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tiümmert. Ergebnis: Scherben. Aber kein Kokain. Nun, so muß es eben in den anderen Figuren stecken. Carlos Meyers Tenorstimme schnappt bald über. Ein Tob« suchtsansall scheint bei ihm nicht mehr weit zu sein. Deshalb wird der wild gestikulierende und schreieirde Mann von den bei den Grenzern abgcführt und eingcschlossen. Aus dem Schauplatz des Geschehens wird von Kiste zu Kiste steigendem Eifer die ganze Ladung Porzellansiguren zertrüm mert. Derweil zieht der Zollgewaltige immer öfter di« ano nyme Anzeige aus der Tasche und liest sie genau durch. Ge- wissermatzen zur Stärkung, so zur innerlichen Stütze. Denn die Porzellanfiguren sind wirklich all« leer. Die ruhige Sicherheit des Zollgewaltigen ist längst dahin. Kalter Schweis; steht ihm in dicken Tropfen auf der Stirn. Rat los blickt er nun umher. Sein Zustand bessert sich keineswegs, als der wieder befreite Carlos Meyer auf der Szene erscheint. Denn der jammert ununterbrochen und so laut er kann: „Oooh! Ich bin ruintertl Mein ganzes Geld habe Ich in dieses Geschäft gesteckt! Warum haben Sie mir das angetan?!" Er sieht dabei wie ein gänzlich gebrochener, höchst unglücklicher Mann aus, der soeben sein schwer erarbeitetes Vermögen verloren hat. Aber bald saht er sich. Sein Gejammer schlägt in Wut um: „Eie, Eie mache ich verantwortlich! Schadenersatz ver lange ich! Das mutz die Zollbehörde mir bezahlen! Schaden ersatz! Schadenersatz!!!" Nach einigen Wochen quittiert «r ein paar Tausender für die amtlich zerschlagen« Sendung Porzellanfiguren und lächelt dabet, denn der Gewinn ist nicht unbeträchtlich. Es waren billige Nippes^achen. Und jene anonyme Anzeige hatte er selbst an di« Zollbehörde geschickt. Aber geschmuggelt — ge schmuggelt hat «r nicht Denn sein Geschäftsprinzip lautet: „Streng reell!" Größer« Sendungen Porzellansiguren des Kaufmanns Car lo« Meyer gingen noch ein paarmal über di« Grenze. Hin und h«,. D«r Zoll wurde bezahlt, wi« es sich gehört. Die Papiere waren in Ordnung. Und zerschlagen wurde nichts mehr! Na türlich — aber niemand hatte es gesehen — war in keiner ein- »tgen der vielen Porzellansiguren Kokain oder sonstige Konter band« enthalten. Denn das Geschäftsprinzip des ehrsamen Kaufmann« Carlos Meyer heißt immer noch: „Streng reell!" Trotzdem hat «r «ine Ahnung, daß man ihn eines Tages d«nnoch erwischen und dann, bet der Strafzumessung, seinen eigenen Grundsatz auf ihn anwenden wird. Aber besonders streng. Krscrclie un6 M'rkung Der dick« G. K. Chesterton und der dünne G. V. Shaw hatten wieder einmal Streit miteinander. „Wenn man Sie fleht", sagte Chesterton, „glaubt man, es s«i «in« Hungersnot im Lande." „Und wenn man Sie sieht", entgegnete Shaw, „glaubt man, Si« seien daran schuld." Der Briefträger bringt einen Brief an Herrn Müller. Diesem war soeben der erste Sohn geboren worden, und er fragte: „An welchen Herrn Müller? Es gibt jetzt zwei hier: Senior und Junior." Professor: „Was verstehen Sie unter „Ausnützung einer Notlage"?" Kandidat: „Wenn der Examinator Immer weiter in einem Fach prüft, in dem der Kandidat schlecht beschlagen ist." „Sparen Sie jetzt eigentlich viel, wo Sie selbst kochen, Frau Lehmann?" „O ja, mein Mann Itzt nur noch halb so viel wie früher." * Im Gasthaus zum goldenen Ochsen hat sich der Kurgast ein gebratenes Huhn bestellt. Der Braten seht dem Messer und den Zähnen des Gastes sehr zähen Widerstand entgegen. Der herbeigerusene Ochsenwirt ist ganz empört