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Jerusalem m 6en OstertsZen LiatrüZliclie Oocltkonjunktur — Oie Lettelivciustrie blvlit OIs Klagsmausn In Zoi-usalem Sllrk suk 6sn Oolbvk-g Ein Strom von „Gästen" ergoß sich über die engen, dunklen »nd schmutzigen Ströhen der Altstadt Jerusalems. Es waren Pilger und Touristen aus allen Landein der Welt. Ein wahres Sprachgewirr drang ans Ohr. Die meisten waren gekommen, um hier, an den „heiligen Stätten", sich Stimmung zu holen. „Komm", sagte ein Genosse zu mir, ich werde dir zeigen, wie und wo hier Stimmung geholt wird". Durch krumme, serpentin artige Wege gelangten wir zur sogenannten ttlagemauer. „Es trifft sich gut, das? in diesem Jahre bei den meisten Kon fessionen die Feiertage zusammensallcn. Du wirst fehl Gelegen heit haben, die Pilger, Priester und Diener aller Religionen und Konfessionen nebeneinander zu sehen." Je mehr wir uns der sogenannten Klagcmauer nähern, desto mehr monotone Stimmen wurden hörbar. Die einen murmelten Gebete, die anderen flehten um milde Gaben. Wild schauten die Gestalten aus, die hier nebeneinander hockten, ost mit den Köpfen an die Mauer schlugen, und einer suchte den anderen zu über schreien. Juden mit langen Kaftanen, mit verschiedenfarbigen Bärten und langen Cchläscnlocken. „Gebt, Brüder au» allen Ländern, spendet milde Gaben, aus daß der Herr in der Fülle seine» Erbarmen» den Tempel wieder ausbaue und die Juden au, allen Ländern der Zerstreuung singend in die heilige Stätte zurückkehren." „Er ist ein Schwindler; gebt ihm keinen Heller! Er ist rin Ungläubiger!" ' „Sieh dir einmal diesen .Ungläubigen' und .Schwindler' an", sagte der Genosse zu mir. „Betrachte seinen langen grauen Bart und seinen abgrschlissencu Kaftan." „Ich sehe nichts Besonderes an ihm." „Wie alt schätzt du den Mann?" „Seinem grauen Bart nach zu urteilen zwischen 60 und 70." „Der Mann ist ungefähr 30 Jahre alt. Ich kann ihn dir «in paar Stunden später ohne Bart zeigen. Ich kenne ihn aus Wien. Dort pslegte er am Tandclmarkt Socken und Etriimpse zu verlausen und war sehr aktives Mitglied der Sozialdemokra tischen Partei. Dann ist er mit einer poale-zionistischen Gruppe nach Palästina herübergekommcn, hat eine Zeitlang hier am Bau einer Chaussee gearbeitet und Steine geklopft. Als er arbeitslos wurde, kam er nach Jerusalem und suchte nach Perdienstmögl'ch- ketten. Eine Zeitlang verdient« er hübsche Summen durch Tausen . . ." „Durch Tausen? Wieso denn?" „Ja stehst du. fast alle Konfessionen besitzen hier Missions gesellschaften, und vor Ostern zahlen sie besonders hohe Summen an ne «bekehrte Seelen. Der Junge hat sich schon mindestens achtmal tausen lassen. Er soll sogar bis zu 30 Pfund für eine Taufe bekommen haben. Einmal ist er auch zum Islam übergetreten und zweimal zum Judentum zurück gekehrt. Jedesmal hat ihm da» eine solche Summe eingebrachl, 3nM In tzie Mmis Kems elektrische Beleuchtung mehr in der katholischen Kirche Rom, SO. März. Der Eeneralvikar des Papstes hat eine Bei fügung erlösten, die zur Wahrung der Stimmung in den römischen Kirchen vorsieht, daß aus den Altären nicht mehr elektrisch« Kerzen, sondern ausschließlich solche aus gutem Wachs verwendet werden sollen. Bei der Beleuchtung des Kirchenraumes soll diffuse» Ltch' angervendet werden. Sofern in manck)en Teilen der Kirche elektrisches Licht angewandt wird, so dürfen nur kleine Birnen mit m a t t c in L i ch t d a s ü r verwendet werden. Natürlich, fe dunkler, desto mehr fühlt sich die Kirche in ihrem Element. Wie schön heißt es doch da in diesem Satz: diffuses Licht — Stimmung soll erzeugt werden. Weihrauch, Finsternis — da» ist die für di« Kirche notwendige Stimmung. I^va»7- auf oinom Oompfop Loads«, 21. März. Der amerikanische Dampfer „San Angelo" ist unweit der Küste von Kostarika in Brand geraten. Mehre.« Schiffe, die sich In der Nähe befinden, eilen dem ver unglückte« Dampfer zu Hilfe. Die Zahl der an Bord befindlichen P«so«» toeurt« «och nicht ermittelt werden. daß es ihm möglich war, einige Monate sorgenlos zu leben Jetzt betätigt er sich als Bettler und srommer Beter an der Klage- mauer. Vormittags ist er hier beschäftigt und nachmittags als testanten, Silken. Augsburger, Cakviniflen, gilechisch-srlenta!