diese Rede antwortete Finanzminister B a r k mit niederschmetternder 2 e l b st b c z i ch t i- g u n g. Es sei völlig ausgeschlossen, eine derartige Anleihe gegenwärtig in Frankreich oder England zu realisieren, da diese beiden Staaten sich selber in höchst peinlicher Lage befänden. Die jüngste sranzöjtsche Dreieindc.lv Milliarden Anleihe Haire tat sächlich nnr knapp zwei Milliarden ergeben. In A merika !>abe Frankreich bis jetzt nur !5 Millionen Dollar erhallen rönnen, und in Paris und London habe man Herrn Bart eine Anleihe nur dann ver- ivrochcn, nachdem die eigenen Gcldbc d ü r f - nisjc dieser beiden Länder gedeckt sein würden, woran bei der betreffenden Saturierung dieser beiden Märkte bis aus w.iteres nicht zu denken sei. Den schlimmsten Hieb erhielt Bark vom Reichs ratsmitglied Professor Oserow, der kurz erklärte, Russland stehe unmittelbar vor dem Krach, und von den Verbündeten sei nichts zu erwarten. Die einzige Hoffnung bleib« Amerika, aber er fürchte, dass auch hier die Hoffnung nur gering sei. Mit der Mobilisierung der russischen Wirtschafts kräfte werde es wie mit der Autonomie Polens gehen, die Russland den Polen endlich versprocknur habe, nachdem es Polen bereits ver loren hatte. Was aber Amerika anlange, so habe Washington bereits inoffiziell wissen lassen, dass Amerika für die derzeitige russische Regierung kein Geld habe. Man müsse somit zu energischen Massregeln greifen. Man sollte ein offizielles Aufgeld für Gold einsühren, etwa 150 Papier für lOO Gold, man sollte ausnahmslos sämtliä)e goldene Schmuck- und Gebrauchsgegen- ständc innerhalb Russlands gegen fixiter einzu lösende Rcqu'sitionsscheine lejchlannahmea. Die Wareneinfuhr aus dem Ausland müsse sich lediglich auf den Kriegsbedarf beschränken und man müsse vcr- suclzen, in Amerika eine Anleihe zu efsektuieren unter der Bedingung, dass der ganze Anlcihebetrag in Amerika verbleiben werde als Zahlung für den von dort zu liefernden Kriegsbedarf. Schließung -ee russischen Grenze gegen Rumänien Bukarest, 23. August. lEigcne Drahtnachricht.) Die russische Regierung hat die Schlie ssung sämtlicher Grenzen gegen Rumä nien verfügt. Die rumänischen Reisenden, die bis her direkt von Odessa nach Galatz fahren konnten, werden von den russischen Militärbehörden ge zwungen, durch ganz Bessarabien zu reisen und erst bei Ungheni, dem einzigen noch offenen Grenz punkt, nach scharfer militärischer Kontrolle rumäni schen Boden zu betreten. Die Grenzverfügung ist laut Anschlägen durch den Generalissimus ergangen. Griechenland un- -er Vieroerban- (/.) Wien, 23. August. (Eigene Drahtnachricht.) Das „Achtuhrblatt" meldet aus Athen: Ueberein- stimmend sprechen die Blätter aller Parteischat ticrungen, dass — gleichviel, wie die kommende Politik Griechenlands auch geleitet werden würde — Griechen land kerne Vorschläge desVierverbands auf Abtretung griechischenBodens oder Beteiligung Griechenlands an dem Kampfe gegen die Türker annehmen werde. — Nhallis äusserte sich in der Unter redung zu einen, Vertreter des „Astyr": „Wenn es darauf ankommt, wird Griechenland gegen jene zu den Waffen greifen, welche angeblich die tleinen Nationen, wie Belgien, verteidigen." Eine Unterredung mit einem bulgarischen Staatsmanne. I L'N. Berlin, 23. August. Die Auslassungen der feindlichen Presse bemühen sich, die Lage a u f d e m B a l k a n so darzusiellen, als ob die fernere Entwicklung der Dinge bereits nach einer bestimmten Richtung hin sestgelegt sei. Dass dies keineswegs der Fall ist, zeigte sich in der folgenden Unterredung einer hervorragenden bulgarischen Persönlichkeit in amt licher Stellung mit einem Vertreter des „Courier- bureau Haag". „Glauben Sie, dass durch die Rede des serbischen Ministerpräsidenten Pasitsch, nach der die Forde rung