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Nr. 281 Schrlftl«l!ung und Delchafltslell«: 3ohannl4gasl« Nr. 8 Donnerstag, den 18. Mai F«rnlpr«ch-Lnschluh Nr. 14692. 14693 und 14694 191« Eine WnnWe MW znriWWM Der deutsche Tagesbericht Das Wölfische Bureau melde! amklich: Gröhes Hauptquartier, 18. Mal. Westlicher Kriegsschauplatz Südwestlich von Lens wurden die Handgranatenkämpfe 'orkgesehk. Drei weitere französische Angriffe gegen unsere Stellungen auf der Höhe 304 wurden heute früh abgeschlagen. Beim Rückzug über Esnes erlitt der Feind in dem übersichtlichen Gelände schwere Verluste. Es handelte sich diesmal um Versuche einer frischen afrikanischen Division, die aus weihen und farbigen Franzosen gemischt ist. Ein von schwachen feindlichen Kräften unternommener Vorsiosz südwestlich des Reichsackerkopfes scheiterte vollkommen. Oestlicher Kriegsschauplatz Oestlich von Kraschin wurde ein feindliche- Flugzeug abgeschossen. Oestlicher und BalkanLriegsschauplatz Keine besonderen Ereignisse. Oberste Heeresleitung. Gesteigerte Tätigkeit an der englischen Front S Berlin, 18. Mai. lDrahiber.) Dem «L.-A." wird von feinem Berichterstaller Karl Rosner aus dem Großen Hauptquartier gemeldet: Durch den von den englischen Truppen gehaltenen Teil der Frontlinie in Flandern und Frankreich geht sei einigen Tagen und namentlich seit jenem 11. Mai, an dem unsere stürmenden pfäl zischen Bataillone südöstlich des Hohenzollernwerkes bei Hulluch mehrere Linien der englischen Stellung siegreich an sich gerissen haben, ein erhöhtes, nervöses Rühren. Der erfolglose Gegen angriff am gleichen Tage hatte dem Gegner nur neue schwere blutige Verluste gebracht, und ebenso war ihm am 13. Mai durch ein deutsches Erkundungsunternehmen, das nördlich ArmenlidreS am Ploeg- sleertwalde bis in die zweite Linie vordrang und dort einen Minen- schacht ousfliegen ließ, sowie durch unsere Sprengungen und Trichter kämpfe bei Givenchy-en-Gohelle wesentlicher Schaden zu gefügt worden. Trohdem versuchte er es am 14. Mai noch einmal, dir wichtigen, ihm verlorengegangenen Stellungen nordwestlich von Hulluch zurückzuholen. So kam es an dieser durch die Erinnerung an die große englische Herbslofsensive vom 25. September 1SI5 klassisch gewordenen Stelle unserer Front, im Nordzipfel der sogenannten „Beule von Hulluch" zu einem neuen heftigen englischen An griff, der unseren Gegnern allerdings nicht mehr Erfolg brachte als jener erste, drei Tage früher vorgetragene Gegenstoß. Bom Feuer unserer Geschütze wurde die Stoßkraft deS Angriffes zerschmettert. WaS dennoch bis an unsere neuen Gräben herankam, wurde im Nah kampf erledigt. Am folgenden Tage versuchten englische Kerntruppea ihr Glück aufs neue an einer weiter südlich gelegenen Stelle der Frontlinie im Abschnitte von LenS. ES gelang ihnen, mit Teilen ihres Bestandes in unsere ersten Gräben einzudringen, doch war ihr Aufenthalt daselbst nur von ganz geringer Dauer. Unser sogleich einsehender Gegenstoß machte uns in kürzester Frist wieder zu den unbeschränkten Herren dieser Gräben und führte zur Niederkämpfung oder Gefangen nahme der eingedrungenen Gegner. Sehr vielseitig gestaltete sich dar Bild der Kämpfe am 18. Mai, das durch die Sichtung von etwa vierzig Schiffen in der Gegend von Dünkirche n und durch die deutscher seits angeordneten Abwehrmahnahmen besonders belebt wurde. Die Frontlinie von Lille bis südlich der S om m e stand an diesem Tage unter starker beiderseitiger Feuerwirkung, und es kam weiter mehrfach zu umfangreichen Minensprengungen. Alle bei diesen Sprengungen auf gerissenen Trichter» mit Ausnahme eines einzigen, wurden von unseren Truppen beseht und zur Verteidigung auSgestaltet. Im Anschluß an solche Minensprengungen und im Ringen um den Besitz der Krater ist cS an manchen Stellen zu erbitterten Handgranalenkämpsen gekommen. Die Kämpfe in Südtirol (-) Berlin, 18. Mai. (Drahtberichk.) Aus dem k. u. k. Krlegs- pressequarticr wird dem ,B. T." über die österreichischen