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Nummer 197—34. Jahr» Dienstag, 27. August 193S Sanktionen bedenken den Krieg Vedeuisame Erklärungen de« Nuce gegenüber dem Sonderberichkerftakker der Daily Mail Warb priec Wir können nicht mehr zurück Amerikanische Protestnote an Moskau Verantwortungsgefühl rede, sollte er sich die Italien habe von Lo- SchrlstteNung: Dresden.«., Pollerstt. 1», Fernruf 20711«. 2IVI2 DefchLftsstell«, Druck und Verlag: Germania Buchdrucker«! und Verlag DH. und <S. Mnkel, Pollerstrah« 17, Fernruf rivir, Postschecki Nr. Ivrs, Bank: Sladtbanl Dresden Nr. S.7S7 carno bis Stresa zu viele Beweise seines Wunsches nach Zusammenarbeit zur Sicherung des Friedens in Europa gegeben, als das; cs beschuldigt werden könnte, cs wolle das Zündholz an das Pulverfaß halten. Hoffentlich würden seine Worte allen vernünftigen Engländern die Lage klar machen. Er wünsche sie daran zu erinnern, da» Italien stets zu dem britischen Reiche gehalten habe, und zwar nicht nur im Weltkrieg, sondern auch zu anderen Zeilen, wenn der Nest der Welt gegen Großbritannien Stellung genom men habe. Auf die Frage des Korrespondenten, ob die Möglichkeit einer Aenderung seiner Haltung bestehe, ant wortete Mussolini: Keinerlei Möglichkeit, es sei denn, dasj Abessinien nachgibt. Mussolini führte ferner aus: Die Aufgabe der K o l o n i s i e r n u g und Zivi- lisi erung Abessiniens wird das i talic nische B o l k f ü r m i n d e st e n s ü 0 Iahre beschäftigt halten. Sobald man uns gestattet, uns dieser ungeheuren Unternehmung zn widmen, werden wir Gefährten und nicht Gegner des britischen Reiches sein, verbunden durch gegen seitige Achtung vor den beiderseitigen Interessen. Musso lini vertrat die Ansicht, daß die britische Negierung Italiens Sonderrechte in Abessinien bereits durch Verträge aner kannt habe, und das; es erst halt rufen sollte, wenn Italien irgendwelche britischen Interessen bedrohe. Ueber Italiens frühere Ostasrikapolitik sagte Musso lini: 13 Jahre lang hat Italien sich Abessinien gegenüber fortdauernd freundschaftlich gezeigt. Mir haben den Abes siniern nach der Unterzeichnung des Vertrages von 1928 sogar eine große Menge moderner Waffen geschenkt. Einige der Waffen, die fetzt gegen unsere Soldaten in Afrika Ver wendung finden werden, werden italienischer Herkunft sein. Es handelt sich nm Mausergewehre, Maschinengewehre und eine Million Patronen, die ich Abessinien als Geschenk ge sandt habe. Würde ich dies getan haben, wenn ich feind selige Absichten gegen Abessinien gehabt hätte? Dann verbreitete sich Mussolini über die bekannten Gründe seiner Politik, die Uebervölkernng Italiens, die Unergiebigkeit Libyens und die Vorzüge Abessiniens. Er Am Falle von höherer Dewall. Verdol, elnlrelendrr «elrteb« Körungen hat der Begeh«« oder lUierbunglrelbend« teln« AlM jprüche, fall» die Zeitung in beichräntlem Umiange. .>erlpäl«i oder nicht erscheint. — lrriüllungsort Dresden. — — — London. 26. August. Mussolini hat sich dem bekannten Sonderberichterstat ter der Daily Mail, Ward Price, gegenüber znr Sanktionsfrage geäußert. Darüber hinaus gibt Ward Price seinem Blatt noch eine ganze Reihe von Aeuße- rungcn Mussolinis, die er vom Duce teils mündlich, teils sogar schriftlich erhalten habe. In diesem Zusammenhang sei auch die Erklärung über die Sanktionssrage noch ein mal wiederholt. Mussolini sagte: Wenn in Genf Sanktionen gegen Italien beschlossen werden, dann wird Italien sofort den Völkerbund ver lassen. Unmißverständlich sollte begriffen werden, das; jeder Staat, der Sanktionen gegen Italien anwendet, der bewaff neten Feindschaft Italiens begegnen wird. Wie der Korrespondent ergänzend dazu bemerkt, unterscheide da bei Mussolini zwischen moralischen, wirtjchastlichen und militärischen Sanktionen. Eine moralische Sanktion, zum Beispiel in Form eines Tadelvotums in Genf, würde mit dem Austritt aus d e m V ö l k e r b u n d beant wortet werden. Einer Blockade italienischer Häfen oder der Schliessung des Suezkanals würde nach Mussolinis Worten mit allen Streit kräften Italiens zu Lande, Wasser und in der Luft Widerstand geleistet werden. Eine Schließung des Suezkanals würde er als einen Bruch des Versailler Vertrages betrachten, denn das