des Vierverbandes von Serbien bewilligt worden sei, die Haltung Bulgariens becinflutzt werden könnte?" „Der serbische Ministerpräsident hat nicht erklärt, dass die Forderungen des Vierverbandes von Serbien angenommen worden seien. Er hat lediglich der Stupschtina empfohlen, diese Forderungen insofern anzunehmen, als die nationalen Inter essen Serbiens nicht gefährdet seien. Diesen Standpunkt hat Pasitsch stets vertreten und er wollte auch in seiner letzten Rede nur zum Ausdruck bringen, dass Serbien bereit sei, die Vorschläge der Entente anzunehmen und die streitigen Gebiete an Bulgarien abzu treten. sobald Serbien von den Entente mächten hierfür die versprochenen Ent. jchädigungen erhalten habe Pasitsch treibt also ein Spiel mit den Ententemächten, denn um Bulgarien mit Serbien zu versöhnen, ist auch eine Gebietsabtretung Griechenlands erforderlich. Griechenland hat aber bereits energisch gegen die Vorschläge des Vierverbandes protestiert und jede Gebietsabtretung adgelehnt. Pasitsch weiss ebenso genau wie jeder andere Balkanpolitiker, dass Serbien niemals in die Lage kommen wird, von der Entente die versprochenen Kompensationen zu er halten und dass infolgedessen Serbien niemals imstande sein wird, die umstrittenen Gebiete an Bulgarien adzutreten. Bulgarien sieht mit Ruhe der Entwicklung der Dinge entgegen und lässt sich durch Pasitschs Wort spiele nicht beirren." „Und die Frage der Transportfreiheit aus der Donau?" „Diese Angelegenheit ist noch nicht entschieden. Bulgarien hat inzwischen einen andern Ausweg ge funden und will Serbien Zeit lassen, die viel wich tigere Frage der Ententevorschläge zum Ab schlug zu bringen, weil hierin auch die Frage der Transport freiheit auf der Donau enthalten ist." „Ist das bulgarisch-türkische Abkommen bereits zum Abschluss gelangt?" „Meine amtliche Stellung gestattet mir nicht, den Vollzug des Abkommens bereits zu bestätigen, ich weise jedoch Vorauf hin dag ich Ihnen bereits vor längerer Zeit den Abschluss dieser Verhandlungen angekündigt habe. Inzwischen hat ja Talaat Bey bereits erklärt, dass ein Einvernehmen zwischen Bul garien und der Türkei erzielt und der Vertrag bereits unterzeichnet worden ist. — Im übrigen sind unsere Delegierten auch bereits nach Sofia zurück- gelehrt." „Abe. die feindliche Presse und besonders die italienischen Blätter rechnen bereits mit einer Kriegserklärung Bulgariens an die Türkei?" „Nach dem. was ich Ihnen soeben sagte, ist eine kriegerische Aktion Bulgariens gegen die Türkei völlig ausgeschlossen. So lange Bulgarien den Ententemächte» keine definitive An'wort auf ihre Note erteilt hat, steht es den Ententediplomatcn frei, anzunehmen, was sie be lieben. Bulgarien hat Zeit, auf die Vorschläge der Entente eine definitive Antwort zu erteilen, jeder Politiker muss aber schon jetzt überzeugt sein, dass Bulgarien durch wirtschaftliche Interessen mit den Zentralmächten verbunden ist." „Wie ist augenblicklich das Verhältnis Bulgariens zu Rumänien?" „Durchaus freundschaftlich! Allerdings weigert sich Rumänien nach wie vor, Munition und Kriegsmaterial nach Bulgarien gelangen zu lassen, weil es annimmt, dass dieses Kriegsmaterial nach der Türkei weiter befördert wird. Zweifellos kann Rumänien dieses Vorgehen mit seiner Neutralität nicht vereinbaren. Dass Rumänien jetzt, wo die Russen aus den Kar pathen vertrieben sind. Russland zu Hilfe kommen wird, halte ich für ausgeschlossen. 