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9!r. 280 SchrlstlMua, « Eoknabend, den 3. 3uni ^Nlpr.»-Än,chlu» Rr. NSL. NM und NSS4 1010 Ser englische Bericht öier die Seeschlacht Der deutsche Tagesbericht Do- Wölfische Bureau meldet amtlich: Grotzet Hauptquartier, 3. 3uni. Westlicher Kriegsschauplatz Gestern mittag eroberten württembergische Regimenter im Sturm den Höhenrücken südöstlich von ZiHebe Ke (süd östlich von Bpern) und die dahinter liegenden englischen Stellungen. Et wurden ein leichtverwundeter General, ein Oberst und 13 andere Offiziere, sowie 350 unverwundete und 168 verwundete Engländer gefangengenommen. Die Ge- fangeuenzahl ist gering, weil der Verteidiger besondert schwere blutige Verluste erlitt und außerdem Teile der Be satzung aut der Stellung flohen und nur durch unser Feuer eingeholt werden konnten. In der Nacht einfehende Gegen angriffe wurden leicht abgeschlagen. Nördlich von ArraS und in der Gegend von Albert dauert der Artilleriekampf an. In der Champagne südlich von Ripont brachten unsere Erkundungtabtellungen bei einer kleinen Unter nehmung über 200 franzöfische Gefangene ein. Westlich der Maat wurden feindliche Batterie« und Befestigungtanlagen mit pchlbarem Erfolge bekämpft. Oestlich der Maat erlitten die Frauzofen eine weitere Niederlage. 3a den Morgenstunden wurde ein starker An griff gegen nufere neugewonnenen Stellungen südwestlich des Laillekte-Waldet abgeschlagen; weiter östlich haben die Franzosen auf dem Rücken südwestlich von Daux gestern in sechsmaligem Ansturm versucht, in unsere Gräben einzu dringen; alle Vorstöße scheiterten unter schwersten feind lichen Verlusten. 3u der Gegend südöstlich von Vaux sind heftige, sür uns günstige Kämpfe im Gange. Am Osthange der Maat- höhen stürmten wir das stark ausgebauke Dorf Damloup; 520 unverwundeke Franzosen (darunter 18 Offiziere) und mehrere Maschinengewehre fielen in unsere Hand. Andere Gefangene gerieten bei der Abführung über Dieppe in das Feuer mehrerer französischer Batterien. Feldartillerie holte über Vaux einen Farman-Doppel- decker herunter. * * * Der im gestrigen Tagesbericht erwähnte, westlich von Mörchingen abgeschoffene franzöfische Doppeldecker war das vierte von Lk. Höhndorf niedergekämpfke Flugzeug. Oeftttcher und BalkanLriegsfcharrplatz Außer Patrouillengefechten keine Ereignisse. Oberste Heeresleitung. * * * Berlin, 3. Juni. Um Legendenbildungen von vornherein enkgegenzukreten, wird nochmals festgestellt, daß sich in der Schlacht vor Skagerak am 31. Mai die deutschen Hochsee- streitkräfie mit der gesamten modernen englischen Flotte im Kampf befunden haben. Zu den bisherigen Bekannt- machungen ist nachzutragen, daß nach amtlichem eng lischen Bericht noch der Schlachtkreuzer „3nvineible" und der Panzerkreuzer „Warrior" vernichtet worden Pud. Bel unt mutzte der kleine Kreuzer „Elbing", der in der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni infolge Kollision mit einem anderen deutschen Kriegsschiff schwer beschädigt worden war, gesprengt werden, da er nicht mehr eingebracht werden konnte. Die Besatzung wurde durch Torpedoboote geborgen bis auf den Kommandanten, zwei Offiziere und 18 Mann, die zur Sprengung an Bord geblieben waren. Letztere find nach einer Meldung aus Holland durch einen Schlepper nach Imuiden gebracht und dort gelandet worden. Der Chef det Admlralstabes der Marin«. Die Stärke der italienischen Streitkräfte <D Lugano, 3. 