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Sächsische Volkszeitung : 05.12.1935
- Erscheinungsdatum
- 1935-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193512055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19351205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19351205
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1935
-
Monat
1935-12
- Tag 1935-12-05
-
Monat
1935-12
-
Jahr
1935
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.12.1935
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^otirsn „kntssgen6e Politik" nannte der Minister Spina vom Bund der Landwirte, der neben einem Sozialdemokraten als einziger „deutscher' Minister dem gegenwärtigen Kabinett in Prag angehört, am vergangenen Sonntag in einer Rede in Brüx die Hal« tung der „deutschen Aktivisten", zu denen er sich selbst zu rechnen scheint. Nur dieser entsagenden Politik sei es zu verdanken, das; zwischen der tschechischen Mehrheit und der deutschen Minderheit ein Vertrauensverhältnis geschaffen worden sei, das es ermöglicht habe, die Erfüllung bestimm ter Forderungen durchzusetzen. Gleichzeitig richtete er einen heftigen Angriff gegen die Sudetendeutsche Partei Konrad Henleins, die längst keine Partei im eigentlichen Sinne mehr ist, sondern Repräsentant der gesamten Sude tendeutschen, und warf ihr vor, sie habe durch ihr Totali- iätsstreben und ihre autoritäre, jeder Demokratie wider sprechende Organisationsform das gegenseitige Vertrauen zerstört. Im gleichen Atemzuge machte er der Henlein- Partei die heftigsten Vorwürfe. Ihren ungeheueren Wahl sieg glaubte er damit erklären zu können, daß die SdP „die Wahl zu einem Saarplebiszit über die Zugehörigkeit zu diesem Staat oder zu Deutschland" gemacht habe. Damit steigert der „deutsche" Minister die Polemik der tschechischen Nationalisten zur Groteske; er fällt den Deutschen in den Rücken, er versetzt ihnen einen Dolchstoß, auf den die Tsche chen solange vergeblich gewartet haben. Was die Sozial demokraten nicht fertigbrachten, ist dem Agrarier nun end lich gelungen. Aus Angst um seine eigene Position ver- leumvet er die siegreiche Partei, fordert er die Tschechen ge radezu zu einem Verbot der SdP auf. In einem Punkte hat er allerdings die volle Wahrheit gesprochen: „Wer eine Abweisung seiner Interventionen wünscht, der möge sie durch die SdP besorgen lasten". Das ist die einzige Auf gabe dieses Ministers ohne Portefeuille, zu intervenieren Er kann es sich anscheinend gar nicht vorstellen, daß es noch andre Tinge gibt in der Politik, daß die Sudetendeutschen ihre politische Entscheidung nicht danach treffen, bei welcher Gruvpe ihre persönlichen Belapge als Landwirte oder Ge werbetreibende am besten gewahrt sind. Es kommt ihnen nicht darauf an, ob es einem einzelnen gut oder schlecht geht. Maßgebend ist für sie das Wohl der Ge samtheit, das nicht in einem Tauschhandel erfolgreicher Interventionen gegen Aufgabe fester Grundsätze erreicht werden kann. Daß die SdP diesen grundsätzlichen Kamps führt, übersieht Herr Minister Spina augenscheinlich. Der Vorsitzende der Sudetendeutschen Partei ist denn auch die Antwort nicht schuldig geblieben. In einer offiziellen Er klärung aus Asch, dem Wohnsitz Konrad Henleins, ver lautet, daß er Minister Spina vor Gericht zur Ver antwortung ziehen wird. Ole Namslerei» Es ist traurig, aber wahr: Die .Hamsternaturen sind nicht zum Aussterbcn zu bringen. Obwohl die gegenwärtige