über den Vorhalt, daß der Hühnerbratcn ungenießbar sei. „Was!" donnert er, „das Huhn soll nicht gut sein? Sieben Jahre hintereinander hat es «us den Ausstellungen immer erste Preise bekommen." Kleines Kapitel von der Kutter Von /tlb!n Nickel Niemand weiß, wo die Butter aufkam, wo «s zuerst Men schen gab, die aus Milch Butter herrichtetcn. Mit einiger Sicherheit kann angenommen werden, daß das Buttermachen eine Erfindung der nordgermanischen Völker war. Gewiß ist, Latz die Butter zunächst weder bei de» Völkern um das Mittel ländische Meer, noch bei den vorderasiatischen Völkern bekannt war. Kein Zeichen der verschiedenen Keilschriften weist auf die Butter hin. Homer berichtet verschiedentlich über den Land bau, aber nicht über die Butter, dagegen erwähnt er den Käse. Die Völker um das Mittelländische Meer und in Vorderasicn bis nach Indien hin brauchten die Butter als Speisefett gar nicht. In Asien stand ihnen das leichter zu gewinnende Sesamöl aus der ölhaltigen Sesampflanze zur Verfügung, die Völker um das Mittelländische Meer verwendeten das Oel des Oliven baumes. In Italien, noch mehr im Orient, ist die Butter noch heute ein recht seltenes Nahrungsmittel und nur dort anzu treffen, wo viele Fremde Einkehr halten, wie z. V. in Aegypten, In den großen Städten Aegyptens sind Molkereien anzutressen, die aber die,Butter fast nur an Hotels liefern, in denen Fremde wohnen. In der nachhomcrlschen Zeit wird die Butter von Griechen und Römern bereits erwähnt, doch immer nur als Heilsalbc. Hippokrates, der berühmteste Arzt des Altertums, empfiehlt die Vuttersalbe besonders als Heilmittel gegen Verbrennungen und äußere Verletzungen. Plutarch erwähnt die Vuttersalbe als Pomade, Plinius der Aeltere empfiehlt sie, wie Hippokrates. als Heilsalbe, ebenso Columella, der bedeutendste Ackerbau schriftsteller Alt-Noms, der im ersten Jahrhundert unserer Zeit- rechnung lebte. Plinius weiß allerdings auch bereits zu be richten, daß diese Heilsalbc ein beliebtes Nahrungsmittel der „Barbaren" jenseits der Alpen sei, und daß dort besonders die Vornehmen dieses Fett gern verzehren. Früher als Plinius berichtete ein Grieche von der Butter als einem Nahrungs mittel der „Barbaren". Nach ihm soll beim Hochzeitsmahl eines Königs von Thrazien viel von solcher „Salbe" verzehrt worden sein. Mit der Zunahme des Verkehrs kam die „Salbe" im Aus tausch gegen andere Waren häufiger nach Griechenland und Rom, jedoch nur als Heilmittel, zum Einsettcn von Lcderzeug und zu ähnlichen Zwecken. Bei den Römern kam ein neuer Name für sie auf; man nannte sie „Milchschaum". Aus dem Heilmittel wurde in Rom ein Schönheitsmittel. Die vornehmen Römerinnen sahen in diesem „Milchschaum" ein Mittel zur Ver schönerung und Reinhaltung der Gesichtshaut. Noch immer blieb die Butter ein Eenußmittel der „Bar baren". Vereinzelt scheint ss aber in Griechenland schon Leute gegeben zu haben, die an dieser aus „Barbarenländern" ein geführten Salbe Geschmack fanden. So wurde in einer alt griechischen Komödie ein Grieche als Tölpel und Halbbarbar hingestellt, weil er Butter aß. Die Völker im Norden und in der Mitte Europas hatten weder Sesam- noch Olivenöl. Für sie hatte die Milch der Haus tiere einen höheren Wert als für südliche Völker; ein Zufall mag in diesen Landstrichen schon sehr frühzeitig aus die Herrichtung von Butter geführt haben. Lange Zeit dürfte auch bei den ger manischen Völkern die Butter in der Ernährung stark hinter dem Zeit entstanden