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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.08.1916
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19160825025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916082502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916082502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-08
- Tag 1916-08-25
-
Monat
1916-08
-
Jahr
1916
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emsiger Tageblatt Freitag, 2ö. August 1S1V Pikardie befinden wir uns in der Abwehr. Aber die Verteidigung Verduns, auf deren Hartnäckigkeit die Franzosen so stolz sind, und von der sie in aller Welt so viel Wesens zu machen verstehen, stützt sich auf den wuchtigen Rückhalt der stärksten Festung Frankreichs, ihren doppel ten Fortgürtcl und ein kunstvoll auägebauteS Verbindungsnetz von Feldbesestigungen. Schon das Angrlsssgelände an sich bietet durch sein stärket Ansteigen und die tiefen Einschnitte, di« «1 durchziehen, die überragenden kuppen, die et schützen, dem Angreifer ungleich viel höhere Schwierigkeiten als di« leichtgewellt« Ebene der Pikardie. Unsern Kämpfern an der Somme stand nur ein schmaler Gürtel von Schützengräben zur Verfügung, deren vorderste Linie, alt sie dem Erd boden gieichgemacht war, von der ungeheuren feindlichen Uebermacht nach siebentägigem Trommelfeuer im ersten Anlauf stellenweise über rannt, und damit für die Verteidigung vielfach ausgeschaltei werden konnte. Wat aber das Stärkeverhältnit anlangt, so ist et bekannt, daß bei Verdun die Franzosen uns in einer Ueberlegenheit gegenüber- standen, die an Infanterie sich zu unserer Stärke wie 2 zu 1 verhält. Dabei waren wir dort in der Rolle der Angreifer! An der Somme aber stellt sich das Zahlenverhältnis sedenfalls noch weit ungünstiger für uns. Und trotzdem ist der Geländegewinn unserer Feinde im ersten Monat ihrer Offensive noch nicht halb so groß alt der unsrige im ersten Monat vor Verdun! (Ucbrigens mag darauf hingewiesen werden, daß der Ge- ländegewinn, den die Franzoken erzielen konnten, fast doppelt so groß ist als derjenige der Engländer, während die Verluste der ersteren etwa halb so groß sind als die der letzteren.) Die Schlacht an der Somme stellt selbst gegen die Kämpfe bei Verdun noch eine Steigerung des Einsatzes an Menschen und Munition dar. Sie bildet den Höhepunkt der Kraftentfaltung unserer Feinde und der ganzen bisherigen Kriegsgeschichte. Vergleicht man den Einsatz und die Hossnungcn unserer Feinde mit ihren Erfolgen, so muh sich jedem unbefangenen Beurteiler die Erkenntnis ausdrängen, dah sie unsere Stellung zu erschüttern nicht die Macht besitzen. Zum ersten Male hat das bisher listig geschonte englische Heer gewaltige Verluste erlitten. An den nutzlosen Opfern trägt aber auch diesmal wieder Frankreich weitaus den größten Anteil. Ein weiter, blühender Landstrich Frankreichs ist durch die Iulikämpfe in eine grausige Trümmerwüste verwandelt. Dor fünfzig Jahren Die .Sächsische Nationalliberale Korrespondenz' schreibt: Am 26. August 1866 vereinigten sich inLetpztg unter Lei- tung des Professors Karl Biedermann hervorragende Männer Sachsens zu einer Versammlung, in der der Llberal-Natio- nale Wahlverein für Sachsen gegründet wurde. Kurz vorher hatten die kriegerischen Ereignisse des Jahres die Klärung in dec deutschen Frage gebracht und damit für Preußen in ihrer weiteren Wirkung, mit der Annahme der Jndemnitätsvorlaae durch den Landtag, den vierjährigen schweren Bersassungskonfllkt beendet. Am 26. September erstehen 24 liberale Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses, darunter