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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.10.1916
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19161016028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916101602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916101602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-10
- Tag 1916-10-16
-
Monat
1916-10
-
Jahr
1916
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Sette r. Nr. VL8. Abend-Ausgade Leipziger Tageblatt Montag, IS. Oktober ISIS Krl«A«onat ein Fehler gemacht wurde, und ob der oder lener politische Entschlich, ob «in Ausdruck, ein gesprochenes Wort ganz am Platze war. Uederlassen wir dies der Geschichte, die dereinst mit rechter Wage wägen wird. Kein Staatsmann entgeht ihrem »nerhtttltchen Urteil. Die Geschichte, und nicht zuletzt die deutsch«, lehrt ader auch, daß gerade d i e Staatsmänner nicht die schlechte- gen sind, die zunächst mißverstanden wurden und schweigend dulden muhten, »iS der Tag der Rechtsertigung sßr sie kam. Mir stnd der festen Uederzevgung, daß dieser Tag fiir den leitenden deotlchen Staatsmann, der im Mittelpunkte aller dieser Ervrterun- aen steht, in nicht allzuferner Zeil anbrechen wird, und zdgern nicht, dies nochmals auszusprechen. LaS ist freilich ein« persönlich« Sache und, wt« man steht, kaum auf alle übertragbar. Allein, das Hilst nun einmal nichts, denn das deutsch« «Volk kann sich jetzt den Hm so teuren Meinungsstreit nicht leisten. Heu 1 e, wo eS um Kaiserkrone und Reich geht, brauchen wir Selbstzucht und Einig keit. In diesem Sinne war das .Schlußwort' gemeint. lH Am die Zensur Die .Parteilose politische Korrespondenz' schreibt: Nachdem der Ausschuß sür Handel und Gewerbe am Sonn abend ebenfalls in die Ferien gegangen ist, tagt bis zum 26. Okto ber nur noch der HauptauSschuß, der sich mit dem Belage - rungszustand, der Zensur und den Ernährungs fragen beschäftigen wird. In bezug auf den Abbau der Zensur liegen dem Ausschuß mehrere Eingaben vor, darunter auch eine große Eingabe von den Vertretern der Richtung deS Professors Dr. Dietrich Schäfer. Sie verlangt, daß mit dem Abbau der poli tischen Zensor Ernst gemacht werde, und daß Personen, die sich als politisch unzuverlässig erwiesen Haden, auS der Umgebung der Reichsregterung entfernt werden. Betgegeben sind, ein ausführ licher Dortrag deS nattonalllberalen preußischen Landtagsabgcord- neten Bacmeister vom 30. Juli 1916 über die verschiedensten Maßregeln und Anordnungen der Zensurbehördcn, ein Bescheid deS bayerischen KriegsministcriumS wegen der Münchener Ver sammlung, in der Gras Aeventlow sprechen sollte und dann auch sprach, zwei Mitteilungen über Haussuchungen in München und eine Eingabe deS Herausgebers der .Süddeutschen Monatshefte', Prof. Lotzmann, an daS bayerische Krieg-Ministerium. Sowohl von Lohmann als auch von Bacmeister werden Aeoherungen und Handlungen von hohen ReichSbeamten angeführt, die dem deut schen Intereste abträglich gewesen seien. Die AuSschußverhand- longen werden über alle diese Dinge Klarheit dringen. Die Rattonalliberalen stnd bereits mit einem Antrag aus Einschränkung der Zensur vorangegangen, von anderen Par teien werden ähnlich Anträge gestellt bzw. die Abschaffung der Zensur verlangt werden. Da Ueberetnstimmung besteht über die Unhaltbarkeit der heutigen Zustände, dürfte wohl ein Beschluß im SiMH de- nattonalllberalen Antrages Zustandekommen. Politische Nachrichten ' » ZeitmrMsverbot »ege» «ine« Falschmeldung tber di« .Bremen'. Der Stellvertretend« kommandierende General des 