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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.07.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150726015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915072601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915072601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-07
- Tag 1915-07-26
-
Monat
1915-07
-
Jahr
1915
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Größen fehlten der fürs Vaterland aefallene Helgen* Reijegerste. sowie Wagner, Bochröder u. a.; nur Trinkter, Linke. Lugenheim und Voigt waren zur Stelle. Besonders spannend verliefen die beiden Eilbotenläufe, der Weitsprung und das 100-w.Mal» laufen. Die leichtathletischen Stärkeoerhältnisse der Gauvereine haben sich vernehmlich durch den Kriegs ausbruch sichtlich verschoben: Ballspiel-Club und Wacker traten zurück, während die Bewegungsjpieler die Ober hand erlangten, hart gefolgt vom L. B. C. und Komet. Recht Gutes leisteten Lauterbach (Komet), der jugendliche Braune (Corio) stellte wieder seinen Mann, und Wacker sandte als Nachfolger des Heim gegangenen Heigen auf die kurze Strecke wieder recht erfolgreich den vielversprechenden Jüngling Müller. Die Ergebnisse der einzelnen Wettkämpfe waren folgende: 200-m-Laufen: l. Müller-Wacker 23,6 Sek.; 2. Forster V. f. B.. 3. Lugenheim V. f. B. — 400-m- Laufen: 1. Lugenheim V f. B. 57,3 Sek.; 2. Arnold B. f. B., Zwenkau; 3. Friedrich — Diskuswerfen: 1. Voigt T. u. B. Leipzia - West 29,09 w; 2. Stern L. B. C.: 3. Richter V. f. B. — Zielwsrfen; 1. Eulenberaer V. f. B: 2 Kahle B. f. B. — 400-m-Eilbotenlaufen: 1. V. f. B. 46 3 Sek.: 2. L. B. C : 3. Wacker. - 100-m-Laufen: l. Müller Wacker 11,0 Sek.: 2 Forster V. f. B.; 3. Dago L. B. C; 4. Stern L. B. C.; 5. Kuhfuß V. f. B. Zwenkau. — 1500-m-Laufen: 1. Kaiser V. f. B. 4 Min. 30 Sek.; 2. Schubert Marathon; 3. Dietrich Marathon: 4. Dörfer Arminia — Hoch- jprung: 1. Fröhlich V. f. B. 1.55 in; 2. Stern L. B. C. 1,55 m (durchs Los entschieden); 3. Braune Corso: 4. Glockauer V f. B. — Weit- springen: 1. Kahl V. f. B. 6,23 »>: 2. Stern L. B C. 6,11 m; 3. Dago L. B. C. — 3M-m-Eilbotenlaufen: 1. V. f. B. 9 Min. 8^Sek ; 2 Komet: 3. Wacker. — 7500-ni-Lausen: 1. Lauierbach Komet 26 Diikt. 26 Sek.; 2. Krumsdorf Corso. — Dreikampf: 1. Stern L. B. C. 14 Punkte. 2. Kahle V. f. B. 9 Punkte. 3. Braune Corso 9 Punkte (durchs Los entschieden). 4. Wappler Arminia. * Die Leipziger Fußballspiele des gestrigen Sonntags hatten folgende Ergebnisse: F. K. Sport freunde l—Viktoria 1903 1 4:1 (bei Halbzeit waren Sp. mit 1:0, später mir 3:0 in der Führung, wo rauf B. einmal erfolgreich war). Viktoria 1903 II— Leipziger Olympia II 4:6. Viktoria 1903 Hl— Tapfer Hl 2:2. Viktoria 1903 Jgd. 1l—Connewitzer B. K. Jgd. 12:0. Böhlitz-Ehrenberger Saxonia 1— Leipzig-West 1903 1 3:1 (abgebrochen). Saxonia II— West 1903 1l 6:4. * Ein Städtewettkampf Leipzig-Halle findet am 15. August auf dein Leipziger Sportplatz statt. Was unsere Soldaten schreiben (Abdruck für das „Leipziger Tageblatt" amtlich genehmigt.) Zwischen Scherz und Ernst on. Vor dpern, Juli. „Noulers" — das Wort bedeutet hier so ziemlich den Inbegriff von Seligkeit. Mag es diesen Ruhm daher bekommen haben, daß es unser Ausruhort wurde, mag es daher kommen, daff es überhaupt die nächste Kulturoase ist, kurz, diese kleine belgische Mittelstadt bildet das Ziel aller, die kurzen Urlaub bekommen. Ich hätte so große Sehnsucht gar nicht danach gehabt, hätten nicht arge Zahnschmerzen den unangenehmen Anlaß dazu gegeben. Die Kompanie ging sowieso nach M., oas ist der halbe Weg. Ich führte meine Ad- .eilung bis dahin und war schon betrübt, den langen Weg bis Roulers zu Fuß zurücklegen zu müssen, hatte aber Glück und erwischte gleich hinter M. einen Zug, der nach R. fuhr. Der Bahnverkehr Z. nach R. war erst am 1. 