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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.05.1916
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1916-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19160523029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1916052302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1916052302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-05
- Tag 1916-05-23
-
Monat
1916-05
-
Jahr
1916
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dem Vertreter amerikanischer Blätter in Berlin, Herrn von Wie gand, die Schuld an weiterem Blutvergießen weit von sich und den Männern zuweisen, die das Augenmaß für die wirkliche Lage der Dinge immer noch nicht zu finden wissen. Ob darin sich ein Umschwung vorzubereiten beginnt? Die .Boss. Ztg* meldet so eben, daß man in England wohl zum Frieden bereit sei, auch in Rußland und Italien, daß aber in Frankreich sich eine Militär diktatur gebildet habe, die jeden Frieden ablehnt und Forderun gen erhebt — anscheinend mit Potncarö, den Herr von Beth- monn Hollweg mit Recht fast unbeachtet ließ —, die jede Ver- handlung auSschließcn. In London, Rom und Petersburg über lege man, wie man sich zu dieser Haltung Frankreichs stellen solle, und es sei der ernstliche Wille vorhanden, bei der Aussichtslosig keit des Vicroerbands, Deutschland noch niederzwlngen zu kön nen, den Weg zum Ende zu finden. Wir warten rubig ab, waS von diesen Mitteilungen sich bewahrheitet. Des Deutschen Reiches Kanzler hat diesen Weg unseren Feinden noch einmal gewiesen. An ibnen ist es, ihn zu betreten! Italiens Jahrestag In all dem Must von Intrigen und Ränken, der gehäuften Trimme von Anschlägen und Verhetzungen gegen daS Deutsche Rciw, die der siebente Eduard Englands und seine politischen Sachwalter begannen und bis zum blutigen Kriegsfrevel steigerten, ist der Treubruch Italiens die schmählichste Höchstleistung. .Ein Treubruch, wie ihn die Geschichte nie zuvor gesehen", nannte Oesterreichs greiser Kaiser in dem Manifest an feine Völker den Verrat des ehemaligen Bundesgenossen, der heute vor etnem Jahr mit fliegenden Fahnen in das Lager der Feinde überging. Es ist ein langes und schweres Jahr geworden für die Männer Roms, ein Jahr voll Opfern und grimmiger Enttäuschungen, eln Jahr ohne Hoffnung und Trost. In furchtbarem Schmerz muß die Erinnerung an jene Maientage vor zwölf Monaten den Salandra und Sonnino in der Seele brennen, wenn ziellos und stcucrlos jetzt ihr schwerbelastetcs Schiff auf dem weitflutenden Ozean des Schicksals treibt. Damals gab es ein rettendes Zu rück, Konnten sic die Ehre und das Glück ihres Landes der Ge wißheit einer sicheren Zukunst anverlraucn. Oesterreich war be reit, eigenes Leid auf jich zu nehmen und in der Gewährung an die Ansprüche seines Verbündeten edelmütigen Verzicht auf eigene Reckte und sicheren Besitz zu üben. Aber in Italien war die Vernunft nach Paris und London gefahren, Gier und maßlose Verblendung waren allein im Lande geblieben. Ein Rausch war über das Land gekommen, schwer und sinnverwirrend, von phantastischer Raserei waren Straße und Parlament erfüllt, die Dinge der Pariser Kommune vom Jahre 1870 versprachen Auferstehung, wenn einer es gewagt hätte, sie an der Entwicklung zu hindern. revolutlov e'est uotre 'Liric-ro-, das Wort, das Johannes Scherr in seinem .Roten Quartal" den Männern der Kommune als Treibwort gab, steht in Flammenschrift über dem Kapitel der italienischen Geschichte, die um äußeren Vorteils willen Vernunft und Einsicht revolu tionierte. So war es vergebliches Bemühen, für das Deutschland und Oesterreich die Besten ihrer Männer arbeiten ließen. Italien forderte sein Schicksal, es mußte es haben. Oesterreich wollte ihm die Basis friedlicher Zukunft schaffen, bot