2. Armeekorps hat an die Schriftleitung der .Pommerschen Tagespost' folgendes Schrei- den gerichtet: .Di« .Pommersche Tagespost' hat in Nr. 281 vom 12. Oktober ISIS einen Aufsatz .Die Vernichtung der Bremen' gebracht. Der Zeitung ist nach Erscheinen des Aufsatzes ein« War nung erteilt wegen Verstoße« gegen die Zensurvorschriften. Nunmehr Hal sich herauSgestellt. daß die Mitteilung über dl« Vernichtung der Wremen' unrichtig war. Bei der Meldung hat es sich nicht um den Abdruck eine« der Schriftleilung zugegangenen Telegramms, sondern um einen Auszug auS einem Brief« gehandelt, und trägt die Schrift leitung dt« Verantwortung. Auch ist der Gewährsmann kein« amtliche Persönlichkeit gewesen. Der Aufsatz hat in der Bevölkerung Beun ruhigung hervoraerufen. Da« Erscheinen der .Pommerschen Tages post' wird desbakd bis auf weiteres verboten. Di« Schrlftleituyg hat dieses Schreiben ohne jeden Zusatz unverzüglich zu veröffentlichen? ---- Diamantradlebstahl in Deutsch-Südwestafrika. Wir wissen schon lang«, daß di« englisch südafrikanischen Truppen, die Offiziere nicht ausgenommen, während des Feldzug«« in Deutsch Südwestafrika in säxunlosester Weis« gestohlen Haden. Nun sind wir auch in der Loge, uns deswegen auf «in englisches Zeugnis zu berufen. Der .Afri ka« World' zufolge wurde am 23. Juni d. 2. in Kapstadt auf der Straße «in« Brvse gefunden, di« voll von ungeschliffenen Diamanten war. Dt« Untersuchung ergab, daß diese Diamanten — 23 Stück — aus Deutsch-Südwestafrika stammten und nur auf unlautere Weise von dort antfernt sein konnten. Der Tat verdächtig ist ein englischer Hauptmann, namens Zeffert, der al« solcher bei den leichten Natalreltern den Raub zug gegen Deutsch-Südwestafrika mitgemacht hat. Zurzeit soll er del den .Ginsbury-Schützen' in Frankreich stehen. Angeblich ist eine Unter suchung gegen ihn «ingeleitet. * Wieder «in«r der S«rajewo«r Verschwörer gestorben. Dl« Wiener Blätter melden aus Serajewo: Vor einigen Tagen starb der wegen Anschlags auf den Erzherzog Franz Ferdinand zu lebenslänglichem Kerker verurteilte Kerovtc im Militär- gefängnlS zu Nöllendorf. berlchte. Das setzt sie in di« «In« arob« Fälsch un, »hn« befürch sich abweich Was ber französische Heeresbericht verschweigt * Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung' schreibt: .Di« französische Heeresleitung unterschlägt de- kanntlich dem Publikum ihrer Heimat die deutschen H^ereS- fle in di« erwün cht« Lage, nötigenfalls ig des tatsächlichen Bi d«S darbieten zu können, ten zu müsten, der französische Leser möchte durch die gänz- .ende Darstellung des deutschen Heerrsberlchles stutzig ge macht und kritisch gestimmt werden. Das Bedürfnis einer Irreleitung des französischen Publikums scheint auf feiten unserer Gegner neuerdings in erheblichem Maß, zu bestehen hinsichtlich der Sommeschlacht. Seit dem letzten großen und von unS rückhaltlos zugeaebenen Erfolg« vom 25. September Haden unser« Feind« innerhalb 18 Tagen zwar einig« Veländegewtnn« zu per- zeichn«», aber diese Gewinne stehen in gar keinem Verhältnis zu den Opfern an Munition«- und MannschaftSeinfah, mit dem sie erkauft wer- den mußten. Das ist es, was der französischen Oeffentltchkeit ver schleiert werden soll. E« soll so aussehen, al« ob die Engländer und Franzosen, wenn sie einmal ordentlich angreifen, auch jedesmal erheb liche Fortschritte und hohe Ausbeute an Gefangenen und Material er zielten. Daß aber zwischen diesen keineswegs belangreichen Erfolgen eine nicht abreibende wahnsinnige Beschießung unserer gesamten Stel lungen und Tag und Nacht fortgesetzte