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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.08.1916
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19160815012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916081501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916081501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-08
- Tag 1916-08-15
-
Monat
1916-08
-
Jahr
1916
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1V 'vor rar« haben «erde» horch kdert- Ofi- W »tag n der enden att - Erz- be- t det sende rr ist ender l Zivil- gtum Otto vom Tode Re- dshof Ik- nen st im Re- des fal- 32' ippen 'agen , en - ganz losser 1915 ihren ilt in folg». llllllß 6e- mupt rrtsn I tttr > de- 6s- ^erk » des 6e- >den- 7jslir Vs« den ein. vom isun l ibr iten, nocii m s den mnx rum den i^en der sedr oi«e ssen <ter men Ues- eisv lnls- ek - meb in« l ru Iro« 7vr- »II- ru io« delt »ul Iso. l Io ttrd den bei der »II- dl» Ihr Ms rd» «u- Ov- lert snn er- len »r l)1« md UV. Jahrgang Morgen-Ausgabe ISIS Dienstag, de« IS. August Amtsblatt des Rates und des polt-etamtea der Stadt Leipzig ^"AeegsrI»v»»s u»s -«,1 gebracht «a««Mch 4N. »ierlelishrllch M. ktr Bddsl« «saalllch M. UNr »arch ,»>«, »»«»Srtlge, FUlala» tat Ha« gebrach« «amtlich W. »t»N*t- l«d'»ch M. S--, »arch »»» Pag l^rtzald v*«1ch>«»» «mea». 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Bei Auguslowka und lm Raume von Zborow wehrten unsere Bataillone zahlreiche russische Angriffe ab. ES wurden 300 Gefangene eingebracht. Heeresfront des Generalfeldmarschalls von Hindenburg Die Armee des Generalobersten von Böhm-Ermolli schlug südwestlich von Podkamien «inen durch mehrstündiges Trommelfeuer eingeteiteten und durch den Gebrauch von Gas bomben unterstützten Massenangriff zurück. Das Vorfeld unserer Stellungen ist von toten und schwerperwundeten Russen bedeckt. Neue Kämpfe find im Gange. Bei Hulowleze am Stochod scheiterte ein schwacher russischer Vorstoß. Südlich von Stobychwa wurde ein vom Feinde besetzter San-Hügel genommen und -le Besatzung -es Stützpunktes gefangen. Italienischer Kriegsschauplatz Starke feindliche Kräfte griffe» «ufere Stellungen östlich des Valone-Tales zwischen Lvkvlea und der Wippach siebenmal an, wurden aber von unseren Truppen immer wieder vollständig zurückgefchlagen. Die Infanterie-Regimenter Nr. 43 und 46 haben sich wieder glänzend bewährt. Die Höhen östlich von Görz, der Monte San Gabriele und -er Monte Santo standen unter hef tigstem Geschützfeuer. Im Snganer - Abschnitt brachen zwei feindliche Angriffe «ruf dem Livaron in unserem Feuer zusammen. Südöstlicher Kriegsschauplatz Nichts von Belang. Der StÄlvertreter des Chefs des Generalstabes vonHoefer, Feldmarschalleutnanl. Ereignisse zur See In der Nacht vom 13. auf den 14. hat ein Seeflugzeug geschwader den Bahnhof Ronchi, militärische Objekte und Stellungen in Pieris, Dermegliano, Selz und San Lanziano sowie eine feindliche Batterie an der Isonzo- Mündung sehr erfolgreich mtt Bomben belegt und viele Voll treffer erzielt. Die Flugzeuge sind trotz heftigster Beschießung unversehrt eingerückt. Flottenkommando. Die anderen sollen siegen (r.) Genf, 14. August. (Drahlbericht unseres lcr.