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Nr. 208. — 8. 9. 35. Sächsische Volkszeitung. Seite 10 wurachten kostet« zweihundert Mark, Gustav Kanter Überreichte dem Sachverständigen die einhundert Mark, die Halste also, und lud ihn dann zu einem hervorragenden Mittagsmahl ein. „Heute abend lassen meine Auftraggeber das Gutachten bei mir abholen. Na, Herr Kantor, ich wünsche Ihnen guten Verkauf." Lachend verabschiedeten sich die Herren von einander. Es war inzwischen tiefer Nachmittag geworden. An diesem Tage ging Gustav Kanter nicht mehr auf seinen Erkerplatz zurück. Aber am nächsten Morgen sah er wieder da und sah angestrengt in die Richtung der Strotze, aus der der weitze Wagen kommen mutzte. Wetter ist", brummt Kilian. So ein mieser grauer Sep tembertag etwa, wie wir ihn heule hatten. Da sieht der „grüne Nhcin" aus wie geschmolzenes Blei. Und zwischen den Bergen hängen die Wolken — das ganze liedernmwo- bene Rheintal sieht dann aus wie eine Waschküche, die keine rechte Lüstling hat..." Und wenn man an seinen Arbeitsplatz gefesselt ist", setzt Klabautermann hinzu, „verliert man das Gefühl da für. ob drauszen eine mehr oder minder reizvolle Land schaft sich ausbreitel. Da wird es einem wichtiger, ob das Büro oder der Werkraum sauber gestrichen, gut gelüstet und im Winter ausreichend geheizt ist. Aber im Urlaub sieht man eben die Welt mit anderen Augen an..." Ein Mensch, der guter Laune ist, macht auch melan cholische Gemüter weniger bitter. So wie ein Stück Zucker eine ganze Taffe schwarzen Kaffees dnrchsühen kann. Wir safzen fest und redeten über Gott und die Welt und Abes sinien ... Und als die Polizeistunde kam, hatte keiner Lust, nach Hause zu gehen. „Schade ist das!" bedauerte Klabautermann. „So jung kommen wir nicht wieder zusammen. Ich würde euch ja gern zu mir einladen, aber ich habe übcrhanpt nichts Trinkbares zu Hause." „Nichts einfacher als das!" ruft Kilian. „Ich habe schon noch ein paar Flaschen im Keller. Die holen wir dann und trinken sie bei dir aus!" — Nur der alte Homer könnte würdig das Gesicht be schreiben, das Frau Kilian zog, als wir sie in dieser sozu sagen fortgeschrittenen Stunde herausklingelten. „Muh denn das sein?" versuchte sie einen schwachen Protest. Aber sei doch kein Frosch!" ermahnte sie Kilian. »Hnser Freund ist extra von Kandrzin nach Dresden ge Er sah am Fenster, der Mann tm Erker, und sah hinaus. Stunde um Stunde. Auch tags daraus vormittags, nachmittags, di» tief in den Abend hinein. Und so weiter. Tag um Tag. Au, Tagen wurden Wochen. Niemand kam. Wer weih, wo das junge Paar und der „Sachverständige" mit ihrem nun schon längst wieder anders lackierten Wagen „ar beiteten". Gustav Kanter sah nach vierzehn Tagen Warten auch ein, datz er um einhundert Mark geprellt und um etliche gute Flaschen und liebevoll -usammengestellte Essen begaunert wor den war. kommen, um diese Stadt zu sehen? Er hat nur einen Tag Zeit — da müssen wir uns beeilen! Da musz man die Nacht hinzunehmen, um durchzulommen, wenn es auch schwer fällt." Nichts ist seltsamer als die Zeit. Manchmal will sie überhaupt nicht vergehen: zum Beispiel wenn man im Vor zimmer des Zahnarztes sitzt und fürchterliche Wurzel schmerzen hat. Manchmal aber rennt, fliegt, entflieht sie unheimlich schnell. Uns ging es in dieser Nacht so: Wir safzen drauszen in Blascwitz im Wigwam