Stürme stattslnden, und bah diefe Stürme mtt ganz winzigen Ausnahmen bei furchtbaren Verlusten entweder schon im Sperrfeuer zusammendrechen oder im Nahkampf ab gewiesen werden, das verschweigt der Franzose, um seiner Heimat und den Neutralen eine Komödie vvrzuspielen. Dle Komödie eines zwar langsamen, aber unwiderstehlich erfolgreichen Vordringens, frei von Enttäuschungen und Rückschlägen. Ein kurzer Vergleich der beiderseitigen Heeres berichte au« der Woche vom 7. bis 13. Oktober soll das erweisen und erläutern. Der deutsche Bericht vom 8. Oktober meldet, daß am 7. Oktober ein neuer englisch-französischer Durchbruchsversuch, ein .Riesenstoß', zwischen Ancre und Somme statigcfunden habe, aber gescheitert sei. Nur in Le SarS und in Teilen unserer Stellungen nordöstlich Lesboeufs sowie zwischen Morval und dem Wolde St. Pterre-Vaast sei der Gegner elngedrungen. Der französisch« Bericht vom 8. Oktober meldet, die französisch« In fanterie hab« .alle ihre Aufgaben glänzend «rfüllt'. Dagegen ver schweigen die Franzosen völlig das Zusammendrechen schwerer An griff« bet Dermandovtllers, südlich der Somme. Der 8. und S. Oktober bracht« »eitere gewaltig« englisch-französische Angriffe auf der ganzen Kampffront zwischen Ancre und Somme sowie auch bei Vermandovillers, die sämtlich unter schwersten Verlusten un serer Feind« scheiterten. Der französische Bericht dagegen weih vom 8. und S. nur das Scheitern zweier deutscher Gegenangriff« und einer Patroutllenunternehmung zu melden, ferner erzählt er von deutschem Sperr- und Granatfeuer bet Dentecourt und Lthons. Di« eigenen unter schwersten Verlusten gescheiterten Angriffe unterschlägt der französisch« Bericht vom 9. und 10. Oktober. Ja, tm Funkspruch vom 13. Oktober nachmittags 4 Uhr 50 Minuten behauptet Parts sogar ausdrücklich, am Sonntag, den 8. Oktober, sei .bekanntlich' gar kein Angriff im Somme- gebiet unternommen worden; die gegenteilige Mitteilung des deutschen Heeresderlchts fei «ine .Lüge Ludendorfss, dt« einem Bedürfnis ent- spreche und in der deutschen Presse ein getreues Echo gefunden hab«'. Ebenso behauptet der Spruch vom 14. Oktober, am 9. Oktober habe kein französischer Angriff stattgefunden! Ganz anders gestaltet sich das Bild der feindlichen Berichte über den 10. Oktober. An diesem Tage haben dle Feinde nämlich, wie aus dem deutschen Bericht vom 11. sich ergibt, bet einem abermaligen Angriff zwischen Somme und Ancre kleine Teilerfolge, südlich der Somme aber einen vergleichsweise erheblichen Geländegewinn erzielt, indem sie nach mehrere Tage andauerndem Vorbereitungsfeuer in den auf Vermandovillers vorspringenden Bogen unserer Stellung ein drangen, unsere Truppen auf die vorbereitete, den Bogen abschneidende Linie zurllckd rückten und dle Höfe Genermont und Bovent nahmen. Nun flößt Paris natürlich wieder aus. vollem Lals^.ln die Reklametrompeke. .Die Infanterie nahm tm Sturm die feind- llche Stellung, die sie sich als Ziel genommen hatte, und gelängt« an einigen Punkten noch weit darüber hinaus.' Am 11. Oktober gab es wieder sehr heftige, aber erfolgreiche An- griffe nördlich der Somme, auch die Angriffe auf dem Tag« vorher er kämpften Abschnitt südlich der Somme wurden mtt größter Erbitterung, aber diesmal ohne Erfolg, sa sogar unter Rückschlägen für die Fran zosen, fortgesetzt. Sofort wird der französische Bericht wieder stumm. Am 12. Oktober 1 Uhr vormittags meldet er (also vom 11.) .Gegen seitige Beschießung aus fast der ganz«« Front von Morval bis Ehaulnes' und Zurückweisung deutscher Gegenangriffe. Vollends der 12. Oktober hat wiederum «inen neuen Durchdruchsver. such größten Etil« gebracht, der abermals nach furchtbar blutigem Ringen gänzlich gescheitert Ist. was unser deutscher Heeresbericht dar über erzählt, ist tn frischer Erinnerung. Masseneinsah an Artillerie und frische Divisionen versiäikler Infanterie, Hauptangriffe gegen Front von Eourrclcttrü bi« zum St. Pierre-Vaast-Walde, mehrfach erbitterte« Handgemenge in unseren Linien mit vorübergehend eingedrungenem Gegner, Sturm am Tage sechsmal mißlungen, nacht« nochmaliger An griff abgeschlagen. Südlich der Somme französische Angriff« fortgesetzt, meist schon im Sperrfeuer erstickt. Zuckerfabrik von Genermont und Havptteil von Ablaincourt in unserem Besitz. Wie stellt sich dieser wilde Tag im französischen Heeresbericht b«? Am i?. nachmittags S Uhr SO Min. meld et dieser: .Betdersetüge ArttliertetäNgkett: am IS. Oktober, 7 Uhr 2 Min. »ormittagS, einige Fortschritte bei Saiily-Saillisel, südlich ber Somme stark« Lättgk«tt beider Artillerien, kein« Infanterietätigkeit.' Nachmittag«, bericht vom 1S.r .Die Nacht verlies auf beiden Sommeufern ziemlich unruhig: Scharmützel (!!) und gegenseitiges Arttllerlefeuer ar- reichten zeitweilig große Heftigkeit? DaS Prinzip ist ganz klar: In dem verzweifelten Wahn, «S könnte schließlich doch noch ge- lingen, unser, Front zu durchbrechen, und damit wenigstens dt« ent fernte Hoffnnng auf eine Aenderung der .Kriegskarte' im Westen auf- leuchten z« lasten, versuchen Engländer und Franzosen ihr AeuhersteS und Letztes an der Somme-Front. Wo der kleinste Erfrlq erzielt wird, fetzt die Propaganda mtt wildem Triumphgeschrei ein: die kazwischen- tiegenben ungeheuerlichen, unerhört verlustreichen Mißerfolge werden den harrenden Völkern ter Entente wie der Welt bewußt und hart näckig unterfchlagen. Jen« unglückseligen Völker sollen und dürfen eben nicht erfahren, in welch wahnwitziger Weise ihre Lenker da» Blut ihrer Söhne hinschütten, um ein paar zu unerkennbaren Trüm mern zusammengeschossene Dorsslötlcn und die dazwischenliegenden, in ein« schreckcnsvolle Wüst« verwandelten Landstriche, kurz jammer volle Fetzen eines völlig vernichteten Frankreich zu erobern? - Schwedens Handel unter englischer Aufsicht vtd. Kopenhagen, 16. Oktober. (Drahtbericht.) .Berlingske Tidende' meldet auSStockholm: Die Regierung veröffentlicht eine Mitteilung, wonach Waren, dle tn -er Zett bis zum 1. November nach England gesandt werden, von einem Warenursprungszeugnis begleitet sein müsten ge mäß einem neuen Formular, das mit dem englischen über einstimmt. .Aflonttdningen' erklärt, das neue Formular sei daS vor läufige Ergebnis -er wtederaufgenommenen Verhandlungen mit England. Wie .Politiken' dagegen meldet, hat dl« schwedische Regierung abgelehnt, aus dle von England gefordert« sogenannte Interessebesttmmung «tnzugehen, woraus England dt« Bestimmung auf seinen Warenzerttsikaten wieder gestrichen hat. Der schwe- dische Ausfuhrhänoler gebe nun ledigltry die Erklärmrgab, daß außer ihm keine ander« Person an der auSzuführenden Ware In tereste habe. Diese Erklärung werde vom englischen Konsul be stätigt. Wie .Politiken' weiter auS Stockholm meldet, reist eine schwedische Abordnung, die neue Verhandlungen über eine Bei legung der Handelsschwierigkeiten zwischen England und Schwe den führen soll, nach London. tu. Berlin, 16. Oktober. (Drahtbericht.) Wie dem .Lok.-Anz." aus Kopenhagen gemeldet wird, verzeichnet .Politiken' «tn Gerücht, wonach der Premierminister Hammarskjöld beabsichtigen soll, in Verbindung mtt dem englischen Handelskonflikt von seinem Amt zurück- zutreten. Als sein Nachfolger wird der jetzig« Außenminister Wallmz- derg und al« besten Nachfolger >m Außenministerium Landeshauptmann Trolle genannt. tu. Stockholm. 