Hammacher, Lasker, Twesten, von Anruh und von Bockum-Dolffs, tm ganzen IS Fort schrittler und 9 Männer vom linken Zentrum, eine von LaSker entworfene Erklärung, die zwar in der inneren Politik die Pflich ten einer wachsamen und loyalen Opposition, wie sie die Rechte des preußischen Volkes und die Zukunft Deutschlands einer ent schieden liberalen Partei auferlege, ausdrücklich betonte, die es aber als .dringendste Aufgabe' bezeichnete, .der Regierung in ihrer auswärtigen Politik den vollen Beistand der Landesvertre tung zu verschaffen'. Am 17. November konstituierte sich auf Grund dieser Erklärung, die also die Trennung von den beiden vorhergenannten liberalen Parteien vollzog, tm preußischen Ab geordnetenhaus«: .die neue Fraktion der nationalen Partei'. Am 12. Februar 1867 fanden die Hauptwahlen zum konstituierenden Norddeutschen Reichstage statt. Die Wahlen brachten der neuen Partei 79 Abgeordnete, die am 28. Februar, vier Tage nach Er öffnung des Reichstages, zur.Fraktion der nationale liberalen Partei' unter dem Vorsitz Rudolf von Ben nigsens zusammentraten. Für die nationalliberale Partei in Sachfen hat jene Leipzi ger Versammlung vom 26. August 1866 die erste Grundlage ge geben. Die Geschäftsstelle des Nationalliberalen Landesvereins für das Königreich Sachsen hak deshalb zur Erinnerung an die fünfzigjährige Wiederkehr jenes Tages ein Gedenkdlatt herausgegeben, das, in einfacher und dabei doch künstlerischer Ausführung gehalten, die Bilder der bisherigen ersten Vorsitzen den des Landcsvereinä wiedergibt: Biedermann, Stephani, Gensel, Habenicht, Gontard, Brandenburg. Das Gedenkblatt ist zum Preise von 50 Pf. für das Stück in der Geschäftsstelle, Leipzig, Töpferstraße 4, zu beziehen. Draußen tobt der Weltkrieg, in dem unser Deutsches Reich um sein Bestehen und seine Zukunft rinat, der aber auch gezeigt hat, daß der Reichsgedanke fest in den Aerzen der Deutschen, in allen Schichten unseres Volkes, verankert ist. Das muß der Par tei der Reichsgründung eine stolze Genugtuung sein, und wenn des Krieges Stürme schweigen, nach glorreichem Frieden, wird sie jener Tage festlich gedenken, die sie dem Volke und dem Vater lande gegeben haben. Der Gipfel fran-Sfischer Barbarei Viel« iibereinsiimmende Nachrichten bestätigen, wie di« «Nordd. A l l g. Z1schreibt, die Tatsache, Hatz in de« französischen Armee innerhalb des Kompanieverbandes besonder« Forma- llon « » ausgestellt werde«, di« den ausdrücklich«« Befehl «rhalten, bei einem Angriff in den genommenen Schütz««,rüde« z«rü»zudl«iben n«d dort all«ö L«b«nde «led«rzomach<». Di« Tr»pp«n, d«««n dt«s«s H«»b«ramt übertragen wird, bezeichnet die französische Dienfisvrache »lt .Le» «etto/eur«' sauf deutsch: di« Reiniger, Sänberer oder Äuskehrer). Ihr« Aasrüst»«, besteht a«s einem Revolver, «lnem Mester »nd einem Sach voll Handgranaten. Oh>« Erbarme« wird s«der «lnzelne, ob verw»d«t oder nicht» nledergeschossen oder erstochen, und da wagen unsere Feinde, so fragt die .Nordd. Allg. Ztg.', immer noch zu behaupte», dah wir Deutschen Barbaren seien und das Völkerrecht nicht achteten? Vie Geschichte dieses Krieges wird das Urteil fällen, aus »«lcher Seil« wahre Barbarei zu finden gewesen sei. Keinerlei menschliche Rücksicht mehr Die regelmäßigen deutschen Veröffentlichungen über die unglück lichen französischen Landsleute, di« den häufig geradezu sinn losen Angriffen französischer und englischer Flieger in Orten des be setzten belgischen und französischen Gebiets zum Opfer fallen, sind offen bar unseren Gegnern in hohem Maße unangenehm. Nachdem sie dazu viele Monat« in ohnmächtiger Wut geschwiegen