Klabautermanns und setzten unsere weisheitsvollcn Gespräche mit Begeiste rung fort — als wir aber wieder einmal zum Fenster hin- ausschauten, stellten wir fest, das; es drauszen schon Tag wurde. Die Uhr zeigte auf 5. „Kinder, jetzt machen wir einen Spaziergang!" rief Klabautermann. „Etwas frische Morgenluft in die Lungen — das ist das Gesündeste nach einer so langen Sitzung. Und dann ein recht steifer Kaffee: da wird man wieder völlig munter." Einen solckzen Vorschlag kann man nicht ablehnen. Wir erhoben uns, wenn auch etwas mühsam. Morgenluft! Die hat es in der Tat in sich. Und dazu ein September morgen, so klar und hell, als hätte der Regen des vergan genen Tages allen Schmutz und allen Nebel aus der Seele gewaschen.... „Das da unten ist die Elbe", wies Klabautermann den guten Katte auf die gröhte Sehenswürdigkeit Dres dens an dieser Stelle hin. Sie ist es aber bei solcher Trok- kenheit nur inkognito. Sie verstellt sich so gut, datz man sie bei diesem Wasserstande, für den Prietznitzbach halten könnte.. Engau heitzt ein liebliches Lokal am Elbestrande, und es verdient nicht minderen Lobgesang als jene berühmte Lindenwirtin oder das „Weitze Röss'l" am Wolfgangsee. Dann aber fatztc er sich sehr schnell. Aus die Frage, ob er seinen Mitgefangenen kenne, erwiderte er ohne zu überlegen: „Nein, ich kenne diesen Mann nicht." „Haben Sie ihn vielleicht mit Harlan Reading in einem Lokal im Hafen getroffen?" Der Häftling erbleichte. Er schüttelte trotzig den Kops und verneinte. „Gut, dann werde ich Sie durch Zeugen überführen. Das ist ja eine tolle Ueberraschung, datz auch Sie zu der Readingbande gehören. Ich hätte geglaubt, Sie wären ein verhältnismätzig harmloser Einzelgänger I" Geständnis im dritten Grad. Weitere zwei Stunden später wurde in Gegenwart des See mannes der Inhaber des Lokals vernommen, in dem O'Brien die Begegnung mit seinem Doppelgänger gehabt haben wollte. Der Gastwirt rückte zunächst nicht mit der Sprache heraus. Nach dem ihm aber O'Brien mehrere nähere Einzelheiten von dem Zechgelage erzählt hatte, entsann auch er sich. „Jawohl, in sein Lokal waren eines Abends vier Männer gekommen, von denen einer eine frappante Aehnlichkett mit einem seiner Gäste hatte. Ss kam zu einer fröhlichen Szene, man stellte sich vor und feierte die seltsame Begegnung ausgiebig mit Bier und Wein. Di« Namen seiner Gäste konnte der Wirt selbstverständlich nicht an» geben. Dafür aber erkannte er den Häftling aus Zelle 43 als einen der Männer wieder, die an der Feier tetlnahmen. Nun gab es für diesen kein Leugnen mehr. Unter dem Druck des dritten Grades gestand er, Mitglied der Bande Readings zu sein und an dem Mordversuch an dem fremden Doppelgänger teilgenommen zu haben. Reading sei tot. Nach diesem Geständnis war das Geheimnis um den Mann ohne Ge dächtnis geklärt. O'Brien hat inzwischen bereits eine gut bezahlte Stellung bei einer Reederei gefunden, denn das an ihm verübte schändliche Verbrechen hat allgemeines Mitgefühl erregt. Nach dem Gangster Reading aber wird fieberhaft gefahndet, und es heißt, daß seine Verhaftung unmittelbar bevorstehe. Sein Mund schnappt« wiederholt nach Lust — vts er endlich mühsam herausbrachte: „Zum Teufel, Sie da oben, was erlauben Sie sich eigent lich.