ihm vom Land Tirol und von der Isonzoebene so viel, wie ethnographisch als italienisch bezeichnet werden konnte, Deutschland verpflichtete sich als Bürge für die Erfüllung des Versprechens — Italien schwieg, und als es antwortete, war es die Sprache des Erpressers, der Würde und Selbstachtung sich verschließen. Der Tag von Quarto zerriß in leidenschaftlichem Aufpeltschungssturm der Rede d'Annunzios die letzten Fetzen, an denen die italienische Neutralität oder gar Drel- bundpolitik noch hing, und mit elementarer Geschwindigkeit trieben die Ereignisse ihrer Vollendung zu. Einmal noch brandete für kurze Zeit die Woge des Unheils zurück, als Giolitti In zwölfter Stunde zu seinem König fuhr und mit ihm die Vergangenheit, die unter dem starken Schuhe Preußen-Deutschlands und Oesterreich- Ungarns den italienischen Staat hatte groß werden sehen. Der Stein, den die Menge gegen den Wagen des greisen Piemontesen warf, war ein Symbol. Er galt nicht nur dem Freund von Recht und Sitte, er traf das tönerne Standbild politischer Ehre und völkischen Anstands, das man in Rom errichtet hatte und das klirrend in Scherben zersprang. Am 23. Mai forderte der Herzog von Avarna in Wien seine Pässe und überbrachte die K r i c g s e r k l ä ru n g an die einstmals verbündete Donaumonarchie. Am Abend des folgenden Tages ver ließ Baron Machio und mit ihm Fürst Bülow die im Fieberwahn hochgespannter Erwartungen rasende Stadt am gelben Tiber. Italiens Stunde hatte geschlagen, ihr Klang traf die in hartem Kampfe ringenden Mittelmächte schwer. Denn der Ernst der Lage verschärfte sich durch den Angriff eines neuen Gegners. Heute, wo am militärischen Horizont die aus gehende Sonne des endgültigen Sieges erste Strahlen aussendck, darf man von den Molken sprechen, die damals am Himmel sich zusammenballten und in denen die Entente bereits die Wolken des Entscheidungsgewitters erblickte. Im Osten hatte die Befreiung Galiziens begonnen, aber der russische Koloß war noch schütze des siegreichen Habsburgerreiches, an dessen Brust Dolch des Italieners gefahrlos absprang, dem Verräter Grabeslied. nicht niedergeworfen. Die ungeheure, dichtgedrängte Maste seiner Soldateska stand noch mit dem ganzen Gewicht ihrer schwer drückenden Zahl zu Felde, die härteste Arbeit mußte jetzt erst geleistet werden. Im Westen hatten Fran- zosen und Engländer ihre Offensiv« in der Champagne und im Artois begonnen und zwangen die Deutschen zur Ent wicklung ihrer gesamten Linien. An beiden Fronten waren somit alle Kräfte gebunden. Oesterreichs Südländer verteidigte der schwache Grenzschutz, der kaum eine Verstärkung erfuhr. War et zu verwundern, daß Italien hier billige und rasche Lorbeeren zu pflücken hoffte und siegestrunken von dem ln vier Monaten beendeten Feldzug sprach? Fünfmal, bis in das Frühjahr dieses Jahres hinein, warf Italiens Feldherr seine Truppen vor, fünfmal füllte er seine dezimierten Kaders auf, um sie stets von neuem sich verbluten zu lassen. Dreimalhunderttausend Tote ZÜHlt heute die italienische Armee, rund eine Million beträgt ihr Gesamtver lust an auSgeschtedenen Mannschaften. Das ist der .Gewinn', den außer 190 von Oesterreich prelsgegebenen Ortschaften und Flecken Italien auf dem Kriegsschauplatz nach einjährigem Mühen und Plagen errangl Aber auch dies wenige, daS et endgültig zu besitzen glaubt, wird dahinschwinden wie HochgeblrgSschnee unter der Sommersonne. Schon löste sich in Tirol die furchtbare Lawine, die donnernd zu Tal saust und in Vernichtung begräbt, was ihr entgegensteht. Der junge Erzherzog, der seine Kaiser jäger und Landesschühen in die Ebene hinabfllhrt, wo sein kaiser licher Oheim als junger Prinz Schlachkenruhm erlebte, bedeutet eine rauhe Wirklichkeit. Darüber hinaus weitet sich die Gefahr für die gesamte Stellung