haben, ist nun mehr in Belgien ein französisches Flugblatt gefunden wor den, dessen Ursprung sich aus seiner Ueberschrist ergibt: „Luftdienst. (Abteilung Beschießung und Nachrichten, 4. Geschwader A. E. P.)' Der Verfasser des Schriftstückes wagt, nachdem seit vielen Mo naten Tausende von Franzosen und Belgiern durch Ententeflieger ge tötet und zu Krüppeln gemacht sind, damit zu beginnen, daß er sagt: .Aus Furcht, unter der arbeitenden Zivilbevölkerung der okku pierten Gebiete Opfer zu verursachen, haben es die Verbündeten bisher sorgfältig vermieden, Gebäude selbst von hoher militärisch«! Bedeutung zu bombardieren, wenn sie weit hinter der Front und in mitten volkreicher Ortschaften lagen. Die verbündeten Nationen haben in voller Uebereinstimmung beschlossen, sich in Zukunft durch keinerlei menschliche oder gefühlsmäßige Rück sichten mehr beschränken zu lasten." DaS Flugblatt stellt dann vom 1. August ab — als ob vorher eitel Ruhe geherrscht hätte — zahlreiche Luftangriffe in Aussicht. Cs b«- tont, dah auch Eisenbahnzüge des friedlichen Verkehrs nicht davon ausgenommen werden würden. Es nennt als Ziele verschiedene Orte Belgiens und des Großherzogtums Luxemburg. Es schließt mit den Worten: .Die Personen, die getroffen werden könnten, sind es dann durch eigene Schuld und haben «S nur sich selbst zuzuschreiben. Die Ver bündeten lehnen von vornherein jede Verantwortung ab für die zahl reichen Menschen, die geopfert werden müssen im höheren Interests der Sicherheit der militärischen Maßnahmen.' Die ständige Rubrik der .Gazette des ArdenneS' wird also so bald kicht verschwinden: .Von ihren eigenen Landsleuten ge tötet.' Der neue Satt Taillaux (r.) Genf, 24. August. (Drahtbericht.) Die gestern gemeldeten Ausschreitung« in Vichy gegen das Ehepaar Caillaux tragen nach den jetzt vorliegenden Nachrichten einen weit schwereren Charakter, als bisher dekannlgeworden war. Herr und Frau Caillaux, die sich erst seit Donnerstag in Vichy aufhielten und Sonntag ad«nd gegen kö llhr an der Kurquclle waren, sahen sich den Angreifern gegen über vollkommen machtlos, so daß sich ihre Lage gefährlich ge staltete. Die Menge hieb mit Stöcken und Sonnenschirmen auf sie ein. Ein Begleiter Caillaux', offenbar sein Privatdetektiv, sucht die An griffe durch Faustschlä'ge abzuwehren, mußte aber, obwohl er von her kulischer Körperkraft war, bald den Widerstand aufgeben. Herr und Frau Caillaux machten vergebens Versuch«, zu entrinnen. Glücklicher weise befand' sich das Gebäude d«S RegierungSkommistariats für di« Vichyer Stadtquellen nur ein paar Schritt« entfernt. Man öffnete di« Tür beS Gebäudes und schloß sie sofort wieder hinter Herrn und Frau Caillaux. Die immer mehr anwachsende Menge, zu denen sich die zahl reichen, sich in Vichy aufhaltenden rekonvaleszenten Soldat«« g«fellt«n, belagerte jedoch das Gebäude. Di« Veranda und di« Fenster deS ersten Stockwerkes wurden mit Steinen «ingeschlagen. Inzwischen waren Gendarmeriesoldaten zu Fuß und zu Pferde in allen Ortschaft«« der Umgegend aufgeboten worden und langten auf dem Platz« an. Auch der Präfekt von Moulin und alle Zivil- und Militärbehörden von Vichy und Umgebung eilten herbei. TS wurden viele Verhaft tungen vorgenommen. AIS sich die Menge etwas zu beruhigen schien, verlieh Caillaux ohne sein« Frau das KommistariatSgebäude. Sobald er vor der Tür erschien, wiederholten sich jedoch die feindseli gen Kundgebungen mit größter Heftigkeit. Etwa tausend Personen stürzten sich auf den früheren Ministerpräsidenten, griffen ihn mit Stöcken und Steinwürfen an. Die Polizei war außer- stände, ihn zu schützen, so daß er von neuem