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Redaktioneller Teil. -V 257, 4. November 191l>. aber ich verkaufe gern deutsche Bücher, denn daran habe ich bolle 15/-». Das habe ich bei französischen Büchern nie.« Ein Königsberger Sortimenter sagte, daß ihm bei Nachrechnen des Rabatts auf Schulbücher eine Gänsehaut überlaufe. Nun, ich fürchte, datz die frei« Konkurrenz diese bald so steigern würde, das; man schon ein Stachelschwein als Vergleichsobjekt heran holen müßte, um nicht hinter der Lirklichleil znrückznblciben! Auch der Verlag hat ein grobes Interesse daran, ein lei stungsfähige- Sortiment zum Vertrieb seiner Werke zur Seite zu haben. Jedes Schaufenster, jeder Ladentisch, jeder gebildete Ver käufer und jedes Ansichtspaket nimmt ihm Spesen ab, die kein Verlagsprospekt ersetzen kann. Roch kurz oor dem Krieg hat ein angesehener französischer Verleger mir gegenüber das anerkannt und schmerzlich die Rückständigkeit des sranzösischen Sortiments im Hinblick aus sein Spesenkonto bedauert. Es wäre daher kein Beweis für die menschenfreundliche Ge- sinnnng des Verlags, sondern lediglich für seinen weitblickenden Geschäftssinn, wenn er den Rabatt, de» er dem Sortiment ein- räumt, in Einklang bringen würde mit der Zunahme der Un kosten, die die letzten Jahrzehnte diesem anferlegt haben. Rach den Aussagen einer Reihe von Sortimentern betragen die Un kosten, die die letzten ahrzehnte diesem anferlegt haben. Nach Jahren 1899—1908 war ich Inhaber eines größeren Sortiments, dessen ordnungsmäßige Buchführung alljährlich ein Unkoslen- konlo von über 20 "/> des Umsatzes, ohne die Abschreibungen, aus wies. Daß da mit einem Rabatt von 25",, und 13/12 nicht aus zukommen ist, dürfte auch einem Optimisten einleuchten. Ein verhängnisvoller Schaden für das Sortiment alten Schlages mit Neuigkeitenvertrieb und gut ausgebildetem Per sonal ist der Umstand, daß kleine Betriebe, die nur Lehrbücher und hochrabatticrte Werke führen, nicht nur im Verhältnis zum Um satz, sondern auch absolut besser rentieren als solche, die für den Verleger etwas tun und darum die Kerntruppe des Buchhandels bilden müssen. Dadurch wird die Vermehrung der Konkurrenz erleichtert und eine Prämie ansgesetzt für die, die sich ihre Tätig keit leicht machen. Das trifft allerdings in erster Linie ans Groß städte zu, läßt sich aber auch in der Provinz Nachweisen. Mit einer wahllosen Erhöhuirg des Rabatts ist es daher auch nicht getan, denn diese würde in erster Linie wieder den Buch händlern zugute kommen, die Zeit haben, unter der Ladentüre zu stehen. Da es aus praktischen Gründen, namentlich bei der Auslie ferung in Leipzig, nicht möglich ist, mit zweierlei Rabatt auszu liefern, so geht mein Vorschlag dahin, allen Sortimentern, die wirklich etwas tun, zur Ostermesse einen Sonderrabatt auf den gesamte» Absatz in Rechnung und Bar einzuränmen, durch den der Rechnungsrabatt auf mindestens 30°/», der Barrabatt aus mindestens 35"/» gebracht wird. Der Sonderrabatt müßte daher etwa 5",, des Ladenpreises betragen. Durch diese nachträgliche Rabattgutschrift würde allerdings der Ostermeß-Saldo vermindert, und in einzelnen Fällen würde die Schuld in ein Guthaben verwandelt, aber das scheint mir gerade ein Anreiz zu tätiger Verwendung und zur Vermeidung der blinden Disponenden zu sein. Man wird einwenden, daß eine so starke Erhöhung des Ra batts unmöglich sei, ganz besonders bei Schulbüchern und Lehr büchern. Ausnahmen wird es immer geben müssen, es ist aber zu bedenken, datz Kriegsausschlag, Besorgungsgebühr und Ra- batterhöhnng in ihren Wirkungen auf genau das Gleiche hinaus- kommen: nämlich auf eine Erhöhung des Ladenpreises. Wenn der Verleger die Wahl hat, so ist die letztere Form, die von ihm selbst vorgenommen wird, entschieden noch die, die seinen Inter essen am meisten entspricht. Gerade jetzt, wo, zum mindesten bei Neuauflagen, die Preise durchweg erhöht werden müssen, wäre es zweckmäßig, die Rabatt erhöhung gleich auf den Ladenpreis aufzuschlagen. Wenn auch nicht anzunehmen ist, daß die Herstellungspreise wieder den frü- beren Stand erreichen werden, so ist doch zu erwarten, datz sie nach Friedensschlutz etwas zurückgehen werden, während der Ladenpreis kaum herabgesetzt werden wird. Der Verleger wird daher meistens schon in der Lage sein, dem Sortimenter einen Teil der Erhöhung als Rabatt abzngeben. 