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Sächsische Volkszeitung : 27.02.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193502278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19350227
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19350227
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1935
-
Monat
1935-02
- Tag 1935-02-27
-
Monat
1935-02
-
Jahr
1935
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.02.1935
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Seite 4 Sächsische Volkszeitung. Nr. 49. — 27. 2. 35. Seite 5. MpsI ML >»» Dr. Ipztger Arüh- >eu staatlichen mftstat ist nun um unter ver- e einschlägigen n unter voller wandsreie ernehinen. Da Grundsatz der t die Behörden, >» diese Selbst- ergcbenden Ar» . Die Anschrift hsischen Schmie» igerstrasze 8. am Sonntag, z, die Technische en wird auch in s Handwerk in Handwerks ein» stchen, kausinän» wie sie im Zu» inem Kauf aus» uder die Messe lachten, kamen >ben heulte es ensterläden ge- id dort Bäuoie siegel von den ieb auch sonst den, reihenden in die Ebene »nst sehr sried- xrwanüell, der und Täler be- l Eichauslehnen aus uns über, das Große uno l, denn sie kün- hling die ersten cühling muh sa lnd wenn die n, so dah aus wird, dah di« e richten kann. Ser im un» un» Ge» ika. Amerika. Ge» ihn Ge- 'ehandwerk t wcrbandes des ne Lieferung^' :rks gegründet tliche in Sach» r Griindungs- rten. Zu Bor ns Hempel, Schwarzenberg, i Montag wurden ger Alaun und ein Die polizeilichen ächst das Mädchen >en hinterlassenen r Tal in dein Ver- unterhalte» haben. gezeichnet wird, ist durchweg das eines Lüstlings, Sodomi- ten und wie diese Lasterhelden heissen. Da der Staat den beiden Kirchen die wichtige Mis sion überweist, dass sie die christliche Grundlage schassen sol len, kann es ihm auch nicht gleichgültig jein, ob man einen Stand, der diese Mission heute mit der grössten Gewissen haftigkeit durchführt, in Ehren hält oder nicht. Wir sind der Meinung, daß kein anderer Stand sich derartig diffa mieren liehe, ohne sich aus den sür alle Staatsbürger gel tenden Schutz des Rechtes zu berufen. Uns Katholiken aber scheinen diese Angriffe deshalb so unerträglich, weil sie einen Stand betreffen, den wir nicht nur wie jeden anderen schützen, sondern der uns wegen seiner hohen Mis sion besonders verchrungs würdig erscheint. Weil wir an der Gemeinschaft der Deutschen mit hei sser Liebe mitbauen wollen, darum erscheint uns alles, was nicht im Sinne dieser Gemeinschaft liegt, ansserordentlich bedenklich. Der Pfafsenspiegel ist eine Saat, die nur Zwie tracht bringen kann, ohne auch nur irgendwie jemand zu nützen. z werden anlaß staatlichen Kraft» henmiß—Leipzig ckfahrscheme aus» n eine Tagesein» s der Frühjahrs- kY-W Luise Ullrich). „Persil". > Käthe? jung« König. llusrechlen. >tmeister Schwenk» und JM-Aüh- ast der National» nahmen in Sach» 1600 BDM» und -östliche lieber» gen der großen aeinden. Durch die Reichs» igen in Bei« tiedehandwerks ird es Aufgabe Gemeinden is träge zu liche Kritik, dle allerorten gegen das Christentum anbran det, zu einer Selbstbesinnung aus die christlichen Wahrheits werte zu nutzen. Manches erscheint dann, im Prisma unse rer Zeit gesehen, in völlig neuem Gewände. Die alte Wahrheit stellt bisher unbeachtete oder verkannte Seiten ihres Wesens plötzlich wieder in das rechte Licht Sie ge winnt dadurch an Ueberzeugungskrast und Wärme. Ein Schulbeispiel hierfür ist das kürzlich erichiencne Buch „Vom Geheimnis