-. I" Eine weitere Protestrede wurde abgeschnitten durch das unbändige Hohngelächter, das von dem Mann im Fenster ausging. In der nächsten Minute hatte sich ein Kreis von Menschen gesammelt. „Er ist verrückt geworden!" sagte eine Frau ganz mitleidig, zu dem hemdsärmligen Beleidiger hinausdeutend. Andere riesen mit aufgerissenen Augen nach der Feuerwehr. Straße frei! Gleich schwingt er sich aufs Fensterbrett und stürzt sich auf den Asphalt, der Mann mit dem irrsinnigen Lachen... Wahrhaftig: die Feuerwehr klingelte um die Ecke. Eine Schutzmannsstreife rollte heran und machte sich aus den Weg nach dem dritten Stockwerk. Oben fand sie einen Mann in den besten Jahren vor, der zwar höchst vergnügt, aber nichts destoweniger durchaus normal erschien. Warum in aller Welt hatte er das beleidigende Wort einem unbekannten Herrn an den Kopf geworfen? Es war Sache der Polizei, darüber gleich ein Protokoll aufzunchmen. Der gute Hemdsärmlige aber ließ sich durch diesen Eingriff der Behörde in seiner Heiterkeit nicht stören. Strahlend er» klärte er: „Sehen Sie: ich habe eine Wette gewonnenl Ich habe mich nämlich mit einem Freund darüber gestritten, ob die Men schen so viel vom Affen in sich haben, datz sie auf diesen bloßen Titel hin auf der Straße stehenbleiben! Und nun werfen Sie doch mal einen Blick ans dem Fenster!" Die Beamten taten es — und sie konnten nicht anders: auch sie lachten, was das Zeug hielt... —: eine Menschen mauer stand da unten und starrte zum dritten Stock empor. . .. Die Beamten entfernten sich schließlich — die Feuerwehr rückte ab —. sicher hat inzwischen der fidele Wetter «in Straf mandat erhalten —, aber seine Wette hat er unleugbar haus hoch gewonnen! „Meine Herren, diese Maschine macht sich selbst bezahlt —" „Wundervoll, nehmen wir sofort." * „Vater, was ist eigentlich Höflichkeit?" „Höflichkeit, mein Junge, ist, wenn man die Leute nicht mer ken läßt, was man über sie denkt." Der Kaffee dort belebte uns reichlich. Rief uns aber auch in den Alltag zurück. „In zwei Stunden" stellte ich fest, mutz ich wieder in den Sielen sein. Ich mutz jetzt wieder ausbrechen!" Wir verabschiedeten uns. Kilian drückte Katte mäch tig die Hand. „Wenn Sie an den Rhein kommen, er mahnte er ihn, „vergessen Sie nicht, datz die Elbe ihm an Schönheit nichts nachgibt! Nur der Wein ist da drüben etwas besser..." * Katte war nun doch ein wenig müde. „Du legst dich hier aufs Sofa", sagte ihm Klabauter mann nach der Rückkehr in sein Wigwam, „ich stelle dir den Wecker auf 10. Nachmittags um 5 mutzt du fahren — da hast du noch gut Zeit, Dresden anzusehen. Mich entschul dige jetzt aber bitte, denn Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps..." „Drei Stunden Schlaf!" gähnte Katte. „So lange werde ich gar nicht brauchen.. Dann war er aber doch gleich weg. Träumte von der trockenen Elbe und Kilians noch trockeneren Witzen, von dem Esel am Ratsweinkeller und von allen Herrlichkeiten, die er noch sehen würde... Vis ein Klopfen ihn unange nehm aus solchen Träumen ritz. „Was ist denn?" fragte er, noch ganz schlaftrunken. „Ich bin die Aufwartung von Herrn Klabautermann", tönte es von drautzen. „Ich soll spätestens um 4 Uhr klop fen, weil sie um 5 an der Bahn sein müssen. Ich klopfe nun schon seit 10 Minuten ..." Wie Katte in seine Sachen und dann auf die Bahn gekommen ist, wutzte er hinterher nicht mehr zu sagen. Jedenfalls satz er um 5 Uhr im Zuge und sah noch einmal die Barocksilhouette