seien, daß daher auch die Butter noch nicht alt sein rückgetreten sein. Andererseits darf man aus dem llmstand, daß die Butter während des frühen Mittelalters nur wenig oder gar nicht erwähnt wird, nicht den Schlich ziehen, datz die Butter so gut wie unbekannt war. Möglicherweise rechnete sie zum Fett oder Schmalz und wurde nicht besonders aufgcführt. Spä tere Verordnungen in den deutschen Städten zählen die Butter als Milchschmalz auf. Der bekannte Ritter Hans von Schwei- nichen spricht in der zweiten Hälfte des >6. Jahrhunderts ein mal von dem vielen Butterschmalz, das aus der Hochzeit des böhmischen Adeligen Wilhelm von Rosenberg verzehrt worden sei. So läßt sich erklären, daß in den deutschen Städten der Name Buttermarkt später aufkam als der Name Milchmarkt. Sprachforscher behaupten, daß die deutschen Sprichwörter über Butler und das Buttern erst in der nachmittelalterlichen Zeit entstanden sei, daß daher auch die Butter noch nicht alt sein könne. Wie steht es dann aber mit den Volksgeschichten und mit dem germanischen Volksglauben an die „Vutterhexen"? Ueber die Vutterhexen im deutschen und germanischen Volksglauben ließe sich ein besonderer Aussatz schreiben. Nach allem, was man über diesen Volksglauben weiß, sind die Vutterhexen, wie alle anderen Hexen, nur Umbildungen der alten Feld-, Wald- und Hausgeister der heidnischen Vorzeit. Gerade aus den ungezähl ten, bis auf unsere Tage erhaltenen Volksgeschichten über die Vutterhexen, die die Butter verderben oder sie stehlen, muß ge schlossen werden, datz die Butter bei den germanischen Volks stämmen bekannt war, bevor das Christentum Eingang fand. «M—MWW—WM, Vie verunglückte Oortpremlere In einem südbulgarischen Rhodopedörschrn sollte kürzlich Has beliebte historische Drama „Iwanko" zur Ausführung ge langen. Die geschichtliche Tatsache ist kurz wicderzugcben: Iwanko war jener ruhmsüchtige Vofarenfürst im zweiten bulga- nschen Königreich, der, um sich selbst auf den Thron zu schwin gen, den Herrscher Zar Iwan Assen II. ermordete. — Die Rolle des Königsmörder Iwanko hatte ein junger Dorsbursche zu spielen, während die des Zaren Iwan Asien dem Dorspopen zugefallen war. Dio übrigen Rollen waren an sonstige hoff nungsvolle Lokaltalente verteilt worden. Der Abend, an dem die Generalprobe steigen sollte, war bereits ein großes Ereignis, dem die Schauspieler nicht ohne Lampensieber entgegengesehen hatten. Der Dorfgeistliche, der fein königliches Prachtklcid dem Metzgewänderschrank seiner Kirche entliehen hatte, stolzierte erhabenen Schrittes einher. Gar königlich stand ihm die Herrscherkronc, die ebenfalls ans der Sakristei stammte und sonst als kirchliches Symbol bei Trauungen von den jungen Bräuten getragen wird. Die Ge neralprobe, die sich vor den prüfenden Augen der Dorsgrößcn abspielte, klappte vorzüglich. Wutschnaubend stürzte, als die große Szene des Königsmordcs stieg, der Mörder Iwanko aus den Kulissen hervor und stieß dem Zaren den blitzenden Dolch tief in das königliche Gewand. Bestürzt ob dieser lebensgefähr lichen Mordlust fiel cs dem Popen plötzlich zentnerschwer auf die Seele. Führte nicht etwa dieser junge Bursche, dem er erst kürzlich die Hand seiner Tochter ausgeschlagen hatte, Böses gegen ihn im Schilde? Könnte er nicht vielleicht seine jetzig« Mörderrolle dazu benutzen, um sich an ihm zu rächen? Der Pope hatte eine schlaflose Nacht.... Noch am nächsten Abend sand die Uraufführung statt. Die schaulustige Dorfbevölkerung folgte den