Volltext Seite (XML)
Nummer 173—Z4.Iahr« vol Erscheint 0 mal wSchentllch. Monatlich« Bezugspreis 7,70 NM. Einzelnummer 10 Psg., sie Somiabend-, sowie Sonntag, und 8-sttagnummer 70 Psg. und V Ausgabe ächMe sseUun B-rlagsort Dresden. — Anzeigenpreis«: die lspalt 77 breite Zeil« l> Psg. — für Familienanzeigen und Slellengesuchg il Psg. — Für Platzoorschristen können wir leine Tewiih- letsUG Redaktion: Dresden-A.. Pollerstratze 17, Fernruf 70711 u. 71017 EeschLslsflell«, Druck und Verlag: Germania Buchdruckerei und Verlag Ih. und G. Winkel, Polierstrahe 17, Fernruf 71017, Postscheck: Nr. 1070, Bank: Stadtbank Dresden Nr. «707 Donnerslag, 1. August 1SZS Fm Fall« von höherer Gewalt, Verbot, «inlretender Betrieb« slörungen hat der Bezieher oder Inserent lein« Ansprüche falls di« Zeitung in beschränktem Umsauge, verspätet nicht erscheint — Erfüllungsort Dresden. - - — — — «» S Völkerbmdsmandat sm Abessinien? Cm Vorschlag zur Lösung -er Krise Mr wlrlschastllche Zugeständnisse für Ztallen ohne das geringste politische oder gebietsmäßige Privileg London, 31. Juli. Times weist in einem Leitartikel auf die britischen Interessen in Afrika und auch in Indien hin, die von Ita liens Politik in Abessinien in Mitleidenschaft gezogen würden und sagt, es sei jetzt klar, das; Mussolini nach der politischen Kontrolle über ganz Abessinien oder doch den gröstten Teil des Landes strebe. Sein Anspruch und be sonders die Methode, durch die er uorgebracht werde, sei eine Herausforderung des Kellogpaktes und würde im Falle ihrer rücksichtslosen Durchführung auch andere italienische Verpflichtungen zerreitzen. In einer Meldung über die gestrige Unterredung zwischen Laval und Eden deutel der Pariser Kor respondent der Times an, daß daran gedacht werde, Abessinien aufzufordern, sich einem gemein samen Al an dal von Völkerbunds Mitgliedern zu unterstellen. Das Mandat würde in der Ernen nung eines Oberkommissars und dem Eintritt von Völ kerbundsbeamten in die abessinische Verwaltung Ausdruck finden. Italien würde seinen vollen Anteil an örtlichen Konzessionen, aber keine aus- schl ietzliche Aufsicht über Abessinien erhalten. Die Gegenleistung an Abessinien würde in dem Schutz und dem finanziellen Beistand des Völkerbundes bestehen. Der Pariser Korrespondent der Morning Post be richtet, der Gedanke eines Einschreitens des Völkerbundes in Abessinien mit der Begründung, dost Abessinien es unterlassen habe, alle Verpflichtungen eines Völkerbunds mitgliedes zu erfüllen, habe anscheinend neuerdings mehr Beachtung gefunden als früher. Eine solche Methode würde die Befriedigung der Ansprüche Italiens auf wirt schaftliche Ausdehnung ermöglichen und gleichzeitig Abes sinien gegen eine einseitige Oberherrschaft schützen. Was sagt Abesfinlen dazu? Paris, 81. Juli. Der Motin loht sich aus London melden, dost noch einer Depesche aus Addis Abeba dem Negus neue Vor schläge f ii r eine friedliche Lösung des italienisch abessinischen Konfliktes unterbreitet worden seien. Der Ursprung dieser Vorschläge wird nicht näher angegeben. Es wird angeregt, Abessinien unter ein internationales, vom Völ kerbund abhängiges Mandat zu stellen, aus Grund dessen Italien gewisse wirtschaftliche Zugeständnisse erhalten könnte, ohne das geringste politische oder gebietsmästige Privileg zu erlangen. Als Gegenleistung für dieses Mandat soll Abessinien gegen