Offensiv stöße in Südtirol gemeldet: Der Einsatz der Südtiroler Stohgruppe erfolgte hauptsächlich am Plateau von Vielgereuth und südlich von Rovereto sowie südlich des Suganatales. Als stark ausgebaute italienische Hauptstelluno erhebt sich südwestlich Borgo der langgestreckte, 1500 Meter hohe Armenterra- ücken, der das Euganatal um reichlich tausend Meter über- aqt. Durch Tausende schwerkalibriger Granaten zertrommelt, vurden die ersten Erabenreihen auf der Armenterra mit stürmender Hand genommen. Weitere Angriffe brachten die k. u. k. Truppen noch näher an den Bergkamm. Die zweite Einbruchsstelie der österreichisch-ungarischen Stoßgruppe war südöstlich Rovereto. Zwischen Etsch und Leno di Vallarsa st der Zugnarücken die italienische Houptstellung. Seine 1257 Meter hohe Nordkuppe Zugna Torka wurde nach «urchtbarem Trommelfeuer nachts erstürmt und der Feind aus der Vereinigungsstelle von Leno dl Vallarsa und Leno die Terra- gnolo beim Dorfe MoScheri geworfen. Auch auf dem Plateau von Vielgereuth, das das Verragnolokal um mehrere Kundert Meter schroff überhöht, schoben sich in einheit lichem Zusammenwirken von schwerster Artillerie und Infanterie die österreichisch-ungarischen Linien aus der ganzen Gipfelkekte Soghio d'Aspio, Coston, Costa Dagra bis einschließlich zu dem 1700 Meter hohen Mon * e Maronia, der dem Grenzbera Monte Maggio und dem Borcolapaß unmittelbar vorgelagert ist. Auch hier wurde die italienische Besatzung, soweit sie das Trommelfeuer überlebt hakte, zu Tausenden gefangen. Wilsons Antwort an den Papst vtb. London, 17. Mai. (Drahkbericht.) Das Reutersche Bureau meldet auS Washington: Präsident Wilson hat die jüngste Note deS Papstes beantwortet. Von amtlicher Seite wird zwar eine Aeuherung über die Antwort Wilsons abgelehnt, doch wird angcdeutet, daß der Briefwechsel nur entfernt auf di« Frage des Frie dens in Europa Bezug nahm. Dem Vernehmen nach Hal Wilson dem Papst mitgeteill, er sei eifrig darauf bedacht, die Vereinig ten Staqlen vom Krieg fernzuhaltcn und alles mögliche zu tun, waS sich mit der Wahrung ter Ehre und Rechte der Vereinigten Staaten ver trage. Weder die Botschaft deS Papstes noch Wilsons Antwort werden veröffentlicht werden. Ein englischer Monitor im Mittelmeer vernichtet vtd London, 17. Mai. (Drahtber.) Die Admiralität gibt bekannt: Eine verspätet eingetrofsene Depesche deS Befehlshabers Un Mittelmeer meldet, daß in der Nacht zum 13. Mai der klein« Monl - tor .öS 30" von der feindlichen Artillerie aetrossen wurde, iu Brand geriet und vernichtet wurde. Zwei Mann tot und Zwei vrrmihl. Die MitteUung vom Verlust deS Schiffes im türkischen Bericht wurde für falsch erklärt, weil zwei Tage nach dem Vorfall eingegangene Mel dungen von dem Verlust nichts erwähnten. ES ergibt sich jetzt, daß die erste britisch« Meldung ein Irrtum war. Das neue englische Luftantt vtd London, 18. Mai. tDrahtbericht.) 2m Unterhaus« teilte Untersekretär T « nnant mit, daß ein Luftrat onter Vor sitz Lord CurzonS eingesetzt worden sei. Er werd« die allgemeinen Maßnahmen deS Luftkrieges zu beraten haben, insbesondere die gemein samen Operationen deS Luftdienstes der Armee und Marine, und werde Vorschläge hierüber ebenso wie bezüglich der erforderlichen Maschinen typs machen. Er werde die Organisation leiten, Ueberelnstimmung her- beisühren, für Material Sorge tragen und verhindern, daß die beiden Dienstzweige miteinander in Wettbewerb treten. Hinsichtlich der all gemeinen Lage des Luftkrieges sagte Tennant, daß die große Mehrzahl der Luflkämpfe von den Engländern gewonnen worden sei, die zwei Typs von Flugzeugen besähen, die schneller als irgendeine deutsche Maschine seien, sowie zwei weitere Typs, die ebenso schnell wie die Fokker-Flugzeuge seien. cvtb- London, 17. Mai. (Amtlich.) Sir Arthur Nicolson, ständiger Untersekrekär im Auswärtigen Amt, hat gebeten, zurücktreten zu dürfen, da seine Gesundheit angegriffen sei und er sein Amt noch 18 Monate lang verwalket habe, nachdem er schon