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9^ von Der deutsche Heeresbericht Das Wolffsche Bureau melde! amtlich: Großes Hauptquartier, 10. Oktober. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Auch gestern führte der Feind, vorwiegend in den Abend- und Nachtstunden, starke Angriffe auf der großen Kampjsront zwischen Ancre und Somme. Siedtiebensämtlicherfolglos. Angriffsoerfuche -er Franzosen östlich von Vermando- vlllers wurden verhindert. Heeresgruppe Kronprinz Beiderseits der Maas lebhafte Artillerie- und Minen werferkämpfe. Seitlicher Kriegsschauplatz Front des GeneralfeldmarschallS Prinzen Leopold von Bayern Bei Kol. Ostrow (am Stochod nordwestlich von Luzk) warfen wir die Ruffen aus einer vorgeschobenen Stellung und wiesen Gegenstöße ab. Westlich von Luzk keine In- fanterietätigkeik. Deutsche Abteilungen stürmten mit ganz geringen eigenen Verlusten das Dorf Herbutow, westlich der Narajowka, nahmen 4 Offiziere, 200 Mann gefangen und erbeuteten einig« Maschinengewehre. Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl In den Karpathen sind russische Gegenangriffe vor unseren am 8. Oktober genommenen Stellungen an der Baba Ludova gescheitert. Kriegsschauplatz in Siebenbürgen An der Ostfront ging es überall vorwärts. Der Aus tritt aus dem Hargitta- und Barster-Gebirge in das obere und untere Lsik-(Alt-)Tal ist erzwungen. Beiderseits von Kronstadt (Brafso) drangen die sieg reichen Truppen den geschlagenen Rumänen scharf nach. Bisher sind aus der dreitägigen Schlacht von Kronjadk eingebracht: 1175 Gefangene, 25 Geschütze (darunter 13 schwere), zahlreiche Munitionswagen und Waffen. Außerdem sind erbeutet zwei Lokomotiven, über 800 meist mit Verpflegung beladene Waggons. Der Feind hat nach übereinstimmenden Meldungen aller Truppen sehr schwere blutige Verluste erlitten. Westlich des Vulkan-Paffes ist der Grenzberg Ne- grutui genommen. BalLankriegsschauplatz Heeresgruppe des GeneralfeldmarschallS von Mackensen Die Lage ist unverändert. Mazedonische Front. Der Feind setzte feine Angriffe gegen die bulgarischen Truppen im Cer na-Bogen (östlich der Dahn Monastir— Florina) fort. Er erreichte bei Skoclvir kleine Borleile, sonst wurde er überall abgeschlagen. Der erste Generalquartiermeister. Ludendorfs. Telegramm des Königs an das Re,.-Jäger-Ball. Nr. 12 Xdt. Dresden, 10. Oktober. (Drahtbericht.) Der König hak dem ^cserve-Iägerbataillon Nr. 12 heute folgendes Telegramm gcscndet: .Roch Mitteilung des Oberkommandierenden hat das Bataillon in dr>, schweren Kämpfen am S. und 6. Oktober wesentlich dazu beigetragen, k>aß di« Llsonia-Höhe gegen all« feindlichen Angriffe ..chatten und im Gegenstoß ein wichtiger Beobachtungspunkt u-iedergenommen wurde. Ich spreche für diesen erneuten Be- mcis heldenmütiger Tapferkeit und wahrer soldatischer Tugenden dem L alarlson mein« wärmste Anerkennung und meinen besten Dank auS.' Bulgarischer Heeresbericht u"b. Sofia, S. Oktober. (Generalstabsbericht.) Maze donische Front: Westlich der Bahnlinie Lerin (Florina)— likaNa (Monastir) auf beiden Seilen das gewöhnlich« Artillerie quer. OeffNch -er gleichen Bahnstrecke eröffnete die feindliche lrtillerie qeoen nufere Stellungen von Kenali bis Skotschivir ein Trommelfeuer, unter deffen Schul, einige feindliche Bataillone die Cerna überschritten. Es wurde ober alsbald ein Gegenangriff auf sie gerichtet. Der Kamps geht weiter. Im Moglenitzatal beider lei kia es Artillenefeuer und Minenkämpfe. Oestlich nnd westlich des Wardar «nd am Fuße der Belosiea Planina schwache Artillerie tätigkeit. Wir zersprengten durch unser Feuer einige feindliche Kompanien, die fick bei den Dörfern Skolowo und Radile