jeden Angriff von auhcn her Garantien erhalten. Ferner kann der Negus nach freiem Ermessen seine Berater und Verwallnngs- bcamlen unler sämtlichen Mitgliedsstaaten des Völkerbundes wühlen. — Die Negierung in Addis Abeba habe, so heiht cs in der Meldung weiter, den Eingang der Vorschläge bestätigt, ohne im einzelnen darauf zu antworten, doch soll der Negus haben durchblicken lassen, das; er nicht grundsätzlich Einspruch gegen einen europäischen Einfluss in Abessinien erheben würde, vor ausgesetzt, das; dieser rein wirtschaftlicher Art sei. > Er habe gleichzeitig erklärt, das, das abessinische Volk lieber in Wohlstand unter den Auspizien Europas leben, als arm in einer völligen Unabhängigkeit bleiben würde. Laval und C-en auf -em Weg nach Genf Paris, 31. Juli. Ministerpräsident Laval ist in Begleitung des eng lischen Vötkerbundsministers Eden am Dienstagabend nach Genf abgereist. Die Unterredung z,viscl>en Eden und Laval am Dienstagnachmittag dauerte nur wenig länger als eine hall«! Stunde. Laval erklärte Pressevertretern: Wir haben nnter allen Gesichtspunkten die gesamten Probleme geprüft, die in Gens aus der Tagesordnung stehen. In Genf werden wir Gelegenheit haben, unsere Besprechungen fortzusetzen. Uebereinstimmend urteilt die M o rg e n p re s s e, datz der Meinungsaustausch, den Laval und Eden am Dienstag in kjZoris hätten, noch keine Einigung über die in Genf einzuschla gende Taktik gebracht habe, das; aber rein stimmungsmützig die Atmosphäre besser geworden sei und die Aussichten sür eine Lösung nicht mehr allzu l>essimistisch beurteilt zu werden brauchten. Genf, 8l. Juli. Der sowsetrussische Aus;cnminlster Litwinow, der bei der am heutigen Mittwoch beginnenden Ratstagung wieder den Vorsitz führen wird, ist Dienstag nachmittag in Gens eingctros- fcn. Mitglieder der italienischen Abordnung haben be reits Dienstag abend mit den zuständigen Beamten des Völker bundssekretariates Fühlung genommen. Im Laufe des Mitt- wochvormittags wurden die iiblicl>en Vorbesprechungen, bei de nen dieses Mal überhaupt der Schwerpunkt der ganzen Rats tagung liegt, ausgenommen. Die eigentliche Tagung wird Mittwoch um 17 Uhr beginnen, und zwar mit einer nichtöffentlichen Sitzung. Zn öffentlichen Verhand lungen dürfte es varnnssichtlich erst dann kommen, wenn die Richtung, in der die Verhandlungen sich bewegen sollen, eini germatzen seststeht, Keine Aushebung -er Mgliedssperre Der Reichsschatz m e ister gibt lx kannt: Es bestehl Veranlassung, aus meine verschiedenen Ver fügungen betreffend die Sperre der Ausnahme in die NSDAP, hinzunuisen und zu betonen, das; bie Mitglieds sperre geinätz meiner Verfügung vom l>>. April It>:i:l und d>n hierzu ergangenen ergänzenden Versiignngen vom 29. Inni 1933, 28 September 1933, 18. 'März >1'81, 2, OkloGr 11>81 und 11. 'Mai 1933 nach wie vor zu Recht bestehl. Gesuche um Ausnahme oder Wiederaufnahme al» Mitglied in die NSDAP, find deshalb zwecklos. Falls in der Folgezeit Lockerungen der Mitglicdssperre sür einzelne Gmuzebiete verfügt iverden, ergeht jeweils eine geson derte Weisung der Reichslcitung an die stressenden Gautei- tungen. 