vorüber gehende Butterknappheit auch nicht im Entferntesten irgendeine Aehnllchkeit hat mit der Lebensmittclrationierung in den Welt- Arlegszeiten, sehen sich schon wieder gewisse Leute am Hunger tuche nagen. Aus Sorg« um ihren vermutlich an sich schon über füllten Magen werden ihre Hamsterinstinkte wach. Selbstver ständlich wird aber auch In diesem Falle im nationalsozialistischen Staat nicht ruhig zugesehen, wie solche selbstsüchtigen Elemente zum Schaden der anderen Volksgenossen ihr Unwesen treiben. Zum Beispiel auf Bahnhöfen wird das Gepäck Stichproben unterworfen, vorgefundene Hamsterware wird beschlagnahmt. In manchen Bezirken wird freilich schon etwas tüchtiger zuge- grissen. Es wird nicht nur die gehamsterte Ware für die NSV. polizeilich beschlagnahmt, sondern überdies wandern die Ham sterer noch In Schutzhaft. Es mag vielleicht noch mancl)e geben, die der Ansicht sind, «ine hamsternde Hausfrau beweise nur ihre Sorge für ihre Familie. Wie es aber in dieser Richtung bestellt ist, sagt uns die in einer Fraucnzeitung veröffentlichte Zuschrift einer klugen Hausfrau: „Ich kenne viele Frauen, die sich nie mals die Mühe machen, einen Küchenzettel aufzustcllen, d. h. sich sestzulegen, was an den einzelnen Tagen gekocht werden soll und wie die für die Gesundheit notwendigen Nahrungs mittel auf di« Tage verteilt werden. Sie koci-en nach Zeit und Laune, verbrauchen mehr Geld als nölig und ernähren ihre Familie dabei schlechter als sie verantworten können. Sie sind es auch, die vor einer Nahrungsmittclregelung einen grohen Schrecken bekommen. Sie können ja nun nicht mehr ihre un geordnete Kiichenwirtschaft treiben. Plötzlich wissen sie nicht ein noch aus. Um ihrer Undiszipliniertheit freien Lauf zu lassen, be ginnen sie, wo es geht, zu Hamstern." Im übrigen müssen wir lernen, dem Körper das zuzufiihren, was er zu seiner Gesund erhaltung braucht, und nicht das, was uns schmackhaft und wünschenswert erscheint. In diesem Sinne müssen die paar Gramm Fett, dl« täglich nötig sind, nicht gerade durch Butter gedeckt werden. Fett ist in vielen Nahrungsmitteln vorhanden. Wer sich einmal die Mühe macht, darauf zu achten, was tat sächlich im Haushalt an Fett täglich verbraucht wird, der wird erstaunt sein, wie verschwenderisch wir heute noch damit um ¬ gehen. Zudem wär« es allmählich höchst« Zelt, das» jeder unter uns, ob Mann oder Frau, «insicht, datz unser Staat bei seiner wirklich nicht leichten Wiederausbauarbeit sich auf die gutwillige Mitarbeit aller verlassen können muh! Krieg okne Aerrke ist für den modernen Europäer fast undenkbar, verursachen doch die Waffen und Kampfmittel von heute ost Wunden, die selbst durch die fortgeschrittene ärztliche Kunst oftmals nicht geheilt werden können. Die Frage des Arztes wird gerade im Kriege noch brennender als im ungestörten Auf und Ab des täglichen Lebens im Frieden. Man stelle sich einmal vor, eine Stadt, wie die jüngste Großstadt Deutsch lands, Ludwigshafen, hätte nur einen Arzt zur Verfügung, oder der Welthafen Hamburg mit Uber einer Million Ein wohner nur ein Dutzend Aerzte! Daß aber eine im Krieg stehende Armee von der Einwohnerzahl Hamburgs nur diesen geringen Aerztestab zur Verfügung hat, wird man kaum für möglich halten. Diesse ist aber in Abessinien der Fall. Welchen schwierigen Bedingungen die abessinischen Sol daten im Kampfe unterworfen sind, zeigt ein Bericht der „DAZ" aus Addis Abeba, der die s e l