in das KommistariatSgebäude flüchten mußte, von wo aus er und seine Frau noch in der gleichen Nacht nach Moulin flüchteten. Wie die Blätter berichten, beabsichtigte Caillaux, sein Recht zu wahren und nach Vichy zurückzukehren. Die Erregung ist aber derart, daß sein« Rückkehr neue schwere Unruhen Hervorrufen müßte. Am Dienstag wurde eine Kompanie d«S V2. Linien regiments mit Maschinengewehren nach Vichy geschickt. In den Straßen von Vichy ist eine Proklamation des Bürgermeister- ange- schlagen, in der die Einwohner an die Pflichten der Gastfreundschaft er innert und zur Aufrechterhaltung der Ruhe aufgefordert werden. SS Sette 2. Nr. 432. Abend-Ausgabe Die Schlacht an der Somme im Monat 3uli Dritter Teil. VI. Unverzüglich, nachdem am 1. Juli di« feindliche Absicht einer großen entscheidenden Gesamtoffensive beiderseits der Somme einwandfrei er- kannt war, wurden zur Unterstützung und Ablösung der Divisionen, die den ersten Anprall des Feindes abgefangen hatten, Verstärkungen an Infanterie und Artiileri« herangezogen. Aber das E.nsetzen d'eser Verstärkungen zwischen die bisherigen Grabenbesahnngcn und der Auf marsch der herancilenden Artillerie wurde dadurch bedeutend erschwert, daß beides mitten im tobenden Gefecht und unter der Einwirkung des rastlos wütenden feindlichen ArlilleriefeuerS erfolgen mußte, das nicht nur die Kampflinien, sondern auch das gesamte Hintergeiände ab suchte und auf eine Tiefe von mehreren Kilometer Tag und Nacht mit Lij^n überschüttete. Auch mußten die neuen Verteidigungslinien verstärkt, die Artilleriestellungen für die Masten namentlich am schweren Geschütz, die nach und nach in das Gefecht eingrlsfen, erst im Feuer geschaffen werden. Hier gab namentlich die wackere Armierungstruppe wieder einmal Beweise wahrhaft überwältigender Hingebung. Etwa um die Milke des Monats war die neue Verteidi gungsgruppe so weit eingerichtet, daß ihre Einwirkung auf den Gesamtverlauf der feindlichen Offensive sich entscheidend geltend zu machen begann. Schon die Ergebnisse, die der Feind am 14. im mittle ren Abschnitt erzielen konnte, standen nicht im entferntesten im Ver hältnis zu seinem Einsatz. Auch ließ sich mit steigender Deutlichkeit erkennen, daß der Feind auf' seine erste und eigentliche Absicht, den großen strategischen Durckbruch, immer mehr zu verzichten gezwungen war. Die Hauptrichtung seiner Angriffe zielte nämlich nicht mehr gegen das Mittelstück der Geländczonc; der ganze Abschnitt von Guillemont bis Maisonnrtte blieb von jedem stärkeren Druck in östlicher Richtung frei. Statt besten lassen sich zwei gänzlich auseinanderklasfcnde An- grtfsSrichtungen unterscheiden: Die Engländer drücken scharf nördlich auf den Abschnitt Thlepval—Longueval, die Franzosen In südöstlicher Richtung auf die Front Barleux—Soyecourt. Diese exzentrischen An- ^riffSstdße bedeuten den Versuch, die Verteidigungslinie, deren Durch reihung in senkrechter Richtung mißlungen ist, nunmehr parallel zu ihrem Verlauf zuritckzudrängen, .auszurollen'. Aber auch dieser Ver- such ist bei seinen immer wiederholten Erneuerungen unter den schreck lichsten Verlusten der Feinde zusammcngebrochen. Zunächst allerdings rafften Engländer und Franzosen noch einmal alle ihre Kräfte zusammen. Auf der ganzen Strecke von Pozidres bis Vermandovillers ging die Artillerie noch einmal ans Werk. Auf der 40 Kilometer langen Front stürmte am 2t). Iult der Feind: 17 Divisionen, 200 000 Mann rannten an, sollten den Erfolg erzwingen — und rannten doch nur, nutzlos geopfert, in den Tod. Schauerlich gelichtet mußten seine Reihen fast überall zurück. Nur westlich von Hardecourt