3uni. (Drahtbericht.) Bon gut unterrichteter Seite erfahre ich über die Stärke der Sreitkräfte, über die Italien, in diesem Augenblicke verfügt. Das Feldheer besteht, vielmehr bestand, aus 1200 000 gutausgeblldeten Truppen. Hiervon gehen, mindestens 300 000 Mann durch KriegSverlust, (Tot«,' Verwundete, Versprengte und Gefangene) ab, 50 000 Mann befinden sich in Afrika, 60 000 in Dalona, 100 000 als Reserven in Si zilien und Süditalien, das sind zusammen 500 000 Mann, die für den eigentlichen Kampfplatz in Wegfall kommen. Gegen die öster reichische Offensive hat Italien also nur 700 000 Mann gutausgebildeter Truppen, die auf der Isonzo- und Tren- tinofront zu verte,len sind, abzüglich der rückwärts aufzustellcnden Reserven. Hierzu kommen noch 800 000 bis 1 Million gar nicht oder ungenügend ausgebildeter Mannschaften mit ebenso mangelhaften Offiziers- und Unteroffizierskorps. Zwar hat Italien im Verlause des Krieges etwa 10 000 Offiziere .produziert' und ins Heer ein- gestellt, aber die aus .Schnellkursen' hervorgegangenen neuen Offi ziere stehen natürlich nicht auf der wünschenswerten Höhe. Dazu kommt noch di« verhältnismäßig geringe Anzahl von Geschützen, besonders der Mangel an schwerer Artillerie, endlich der Mangel an Pferden. Bei der Artillerie fällt noch in Betracht, daß diese zu annähernd gleichen Teilen aus Kruppschen und sran. zösischen Kanonen besteht, was die einheitliche Artillerietätigkeit sehr stört. (.D.T.') Don der englische« Admiralität zugegeben« Verluste "tb. Loabon, 2. 3unt. (Drahtbericht.) Die englische Admiralität gibt amtlich bekannt: 3n der Seeschlacht find folgende Schiffe unserer Flotte gesunken: .Queen Mary", »Indesaklgable", .Inotncible", «Defenee», «Black Prinee», Turbulent", «Tippe rary», «Fortune", «Sparrowhawk", «Ard ent"; andere Schiffe werden noch vermißt. "td. London, 3. 3uni. (Drahtberlcht.) Zn einer Mit teilung der Admiralität wird außer den bereits zugegebenen Verlusten noch gemeldet, daß der Panzerkreuzer „Warrior", der kampfunfähig wurde, nachdem er int Schlepptau ge nommen war, von der Mannschaft verlaßen werden muhte. Ferner sei von sechs weitere« Torpedoboots- zerstdrer« »och ß et»» M^IZ uMq ßogngen sei kein britisches Schlachtschiff und kein leichter Kreuzer gesunken. Augenzeugen über die Seeschlacht vvtb. Esbjerg, 2. Ionl. (Drahtbericht.) Hiesige Fischer, die heute hierher zurückkehrten, waren, wie .Esbsergs Avis' berichte», gestern früh etwa 50 Seemeilen westnordwestllch von Vyl-Feuerschiff Augenzeugen des letzten Teiles der Seeschlacht. Mittwoch abend hatten sie eine Flotte von etwa SO Schiffen in nörd licher Richtung fahren sehen. Am Donnerstag früh war ihre Zahl noch bedeutend größer. Gegen 2 Uhr nachts bemerkten sie starkes Geschühfeuer. Sin rasender Kamps zog sich südwärts, bei dem deutsche und englisch« Schiffe durcheinander kreuzten. Die Fischer sahen einen Kreuzer sinken; an der Stell« seines Unterganges worden später drei leere Rettungsboote gesichtet. tu. Kopenhagen,^ Juni. (Drahtbericht.) Der Kapitän des dänischen Dampfers «Näsborg", der vorgestern mit einer Kohlenladung aus Sunderland hier eintras, berichtet über die Seeschlacht noch folgendes: Die «Räsborg" sei nur eine Meile von dem nächsten Kriegsschiff entfernt gewesen, so daß die Kanonade, die ständig zu genommen habe, auf di« Mannschaft eine ohrenbetäubende Wirkung hatte. Trotz der geringen Entfernung sei es jedoch un möglich gewesen, Einzelheiten des Kampfes zwischen den von mächtigen Rauchmasse» umhüllten Kriegsschiffen festzustellen. Wenn der Rauch sich bisweilen verzogen hakte, konnte man sehen, wie sich die Kriegs schiffe gegenseitig mit Geschossen überschütteten. Große Feuer- säulen seien emporgeschlagen, vermutllch infolge der Explosion von Munition. Man habe auf der „Räsborg' sieben derartige Feuerfäulen gezählt und gefehea, wie mehrere Schiffe sich auf die Seite legten. Während des Kampfes seien beständig neue Schiffe aus allen Richtungen herangedampft. Nach seiner Ansicht hätten im ganzen SO große Schiffe am Kampfe teil- genommen. Es sei aber unmöglich gewesen, die deutschen von den englischen Kriegsschiffen zu unterscheiden. (.K. A") Vizeadmiral Hipper, der die Aufklärungsschiffe in der Seeschlacht im Skagerrak befehligte, ist geborener Bayer. Er trat im Frühjahr 1881 in die Marine ein und erhielt seine Ausbildung auf den Schiffen .Niobe', .MarS" und .Leipzig". 