ver- schanzk hallen. An der Strumafronl Pakrouillenaetechte. An der Küste deS Aegäischcn Meeres Ruhe. Rumänische Front: An der Donau besetzten wir durch einen plötzlichen Angriff mit ttnlcrt'ü'ikl ng einer Dononfloltille eine Insel am Ostausgang des Balen-Kanals westlich von Zimnicea. Wir machten zwei Offiziere und 150 Mann zn Gefangenen und er- deukclen sscks Geschähe. In der Dobrudscha und an der Küste des Schwarzen Meeres Ruhe. Der N-Vootkriey an der Küste Amerikas (r.) Köln, 10. Oktober. (Eigener Drahlbertcht.) Der .Köln. Zig." wird ouS Washington vom gestrigen Tage telegraphiert: Bis zur heutigen Mitternachlsstunde sind schon sechs englische Schiffe als versenkt gemeldet worden, die auS kanadischen Häfen ausfuhren. Drahtlose Hilferufe laufen den ganzen Tag über «ln. 17 amerikanische Zerstörer sind zur Hilfeleistung ausgelaufen. Die Aufregung ist an- geheuer. In Schiffahrtskreisen herrscht eine Panik. Graf Bernstorfs meint«, die Aufgabe sei, die Transporte der Alliierten za hemmen. (r.) Haag, 10. Oktober. (Drahtbericht unseres Sonder berichterstatters.) .Central News" melden aus New Dork: Hiesige Schiffahrtskreise befinden sich in höchster Erregung, well nahezu alle zwei Stunden drahtlose Telegramme über tor pedierte GrohhandelSdampfer eintreffea. ES verlautet, daß der Gesamtloaneagehalt der bisher versenkt«« Schiffe SO 000 Lau nen übersteige. Vorläufig wurde der Transportschiffs verkehr unter- bunden, da die Anwesenheit von drei Unterseebooten gemeldet wurde. Unter den letzten Opfer« befinden sich, wie schon gemeldet, der holländisch« Dampfer .Blommertdijck', der norwegisch« Dampf«, «EhrisNan Knuksen" und die englischen Dampfer .Stefano" »ad .KingSlowae". ES wird zugegeben, daß alle Perfonea gerettet wm»««, »am ^NngStmone" auch unter ISO Personen SO Amerikaner. (r.) Frankfurt a. M., 10. Oktober. (Eig. Drahtbericht.) Die .Franks. Ztg." meldet auS New Dork: Dte Blätter äußern ihr Er staunen darüber, daß die deutschen U-Boote den trans atlantischen Handel zu stören imstande sind. Einige ver- langen, daß hierin Abhilfe geschaffen werden möchte. Die Washingtoner Behörden enthalten sich aller Meinungsäußerungen. Es sind von manchen Seiten Meldungen etngegangen, daß Deutschland mehrere Unterseeboote nahe der amerikanischen Küste hab« und vielleicht eine geheime Tauchbootbasis besitze. (?.) Genf, 10. Oktober. (Drahtbericht der .B. M.") Die An kunft von .U 53" in Amerika erregt in Parts Sensation. Be zeichnend ist, daß kein einziges Blatt den Erfolg herabzusetzen sucht. .Figaro", .Malin" und.Gaulois" melden, daß England sofort Einspruch erhoben, was einen verstimmenden Notenaustausch befürchten laste. „Le Journal" sagt freimütig, bemerkenswert sei der kurze Aufenthalt des Tauchbootes, weil es keine Erneuerung des Proviants, des Oels und des Benzins benötigt. Amerika wisse jetzt, daß seine Flotte in seinen eigenen Gewässern Gefahr laufe. Diese Verwarnung sei aber im jetzigen Moment höchst wichtig, well die Debatte über die Verschär- fung des U-Bootkrieges dahin ausgelegt wird, daß Deutschland Amerika einschüchtern wolle. Englische Hetze in Amerika (r.) Stockholm, 10. Oktober. (Drahtbericht unseres Sonderberichterstatters.) Nach Petersburger De- peschen drahtete der russische Botschafter in Washing ton an seine Regierung, das Staatsdepartement sehe in der letzten Rede des deutschen Reichskanzlers kein Anzeichen dafür, daß eine neue Erklärung über eine Ver schärfung des U-Bootkrleges bevorstehe. Die Ver einigten Staaten wollten darum von der deutschen Regierung keine Aufklärung fordern, ob den Angriffen der deutschen Presse auf eine mit Deutschland verfeindete Macht, die in der letzten