Szenen mit viel Spannung und Beifall. Totenstille herrschte, als der Höhe punkt, der nächtliche Königsmord. herannahle. Mancher Echrcckensschrei ertönte, als der Verräter Iwanko hervor- stürmte und dem ruhelos hin- und herwandernden Monarchen den Dolch in die Brust stieß. . . Doch was ist los? Ist der gemeuchelte Herrscher unver wundbar wie Siegfried? „Hinwersen, ausstöhncn, langsam sterben", flüsterte, rief und schrie schließlich der verzweifelte Soufleur. Doch der König stand und wankte nicht. Wut schnaubend schrie er dem Mörder an: „Ha, mich wolltest du töten? Ich bin schlauer, als du denkst, du Schuft." Und er hob sein goldgesticktes Gewand in die Höhe, unter dem, dis ganze Brust bedeckend — ein Kuchenblech zum Vorschein kam. Unten im Zuschauerraum aber, wo man langsam die Zusam menhänge zu begreifen begann, heulte und raste das Publikum vor Vergnügen. Oben auf der Bühne aber lagen sich, während der Vorhang langsam sank, König und Mörder in den Haaren. Aus der Tragödie war eine Komödie geworden, und das Spiel mußte abgebrochen werden. Wenn auch die Zuschauer um den gruseligen Königsmord gekommen waren, so gingen si« doch nicht minder zufrieden nach Hause. Der unverwundbar« König dürfte noch lange ein beliebtes Dorsgcspräch bilden. sonst sein mögen. Eher in manchem verschwiegenen, grundsoliden Bierlokal der Berliner Altstadt. Kurzum: Auch in der Großstadt ist nicht alles Flug sand und Schwemmland. Auch über t^ein Asphalt gedeiht ein kerniger Menschenschlag, der stolz auf seine Art ist und sie erhält. O Meine Tante gehört zu dieser kernigen Art alten Derlinertums, wenn sie auch zufällig aus Oranienburg stammt, was übrigens ein sehr nettes Städtchen ist. Und wenn sie auch nicht meine leibliche Tante ist, nenne ich sie doch so — denn nicht nur die leibliche, auch die gei stige Verwandtschaft muh etwas gelten. 77 Jahre alt ist die Tante — da denken gar manche nur noch an den Polsterstuhl und haben für nichts mehr Interesse. Meiner Tante fällt es gar nicht ein, sich auf den Altenteil setzen zu lassen — sie wirtschaftet wie eine Junge, und Interesse hat sie für alles. Nicht nur In teresse, sondern auch Temperament! Wenn jemand ihr Gerechtigkeitsgefühl reizt, dann kann er etwas erleben! Der bekommt nicht schlecht Bescheid! „Es glühet sein Alter Wie greifender Wein..." sang Fontane von dem alten „Marsclzall Vorwärts", und von meiner Tante gilt mindestens das gleiche. Ueber- Haupt erinnert sie mich an historische Persönlichkeiten. Sie hat große graue Augen und Energiefalten um den Mund wie der „Alte Fritz", und wenn es darauf an kommt, kann sie auch nicht weniger sarkastisch sein als Preutzens großer König. Alte Leute, meint man, lebten nur in der Vergan genheit. Die Tante hat ein reiches Leben hinter sich, reich vor allem an Sorge, Arbeit und manchem Leid, aber sie ist deshalb dock) völlig aufgeschlossen für die Ge- genivart. Es gibt nichts was sie mehr interessiert als der Film, die Fliegerei und der Sport. Es ist noch gar nicht lange her, da ist sie selber noch Schlittschuh gelau-- sen. Und deshalb ist sie auch für keine „Sportkanone" so begeistert wie für die Sonja Henie. Als die Welt meisterin im Eislauf nach Berlin Kain — es mar im vo rigen Jahre — da hat die sonst sparsame Tante Karten gekauft und das Geld nicht angesehen. Und sie bereut es heute noch nicht, so entzückt hat sie die Grazie, die Leichtigkeit und überwältigende Laufkunst der Norwe gerin: „Wenn man sowas sieht, dann weiß man