1884 wurde er zum Leutnant, z. S., 1888 zum Oberleutnant z. S., 1895 zum Kapitänleutnank, 1901 zum Korvetten kapitän, 1905 zum Fregattenkapitän und 1907 zum Kapitän z. S. be fördert. Als junger Offizier tat er Dienst auf den dem Schulqeschwader angehörenden Schiffen .Prinz Adalbert", .Stein' und .Stosch' und fand dann in. den Jahren 1890 bis 1894 vorwiegend Verwendung in der Torpedowafte, die auch in-der Folge seln Spezialgebiet, blieb. Vom Jähre 1902 viS 1905 war Hipper Kommandeur der II. Torpedo-Abteilung und gleichzeitig Chef einer TorpedobootSflotttlle. Im Sommer 1906 be- fehligte er den kleinen Kreuzer .Leipzig" während der Probefahrten und wurde dann Kommandant des Panzerkreuzers .Friedrich Karl', bzw. von Frühjahr bis -erbst 1908 des Panzerkreuzers .Gnetsenau'. Im Herbst 1908 wurde Hipper Kommandeur der 1. Torpedodiviston. Bereits vor seiner Beförderung zum Konteradmiral (Januar 1912) war er mit der Wahrnehmung der Geschäfte des zweiten Admirals der Aufklärungs schiffe beauftragt. - Der Führer.der siegreichen Hochseeflotte Vizeadmiral Scheer ist ein geborener Hanauer und Sohn des verstorbenen Oberlehrers an der Hanauer Oberrealschule Professors Dr. Scheer. Griechischer Protest gegen de« Vormarsch der Vulgaren (r.) Athen,. 2. Iwlt. (Lig. Drahtberlcht.) Die Regierung hat ihren formellen Protest gegen den Einmarsch der Bul- garen allen Kabinetten überreicht. Dieser Vorgang ist analog den Schritte«, die di« griechische Regierung bei de» Landangen der Entente trappen unternommen hat. tu. Bafel,'3. Juni. (Drahtbericht.) Der .Mattn" erfährt aus Sa loniki: Man meldet, daß die zwanzig Kanonenschüsse, mit denen die Bulgaren im Fort Rüpel empfangen wurden, in die Luft abgegeben worden seien. Die Artilleristen erklären, sie hätten auf Weisung der Regierung nur eine platonische Demonstration vorgenommen und es beruhe nur auf einem Mißverständnis, daß ein« Kompanie griechischer Infanteristen das Gmvehrfeuer auf die Bulgaren eröffnete. ( Frkf. Ztg.') Deutsche Zukunft Von Univcrsitätsprofessor Dr. 3. Reinke-Ktel Mitglied des P r e u ß i s ch e n H e r r e n h a u s e - Unter der Uederschrift .Fragen an Deutschlands Zukunft" hat 3. E. Freiherr von Grotthuß im „Türmer' eine bemerkenswerte "Abhandlung veröffentlicht, auf die ich im vaterländischen Interesse Hinweisen und zu der ich Stellung nehmen möchte. Der Verfasser geht davon aus, wie wir plötzlich aus unserer Friedensarbeit für „Wcttkultur" und .Weltwirtschaft" in diesen Krieg hineingeglttten sind, durch den unsere Feinde uns vernichten, uns als Teilhaber an der Weltwirtschaft austilgen möchten. Er hebt dann hervor, baß wir .Freiheit der Meere" auch in einem künftigen Kriege nur so weit haben werden, als wir über die Macht verfügen, sie durchzusetzen. Auch aus einem verlorenen Kriege wird England noch mit einer gewaltigen Ueberlegenheit feiner See rüstung hervorgehen. Doch für wie lange? Der Nimbus ist ein mal hin. Wir aber müssen auch in Zukunft unsere Lebenskraft auS der Landmacht schöpfen; der Weg zur größeren Seemacht geht durch eine größere Landmacht, was eingehend begründet wird. Auch dieser Krieg wird eine Etappe bleiben; doch eine Etappe zu unserem Aufstiege und zu Englands Niedergange, und der Tag wird kommen, wo England uns lieber als Stühe an seiner Seite, denn als Gegner sehen wird; darüber läßt sich erst reden, wenn eS so weit gekommen ist. 3st England auch heute der Erzfeind, so fragt es sich doch, wer uns auf die Dauer gefährlicher ist, England oder Rußland. Grotthuh erinnert an die Tatsache, daß Kaiser Alexander Hl. die Erneuerung des deutsch-russischen Rückversicherung-Verträge- beantragte, und daß nach Ablehnung dieses Antrages durch Eaprivi sich die völlige und grundsätzliche Abkehr der russischen Politik von Deutschland vollzog. Er unterläßt aber einen Hinweis