2m Gegenteil bin ich davon überzeugt, dass die Rumänen nach weiteren Niederlagen der russischen Heere Bessarabien besetzen werden. An dieser Wendung wird auch das französische in Rumänien investierte Kapital und die aus Frank reich bezogene Munition nichts ändern." Seratungen in Sofia Ilgi». Bukarest, 23. August. (Eigene Drahtnach richt.) Die „Dimineata" berichtet aus Sofia, Minister-, Präsident Radoslawow habe dem Könige in einer zweistündigen Audienz über die gegenwärtige Lage Bericht erstattet. Die bulgarische Presse betont, dass neuerdings völliges Einvernehmen zwischen Regierung und Krone konstatiert werden könne. Die Regierung beharre auf ihrem Standpunkt, vor der Abtretung Mazedoniens keiner lei kriegerische Schritte zu unternehmen. — Der deutsche und der ö st erreichisch-ungarische Gesandte statteten Radoslawow einen Be such ab, um ihm Kenntnis davon zu geben, auf welche Eebietserwerbungen Bulgarien rechnen könne, wenn es bis zum Kriegsschluss neutral bleibe. Erhöhung -es Sol-es -er französischen Mannschaften! tu. Paris, 23. August. „Havas" meldet, dass der französischen Kammer in der nächsten Woche eine Gesetzesvorlage unterbreitet wird, wodurch eine Erhöhung des Soldes aller Mann schaften der unteren Chargen beantragt wird. Serbiens Erbitterung gegen Nußlan- tu. Budapest, 23. August. Rischer Nachrichten zu folge ziehen sich, wie „Az Est" aus Sofia meldet, die Sitzungen der Skupjchtina sehr in die Länge. Die Stimmung ist schwankend. In Kommissionen finden erregte Diskussionen statt. Die Anhänger der Kriegsliga sprechen von einer Ministerkrise. Auch wird darauf hingewiesen, Lass dem Druck des Dreiverbandes jetzt nachzugeben gleichbedeutend sei, später im Wege eines Krieges das zurückzuerobern, was man jetzt überlassen müsse. tu. Budapest, 23. August. Aus Sofia an den „Az Est" gelangte Meldungen besagen, dass die ge heimnisvollen Sitzungen der Ekupschtina einen für den Dreiverband ungünstigen Verlauf genommen haben. Man sei zurzeit gegen den Dreiver band erbittert. Das serbische Sozialistenblatt griff Russland sehr listig an und betont, dass Serbien bisher an Russland gezweifelt habe, jetzt aber durch Russland erbittert sei. uckb. Paris, 23. August. Der „Matin" meldet aus Risch: Infolge der Schritte des Vierverbandes sieht man die Lage sehr ernstan. Die ge heimen Verhandlungen der Skupschtina werden noch einige Tage fortdauern. Die Antwort Ser biens wird erst nach der Verständigung mit dem neuen griechischen Kabinett an den Vierverband abgehen. Die Blätter weisen auf die Dienste hin, welche Serbien seit einem Jahre dem Vierverbande erwiesen hat. Einstellung -es Sirekten Transport verkehrs zwischen Rumänien un- Gesterreich-Ungarn. Lxm. Bukarest» 23. August. (Eigene Drahtnachricht.) „Adeverul" meldet, dass seit heute kein Transport mehr nach Oesterreich-Ungarn erfolgt, nur Transit güter aus Bulgarien und Oesterreich-Ungarn ver- lehren noch über Predeal. — Der FallvonNow? Eeorgiewskhat in der hiesigen öffentlichen Mei nung einen gewaltigen Eindruck hervorge rufen. Die russenfreundlichen Kreise sind äusserst de» stürzt über den Vormarsch der verbündeten Truppen. Die Presse jedoch vermeidet nach Möglichkeit jeden Kommentar. Zum Abbruch der Seziehunsen zwischen -er Türkei un- Italien tu. Konstantinopel. 23. August. Die türkische Presse beurteilt mit Ruhe und Würde den Abbruch der Beziehungen zwischen Italien und derTürkei. Allgemein wird die persönliche Sym- pathie, die der Botschafter Marquis Earonni genoss, in den Vordergrund gestellt. Niemand wird bedauern, dass mit dem Bruch eine klare Lage geschaf fen worden ist. Auch auf dieBalkanstaaten.aufdie Eng land in der Hauptsache spekulierte, al» es Italien zwang, die noch bestehenden Bande mit der Türkei zu zerreissen, wird das nicht den geringsten Eindruck machen. Die Türkei wird auch gegebenenfalls den Kampf gegen Italien aufnehmen. Der Abbruch der Beziehungen zeigt, richtig ermessen, Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht des Dreiverbandes. Transporkersicherungs-Schwlerlgkelten in Norrvegen wtd. Chriftiania, 23. August. Die Zeitung „Tt- denstegn" bringt