-Son- Serberlchterstatters.) Oberst Rousset begründet die Stockung in der Offensive an der Wes! ront. Er sagt im .Petit Parisien" wört lich: .Inmitten der allgemeinen Offensive erhielten Frankreich und England nur den Auftrag, einen großen Teil der deutschen Kräfte zu oinden. Den wirklichen Sieg bei dieser allgemeinen Offensive müssen Rußland und Italien erringen. Somit ist unser Anteil weniger glänzend, aber opfervoller und mühsamer.' Wie sich dies« Aeußerung Roussets mit der Ioffres, der jüngst den amerikani- jchen Pressevertretern erklärte, der Durchbruch der deutschen Front werde bestimmt erfolgen, zusammenreimen läßt, steht dahin. Es wird den Russen und Italienern vermutlich keine Freude bereiten, zu hören, daß sie den .wirklichen Sieg' davontragen sollen, denn das würde jedenfalls noch größere Opfer erfordern, als sie die Engländer und Fran- osen zu bringen entschlossen sind. Im .Echo de Paris' zeigt sich General Eherflls hinsichtlich der Italiener recht pessimistisch. Er sagt: Die Oesterreicher halten jetzt die neuen starken Bastionen San Ga briele und San Marco. Die Gelegenheit zur Wiederholung der Ueberraschung ist für die Italiener vorbei. Sie werden nur schritt weise vorwärtskommen und den Belagerungskrieg fortfahren. Nur ein vollkommen glänzender Sieg der Russen kann Cadorna wiederum iwaS vorwärts helfen.' Die angeblich dicht bevorstehende Offensive des Generals Sarrall erklären .L'Ouevre' und .Petit Pari- iie »' vor der Hand für unmöglich. Der Vorstoß am Doiran-See ade lediglich Aufklärungszwecken gedient. Man habe die Stärke und Roral der bulgarischen Truppen erproben wollen. Darüber sei Sarrail jetzt unterrichtet. Der .Petit Paristen' veröffentlicht zur Unterstützung dies« Auftastung eine aus Saloniki, und zwar aus militärischen Kreisen, stammend« Mitteilung, in der getadelt wird, daß man in Frankreich den vorzeitigen Schluß gezogen habe, die Offensive müsse nun bald eiksehen. Eie sei jetzt unmöglich. Diese Ableugnung der Absicht einer Offensive auf dem Balkan stellt offenbar einen Versuch dar, die Bulgaren, deren Abwehrbereitschaft bereits festgestellt wurde, Irrezuführen. Die neue Angriffsmethode unserer Feinde im Westen tu. Berlin, 14. August. (Drahtbericht.) Zu den letzten Gefechten an derWestfront schreibt der militäiische Mitarbeiter der .B. Z?: Be merkenswert ist, daß der Angriff des RachtS erfolgte. Es scheint, daß unsere Gegner von diesem Vorgehen sich besondere Erfolge ver sprechen; denn auch die meisten Tetlangriffe der letzten Tage erfolgten unter dem Schuhe der nächtlichen Dunkelheit. Damit mallen sich unsere Gegner offenbar der vernichtenden Wirkung des deutschen Artillerie- und Maschinengewehrfeuers entziehen. Sie hoffen, ohne schwere Verluste an die deutschen Stellungen selbst heranzukommen und sofort zum Nah angriff schreiten zu können. Unleugbar sind mit dem Vorgehen in der Nacht nach dieser Richtung hin gewisse Vorteile verbunden, aber auch der Verteidiger besitzt zahlreiche Mittel, um das Feld zu beleuchten und den Angriff des Feindes rechtzeitig zu bemerken. Die Umgruppierung an der Ostfront vtb. Wien, 14. August. (Drahtbericht.) Gegenüber dem Berichte des russischen General st abes vom 12. August, in welchem gesagt wird, daß, von zwei Flanken um faßt, der ganze Abschnitt der im Winter gründlich ausgebauten Stellungen des Feindes von Tarnopol bis Buczacz ge nommen wurde, wird vom Kriegspressequartier be merkt: Sowohl die deutsche Heeresleitung als auch wir haben eS längst aufgegeben, gegen die von Lügen und Uebertreibungen über vollen russischen Generalstabsberichte irgendwie zu polemisieren. Es verdient aber doch angemerkt zu werden, daß die von den russi schen Truppen angeblich genommene Dauerstellung zwischen Tarnopol und Buczacz von den Russen keineswegs angegriffen, geschweige denn erobert wurde. Die Räumung dieser Linie erfolgte vielmehr im Zusammenhang mit jenen Kräfte verschiebungen, die in den amtlichen deutschen und öster reichisch-ungarischen Tagesberichten vom 11. August gemeldet worden sind. Bernhard Shaw über Grey (r.) Haag, 13. August. (Drahtbericht.) In