den Entschluß zum Rücktritt gefaßt hatte. Er schlug vor, daß Lord Har dinge, der das Amt vor dem Kriege versah, es wieder übernehme. Lord Hardinge wil ligte ein, das Amt einstweilen zu übernehmen. Schwere englische Niederlage im Sudan "tb. Konstantinopel, 18. Mai. (Drahtbericht.) Wie aus zuverlässiger Quelle gemeldet wird, entsandten die Engländer auf zwei Schiffen englisch-indische Truppen nach Port Sudan. Diese Truppen, die gegen den Imam von Darfur verwendet wurden, erlitten eine schwere Nieder lage, worauf der Imam einige wichtige Ortschaften besetzte. Der gefälschte Mercier-Brief D Zürich, 18. Mai. (Drahtbericht.) Der .Neuen Zürcher Zeitung' wird aus Amsterdam geschrieben: In seiner Nummer vom 16. April brachte das .Journal des Debüts" ein aufsehen erregendes Schreiben des Kardinals Mercier an den deut schen Generagouverneur von Belgien. Bald wurde aber bekannt, daß eine Fälschung vorlag, deren Opfer das „Journal des Dubais" geworden war. Nun wissen wir, woher die schöne Prosa kommt, die das falsche Schreiben des Kardinals Mercier auszeichnete. Die Fälscher, zwei Journalisten, ein Belgier und ein Franzose, be nützten als Grundlage für ihr Machwerk den Wortlaut des Schreibens, das ein Bischof Guitrel von Tourcoing in dem be kannten Roman von Anatole France .L'Anneau d'Amethyste" an den Präsidenten der Republik richtet, um gegen kirchenfeindliche Maßnahmen der französischen Regierung zu pro testieren. Die beiden Fälscher haben ganze Sätze aus diesem von Anatole France meisterhaft verfaßten Brief eines imaginären Bischofs einfach abgeschrieben. Reise König Peters nach Petersburg (r.) Kopenhagen, 18. Mai. (Eigener Drahlbericht.) In Petersburg wird, laut hiesiger Prcssemitkeilungen, die An kunft des Königs Peter von Serbien erwartet, der Mon tag vormittag auf einem aus England kommenden S uff in Bergen eingctroffen sei und die Reise nach kurzer Zeit fortgesetzt habe. Zweck der Reise sei eine persönliche Beratung, die König Peter über seine und Serbiens Zukunft mit dem Zaren abzukalten wünscht. Die Reise sand im strengsten Inkognito statt. Der König fuhr zweiter Klaffe. Er und seine Reisegesellschaft galten unterwegs als Perser. Die Nüssen in Asien p. k. Während den Russen nach unserem Durchbruch am Dunajec aus den europäischen Kriegsschauplätzen seit mehr denn Jahresfrist nicht ein einziger nachhaltiger Erfolg bcschicdcn ^var, haben sie während dieser Zeit in Asien sehr beträchtliche Fort schritte gemacht und ein Gebiet erobert, das, rein an der Zahl dec Quadratkilometer gemessen, wohl erheblich größer sein dürste, als die von den siegreichen Zentralmächtcn besetzten feindlichen Länder. In Armenien brachten die russischen Massen dein Reich des Zaren den am meisten ins Auge fallenden Gewinn, der äußerlich hauptsächlich in der Besetzung der Städte Erzerum und Trapezunk in Erscheinung trat. Daß es den Türken sehr schwer möglich sein würde, Armenien gegen einen mit großen Kräften cinsetzenden Angriff der Russen dauernd zu verteidigen, war Kennern der Ver hältnisse von vornherein klar gewesen. Verfügten doch die Russen über gut ausgebaute Bahnen, die von Tiflis bis Kars, also fast bis unmittelbar an die türkische Grenze führten, während der Ausbau des türkischen Bahnnetzes nach Armenien zu infolge diplomatischer Schwierigkeiten, die hauptsächlich von russischer Seite gekommen waren, noch nicht ernsthaft in Angriff genommen war. Dazu kam, daß die außerordentlich feindselige Haltung der armenischen Be völkerung gegen die Türken, die an vielen Stellen des Landes zur offenen Revolution wurde, den Truppen des Sultans die Ver teidigung sehr erschwerte. So bedauerlich all diese Vorgänge sind, und so Harke Arbeit es den Türken kosten wird, das verlorene Gebiet wieder zu erobern, gibt das russische Vordringen in Ar menien doch zu ernsten Bedenken kaum Anlaß. Denn mit jedem Schritt, den die Russen vorwärts nach Westen, nach Kon stantinopel M, tun, vergrößern sich die Schwierigkeiten für sie in