eine Verlautbarung, dass die Kriegsversicherung nicht mehr Ver- sicherungen für Dampfer mit Grubenhölzern an nehmen wird. — „Derdensgang" meldet, die Kriegs prämie ist wegen der grossen Verluste in der letzten Zeit ausserordentlich gestiegen. In Versicherungs kreisen befürchtet man, dass der gesamte Holz, transport über die Nordsee bald ein gestellt wird. M EW 'Äkkili Heine... Noma» von l03s Erica Grupr-Lörcher. Jetzt mischte sich Alben ei». Ee hatte suh mzwl'chen gefasst, den» bei fernem Eintritt ins Znnmer diese» Tr. Wegerlö hier poezufinden und oiendrei» Lilian ebenfalls zugegen, halte ihn saft aus der Fassung gebracht. Aber Lilian bat ihn nut eine«» einzigen stuininen Blick, sich nichts incrken zu lassen. Ta nahm er sich um ihret wegen zusammen und grüsste Wegerlö kühl und mit eisiger Höflichkeit. „Wir wollen jetzt nur die notwendigsten Be suche machen und bei dem weiteren Bekannteu- lreiS, auch bei meinen Vorgesetzten und Kol legen, erst in sechs Wochen na h unserer Hoch zeit. Deshalb werden wir hente hier in Strass, bürg wohl fertig werden Es ist gut, dass wir leine zu grosse BesuchSlistc heute haben, denn ich habe auf zhvettes Bitte ein Kapee und kein Auto genommen." „To ist'S recht, Wette," meinte die alte Dame, „da sind wir der gleichen Ansicht. Irin elegantes Kapee und ein paar rassige, gut ge- ichirrte Pferde gehen mir über das schönste Auto, auch wenn man nicht so rasend schnell damit vor- ankonnnt. Aber wenn Sie heute mcht mehr so viel Besuche Vorhaben, bleiben Sie doch heute niittag als unsere lieben (Aaste hier!" Als Pvette bescheiden den Einwurf machen wollte, dass man den Tarnen doch nicht so ohne weiteres als Gast znrn Mittagessen ins Haus fallen könne, schnitt Frau Steiner ihr kurzerhand lächelnd leden Einwand ab: „Sic machen uns wirklich eine grosse Freude, wenn Sie bleiben Sie ,nassen uns dann cm weniggemütlich erzählen, was Sie alles Vorhaben. Sic haben schon eine Wohnung gemietet, in welcher Gegend von Kol- mar- Kenne ich die Strasse? Nun, ich werde bald koiumen uno mich unischauen, wenn Sie verheiratet sind. Sie werden nur eine ganz tleine, stille Hochzeit machen, äusserte Albert neulich? Tas sindc ich sehr verständlich. Heut zutage macht man nur ajlf dem Lande noch grosse Hochzeiten. Tie bringen viel Umstände und Unruhe, und Sie werden sich Ihre schöne Er holung von Altweier erhalten, Ivette! Und Sie, Albert, haben sich nun endgültig nut ihrem Freunde als Rechtsanwalt assoziiert?" „Gewiss, gnädige Fran. Auf dein neuen Schild an unseren Büros prangt mein Name be reits neben dem seinen!" Während seiner lächelnden Antwort hatte sie einen Knops an der Wand berührt. Im nächsten Augenblick trat Jean ein. „Legen Sie noch zwei Gedecke auf, Jean, Herr Tr. Westphal und Madame speisen bei UNS." „Sehr wohl, gnädige Frau." Jean ver beugte sich und verliess das Zimmer, nicht ohne Charlot mit einem Blick gestreift zu haben. Es war ihm eine Genugtuung, dass dieser Tr. Wegerlö nicht mit zu Tisch aurgefordert worden sei. Augenscheinlich hatte Madame Steiner nichts für thn übrig. Wenn die alte Baronin hier gewesen wäre, hätte sic ihn sicher mit aufgcfordert. Während die alte Dame jich mir einigen speziellen Fragen an Ivette wandte, musterte Albert den ihm schräg gegenübersitzenoen Ehar- lot. Seine nachdenklichen Augen unter den schwe ren Libern bekamen einen finsteren, herben Ein druck. Er konnte sich nur mit Mühe beherr schen. Dort, wenige Schritte ihm gegenüber, fass- der Mann, dem seine Schwester in blinder Liebe ihr Vertrauen, und ihr Schicksal geschenkt. Undi ec selbst durfte jetzt nicht anfstcl-en, um jenen Unwürdi gen zur Rechenschaft zu ziehen! Nichts durfte geschehen, als alles mit grösstem Schweigen und mit Delikatesse zu behandeln. Nicht- durfte man tun, als dass an der Fortsetzung des Prozesses jeslgehaltcn und in keiner Weise an seinem Fort gang gerüttelt wurde. Warum war überhaupt Eharlot Wegerlö heute im Palais Montelct? Und wenn er je der Baronesse als seiner einstigen Schülerin gegenüber noch einen Besuch zu machen hatte, warum lieh Lilian sich blicken? 