1370 Ich bin mir Wohl bewußt, damit eine schwierige Frage an zuschneiden, denn es genügt nicht, datz ein Eurzelner vorgeht, es mutz sich eine größere Gruppe auf eine bestimmte Maßregel einigen, wenn Aussicht zu ihrer allgemeinen Einführung vor Händen sein soll. Der Zweck dieser Zeilen war nur, die Frage aufznrollen. Ich bitte namentlich die Herren Verleger um Mei »ungsänßerung. München. E r n st R e i nh a r d t. Zur Schließung der österreichtsch-ungarischen Kriegsausstellung. (Bgl. Rr. 1»v, 18L „. 17ä > Mehrmals hatte ich Gelegenheit, an dieser Stelle über die österreichisch-ungarische Kriegsausstellung zu berichten, wobei ich besonders der kriegsliterarischen Gruppe eingehende Betrach tung widmete, da ja der Buchhandel für diese das meiste Inter esse besatz, das durch persönliche Beteiligung zahlreicher Verleger an der Ausstellung noch wesentlich gesteigert wurde. Gleich zu Anfang konnte festgesteilt werden, datz die Zugkraft der Kriegs- ausstcllung über Erwarten stark und die Besucherzahl eine sehr- große war, was auch die ganzen Sommermonate hindurch an hielt; ja die schönen und milden Spätseptembertage, die uns dieser Herbst so überraschend schenkte, verschafften der Aus stellung erneutes Interesse des Publikums, ehe sie in den Winter schlaf versank. Die Blicke der meisten Besucher wurden natürlich in erster Linie von de» militärischen Objekten angezogen und sestgehalten, konnte doch auch der Laie durch die Ausstellung der Waffen und Geschosse, der Kampfmittel zu Lande, zu Wasser und in der Luft, durch die Darstellung ihrer Erzeugung und Verwendung ans leicht verständlichem Wege das Räderwerk der rastlos arbeitenden Kriegsmaschine kennen lernen. Und so erfreuten sich denn die Gebäude für Waffen und Munition, die Trophäenhalle, besonders aber die Abteilung »Im Felde«, wo der Krieg als solcher in seinen mannigfaltigen, leibhaftigen Formen (allerdings in einer vcrseinerten und vor allem gänzlich gefahrlosen Luxusausgabe) geboten wurde, eines großen Zuspruchs des Publikums. Trotz dem kam aber auch die »Kunstgrnppe« nicht zu kurz, und der beste Beweis für das starke Interesse »rag wohl sein, daß die Bilder ausstellung des Kriegspressequartiers einmal gänzlich ansge wechselt werden mutzte. In diese harmonisch ausgeftatteten, künstlerisch anheimelnden Räume der Gemälde- und Kriegslite- ratnrausstellung zogen sich kunst- und bllcherfreundliche Besucher doppelt gern zurück, da sie ihnen wie ein kleines Eiland er schienen, wohin sich ihre durch die sonstigen kriegerischen Ein drücke ermüdeten und gequälten Gedanken flüchten konnten. Be sonders häufig aber waren hier Offiziere und Soldaten anzu- lrefsen, deren erhöhte Freude am Buche ja schon so oft sestgestellt wurde, daß es Wohl kaum erst dieses Beweises bedarf, um die Tatsache zu erhärten. Haben nun auch sicher zahlreiche Besucher der Kriegsausstellung keine Ahnung von dem Bestehen und dem Werte der Kriegsliteratur-Abteilung, so ist doch Ziel und Zweck ihres Aufbaus vollkommen erfüllt, wen» sie nur in einem Teile des Publikums den Eindruck der hohen Bedeutung des Buches während des Krieges zu erwecken und ihm in anschaulicher Weise die inneren Zusammenhänge des gewaltigen Literaturstromes vor Angen zu führen vermochte. Der wertvolle überblick über die rege geistige Tätigkeit eines um seine Existenz kämpfenden Volkes, der in der Kriegsliteraturausstellung gewonnen werden konnte, ist denn auch allseits rühmend anerkannt und von dcr Presse öfters lobend hervorgehoben worden. Nun aber ist es vorbei mit der Kriegsausstellung 1916, und die Tore der Hellen Sommerstadt haben sich geschlossen. An ihre Wiedereröffnung, die im nächsten Frühjahr erfolgen soll, knüpfen wir die Hoffnung, daß es eine Friedensausstellung sein möge, die sich in den luftigen Hallen und Häusern ausbreite, und daß unsere wieder heiter gewordenen Blicke in den kriegerischen Aus stellungsobjekten nur die Sinnbilder einer schweren Zeit sehen mögen, die überwunden hinter uns liegt. vr. Irma Hist, Wien.