16. Oktober. (Drahtbericht.) Di« RelchstagSbebatte über die auswärtige Politik wird tn den heutigen Blättern ein- gehend besprochen. Di« Debatte ist gekennzeichnet durch Ruhe, Sach lichkeit und Zurückhaltung und gibt den Feinden Deutschland- keinen Anlaß zur Schadenfreude. (.Franks. Ztg?) tn. Stockholm, 16. Oktober. (Drahtb«richt.) Russisch« Blätter geben nunmehr di« bevorstehende Freigabe b«r seit Anfang des Krieges tn russischen und finnischen Häfen festgehaltenen 21 schwedischen Segelfahrzeuge, die zunächst im Hafen Raums zusammen gezogen und von dort nach Aelsingfors gebracht werden sollen, yekannt. --- Bloß bi« Pariser Zeitungen sind so bmmn .... «Man glaube nicht', so schreibt der Pariser .L Oeuvre', .daß die deutschen und bulgarischen Flieger über Bukarest vergiftete Bonbons aus streuen und Dosen voll Mundpasttllen auswerfen, di« mit Bazillen an steckender Krankheiten gefüllt stnd. Denn die deutschen »nd bulgarischen Flieger stnd nicht so dumm, za glauben, daß die Bewohner von Bukarest so dumm sein könnten, in Scharen über die Bonbons und Mundpasttllen herzufallen, dle ihnen auf diesem verdächtigen Wege zagehen. Bloß di« Pariser Zeitungen, die stnd wirklich so dumm, zu glauben, daß Ihre Leser so dumm sein könnten . . . nfw. wie oben.' ' Bobrinskis Reise ins russische Hauptquartier. «Rußkoje Slowo' schreibt: Der Reise des Landwirtschaftsministers Bobrinski ins Hauptquartier deS Zaren Ist ungeheure Bedeutung deizumessen. Im Ministerium ist man sehr besorgt über die tn den letzten Tagen aus dem Lande eingehenden Nachrichten über die Ernt« des WintergelretdeS. Die unaufhörlichen Regengüsse der letzten Zeit machen unersetzlichen Schaden und vernichten das schon geerntete Getreide. Auch die Kartoffel- und Rübenernte wird durch daS schlecht« Wetter sehr geschädigt. Somme»Erinneru«gen sächsischer Regimenter Don unserem Kriegsberichterstatter Dr. R. Dämmert Aus der Sommcfront. Anfang Oktober 19l6. (Kd.) Der Bataillonsführer, der seit Stunden im Versteck eines Baumes hockt und das Fernglas nicht von den Augen bringt, springt rasch mit einem Sah auf den Boden. Sr hat bemerkt, daß die blauen Stahlhelme der Franzosen blitzschnell aus der Mulde vorgestürmt stnd und bl« noch vom Pulorrravch dampfend« vorderste deutsche Stellung überrannt haben. Es darf kein« Minute gesäumt werden: denn dle Ent fernung von dem Walde, in dein da- Bataillon in Reserve liegt ist nicht groß. Der Alarmruf .An die Gewehr«' reißt die müden Schläfer aus ihren Träumen. Sie tasten nach den Gewehrpyramiden und Haden tm An den Waldrand besetzt. Das Sperrfeuer donnert heran, wi, ein Reiterheer reisiger Riesen, das jeden zerstampft, der ihm in den Weg kommt. Zwischen den eisernen Husen hindurch, tn qualvollen Sprün ge«. «lrd Munition ln eine Riegelstellung vorgebrachl. Di« Dämme rung bricht langsam herein. Dt« Rächt muh bl« verlorene Stellung wlederbrlngen. Um elf Uhr abends trifft der Befehl ein, die völlig erschöpften Kompanien, die im vordersten Graben tm Nahkampf mit dem Feind« ringen, abzulösen. Es sind nur noch neun Gruppen, rund hundert M nn, zur Hand. Ilm Mitternacht beginnt der Vormarsch. Der dem Feinde wohlbekannt« Laufgraben liegt auf der ganzen Strecke im Sperr feuer. Er ist teilweise verschüttet und durch den strömenden Regen grundlos. Ein Offizier, der schon viel mligemacht hat, erzählt mir, es war der tollste Tag seines Lebens. Di« Feurrslammen schlagen rechts