Italiens als Militärmacht: Aus derAdria, wo sie allein auf eigenem Meere flattern sollte, ist die Flagge mit dem Savoyardenkreuz verschwunden, das Recht aus Einspruch in die Balkangeschtchte ging mit der Eroberung Serbiens, Montenegros und fast des gesamten Albanien verloren, Griechen land steht als heimlicher Feind abseits und daS afrikanische Kolonialreich, dieses aus Not und ständiger Sorge müh selig zusammengehaltene unvollkommene Gebilde, droht unter der Wirkung der islamitischen Gefahr in sich zusammenzubrechen. Politisch aber sank Italien im Verlaufe von Zwölf Mo naten zu einem kärglich besoldeten Handlanger seiner mächtigen Herren herab. Kargen Lohn erhielt es, solange noch Aussicht bestand, daß mit seiner Hilfe der Druck vor Verdun geschwächt und damit Frankreich nebst England aus der drohenden Schtcksalsschlinge befreit werden könnten. Nun auch diese Hoffnung ln ein Nichts zerflattert ist, fällt die englisch-französische Unterstützung fort. Frankreich verweigert eine Anleihe, England sperrt sein Land gegen die Ausfuhr von Koble und Stahl, und Getreide ist nur dann zu erhalten, wenn Italien die Schiffe stellt, die eS nicht be sitzt. Auf rund 30 Milliarden ist die öffentliche Schuld Italiens, die vor dem Kriege 16 Milliarden betrug, in einem Jahre an gewachsen, sie allein schon wird zu einer Last werden, unter der das Reich zusammenbrechen wird. Denn Retter besitzt es nimmermehr. Einer lebt noch, aber auch Giolitti könnte nur noch das Allerschlimmste verhüten, sein Land zu gefunden und zu heilen wäre auch ihm unmöglich. Italien ist innerhalb seiner Bündnisse allein geblieben und bleibt jetzt ohne Trost seiner Klage überlassen. Den Verrat ließ man sich gefallen, für den Verräter hat man nur Verachtung und kalk gewordenes Mitleid. Riesengroß schreitet die Sorge durch das sonnige Land, in dem Frohsinn und Lebensfreude sich heitere, märchenhafte Stätten schufen. Heute scheint keine Sonne mehr, unheilschwer hängen schwarze Schatten über den Fluren und Auen. And was in Rußland und Frankreich sich nicht ereignete, obwohl Tausende auf seine Gewißheit schworen, das droht Italiens letztes Los zu werden: daß der Sturm seiner getäuschten und wissendgeworüenen Bürger mit Gewitterkraft daherfegen und aus dem geordneten Gemeinwesen ein Chaos schaffen wird, dessen Schutt die letzten Reste staatlichen und völkischen Wohlstandes be graben wird. Das ist das wirkliche Italien am ersten Jahrestage seines Krieges, für dessen Beteiligung es den sittlichen Anstand mit Füßen trat und das Recht beugte. Ein betrogener Betrüger steht es vor den Stufen des Weltgerichts, schuldbeladen und ohne Hoffnung auf Rettung und Sühne. Vor einem Jahre noch prangte es in Stolz und rief es der ganzen Welt zu, sein ver blendetes und prahlerisches Willenswort: Itaka kara clu se! Heute ist es still geworden im Lande, das nichts mehr ans sich selbst unter nehmen kann. Von den Bergen Tirols aber donnern die Ge- - - - - " - der : das Des Reichskanzlers Glückwunsch zum Siege in Südtirol "tb. Wien. 23. Mai. (Drahtbericht.) Reichskanzler von Bekhmann Holtweg hat an Baron Burian gedrahtet: Ew. Exzellenz bitte ich, zu den glänzenden Waffe «taten der ö st erreichisch-ungarisch en Armeen in Tirol meine herzlichsten und freudigsten Glückwünsche entgegen nehmen zu wollen. Golt schenke den braven Truppen, die in dem un wegsamen Gebirge schier Unmenschliches leisten, wettere Erfolge und Siege. v. Bethmann Hollweg. Deutsches Erbe Nomau aus dem Balteulaudc von Lena Voß. c<>i>>r>^!i! dv c-rdll>!e!» » c.o. u. m. b. u. 19Ui. Die Köchin stellte sich breitspurig vor ihre Herrin hin und stemmte die Arme in die breiten Hüsten. .Passen Sie auf, gnädige Frau Direktor, Sie haben bald gar nichts mehr zu kommandieren, nun kommen wir an die Reihe. Nun werden wir in der