d ä r z t l i ch e n Verhältnisse des abessinischen Noten Kreuzes beleuchtet. Für das Niesenheer von über einer Million regulärer und irregulärer Truppen, die unter den Fahnen des Negus stehen, sind an allen Fronten zusammen gerechnet nicht mehr als ein Dutzend Aerzte vorhanden. An der Südfront befindet sich eine einzige Rote-Kreuz-Kolonne. Ihre Arbeit erstreckt sich außer auf Wundbehandlung auf die Pflege von Fieber- und Skorbutkranken. Obwohl sich aus einzelnen europäischen Ländern freiwillige Helfer für das abessinische Rote Kreuz melden und durch Handanlegen oder Hilfsmittel — so stellte u. a. ein unbekannter Enaländer ein Transportflugzeug zur Versiiauna — di« Raubüberfall aus ein Heidelberger Landhaus Heidelberg, 4. Dez. Am Montagabend wurden in einem Heidelberger Landhaus die Frau des Hausbesitzers und die Hausangestellte von einem unbekannten Manne von hinten überfallen und durch mehrere Schlag« aus den Kopf schwer verletzt. Als der Tkssitzcr des Hauses gegen 1« Uhr zurückkehrte, fand er die beiden Uebcriallcnen blutüberströmt und bewußtlos ini Kellergeschoß auf. Ansck-einend haben die Uebcrsallenen noch geschrien, so daß der Täter aus Furcht den offenbar beab sichtigten Raub nicht mehr ausführte. Die beiden Frauen, die St jährige Ehefrau des Direktors Dr. Ing. Lappe, und die Ltssährig« Hausangestellte Anna Marie Fluck sind am Dienstag früh ihren Verletzungen erlegen. Di« Suche nach dem Täter ist mit allen Hilssmitteln der modernen Kriminalpolizei im Gange. 6 Monate Gefängnis wegen Beleidigung der Offiziere der deutschen Wehrmacht Berlin, 4. Dezember. Das Berliner Schöffengericht verurteilte am Diens tag den 4tjährigen Friedrich Bogge wegen Beleidigung der Offiziere der dculsel-cn Wehrmacht zu sechs Monaten Gefängnis. Bogge. ein mehrfach vorbestrafter Verbrecher, gehörte früher dem Roten Frontkämpferbund an. Bor einiger Zeit hatte die ser asoziale Bursche in Gegenwart seiner Geliebten, mit der er zusammenhauste, obgleich er verheiratet ist, und eines Haus bewohners die Tapferkeit unserer Offiziere im Weltkrieg, d-i« in der ganzen Welt als vorbildlich anerkannt worden ist, in un flätigster Weis« bestritten und in den Ähmutz gezogen. Erlaß des RelchSlnnenminifierS Dr. Frlü zu den Raffegesehen Reichsinnenminister Dr. F r t ck hat nunmehr durch Rund erlaß an die Landesregierungen zum Verhol von Äassenmischehen bzw. im Interesse der Reinerhaltung des deutschen Blutes Ein- zelbe stimm ungen verfügt, nach denen die praktisch« An wendung der gesetzlichen Grundsätze zu erfolgen hat. Der Minister bestimmt, daß im Geschäftsverkehr künftig in der Renzel folgend« Bezeichnungen zu verwenden sind: Für einen jüdischen Mischling mit zw«i volljüdischcn Großeltern: Mischling ersten Grades, für einen jüdischen Mischling mit einem volljüdi schen Großelternteil: Mischling zweiten Grades, und für eine Person deutschen oder artverwandten Blutes: Deutschblütiaer. Von den deutsch-jüdischen Rassenmischchen ak>z«seh«n. sind Ras senmischehen von Staatsangehörigen deutsclzen oder artver wandten Blutes und ebenso von Mischlingen mit nur einem jüdischen Großeltcrnteil mit Angehörigen anderer fremder Rassen dann verboten, wenn daraus eine die Reincrhaltung des deutschen Blutes gefährdete Nachkommenschaft zu erwarten ist Der Nach- ivcis in dieser Hinsicht wird nach einem noch zu bestimmenden Zeitpunkt an durch das Ehctauglichkeitszeugnis erbracht. Bis dahin hat der Standesbeamte