'Aber ein ganz feines unmerkliches Lächeln ging über sein Gesicht, während die Tarnen sich eifrig unterhielten lind er mit Wegerlö einige Augenblicke den stiller Zuhörer machte. Schaden freude war doch etwas Menschliches. Und etwas wie Schadenfreude empfand er jetzt Eharlot gegenüber. Durch seine energischen Nachforschun gen als Vertreter des Notars Amberger in Zweier hatte es sich herausgestellt, dass die alte Madame Wegerlö tatsächlich ihr als Vorbehalts gut reserviertes Heiratsgut handschriftlich ihrer Tochter Käthe! aus erster Ehe vermacht hatte, ohne dass ihr Mann Eamille Wegerlö etwas da von wusste. Durch die Erkrankung des alten No tars Amberger und weit fast niemand von dem Tode der kränklichen Madame Wegerlö etwas erfuhr, kam jetzt erst verspätet die Erbschaftssache ins Rollen. Ter alte Notar Amberger hatte feine Geschäfte wieder in die Hand genommen, als diese Angelegenheit noch schwebte. Aber Albert sah doch, dass die 50 000 Frank von der Mutter dem Käthcl Hcrtinger ohne jegliche Streitfrage znfallen mussten. Und als ihm oas kräftige, lachende, junge Bancrnmäocl in der niedrigen Amtsstube von Lweier gcgenüberstand, war es ihm eine Freude gewesen, ihr die günstigsten Aussichten mitteilen zu können. Den Wegcrlös aber geschah es recht, wenn sie diese ansehn liche Summe mit einem Schlage sogleich aus zahlen mussten. Ja, diese Wegerlös! Wie gross war ooch ihre Sclbstcinschätzung! Vorhin, als er mit Ivette Besuche fuhr, hatte ihr Wagen einmal einen grossen Umweg machen müssen, weil bie Häuser- flucht einer ganzen Strasse niederaerissen uns abgebrochen worden war, um txm „Neuen Boule- vard" Platz zu machen. Eine grosse Lücke hatte ihm gezeigt, dass auch das Haus niedergerissen worden war, das seine Eltern vor Jahrzehnten verhältnismässig billig gekauft und das sich vor züglich mit seinen Mieten rentiert hatte. Nun war bei dem Kauf durch die Stadt ebenfalls eine stattliche Summe höher erzielt worden. Aber nie wäre es ihm oder Lilian eingefallen, auf dieses Vermögen zu pochen oder irgendwie aufs persönliche Gebiet hinüberspielen zu lassen, wie Wegerlös cs nach der Erbschaft fertig brachten. Ja, diese Wegerlös! Wenn man eine Parallele ziehen würde zwischen dem beiderseitigen Ver mögen, wer weisst ob Wegerlös da nicht ins Hintertreffen gerieten? Wenn nur Lilian festblieb und sich nicht durch Charlot im letzten Moment doch irgendwie düpieren liess und die Trennungsklage gegen Charlot aufhob! Er bemerkte jetzt, dass Charlot, den er bis her unmcrklich im Auge behalten, sich am Gespräch wieder beteiligte. Die alte Frau Ster ner hatte das Kostümfest berührt, oas bald statt finden sollte. „Ja, gnädige Frau, wir hatten die Absicht, den Ball ebenfalls mitzumachen," entgegnete er, sich aus seinen Gedanken aufraffeno, ats er sich plötzlich von Frau Steiner angeredet hörte. „Warum heisst cs eigentlich der Armenball?" .,Tv 8ül äes pauvres, die Festlichkeit haben wir schon aus französischer Zeit übernommen. Tie Armenpflege ist in Strasburg noch immer nicht obligatorisch, deswegen wird es von der Stadt immer mit Freuden begrüsst, wenn der Ertrag eines so grossen alljährlichen Festes der Armenkasse zugute kommt." „Ach ja, ich erinnere mich, ich habe schon früher davon gehört. Aber dann habe ich ja einige Semester auswärts studiert uno bin als Referendar auch ausserhalb Strassburgs ge wesen." (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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