schönen Stube auf dem Sofa sitzen, und Sie werden am heißen Herde stehen, nun werden wir die Herrinnen sein, und Sie müssen dienen." Das Hausmädchen kicherte schadenfroh zu den dreisten Worten der Köchin. .Wirklich", erwiderte Frau Bertha, die ihren Zorn kaum meistern konnte, .wenn Ihr bcrrschen wollt, so gebt rasch und sucht euch dazu ein anderes Haus. Für aufsässiges Gesinde ist kein Platz bet uns.' Ingrimmig packten die Mädchen ihre Koffer und zogen ab. Nur die treue, alte LawicS, die schon die Doktorkinder groß gezogen hatte, blieb da, sie kielt nichts von der .neumodischen Zeit . Die Tochter eines dcuisckcu Handwerkers kam als Stütze ins Haus, und Frau Bertka mühte sich redlich, mit dieser Alma zu sammen die Wirtschaft zu führen, eine Arbeit, die ihr, wie den meisten baltischen Damen, sehr ungewohnt war. In Goldingen gingen die Ereignisse jetzt ihren raschen Gang. Schon am nächsten Tage schritten die entlassenen Mägde mit vielen anderen hinter der roten Fahne her Am Abend vorher war der eine Gorodowoi *) selbst ein Lette, aus einer vorttberfahrenden Droschke heraus von einem Schüler er schossen, da legten die andern beiden ihr Amt nieder ans Angst um ihr Leben. Der Polizeichcs, ein Deutscher, wurde in seiner Wohnung überfallen und soitgeschleppt. Er wurde aus der Landstraße in viehischer Meise verstümmelt und dann ermordet. Das Rathaus war gestürmt, die öffentlichen Kasten geplündert, und die Letten erklärten sich zu Herren der Stadt. Sie oranaen in Hellen Haufen in die Häuser der Deutschen, um sie nach Waffen zu *) Polizist. durchsuchen, und nahmen jedes Gewehr und jeden Revolver an sich. An allen Straßenecken standen bewaffnete Lcltcn mit einer roten Binde um den Arm und hielten Wacht. Die Deutschen schickten Botschaft über Botschaft an den russischen Gouverneur nach Mitau, aber die Post wurde nicht be fördert, Boten abgcfangen, und die wenigen Stimmen, die bis zum Gouverneur durchdrangen, verhallten ungehört, denn Madde spielte ihre Iudikkrolle nicht umsonst. Tag auf Tag verging, und statt des ersehnten Militärs kamen leere Versprechungen. Wer von den Deutschen die Stadt verlassen konnte, tat cs. Die meisten aber waren Lurch ihren Berus gefesselt, gingen still ihrer Arbeit nach und wollten von dem ganzen gesetzwidrigen Treiben nichts sehen. Direktor Meißner leitete mit Ruhe und Kaltblütigkeit den Unterricht im Gymnasium wie in früheren Zeiten, bis jetzt hakte sich die Volkswut noch nicht an ihm vergriffen, ja, manch junger Lette, der einst sein Schüler gewesen, zog ln gewohnter Ehrerbie tung die Mütze, wenn seine hohe Gestalt unbekümmert durch die Straße» schritt. Auch die Familie von Hohlfeld hatte gleich in den ersten Schreckenstagen Goldingen verlassen und war nach Deutschland gereist. Nur Hedwig erklärte, dableibcn zu wollen. Sie mochte ihr geliebtes Elternhaus nicht den unzuverlässigen Dienstboten an vertrauen und fühlte sich auch vor jeder persönlichen Belästigung sicher. Sie hatte so vielen Armen geholfen und so viele Kranke ge pflegt, daß sie von allen Letten geliebt und verehrt wurde. Nach einigen Tagen wurde es der Samariterin aber doch un heimlich in dem großen Hause, das sonst von so srohbewegtcm Leben erfüllt gewesen war und jetzt wie ausgestorbcn dalag, und sie fuhr nach Walgalen. Diesmal war ihr Besuch der jüngeren Schwester ganz gelegen, da die Ansicherheit alle Nachbarn daheim festbielt oder sic bewog, ins Ausland zu reisen. . „Es ist so öde', klagt-- Lisa, .kein Mensa, besucht uns n-.chl. Unnütze Gewissenhaftigkeit non Bodo, daß er hier bleibt. Warum gehen wir nicht auch fort? Ein Glück, daß ich wenigstens Fräulein Philippi bei mir habe. Sie ist sehr unterhaltend. Ich hätte sie gern viel mehr um mich, aber sie nimmt es mit ihren Pflichten zu genau, will Edgar jetzt nie mehr