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240 Schrlstl.ttvng onb »«schSfttft.ll«: 2odann»ga!s« Nr. S FkSlISg, ökN 12. WüE F»rnlpr«»-Anschlob Nr. N6S2. 1<W3 vnL 1^189« 1918 EWlWeMWmnWMerstmmt Der deutsche Tagesbericht Das Wölfische Bureau meldet amtlich: Großes Hauptquartier, 12. Mai. Westlicher Kriegsschauplatz Südöstlich des Hohenzollernwerkes bei Hulluch stürmten pfälzische Bataillone mehrere Linien der englischen Stellung. Bisher wurden 127 unverwundele Gefangene elngebrachk und mehrere Maschinengewehre erbeutet. Der Gegner erlitt außerdem erhebliche blutige Verluste, be sonders bei einem erfolglosen Gegenangriff. In den Argonnen scheiterte ein von den Franzosen unter Benutzung von Flammenwerfern unternommener An griff gegen die Filte-Morte. 2m Maas-Gebiet herrschte beiderseits lebhafte Arkillerietätigkelk. Bon einem schwachen französischen An- griffsoersuch im T hl aumont-Walde abgesehen, kam es zu keiner nennenswerten Infanteriehandlung. Oestlicher Kriegsschauplatz V« deutsches Flugzeuggeschwader belegte -en Bahnhof Horodzieja an der Linie Kraschin-Minfk ausgiebig mit Bomben. Vulkan-Kriegsschauplatz Keine besonderen Ereignisse. Oberste Heeresleitung. Eine Rechtfertigungsnote 3offres vtd Parts, 12. Mal. (Drahtbericht.) Infolge jüngst erschiene ner Artikel ln verschiedenen Zeitungen wird die folgende amtliche Mitteilung ausgegeben: In keinem Zeitpunkt während der Schlacht bei Verdun hat die Oberleitung den Befehl zum Rück züge auf das linke Maasufer erteilt. Im Gegenteil wurde am Morgen des 23. März den Truppen auf dem rechten Ufer vorgeschrieben, u m jeden Preis die Besetzung zu halten, auch wenn die Stellung umfaht, ja selbst völlig eingeschloffen wäre. Sie möchte nur den einen Befehl be achten: Fe st halt en! Am Abend des 24. befahl die Oberleitung, die Front zwischen Maas und Woevre-Geblet unter An wendung aller verfügbaren Mittel zu halten, und schickte General Castelnau nach Verdun. Am nächsten Tage, am Morgen des 25., übermittelte Castelnau, daß die Stellungen auf dem rechten Maasufer entsprechend dem Befehl des Oberkommandierenden um jeden Preis ge halten werden mühten. Endlich am Abend des 25. gab der Oberkom- nandierende dem General P 6 tain, der das Kommando übernahm, den folgenden Befehl: Ich habe gestern, am 24., den Befehl gegeben, auf dem rechten Maasufer nördlich von Berdun auszuharren. Jeder Be fehlshaber, der einen Befehl zum Rückzug gibt, wird vor ein Kriegs gericht gestellt. Französischer Generalstabsbericht rvtb. Paris, 12. Mai. (Drahtbericht.) Amtlicher Bericht oom Donnerstag nachmittag: In der Champagne hat unser Feuer einen deutschen Schützengraben in einer Länge von etwa .00 Meter südöstlich von Tah « re zerstört. Auf dem linken Ufer der Maas ziemlich lebhafter Artilleriekampf in der Gegend des Ge hölzes von Avocourt. Auf dem rechten Ufer wurde ein gegen 2 Uhr morgens unternommener deutscher Angriff aus die Stellung westlich des Teiches von Baux mit dem Bajonett und mit Hand granaten zurückgeschlagen. Die Nacht war auf dem übrigen Teil der Front verhältnismähig ruhig. Flugwesen: In der Nacht vom 11. Mal haben vier von unseren Kampfflugzeugen 26 Geschosse auf die Bahnhöfe von Dam- vlllers und Etain sowie auf einen Geschühpark bei Foameix abgeworfen, wo eine Feuersbrunst ausbrach. Amtlicher Bericht vom Donnersiag abend: In der Gegend von Berdun ziemlich lebhafter Artilleriekampf im Abschnitt von Avocourt. Heftige Beschießung unserer Stellungen lm Caillette- walde und unserer zweiten Linien auf dem rechten Ufer. In der Woevre an einigen Stellen Geschohhagel. Auf der übrigen Front außer dem gewöhnlichen Artilleriefeuer kein wichtiges Ereignis. Revolution in Lissabon? (r.) Budapest, 11. Mai. (Eig. Drahtbericht.) „Az E st' ver öffentlicht ein Telegramm aus Granada, wonach in Lissabon ein Aufstand ausgebrochen sein und das Arsenal in Flammen tehen soll. Ein Teil derTruppen beteilige sich an der Revolte. (Eine Bestätigung dieser Nachricht von anderer Seite liegt bisher nicht vor. Sie