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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.10.1916
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19161010028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916101002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916101002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-10
- Tag 1916-10-10
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Monat
1916-10
-
Jahr
1916
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Sette r. Nr. 617. Abend-Ausgabe Leipziger Tageblatt Dienstag, 10. Oktober 1916 entscheiden stch nicht im Kampf um die lnnerpolttische, sondern nm die Weltpolitische Nenorientterantz des deutschen Volkes. Die SchM vor der Neuorientierung, die man mit den konservativen Kretfm» teilt, «ntichuldigt man mit solchen Schlagworten nicht, noch waniger aber bedeckt man damit die verhaltene Freude darüber, daß -er Kanzler im Reichstag über die innerpolttische Reuorien- tterung htnweGgegllkten ist. Unsere» Volke» Zukunft and Schicksal hängt zum mindesten ebenso sehr von dieser innerpoltttschen Neu orientierung, wie von der weltpolitischen ad. Darüber besteht erst recht in wetten Kreisen gerade der nationalliberalen Partei kein Zmpfel, und gerade hier stößt die Politik, wie fie die «Natl. Korr.' seit einiger Zeit vertritt, auf den schärfsten Widerspruch. Au- Basiermann» Wahlkreis hat ein angesehene- Mitglied der natio- nalllberalen Partei, Iustizrat Henrich in Völklingen, in einer Denkschrift an den Vorsitzenden der nationalliberalen Reichstags fraktion schwere Bedenken gegen besten augenblickliche Politik geltend gemacht und an Basiermann die besondere Frage gerichtet, die vielen aus dem Herzen gesprochen ist: «Warum bekämpfen Sie für Ihre Person nur die Vorherrschaft de» preußischen Feudaladels in der Diplomatie? Warum nicht auch rücksichtslos in der inneren Politik? Letzteres bedingt wieder unter allen Umständen die Fern haltung von allen Bestrebungen, die auf den Reichskanzlersturz gerichtet sind.' Inzwischen weiß man in Berlin, daß auch in Sachsen in dieser Richtung dieselbe Ansicht herrscht, und daß man über die Zumutung, in Oschatz-Wurzen den schärfsten Gegner der nationalltderalen Partei wählen zu sollen, ohne daß die Konservativen es auch nur für nötig befanden, sich zuvor mit den liberalen Wählern in Verbindung zu setzen, alles andere als ent zückt ist. Die «Rat. Korr.' darf glauben, daß weite Kreise in Sachsen, und wahriich nicht die schlechtesten, unsere Haltung billigen, und es wäre nur zu wünschen, daß das parteiamtliche Organ stch nicht so leichtherzig über die warnenden Stimmen all dem Lande hinwegsetzte. Der Schaden, -en es anrtchtet, könnte sonst größer werden, als es vielleicht denkt. »Der reine Lloyd George!" London, S. Oktober. (Drahtbericht.) Zn der Wochen schrift «Ration* schreibt der Herausgeber Massyngham: «Das Interview von Lloyd George muß natürlich als «ine Improvisation aofgefaßt werden. Weder das Kabinett noch der Staatssekretär des Auswärtigen können damit in Verbindung gebracht warb«. Die Phrasen, der Geist, der oberflächliche Journalismus sind der reine Lloyd George. Aber das Interview Ist fehr bedauerlich, und der ernste Tadel des Manchester Guardian* entspricht einem guten Teil der liberalen Auf fassung.' Massyngham sagt weiter: «Selbst diefentgen, die den Geist des Interviews billigen, finden sich durch die gewöhnlich« Art des Ausdruckes abgestoßen, und ich glaube, daß die stärkste Kritik non der britischen Armee kommt. Ich hörte von einem Soldaten, der mit großer Kompetenz spricht, daß diese leichte, sportsmäßige Manier den Mann an der Front zurtickstößt. Die Rede hat tatsächlich etwa« wie eine Ablenkung von der extremen Politik