der P a p st k i r ch e" von Fr. T. K o t h c r 8. Z. sVerlag Joseph Bcrler, Kevelaer). Was ist in den letzten Jahren über die „Papstkirche" nicht alles geschrieben, erdichtet und gelogen worden! Man könnte Bände von Vorurteilen und Fehlurteilen zusammentragen. Köther packt den Stier der Bosheit bei den Hörnern. Er gibt Antwort auf so viele Zweifelsfragen, mit denen man den Glauben unteryoylen möchte: Wer ist Christus'? Kann jeder nach seiner Fasson selig werden? Der Papst in der Bibel. Der Papst im Urchristentum. Warum der Vatikanstaat? Der Marhlgedanke in der Kirche. Das Geld in der Kirche. Die Bekehrung der Germanen zur Kirche. Alleinseligmachende Kirche. Drängt sich die Kirche zwischen Gott und die Seele? Vergöttlichung des Menschen in der Kirche. Das alles sind Themen, die zwar Kinder des libera len Denkens sind, aber auch in den heutigen weltanschau lichen Auseinandersetzungen eine entscheidende Nolle spie len. Köther geht mit dem ganzen Rüstzeug eines Gottes gelehrten und eines ebenso sachlichen wie schlagfertigen De- batters aus sie ein. Wie aus einem Purgatorium steigen die alten Begriffe, die das Christentum und die Arbeit der Kirche tragen, in diesem Buche zu neuer Klarheit ans. Die angeblichen Widerspräche, die kleine Geister zu entdecken glauben und zu bekrittln haben, lösen sich hier in jene fruchtbaren Spannungen aus, die den lebendigen Organis mus der Kirche ausmachcn: Weltweite und Geschlossenheit, Alter und Jugendsrische, Autorität und Gewissensfreiheit, Pracht und Innerlichkeit, Persönlichkeit und Gemeinschaft, subjektives Denken und unerbittliche Objettivität, nationale Gesinnung und übernationale Wahrheit, Natur und Uebcr- natur. Mit einer bewundernswerten Klarheit und Ein fachheit der Sprache wird hier eine scharfe geistige Ausein andersetzung über die tiefsten Fragen des Lebens und der Kirche geführt. Der Sinn dieses Buches ist niemals nega tive Polemik, sondern positive Erhärtung der Klaubens wahrheiten, die allerdings von den Brennpunkten des anti kirchlichen Kampfes ausgeht, um von hier aus den Leser zu- riickzusiihren in die ruhige Ausgeglichenheit der Lehre Jesu Christi. a und Born« bringen für den brachten diese rchweg Vorbild- dewirkung. Lie- indrucksvoll die n wurden, bie der Behörden Gewiß hol es in der geistigen Bewegung des letzten Jahr zehnts vor < n Kriege manchen gegeben, die breit und bekannt vor der Oegentlichkeit standen, aber keiner hat Sonnentchein darin übertrossen. jeden» einzelnen von Tausenden von irgendwoher »nd irgendwie verbunden zu sein. Die später so berühmt gewordene Kartothek seines Büros wurde übertrossen durch eine viel größere und gewal tigere Kartothek, die sein großes Herz in sich trug und ihn begabte, jedem, den er gewann, ost freund nnö Vertrauter, mindestens aber persönlich Interessierter und liebevoll Fördern der zu sein. So mobilisierte er die Kreise der katholischen Etudenten- schasl, und über sie hinaus jiogen st.ne Gedanken in die ge samte seelische Grundhaltnng Ser jungen geistigen Mannschaft in den Jahren vor dem Krieg. „Volksgenossen" heißt eine klein« Echrijl, die er damals gründete, und der er diesen verpslichlenden Titel gab, der heute Ap-xtl und Anrede ist in den großen Reden aller iührenSer Politiker, Ser heute Programm und Zielpunkt ist aller unierer Arbeit. Es ivar üajur ge>orgt, daß diese loziat-stuoenlische Be wegung keine Treibhauspslanze wurde und noch viel weniger als Modcsache verdarb. Es kam der Krieg und wurde