drückten die Franzosen «ine unserer Divisionen in einer Breite von 3 Kilometer um 800 Meter aus dem ersten Graben in den zweiten am Westrande von MaurepaS zurück. Die Engländer hatten nicht den gering sten Erfolg gehabt. Und doch hatten gerade sie große, ausschwei fende Hoffnungen auf die Unternehmung dieses Tages gesetzt; sicher, nunmehr endlich durchzubrechen, hatten sie sogar Kavallerie in großen Massen hinter ihrer Front bereilgestellt, um nachzusloßen. Ein Teil dieser unglückseligen Reiterscharcn wurde zur Attacke angeseht und natürlich von unserer Infanterie wehrlos zusammengeschossen. Di« Engländer haben in ihrem Heeresbericht die Tatsache eines grohen, gemeinschaftlichen Angriffes überhaupt vollständig verschweigen müssen, die Franzosen haben ihre unbedeutenden Erfolge phantastisch aufgepuht, um sich über ihre furchtbare Enttäuschung in ihrer Art zu trösten. Von nun an haben die Feinde in Abständen von wenigen Tagen immer aufs neue versucht, mik Aufgebot ihrer ganzen Angrifsskrast, unsere jetzt fest ausgebauten Linien zu erschüttern. Am 22., 24., 27., vor allem aber am 30. Iuli setzten jedesmal auf größeren Frontabschnitten nach verschwenderischer Artillerievorbereitung wütende Infanlariestärm« ein, deren Gesamterfolg indessen gleich Null gewesen ist. Lediglich di« Trümmerstätke des Dorfes Pozidres fiel um den 25. tn die Hände der Engländer. Dies ist der einzige Fortschritt, den der Feind auf seiner ganzen Front im Laufe des letzten IulidrittelS trotz mehrerer Massen anstürme und vieler Tag und Nacht welkerlobender Einzelangrtffe hat erzielen können! Auch die inzwischen abgelaufenen drei ersten Augustwochen haben keine wejentliche Veränderung der taktischen Lage, sondern nur kleine Frontoerschicbungen gebracht. Den Gegnern ist es bei fortgesetzten äußersten Anstrengungen und blutigsten Verlusten nicht gelungen, noch nennenswerte Erfolge zu erzielen. Liner besonderen Hervorhebung be dürfen indessen die hartnäckigen Kämpfe, deren Ziel der Foureaux- Wald und daS Dorf Longueval am östlichen anschließenden Del oitte-Wald waren. An diesen beiden Punkten haben die Engländer seit Mitte des Monats zu immer wieder neuen verzweifelten Angriffen an- gesetzt, in deren Verlaus die genannten Stützpunkte mehrfach den Be sitzer wechselten. Der Heldenmut, mit dem hier unsere tapferen Magde burger, Altenburger, Anhaltiner, Torgauer und später die ruhmgekrönten Regimenter der Brandenburger und Sachsen dem wahnwitzigen Anprall vielfacher Ueberlegenheit und dem Tag und Nacht nicht aussehenden Hagel schwerer und schwerster Geschoße Trotz geboten Haden, kann hier nur mit höchster Bewunderung genannt werden. Er bedürfte einer eigenen Würdigung. VII. Lin Vergleich der Schlacht an der Somme und der Kämpfe bei Verdun drängt sich auf. Bei Verdun sind wir die Angreifer, in der »«»»EmiSwMMMMÜWSüWSWSMWWMtzMWwWWwMEwMSW« Der Dichter ist der Spiegel der Menschheit und bringt ihr, was sie fühlt und treibt, zum Bewußtsein. Schopenhauer. Deutsche Mode oder deutsche Typentracht? Avenarius schreibt im 2. Augusthest deS .Deutschen Willens' (Kunstwort): Was wir unter Tracht der Mode verstehn, darüber sind wir unS wohl einig. Heute der stoffverschendende Faltenrock, gestern der eng anliegende, gestern der schirmartige Riesenhut, heut« das balancierende Kopfnäpfchen, gestern vernünftige, heute Stöckelschuhe, gestern die Schleppe, heute da- kurze Kleidchen, gestern das .Plastisch«', heule das Platte. .Wünschen Sie zu lang oder zu kurz?' Oberster Grundsatz: Alles von gestern ist fad, alles von beute ist himmlisch bis morgen, wo eS fad wird. Also: Immer was andres, immer