Dresdens an sich vorbeiziehen. „Eigentlich" murmelte er träumerisch, während der Zug über die Marienbriicke rollte, „eigentlich habe ich mir das alles ja etwas mehr aus der Nähe ansehen wollezz..." Oer Doppelgänger äb8 Norders Vas kiätsel um einen i^nnn okne Qeäücktnis eines Oangsters — Lr wollte Aus d«m Untersuchungsgefängnis von San Fran zisko ist soeben der Seemann George O'Brien entlasten worden, den man wegen seiner Aehnlichkeit mit dem langgefuchten Gangster Harlan F. Reading in Hast ge halten hatte. O'Brien war das Opfer des Gangsters ge worden und sollt« nach desten Absicht sterben, damit di« Polizei in den Glauben gewiegt würde, datz di« Reading- band« aufgelöst sei. In der Nacht vom 2. zum 8. Mai dieses Jahres hörte eine Polizeipatrouille aus einem Park eines östlichen Vororts von San Franzisko laute Hilferufe und di« Detonation eines Schusses. Die Beamten eilten mit entsicherten Revolvern herbei und sahen, wie ein Automobil mit abgeblendeten Lichtern davoniaste. Schon wollten die Polizisten weiter gehen, um unter Umständen die Verfolgung des Automobils aufzunehmen, als sie in dem flachen Master eines Tümpels einen dunklen Gegenstand bemerkten. Man fischte einen Mann heraus, der aus einer Schußwunde in der Brust blutete, aber noch Lebens zeichen gab. Er wurde eiligst zur nächsten Rettungsstation gebracht, wo es sich zur allgemeinen Ueberraschung heraus stellte, daß man in dem Bewußtlosen den langgesuchtcn Gangster chef Harlan F. Reading vor sich hatte. Offenbar war er der Rache seiner eigenen Bande zum Opfer gefallen. Viele Wochen lang kämpfte der Mann mit dem Tode. Endlich aber war er soweit wieder hergestellt, datz man ihn in» Untersuchungsgefängnis überführen konnte. „Ich erinnere mich an nichts .. Dort ergaben sich aber sehr rasch merkwürdige Rätsel In der so einfach erscheinenden Kriminalassäre. Der Gefangene be hauptete, sich an nichts mehr erinnern zu können und nur mit aller Bestimmtheit zu misten, daß er, bevor er niedergeschosten wurde, kein Verbrecher war. Er beteuerte das so eindringlich, daß die vernehmenden Kriminalbeamten, die täglich Umgang mit Schwerverbrechern haben, und deren Verstellungskünste genau kennen, allmählich daran zweifelten, ob es sich bei dem Häftling wirklich um den gesuchten Gangster handelte. Aber die Papiere, die man bei ihm gefunden hatte, waren die des Gangsters und vor allem ähnelten die Bilder des Mannes ohne Gedächtnis haargenau denen des Schwerverbrechers. Die Identi tät schien somit unbedingt gegeben. Die Daktyloskopie aller dings versagte in diesem Falle, da die Polizei nicht im Besitz von Fingerabdrücken Readings war. Der Mithästling aus Zelle 48. Eines Tages nun, bat der vermeintliche Gangster Reading dringend, den Untersuchungsrichter zu sprechen. Er wurde vor- geführt und erklärte, ihm sei plötzlich ein Teil seiner Erinnerung wiedergekommen, als er gesehen habe, wie ein anderer Häftling an seiner Tür voriibergesührt wurde und die Zelle 43, seiner Jelle schräg gegenüber, zugewiesen erhielt. Diesen Mann ha^e er zusammen mit drei anderen in einem Lokal im Hasen kennen gelernt, und dieser Mann sei unter allen Umständen an dem Attentat aus ihn beteiligt gewesen Ferner entsinne er sich jetzt ganz genau daß unter den vier Männern einer gewesen sei, der sein Doppelgänger hätte sein können, so genau ähnelte er ihm. Wegen