darauf, daß 1898 3oe Chamberlain uns ein englisches Bündnis an bot, was gleichfalls zurückgewiesen wurde; ich möchte von da ab die offensive Feindschaft Englands gegen uns datieren. Als ich im Herbst 1913 in Birmingham, dem alten Wahlkreise Chamberlains, weilte, wurde ich beim Politisieren mit mir befreundeten Eng ländern wiederholt auf die Bemühung Chamberlains um ein Bündnis mit uns und zugleich darauf hinqewiesen, daß nach er haltenem Korbe dieser einflußreiche Politiker einen deutschfeind lichen Kurs gesteuert habe. .Das war keine gute Politik auf deutscher Seite", sagte man mir, .sie kann für unsere beiden Län der einmal schlimme Früchte tragen". — Haben wir uns durch die Ablehnung beider Anträge zwischen zwei Stühle gesetzt? 3ch glaube, daß es praktisch unfruchtbar ist, mit der Vergangenheit zu rechten; in bezug auf Rußland meint auch Grotthuß, daß der Zusammenstoß auf die Dauer nicht zu vermeiden war. Nur eine Möglichkeit gibt cs nach ihm, die russische Gefahr abzuwenden und künftig mit Rußland in Frieden, ja in Freundschaft zu leben: das ist die gewaltsame Zurückdrängung Rußlands vom Westen mit dauernder Ablenkung nach dem Osten. Ebenso würden wir mit dem britischen Löwen erst dann auskommen können, wenn wir ihn durch unsere Waffen gezähmt hätten. Beides sollten wir schon heute begreifen, weil wir in der Schmiede von Deutschlands Zu kunft arbeiten. .Holten wir fürs erste einmal fest, daß Rußland auf die Dauer, England aber jetzt unser gefährlichster Geg ner ist. Es lassen sich schon daraus weittragende Schlüsse ziehen; mit den Halbheiten kommen wir nun einmal nicht mehr durch." Grotthuß wendet sich dann dem mitteleuropäischen Gedanken zu, .in dem viele geradezu den politischen Stein der Weisen erblicken". Auch er sieht in der Verbrüderung des Deut schen Reiches mit Oesterreich-Ungarn ein außer Frage stehende-, ein selbstverständliches Ziel; Bulgarien und die Türkei sind diesem Bunde anzugliedern. Ein solches .Machtgestirn ersten Ranges" Kann mit der Zeit vielleicht auch auf die germanischen Staaten dej Nordens eine Anziehungskraft ausüben. Das wird am ehesten der Fall sein, wenn sic beim mitteleuropäischen Block Rückhalt und Schutz gegen England finden. Immerhin dürfen wir unsere aanze Politik nicht auf den Möglichkeiten des mitteleuropäischen Block- aufbauen. England könnten wir nur durch rücksichtslosen Ge brauch oller uns zur Verfügung stehenden Machtmittel einmal zum Freunde machen: .es wird just in dem Augenblicke unser Freund werden, in dem wir es nicht mehr nötig haben". England nachzulaufen, wäre der größte politische Fehler, den wir begehen könnten. Wollen wir mit England in Freundschaft leben, s» müssen wir ihm erst solche Schläge versehen, daß es für immer ge nug davon hat. .So wenig es in unserer Macht gelegen hat, den Krieg zu ver hindern, so wenig liegt es heute in unserer Macht, ihn zu beenden; solange die Gegner selbst ihr Spiel nicht verloren geben, ist kein Gedanke daran, daß wir sie davon überzeugen." Es bleibt unt nichts anderes übrig, als die Gegner vor eine ganz eindeutige Lag« zu stellen, und diese Lage ist nur herbeizuführen durch den Sieg unserer Waffen; haben wir aber den festen Willen zum Siege, so wird uns auch die Kraft nicht fehlen, ihn zu erreichen. .Wir haben unsere Unterseeboote und unsere Zeppeline, sie haben noch lange nicht ihre Künste erschöpft. Gebrauchen wir sie als ein Volk, ka um sein Dasein ringt, und das man morden will. Je unbarmherzi ger ein Krieg geführt wird, um so barmherziger ist er, sagt unser Hindenburg." Allerdings sind wir noch lange nicht durch, und sicher steht uns noch Schweres bevor, im Kriege, wie nach dem Kriege. Darum bedarf es auch ferner nicht nur deS fiahlharten Ausharrens, sondern festen ZupackenS. — Ich glaube, daß hier ein guter Eckart zu seinem Volke ge redet hat. Wenn er sagt, daß mit dem Willen auch die Kraft zum