2uli eröffnet worden und uns noch nicht bekannt. Noulers rst eine belgische Industriestadt, wie all die Städte hier. Viel Eisenbahn, enge Straßen, viel Schmutz schöne große Kirchen, viel Kaffees, auf geputzte häßliche Menschen, das sind die Hauptmerk male dieser Städte. Jetzt war alles voll von Troß, Stäben und ruhenden Regimentern. Hier merkte man wenigstens, daß Sonntag war, und überhaupt, wie schön war es. trotz des Schmutzes, wieder städti sches Leben und Treiben, Läden, unzerstörte Straffen bilder zu sehen. Schon vorher, auf der Fahrt hatte sich der Blick gelabt an den wogenden Kornfeldern, den friedlichen Gehöften, da sah man, welch' schönes Land doch Flandern ist. Gegen die furchtbaren Oktobertage, die ich damals dort verlebt, hatte sich aber das ganze Leben sehr verändert. Jetzt brauchte man nicht mehr französisch zu radebrechen! Von den kleinen Straßenjungen an, die einem deutsche Schoko- lade und deutsche Zigaretten anpreisen, bis zu den Schutzleuten in ihren Phantasieuniformen, halte auf einmal alle» so schön deulich sprechen gelernt, und kein Laden, an dem nicht in fettgedruckten Lettern steht: „Man spricht deutsch!" Das liest sich anders als: „an parla ti-ai^ni-»", w;e es leider im Frieden so ost daheim zu finden war. Und doch, im geheimen da glüht es, das sah ich auch. Ich war gerade in der Hauptstraße, da surrte es über mir, hochoben am stahlblauen Himmel ein blendender leuchtender Flieger. Alles bleibt stehen und beobachtet, die Feldgrauen kümmern sich weniger darum, aber die Belgier stecken die Köpfe zusammen. „Il cst ootrv", höre ich sie sich zutuscheln, mit Freude und zugleich mit Sorge denken sie an seine event. Bombengrüße. Müssen sie doch für jede Fliegerbombe, die in ihrem Stadtgebiet medersällt, eine ganz hübsche Buffe zahlen, doch verschwand er ohne Bomben grüße. Nun eilte ich schnell zur Zahnstation, bekam dort eine schmerzstillende Einlage, ver zehrte noch schnell ein Beefsteak, billiger als in Leipzig, und saß '/,3 Uhr wieder auf dem Bähnchen, dank besten ich dann nur noch Stunden in der Gluthitze zu laufen hatte. Nach den acht Tagen im vordersten Schützengraben waren uns die vier Ruhetage doppelt angenehm, wir konnten, da ja tagsüber gebadet, exerziert und Gewehr gereinigt wird, die schönen Sommcrabende ungestört genießen. Nach frugalem Abendbrot von Wurst. Käse und Öel- sardinen saßen wir vorm Unterstand. Uns gegen über vor ihren Erdhöhlen saßen die einzelnen Gruppen aus wlbstgezimmerten Holzbänken, erzäylten sich und saben hinaus in die verschwommene Landschaft, aus der sich nur scharf vom Hellen Abendhimmel die Kon turen eine der vielen Silbcrpappelreihen abhob. Blen dend stiegen schon hier lind da Leuchtkugeln in die Höhe, die Dämmerung ist ja für vorn unmer das Gefährlichste, nur vereinzelt klangen Gewetmchiisje oder Kanonen grollen. Da klang aus der einen Ecke es zuerst ninaus: „Teure Heimat, seigeg rügt", nun fing es auch bei den anderen an, Mundharmonilaklänge milchten sich ein und all die Lieder wurden lebendig: Krieger ruht auf offnem Feld — Ich halt' einen Kameraden — O du Deutlchland — Sonntag ist's — so klang es hier, und wie fernes Echo hörte man auch von den ankeren Kompanien leisen Lieder klang herüberschallen. Und jeder dachte an daheim und träumte vom Frieden. Doch solche Stimmung darf nicht lange dauern bei den Soldaten. Ein lustiges Wort und die Spannung war gelöst Eine Kapelle trat am, eigenartig waren ihre Instrumente: 2 Mundharmo- nikas, ein an einem Bindfaden hängender Löffel, gegen den mit einem Messer geschlagen wurde (Zim