Schrlftl.) Französischer Besuch an der italienischen Front o Lugano, 12. Mai. (Drahtbericht.) Erministerpräfident Barthou. Exminister Ptchon, der Deputierte Reinach, der Akademiker Barrds und der Präsident der Paris—Lyon—Mediterranöe-Eisen- bahn Derviller sind gestern von Paris in Turin eingetroffen und nachts nach Udine weitergereist, um auf Einladung der italienischen Regierung die i t a l i e n i s ch e F r v n t zu besuchen. Die Reise ist als ein Beschwichtigungsversuch des französischen Publikums anzusehen, daS nach wie vor trotz der Pariser Berbrüderungsbankette fortfährt, handgreiflichere Beweise der italienischen Freundschaft und Hilfe zu fordern. Wie .Glornale d'Ikalia' mittelst, erklärte Pichon vor der Ab reise von Paris seinen Pariser Korrespondenten, der Zweck ihrer Reise sei, nach ihrer Rückkehr mit ihrer Autorität als Augenzeugen die Be deutung des Kampfes, den die Italiener gegen die Menschen und Ele mente führen, bezeugen zu können. (.L. A.') vvtb. Bern, 12. Mai. (Drahtbericht.) Die Agenzia Stefani meldet: Der französische Handelsminister Clömentel wird heute in Rom erwartet. Nach einem Begrüßungsartikel im «Messaggero' wird er mit Salandra und Sonnino sowie mit dem Handels und dem Finanzminister Besprechungen haben, die für die Wirtschafts konferenz in Paris eine Acbereinstimmung zeitigen soll. Fürst Bülow beim Kaiser? (r.) Bon der holländischen Grenze, 12. Mai. (Eig. Drahtbericht.) Der „Nieuwe Rotterdamsche Courant " ver öffentlicht eine Havaä-Meldung, nach der Fürst Bülow vom Kaiser nach dem Großen Hauptquartier entboten worden sei. Man lege großes Gewicht auf diese Besprechungen. Woher die „Agence Havas" über eine so interne deutsche Angelegenheit, wie es die Berufung Bülows zum Kaiser wäre, Bescheid wissen will, ist etwas rätselhaft. Wir verzeichnen des halb ihre Meldung mit allem Vorbehalt, ohne indes ihre Nichtigkeit bestreiten zu wollen. Das Strafgericht in Irland vvtb. London, 12. Mai. (Drahtbericht.) Der Nationalist Dillon lenkte im 1tnterhause die Aufmerksamkeit auf die Hin richtungen in Irland und verlangte von der Regierung, daß sie eingestellt würden und daß die Gerichtssitzungen in Zukunft öffentlich sein sollen, damit den beunruhigenden Gerüchten über daS Auftreten der Militärbehörden ein Ende gemacht werde. ASquith wieS auf die schrecklichen, ohne Herausforderung begangenen und nicht za ent schuldigenden Missetaten hin, die durch die Rebellen an Militärpersonen und Bürgern begangen worden seien. Nicht weniger als 1315 Per- sonen seien verwundet worden, von denen A4 gestorben seleu. Ferner erklärte Asquith, daß noch zwei Führer, dia den revo lutionären Aufruf mit unterzeichnet hätten, erschossen werden. Er gab aber gleichzeitig zu erkennen, daß darüber hinaus keine Hinrichtungen stattfinden würden, und daß die Regierung die große Masse der Auusständischen milde behandeln würde. Er wies ferner auf den ungewöhnlichen Zustand hin, der jetzt in Irland bestehe, und teilte unter lautem Beifall mit, daß er sosork nach Irland abzureisen beabsichtige, um dort mit Militär- und Zivilpersonen zu beraten, um die Verhältnisse in Irland für die Zukunft so zu regeln, daß alle Par teien Irlands damit zufrieden sein würden. wtb. London, 12. Mai. (Drahtbericht.) Die .Times' mel den: Das Parlament wird augenblicklich durch die irische Frage völlig beansprucht. Die beiden Nationalistengruppen sind sehr beunruhigt, und das ganze Haus befindet sich in einem nervösen Zu st and. Deutliche Anzeichen sind vorhanden, daß die jüngsten Ereignisse eine veränderte parlamen tarische Lage erzeugen, bei der die irischen Parteien die Rolle wachsender Bedeutung spielen können. Ohne Wissen der militärischen Behörden erschossen >2 Kopenhagen, 12. Mai. (Drahtbericht.) Nach einer Blätter meldung aus London sind in der Portobello-Kaserne in Dublin drei Personen ohne Kenntnis des militärischen Ober kommandos erschossen worden. (,<B. Z. a. M.') 2 Rotterdam, 12. Mai. Nach einer Meldung sagte Asquith im Anlerhause: Der Journalist Skefsinglon in