oder, könnte man viel leicht sagen, von der Nichtpolitik, die die Rede vertritt, bew'rkt und kömtte einen langsamen Strom der öffentlichen Meinung zugunst:n eines gemäßigten Ausgleichs und eine- nicht zu fernen Friedens in Bewegung setzen.' Türkischer Heeresbericht Mtd. Konstantinopel, 8. Oktober. (Drahtbericht.) Amtlicher Heeresbericht: An ber Front von Fellahle der gewöhnlich« Feirer- Kamps. Mlr warfen den Feind, der zwischen Devletabad und -adaman vorzudringen versuchte, l» der Richtung aus Kareduhur zurück. Kaukasus traut: Auf dem rechten Flügel Scharmützel »ub vo« Zelt za Zelt Geschütz- und Gewehrfeuer. Im Zentrum schoben wir unsere Stellung wieder etwas vor. Auf dem linke« Flügel Gefecht« zwischen ErkonbungSadteilunge«. Wir machte« einige Gefangene und erbeutete» «dm groß« Menge von Waffen und Ausrüstungsstücken. Kein Ereignis von Bedeutung auf den anderen Fronte«. Der stellvertretende Oberbefehlshaber. Zur Lage in Griechenland tu. Frankfurt a. M, 10. Oktober. (Drahtbericht.) Nach der «Frkf. Ztg.' meldet «Petit Paristen' aus Athen, daß ein vom König unterzeichnetes Dekret dem Admiral Konduriotis seine Funk- tt» n als Adjutant entzieht. Ein Rundschreiben des Kriegsministert des Kabinetts Kalogeropulos, in dem jenen Offizieren der mazedonischen Garnisonen, die an der Bewegung zur Landesverteidigung nicht beteiligt sind, für den Monat September doppelter Sold versprochen wird, findet günstig« Beurteilung. tu. Haag, 10. Oktober. (Drahtbericht.) In hiesigen diplomatischen Kreisen werden Petersburger Meldungen viel kommentiert, in denen die Unterordnung der diplomatischen Vertreter des Vierverbandes in Athen unter General Sarratl, dem Oberbefehlshaber von Saloniki, gefordert wird. Man glaubt, daß die Westmächte des Vierverbandes Rußland wegen seines Desinteressements Griechenland gegenüber nicht recht trauen und Sonderbestrebungen Rußlands in Grie chenland vermuten. Die Unterordnung unter Sarrail würde zur Folge Haden, daß der russische Gesandte in Athen seine bisherige passive Hal- tung aufzugeben gezwungen wäre, um im gleichen Tempo wie die Ver treter Frankreichs und Englands gegen die griechische Regierung zu arbeiten. Die Behandlung der ALriegrgesangenen in Frankreich nn- Rnfzlan- O Berlin, lO. Oktober. (Drahtbertcht unfarerBer- ltner Schriftletkung.) Der Hau-Hal t-au-schuh -et Reichstag- nahm beule, Dienstag, früh SX Ahr seine Verhandlungen wieder auf. Von Reglerungsselte waren anwesend die Staatssekretäre v. Iagow, Zimmermann und Llscv. Die Verhandlungen begannen mlt der Frage Gefaugerrenbeharrdlrmg Hierzu liegen verschiedene Anträge vor. Line von konservativer Seite eingedruckte Resoluttion fordert den Reich-tag auf, zu beschließen: «den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, eine Besserung der Lage deutscher Gefangener in Rußland und Frank reich aus alle Meise, soweit nötig auch durch Androhung und Durch führung entschiedener Vergeltungsmaßnahmen, durchzusehen.' Ein von Mitgliedern desZentrums gestellter Antrag geht dahin, .den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, durch Vermittlung des Heiligen Stuhles unter sämtlichen kriegführenden Mächten als bald in Kraft zu sehende Vereinbarungen zu treffen, durch die' 1. das Los der Kriegsgefangenen wesentlich verbessert wird, 2. Repressalien aller Art beseitigt werden, 3. sämtliche Zivtlgefangen« ohne Unterschied des Alters ln ihr Heimatland zurückdefördert werden gegen da- ausdrück liche Versprechen der einzelnen Staaten, die Entlassenen nicht in di« Wehrmacht einzureihen.' Zu diesem Ankrag sind zwei Abänderungsanträge gestellt. Etn Antrag beider sozialdemokratischer Fraktionen will hinter den Worten .durch Vermittelung des Heiligen Stuhles' ein gefügt wissen: «oder einer anderen