'München, den 29. Juli 1933. gez.: Schwarz. deutsche protestversamrnlungen gegen Laguardia Newyork, 31. Juli. Die vereinigten deutschen Verbände hielten hier zwei von mehreren tausend Teilnehmern besuchte P r o t c st v e r s a m m l u n ge n gegen Bürgermeister Lagu a r- dia lNewyorks ab, wobei alle lwdcutenderen deut schen Vereine Newyorks mit einer Gesamtzahl von über ISO ü 0 9 Mitgliedern vertreten waren. die nene niederländische Regierung Den Haag, 31. Juli. Die neue Regierung Colijn entspricht in ihrer Zusammensetzung im wesentlichen dem bisherigen Ka binett. Tie vollständige Ministerliste hat nachstehendes Aus sehen: Präsidium. Kolonien und Landesverteidigung: Dr. Eolijn. Inneres: de Wilde. Handel' und Industrie: Professor Dr. Ge- lissen. Landwirtschaft und Fischerei: Dr. Deckers. Justiz: min Schaik. Auswärtiges: de Graesf. Unterricht. Kunst und Wissen schaften: Professor Slotemaker de Bruine. veffenlliclie Arbeiten: van Lidl de Ieude. Finanzen: Dr. Out. Soziale Angelegenhei ten: Dr. Slingenl'erg. Obwohl die neue Regierung eine autzerzmrlamentarische sein soll, ist es doch lwmerkenswert. das; sie sich wieder Uns Per sönlichkeiten der 3 grotzen biirgerlicixn 'slarteien, Katholiken. Antirevolntionäre, Christlich-Historische, Lilvrale und Demokra ten zusammensetzt. Von den ans obiger Liste vorkommenden M'rsonlichkeiten gehören die leiden ersten der Anlirevolutionären Partei, die drei folgenden der Katholischen Partei und die G'>- den letzigenannlen der demokralisän'n Partei an. Der Anken- Minister gilt als ;mrteilo». während der llnterrichtsminister Mitglied der Christlich Historisten 'startet und der Minister für össentllä-e Arl»eilett Mitglied der Liberalen Partei ist. Alan erwartet, datz sich die Regierung entweder noch Ende dieser Woche oder im Laufe der nächsten We»ä>e der Zweiten Kammer vorstellen und die 'Isthandtnna der Svarvorlam' Zn Ende füh ren lassen wird. Danach dürste das Parlament in die Ferien gel-en. Prüfstein Gens Nach dem wechselvollen und häufig von scharfen Tönen begleiteten diplomatischen Spiel der letzten Wochen tritt heute in Genf der Völkerbundsrat zusammen, um über die Möglichkeiten eines weiteren Schlichtungsverfahrens im italienisch-abessinischen Streitjall zu beraten. Bis zur letz ten Minute vor Beginn der Sondersitzung der Ratsmilglie- der haben zwischen de» Vertretern Englands, Frankreichs und Italiens Besprechungen staltgesnnden, um einen Weg ausfindig zu machen, der wenigstens scheinbar eine vor läufige „Sicherung des Friedens " zeitigen und dadurch das schon seit langer Zeit nicht mehr in hohem Kurs sichende Ansehen der Genfer Institution notdürftig reuen soll Dass Italien hierbei dem Bestreben der Völkerbunds« ceunde, den Schein zu wahren und nach den schmerzlichen Erfahrungen im Fernost-Konslikt und im Chaco-Krieg ein dieses Mal zweifellos vernichtend wirkenden neuen Mitzersolg zu ver hindern nur insoweit entgegenlommen wird, als es sich mit den Plänen für sein afrikanisches Unternehmen ver einbaren lägt, steht fest. Alan ist sich in Gens darüber klar, das; die auf der heute beginnend.n Tagnng zu treffenden Entscheidungen keinen vorbereitenden Charakter mehr haben, sondern das; es Entscheidungen über .Krieg und Frie den sind, denn mit halben Magnahmen ist die Kriegsgefahr, die in Afrika droht, nicht mehr zu bannen, und ein nach oft bewährtem Muster erzieltes wän.'riges Kompromis; würde dieses Mal seinen Zweck, den B'stand des Bundes noch einmal zu retten und ihn vor d<m völligen Auseinander fall zu bewahren, verfehlen, da die vorauszujchcnde weitere Zuspitzung des Konslitts und