den .New Pork Times' bespricht Bernhard Shaw die Wiedergabe der Unterredung, die Grey vor einiger Zeit mit einem Vertreter der .Chicago Daily News' hatte. Shaw sagt u. a.: .Bei der Lektüre dieser Unterredung hat man den Eindruck, als wären wir noch im August 1914. Grey ist seit diesem - Iammermonat, in dem Sie ganze Welt zum Irrenhaus wurde und wozu Grey selbst das Seinige getan hat, keinen Schritt weilergekommen. Wie oft auch Journalisten, Redner, Parlamentarier und andere Leote er klären mögen, daß sie bis zum. letzten Penny und bis zum letzten: Mann Kämpfen wollen, eines schönen Tages wird Grey dem Unterhaus« mit teilen, daß der Krieg zu Ende ist. So war es bei Kriegsausbruch, so war es, als das Abkommen mit den Verbündeten, nur gemeinsam Frieden zu schließen, bekanntgegeben wurde, und so wird es wieder sein, wenn der Augenblick gekommen ist, wo unseren Bundes genossen der Krieg zum Halse heraushängt. Solange Grey Minister des Aeuheren bleibt, sind Englands Interessen und Zu kunft ganz abhängig von seinem Charakter und seinen Fähigkeiten. Er eifert immer noch gegen den deutschen Schriftsteller Treitschke, ob- wohl die deutsche Regierung und das deutsche Volk, das Treitschkesche Bücher wohl kaum gelesen hat, für die Erzeugnisse dieses Schriftstellers ebensowenig verantwortlich sind wie England für die Schriften eines Buttler und anderer Militaristen. Grey spricht noch immer von der Verletzung der belgischen Neutralität, aber er könnte aus seinen eigenen Weißbücher» lernen, wie es eigentlich damit steht. Belgien war ebensowenig unabhängig wie Irland. Für Frankreich und England war Belgien das Vorwerk gegen Deutschland. Das weiß jetzt jeder Mensch, ausgenommen die Leser der illustrierten Londoner Halbpennyblätter. Grey hat bei Kriegsausbruch das Volk für sich gewonnen, weil er die belgische Neu tralität als etwas so Heiliges hinstellte, daß nur ein so tief gesunkenes Volk wie Deutschland sie zu verletzen wagte. Es ist bedauerlich, daß die Entscheidung schließlich in den Händen von Männern liegt, di« aus frömmelnder Abneigung vor allen Kriegsgreueln, di« aus dem Mili tarismus hervorgehen, gerade diesem Militarismus ver fallen sind. Sie sind daher gegenüber der deutschen Diplomatie im Nachteile, die, wenn sie auch nicht geschickter ist als die englische, doch nicht viel Worte über moralische Entrüstungen und über den sonstigen Humbug verliert, sondern sich einfach mit den Tatsachen ab findet. Wenn Grey noch immer behauptet, daß England überfallen worden sei, trotzdem das Kriegsministerium buchstäblich anerkannt hat, daß schon fünf Jahre vor diesem Kriege die Pläne in Flandern sorgfältig vorbereitet worden seien, und daß der englische Oberbefehlshaber schon damals das Gelände studiert habe, ferner, daß die Flotte mit Munition für fünf Jahre versehen worden sei, was übrigens in dem Abkommen zur Bedingung gemacht worden war — so sei es klar, daß Greys Politik dem oft g e b r a n d m a r k k e n M a c ch i a v e ll i S m u S entspricht. Wenn Grey behauptet, daß die englischen Truppen keine giftigen Gase verwendet hätten, weil ein solches Kriegsmittel für zivilisierte Völker zu abscheulich wäre, so steht demgegenüber die Tatsache, daß die Engländer von demselben Augenblick an von diesen giftigen Gasen Gebrauch gemacht haben, wo die Deutschen ihre Brauch barkeit erprobt hatten. Wenn Grey Immer wieder von seinen eigenen Träumen von einem freien Europa faselt und dabei von Dalmatien, Polen, Böhmen und Schleswig spricht, so braucht man demgegenüber nur Indien, Aegypten, Irland und Marokko zu stellen.' Shaw kriti siert dann abfällig die Art, wie Grey über Englands Feinde spricht, und schließt: .Bereits im Jahre 1906 sei man in England darüber einig gewesen, daß Grev nicht der richtige Mann für den Posten eines aus wärtigen Ministers sei. Er könne dem Lande keinen größeren Dienst erweisen, als wenn er sein Amt niederlege.' (,L.