bel), eine Rollmopsbüctste und zwei Zeltstöcke (Trom mel), ein englischer Wasserbehälter (Paule). Sie spielt großartig, Märsche, Operettenschlager: bald war aber auch sie wieder bei schwermütigen Volks liedern angelangt. Es war so schön draußen, man konnte sich nicht entschließen, in den Unterstand zu kriechen. Auf ein- mal fing es an zu dröhnen, wie schweres Gewitter rollen, der Feind beginnt wieder eine (einer beliebten Kanonaden, der Sommernachtstraum ist vorüber! Das Bataillon schickt herüber, ein Hin und Her, Alarm! Alles wird in Eile fertig gemacht, und bald können wir melden: „Kompanie marschbereit." Glücklicherweise war es aber nichts weiter, wir mar schierten etwas, aber die Engländer beaniigten sich, weiter nördlich anzugreifen. . ." Die öarbaren clo. Belgien, im Juli. „. . . Zum Schluffe noch eine rührende Szene, die ich vorgestern auf dem BahnhofLille sah. Dort waren französische Gefangene und ein Inder, von dem die Franzosen aber gar keine Notiz nahmen — man sagt. Franzosen und Engländer würden noch spinne feind. — Unter den Franzosen befand sich auch eine Zivilperson, die aber den Brotbeutel der französischen Soldaten umha.te, auf dem ein rotes Kreuz war. Wahrscheinlich alio ein Sanitätsmann. Eine Frau sprach lebhaft auf einen deutschen Arzt ein, der zum roten Kreuz gehörte. Es war die Frau des in Zivil gekleideten Franzosen. Diesem hatte man den linken Arm amputiert und die Frau wollte durchsetzen, daß ihr Mann nicht in deutsche Gefangen schaft kam. Dem widersprach der deutsche Transport führer, ein Sergeant, unter Hinweis auf seinen Liefer- und Transportschein. Der deutsche Arzt ver half aber der Frau zur Erfüllung ihrer Bitte und so durfte, allerdings nach Erledigung der sich lang hinzichenden Formalitäten, der französische Soldat bei seiner Frau in Lille bleiben. Er verabschiedete sich von seinen Kameraden und die, scheinbar Ver heirateten, weinten über die Güte des Arztes, allen liefen die Tränen die Wangen hinab. Ob das wohl in Deutschland von einem französischen Arzte im umgekehrten Falle ebenso gemacht worden wäre? Ich bezweifle es sehr!" Die Kämpfe an -er Lorettohöhe üo. A . . ., 2. Juni. Am 17. Juni abends wurden wir plötzlich alarmiert. Wir tamen zunächst in Reserve. Am anderen Morgen 3 Uhr rückten wir in die Feuerlinie: es war ein entsetzlicher A r t i l l e r i e k a m p f im Gange. Die Gräben waren alle zerschossen, wir mußten über die Toten und Verwundeten wegsteigen und hatten selbst in kurzer Zeit Verluste. Am Mittag wurden wir ganz nach vorn gezogen an die Sappe. Die Franzosen hatten nämlich einen Teil unseres Grabens genommen und waren von uns nur durch 10 m Zwischenraum durch eine Sandsackbarrikade getrennt. Der erste und zweite Zug erhielt mittags Befehl. diese Barrikade zu nehmen. Der Angriff wurde von den Franzosen aber abgeschlagen. In der Nacht wurde der Angriff wiederholt: auf ern gegebenes Zeichen warfen bayeriche Pioniere Handgranaten in die französische Sappe. Wir stürzten nach, töteten die Franzosen und eroberten ein Maschinen gewehr. Die Franzosen rissen jetzt aus, wir rmmer hinterdrein. Es folgte ein furcht barer Kampf. Jetzt warfen die Franzosen Stinkbomben, wir konnten nichts mehr sehen und mußten zurück. Schnell wurden in die eeroberten Graben Sandsäcke hineingeworfen und hinter dieser Brustwehr wiesen wir alle Angriffe zurück. Der Kamps dauerte 3 Stunden und wie hestig er war, könnt Jyr daraus ersehen, daß ich mehr als 300 Pa tronen verschossen habe. Mein Gewehr war so heiß, daß ich es nicht mehr halten konnte. Die Verluste der Franzosen waren ungeheuer. Sie lagen in Hausen von Leichen vor unserem Graben. Wir haben außerdem noch ein Maschinengewehr genommen und über 