Sie harte Probe aus das Erempel. Sonncnichein, einst in Rom im Collegium Germanicum gepackt durch sas große Erlebnis, der weltweiten Universalität des kalhotilchen Geoankens, der unter dein Eegensrus „pax vobiscum" wagenden Geistes- und Friedensmachl des Papsttums, erkannte schort, daß er sich hier einem anderen, im Leben und Kämpien der Völker wirksamen Gesetz zu unleriversen hatte, das aber vom Religiösen und ins besondere vom Christliä-en her gesagt und bewältigt werden mußte. Wieder war es seine immer aktive, immer bis ins Kleinste hiljchaercite Ralur, die mit große n Schwung die neue Ausgabe bewältigte. Zwar band ihn zunächst die priesterliche Pflicht an stille und entsagungsvolle Arixil üah.un, dann aber begann w eder di« clxii nur ihm eigene ungestüme Eroverungssühigkclt " " Einzetseele durch Hunderte uns lausende Feloposlbriese Austausch nut seinen Freunden drangen. „Der Krieg w rs screr Seele tiefstes Erlebnis. Erinnert ihr euch Frennöe seres Programms? Wir suchten den Weg zum Volk. Die meinschast mit -hm, die Verantwortung einer einheitlichen Kultur. So wollcen wir das germanische Reich zusammen schmelzen. Dazu schlossen wir den Bund mit den Gruppen der handarbeilenden Schichten, die gleiches völkisches Wollen trieb, der Krieg hat di« große Einheit mit einem Schlage geschossen." Sein Briefwechsel mit den Freunden an der Front, heute >m Neichsarchw aujtxwahrt, ist das getreue Spiegel» bild der jeelijcl)en Vorgänge in Hunderten deulschen Solüaten- lzcrzen. Und immer und immer wieder stießt von ihm aus di« erlösende Krajt religiöser Belebung in dcls unerbittlich« Geschel-en des Kampfes. Als dann mit dem Zusammenbruch am Kriegsende alle Hossnungen zerschmettert erschienen, war auch Sonnen» sct-ein lies genossen. Gerade er, dem Ehre und Sauberkeit, Ordnung und Form so wertvoll waren, er war getrosten, aber er zerbracy nicht. Mil leidcnschas!lick)em Optimismus nahm er vielmehr den Kamps wieder aus: „Je schwerer die Zeiten über uns kommen, um so mehr Bot Kol lebe müssen ivir haben, aber auch um so mehr Gottvertrauen müssen wir betätigen." Er, dem ruhige Wirkungskreise osten gestanden warcn, geht an die gcsährlichst« F r o n l st e l l e, an die Stelle, wo der Durchbruch erfolgte und der rettende Damm err'chlet wer» den mußte, er geht nach Berlin und wird, indem er der ka» thoiijche Erwecker der Weltstadt wird, em« starke Stütze Ser damals absinkenden und verwirrten Stadl. Er Hilst zuerst und mit rücksichtslosem Einlaß seiner P-erjon festen Baugrund für den Neubau wieder zu erschließen. Und wieder bewährt er di« große Dreil)eit seines Einsatzes. bZewaltiger als je sormt und faßt er in seinen Reden. Flugschristen und Notizen die For derungen sür die christliche Zukunst der Reichshaup'.staül. Er 1« „Oei" pksikensplegel In Aurwsk!" An den Kiosken der Neichshauptstadt hängt augen blicklich eine Broschüre im Blickseld: Otto von Corvin, „Pjasjenspiegel", Preis 40 Pfennig. Wir sind der Meinung, daß die Kioske, die aus össentlichcn Grundstücken errichtet sind, allen Anlaß hät ten, gute Literatur ins Bolt zu bringen und nicht, wie durch allerhand wertlose Eenjationsschristen, n u r ge schäftliche Zwecke zu verfolgen. Zu der übelsten Gattung dieser Senfationsjchristen gehört diese kleine Broschüre „Pfajfenfpieget". Es handelt sich übrigens bei diesem Heft nicht um eine neue literarische Erscheinung; man hat vielmehr eine alle Schmutzschrist ausgegraben und sie treu verlegt, in der Erwartung, daß die