der vielleicht nach wenigen Wochen schon anbrechende offene Krieg das gerade Gegen teil der gewünschten Wirkung zur Folge haben würde. Die Tatsache, datz die Genfer La «ung — wenn aua, verspätet — überhaupt zustande gekommen ist, ist lediglich dem Umstand zu danken, das; Abc Pinien zunächst seine For derung, den Konflikt nach dem Arlitel 13 der Völkerbunds satzung zu behandeln, der bekanntlich die Versahrensvor- schristen enthält, die dann angewendet werden sollen, wenn zwischen Natsmitgliedern Meinungsverschiedenheiten be stehen, die zum Kriege führen können, zuriiägestellt hat und sich einverstanden erklärte, das; in Gens .ediglich über die Weiterführung schiedsrichterlicher Verhandlungen beraten werden solle. Auf der Maitaguna batte d r Rat bekannt lich die Ingangsetzung eines Schlichtungsveriahrens be schlossen, mit der Matzgabe, das;, wenn der aus je zwei Ver tretern beider Parteien gebildete Schlichinngsausschus; bis zum 23. Juli nicht zur Einigung komme, der Ausjchus; unter dem Vorsitz eines neutralen Obmannes einen Schiedsspruch fällen solle. Hierfür wurde eine Frist bis zum 23. August gesetzt. Dieser Beschlug der Maitagung batte weitgehend dem italienischen Standpunkt Rechnung g ragen, das; kein Völkerbundsorgan, sondern der aui Grund des italienisch abessinischen Vertrags von 1928 eingesetzte Schlichtungsaus- schns; die Behandlung des Streites in der Hand haben solle. Man weis;, das; nach wenigen Tagen der Schlichtungsaus- jchus;, der in Scheveningen tagte, ergebnislos auseinander ging, das; über den siinsien Schiedsrichter keine Einigung er zielt wnrde, so das; automatisch die Voraussetzungen sür ein ernentes Eingreifen Genfs gegeben waren. Ans der Vasis dieser Schlichtnngsversiiche soll nun weiter verhandelt wer den. Ob es in einem Stadium weit vorgeschrittener italie nischer Kriegsvorbereitnngen, denen Abessinien naturgemäs; mit entsprechenden Eegenmastnahmen begegnet, überhaupt noch einen Sinn hat, das Schlichtungsverfahren gemäst dem italienisch-abessinischen Abkommen von 1928 durchzusühren, ist eine Frage, die man schwerlich mit einem Ja beantwor ten kann. Das Bestreben, die Erörterung des Streitsalles in Genf aus das Schlichtungsverfahren zu beschränken und so unter allen Umständen eine Anwendung der immer wieder als kriegsverhiitend gepriesenen Mittel der Artikel 13 und 11 des Völkerbundes zu verhindern, ist merkwürdigerweise ge rade von den Ländern am stärksten verfolgt worden, die den in der Genfer Institution zum Ausdruck gebrachten Kollck- tivgedanken sonst als das einzigste und sicherste Instrument zur Erhaltung des Friedens und zur Wahrung des Rech tes zu preisen pflegen. Dem Völkerbund sind bei dem gegenwärtigen Kriegsgefahr ankiindigenden Stand des Streitfalles seiner Satzung gemäst ganz bestimmte Aus gaben vorgeschrieben. Man denkt jedoch nicht daran, nach dieser klaren Sachlage zu handeln, sondern machte schon den Zusammentritt des Rates zum Gegenstand von Verhand lungen. die den Eindruck erwecken mutzten, als ob unter ge wissen Umstünden das Funktionieren des Völkerbundes von anderen Momenten als von den Vorschriften seiner Satzung abhängig gemacht werde. Man wird schwerlich behaupten wollen, das; eine derartige Haltung dem oft genug erschütter ten Ansehen de« Bunde» dienlich sei oder etwa den Wert de» KoUekttvaedanken, t« der internationale« Politik er-