Nouveautö". Und waS verstehen wir unter Typentracht? DaS nächstliegende Beispiel wäre die Uniform, da aber die nicht Gegenstand freier Wahl ist, so wollen wir zunächst von ihr obsehn. Andere Beispiele: die Be- rufStrachten, di« Arbeitstrachten, die Sporttrachten. Der Metallarbeiter, der Hoharbeiter, der S'ubenmaler, der Radfahrer, der Turner, daS Hausmädchen, di« Pflegeschwester und ein« Menge andrer, die irgendein« Beschäftigung berufsmäßig auSüben, haben Typentrachten ausgebildet. Aber auch die Relsetracht ist fast schon Typentracht geworden, wo sie nicht, wie die schön so ««nannten .Dirndl-Kostüm«' spielerisch, sondern zweckmäßig für wirklichen RrlsegEdrauch hergestellt und gewählt ist. Ebenso haben wir ja Gartenkleider und Strahenkleider. Sie sind desto weniger Mode- und desto mehr Typenkleider, je mehr sie dem besondern Zwecke nicht nur vorgeblich, sondern wirklich dienen. Der individuelle Geschmack mik seinen Anpassungen wie mit seinen Ermüdungserschei nungen «nd Wechselreizen kann sich auch hier geltend machen.*) Moden- wie Typentracht stehn unter den gleichen menschlichen Be dingungen. Aber eS ist etwa- andere-, ob wir den geschlechtlichen Werberetz im Kleid« der jungen Mädchen au- Geschäftsgründen künst lich herautarbetten oder so weit walten lassen, wie da- von selber kommt, etwa- andere-, ob wir die Ermüdungserscheinungen an «Iner Form und *) Auch Innerhalb der heutigen Frauenbewegung Kat diese Auf- sassung begabt« und arbeittame Vertreterinnen. Ihr Organ ist die Zeitschrttt .Neu« Frau«nkl«idung und Frauenkultur' (Karlsruhe, Brarmsch« Lofbuchdrackerett. di« wir nochmal- s«hr der Beachtung empfehlen. Farbe von sich auS zum Wechsel führen oder des flotten Umsatzes Halder weit schneller als nach dem natürlichen Bedürfnis eintreten lassen. Und eS ist auch etwas anderes, ob wir als erziehende Konsumenten beim Konflikt mit wichtigen Zeilerfordernissen, wie jetzt der Stoffersparung, die Sünden der .Branche' milde, oder ob wir sie so entschlossen an greifen, daß den Geschäften durch Schaden die Einsicht kommt: diesen Faktor müssen wir künftig berücksichtigen. Im übrigen ist eben da- Typenkletd so gut Massenprodnkk wie da- Mobekletd. Und was den Weltmarkt betrifft, so wissen wir ja, wie sehr viel weniger die Erfolge der deutschen Herstellung eigentlichen Modesachen zu danken sind, als gerade den .typischen' Arbeiten, den nicht modemäßig .individuell', sondern aus Zweck und Material sachlich verarbeiteten Gaben jenes „deutschen Stils', den bei Bau und Baueinrichtung Dürerbund wie Werkdund und Dürerbund-Werkbund-Genossenschaft pflegen. Wenn man daS bet der Kleidung noch nicht mit gleichem Zielbewußtsein tut, so liegt daS, meine ich, an der eingangs erwähnten Langsamkeit der Aufgabenerklärung. Wir wollen ja alle miteinander Wertarbeit, .Qualität'. Brauche ich daran zu erinnern, daß daS Prinzip d«S .schnellen Umsatzes', also der Mode, gerade entgegengesetzt dem Prinzip Ist, zweckmäßig und solid, also Wertarbeit zu gestatten? Und daran, daß wir so nicht nur auS ästhetischen Gründen denken? Daß die Mode mit der Nachahmung des Reicheren als des .Feineren' sozial zu Übeln Folgen führt, zum äußerlichen Vormachen und zur Verplunderung mit billigen Sachen? Vor allem in höchstmöglicher Steigerung deS Nou- veaütöwesenS zur höchst unwirtschaftlichen Vergeudung von Arbeitskraft und Material? Nun kurz, wie ich für mein Teil die gegenwärtige Aufgabe «iner deutschen Kulturpolitik in Sachen der Kleider sehe. Ich glaube, daß wir zunächst ohne Rücksicht auf da- AuSland für un< selber nicht auf eine .deutsche Mode' htnarbelten sollten, sondern