-A.') PoinearS in Haiqs Hauptquartier D Genf, 14. August. (Drahtberich».) Der Pariser frankobriti- schen Militärkonferenz folgte in Haigs Hauptquartier «in« längere Beratung, an derPoincar 6 teilnahm. Di« während dessen Anwesenheit von Haig und den französischen Generalen Foch und Fayolle begonnenen umfassenden Operationen zwischen Thiepval und der Somme behandelten die Berichterstatter heut« als eine Reih« von Dorversuchen zur alloemeinen Orientierung über die Stärk« d«S gegnerischen Widerstandes. Dieser bescheidenen Charakteristik wider sprechen aber die unverhältnismäßig großen Verluste an Toten und Verwundeten sowohl auf der Haigschen als auch auf der Fochschen Seit«. Nach Verlassen des HanptquartierS hatte Paine ar4 eine Aussprache mit dem der Bcraiung ferngelliebenen General Ioffre. Die Geringfügigkeit der Ergebnisse de« Foch-H-igschen Zusammenwirkens sucht di« Pariser Presse dadurch za bemänteln, daß sie fpältenlang« Be richt« ganz unbedeutenden Einzelaktionen widme». (.Lok-Anz.') Sozialistische Deutfchfeindlichkeiten A Zweierlei Maß ist, wie jedermann weiß, für unsere Gegner eine unbekannte Größe. Sie erklären, die einzige und wahre Objektivität in Erbpacht zu besitzen, und behaupten kühnlich, nur von dieser hohen Warte aus die Dinge um sich herum zu be obachten. Weshalb sie auch befähigt seien, in ihrer Beurteilung über die Ereignisse stets die nötige Ruhe und Klarheit sich zu wahren. Sie hätten eine wunderschöne Gelegenheit gehabt, diese ihre Worte jetzt durch die Tat zu beweisen, hätten zeigen können, daß sie tatsächlich die Unparteiischen sind, die Schwarz als Schwarz erklären, auch wenn es ein eigenes geliebtes Weiß über schattet. Diese Gelegenheit ist natürlich prompt verpaßt worden, und so offensichtlich die Spaltung der französischen Sozialdemokratie zutage liegt, das mühten keine eng lischen und französischen Großsprecher sein, die nicht mit Worten diesen Spalt so überkleben könnten, daß er dem betörten Auge ntcyt größer als ein ganz kleiner, unbedenklicher Riß erscheint. Wir legen an sich dem Stimmenverhältnis bei der Ab stimmung über die Entschließung des sozialistischen Nationalrats keinen allzu großen Mert bei. Solange nicht eine einheitliche Ab stimmung gegen die Regierung vorliegt und solange nicht die ge samte sozialdemokratische Bevölkerung sich das Ergebnis dieser Abstimmung zu eigen macht und es vielleicht aus Worten in prak tische Tat umseht, ist es ohne Einfluß aus das Gesamtverhältnis der Dinge. Aber als Stimmungssymplom kann man es doch be werten. Während bei dem letzten Kongreß der französischen Sozialisten die Mehrheit, die der Regierung blindlings zu folgen bereit ist, 1S96 Stimmen erhielt, und die Minderheit, die die alten Fäden dar «hemaligen Internattonale wieder aufnehmen will, 960 Stimmen, stand diesmal das Verhältnis auf 1838 gegen 1060. Die Minderheit hak also 100 Stimmen gewonnen. Hundert Stimmen an sich besagen nicht viel — darin pflichten wir den französischen Zeitungen beiabar eS verdient doch Erwähnung, daß durch sie einhundertmal düe Poincar^sche Pdlktik, Seren Richtlinien zu Be ginn des Krieges allen annehmbar, wenn nicht sogar wünschens wert erschienen, abfällig beurteilt wurde. Wobei man außerdem zu berücksichtigen hat, daß ein großer Teil der Anwesenden sich der Stimme enthielt oder vor der Abstimmung den Saal verließ, weil er nicht den Mut besaß, für seine