und linkt ans dem Boden, Eisenklumpen und Erbstücke schwirren über di« Köpfe weg. In dem Fackrltanz der Granaten dielen wenigstens dle Grabenwand« noch Schutz. Steckt aber «in Schrapnell sein grinsendes Flammrngesicht ln den Erbgang, so kann man von Glück sagen, wenn man ihm heil entwischt Dl« Füße sinken knietief in den Lehm. Den Toten «nd Verwundeten bereitet ber Schlamm ein weiches Bell. .. Wer den zerwühlten Graben verliert, findet sich tn der Finsternis nicht mehr in ihn zurück. Zwischen vier und fünf Uhr morgens stnd dir zwei Kilometer zarückgelegi. di« vordere Strlluna ist erreicht. D'r dortig« Besasta«q hat einig« T«tle des Grabens gehalten, besten größten Teil sie aver den Franzosen überlasten mußte. Sie ist völlig verwirrt und muß sich nun noch durch den Laufgraben im Sperrfeuer in Sicherheit bring««. Aus «inigen Granatlöchern und seitlichen Steilungen stoßen versprengt» Teile zu der eben angelanglen, vorgeschobenen Kompanie, dl« nm im ganzen etwa hundertundzehn kampsfähige Leut« umsaßl. Als ber Lag ««bricht, läßt ber Kompanleftihrer zmrß «rfkläre«. Aße Patrouillen Kommen auf beide« Seit«« tm Graben nicht weil. Sie stoßen auf Barrikaden, dle von ber anderen Seit« mtt Handgranaten verteidigt werden. Es stellt sich heraus, daß di« Linie rechts und links weithtn im Besitze des Feindes ist, und daß die Besatzung somit von allen Seilen umzingelt werden kann. Dle Franzosen versuchen den Graben von vorn zu fasten, di« Anstürmenden werden tm Feuer nieder gestreckt. Dann arbeiten sie sich an den Flügeln mit Handgranaten vor. Sie setzen sich, da den Deutschen diese Handwaffe ausgeht, ln einigen Minentrichtern fest, kommen ader nicht weiter. Meldegänger werden nach rückwärts geschickt, um dem BalalllonSstob die unhaltbar« Lage zu melden. Es ist zweifelhaft, ob sie sich durchfindrn. Auf der Front Vermandovillers—Ehaulnes ist es der einzige Abschnitt der allen vordersten deutschen Stellung, der noch standhält. Der Feind sitzt schon ringsum in ber zweit«« deutschen Linie. In den Stollen liegen deutsche und französische Verwundete. Sie teilen die Reste ihrer Tornister- Vorräte. Ein« Patrouille von drei Mann, die seitwärts geschickt war, bringt zwei französisch« Offiziere und 83 Mann an. Sie halten diesen vor gelogen, unsere Grabenbesahung sei sehr stark, ein Widerstand helfe ihnen nichts. Der Entschluß. sich gefangenzugeben, scheint den Franzosen nicht schwer gefallen zu sei«. Denn sie stnd recht vergnügt und sagen, als sie an unseren Leuten vorüderkommen. um zum Laufgraben gefühlt zu werden, einer wie der andere: «lur Sverre est time!" (.Der Krieg ist sür uns zu Ende!') Ein feindliches Flugzeug, das in 200 Meier über den Graden surrt und ihn mit seinem Maschinengewehr bestreichen will, wird adgeschosten. Auch während der folgenden Nacht wagen die Franzosen nicht, es mit der kleinen heldenmütigen Besatzung de» vorgeschobenen Grabens aufzunehmen, die jeden Annäherungsversuch mit sicheren Schüssen ver eitelt. Sie wird daher um 6 Uhr morgens in den Höllenofen des Trommelfeuers gesteckt, erleidet aber nur geringe Verluste. Man glaubt wohl, daß sie nun unschädlich sei. und kümmert sich zunächst nicht um sie, obwohl sie der französischen vorderen Linie wie «in Pfahl im Fleische stecki. Ader man irrt. Trotz aller Kämpfe und Strapazen sind diese prächtigen Burschen munler und frisch. Sie beobachten genau, was in den von den Franzosen besetzten Gräben vor sich geht. Diese füllen sich, und es ist kein Zweifel mehr: D«r Stur« auf Vermandovillers steht bevor. Eiligst wird durch den Laufgraben Meldung zum Regiment