neutralen Macht*. Ein von Mitgliedern der Zenkrumspartei und beider sozialdemo kratischer Fraktionen gestellter Antrag will in Ziffer 3 hinter dem Worte «Alters'' einsügen: «freigelasien und auf ihr Verlangen' (in ihr Heimatland zurückbefördert werden). Im Anschluß an die Ausführungen «lnes konservativen Redner- erklärt der Staatssekretär de-Auswär tigen Amtes, daß Reichslelkung und Heeresleitung stch dem Zwecke der Resolution anfchliehen. Es geschehe alles, was möglich sei, um das Lo- unserer Gefangenen zu mil dern. Verschiedene Organisationen arbeiteten mit der Gefan- genenfürsorge zusammen. Der Staatssekretär legt die allgemeine« Gesichtspunkte dar und schildert sie eingehend, nach denen von deutscher Seite gehandelt wird: 1. Gewisse Klassenvon Gefan genen sucht die deutsche Regierung freizubekommen. Hierbei verdankt sie dem Papste sowie dem schweizerischen Bun desrat viel Unterstützung: 2. die Regierüng sucht in Fühlung mlt den Gefangenen zu bleiben. Da- geschieht durch die Vertretung neutraler Mächte und da- Rote Kreuz. Die Regie rung sucht auch materielle Hilfe zu bringen und stellt zu diesem Zweck unbeschränkten Kredit zur Verfügung. Den Klagen und Beschwerden der Gefangenen wird nachgegangen. Sie werden orgfältig geprüft und müssen es werden, Senn die Gefangenen ind meist nicht mehr im seelischen Gleichgewicht, und ihre Klagen ind objektiv nicht immer zutreffend. Die lange Untätigkeit macht >en Gefangenen ihr Lo- oft unerträglich. Sind die Beschwerden berechtigt, so macht die Regierung Vorstellungen und ergreift eventuell Repressalien. Bet diesen haben stch folgende Grundsätze herausgebildet, die sich im allgemeinen bewährt haben: 1. Die Beschwerden müssen begründet sein; 2. es muß ein Verschulden oder eine Unterlassung der feindlichen Zentralbehörde vorltegen: 3. eS wird nur Gleiches mit Gleichem vergolten, um nicht weitere Gegenmaßregeln her vorzurufen: 4. die deutsche Regierung ahmt im Interesse ihrer eigenen Würde keine Barbarei der Gegner nach. Auf diese Weise, fuhr der Staatssekretär fort, feien erheb- liche Erfolge erzielt worden, und zwar mehr, als bekannt geworden ist, da vielfach mlt guten Gründen solche Angelegenheiten nicht in die Oeffentlichkeik gebracht würden. Mit Frankreich suchten wir die Freigabe gewisser Gefangenenkiassen zu verein baren. lieber die Zivilgefangenen zwischen 17 und 55 Jahren ist ein Abkommen getroffen worden: bei der Frei- gäbe wollte die französische Regierung nicht unter das Alter von 55 Jahren herabgehen. Das Abkommen ist im allgemeinen durch- geführt. Die Untauglichen werden freigelasien und in der Schweiz interniert, Invalide und fretgelassen« Halbtnvaltde ebenfalls in der Schweiz interniert. Der Staatssekretär zollt der Schweizer Regierung für ihre Be mühungen besonderen Dank. Die Meinungsverschiedenheiten über die Behandlung des Sanitätspersonals sind bei gelegt. Gegen dl« Unterbringung unserer Gefangenen in tropischen Ländern sind Segenmaßregeln an französischen Gefallenen getroffen, und hierdurch ist Abhilfe geschaffen worden. Die Gefangenenlager in Frankreich waren zum Teil berüchtigt: die schlimmsten sind jetzt ge räumt. Einzelne Lager lassen allerdings noch zu wünschen übrig. Für unparteiische Beurteilung ist Sorge getragen: die spanische Botschaft prüft die Verhältnisse in Frankreich, die amerikanische bei uns. Den Klagen über schlechte Ver pflegung ist durch Vorstellungen der deutschen Regierung gleichfalls abgeholfen. Da die Franzosen den Gefangenen weitere Spaziergänge nicht gestatteten, ist dies bei unS ebenso durchgesührl worden, lieber die Art der Heranziehung zur Arbeit schweben noch Verhandlungen. Auf dem Gebiete des Justiz - wesens ist ein Abkommen getroffen, das der Staatssekretär als besonders