^ kurz alles, was sromme Seelen in Bewegang sitzt.' Am Nachmittag, es war Karsreitag, des» ,oen wir w>» srommer Christ am Heiligen Grad. Und er ist nicht der einzige Unter den zehntausend«!, Bettlern, die dirfr Stadt beherbergt, findest du unzählige solche. Sie sind, je nach Bedarf, orthodoxe Juden, Katholiken, Nestorianer, Pro ¬ ber Via Dolorosa. In langen Reihen waren hier die angelrclen, umgeben von den unzähligen frommen Pii-. Touristen, die hcrgekommen sind, um sich religiöse Stimmung fir Jahre hinaus zu holen. Die Stimme de» Socken, -z Zepusalom — Oossmtübei-slcftt Strümpseorrkäufers vom kvr-u Tandelmarkt, dieselbe Stimme, d, morgens an der Klagemauer gern!» hat: „Und führe »ns noch Zion so Gesang!", übertönt jetzt die aller rr- deren Bettler: „Und erlöst un, allem Uebel. Amen." Freili-q, der lange Kaston »nd da 10 Zentimeter lange graue Bart war» weg Denn jetzt versuchte er inL jüdische Pilger, sondern christliche «:t Stimmung zu versorgen. Und du Geldzuschüste flössen reichlich Miim» aus allen Ländern der Mit orr- mischten ihren Klan»' mir den eek- schiedrncn Sprachen und Dialekten. Ja. ja, religiöse Stimmung an -e» weihter Ställe. Hier stoßen »It l« verschiedenen Konfessionen und Reli gionen hart aneinander, kommt «, > gar zwischen den Priestern der es zelnen Religionen zu Handgemen,» «nd blutigen Kämpfen Denn du Konkurrenz ist groß Aber rrl.i.e Stimmung ist Vorhände» . . . Leo 8- Kluis im KSnIgsveM Nllitzalis Königsberg, 2« März. Während einer Ausführung der „Drei Musketiere" brach gestern abend im Königsberger Opern hau» Feuer au». Der Zuschauerraum war voll besetzt, als der vio Königsko«-yop Oper» Inspizient die Mitteilung machte, daß ein Brand ausgebrochrn sei. Während der Zuschauerraum geräumt wurde, schlugen die Flammen aus dem Dach des Biihncngebäudes hervor. Die Feuer wehr rückte sehr schnell an und nahm die Löscharbeiten auf. Wie es heiß«, .^t der Scheinwerser den Brand verursacht. Bei dcr Löfcharbeit stürzte ein Feuerwehrmann aus acht Meter Höhe in die Tiefe. Er wurde schwer verletzt. Dcr Sch- schaden ist nicht übermäßig groß Die Musikinstrumente sind zum größten Teil verbrannt. Dagegen wurde die gesamt« Garderobe gerettet. Uppo elektr-Isck Ein Genfer Techniker Georg Pelle ton, der bereit, die elektrische Uhr erfand, hat nun auch die elektrische Schreib- maschine konstruiert, di« infolge Verminderung der notwendigen Teile ungewöhnlich billig ist und nur zwei Dollar kosten wird. Infolgedessen nennt sie der Erfinder auch „Ltuoentenfchreib- maschine". Ni-Ielm In ZG Die rumSnischen Nazis machen Judenpogrome Bukarest, den 21. März. Die Stadt Jass» steht i« Zeichn eines sogenannten Ttudentenausruhr», der von d«r „Etseriei Garde" («ntspricht der S?l. in Deutschland) gelührt mir», kn Studenten stürmten das jüdische Viertel von Jost» and srsttz» hier aus heftigen Widerstand. Es kam zu blutige« Käa,!» zwischen den studentischen Programhelden ««» »er werktätigen jüdischen Bevölkerung. Lest al» »i« Studenten znrilckgeschlagcn wurden, griff die Polizei ei». ?!«« entwickelten sich auch Kämpf« zwischen den Student«« «» «ei Polizei. Di» Studenten zogen sich In rin Studratenheir zarit und gaben von do aus scharfe Schüsse aus di» Polizei «b. Lletzien Polizisten wurden schwer ocrlrtzt. Nun ist «in Etudentenhei«, i» dem sich mehrere hundert Nazis brsinden, von der B»li,ei »»> vom Militär umringt. Die „Eiserne Garde", der Stoßtrupp der rumänische, st»> schisten, hat die Aufgabe, die Bauernschaft, die vollkommen ver elendet und im ganzen Lande gegen die Regierung -ebelliert, von den wahren Schuldigen, den Bojaren, aus die Bahn be« Antisemitismus, aus die Juden ab,«lenken. Man sieht, die gleis» Erscheinungen wie in Deutschland. Hier Hitler, SA., dort ? « „Eiferne Garde". Wetzl tzülltz tzie Dell Pari», 21. März. (Tel.-Komp.) Der argentinisch« HIlsiknazer „Chaco", der eine Ladung von Europäern, die ihr« Strafen i» Argentinien verbüßten, an Bord hat, ist wieder au» dem Marseiile« Hafen ausgelaufen, ohne die Gefangenen ausgeschisst z» hab«. Die französischen Behörden haben deren Landung nicht zugelake» Das nächste Reiseziel des Kreuzers ist unbekannt. Ma« glaubt, da) das Schiss Genua anlauseu wird. Es handelt sich um Menschen, die die Staatsbürgerschaft itzrrr früheren Heimatländer verloren haben und »«« durch »i« Welt gehetzt werden. verantwortlich: Lltr«d Sendeich veelw.' Olsfistsg, clSs-N 2S. 1932, 1S.3O inn i sts l l p s ! s st, SOtlÄtSI'Sts'SSS ^itgllaclSk uncl Sils, lsvOlClt. k/1sssskiOkgsk"»'saiiOkiSki. kvlltgl sösvuOil citsnt sls^u«^» lDss fots Ssi-llri, tfitt sutl