demselben Maße, wie für die Türken die Möglichkeiten eines er folgreichen Widerstandes und Gegenangriffs wachsen. Dieser strategische Punkt, wo das Gleichgewicht der Kräfte wieder her gestellt ist, scheint übrigens jetzt östlich von Erzingjan schon erreicht zu sein; wenigstens lassen die amtlichen Berichte der beiden Heeresleitungen klar erkennen, daß der Vormarsch der Russen zum Stillstand gekommen ist. Nicht ganz so übersichtlich liegen die Dinge bei dem Vormarsch der Russen nach Süden, nach Mesopotamien hin. Es kommen hier zwei Wege in Betracht: Entweder die alte Karawanenstraße von Biklis her ins Tal des oberen Tigris, oder der Durchmarsch durch das unwegsame Berggclände zwischen Wan- und Urmia-See. Beide Zugänge müssen die Türken vor den anrückenden Russen verteidigen. Und auch hier scheint sich die Lage ähnlich zu ent wickeln wie in Armenien. Die Türken bereiten Vcrkeidigungs-- stellungen in angemessener Entfernung von ihrer Opcrationsbasis vor, um dem vordringenden Feinde, dem sie auch hier einen Teil ihres Landes preisgcbcn mußten, Widerstand zu leisten. Wir glauben deshalb, daß es niemanden besonders zu erschrecken braucht, wenn im russischen Bericht vor drei Tagen zum erstenmal das Wort „Mesopotamien" aufkauchke: die Gegend von Rowenduz, deren Besetzung die Russen melden, liegt unmittelbar an der persischen Grenze und ist vom Tal des Tigris in der Luftlinie zwar nur 150 Kilometer entfernt, aber durch außerordentlich schwieriges Berg- und Flußgelände von dem ersehnten Ziel Moffitt getrennt. Die dritte große Angriffsbcwcgung der Russen findet von Südpersien aus stakt. Bekanntlich haben die Russen schon seit vielen Monaten einen großen Teil des westlichen Persiens beseht und sind in der letzten Zeit auch in Gegenden vorgedrungen, die nach dem russisch-englischen Persien-Abkommen von 1907 eigentlich der englischen Interessensphäre angehörcn. Diese Tat sache hat in englischen Kreisen eine berechtigte Unruhe erregt und anscheinend zu Verhandlungen zwischen Petersburg und London geführt, über die wir im einzelnen nicht unterrichtet sind. Be- kannkgeworden Ist nur, daß Asquith kürzlich erklärte, daß die Besprechungen zwischen Rußland und England über die persische Frage zu einer vollen Ilebereinstimmung geführt hätten. Viel leicht ist es so zu erklären, daß zur weiteren Beruhigung in eng lischen Kreisen über die Pläne Rußlands seitdem in den amtlichen russischen Berichten über den persischen Feldzug die Formel er-- scheint „in Richtung auf Bagdad". Nach der ganzen militärischen Lage ist es höchst unwahrscheinlich, daß die russische Heeresgruppe Baratow wirklich aus der Gegend von Kermandschah in Persien einen ernsthaften Vorstoß gegen die Kalifenstadt planen sollte. Ein solches Wagnis hätte vielleicht mit einiger Aussicht auf Erfolg unternommen werden können, solange General Townshend in Kut-el-Amara noch standhielt und die englischen Entsahtrnppen vom Süden her die Türken schwer bedrohten. Seitdem sich aber die Lage an der Irakfront durch die Kapitula tion der Division Townshend sehr wesentlich zugunsten der Türken verschoben hat, bietet ein russisches Vorgehen gegen die türkische Streikkraft in Süd-Mesopotamien kaum große Aussichten für den Angreifer. Man kann deshalb den Gedanken nicht ganz von der Hand weisen, daß mit den Worten „in Richtung auf Bagdad" nur Sand in die Augen derer gestreut werden soll, denen die russischen Pläne in Persien gefahrdrohend erscheinen. Persien gehört zu jenen neutralen Ländern, die, wie in Europa Albanien, von den krieg führenden Parteien anscheinend als herrenlos angesehen werden, und über deren Schicksal deshalb bei Friedensschluß mitbeskimmt werden dürfte. Widerstand konnte Persien den Ruffen nicht leisten: die Truppen des Schahs befinden sich trotz der jahrelangen Arbeit der schwedischen Offiziere im großen und ganzen wohl noch in jenem Zustand völliger Hilflosigkeit, den Graf Gobineau in sei nem .Turkmencnkrieg" schilderte. Auch die persischen Frei-