erfreulich bezeichnet. Anfänglich habe die Strafjustiz der Franzosen gegen unsere Gefangenen jedes Maß überschritten. Wegen Kleinigkeiten werde jetzt Strafaufschub gewährt. Aus diesem Gebiet soll noch weiter gegangen werden. Unwürdige Be handlung unserer Gefangenen in Frankreich sei vorgekommen: aber die französische Regierung fet erfreulicherweise eingeschritten. Auch von Rußland seien gemäß einem Abkommen bestimmte Gefangenen klassen freigelassen worden. Das Abkommen werde allerdings nicht völlig durchgeführt. Die Verschleppten aus Ostpreußen sollen alle von -er russischen Regierung zurück gegeben werden mit Ausnahme -er Männer von 17 bis 45 Jahren. Die Invaliden und das Sanitätspersonal werden gegenwärtig ausgetauschk. Die deutsche Regierung legt Werk darauf, daß die deutschen Gefangenen durch deut sches Sanitätspersonal behandelt «erden. Die Lage der deutschen Gefangene« in Rußland bezeichnet der Staatssekretär als leider wenig günstlo. Die Kontrolle der Gefangenenbehandlung werde durch dänische Delegationen mit Roten-Kreuz-Schwestern in beiden Ländern ausgeübk. Ge wisse Erfolge seien nicht ausgeblieben: «s sei auf mehr zu hoffen. In einzelnen russischen Gefangenenlagern bestünde« unerhörte Zustände. Die deutsche Regierung versuche zu bessern: manches könne sic aber nicht länger mit ansehen. Viel hänge von den Komman- danten ab, die ihr Amt sehr verschieden auSübken. Seh, schlecht sei die Behandlung deutscher Gefangener, die einen Fluchtversuch gemacht haben. Hier habe die deutsche Re gierung Gegenmaßregeln angedrohk. Die militärischen Abzeichen würden jetzt den Gefangenen belassen. Der Staatssekretär betont, daß aus naheliegenden Gründen Repressalien Rußland gegenüber mit Vorsicht anzuwenden seien. Ruß land sei eben ein unziviltfiertes Land, unsere Ge- fangenen zivilisierte Leute. Auf dem Gebiete der Barbarei könne Deutschland mit Rußland nicht rivalisieren. Der Staatssekretär schließt mit der Versicherung, daß alles, was möglich sei, für unsere Gefangenen geschehe. Kein Mittel bleibe unversucht. Dat Aus wärtige Amt und die militärischen Instanzen arbeiteten Hand ln Hand. Eines besonderen Antriebe- bedürfe eS für sie nicht. Die Sorge für unsere Gefangenen betrachte die Regierung als heilige Pflicht. Ein Zentrum-redner dankt dem Staatssekretär für die letzten Worte. Was bereits verhandelt und vereinbart sei, könne der An fang zu einer endgültigen Verständigung der ein zelnen Länder in der Gesangenenfrage sein. Man müsse sich auch darüber verständigen, daß Flieger angriffe auf offeneStädte nicht unternommen würden. O <-> Berlin, 10. Oktober. (Drahtberichtunserer Ber liner Schrlftleitung.) Sämtliche Fraktionen des Reichstags haben für heute nachmittag Sitzungen ein berufen. * Keine Reichstagskandldatur des Fürsten Bülow. Eine Reichstagskandidatur der Fürsten Bülow sollte nach der Meldung der «Nat-Ztg.* für «inen Wahlkreis in -er Nähe Berlins von den bürgerlichen Parteien in Aussicht genommen fein. Wie wir bereits andeuteten und wie ieht auf Grund eingezogener Erkundi gungen feslgestellt werden kann, ist -lese Nachricht unbegründet. I« gröber der Irrtum, desto kürzer der Weg zur Wahrheit. Lessing. Ausländer an deutsch«« UniverfitSten im vierten Kriegsfemefter Jin Jahre ISIS hatte bekanntlich die Zahl der Ausländer an un ser«« Aniversitäten den Höhepunkt erreicht, es waren rund 5200. Im letzten Friedenssemester sank die Zahl auf 4750 gegenüber 5V 504 Reichs deutschen. Dann kam die große Abwanderung, nur 1240 Ausländer wurden in den IlniversitätSlisten de« ersten Kriegssemesters registriert. Seitdem steigen die Zahlen wieder langsam. Vor Jahresfrist hatten sich bereit- 1380 Ausländer einschreiden lassen, »nd «ach der jüngsten Statistik des Deutschen