Hetze gegen die katho lische Geistlichkeit immer ei» einträgliches finanzielles Ge schäft ijt. Es gibt in diesem Stand Außenseiter Selbst die beste Partei muß sich gegen Verräter in ihren eigenen Rei- hen wehren. Aber cs ist eine ganz große Gemeinheit, solche Verräter als typische Vertreter dieser Partei hinzu stellen. Daß es katholische Geistliche gab. die eine Schande des Katholizismus waren, daß sogar Päpste himmelschrei ende Sünden begingen, ist nun nachgerade bekannt. Wir bedauern diese Erscheinungen, ohne sie irgendwie zu beschö nigen oder gar zu leugnen. Aber in Abrede stellen wir, daß die Zahl dieser Sünder so groß ist, als die Presse, die allzu gern im Psuhl des Schmutzes herumwühlt, es dar stellt. Und heute? Auch heute gibt es vielleicht unter dem Klerus da und dort noch einen Unwürdigen, gibt es Ent gleisungen, die das Licht zu scheuen haben. Aber der Um sang der nachweisbaren Fehltritte ist so äußerst gering, daß derjenige, der etwa den ganzen Klerus, oder derjenige, der den überwiegenden Teil des Klerus, oder derjenige, der auch nur ein paar Prozent des Klerus sür zu solchen Taten sähig hält, ein Verleumder ist. Wir jinden leinen anderen Ausdruck. Run kann diese Nummer des Pfafsenspiegels zwar bei Katholiken keinen Glauben siuden, wohl aber Aerger- liis erregen. Aber wie wird die Aufnahme dort sein, wo man den katholischen Klerus nicht näher kennt, bei den Ungläubigen, bei den Andersgläubigen, bei der Jugend, die m ihrem Urteil nicht fest ist. Man tijcht hier schmie rige Geschichten auf, die nicht historisch sind, sondern zum größte» Teil der Nomanliteratur entnommen sind, die be kanntlich sich nicht an die Wahrheit hält und wirtliche Be gebenheiten mit der Phantasie übertreibt und entstellt. Otto Corvin, der Verfasser des Pfassenjpiegels, wurde 1812 in Gumbinnen geboren und schrieb Mitte des vorigen Jahrhunderts sein berüchtigtes Werk. Das sind die Jahre des zügellosesten Liberalismus in Schrist und Kunst. Uebrigens hieß er in Wirklichkeit Weresbilzty. Jedenfalls spielte der Pfafsenspiegel unter der Herrschaft des Marxismus die größte Rolle. Die Kvinniunisleu wandten ihm ihre besondere Liebe zu und zeigten ihre Verehrung dadurch, daß sie eine Zeitschrift Mit diesem Namen Herausgaben. Es gehört zu den ganz großen Sünden der vergangenen Zeit, daß man solche Sumpfblüten des verantwortungslosen Journalismus ruhig weiter wuchern ließ. Man erhob wohl Protest, aber man duldete sie doch. Tie vorliegende Schrift widmet das Hauptkapitel der Frage: „Wie das Psasfcntum entstand." Etwa «in Drit tel sind Dckamcroue-Eeslhichten, nur daß die Beteiligten immer Geistliche sind. Das Bild, in dem hier der Geistliche ttien Ii»rk riei» „lemps" Es gibt immer noch Leute in Frankreich, die es nicht fassen können, daß die Saarländer die einzigartige Gele genheit, zur Mutter Frankreich zurückzukehren, ausaesihla- gen haben. Louis de Vienne sucht im „T e m p s" vom 23. Februar den Nachweis zu führen, daß nur infolge des Opportunismus der deulschen Bischöfe das Spiel an der Saar zugunsten des Reiches ausgegangen sei. Die große Mehrheit der Katholiken habe in der 8latu8-quo Front ge standen und sei erst durch den kirchlichen Gewissenszwang zur Entscheidung für Deutschland veranlaßt worden. Die Kirche habe für das Schicksal der deulschen Katholiken ge- siirchtct, wenn die Saarabstimmung einen ungünstigen Aus gang nähme, und sie habe sich durch eine Stellungnahme zu gunsten des Reiches den Anspruch auf Dank von