Dublin ist ohne Borwissen der militärischen Autoritäten standrechtlich erschossen worden. Der Offizier, der die Hinrichtung befahl, wurde verhaftet und wird vor ein Kriegsgericht gestellt «erden. Nach einer Blättermeldung ist das Haus Skeffinglons von Sinn-Feinern beseht und während der Kämpfe schwer beschädigt worden. Nach seiner Erschießung wurle Skefsinglon innerhalb der Portobello Kaserne beigeseht. Die Leiche wurde später aber ausg?groben und zum Kirchhof über geführt. („B. Z. a. M.') vvtb. London, 12. Mai. (Drahtbericht.) Amtlich wird aus Dublin gemeldet: D-e kriegsgerichtlichen Ver handlungen gegen die Aufständischen in Dublin sind ab geschlossen. Es wird seht gegen die in den Provinzen ver hafteten Personen verhandelt werden. Englands ägyptische Sorgen wachsen (r.) Haag, 12. Mai. (Eigener Drahtbericht.) Der .Nieuwe Courant" meldet aus London, daß nach in dortigen Militärkreisen umlaufenden Gerüchten die militärische Lage Aegyp tens, was die Westgrenzen anbelange, wegen starker An drangsbewegung der Senussi-Araber, die mehrere wichtige Ooasen und sonstige Stützpunkte besetzten, seit einiger Zeit beunruhigender geworden ist. Die in den fraglichen Oasen verschanzten Araber erhielten sortgcjetzl Verstärkungen und drohten die Verbindungslinien nach den großen Nilsperren abzuschneiden. Die Ankunft italienischer Truppen bei Sollum werde, da sie verspätet sei, für wertlos gehalten. ntb. Rom, 12. Mai. (Drahtbericht.) D:c .Agenzia Stefani' meldet amtlich: Nach angemessener Vorbereitung haben unsere Truppen am 4. Mai an der Küste der Cyrenaika, gegen die ägyptische Grenze hin, auf dem Seewege Marsa, Moresa und von dort auf dem Landwege am 5. Mai den Hafen Bardia beseht, beides Zentren für die Verpflegung feindlicher Unterseeboote und für den Schmuggel nach dem Innern. An Berd eines der die Transporte ge leitenden Schiffe befand sich Said Hiilal, der Bruder des Scheichs der Senussi, mit einigen der bedeutendsten Häuptlinge der Mar- marica, welche sich der Expedition aus freien Stücken angeschloffen hatten. Die Besetzung dieser beiden Ortschaften, die sich auf dem Ge biet der Rebellen befinden, welche inm t'e.i von mit Minen besäten Ge wässern durchgcführt wurde, wurde ohne Zwischenfall zu Lande und zu Wasser bewerkstelligt. - Entscheidungsstunden O Wie uns unser Mitarbeiter an der italienischen Grenze mitteilt, hatten in der vorigen Woche die kriegsbcgeisterten Mai länder Fabrikanten und Großkaufleute mit Schweizer Freunden Wetten über Wetten abgeschlossen auf den Kriegsausbruch zwi schen Deutschland und Amerika. Nun, da die Schweizer ge wonnen haben, rast Mailand vor Ingrimm und Wut, und an der dortigen Börse mußte Wilson sich sogar als Verräter beschimpfen lassen. Kein Wunder, hatte man doch gerade in dem seinem wirt-» schaftlichen Nuin entaegengchendcn Italien mit Inbrunst nach den Milliarden, die aus Amerika herüberströmen sollten, ausgeschaut. Aber nicht nur in Mailand und Nom, auch in Paris und London ist die Enttäuschung darüber groß, daß der Bruch zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten ausgeblieben ist, ja selbst die gelbe Presse Amerikas speit Feuer und Flamme, daß ihre schönsten Träume sich nicht erfüllten. Wer heute ruhig und ohne Voreingenommenheit den Erfolg der deutschen Note prüft, wird zugestehen müssen, daß wir eine große, vielleicht die letzte wirkliche Hoffnung des Vierverbandes zerschlagen haben, und daß von einer Niederlage und einem schmählichen Rückzug der deut schen Regierung nicht die Rede sein kann. Auch davon nicht, daß Wilson die Situation allein beherrsche, indem er eine Ver quickung unseres U-Bootkrieges mit dem britischen Aushunge rungsplan ablehne. Die Pflicht bleibt ihm doch, nun auch gegen über England wegen seiner Schädigung und Vergewaltigung der Interessen der Neutralen mit derselben Entschiedenheit aufzu treten, die er uns gegenüber an den Tag gelegt hat. Und in der Tat soll Wilsons Staatssekretär und Berater Lansing ja auch be reits erklärt haben, daß nunmehr auch England