Universität-Kalenders ge nossen jetzt Im Sommer 1444 Auslandsstudenten bei un- Gast recht, darunter 17k aus außereuropäischen Ländern. Von den uns verbündeten Staaten entsandte Oesterreich-Ungarn 588 (im Winterhalbjahr 1915/itt: 540), die Türkei 4tt (49), Bulgarien Sst (74), also insgesamt ein Zuwachs non 20. Und aus dem feindlichen Bv-land? Die Universitätsstatistik weist 95 russische Staatsangehörige auf gegenüber 70 Im vorhergehenden Semester; hier spielen wokl die desetzten Gebiete eine gewisse Rolle. Jedoch auch 4 Engländer haben di« Erlaubnis zum Besuch der Vorlesungen erhalten, vordem 1; Bel gier 2 (2); auch 2 Franzosen sind«« sich n den Listen, vordem keiner. Serben, Montenegriner und Portugiesen meiden uns schon seit mehreren Semestern, dagegen hatten noch immer 5 Italiener Gastrecht, im Minter- Halbjahr 7. Interessant ist es, daß sich bei Anfang des Sommersemesters noch K2 Rumänen einschreiden ließen, 10 mehr al» Im Winter, und somit fast die Hälfte de« .Friedensbestandes'. Insgesamt war die Zahl der feindliche« Ausländer also nm 38 gestiegen. Da» Bild dürste sich jetzt aber ändern, da die Rumänen wohl sämtlich Abschied genommen baden. Bon dem neutralen Ausland studierten im Sommer 19)8 an un seren Universitäten 19 Schweden (vordem 17), 13 Norweger (II), 5 Däne« (k), 26 Holländer (27), 2 Spanier (3), und trotz der schon Ostern recht kritischen Loge in Griechenland fanden fick von dort noch 44 Studenten «in (40). DaS Hauptkontingent stellt« wieder die Schweiz: 220. also noch ein« Steigerung von 20 gegenüber dem letzten Winterhalbjahr. Auch di« Zahl der Studierenden aus Luxemburg mit 78 hat stch auf ber alten Höhe «rhalien. Es bleibt adzuwarten. ob sich di« «ährend der Kri«g»zeit so bemerkbar gemachte Vorlieb, sur Deutsch lands Hochschulen von Dauer ist. Insgesamt beträgt der Zuwachs aus den neutralen Staaten also 25. — Zu erwähnen ist noch, daß die Zahl d«r UniversttätSbesucher aus den übrigen Weltteilen um «>n Mtzv« g«g«n de« letzten Winter tz«s,nken ist. Si< beträgt jetzt 17V und verteilt sich auf Amerika 119 (128), Afrika 14 (15), Asten 42 (47), und nach mehrjähriger Pause bat sich auch ein Australier eingefnnden, der Bonn als Musensitz gewählt Kat. — Im übrigen weisen nach wie vor Berlin und in weiterem Abstande München, Leipzig und Halle starke Anziehungskraft auf, doch auch Frankfurt ist bei den Ausländern beliebt, wie neuerdings auch Breslau, Bonn und schließlich Göttingen einen Zuwachs verzeichnen. O. st. Dresdner Albert-Theater «Der Sohn', etn Drama von Walter Hasenclever. Ur aufführung. Vor geladenen Gästen sand sie statt. Die Zensur hatte eine öffentliche Aufführung verboten. Die primitive Sicherheit, deren stetig-:» sattes Vermischtsein mit dem Stofflichen einen Krästewirbel nickt gut verträgt, verließ den Saal. Urleilsvollstrecker dieser Art waren nur sehr vereinzelt zu konstatieren. Als der Erzeuger des Werkes am Schluß ln feldgrauer Uniform die Bühne betrat, gab es nur Menschen, die dank bar bestätigten, daß nichts Gleichgültiges, sondern Notwendiges gesagt worden war, was außer den Regeln stehl. So hat Form gewonnen .die Welt des Zwanzigiährlgen, aus der Seele des Einzigen gesehen'. Sie ist nicht verwickelt, diese Welt, und ist in klaren, sauberen Linien ge zeichnet; jeder Tag ist im Se n und nicht im werden begriffen; aber dos Ziel ist do und unbedingt, wie der jugendlich männliche Wille; es steht in einer Welt, die rein ist, weil vor aller Erfahrung ausgenommen. Eine Forderung erbeb« die Jugend: die Wirklichkeit, als Spiegel inneren Seins zu gestalten und nicht nur als Schein, mit allem Fragwürdigen, Zufälligen hinzunehmen. Selbst die bloße Ahnung wird zum Gesetz er hoben. Auch die Begierde. Dos Gesetz will ober erfüllt sein. Mit großer