auf deutsche Typentrachten. Nicht auf daS schon seinem Begriffe nach schnell Wechselnde, Originalitätsüchtige, Nouveautömäßige, Launische, Ver schwendende, sondern auf das Beständige, das ahne Hoffnung oder Sorge auf Modewechsel Zweckmäßiges und Schönes zu bringen sucht. Auf einen Sachstil und auf einen Schönheits stil der menschlichen Bekleidung. Wenn irgendwann die Zeit dafür günstig war, ist sie eS unterm Ernst der Gegenwart jetzt. Linerleiheit, Nüchternheit und Reizlosigkeit empfehle ich damit durchaus nicht. Nach Farbe, Form. Stofswahi — tn allen Beziehungen wären Tnpenkleider der Individualisierung sogar besser zuaängig, als Modekleider, denn das Anpassen an die einzelne Gestalt und den einzelnen Fall wäre ja nicht durch Vorurteil« «nd Soggesttonen eingeschränkt, dir LteseS «nd >«««- für .aoSgrschlossen' erklärt«« nur, w«U es nicht Mod« ist. Trotz dem würden die Ermüdungserscheinungen, da- natürlich« Bedürsni- nach Wechsel für einen .Zeitstil' von selber sorgen, Notwendig wäre zur Befreiung von der Mode für den elnzelnrn, daß der Gedanke der Sachlichkeit al- Zweck- und Au-druck-gestaltung zu stärkerer SuggefltonSkrast aufwüchse, al- der Gedanke: da- darfst du nicht tragen, es ist nicht modern. Da Mod« immer noch letzten Lnd«S be deutet: laß über dich Part- regieren, so half« vi«ll«tcht dl« patriotisch« Erregung dabet. Vor allem aber: wir kämen so tn weit höherem Maße von dem Einschwenken aufs Kommando der Geschäftemacher loü, die uns ausschließlich ihrem .schnelleren Umsatz' zulieb an Geld tribut pflichtig und an Geschmack gefolgepflichtig machen, ohn« »ns dafür irgendwelche haltbare Werte zu geben. Annst rrn- Wissenschaft In der Neueinstudierung von Goethes Schauspiel .Torquato Tasso', das zur Feier des Geburtstages des Dichter- am Montag, den 28. August, im Alten Theater zur Aufführung gelangt, sind beschäftigt: Hermann Rudolph, Martha Arens, Anna Kernic, Kurt Stieler, Lothar Körner. Bahnenleitung: der Intendant. Anfang 8 Uhr. — LS wird besonders darauf aufmerksam gemacht, daß von Montag, den 28. August, bis Sonnabend, den 2. September (Meßwoche) di« Vorstellungen tm Neuen Theater um Uhr beginnen. Der Verband zur Förderung deutscher Theater kultur ladet zur Gründung-Versammlung nach Hildesheim etn; am 26. August findet abends 8 Uhr im Skadttheater di« geschlos sene Eröffnung-Versammlung statt. Hauptredakteur Wilh. L Gerst wird über dl« Vorarbeiten berichten, Prof. Dr. Vogeler-Htlde-Helm über .Wert und Bedeutung der Stadttheaker' sprechen. Daraus sol len die Satzungen beraten und die Wahlen vorgenommen werden. Am 27. August werden die beratenden Sitzungen fortgesetzt, und um 11 Uhr vormittags finden tm Skadttheater zwei öffentliche Vorträge statt: Schriftsteller Dr. Carl Theodor Kämpf-Berlin .Deutsch« Bühne und deutsche Sitte' und Dozent Dr. Ernst Leopold Stahl-Heidelberg .Deutsche Bühne und deutsche Bildung'. Abends 8 Uhr spricht RetchS- tagSabgeordneler Bibliothekar Dr. Maximilian Pfeiffer - München in einer öffentlichen Volksversammlung über .DaS deutsche Volk und di« deutfch« Bühne'. Wie tm verflossenen Winter, werden auch jetzt wieder im Haag Im Gebäude für Kunst und Wissenschaften ein« Reih« erstklassiger deutscher Opernvorstellungen vorbereitet. Wagner- Tristan und Isolde' mit IoqueS Urlus und Edyth Walker tn den Hauptrollen und mit Gustav Brecher alt Dirigent wird am 16. Oktober al- erst« Vorstellung gegeben. Dann folgt im Dezember .Lohengrin* mit d«m L«nor Iablowker tn d«r Titelrolle, im Ianuar wird dec .Rosenkaoalter' «nter »«rsSnltcher Leituna v«n Richard Vlnuch
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