Statut des Ka nals sei in diesen Vertrag eingeschlossen worden. Der Kor respondent bemerkt dazu, Sanktionen würden Einstimmig keit, d. h. das Einvernehmen Frankreichs zur Vorausset zung haben. Deshalb habe er Mussolini gefragt, ob er alle Streitfragen mit Frankreich (Tunis usw.) geregelt habe im Austausch gegen ein Versprechen der französischen Negie rung, Italien freie Hand in Ostafrika zu lassen. Hierauf habe Mussolini schriftlich geantwortet, und zwar: Es ist wahr, daß die Vereinbarungen vom 7. Januar alle Mei nungsverschiedenheiten zwischen uns und Frankreich ge regelt haben. Mussolini erklärte außerdem: Sollte der Völkerbund so unbesonnen sein, einen fernen Kolonialfeldzug in einen allgemeinen europäischen Krieg zu erweitern, der die Tür für jeden unbefriedigten Ehrgeiz in Europa oder sogar in der ganzen Welt weit öffnen und der diesmal nicht Mil lionen, sondern Dutzende von Millionen von Menschenleben kosten würde, dann würde der Völkerbund die Schuld tragen. Ueber die Haltung Italiens gegenüber derSession desVLlkerbundsratesam 4. September sagte Mussolini: Ich werde eine Delegation zu dieser Ratssitzung schicken, um der Welt den Standpunkt Italiens klar darzu stellen. Unsere Sache wird durch Dokumente und Photo graphien unterstützt werden. Ich iverde sogar eine Kiste mit Büchern schicken, ein schließlich eines Buches von Lady Simon, worin die barbarischen und sklavenhiilterischen Gewohnheiten der Abessinier gekennzeichnet werden. (Es handelt sich um das Buch „Sklaverei", dessen Ver fasserin die Gattin von Sir John Simon ist.s Wenn der Völkerbundsrat dieses Beweismaterial ge prüft hat, werde ich den Völkerbund fragen, ob er gesonnen ist, Italien als auf gleichem Fuß mit Abessinien stehend zu behandeln, wenn er dies kann. Die europäischen Nationen sollten dem Beispiel der Vereinigten Staaten folgen und Italien in Frieden lassen, damit es seine Sendung erfülle. Die Pazifisten seien die schlimmsten Feinde des Friedens, denn sie wollten einen Streit über die ganze Welt verbrei ten, der den begrenzten Charakter einer kolonialen Expe dition habe, deren Zweck es sei, Ordnung in einem Lande zu schaffen, wo niemals Ordnung geherrscht habe. Italien werde nichts tun, um Zwietracht in Europa zu verursachen, aber andere müßten das gleiche zeigen. Bevor einer von Sanktionen eventuellen Folgen gut überlegen. nimmt die Einmischung fremder Länder in seine inneren Ange legenheiten außerordentlich übel aus. Tie amerilianische Regie rung erachtet die sorgfältige Erfüllung des Versprechens der Nichteinmischung als wesentliche Vorbedingung für die Aufrecht erhaltung normaler freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Union Ser Sozia listischen Sowjet-Republiken. Den Bereinigten Staaten würde cs an Offenheit mangeln, wenn sie nicht freimütig erklärten, sie sähen die ernstesten fol gen voraus, wenn die Sowjetunion nicht willens oder außer stande sei, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, nm weitere Handlungen zu verhindern, die im Widerspruch stehen zu dem selerlichen Versprechen, das den Vereinigten Staaten gegeben worden ist." Tie Note schließt mit der Warnung, die Fortdauer der Einmischung in die inneren Angelegenheiten des amerika nischen Volkes durch die Sowjetunion würde die Entwickelung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Völkern der beiden Länder unvermeidlich verhindern. sagte: Die Erschließung der Reichtümer Abessiniens wirb Italien und der ganzen Welt zugute kommen. Die Zeit ist vielleicht gekommen, die Frage der Kolo nien mit all ihren Zusammenhängen ausznwcrsen. Dies würde allen zivilisierten Staaten zum Vorteil gereichen und besonders denen, die ungercchterweise ihres Anteils an den Schätzen der Welt beraubt worden sind. Sobald aber Abes sinien für die italienische Kolonisation geössnet worden ist, werden die kolonialen Bestrebungen Italien restlos er füllt sein. Die finanzielle Lage Italiens gibt Musso lini, wie er erklärte, keinen Anlaß zur Unruhe. Das italienische Volk habe einen solchen Beweis von Selbstaufopferung gegeben, das; sein entschlossener Wille zu allen etwa notwendigen weiteren finanziellen Opfern unzweifelhaft sei. Die Frage, ob Italien durch seinen abessinischen Feldzug nicht zur Aufgabe der Nolle gezwungen werde, die es bisher in Z e n t r a l e u r o p a gespielt habe, beant wortete Mussolini mit einem Hinweis auf die 5,06 606 Mann, die gegenwärtig bei Bozen Manöver aussiihren. Mussolini sagte noch: Wir können jetzt nicht mehr zurück. Die 200 000 italienischen Gewehre in Ostafrika würden von selber losgehen. Der Korrespondent sagt, Mussolini habe den drm» genden persönlichen Wunsch geäußert, daß dieses Inter view in der Daily Mail als eine autoritative Darstellung seiner Ansichten veröffentlicht werde. Erhebliches Aufsehen in London London. 