Zeit eine wesentliche Verschärfung aufweisen, Bedeutung beizu messen sei. (Unter der verfeindeten Macht ist England zu verstehen. Offenbar werden von London aus in Washington Anstrengungen gemacht, um das Staatsdepartement zu einem unfreundlichen Schritt gegen Deutschland zu verleiten. Die Schriftltg.) Die U-Doote an der Murman-Küfte rvtb. Lhristiania, 10. Oktober. (Drahtbericht.) «Mor- genblade!" meldet: Die Babsöer Zeitung «Finmarkens Amts- fidende" teilt mit, daß dreideutfche U-Boote die draht lose Station in Iepnavalar an der Murman-Küfte beschossen hätten. Einer ihrer Masten fei heruntergeschossen, mehrere Menschen getötet. vvtb. London, 10. Oktober. (Drahtbericht.) Nach einer LlondSmeldung wurde der Fischdampfer .Magnus' auS Whitby versenkt. Die Bemannung von neun Köpfen ist gelandet. Der angebliche Appell des Kaisers an Wilson rvtv. New Bork. 10. Oktober. (Drahtbericht.) Die .Asso ciated Preß' veröffentlicht ein Telegramm ihres Berliner Mit arbeiters, in dem dieser erklärt, das im Auslände umlaufende Ge rücht, Botschafter Ger ar,d sei der Ucderbringer eines Appells des Kaisers um eine amerikanische Frie- dcnsvermittlung, sei völliger Unsinn. Kronstadt Wie die Sache wirklich steht A Mir kommen erst heute dazu, auf einen Artikel zu ank- worlen, den die «Uaurnalliberale Korrespondenz' unter der Ueber- schrrfi: .Wie steht die Sache?" in ihrer Sonntagsausgabe gegen' uns brachte. Und wir müssen wiederum sagen, wie vor wenigen Tagen bereits: die .Natl. Korr.' macht sich die Sache sehr leicht. In Ermangelung von beweiskräftigen Gründen, die die schweren Bedenken entkräften könnten, die wir gegen dte Kanzlerfronde lns Feld geführt haben, leistet sie sich das billige Vergnügen, unser Blatt mit dem .Berl. Tageblatt" und der .Franks. Ztg.' Arm tn Arm kämpfend darzustellen. Ein Trick, der ja auf gewisse Kreise, dte jetzt in der nationaltiberalen Partei einen verhängnisvollen Einfluß zu gewinnen beginnen, seinen Eindruck kaum verfehlen dürfte. Die .Natl. Korr.' weiß, daß das ein recht unschöne» Manöver ist, mit dem sie einmal nicht nur uns, sondern der ganzen nationalliberalen Provinzpreffe eine Rolle zuschiebt, die wir nie gespielt hoben, und mit dem sie der Wahrheit Gewalt antut. Das ^Leipz. Tageblatt' und alle naklonalliberalen Zeitungen des Reiches — wir unterstreichen das noch einmal: mit verschwinden den Ausnahmen — haben aus wohlüberlegter politischer Einsicht und aus mindestens ebenso ehrlichem vaterländischen Empfinden heraus, wie die .Natl. Korr.' es forlwährend für sich tn Anspruch nimmt, ihre Stellung zu den Fragen, die seht unser Volk bewegen, genommen und gegen die Kanzlerfronde sich gewandt. Sie werden sich auch durch die krampfhaften Versuche des parteiamtlichen Organs, diese Treibereien abstreiken und nach dem Muster der reaktionären Presse sie sogar der Gegenseite zuschteben zu wollen, tn ihrem Standpunkte nicht irremachen lasten. Wle steht non aber die Sache wirklich? Die .Natl. Korr." erhebt für sich -en Anspruch, daß sie sich an die Beschlüsse des Zen- trakvorstande» der notionailiberälen Partei über dte Kriegs- ond Friedensziele hält, und glaubt, einen besonderen Trumpf gegen uns ausspielen zu können, indem sie unterstreicht, daß auch die Sachsen sich zu diesen Zielen bekannt haben. Wem sagt sie damit etwas Neues? Aber haben wir irgendwie diese Beschlüsse nicht beachtet? Man scheint offenbar in sie etwas htnelnlegen zu wollen, was sie nie enthielten. Denn weder der Zentralvorstand der Partei, noch der Landesverband Sachsen hat den rücksichtslosen Ü-Bookskrieg um jeden Preis und sofort gefordert. Darum ober allein geht doch der Streit. Gerade in diesen Blättern