seilen Adolf Hillers erringen wollen. „Denn die Saarabstimmung hat den Nationalsozialismus und die persönliche Stellung des Führers außerordentlich gestärkt." Herr Vienne erklärt sich die deutschfreundliche Haltung der Kirche letzten Endes aus der Besorgnis, die „Deutsche Christen"-Vewegung könne als eine neue Resormationswelle auch im deutschen Katho lizismus Boden gewinnen. Wir können Herrn Vienne be ruhigen: Diese Gefahr besteht nicht! Die Katholiken stehen geschlossener denn je hinter ihren Bischöfen und hinter der Kirche, und Angriffe aus ihr Glaubensgut wird s»e nur zu um so geschlossenerem Kampfe veranlassen. Aber sie stehen auch zu ihrem Vaterlande, im Reich wie im Saargebiet, und damit löst sich von selbst das „Geheimnis des 13. Januar". Es waren deutsche Katholiken, dle für eine gute Abstimmung gebetet haben, und deutsche Bischöfe, welche diese Gebete verordneten. Der Hl. Stuhl aber hat sich niemals und nirgendwo den Forderungen des Volkstums entgegengestellt. Seine Unparteilichkeit hat während des gesamten Saarkampses keinen Augenblick in Frage gestanden. „O ihr Erinnerungen des Kulturkampfes! Aber wo sind die Helden von damals?", so ruft Monsieur de Vienne jammernd aus. Wie? Will ausgerechnet der „Temps" den deutschen Katholiken das Signal zum Kulturkampf geben? Will dieses Blatt, dessen laizistische Vergangenheit wahrhaftig sichtbar genug ist, dein deutschen Episkopat oder dem Hl. Vater vorschreiben, daß er die heutige Staats- fihrnng im Reich verurteilen sott? Jeder kehre vor seiner Tiir! Es ist uns nicht bekannt, daß der „Temps" zum «aterlandsverrat aufrief, als Waldeck-Rousseau in Frank reich einen wirklichen und echten Kulturkampf vom Zaune brach. „Vom Lekreimnks rken FUr wen hätte die tiefe geistige Bewegung, die heute im Gefolge der politischen Erneuerung durch unser Volk geht, etwas Beängstigendes, Erschreckendes an sich? Für wen wäre sie nicht der Beweis eines gesunden, starken Lebenswillens?" Leben ist und bleibt Kampf, und geistiges Leben bleibt geistiger Kampf. Das Gegenteil wären Gleichgültigkeit, Trägheit und Unfruchtbarkeit. Es ist also ein Äktivum, daß heute auch die grundsätzlichsten Begrisse wieder aus ihrer Erstarrung heransgelöst und neu zur Dis kussion gestellt werden. Mag in einer solchen geistigen Be wegung auch manches überlebte Gedankengut, manches Falsche und Unechte nochmals au die Oberfläche gespült werden, noch einmal grell ausleuchtcn, ehe es ganz das Feld räumt, so darf man doch das eine nie vergeßen, daß auch, «nd gerade den echten Werten im Geistesleben in Zeiten so grundsätzlicher Erneuerung die große Ehance gegeben ist, ihre Ucverlegenheit und ihre Durchschlagskraft unter ganz neuen Begleitumständen unter Beweis zu stellen. In letzter Zeit mehren sich ans literarischem Gebiet die Neuerscheinungen, die sich mutig und mit dem ganzen Rüst zeug echter Geistigkeit einschalten in das Ringen um Klar heit. und die iicü bemühen, die ablehnende und oft unsach- Gonnenschein-Ge-ächtmsseier in Berlin Ein Aetlalt der katholischen Volkshochschule im preuhenhanö Ans Anlaß der sechsten Wiederkehr des To destages D r. Earl Sonnenscheins vernnslailel« die Kalholisck)« Volkshochschule Berlin wie alljährlich so auch ver gangenen Sonntag im großen Sitzungssaal des Preußenhauses eine Gedächtnisfeier. Seine besondere Note erhielt die dies jährige Eonnenscheinseier durch die Gegenwart des Ber liner Bischoss D r. Bares; als er den Saal betrat, er hob sich die Bersammluug und