100 Gefangene gemacht. Es solgte nun natürlich ein furchtbares Artilleriefeuer. Zwei Tage mufften wir in der Stellu: g aushalten, bei der furchtbaren Hitze, ohne eine.t Schluck Wasser und nichts zu essen und zu rauchen. Die Nächte sind hier sehr lalt, wir hatten keine Mäntel und haben sehr gefroren. Endlich, um 20. vormittags wurden wir durch Bayern abgelöst. Wir sind sehr gelobt worden. Unser Gewinn an Gelände beträgt über 300 Nieter. . . vermißtes Der Untergang -es Vergnügungs-ampfers -Eastlan-" Wie wir bereits in der gestrigen Sonntagsaus gabe unseres Blattes meldeten, ist in der Nähe von Chicago der große Vergnügungsdampfer „East- land", der 2.">0tt Fahrgäste an Bord hatte, unter gegangen. Wie sich jetzt hcrausstellt, sind hierbei wahrscheinlich 12VV Personen ums Leben gekommen. Bisher sind etwa 500 Leichen geborgen. Zu dem Unglück liegen uns noch folgende Meldungen des Reuterschen Büros vor: ^vtb. London, 25. Juli. Die Zahl der bei dem Untergang des Vergniigungsdampfers „Eastland" ertrunkenen Passagiere wird auf 120V geschätzt. Bisher sind 5VV Leichen geborgen worden, hauptsächlich aus dem unter Master liegen den Rumpfe des Schiffes. Es mußten Löcher in die Schifssseiten gehackt werden, um die Toten aus dem Schisse holen zu können. ^vtb. London, 25. Juli. Als die Katastrophe ein trat, spielten sich gräßliche Szenen ab. Im Augenblicke des Unglücks waren mindestens 2500 Personen an Bord. Den meisten derjenigen, die sich auf Deck befanden, gelang es, sich an den Schiffsrändern fest zuhalten, wo sie durch vorbeifahrende Schiffe gerettet wurden. Die Reisenden in den Kajüten, vornehmlich Frauen und Kinder, hatten keine Aussicht, zu entkommen. Feuerwehrleute, die die Ertrunkenen heraufholten, fanden die Leichen in den Kajüten auf gestapelt, wie Warenballen, woraus man schließt, daß die Ausgänge bestürmt wurden. Ueberlebende erzählen, daß in fünf Minuten alles vorüber war. Die Schreie der Frauen verstummten, als das Wasser in das Schiff einbrach. Die Leichen wurden durch Schleppdampfer an die Küste gebracht und von dort in Eisenbahnwagen weitergeführt. Die Untersuchung in der Leichenhalle ergab. daß viele Frauen die Ge sichter zerkratzt und die Kleider zerfetzt hatten, was auf einen verzweifelten Kampf der Er trinkenden schließen läßt. Das Kentern des Schiffes wird dadurch erklärt, daß alle Reisenden sich auf eine Seite gedrängt hätten. Diese Erklärung genügt jedoch den Behörd-n nicht, und man verhaftete de« Kapitän, die Offiziere und den Steuermann des Schiffes. Es wird berichtet, daß das Schiff schon früher einmal in Gefahr einer ähnlichen Katastrophe war. Die Inspektoren sagen aus, daß der nötige Wasserballast des Schiffes ausgepumpt worden sei, damit mehr Reisende ausgenommen werden könnten. Nach einer anderen Meldung hat sich das Unglück auf die Weise zugetragen, daß die Maschinen zu arbeiten begannen, während das Schiff auf Schlamm festsaff, so baff es gehoben und umgeworfen wurde. * Aus dem Schützengraben erzählt man der „Jugend": Parole Erodno." Ich gebe dies den Leuten meines Zuges bekannt. Zum besseren Vcr ständnis erkläre ich: „Grodno! Genau wie man im Dialekt sagt: grod' no hab ich den Zug erwischt, grod no!" Allseitiges verständnisvolles Grinsen beweist mir, daß meine Heldenschar begriffen hat. Nachts gehe ich durch den Schützengraben und kontrolliere die Posten. Ich krage einen Berliner Kriegsfreiwilligen: „Parole?" Prompt ertönt die Antwort: „Jerade noch, Herr Leutnant!" Kunftkalen-ee Theater Operetten-Theater. Heute, Montag: „Polen blut" Volkstümliche Preise. — Dienstag: „Extra blätter." — Mittwoch: „Unter der blühenden Linde." Schauspielhaus. Heute Gastspiel Anton Franck: „Ein tastbares Leben, Generalprobe