dickes Zeugnis nur zu verlangen, wenn er infolge der Zugehörigkeit der Verlobten zu verschie denen Rassen eine für das deutsche Blut ungünstige Nach kommenschaft befürchtet, z. B. bei einer El-eschließung von Dr. KanWngt contra „Daith Srvreß" London, 4. Dez. Die seit Dezember 1934 schwebende Ehrenbeleidl- gnngs Klage des Auslandspressechcfs der NSDAP. Dr. Ernst Hanfstängl, gegen den bekannten Londoner Erpretz- Zeitungskonzern Lord Beaverbrook kam vor dem eng lischen Gerichtshof zur Verhandlung. Schon der erste Ver- handlungstag brachte für Dr. Hanfstängl und seine Privatsekre tärin Frau Hausbergcr rin mehrstündiges Kreuzverhör, in dessen Verlauf trotz der Versuche von selten des gegnerischen Anwalts die Stellung des Dr. Hanfstängl vollständig uner schüttert blieb. Eine Reihe unvorhergesehener Wendungen, die die Folge der durchaus sachlichen Einstellung Dr. Hanfstängls waren, führten bereits am Montagmorgen zum Angebot für eine gütliche Einigung von fetten des Gegners. Trotz der ausgesprochenen günstigen Prozeßlage entschloß sich aber Dr. Hanfstängl im allgemeinen Interesse zu einem Abbruch des Prozeßverfahrens, nachdem dir Gegenseite erstens im offenen Gerlchtssaal ihre Beleidigungen zurückgenommen und ihr Be dauern zum Ausdruck gebracht und zweitens die Ueber nah me der gesamten Dr. Hanfstängl erwachsenen Kosten zu gesichert hatte. In seinem Schlußwort sührte der Hauptanwalt Dr. Hanf- stängls, Kings Council Sergeant Sullivan aus: Die Art der Bedingungen, die der Kläger dem Beklagten bewilligt habe, verpflichte Ihn zu der Feststellung, datz es offensichtlich das kinzige Ziel des Klägers gewesen sei. sich einer Reihe persön licher Angriffe gegenüber zu rechtfertigen. Da» Amt, das Hanfstängl Innehabe, lege ihm eine hohe Verantwortung gegen über seiner Regierung auf, wobei es für ihn wesentlich sei, den Ruf, datz er höflich und fair mit den Vertretern der Aus- landspresse verkehre, aufrechtzuerhalten. Im vorliegenden Falle sei es sein Wunsch, ebenso wie der eindeutige Wunsch seiner Regierung, daß in diesem Verfahren nichts geschehe, was auch nur den Anschein erwecken könnte, als verfolge eine offizielle deutsche Persönlichkeit lediglich aus rachsüchtigen Gründen eine ausländische Zeitung, zu der sie eigentlich solange wie möglich höfliche Beziehungen zu unterhalten habe. Sergeant Sullivan brachte dann zum Ausdruck, es sei sicherlich der Wunsch beider Parteien, datz damit alle Miß stimmungen und alle widrige Kritik beendet seien, und datz die Beilegung des Prozesses unter den sehr grotzziigigen Bedin gungen. zu denen sich der Klüger herbeigelassen habe, alle Mei nungsverschiedenheiten beseitige Auf diese Weise sei es dem „Daily Expreß" möglich, die Beziehungen zu Dr. Hanfstängl in Berlin wiederaufzunehmen, wobei die Vertreter des Blattes von feiten Hanfstängls auf das Entgegenkommen rechnen könn ten. das der „Daily Expreß", entsprechend der Versicherung sei nes Anwaltes, auch Hanfstängl gegenüber an den Tag fegen werde. Wie wir hören, hat seinerzeit der „Daily Expreß" die Mel dung eines amerikaniscken Blattes über eine angebliche ab fällige Aeutzerung de» Auslandovressechefs der NSDAP, Dr. Hanfstängl. Uber eine englische Universität, und zwar in ge hässiger Form, wiedergegeben. Durch den Ausgang des Pro- zesses ist nunmehr klar erwiesen, daß solche Acutzerungen von Dr. Hanmstängl nicht gemacht wurden, sondern datz der „Daily Expreß" zumindest das Opfer