begrüßte den Oderhirlen >n stürmischer Begeisterung. Jin Mittelpunkt stand die Festrede von Prosessor Emil Tovisat: Earl Sonnenschein in unseren Tagen Professor Dovisnt führte in etwa aus: Wenn einmal im Jahre 2VUU der ruhüze Blick des schichtsschreibers sich unseren Tagen zuwendet, dann wird das Jahrzehnt von 1V30—1040 in seinem geschichtlichen schehen mit besonderer Eindringlichkeit beschäjiigen. Geht er den Kräften nach, die heule in starkem politischen Wollen sich zu verwirklichen trachten, die ein« neue Volksgemein schaft sich zum Ziele setzen, so wird er die frühen Quellen dieser Kräfte im Jahrzehnt vor dem Weltkrieg finden, so wie der Weltkrieg selbst in Not und Tod der Schlach ten dieser Gemeinschast zum ersten Male eine erhabene Wirk lichkeit gegeben hat. Gerade hier wird der Geschichtsschreiber nicht vor übergehe n können an Earl Sonnenschein. Un ter den Männern, die die beginnende Wende künden, ist er einer der stärksten und opjerbercitesten. Carl Sonnensck-ein litt, wie damals viele litten, unter der unsagbar breiten Klust, die zwischen einer Well, die sich „Besitz und Bildung" nannte, und den breiten Schichten des Bolkes klassle In immer wachsendem Maße jährte sie den deutjcl-en Ar beiter in die volksgesährstchen u. gottesleugnerisck-en Fronten des Klassenkampses. (gewiß waren jn den kirchlichen Lagern sozial« Reformatoren ausgetreten, und schon zwei Jahrzehnte leuchtete ift-er der Welt die soziale Botschaft der päpstlichen Kündigung ..Rerum novarum". Schon mobilisierten sich aus diesem neuen Boden christlici)« und soziale Gegenströme, ober die abge kapselten Gruppen, Schichten und Stände, namentlich die Be sitzenden, waren in ihrem Sclbstbcivußlsein und ihrer Ueber- heblichkeit noch keineswegs angepacüt vom Geiste des Kom menden. Sier beginnt Sonnenscheins Arbeit Nicht mit der radikalen sanatischen Formel der Auslösung und Zersetzung, sondern mit einem heißen, eroberungssreuüigen Herzen und aus einem in Glairbensglul unerschütterlichem »nd unübermindlick-em Optimismus. Dieser gläubige Optimis mus ist die erste Lehre, die wir l)eute aus diesem Leben nehmen. In herrlick-er Siegeszuversicht wandt« er sich einer großen Zukunst zu, die er ersck-aule und für die er zunächst sich an die Jugend wandte. Der Optimismus gab ihm auch die schwungvolle Kraft, den Sturm gegen das vielleicht stärkste Bollwerk bürgerlicher Aligeschlossenl-eit, gegen das damals be sonders privilegierte, dichterisch verklärt« und bürgerlich ost so satte Studenten tum zu richten. Der Student sollte der erste sein, nicht aus Privileg, sondern aus demütiger Dicnst- bereitschast über die groß« Klust herüberzugehen und sie von innen her im Geiste der neuen Gemeinschaft ausznsiillen. In diesem Vorgehen Soniiensck-eins lernen wir bereits den zwiten Grundsatz, der für unsere heutige Ausgabe uns einen großen und lichten Weg zeigt. Er war ein glücklick-er, formvollendeter und entstammter Künder seiner Idee. Aber mehr als das wirkte die Tatsaci-e, daß er selbst diese Idee lebte und somit der "Verusene war, ihr praklifck)« Form zu geben. Als letzles aber stand über allem das größte Geheim nis seiner Wirkung: er besaß die große und Innere Welte und dle Unermüd lichkeit des Herzens, an jedem Einzelschlckisal persönlichen Anteil zu nehmen. Und das ist cs, was bis an sein Lebensende all sein Tun durchblutet, freilich auch seine Kräste vorzeitig völlig zerstörte. öl'ül UZ:' MM
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