eines Lustspiels " — Morgen, Mittwoch, Sonnabend. Sonntag und nächsten Montag: Gastspiel Anton Franck, „Ein kost bares Leben, Generalprobe eines Lustspiels". — Donnerstag und Freitag: „Die .schiffbrüchigen." — Sonntag nachmittag 3'/2 Uhr: Volksvorstellung zu Einheitsprehen (0,40, 0,60 und 1.6). Gastspiel Anton Franck, „Die spanische Fliege". Bestellungen für alle Vorstellungen werden jederzeit ohne Vorverkaufs gebühr entgcgengenommen. Battenberg - Theater. „Vom Glück vergessen!" Schauspiel. Vergnügung-» Kristallpalast-Theater. „Fräulein Kadett", die reizende Posse mit der Musik von Paul Lunte, nclangt nur noch an sech-j Abenden zur Ausführung. Freitag, den 30. d. M . sinket für den beliebten Komiker Gustav Bertram, den Tarsteller des „Nusselich", ein Ghrenabend statt. Varietee Battenberg, ^edcn Abend 8 Uh,r Aus treten sämtlicher Künstler. Glänzender Cpielvlan. Geschäftsverkehr * An heißen Togen sind ersri scheu de Bäder in der Häuslichkeit eine wahre Wohltat und Notwendigkeit, damit alle Familienangehörige gesund erhalten ivcrden ohne teure Badereise und ohne gefährliche, teure Bäder im Freien. Tanne- manns im Vollbad verzinkte, silberglänzende, gesetzlich geschützte Badewannen, mit angeschweißtem Seisenbcbälter, Wellenbäder, Dampsschwitzbäder und Familienbrauscbäder, siird entschieden das Vollkommenste auf dem Gebiet der Familienbedarssartikcl in der Kriegszeit. Di« verzinkten Waschwannen, die in der L>itze nie mals lecken, die neuausgcnommenen Waschzuber, Wüschokochtöpse, sowie Einkochapparate urid Einkochgläser dürften jede .Hausfrau interessieren. 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Du weißt ja, diese Treppe ist historisch. Auch der treue Lutz trug seinen Herrn diese Treppe em por." Lilian lächelte. „Wenn uns jemand sähe?" „Was schadete das? Vielleicht würde mich mancher beneiden, daß ich ein junges Glück die Treppe hinaufzutragen habe. Komm, Liebste!" Ta schlang He die Arme um seinen Hals und schloß die Augen, und er hob sie empor. 6. Kapitel. In der Taverne waren die Fensterläden wieder hochgezogen. Fastnacht hatte es einen großen Krakeel gegeben, der ins politische Gebiet hineingriff. Um dem Andrang zu begegnen, hatte man am Eingang Entree erhoben, doch an der Kasse hatte sich auch ein Schildchen mit der ominösen Aufschrift befunden: „Schwobe bekomme noch eins druff" und jedem Eintreten- den, der sich durch Sprache oder Aussehen als Deutscher legitimierte, wurde ostentativ der Hut eingetrieben. Tas gab einen großen Krawall. Die Polizei bemächtigte sich der Sache. Die Presse nahm sich der Affäre an und das Ende vom Liede war, daß dem Wirt die Konzession entzogen und das Lokal für einige Zeit ge schlossen wurde. Nun waltete ein neuer Wirt seines Amtes. In der Studentenecke aber, in der man sich wieder des süffigen Bieres freute, schienen die alten Teufclchen noch zu sitzen und auch in den Reden ihr Wesen zu treiben. Plötzlich fiel das Wort „monüms". „Pst!" machte der Aelteste und Bedächtigste von ihnen. Aber Louis Hagenauer, der zwi schen ihnen saß, beugte sich über den Tisch und sagte halblaut, daß man heute entschieden einen Monome machen müsse, denn man war heute für längere Zeit zum letzten Male zusammen. Mehrere standen vor dem Staatsexamen und der neugewählte Beruf würde sie von Straß burg wegführcn. Und einige wollten auf an deren Universitäten einige Semester weiter stu dieren. „?LS si kaut! lais-toi 6000! Tu weißt, es hat beim movöws schon Geschichten gegeben. Ueber- haupt darf man ja vor dem Denkmal keine Reden mehr halten und wir dürfen nur schweigend das Denkmal umschreiten." „6s sukkit! Oa sukkit! vor uns selbst. Wir machen einen Umzug um das Monument Kleber und schwören bei