doch, daß das Leben schön ist. Wenn nicht die Eisbahn hier in der Nähe, auf die ich immer gegangen bin, zugemacht hätte, ich liefe heute noch Schlittschuh!" Mit 77 Jahren... Deshalb also muß ich meine Tante von Zeit zu Zeit besuchen. Denn es erfrischt einen ordentlich, wenn man in so ein liebes, gutes, altes Gesicht sieht, und liest darin trotz aller Wetterwenden des Schicksals keine Müdigkeit und Verzagtheit, sondern Mut, Entschlossenheit und viel leicht sogar ein bißchen Kampfeslust... Und zeigt nicht auch die große Stadt Berlin Dir so ein ähnliches Gesicht? Natürlich erst dann, wenn Du Abstand und Uebersicht gewonnen hast, wenn Du Dich nicht mehr von Glanzpunkten blenden oder von Schatten seiten verstören läßt. Dieses Gelicht ist nicht jung. Frei lich ist Berlin nicht so alt wie Nom oder Nanking, aber es steht doch im 7. Jahrhundert seiner Existenz als Stadt. Und was für Jahrhunderte waren das! Erfüllt von Krieg und Not und wechselvollem Jammer. Vor diesen Toren standen die Schweden und Kaiserlichen im 30-iäh- rigen Kriege. Durch Berlins Straßen ritten die Kosaken, während der Alte Fritz in Schlesien stand. Die Adler Napoleons paradierten vor dem Charlottenburger Schloß. Die Einiger Deutschlands hielten ihren Sieges einzug unter den Linden. Not und Freude des Welt krieges wurde hier, im Herzen des Reiches, mit am stärksten empfunden. Am wildesten tobte hier Aufruhr und Verzweiflung nach dem Zusammenbruch. Und die stolzesten Fackelzllge der nationalen Erhebung zogen durch diese Straßen... Alt ist das Gesicht dieser Stadt, trotz aller abstoßen« den Züge alltäglicher Betriebsamkeit, ehrwürdig für je« den Deutschen, der die große Geschichte dieser Stadt kennt, ihre Bedeutung für das deutsche Schicksal. Die Denkmäler Berlins reden eine einprägsame Sprache. Und doch: Wie jung ist dieses Berlin! Wie ganz der Gegenwart und Zukunft zugekehrt. Es beißt, auf Saud solle man nicht bauen — aber auf diesem märkischen Sand haben Generationen gebaut und bauen weiter auf ihm... Wenn Du eine Rundfahrt durch Berlin wagst und Dir von dem „kundigen Thebaner" die Sehenswür digkeiten erklären läßt: Ueberall wird gebaut... Wuch tig ist das Reichsluftfahrtministerium in der Wilhelm« straße südlich der Leipziger Straße emporgcwachsen. Un« ter den Linden türmen sich gewaltige Erdmassen, die schon mit Grün bewachsen sind: die Bauhalden der neuen Nord-Süd-Bahn, die alle Fernbahnhöfe Berlins miteinan« der verbinden will. In der Altstadt ein stadtviertelgroßer Bauplatz: der Neubau der Neichsmünze. Manz in der Nähe der Neubau der Neichsbank... In Berlin merkt man, daß Deutschland im Zeichen des Aufbaus steht... Ehrwürdig alt und doch voll von feuriger Jugend ist das Antlitz Berlins. Ein Antlitz, das den tiefer Schau« enden ermutigt und festigt. Der Anblick historischer Größe und lebendiger Tatkraft erfrischt. So wird einem, wenn man in München durch die Propnläen über den Königsplatz geht, der jetzt durch den Willen des Führers eine so monumentale Neugestaltung erfahren hat. Und so wirkt Berlin, wenn man es nur richtig zu sehen weiß. An unfreundlichen Sonntagen, mit denen man nichts anzufangen weiß, ist in diesen Wochen zwischen Herbst und Winter kein Mangel. Wie wäre das mit einer Fahrt an die Spree an einem solchen Sonntag? Durch nette Sonderzllge macht uns die Reichsbahn von Zeit zu Zeit eine solche Fahrt leicht erschwinglich. Oder wollen Sie damit warten, bis Sie der „Fliegende Dresdner" in 80 Minuten zum „Anhalter" trägt?