Ileberzeugung mit dem Stimm zettel einzutreten. Insofern also ist der Zwiespalt in der fran zösischen Sozialdemokratie größer, als er durch die Umstellung von einhundert abgegebenen Stimmen erscheint. Wenn freilich, wie es hier und da schon in deutschen Blättern geschieht, aus dieser Tatsache allerhand Erfreuliches auf einen dem nächst sich geltend machenden Stimmungsumschwung auf der gan zen Linie geschlossen wird, so ist dem doch laut zu widersprechen. Er mag kommen und wird sicherlich kommen, erhält vielleicht auch seine Anregung durch dieselben Kreise, die sich jetzt um den Inhalt ihrer Entschließung streiten, aber sicherlich liegen ihm andere Tat sachen zugrunde, als diejenigen, über die jetzt der Nationalrat ver handelte. Denn eine Forderung machen sich sozialistische Mehr heit und Minderheit zu eigen: das an Frankreich verübte Unrecht muh wieder gutgemacht werden, und in dieses Unrecht wird von beiden Seiten Elsaß-Lothringen miteinbegriffen. Zwar hat die Minderheit einen Frieden ohne Annexionen verlangt, aber wer wollte behaupten, daß sie unter Rückgabe von Elsaß-Lothringen eine Annexion versteht. Ganz gemäßigte Sozialisten sogar haben die elsässische Frage als die größte Selbstverständlichkeit für ganz Frankreich bezeichnet, niemand von ihnen denkt daran, sich zu einer anderen Ansicht zu bekennen. Mag der Streit innerhalb der französischen Sozialdemokratie weikeraehen, die Forderung nach der Rückgabe der 1870 verlorenen Provinzen bleibt eine Einheitsparole. Es ist nicht abzusehen, wie hier sich ein Umschwung der Ge sinnung vollziehen könnte, um so mehr nicht, als sogar die neu trale Sozialdemokratie sich diesen französischen Standpunkt zu eigen gemacht hat. Die internationale Konferenz der sozialdemokratischen Parteien der neutrale» Länder, die unlängst im Haag tagte, hat dem wiederholt Aus druck gegeben. Troelsta ebenso wie Branting und alle die viele» unbedeutenderen Redner haben durchweg in die große Sammel ladung der bei einem Frieden wieder auszuliefernden Gebiet» Elsaß-Lothringen miteinbegriffen, wie überhaupt die FriedenS- bedlngungen dieser seltsamen Neutralen fast wörtlich von franzö sischen und englischen Chauvinisten übernommen werden könnten. Die Herren mögen über die Ursachen und die Notwendigkeit dieses Krieges denken wie sie wollen, soviel neutrale Objektivität werden sie aber doch wohl noch besitzen, daß sie die Mittelmächte bisher als die Sieger im Streite anerkennen werden. Und es gehört chon mehr als der bloße Mut und die ungehinderte Meinung-- reiheit eines Neutralen dazu, einen Frieden vorzuschlagen, der »lesen Siegern glattweg das Recht zur Ausnutzung ihres Sieges abspricht. Und wenn eS nur dabei bliebe! Aber gleichzeitig dl« Kriegsziele eines Staates, der nicht Sieger ist, sich zu eigen zu machen, und von dem festen, rechtmäßigen Besitz des Siegers ein Stück loszureißen und es dem anderen zuzusprechen, ist ein arge- Stück. Kein Widerspruch hat sich auf der Haager Konferenz er hoben, einmütig wurde Elsaß-Lothringen als ein rechtmäßiger An spruch Frankreichs bezeichnet. Von allem dem, was Deutschland z. B. mit Recht gegen seine Feinde und ihre Kriegsführung vor- oringcn konnte, wurde keine Silbe erwähnt. Englands Aushunge rungskrieg wurde ebenso übergangen, wie die feige Tat der «Baralong'-Mörder, die Grausamkeit der .King Stephen'-Be» sahung oder die Leiden, die die Neutralen, insonderheit Griechen land, durchzumachen haben. Ueber das alles schwieg man. Man ist ja auch neutral, und es verschlägt demnächst wirklich nicht mehr, ob man neutraler Sozialist oder Konservativer ist — zur Deutsch-
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