den Leuten überlassen. Eigentlich hab« lch nur am Abend etwas von ibr, wenn Edgar schläft. Baron Burlan erwiderte: Ich bitte Ew. Exzellenz, meinen herzlichsten und aufrich- tigsten Dank für die mir anläßlich der Erfolge der österreichilch- ungarischen Waffen in Tirol übermittelten freundlichen Glückwünsche entgegennehmen zu wollen. B u r t a n. Die Stunde der Vergeltung fr.) Wien, 23. Mai. (Drahtbericht.) Der Oberstkommau- dlerende der k. und k. Armee, Feldmarschall Erzherzog Friedrich, hak an das Armeeoberkommando folgenden Be- fehl erlösten: «Jetzt vor einem Jahr hat Iialien seinen lange geplanten und sorgfältig vorbereiteten Verrat an der Monarchie durch die Kriegs- erklärnng gekrönt, lieber eine halb« Million Feuergewehre stark, an Kraft »nserer Verteidigung achtfach überlegen, stand damals das feindlich« Heer drohend an unseren Grenzen. Mit vermessener Ruhm redigkeit versprachen die führenden Männer drüben dem betörten Volke einen leichte« und sicheren Sieg. In raschem Ansturm sollten die italieni schen Massen über daS «unenöfie' Gebiet hinaus bi« in das Herz un seres Vaterlandes getragen werden und mit dessc» Zertrümmerung den Weltkrieg entscheiden. Die surchtlosen Verteidiger aber boten dem vermessenen Gegner überall halt, und der Krlca im Norden war durch den heimtückischen Rückenangrlff nicht gehemmt. Allmählich vermochte ich dann unseren Masfengrenzschutz durch freigewordene Truppen zu stützen, wenn es die Lage er forderte. FünfSchlachlenam Isonzo, zahlreich« Gefechte an der ganzen Front vom Skilfser Joch bis zum Meere hin haben mein Ver trauen ln di« Kraft «nserer Abwehr glänzend gerechtfertigt. Während dieser Zelt wurde Galizien vom Feinde befreit, ein weites feindliches Gebiet in Besitz genommen, Serbien niedergeworfe« und Montenegro und Albanien erobert. Bis vor kurzem vermochten nur unsere tapfere Flott« «nd unsere braven Flieger Schrecken und Verwirrung auf ita lienisches Gebiet z« tragen, und eln volles Jahr mußten wir uns ge dulden, bl< die Stunde des Angriffes, der Vergeilung schlug. Endlich ist diese Stunde gekommen. Schon unser erster An sturm machte eine gewaltige Bresche ln die feindliche Front. Vieles ist getan. Mehr noch bleibt zu tun übrig. Ich weiß, ich fühle es. Tapferkeit und Ausdauer wird et leisten! Soldaten der Südweslfront! Vergeht nicht im Kampfe, Lah Italien an der Verlängerung des Krieges schuld ist. Vergeht nicht die Blutopfer, die er gekostet hat. Befreit eure Heimat von den Elndttngllngen, schafft der Monaarchie auch im Süd westen Grenzen, deren sie zur künftigen Sicherheit bedarf! Meine innigsten Wünsch«, die innigsten Wünsch« eurer Kameraden begleiten euch! Erzherzog Friedrich, Feldmarschall.' Ueber 50 Quadratkilometer italienischen Bodens erobert (D Berlin, 23. Mai. (Drahtbericht.) Aut dem Kriegüpresse- quartier wird dem «B. T." gemeldet: Die ganze, SO Kilometer lange Front zwischen Etsch und Brenta ist int Rollen gekommen. An einzelnen Punkten, so am Monte Tormeno, stehen die kombinier ten Truppen det Erzherzogs Karl Franz Joseph bereits 8 Kilometer jenseits derLandetgrenz« auf italienischem Boden. Im ganzen halten sie schon heute über 80 Quadratkilometer Ve netiens beseht. Die Zahl der Gefangenen, die feit gestern wieder um 6000 auf fast 2t 000 stieg, und »och mehr die Zahl der er beuteten Geschütze beweisen schlagend, in welchem Mähe die Ita liener durch den Vorstoß überrascht und überrannt worden sind. Mit dem eroberten 1800 Meter hohen Monte Majo beherrschen die k. u. k. Truppen die Posinastrah« von der Borcolastrahe bis vor Ar- siero, «nd durch die Erstürmung det 1300 Meter hohen Monte Tor- meno kommen ihre Geschütze auf 4 Kilometer an die Forts von Arsiero heran, die sie um 800 Meter überhöhen. Nördlich der nach Arsiero führenden Asticostrahe hat sich