einer Täuschung geworden war. ärgsten Mängel abzustellen versuchen, ist die Lage für das Sanitätspersonal äußerst schwierig. Missionare bemühen sich ständig, Hilsskolonnen auszurüiten Das britische Rote Kreuz hat Transporte nach Abessinien aus den Weg geschickt. Die modernen Waffen der Italiener richten verheerende Wirkungen an, denen das Sanitätspersonal mit den Mitteln der militärischen ersten Hilfe ziemlich machtlos gegenübersteht. Es findet bei den Soldaten auch keiner lei Gegenliebe. Der Abessinier läßt feine Wunden am liebsten allein ausheilen; wenn sie zu schwer sind, dann findet er sich eben in fein Schicksal. Für die Aerzte ergibt sich zeitweilig eine besonders schwierige Lage, wenn es gilt, bei unumgänglichen Amputationen sich nicht der Rache der Verwandten des Betroffenen auszusehen, die einem Krüppel die Daseinsberechtigung absprechen. Die Zähigkeit des abessinischen Soldaten, der sich mit den primitivsten Waffen dem modern ausgerüsteten Gegner entgegenwirst, tagsüber in glühender Sonne und nachts in der Kälte eines plötz lichen Temperaturwechsels kämpft, ohne der Gefahren zu achten, die ein Krieg auch durch klimatische und landschaft liche Verhältnisse birgt, dieser Soldat legt auch keinen allzu großen Wert auf eine ärztliche Behandlung. Er scheut eine 200 Kilometer lange Fahrt über schreckliche Straßen aus Eesteinschotter oder lehmigen Grund mehr, als ihm die Be handlung durch eine fachkundliche Hand wert ist. Er läßt die Wunde lieber durch einen Kameraden mit den alten Heil- und Wundermitteln des Landes behandeln. Einige wenige Krankenhäuser und fliegende Vehandlungsstellcn finden sich in den größeren Städten des Landes, die von tüchtigen Aerzten geleitet werden, aber die weite Ent fernung vom Kriegsschauplatz macht ihre Benutzung praktisch unmöglich. Diese wenigen Tatsachen zeigen deutlich Schwierigkeiten, mit denen das abessinische Note Kreuz in der Betreuung der kämpfenden Abessinier zu ringen hat. Deutschstämmigen mit Zigeunern, Negern oder ihren Bastarden. Die praktische Anwendung der Vorschriften zur Reinerhaltung des deutschen Blutes muß in einer Weise erfolgen, die unnötig« Erschwerungen für den ganz überwiegenden Teil des deutschen Volkes, der deutschen oder artverwandten Blutes ist, ausfchließt. Der Minister fügt hinzu, daß die Anforderungen an den Nachweis der Abstammung deshalb aus das unbedingt Not wendige beschränkt werden. Dies sei um so eher möglich, als die Verletzung der einschlägigen Vorschriften durchweg mit schweren Zuchthausstrafen geahndet werde. Zum Nachweis der Abstammung sind nach dem Erlaß bei dem Aufgebot außer den Geburtsurkunden der Verlobten die .Heiratsurkunden ihrer Eltern, bei unehelichen Kindern die Geburtsurkunde der Mutter und, falls der Vater bekannt ist. auch dessen G>eburtsurkunde vor zulegen. Die Verlobten haben ferner schriftlich oder zu Protokoll zu versichern, was ihnen über die Rassenzugehörigkeit und die Religion ihrer Großeltern bekannt ist. und zu erklären, daß sie die Angaben nach bestem Wissen gemacht haben. Der Standes beamte kann verlangen, daß weitere Urkunden, vor allem di« Heiratsurkunden der Großeltern, vorgeleqt werden, wenn Ihm bestimmte Tatsachen bekannt sind, die für eine andere als die von den Verlobten behauptete Abstammung sprechen. In den Fällen, in denen nach den neuen Bestimmungen ein Grund zur Versagung des Aufgebotes, zur Verweigerung der Mitwirkung bei einer Eheschließung