geschickt. Nachmittags stürzen di« Franzosen aus d«n Nachdargräben, um da- Dorf zu stürmen. Ein Teil der deutschen vorgeschobenen Graden- desatzung macht kehrt und schießt den Stürmenden in den Rücken, di: etwa 200 Mann dadurch verlieren. Dtesar Feuerüderfall, der den An griff verwirr« und erstickt, ruft dellen Jubel bet ihr hervor. Ein zweiter Angriff scheint bevorzuftehen; denn über die Barrikaden kommen zu d«n Deutschen «inige Uederläufer herüber» die kein« Lust zeig«n. d«m Tode in di« Arm« »u laufen. Sie sind zum Teil sinnlos betrunken. Nun wissen di« Franzosen, daß st« nicht seitlich vorwärts kommen, bevor sie nicht ihre Linie ganz von der deutschen Besatzung gesäubert haben. Sie greifen das vorgeschoben« deutsch« W«rk nochmals von vorn und von der Seite an, ohne den geringsten Erfolg. Nun arbeiten sie sich um den Graben herum, so daß sich di« Verteidig« nach vorn und hinten wehren müssen. Etwa zwölf Flieger Kreisen wie lauernde Raubvögel über den paar Dutzend Leuten and schießen mit Maschinen- gcwehren und Revolverkanonen in ihre Reihen. Sie sind nun völlig abgeschntlten und haben nur noch die Hoffnung, daß ein deukscher Gegenangriff sie befreien wird. Der Hunger wird kaum empfunden, aber der Durst ist eine unsägliche Marter, besonder- für die Ver wundeten. Auch die Munition geht zur Neige. Aus Minentrichtern wird trübes Wasser geschöpft, bis man bemerkt, daß auf dem Grunde Leichen liegen. Dann sucht man ln anderen Gruben »nd ruht nicht, bis auch alle verwundeten Franzosen ihren Durst gestillt hab««. Am Abend dringe« Hurraruf« an ha- Ohr. , Dle Köpfe rucken empor, und man sieht, wie ein deutscher Vearn- angriff aus Vermandovillers hervorbrlcht, aber an der Zwtschensteuung balt macht. Daraus erkennt der Führer der vorgeschobenen Kompanie, daß man den alten deutschen Graben, in dem er ist» nicht zurückerobern will, und er beschließt, nachts 11^ Uhr mit seinen Leuten zu der Zwischenstellunz durchzubrechen. Di« Vorbereitungen »erden in allrr Ruh« auf das Sorgfältigste getroffen. Zum großen Schmerz« der Kame raden massen die Verwundeten zurückgelassen werben. Man gibt ober den gefangenen Franzosen einen Brief mit, der die Bitt« enthält, unsere Verwundeten gut zu behandeln, da dle französischen Gefangenen auch gut versorgt würden. In der Abenddämmerung wird «ine Patrouille von zwei Mann ausgeschickt, die Stellung auszusuchen, die sich zum Durchbruch am besten eignet. Sie geht sprungweise vor »nd aerät ln flankierendes Maschinengewehrfeuer. Der «ine erhält «inen Schuß auf die Patronentasche, der sämtlich« Patronen entzündet. Durch den Gas druck wird er zu Boden geschleudert. Als er wieder z« sich kommt, be merkt er zu seinem Erstaunen, daß ihm wie durch «in Wunder nicht da geringste zugestoßen ist. Noch halb betäubt, rollt er sich zweihundert Meter welker bi, tn den deutschen Grabep und gibt von dort Zeichen, daß er durchgekommen ist. Es ist nun die Lücke gefunden, durch dt« sich die Kompanie durchschlagen kann. Um elf Uhr werben die Posten «ingezog«n and dl« Mannschaften gesammelt. Sie kriechen zunächst aus allen Vieren vorwärts, werden aber trotzdem vom Feind« bemerkt und von Geschossen Überschüttet. Einige fallen. Als si« hundert Meter vorangekommen sind, sausen lhn-n Handgranaten entgegen. R»n hilft «ue ein forsch« Wagnis Sie erheben sich schnell and stürmen aus den Graden zu, der von Fran zosen besetzt und zur Verteidigung eingerichtet ist. Als dies« di« Schatten der Anstürmen-«« s«h«n «nd den gefürchteten Ruf hören, reißen pe aus.
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