das Grazer Korps von der L a - frauner Hochebene über die erste italienische Deckungslinie hinaus bit in den Vezena-Abschnikt und aus die 2000 Meter hohe Lima Mandriola vorgeschoben. Hierbei wurde der Gegner auf der ganzen Linie geworfen. Italienischer Generalstabsbericht vttx Rom, 22. Mai. (Drahtbericht.) Amtlicher Heeres bericht: In der Gegend von Tonale und dem Adamellogebicte führte die Tätigkeit der Infanterie auf beiden Seiten zu kleinen Zu- sammenstöhen, die zu unserem Vorteil endeten. Zwischen dem Garda- s e e und derEtsch Geschützfeuer und Zusammenstöhe mit feindlichen Ab teilungen, die überall abgewiesen wurden. Gestern noch immer heftige Beschiehung unserer Stellungen aas dem linken Elschufer und darauf ein neuer heftiger Angrift, der durch unsere Truppen mit schweren Ver lusten für die feindliche Infanterie vollständig abgewiesen wurde. An der übrigen Front kein Ereignis von Wichtigkeit, auher in der Asta- Gegend. Zwischen dem Astatal und der Brenta und dem Suganatal dauerte der feindliche Angriff mit wachsendem Erfolge und mit Unterstützung einer zahlreichen und mächtigen Artillerie fort, der bis gegen unsere Vorstellung westlich von den Tälern der Torra (Astagegen d) und der Asta, den Maggio und Lamp «! le sich richtete. In Kärnten und am Isonzo war die Tätigkeit der beider seitigen Artillerie am lebhaftesten im oberen Bulle und in der Gegend von Monfalcone. Feindliche Flugzeuge warfen gestern einige Bomben im Lainlale und in Larnien ad, die einige Opser forderten und leichen Schaden anrichteten. Heute morgen wurde bei einem Luftangriff aufGr » aro ein feindliches Wasserflugzeug durch unsere Batterien herunlergeschosien. Soeben hakte Hilde den Kleinen selbst zu Bett gebracht, und man wollte sich im Saal zum Kartenspiel zusammensehen, da stürzte Iurre lotenbleich ins Zimmer. .Gnädiger Herr Baron, sie,kommen, sie kommen in großen Scharen, sie sind schon beim Kirchenkruge. Diele tragen Gewehre.' Bodo sprang auf. «Ruse mir den Inspektor und den Gärtner!' befahl er. Lisas Augen funkelten. .Ich kann sehr gut schießen, wir haben Waffen genug im Hause, wir bewaffnen alle Leute und schießen von den Fenstern aus jeden nieder, der kommt. O, daS wird amüsant!' .Set nicht frivol, Lisa', mahnte Hedwig. .Es kann bitterer Ernst werden.' Bodo hatte sich gefaßt und gab nun seine Befehle: der Kleine sollte geweckt und warm angezogen werden, dann sollte der Gärtner ihn in den Park tragen, und unter dem Schutz dieses zu verlässigen Mannes tollten auch die Damen, von der Kammer jungfer begleitet, das Schloß verlosten, und in der ersten Neu- kösschcn Bnschwächterei Schutz suchen, dis ihnen ein Magen nach geschickt werden konnte. Während Hilde n dem kleinen Edgar eilte, kleidete sich Lisa sehr sorgfältig zur Flucht. Nun kam sie doch noch einmal in das Waidhaus, zu dem süßen, frechen Jungen, den sie schon noch zahm Kriegen wollte! Eie halte no y die Kaltblütigkeit, eine Neisekasche voll Schmuck und Silber zu packen und einen Revolver zu sich zu stecken: Hilde mit Edgar und dem Gärtner warteten bereits im Dunkel der Bäume. .Sieb, Hedwig, du bist ja auch noch nicht fertig?' rief Lisa, als sie ihr Zimmer verließ und die Schwester, in einen dunklen Mantel gehüllt, regungslos aus dem Gange stehen sah .Ich bleibe hier', flüsterte Hedwig, «ia> will Bodo nicht allein lasten.' Als die kleine Gesellschaft, so rasch es im Finstern ging, den Park Lurcl'schrjtt, hörte Lisa Iucres Stimme an ihrer Seite: .Ich komme mit Ihnen, gnädige Frau Baronin, ich darf Sie in der Gefahr nicht verlassen.' In Wirklichkeit fürchtete Iurre sich, tm Schlosse zu bleiben, da sein hämischer Charakter ihn bei seinen StammeSgenosten ver haßt gemacht batte. (Fortsetzung in der Morgen - Ausgabe.)
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