ist immer wieder betont worden, daß kaum jemand im Deutschen Reiche von dieser unsrer schärfsten Waffe gegen unfern Haupkfeind nicht den ausgedehntesten Gebrauch gemacht wissen will, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Den Zeitpunkt aber müssen die politi chen und militärischen Führer des deutschen Volkes nach bestem W ssen und Gewissen bestimmen. Wir erinnern uns, daß der .Deutsche Kurier', als wir einen Artikel Bassermanns zur Lage in diesem Sinne kommentierten, das als selbstverständlich betrachtete. Ist das heute etwa nicht mehr die Ansicht, oder will man sich vielmehr den Gruppen anschlteßen, die auch über de nKopf Hindenburgs hinweg entscheiden wollen, wann und wie unser U-Bootkrieg geführt werden soll? Dann möge man das offen heraussagen. Wir werden dann die gleiche Achtung vor der Ueberzeugung der Männer haben, die diese Ansicht ver treten zu müssen glauben, aber wir nehmen das Recht für uns in Anspruch, dagegen so scharf wie möglich Front machen zu dürfen, ohne daß man uns vorzuwerfen vermag, wir stellten uns damit in Gegensatz zu den Beschlüssen der obersten Instanz der Partei. Wir würden uns aber auch, das bekennen wir offen, gegen Beschlüsse des Zentralvorstandes wenden, wenn sie nach unserer ehrlichen Ueberzeugung dem Volke und der Partei schädlich werden müßten. Auch für uns handelt es sich bei all diesen Dingen um Lebens fragen des deutschen Volkes, und auch wir haben mehr als einmal die Forderung nach Bewegungsfreiheit in Wort und Schrift ge stellt, so daß die versteckten Anwürfe der .Natl. Korr.' gegen uns tn dieser Richtung völlig abwegig sind. Aber es kommt darauf an, wie man den Kampf um die Lebensfragen des Volkes und um dle Kriegsziele ausficht. Die .Natl. Korr.' liest heute vielleicht, was der stellvertretende Kreishauptmann von Leipzig, Freiherr von Oer, den Unterzeichnern der von ihr so warm verteidigten Eingabe an den sächsischen Landtag zu sogen hat, und sie darf die Versicherung hin- nekmen, daß so weite Kreise des Volkes, viel weitere als hinter den Kanzlerstürzern stehen, fühlen und denken. Eben darum ober hätte sich dte .Natl. Korr.' die — wir finden kein anderes Wort — leichtfertige Bemerkung ersparen können, sie teile die Besorgnis um die Zerklüftung des Volkes nicht, denn ein innerlich zerrissenes Volk bringe nicht für die 5. Kriegsanleihe 10 Milliarden auf. Da» Verdienst der Leute, die das schreiben, ist es wahrlich nicht, wenn das Vertrauen des Volkes in seine politische und militärische Leitung noch stark genug ist, daß es allen Treibereien zum Trotz seine Ersparnisse auf dem Altar des Vaterlandes opferte. Aber lange vermag es diese Belastungsprobe, die man ihm zumutet, nicht mehr zu ertragen, und deshalb muß. so oder so, diesem Treiben ein Ende bereitet werden. Darum unterstreichen wir heute noch ein mal. was wir in diesen Tagen des öfteren forderten, und was nun auch die .Köln. Ztg.' als unabwelsliche Pflicht des Reichstags an sieht. daß Klarheit geschaffen wird über alle diese Dinge, damit die Ruhe und Einigkeit wiederhergestellt zu werden vermag. Täusche man sich ober in den führenden Kreisen unserer Parte! lm be sonderen nicht über die Stimmung, die in den Reihen der Mit glieder und Wähler herrscht, damit der Schaden nicht am Ende unausbefferlich wird, den sie setzt schon durch all die Vorkommnisse der letzten Zeit erlitten hat. ES sind die Schlechtesten nicht, die diese Bedenken und Warnungen auszusprechen wagen, eh« «s zu spät ist. Das gilt im besonderen auch von der Haltung ln b«z«g auf die innerpolitlfcha Neuorientierung. E» ist nicht watzr, wat bte .Natl. Korr.' schreibt: Schicksal und Zukunft des deutschen Volkes