oder der Ausstellung eines Ehesähigkeits- zeugnisses nicht besteht, darf der Standesbeamte dies« Amts handlungen nicht mehr ablchnen. Er darf sich nicht seiner eigenen Verckntwortunq dadurch entziehen, daß er eine Anweisung des Gerichtes abwartet. Der Minister bestimmt daher, daß jeder Standesbeamte, der seine Mitwirkung bei einer Eheschließung wegen jüdischen Bluts einschlages eines Verlobten verweigert, ihm hierüber eingehend »nverzüglich zu berichten hat. Ein Polizeibeamter niedergeschossen Selbstmord des Täters. Berlin, 4. Dez. Am Dienstagabend wurde ein pflichtgetreuer Polizeibe amter in Ausübung seines verantwortungsvollen Dienstes in der Gartenstraße in der Nahe des Stettiner Bahnhofes nieder geschossen. Der Beamte, der 46jährige Hauptwachtmeister Otto Heyne, verstarb eine Stunde nach Einlieferung in das Kran kenhaus. Ter Täter, der 35jährige Anton K., brachte sich, als er vom Ueberfallkommando umstellt war, einen tödlichen Kopf schuß bei. Ter Vorfall hatte sich folgendermaßen abgespielt: Tie Ehe frau des K. hatte den Hauptwachtmeister Heyne gebeten, sie zu ihrem früheren Mann zu begleiten, da sie ihr zehnjähriges Töchterchen, das ihr im Ehcscheidungsprozeß zugcsprochen wor den war. abb'-'-n wollte. Ter Beamte kam der Bitte der Frau nach. Beide' wurden von K. in die Wohnung eingelassen. Als K. aber von dem Verlangen der Frau auf Heraus gabe des Kindes Härte, ritz er plötzlich eine Pistole aus der Tasche und legte auf den Beamten an. Es entspann sich ein Handgemenge, in dem K. dem Hauptwachlmeister drei Schüsse beibrachts. Als das Ueberfallkommando. das von Hausbewoh nern gerufen worden war. in die Wohnung des K eindrmgen wollte, eröffnete dieser auf das Ueberkallkommando ein müdes Feuer. Um nicht weitere Menschenleben zu gefährden, a na n die Beamten in Teckuna und schossen nunmehr vom Hin:..ba s über den Hof hinweg mit Gaspistolen in dis Wohnung des K Inzwischen hatte ein Hausbewohner, obgleich K for" se'.-.t weiterfeuerte, mit einer Art die .Korridortüre einges.blaa Tie Beamten drangen schließlich in die Wohnung ein Ais dec Mörder sich umstellt sah. jagte er sich die tödliche Kugel m den Kopf. Die Frau war während des Handgemenges Zwilch, u dem K und dem .Hauptwachtmeister mit ihrem Töchterchen auf dis Straße geflüchtet. Schars angefaßter Ehrabschneider Cottbus, 4. Dez. Das Schöffemrerich! Cottbus verurteilte antragsgemäß den 48iähriq«n Max Pürschel aus Finsterwalde sjetzt in Magdeburg wohnhaft) wegen Beleidigung eines Arbeit-'üh- r « rs und Ortsgruppenleiters der NSDAP, zu 8 Monaten Gefängnis. Außerdem wurde auf Publikationsbefug nis erkannt. Pürschel hatte im Frühjahr des Jahres auf offener Straße den im Kraftwagen an ihm vorbeifahrenden Arbeitssührer durch ein« gemeine Redewendung gröblich beschimpft und ihn dadurch in seiner Ehre mif das schwerste verletzt. Die AichtigkeltSbefchwerve dr- Pfarrer- Fischer verworfen Wien, 4. Dez. Der Oberst« Gerichtshof verwarf am Dienstag die Nichtig keitsbeschwerde des Pastors Fischer aus Thening «Oberoster- reich). Pastor Fischer war vor einiger Zeit wegen der Broschur« „Meine Bedenken gegen den Eintritt in die Vatcriändisciw Front" wegen Vevget^ns der Aufreizung zu vier Mona'en Arrest verurteilt worden. Die Verhandlung am Dicnstcia war aus An trag de» Genevalstaalsaiiwalts für geheim «rnlcirt worden. Pastor Fischer befindet sich noch immer in Haft.
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