Empfindlichkeit wird der Kampf um die Verwandlung der Wi.k- licbkcit zu einem Biauckbaren für diese .lugend, die immer wieder den Kreis des Lebendigen aus der dumpfen Erstarrung löst, zu hinreihend.m Kreiselrkntkmus in Bewegung setzt, zwischen Sohn und Vater bis zur Vernichtung au^gesochlen. Es geht um den Superlativ: die Tat. Du Phantastische, ja Groteske ist nur für den da, der die Gestalten nicht als Spiegelungen eine» Seelenzustandes erschaut, dessen Vorbandens:in für die Geschehnisse Vorbedingung ihrer künstlerisch-anschaulichen Logik ist. Wir denken und sehen. Ernst Deutsch spielte den Sohn. Wie aus einem schweren Traum erwacht die Bilderwelt des Knaben. St:il ragte dann die Flammensäul« kriligster Wunschdarkeiten, zeugvngskräf- tiger Triebe aus. flackernd und gefährlich; dann, als ihre Helligkeit den Gegensatz zum starren Dunkel dessen sand, der nichts sah. wandelte sie wie ein Siegeszeichen über das Gestorbene hinweg. Direktor Licho hatte zum Träger der Rolle des Vaters, »inen seiner begabtesten Schau spieler eingesetzt: sich selbst. Vortrefflich in Maske und Haltung. Er verstand es auch, diesem ewig Gestrigen an rechter Stelle warme Tön« aufzusetzen. Marth« Angerstein gab ln weichen und wohllauten den Linien das Fräulein. Auch der Spielleitung gebührt reichliches Lob. 1- ^ekcler. Dora Duncker s In Berlin ist an einer Lungenentzündung die Schriftstellerin Dora Duncker verschieden. Mit zahlreichen und vielgelesenen Romanen ward sie sich Freunde. Ihre letzte Arbeit war etn geschichlicher Roman. .Die Marquise von Pompadour'. Dora Duncker war der Typus einer vornehmen Unterholtungsschrtststellerin, und sie vermochte auch tieferen menschlichen Fragen mit feinem Begreifen und aus einer sicheren Lcbcnsanschauung heraus nachzugehen. «inst «n» Wissenschaft Das Städtische Schauspiel bereitet für Sonntag, den 15. Oktober, zwei Neueinstudierungen vor: Benedix' Lustspiel «Der Vetter' und WilbrandtS Einakter (Lustspiel) «Jugendliebe*. Im .Vetter* spielt Gaston Demme die Titelrolle als Gast. Am 13. Oktober 1910 (dem zweijährigen ErinuerungStag« der Ein nahme von Lille durch die deutschen Truppen) findet lm Deutschen Theater Lille die 200. Aufführung seit Eröffnung des Theaters (28. De zember 1915) statt, und zwar durch das Herzogl. Hoftheater Braun- schweig mit der Festvorstcilung .Die Walküre'. Ein bulgarischer Künstler von Rang, ber Königlich bulgarisch« Opern sänger Stefan Macedonski, weilt zurzeit in Berlin, um die deut schen Kunstverhältnisse zu studieren. Dr. med. et phil. Arnold Iapha, Privatdozent für Zoologl« an ber Universität Halle a. S., dem der Titel Professor verliehen wurde, steht seit Kriegsbeginn als Stabsarzt im Felde. Er ist 1877 zu Königs berg i. Pr. geboren, bekleidete Assistentenitellen in K ö n l a S v e r a und Tii binar» und kam Ostern 1910 in gleicher Eigenschaft nach Halle, wo ihm bald darauf die venia legenäi erteilt wurde. Sein« Arbeiten handeln über Waltiere und Insekten. Ernannt wurde der a. o. Professor und Oberarzt an der psychia trischen Klinik zu Erlangen Dr. med. Karl Kleist vom 1« Oktober 1910 ab zum ordentlichen Professor der Psychiatrie und Neurologie an der Universität Rostock und zum dirigierenden Arzt an der Irren anstalt Gehlthetm als Nachfolger von Prof. O. Bumk«. Im Vertag der I. B. Metzlerscyen Buchhandlung in Stuttgart wird Mitte Oktober der erste Bond eines Goethe-Handbuchs erschei nen, das in 2500 alphabetisch geordneten Aussähen ein Nachschlagewerk über olle Personen, Gegenden und geistigen Erscheinungen, die Im Leben Goethes bedeutungsvoll geworden sind, darstellen soll. Es ist unter Mit wirkung ramhafter Literaturhistoriker von Dr. Julius Zeltler herausgegeben.
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