26 August. Die Londoner Morgenpresse beschäftigt sich eingehend mit der Protestnote, die die amerikanische Regierung an die Sow jetunion gerichtet hat. In dieser Note wird in scharfer Form gegen die umstürzlerische Propaganda der Komintern in den Vereinigten Staate» Einspruch erhoben und ernste Folgerungen angcdroht. Diese entschiedene Stellungnahme der Vereinigten Staaten findet ebenso wie der scharfe Ton größte Beachtung. Der Korrespondent der Morning Post in Washin.zton sagt, sogar Leute in enger Fühlung mit der Lage seien überrascht über etwas, was sie als eine unmillelbare Drohung betrachte- ten, die durch diplomatische Redewendungen nur leicht verhüllt sei. In dem Bericht des Korrespondenten der Dimes heißt es, im Augenblick brauche die Note nicht als Ultimatum bezeichnet zu werden, aber es bestehe jeder Grund für die Annahme, daß ein schneller und völliger Abbruch der diplomatischen Beziehun gen der Vereinigten Staaten mit Sowjetrußland eine Möglich keit der Zukunft sei. ErZcheln! S mal wöchentlich. Skonatltche, Bezugspreis 2.7» RM. Einzelnummer lv Psg., »le Sonnabend-, lowi« Lonntag. und Fefttagnummer 20 Pfg. Verlagsort Dresden - Snzetgenpreile: oie UpsN v «O breit« Zeil« S PZg - ptr Familienanzetgen und LleNengeluchl b Psg — Für Platzwunsch« können »ir keine Gewahr tetfteH Protestversammlung in London gegen Italiens Abessinienpo ttik London, 26 August. Aus dein Trafalgar-Zguare wurde am Sonntagaachuvttaq eine Protestversammiung gegen die Abnünienpolitik Italiens abgehalten. Die Redner, die von der Plattform der 'Nelson säule aus sprachen, waren ausschließlich Farbiae. Die dr,: jun gen Söhne des abessinischen Gesandten Dr. Atari in sowie far bige Seeleute. Schauspieler. Musiker und Aerzte mischten sich unter die weiße Zuhörerschaft. Eine Entschließung sand An nahme, iil der Einspruch gegen das englisci>e Waiienaussuhr- verbot erholen wird, weit es eine „bösartige Benachteiligung Abessiniens" bedeute. Wegen Einmischung in inneramerikanische Angelegenheiten London, 26. August. Reuter meldet aus Washington: Der amerikanische Botschafter Bullitt in Moskau hat gestern dem Stellver tretenden Sowjetkommissar des Aeußern eine Note überreicht, in der nachdrücklich dagegen Protest erhoben wird, daß sich bei dem 7. Kongreß der kommunistischen Internationale auf sowjetrussischem Gebiet Vorkomm nisse abgespielt hätten, die eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Vereinigten Staaten bedeuteten. Die Note erhebt „den allernach- drllcklichsten Protest gegen diese flagrante Verletzung des Versprechens, das am 16. November 1933 von der Re gierung der UdSSR, hinsichtlich der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten der Vereinigten Staaten ge geben worden ist". Der damalige Brief Litwinows an den Präsi denten Roosevelt wird im ungekürzten Wortlaut wieder gegeben. Die Note verweist besonders ans das Versprechen Lit winows, nicht zuzulassen, daß sich auf dem Gebiet der Sowjet union irgendeine Gruppe bilde, anfhatte oder betätige, deren Ziel der Umsturz oder die gewaltsame Aenderung der politischen oder sozialen Ordnung in dem Gesnmtgebiet der Vereinigten Staaten oder einem Teil davon bilde. Die Note sagt: Da der Sowjetregierung die Ziele der kommunistischen Internationale nicht unbekannt sein könnten, scheine es unnötig, die Verhand lungen auf dem letzten Kongreß anzusührcn oder eine Namens liste der dort anwesenden Mitglieder der amerikanischen kom munistischen Organisation zu geben, deren Zulassung In die Sowjetunion der Sowjetregierung natürlich bekannt gewesen sei. Dann heißt es in der Not«: „Das amerikanische Volk M Ausgabe K-S und 0 uoiML.no