den Manen des großen Gene rals zugleich dem Andenken Frankreichs. Jetzt in der Geisterstunde zwischen elf und zwölf Uhr ist es am stimmungsvollsten. Grad wo wir jetzt bald alle auseinandergehen, wollen wir uns unter dem Symbol des monöms als Söhne eines Landes fühlen." Louis Hagenauer reckte sich und war besonders zufrieden, daß sein Vor schlag mit dem Monöme durchging, denn cs lag ihm daran, gerade in dieser Gruppe von Be kannten für einen gnten Elsässer zu gelten. In kleine Gruppen getrennt, um kein Auf sehen zu erregen, begab sich die Schar von Studenten von der Taverne zum Kleberplatz, der in dieser köstlichen, Hellen Frühlingsnacht in seinen Dimensionen ebenso vornehm wie eben mäßig wirkte. Rings um den Platz zogen sich halbhohe rundgeschnittenc Bäume, deren zarte, grüne Blätter jetzt im Mondschein wie feines Silber leuchteten. Zur Linken erhoben sich die schmalen hohen Häuser vergangener Jahrhun derte. Und die leise plätschernde Fontäne schien murmelnd von der ereignisreichen Vergangen heit dieses Platzes zu erzählen, der mit der Geschichte der Stadt so eng verknüpft war. Von den Tagen glänzender Paraden, als die Schritte der französischen Truppen hier über den Platz dröhnten. Von den Tagen der Großen Revolu tion, in denen der berüchtigte Eulogius Schnei der zitternd auf der Guillotine stand, während die kokardentragendcn Bürgerinnen spottend die Carmagnole um ihn tanzten. Und jetzt mitten auf dem Platz, auf dem Sockel aus rotem Vogesen sandstein die Statue des Generals in erhabener Ruhe! In der Nähe des Platzes, wo jetzt unter dcni Denkmal das Herz des ermordeten großen Feldherrn in einem Sarg in einer kleinen Gruft ruht, hatte Kleber in einem der engbrüstig hohen alten Häuser des Gerbergrabens das Licht der Welt erblickt. Unter der Führung des Bonaparte trug er die Fahnen Frankreichs jungem Ruhme zu, bis ihn 1800 im Schatten der Pyramiden der Dolch eines Muselmannes tötete. Wo man im Elsaß in eingeborenen Kreisen vom „Monument" sprach, meinte man schlecht weg das Denkmal Klebers. Auf dem Platz fanden sich nun die Stu- dentcntrupps zusammen. Man formte sich zu einer anschließenden Reihe. Ter Gang um das Denkmal begann, sehr langsam, feierlich, die Häupter schweigend entblöst. In der Höhe seines Manneslebens dargestellt, blickte der General in ruhiger Größe auf die stumme Huldigung der Jugend. Ter sonst so nüchterne Louis Hagenauer wurde von der Romantik der Stunde ganz ge packt. Er trat aus der Reihe, während die andern sich unwillkürlich zum Halbkreis ihm gegenüber formten. Der Aelteste von ihnen winkte ihm mit einer leisen Geste ab, da es ver boten war, hier Reden zu halten. Aber über das elastische Naturell von Louis kam es wie der Rausch eines Demosthenes, als er die Augen sei ner Kommilitonen erwartungsvoll auf sich ge richtet sah. „Meine lieben Freunde! Ter Mann, dem dies Monument gilt, hat die Gloire von Frank- reich —" Aus dem Torbogen des Straßendurchgangs der Aubette tauchte plötzlich ein Behelmter auf. Auf einem Patrouillengang sah er vor dem Denkmal eine Gruppe stehen, und da er halblaute Worte hörte, schob sich im Mondschein seine .Helmspitze näher. „Ja, die Gloire von Frankreich hat er ver größert! U est wort «ous les ärapeaux äe »a patno. 6'est L oous waintenavt — daß wir den Stürmen und Anforderungen der Gegenwart —" Eine Unruhe trat ein. Auch die andern Studenten hatten nun den Schutzmann entdeckt. Die Affäre mit der Taverne lag ihnen vom Kar neval her noch im Magen. Sie begannen sich zu zerstreuen und nach allen Richtungen in den schmalen Winkelgassen zu verschwinden, die aus dem Kleberplatz einmündeten. (Fortsetzung in der Abendausgabe)
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