gezwungen wer den könne, den amerikanischen Forderungen nachzukommen. Mittel dazu hat die amerikanische Regierung in der Hand, sie braucht, um das wirkungsvollste herauszugreifen, nur mit der Ein stellung der Munitionslieferungen zu drohen, um ihren Forde rungen Nachdruck zu verleihen. Doch es bleibt abzuwarten, was Wilson nun wirklich tun wird. Die Enttäuschung unserer Feinde über den Ausgang unserer Verhandlungen mit Amerika ist um so größer, als sie nicht nur von den Vereinigten Staaten direkt viel erwarteten, sondern von deren Eintritt in den Krieg auch eine Erleichterung der Einwirkung auf die Neutralen Europas erhofften. Es müßte, so rechnete man, von den Holländern, Dänen und Schweden, von den Griechen und Rumänen, um dem unerträglichen Druck Englands und seiner Bundesgenossen zu entgehen, wie eine Erlösung begrüßt werden, daß sie mit den Vereinigten Staaten gegen die Zentralmächte sich stellen und damit dem furchtbaren Ringen ein baldiges Ende be reiten könnten. Nun, da auch diese Hoffnung trog, suchen die Mächte des Vierverbands, die uneigennützigen Beschützer der Kleinen und Schwachen, wieder auf direktem Wege ihren Druck auf die Neutralen geltend zu machen, um sie in den Krieg zu zwingen. An Spanien hat, wie aus Budapest gemeldet wird, England bereits am 18. April eine geheime Note gerichtet und die spanische Regierung aufgesordcrt, die in den spanischen Häfen liegenden deutschen Schiffe zu beschlagnahmen und die Meerenge von Gibraltar zu sperren, damit keine neuen deutschen U-Boote nach dem Mittelmecr durchfahren können. Doch Spanien ist kein Portugal, und die Antwort auf sein sonderbares Angebot erhielt England bei der Eröffnung der spanischen Kammer durch König Alfons, der erklärte, daß Spanien seine Neutralität auf richtig fortsehen werde. Daß Schweden durch die Befestigung der ÄalandSinseln, die Rußland unter dem Bruch aller bestehen den Verträge vorgenommen hat, vor eine Entscheidungsstunde gestellt ist, das predigt der frühere schwedische Generalstabschef und Englandfreund, General Rappe, seinen Landsleuten Tag für Tag aufs eindringlichste. Und es ist zweifellos, daß England die russischen Bemühungen, Schweden zu demütigen und gefügig zu machen, seinerseits mit den bekannten Druckmitteln tatkräftig unterstützt. Wir müssen es den Verantwortlichen in Stockholm überlassen, wie sie sich entscheiden wollen, aber General Rappe dürfte Recht haben: um die Entscheidung kommen sie nun kaum mehr herum. Mit allen Mitteln arbeiten die Vertreter des Vlerverbandes wieder auf dem Balkan, um Rumänien und Griechenland zu ge winnen oder zu zwingen. Das Handelsabkommen, das Rumä nien mit Deutschland schloß, sucht man, und wenn das rumänische Volk dabei Hunger leiden muß, durch alle möglichen Schikanen unwirksam zu machen, und scheut die Bestcchungsgelder so wenig, wie in früheren Monaten. Auch Rumänien muh sich bald, namentlich sobald das günstige Wetter wieder größere Kriegs operationen an der Russenfront ermöglicht, entscheiden, auf wessen Seite es sich stellen will, wenn es nicht zwischen zwei Stühlen sich nicderlasscn soll. Wie sehr sich am Balkan die Dinge zuspihen, das geht aus den Meldungen über das Vorgehen der Entente gegen Griechenland hervor. Zwar dürfte die angedrohte Kündigung des griechisch-serbischen Vertrags durch Serbien in Athen wenig Eindruck machen, wenn sie überhaupt jemals in Frage kam, aber daß man Griechenland, so oder so, zu einer Ent-- scheidung zu zwingen gewillt ist, das wird sich kaum mehr leugnen lassen. Das Ansehen des Vierverbands ist durch die Niederlagen auf Gallipoli und bei Kut-el-Amara so schwer geschädigt, daß ein weiteres untätiges Verharren bei Saloniki oder gar eine Nieder lage auch dort unerträglich geworden ist. Ohne Griechenlands Hilfe, dessen schlagfertiges Heer vielmehr im Rücken, ist aber eine erfolgversprechende Aktion, die nach eines Großsprechers Wort ja über Sofia nach Budapest und Wien führen soll, nicht denkbar. Also muß Griechenland sich entscheiden. Die Entente plant des-