dieser Aehnlichkeit habe man in dem Lokal auch Bekannt schaft miteinander geschlossen. Man habe dem Alkohol stark zu gesprochen und daraus sei es wohl zurückzusühren, daß er nicht mehr miste, was später mit ihm geschah. Er heiße natürlich nicht Reading, sondern sei der Seemann George O'Brien, ge bürtig au, Boston, und erst drei Tage vor der Begegnung mit — Verdrecker!8olier Loksokrug 8icli kür tot erklären ls88en dem Doppelgänger nach San Franzisko gekommen. Bet den Schiffahrtsgesellschaften und in Boston könne man Erkundigun gen über ihn einziehen. Er sei glücklich, jetzt wieder im Voll besitz seiner Geisteskräfte zu sein. Nun werde sich auch alles wieder zum Besten wenden. >- „Ich kenne diesen Mann nicht!" Der Untersuchungsrichter war während dieser kurzen, keuchend vorgebrachten Erklärung wie elektrisiert aufgesprungen. „Ich bin überzeugt, daß Sie nicht lügen. Ich werde sehen, daß ich noch heute alles aufkläre, ich brauche nur noch von Ihnen genauere Angaben, auf welchen Schiffen Sie gefahren sind und welche von Ihren Verwandten noch leben. Im übrigen werde ich Sie sofort dem Häftling aus Zelle 43 gegenllberstellen!" Wenige Minuten später trat der Häftling ein. Beim An blick des Seemanns blieb er einen Auaenblick erschrocken lieben. Oer Oerr Kollege Namen sollen verschwiegen werden, auf daß keinem Wehes geschehe. Dennoch ab«r stimmt die Sache schon... Gelehrte pflegen meist mit sich selber beschäftigt zu sein, mit ihren eigenen Interessen und ihrem Sondergebiet. Nun bekam aber, entgegen aller Regel, dieser Tage ein Mitglied der Pariser Akademie den Einfall, was ganz Besonderes zu tun — er suhlte nämlich heftige Neugier in seinem Herzen ent brennen, sich doch schnell mal das neueste Werk eines Kollegen zu Eemiite zu führen. Es wurde soviel darüber gesprochen, aber er mißtraute dem G«rcde: leider pflegt es ja manchmal sogar unter den treuesten Freunden, die sich menschlich gut ver stehen, so zu sein, daß sie sich als Kollegen eifersüchtig verfolgen. Darum gedachte unser Meister auch, das Buch seines Freundes lieber selbst unter die Lupe zu nehmen- Auf also zu einem Buchhändler! Der Gelehrte verlangt das neuerschienene Werk. „Ich bedaure unendlich!" antwortet der Geschäftsinhaber. Er windet sich vor Wonne und zugleich vor Pein —: „Ganz untröstlich sehen Sie mich, wirklich, Ihnen im Augenblick nicht dienen zu können. Aber leid«r ist die Auslage des Buches erschöpft —" und das Gehirn des Autors auch!" stellt der Akademiker mit Donnerstimme fest, lacht befriedigt und verläßt hocherhobe nen Hauptes im Gefühl der Ueberlegenheit über seinen wert geschätzten Kollegen den Laden. „816 N!l6!" Es war eine Straße wie andere Straßen auch. Heute gingen auf dem Bürgersteig, deren Gesicht sich in nichts von dem Gesicht anderer Mitbürger unterschied. Autos rollten Uber den Asphalt, deren Aeußeres sich nur durch die Nummer von den andern auszeichnete. Und trotzdem geschah es mit einer Plötzlichkeit, die alle Fußgänger aus dem Bürgersteig und alle Autos auf dem Asphalt einen Augenblick stoppen ließ —: Ein Fenster ging auf, ein Mann in Hemdsärmeln erschien und brüllte drei Stockwerke hinunter auf die Straße. „Heda, Sie Asse! Bleiben Si« doch einen Augenblick stehen!" Der Unglücksmensch, der diesem Fenster zunächst stand, ver harrte tatsächlich wie angewurzelt. Er schwoll langsam rot an.